Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Achso, die Alraune war in dem Öl. Dann musste er jetzt wohl vorsichtig sein. Aber das man die giftigen Dinge erst am Ende zumischte fand er durchaus logisch und sinnvoll.


    "Darf ich mal zusehen, wie ihr das Gift der Schlangen gewinnt? Das ist doch sicher sehr gefährlich! Werden da oft Leute gebissen?"


    Er fand die Vorstellung irgendwie faszinierend aber auch ein wenig beängstigend. Auf jeden Fall rauschte ihm ein Kribbeln über den Rücken, wenn er sich das vorstellte.

    Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Allerdings brachte ihn das nicht besonders weiter, denn die Bildchen der Ägypter mochte er nicht zu deuten.
    "Ich kann die Zeichenschrift nicht lesen, leider. Zwar kenne ich ein paar Zeichen, aber das wird sicher nicht reichen. Aber vielleicht kann sie mir ja jemand dort übersetzen."


    Sicher gab es da jemanden im Museion der das konnte.
    "Ich werde versuchen die beiden Lehren nicht zu vermischen. Die Linsen müssten fertig sein." Als die beiden neuen Ingredenzien dazukamen, macht Anthi weiter und vermischte auch diese. "Wieso kommt die Alraune zuletzt? Ist das jetzt nur Zufall oder ist die besonders empfindlich?"

    Das beruhigte ihn doch sehr. Eigentlich war er ja enthaart, da war er sehr eitel und außerdem wurden Haare am Körper gerne bei der Schwerathletik von den Gegnern missbraucht. Aber seine Augenbrauen würde er ganz sicher nicht, wie der Priester, abschneiden. Das war wohl eher was für kurzsichtige Heiler.


    "Ich möchte hier und am Museion lernen. Dort habe ich auch schon einige Schriften gelesen und versuche halt das ganze was ich hier und dort lerne richtig einzuordnen. Aber wie ich sehe werde ich das nicht vereinen können. Aber das hindert mich nicht daran die beiden Sachen parallel zu lernen. Es kann nicht schaden, beide Methoden zu kennen. So habe ich die doppelte Chance, dass es hilft. Aber bisher lese ich dort nur."


    Er hoffte der Ägypter nahm ihm das nicht übel.

    Wunderbar. Da liess der Alte ihn bei dem Patienten am Atem riechen, und jetzt sagte er ihm, dass darin wohl böse Geister lauern. Anthi war sich zwar keiner Schuld bewusst, weswegen er davor Angst haben müsste, aber ein wenig unheimlich war das schon


    "Dann kann man also die Krankheiten mit dem bösen Atem nicht mit dem Ausgleich der Säfte behandeln, sondern nur die Sachen, die durch falsche Nahrung entstanden sind?"


    Dann lag ihm noch eine Frage ganz besonders auf der Zunge.


    "Nun, meine Frau erwartet ein Kind. Was muss ich tun um zu verhindern, dass ich mich anstecke und es dann auf sie übertrage?"
    Das sie ja noch nicht verheiratet waren, brauchte der Alte nicht zu wissen. "Nicht das ich anfällig wäre für Krankheiten, aber muss ich noch etwas beachten, außer mir gut die Hände zu waschen?"

    "Wirkt jedes Schlangengift so betäubend, oder nur das der Kobra?" fragte er, während er anfing die Linsen zu mahlen. Das fiel ihm nicht allzu schwer, denn Kraft hatte er mehr als genug. Eigentlich musste er hauptsächlich aufpassen, keine Linsen aus dem Mörser zu schießen.


    Während er sich noch abmühte, mit der Zeit war es doch ganzschön anstrengend den Stößel immer so fest zu halten, kam ihm noch eine Frage in den Sinn: "Was meinst du eigentlich mit diesem bösen Atem?"

    Anthi merkte sich alles. Wein und Essig also...aber diese Alraune, darunter konnte er sich im Moment rein gar nichts vorstellen. Er folgte dem Alten aufmerksam und schaute sich um. Hier schien es eine richtige Medizin- und Salbenküche zu geben. Gerne hätte er den Sklaven noch beim Kochen zugeschaut und was sie da noch so trieben, aber der Alte blieb nicht stehen. Natürlich hätte er ihn gleich wieder eingeholt gehabt, aber das hätte er als unhöflich empfunden.


