Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Penelope hat ihn einfach abgeschleppt. Sie hätte eine Überraschung für ihn hatte sie gesagt. Natürlich dachte er zuerst an etwas nicht ganz jugendfreies. Aber sie führte ihn auf den Fremdenmarkt. Was wollten sie denn hier? Er konnte sich das nicht erklären, war er doch fast jeden Tag hier... Dann blieben sie zwischen einem Malerbetrieb und einer Schreinerei stehen. Anthi hatte gehört, dass der alte Phrynon seinen Betrieb verkaufen wollte. Er hätte ihn ja gekauft, aber das war leider utopisch gewesen. Also musste sich die Überraschung bei der Schreinerei befinden. Und auf einmal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er schnappte sich seine Verlobte, hob sie hoch und küsste sie. "Du hast eine Wiege für unser Kind anfertigen lassen!" Er war sich ganz sicher, dass er recht hatte.

    Anthi wandte sich dem Gymnasiarchos zu. Dazu drehte er ein wenig seinen Kopf, denn mit dem rechten Auge konnte er ja im Moment nicht richtig sehen. Wieder schossen Blitze durch seinen Kopf.
    "Entschuldige bitte werter Gymnasiarchos, dass du mich so sehen musst. Es ist aber wirklich nicht schlimm, ich muss nur ein paar Augenblicke sitzenbleiben, dann geht das schon wieder." Ihm war noch immer schwindelig. "Hat vielleicht jemand eine Nadel oder ein spitzes Messer da? Ich muss die Schwellung aufstechen, damit das Blut ablaufen kann, sonst könnte mein Auge in Mittleidenschaft gezogen werden. Keine Angst, ich kenne mich mit sowas aus." Er klang ganz ruhig, wenn er auch ein klein wenig lallte. Dann sah er, dass Axilla mit einem Mann ankam. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie weggewesen war...

    Lysimachus war erstaunt, dass er einen solchen, heute würde man es wohl "Wirkunstreffer" nennen, landete. Der Grieche fiel um wie ein Sack und regte sich nicht mehr. Schnell war er bei seinem Trainingsparter. Er lebte, aber sein rechtes Auge begann schnell zuzuschwellen. Er hatte ihn ja gewarnt, dass er ein großer Kämpfer war! Aber eigentlich tat es Lysimachus schon leid, was er da getan hatte, auch wenn er es sie zugegeben hätte. Dann kam der Gymnasiarchos angerannt. Selbst der Dardarner kannte diesen Mann. So stammelte er auf Nikoloas Frage nur ein "Aus Versehen getroffen...nicht schlimm, nicht schlimm...wacht gleich wieder auf." Trotzdem eilte er davon um Wasser und Tücher zu holen. So bemerkte er nicht, dass er Recht hatte, denn Ànthimos begann schon wieder sich zu regen.


    Anthi stöhnte und fasste sich an den Kopf. Dieser brummte als habe sich ein Bienenstock darin eingenistet. Er schlug die Augen auf, aber seine Sicht war irgendwie eingeschränkt. Nicht nur das er direkt in die Sonne schaute, was ihn einige Male blinzeln lies, nein auf dem rechten Auge sah er gar nichts mehr! Er betastete sein Gesicht-offenbar war sein Auge beinahe ganz zugeschwollen. Dann fiel sein Blick auf Nikolaos. Was wollte denn der hier? Schnell versuchte Anthi sich aufzusetzen. Er schaffte es auch, aber ihm wurde sofort schwindelig und schlecht. Trotdem presste er ein "Ist nicht so schlimm. Ich bin gleich wieder in Ordnung." hervor.

    Anthi war nicht voll bei der Sache, da er sich ja von seinem Gegner entfernt hatte. So sah er Iunia Axilla aus dem Augenwinkel, wie sie den Arm kurz hob. Dabei schoss es ihm durch den Kopf, dass sie ihn jetzt ja schon wieder nackt sehe, und dass das Penelope sicher nicht gefallen würde. So war er dann wirklich abgelenkt und leider fiel das genau zusammen auf den Zeitpunkt, als Lysimachus sich entschied den Griechen wieder zu attackieren. Anthi wollte seinem Trainingspartner gerade ein Zeichen geben um den Kampf zu unterbrechen, als er nur noch eine Faust auf sich zurasen sah. Es fühlte sich an, als habe ihn ein Schmiedehammer am Kopf getroffen, dann spürte er einen Aufprall und es wurde schwarz um ihn...

    ...aber auch Anthi konnte sich einem Treffer nicht auf Dauer entziehen und musste einen schmerzhaften Körpertreffer auf der linken Seite einstecken. Eigentlich war dieser nicht schlimm, aber irgendwie schien sein Gegner eine unglückliche Stelle getroffen zu haben. Das würde sicher einen blauen Fleck geben, den er dann würde Penelope erklären müssen. Wenn er jetzt schon getroffen wurde, dann sollte sich dieser auch gelohnt haben, also konterte der Grieche und traf seinen Gegenüber mit einer links-rechts Kombination, weibei nur der rechte Schlag durchkam und den Dardaner am Kopf traf. Auch dieser war natürlich nicht so fest wie er hätte sein können und er rutschte zudem noch ein wenig ab, aber Schmerzen verursachte er auf jeden Fall. So lies Anthi kurz von ihm ab, und trat zwei Schritte zurück um den nächsten Angriff zu erwarten.

