Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Anthi war schon ganz nervös. Heute würde er das erste mal dabei sein, wie jemand behandelt wurde. Vielleicht durfte er sogar selbst was machen. In den letzten Tagen hatte er im Museion einiges gelesen. Das meiste war von hippokrates gewesen, aber er hatte sich auch ein paar anderen Autoren beschäftigt. In einer Abhandlung über Gynäkologie hatte er auch eine Beschreibung gefunden, wie eine Hebamme sein sollte-das wollte er Inhapy natürlich nicht vorenthalten.


    So klopfte er etwas aufgeregt an die Tür der Hebamme.

    Anthi registrierte verwundert, was Marcus da auspackte. Für Zahnstocher waren die Dinger auf jeden Fall zu groß...aber was sollte man sonst damit machen? Auch der athlet zögerte und wollte eigentlich nicht als erster zugreifen. Allerdings knurrte sein Magen schon bedenklich und wenn keiner den ersten Schritt tat, würde sie wohl verhungern.


    Also nahm Anthi ein halbes Straußenei, und zwei Hühnereier und würzte alle mit Garum. "Wunderbar, ich liebe Eier. Aber so große habe ich noch nicht gegessen. Sind das Straußeneier?"

    Anthi nahm den Becher und erhob ihn. "Herzlichen Glückwunsch! Dann hast du ja wirklich etwas zu feiern. Ich hoffe bei mir ist es bald ebenfalls so, denn so die Götter wollen, werde ich vielleicht der neue Agoranomos der Polis." Anthi war sich sicher, dass der die Ephebia bestanden hatte.


    Anthi freute sich schon auf die Wahl der Polites, und er rechnete sich gute Chancen aus Mithridates Castor zu beerben, zumal dieser ihn selbst als seinen Nachfolger vorgeschlagen hatte. Dann hatte er aber noch eine Frage an den Rhomäer. "Entschuldige bitte die Frage, aber ich habe bei unserer ersten Begegnung deinen Namen gar nicht mitbekommen...mich nennt man außer Scriba Bantotakis gelegentlich auch einfach nur Ànthimos." Dies fügte er mit einem Zwinkern und einem Lächeln hinzu.

    Ànthimos nickte dem Gymnasiarchos zu, als dieser mit ihm redete. Er selbst sagte nichts, zu sehr kochte die Wut in ihm. Er konnte sich diesen merkwürdigen Machtbeweis der Rhomäer nicht erklären. Es sah nach reiner Schikane aus und so etwas machte ihn wütend. Fast so wütend wie damals, als er und seine Brüder vor dem Tor des Castellums gestanden hatten und abgewiesen wurden.


    Aber wieder einmal hatte sich Octavius Matrinius als vorbildlich erwiesen und gezeigt, dass er ein durch und durch anständiger Mensch war. Erst jetzt verstand er wirklich warum Penelope den Römern gegenüber so reserviert war. Sie waren Barbaren und Kriegstreiber! Natürlich nicht alle, aber zumindest von den meisten Soldaten musste man so etwas erwarten. Er würde es sich merken...So blieb er erstmal weiter vor dem Eingang des Tychaions stehen und folgte Nikolaos nicht.

    Anthi legte ihr behutsam seine Pranke auf den Kopf. "Das macht doch nichts. Jetzt essen wir erstmal was, und dann sehen wir weiter." Anthi setzte sich auf den Stuhl links neben Penelope. "Wärst du so nett mir auch eine Scheibe abzuschneiden? Du weist ja, dass das bei mir immer so schief wird.", fragte er Pelo, grinste breit und zuckte mit den Schultern. Dann wandte er sich wieder der Kleinen zu. "Wie ich sehe hast du meine Verlobte schon kennengelernt. Und habe ich zuviel versprochen?"


    Jetzt war er mal auf die Antwort gepannt. Kindermund tut Wahrheit kund, sagte man doch immer so schön.

    "Damit hat er auch recht, aber leider scheint er nicht zu bedenken, dass die Eltern der Kinder darauf angewiesen sind, dass die auch arbeiten. Meine Verlobte hat ja lange in Rhakotis gelebt und daher unterrichten wir auch drei Jungs zwei Mal die Woche. Allerdings erst Abends nachdem die zwei ältesten aus der Ziegelbrennerei kommen."