    Offenbar hatte Neferabu Probleme mit seinen Knien, denn er trug dort eine Salbe auf. Das Gelenk war dick geschwollen. "Wenn ich dir bei was helfen kann, weil du Probleme mit deinem Knie hast, dann gehe ich dir gerne zur Hand."

    Anthi half dem Alten auf und ärgerte sich: Das mit dem Austrocknen hatte er nicht bemerkt. Er hatte bemerkt, dass die Haut des alten Mannes brüchig war, aber hatte nicht die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Jetzt wusste er was sein Lehrer damit meinte, wenn er sagte man soll erst richtig schauen.


    "Für was sind die Alraune und der Essig? Ich meine, was bewirken die? Also der Linsenbrei ist zur Stärkung, soviel hat Inhapy mir schon beigebracht. Die müssen ja noch einen anderen Zweck erfüllen, sonst würde es ja auch Wasser tun, oder liege ich da falsch?"


    Als sie nach draußen gingen, wusch er sich sorgfältig die Hände.

    Das Herz pumpte also das Blut? Laut Sokrates war das Herz dazu da mathematische Probleme zu lösen! Natürlich war das veraltet, aber sowohl Herophilos als auch Erasistratos lehrten, dass Luft durch die Venen und Arterien strömte. Nur wenn diese verletzt waren bluteten sie. Das war ja auch logisch, schließlich sah man den Adern ja an, dass sie blau waren wie der Himmel und nicht rot wie das Blut-also musste darin ja Luft sein! Folglich war das Herz eine Luftpumpe...


    Aber der Alte war ein erfahrener Heiler, also versuchte er ihm einfach mal zu glauben, auch wenn es ihm schwer fiel.
    "Gut, ich werde geduldiger sein. Ich bin nur ein bisschen aufgeregt, weil ich so viele verschiedene Dinge gelesen habe und nun hier bin, vor einem richtigen Patienten, dem es schlecht geht."

    Wie, seine Diagnose stimmte nicht. Aber die gelben Augen waren doch eindeutig! Hippokrates hatte Wissen aus den Büchern des Lebens übernommen? Das konnte er schon zweimal nicht glauben. Aber was slls, dachte er sich. Er wollte hier etwas lernen und nicht diskutieren, wer bei wem gespickt hatte.
    "Also gut. Er hat einen langsamen aber regelmäßigen Puls. Dazu die gelben Augen. Sein Atem riecht süßlich, und er hat Fieber. Außerdem ist er alt und seine Zähne sind offenbar faul. Vielleicht leidet er unter einer Entzündung der Zähne, die sich nun langsam ausbreitet und ihn zusehends schwächt. Oder er hat sich falsch ernährt. Vielleicht auch beides. Das würde wohl auch das geschwächte Blut erklären. Allerdings verstehe ich nicht wie du aus dem Blutfluss schließen kannst, ob das Herz betroffen ist oder nicht."


    Anthi gefiel dieses Fischen im Trüben ganz und gar nicht.

    Anthi stieß mit dem Rhomäer an. Ob ihm das von anderen Griechen misbilligende Blicke einbrachte war ihm egal. Vor allem nach der Aktion der Legion vor dem Tychaion war die Stimmung nicht allzu positiv, wenn es um Rhomäer ging. Allerdings wusste Anthi auch ganz genau, dass es beileibe nicht vom Volk abhing ob jemand ein anständiger Mensch war oder nicht. Er kannte jetzt schon einige Rhomäer und die meisten von ihnen mochte er.


    "Dann stoßen wir doch auf unser Glück an und trinken auf Tyche, dass sie uns hold bleibt."


    Hoffentlich verstand er seine Wort nicht falsch.

    "Was macht denn ein Magister Officiorum genau?" In der Polis hatten sie gänzlich andere Namen für die Posten.