    Das Leben in Rhakotis ist hart, und die Menschen dort blieben nicht freiwillig ungebildet. Aber zuerst kam nunmal das Fressen und dann die Philosophie.

    Heute war es hart gewesen in der Arbeit. Gerade jetzt zum Ende der Pythanie wollten einige Händler noch schnell eine neue Betriebserlaubnis beantragen, da viele Angst hatten der neue Agoranomos wäre deutlich rigider als Mithridates Castor. Vielleicht hatten sie damit dem zukünftigen Agoranomos heute einen Haufen Arbeit gemacht...
    Danach war er noch trainieren gewesen und daher jetzt rechtschaffend müde.


    Und jetzt freute sich Anthi auf sein zu Hause. Er hatte geplant gemütlich zu Essen und sich dann mit Penelope gleich ins Bett zu legen. Vielleicht würde er sie ja auch überreden können, ihm noch etwas vorzuspielen. Als er die Tür schwungvoll öffnete, sah er sie wie sie gerade den Tisch deckte. Neben ihr stand das kleine Mädchen, dass er vor ein paar Tagen kennengelernt hatte, und das ihm die Farbe aus dem Gesicht gewischt hatte.


    "Hallo ihr zwei.", meinte er fröhlich. Dann gab er Penelope einen Kuss auf die Wange, wandte sich anschließend der Kleinen zu und fragte sie freundlich: "Ich dachte schon du hättest uns vergessen. Ist dir was dazwischen gekommen?"

    Ànthimos hatte den Aufmarsch ebenfalls beobachtet. Eigentlich hatte er ihn vielmehr gehört und erst dann nachgeschaut was denn da vor sich ging. Irgendwie hatte dieses Aufmarsch etwas Unheilverkündendes an sich.


    So eilte er dann zum Eingang des Tychaions, postierte sich aber zuerst etwas seitlich um das Ganze zu beobachten. Als er dann allerdings sah, dass der Gymnasiarchos auf den Stufen stand und deutlich irritiert wirkte, ging er zu ihm und stellte sich demonstrativ hinter ihn. Natürlich mochte er Nikolaos nicht besonders, aber er war der Gymnasiarchos und sein Lehrer, also sah Anthi es als seine Pflicht an, ihm zur Seite zu stehen-vor allem gegen die Rhomäer. Ihm fiel einfach kein sinnvoller Grund ein, sich so derart vor dem Tempel zu positionieren.


    Allerdings wurde auch der Athlet ein wenig blass, als er seinen Lehrer von "Bedrohung" und "Aufstand" reden hörte.

    Neben Hippokrates hatte er noch einige weitere interessante Schriften aufgetan. Nicht dass er mit Hippokrates Schriften schon fertig gewsen wäre, aber er wollte sich auch die Werke anderer Mediziner anschauen. Heute widmete er sich dem Rhomäer Aulus Cornelius Celsus der eine Medizinische Enzeklopädie verfasst hatte. Da dieser Mediziner auch hier in Alexandria gearbeitet hatte, war zum Glück sein gesamtes Werk vorhanden. Ein Zitat, dass schon im Vorwort stand gefiel ihm besonder gut: Wie der Ackerbau den gesunden Körpern Nahrungsmittel verspricht, so verheißt die Medizin den kranken Gesundheit.
    Außerdem bezog er sich auf Hippokrates und erklärte, dass man die Heilkunde in drei Teilbereiche einteilen müsse: Diätetik, Pharmakotherapie und Chirurgie. Aber dann traf er auf eine Stelle, die sich essentiell von den Auffassungen Hippokrates unterschied: Celsus forderte, dass an lebenden Menschen chirurgische Versuche durchgeführt werden solle. Anthi war sofort klar, dass das ganz klar dem Eid des Hippokrates wiedersprach. Aber auch die Argumente von Celsus waren sehr gut...darüber würde er nachdenken müssen.


    Mit nachdenklicher Miene klappte er das Buch zu.

    Das war Matrinius wie er ihn kannte: Nur kein Wort zu viel.

    "Was macht er denn da so? Und was verspricht er denn? Ich habe mich zwar einige Male mit ihm unterhalten, allerdings ging es dabei nicht um die Akademie, von daher bin ich da noch sehr unwissend."