    Auch Anthi nahm einen Schluck von seinem Saft. Also Marcus war garantiert ein Philosoph! Geschätzte zwei Dutzend Fragen in einem Monolog, das war ordentlich. Leider hatte der Athlet die ersten paar schon wieder vergessen, bevor Marcus ausgeredet hatte. Sokrates hätte ihm wohl auf den Schnabel geklopft, waren doch einzelne Fragen mit einer sofortigen Antwort viel effektiver.
    "Dann kommt es also darauf an, ob man mit einer Frage seine eigene Erkenntnis mehren möchte, oder die seines Gegenübers?"

    Er hörte dem Heiler gespannt zu und beobachtete alles sehr genau. Anthi hatte sich schon seine Meinung zum Zustand und der Krankheitsursache gebildet, denn wenn die Augen gelb waren, war das ein eindeutiges Zeichen.


    "Er scheint in seinen Organen zu viel cholé, also gelbe Galle, zu haben. Da würde ich auf die Leber tippen, denn dort kommt die gelbe Galle her. Deswegen haben sich auch seine Augen gelb verfärbt. Cholé gilt als heiß und trocken, was meine Theorie bestätigen würde, denn ich sehe weder an der Nase noch am Mund irgend einen Ausfluss. Da die gelbe Galle weiblich ist, herrscht wohl ein Ungleichgewicht im Körper des Patienten und wir sollten versuchen dieses, durch zuführen einer Medizin die dem männlichen zugeordnet wird, zu heilen. Alternativ wäre eine Kühlung durch Wasser, etwa auf der Stirn und den Waden sinnvoll, denn dieses ist ein Übergangselement und kann zusätzlich helfen den Zustand in Richtung Ausgleich zu verschieben."


    Anthi war stolz auf sich, dass er den Zustand des Patienten so gut auf Hippokrates' Säftelehre angewandt hatte.

    Er schaute sich den Alten genau an. Er schien nicht bei Sinnen zu sein. Dann legte er ihm sanft seine Hand auf die Stirn. Er war ungewöhnlich heiß und der Schweiß war kühl.


    "Er ist sehr alt. Er fühlt sich heiß an und hat kalten Scheiß, also hat er offenbar Fieber. Zudem ist er nicht ansprechbar. Woher es kommt, kann ich so noch nicht genau sagen, aber wegen seines Alters und seiner dünnen Haut, würde ich sagen er liegt im Sterben."


    Das war sein erster Eindruck, und natürlich noch nicht sein endgültiges Urteil. Aber Neferabu wollte ja wissen, was er sah und nicht wie sein endgültiges Urteil war.

    Anthi beäugte die Schlange sehr kritisch. Eine Kobra? Mit Schlangen kannte er sich nicht allzu gut aus, aber selbst er wusste wie giftig diese Schlangenart war Aber er war außerhalb ihrer Reichweite, so hoffte er zumindest. Allerdings war er jederzeit bereit diesen Abstand wieder herzustellen, sollte sie entscheiden auf ihn zuzuschlängeln. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Wenn er tot war, würde er niemandem mehr helfen können...


    Ànthimos merkte sich die Worte des Priesters genau. Aufs Aufschreiben verzichtete er: Es war unmöglich auf die Wachstafel und die Schlange gleichzeitig zu achten. Dann folgte er schnell dem Priester...viel schlimmer konnte es ja nicht mehr kommen!

    Anthi hatte sich aufmerksam umgeschaut, aber noch keine Schlange entdeckt. Ebensowenig wie Patienten, auch wenn ab und an Geräusche an sein Ohr drangen die die Anwesenheit von Kranken verrieten. Dann kam der alte Mann. Er war nicht wirklich schön anzusehen, strahlte aber eine gewisse Erhabenheit aus, die sofort Vertrauen einflößte.
    Er wirkte gepflegt und sauber, wie es ein Heiler zu sein hatte.


    Auch der Grieche verneigte sich kurz. "Sei gegrüßt. Es ist mir eine Ehre dich kennen zu lernen."

    Zitat

    Original von Iunia Urgulania

    Ja, es handelt sich tatsächlich um Strausseneier. Allerdings muss ich gestehen, dass ich sie selbst noch nie gegessen habe, aber unser Koch versicherte mir, dass sie vorzüglich sein sollen.