    Er spitzte weiter seine ohren. Hoffentlich kam Penelope bald, diese Warterei und die Ungewissheit nagten sehr an Anthis Nervenkostüm.

    Gerne nahm Anthi die Einladung an und setzte sich zu dem Rhomäer.

    "Ja, gerne. Da bin ich aber beruhigt, dass alles geklappt hat. Wie wäre ich denn sonst vor meinem Vorgesetzten dagestanden?"


    Ànthimos wollte in der Arbeit, wie auch im Stadion immer das Beste geben und das hätte ihm wirklich sehr missfallen.


    "Was gibt es denn zu feiern?"

    "Und wie war dein Eindruck?" So gut kannte er Matrinius inzwischen, dass Anthi wusste, dass man ihm alles aus der Nase ziehen musste. Von sich aus, gab der Rhomäer nichts von sich preis. Wahrscheinlich war es die militärischen Korrektheit, schließlich waren Soldaten ja nicht zum Reden da.

    Ànthimos hatte das Ergebnis einer Betriebsprüfung in den goldenen Ibis gebracht. Und da es nun sowieso Zeit war etwas zu essen, hatte er sich entschlossen das einfach hier zu tun. Nachem er also dem Wirt den positiven Berscheid ausgehändigt hatte, schaute er sich nach einem Platz um. Eigentlich war noch viel Platz, aber ein Rhomäer erregte seine Aufmersamkeit. Irgendwoher kannte er den doch...ach ja, das war der Rhomäer, für den er die Platz in der Karawane organisiert hatte. Aber was machte der denn dann jetzt noch hier? Und da Anthi sehr neugierig war, ging er einfach mal hin und fragte freundlich.
    "Salve, entschuldige bitte die Störung, aber hat dich Titus doch nicht nach Memphis mitgenommen? Er versprach mir, er würde einen Platz für dich haben."


    Mit dem Karawanenführer würde er ein Wörtchen zu reden haben. Ihn so vor dem Rhomäer und vor allem vor Castor bloßzustellen...

    Die große Giraffe rupfte fleißig Blätter mit ihrer langen Zunge vom Ast, während sich das Kleine von Penelope füttern liess. Es wurde ihm ganz warm ums Herz wie glücklich sie aussah, als die das Tier fütterte und dabei strahlte. Dann waren alle Blätter gegessen und auch das Heu war weg. Die Mutter entfernte sich wieder gemächlich von ihnen und das Jungtier fing an durchs Gatter zu laufen und vollführte einige lustige Sprünge und kurze Läufe.


    Penelope hakte sich bei ihm ein, und er schaute zu ihr hinab.
    "Ich hoffe meine Überraschung hat dich nicht enttäuscht." Ja das war eine rein rhetorische Frage. "Ich glaub ich werde das zeichnen. Ich habe mir die Proportionen und Muster genau gemerkt."

    Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Meistens ist man unaufmerksam, wenn man den Gegner unterschätzt. Aber ich denke, dass es dir kein zweites Mal passieren wird. Und in einer, spätestens zwei Wochen sieht man auch nichts mehr. Ich denke, wenn man beim Kampftraining nie einen blauen Fleck hatte, dann waren die Trainingspartner einfach zu schlecht und man hat folglich nichts gelernt."


    "Da hast du völlig recht. Penelope macht sich immer Sorgen ich könnte mich beim Training verletzen. Aber was soll ich denn machen, ich kann ja nicht gegen kleine Mädchen kämpfen? Was würde denn dann bei einem richtigen Wettkampf mit mir passieren?"


    Aber er freute sich natürlich auch darüber, dass sie sich um ihn sorgte. Welcher Mann tat das nicht?
    "Jeder blaue Fleck den ich davontrage und jede Prellung die ich davontrage macht mich stärker, denn zum Einen gehört es zum Kämpfen dazu mit Schmerzen umzugehen und zum anderen ist jeder schmerzliche Treffer eine Lehre die mir niemand mehr nehmen kann."