    Anthi probierte das Straußenei und nickte dann zustimmend. "Da hat dein Koch wahr gesprochen. Sie schmecken wirklich vorzüglich. Es ist ein etwas stärkerer Geschmack als bei den Hühnereiern-vorzüglich."


    Dann blickte er aufmerksam zu Marcus Achilleos. Auch er verstand den Sinn der Stäbchen nicht und zuckte mit den Schultern. Er verfolgte weiter das Gespräch und freute sich dann über das Lob von Marcus.


    "Da lobst du mich aber zu viel. Ich hab dir doch nur ein paar Fragen gestellt. Das macht mich ja nicht gleich zu einem zweiten Sokrates.", wehrte er das Lob lachend ab.


    Dessen Fragetechniken hatte Anthi schon immer bewundert. Allerdings resultierten seine Fragen eher aus purer Neugierde, als aus philosophischem Kalkül und das wusste er auch. Aber hier schien er Marcus wirklich mit seinen Fragen zu einer Erkenntnis geführt zu haben. Darüber freute sich Anthi schon, und ein klein bisschen stolz war er darauf ebenfalls.

    Oha, dann musste er aber vorsichtig sein.


    "Nein, ich habe keine Angst. Aber ich habe Respekt und werde nun vorsichtig sein. Bei giftigen Schlangen nicht vorsichtig zu sein wäre dumm und vielleicht tötlich."


    Ein bisschen mulmig war ihm schon, allerdings war es mehr Aufregung als Angst. Anthi war halt einfach nicht der Typ der lange über seine Sterblichkeit nachdachte. Da drinnen waren noch andere Menschen, und wenn die nicht gebissen wurden, dann würde er auch nicht gebissen werden. Und wenn er doch gebissen wurde, dann war er immernoch groß und stark und würde sicher die Bisse der meisten Schlangen überleben.

    "Na gut, na gut, dann will ich mal nicht so sein." Er erhob sich auffallend langsam. "Aber da muss ich mir erst die Hände waschen, sonst klebt die Überraschung nachher noch vor lauter Honig." Schnell stopfte er noch den letzten Rest Brot in den Mund und wusch sich seine Hände mit Wasser aus dem Eimer der dafür vorgesehen war. Auch das machte er sehr sehr langsam und sorgfältig. Er liebte es Leute auf die Folter zu spannen. Die Kleine rutschte schon ganz ungeduldig auf dem Stuhl hin und her. Dann öffnete er die Tür zu ihrem Schlafzimmer, zwinkerte den beiden zu, sagte "Bin gleich wieder da!" und schloss sie wieder hinter sich. Dann kramte er möglichst geräuschvoll in seinem Schrank, kläperte ein wenig mit dem Nachttopf und machte andere "sehr beschäftigte Geräusche".

    "Auch laut Hippokrates ist die Reinlichkeit äußerst wichtig. Vor allem beim Umgang mit Galle, Blut und Schleim ist darauf besonders zu achten. Außerdem soll man auf sein Aussehen acht geben, um dem Patienten zu zeigen, dass man auch auf sich achten kann. Und man soll gut riechen, damit der Patient das als angenehm empfindet. Ich habe mir extra schon wohlriechende Salben gekauft."


    Anthi betrachtete das Haus ein wenig misstrauisch. Klar konnte man die Schlangen gut erkennen, aber besonders kunstfertig waren sie nicht gezeichnet.


    "Und da drin gibt es wirklich Schlangen? Doch hoffentlich keine giftigen, oder?"


    Vorhin hatte er so leichthin gesagt, dass er vor Schlangen keine Angst hatte. Das stimmte ja auch, aber er war vorsichtig! Gerade bei giftigen Schlangen war man dumm, wenn man nicht vorsichtig war.

    Aha, sie hatte als erzählt er würde sich prügeln? Also ein Fasustkampf oder der Pankration war mitnichten einfach mit einer wilden Prügelei gleichzusetzen. Da würde er mit Pelo wohl mal reden müssen...
    "Da passiert nur ganz selten was. Außerdem ist das Museion direkt in der Nähe, wenn doch mal etwas passieren sollte. Aber mit Prellungen, blauen Flecken und solchen Sachen geh ich nirgends hin. Die behandel ich selbst. Und das ist meistens alles, was man da abbekommt."