    Anthi las die Tafel. Der Knabe hatte eine sehr schöne Handschrift. Seine hingegen war eher geschäftlich und etwas eckig. Er wollte also zu Philolaos um ein Oeuvre machen zu lassen. Was bei den Göttern war ein Oeuvre? Anthi hatte keine Ahnung was das war, aber er wusste eines: Der alte Kitharist wäre sicher nicht in der Lage so etwas zu machen. In den letzten vier Monaten hatte er stark abgebaut. Aber bald hätten sie ein Haus, dann würden sie ihn endlich zu sich nehmen können-wenn er bis dahin noch lebte.
    "Tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen. Natürlich kenne ich Philolaos, er ist der Großvater meiner Verlobten, aber er ist alt, blind, krank und kann weder spielen noch auftreten. Da wirst du deinem Herrn leider ausrichten müssen, dass sein Wunsch nicht zu erfüllen ist. Allerdings kann ich dich gerne zu meiner Verlobten bringen. Sie lehrt das Kitharaspielen am Museion und braucht sich sicher nicht hinter ihrem Großvater zu verstecken."


    Anthi wirkte jetzt ernst und nachdenklich: Es tat ihm aufrichtig leid dem Jungen nicht helfen zu können.

    Anthi lachte. "Sein Name ist Lysimachus und er ist ein Dardaner. Ein großer ungehobelter Klotz der mir aber keinesfalls ebenbürtig ist. Allerdings hat er mich gelehrt, dass man auch beim Training immer aufmerksam bleiben muss. Ich hab mich leider ablenken lassen und das Nächste was ich sah, war der Gymnasiarchos wie er sich über mich beugte. Nun ich erspare uns am Besten die unschönen Einzelheiten, aber es wird nichts zurückbleiben, da bin ich mir sicher." Er schaute kein einziges Mal zu Axilla. Das der Verdacht auf sie fiel wollte er auf keinen Fall riskieren. Und Penelope hatte für sowas sicher ganz feine Antennen.

    "Sie fressen Heu oder Blätter. Nehmt euch ruhig von den Ästen da, damit könnt ihr das Muttertier füttern. Das Junge könnt ihr mit Heu von dem Haufen da füttern. Bewegt euch einfach langsam und lasst euch gut sehen, dann wissen sie schon, was los ist." Er nickte den beiden aufmunternd zu.


    Anthi lächelte Penelope an, und schnappte sich einen großen Ast mit vielen Blättern dran und öffnete das Gatter. "Los gehts." Jetzt war nur noch ein kleiner Zaun zwischen ihnen und den beiden Giraffen. Er hob den Ast nach oben und die große Giraffe setzte sich schon in Bewegung und steuerte auf sie zu. Auf das Junge erhob sich und folgte seiner Mutter.

    Pelo war ganz perplex und Anthi freute sich wie ein kleiner Junge, dass seine Überraschung so geklappt hatte. "Ich hab sofort an dich gedacht, als ich das gesehen habe. Also hab ich den Händler, es ist ein Grieche namens Relaitos, einfach gefragt. Er meinte das die Tiere sehr friedlich seien, man darf sie nur nicht erschrecken. Ach da hinten ist er ja." Anthi winkte in die Richtung eines Mannes, der etwa zehn Jahre älter als sie war. "Komm wir gehen mal rüber, dann lässt er uns sicher da rein." Er nahm Pelo an der Hand und sie gingen zu einem Tor am Gatter, vor dem ein großer Mann mit rabenschwarzen Haaren und einer Hakennase stand. "Chaire, ich dachte schon ihr kommt nicht mehr. Ich bin Relaitos." begrüßte er Pelo. "Dein Verlobter meinte du würdest gerne mal meine Giraffen füttern und streicheln. Normal lasse ich ja niemanden meine kostbaren Tiere anfassen, aber bei euch mache ich eine Ausnahme. Ich kann hübschen Frauen einfach nichts abschlagen." Er lächele verschmitzt und entblößte eine große Zahnlücke.

    Anthi stellte sich hinter sie und legte seine Hände an ihre Hüften. "Nein habe ich nicht, aber das kommt sicher bald." Er hatte ja noch mehr vorbereitet. "Das Kleine ist erst ein paar Wochen alt." Gerade schleckte die Mutter ihrem Kind über den Kopf. "Schau dir mal die lange Zunge an. Damit rupfen sie normal Blätter von den Bäumen, hat mir der Besitzer erzählt. Magst du sie mal anfassen und füttern?"