    Lysimachus und er hatten sich heute wieder verabredet, allerdings um sich im Faustkampf zu trainieren. Nach dem obligatorischen Aufwärmtraining begannen sie mit einfachen Schlagübungen auf die Hände ihres Gegenübers. Schnell merkte Anthi, dass er Lysimachus Schlägen wohl besser ausweichen sollte wenn sie später kämpften, denn er hatte wirklich einen ordentlichen Hammer. So übten die beide eine Weile verschiedene Schläge und Schlagkombinationen und kamen dann zu einem ersten Übugskampf.
    Anthi tänzelte und wich Lysimachus Schlägen geschickt aus. Dabei landete er schnell einige Körpertreffer bei dem ungelenken Riesen. Dieser steigerte seine Bemühungen den Griechen zu treffen ebenfalls, allerdings noch ohne Erfolg...

    Anthi sah, dass der Gymnasiarchos ihr etwas zuschob, sah aber nicht was es war. Trotzdem machte es ihn stutzig. Der Kerl hatte Penelope einfach nichts zu geben, schließlich wa sie seine Verlobte! Schlimm genug, dass er ihr hier schmeichelte und versuchte ihr mit Ämtern in der Polis den Kopf zu verdrehen. Er wusste zwar, dass er bei Pelo da auf Granit biss, aber alleine die Dreistigkeit seines Vorgehens machte ihn wütend.


    Ànthimos atmete dreimal tief durch, und hoffte dass Nikolaos jetzt endlich gehen würde, damit er Penelope die Blumen überreichen konnte.

    Anthi hatte sich umgeschaut und und Mithridates Castor erspäht. Gerade als er sich auf den Weg zu ihm machen wollte, schien das Stück zu beginnen. Also entschied er sich anders und setzte sich mit Penelope auf zwei noch freie Plätze, etwas weiter außen. Eigentlich störte ihn das auch nicht weiter, schließlich war er ja hier um mit seiner Verlobten einen schönen Abend zu haben, und dem stand ja weiterhin nichts im Wege.


    Am Anfang gefiel ihm das Stück sehr, war doch die ein oder lustige Stelle dabei, doch gerade gegen Ende des ersten Aktes wurde Anthi doch deutlich ernster und wirkte ein wenig nachdenklich.

    Endlich hatte Ànthimos einen anständigen Trainingspartner gefunden. Sein Name war Lysimachus und er war ein Dardaner.
    [Blockierte Grafik: http://img136.imageshack.us/img136/3561/trainingspartnereq2.jpg]
    Trotz seines groben Äußeres war er ein lieber Kerl, wenn auch nicht besonders intelligent. Er arbeitete normal in einem Steinbruch und unter seinem Speck verbargen sich doch sehr starke Muskeln. Ànthimos war ja schon relativ groß und breit, aber dieser Bär übertraf ihn noch einmal in beiden Richtungen deutlich. Sie hatten sich auf dem Markt kennengelernt, als Lysimachus mit seinem Arbeitgeber Steine anlieferte, die nach Ostia verschifft werden sollten. Als bei diesem Gespräch herauskam, dass sie beide die Schwerathletik betrieben, war eine Trainingspartnerschaft schnell beschlossene Sache gewesen.


    Heute wollten sie erst einmal gemütlich mit dem Ringen anfangen, denn beim ersten Mal wollten sie sich weder beim Faustkampf noch bei der Pankration gleich blutige Nasen holen. Dafür sollte man seinen Gegner am Besten ein wenig besser einschätzen können, wor allem auch weil Penelope Anthi mit der Teigwalze gedroht hatte, wenn er verletzt heimkommen würde... Bei lysimachus würden einige Schläge wohl nichts mehr ausmachen, er sah irgendwie immer aus, als hätte er gerade einige Treffer ins gesicht erhalten.
    Sie begannen sich warmzulaufen hatten aber Lysimachus hörte nach einer runde auf und verkündete, dass ein Schwerathlet nicht laufen können müsse. Anthi hingegen lief deren vier und war dabei kaum außer Puste. Er hatte schon recht, als Schwerathlet musste man sich nicht mit einem Läufer messen können, aber Anthi hatte festgestellt, dass warme Muskeln beim Ringen nicht so schnell schmerzten wie kalte und das konnte ein Vorteil sein. Außerdem war er einmal dabei gewesen, als einem Kämpfer der Muskel am Knöchel gerissen war. Dieses Geräusch würde er wohl nie in seinem Leben vergessen.


    Nun konnte das eigentliche Ringtraining beginnen. Zuerst übten sie einige Standartgriffe. Schnell merkte Anthi, dass er kräftemäßig nicht mit Lysimachus mithalten konnte. Allerdings war sein Gegenüber eher ein Tanzbär, als ein gewandter Kämpfer, so dass der Grieche doch einige Vorteile auf seiner Seite hatte.


    Sob blieb die Bilanz ihrer Trainingskämpfe relativ ausgeglichen: Lysimachus konnte zwei Siege für sich verbuchen und Anthi drei. Beide saßen sie anschließend noch eine Weile erschöpft da und erzählten Sportlergeschichten. Dabei kam heraus, dass der Dardaner bei sich zu Hause wohl so etwas war wie Milon von Kroton bei den Griechen war. Ob ihm der Riese nur etwas vorflunkerte, oder ob es sich wegen Lysimachus' schlechtem Koiné um ein Missverständnis handelte wusste Anthi nicht, aber dieser Mann kam ganz sicher nicht an einen Milon von Kroton heran! Aber eigentlich war Anthi das auch ziemlich egal, denn er amüsierte sich gut und einige derbe Späße des Dardaners trieben ihm vor lachen die Tränen in die Augen. Natürlich tat auch der verdünnte Wein sein übriges, denn der Grieche mitgebracht hatte. Als es dann langsam begann dunkel zu werden, verabredeten sie sich für den nächsten Mittag zum Faustkampf, und gingen fröhlich ihrer Wege.

    Als Anthi gehört hatte, dass der Agoranomos ein Theaterstück veranstalten lies, war ihm sofort klar, dass er sich das nicht entgehen lassen wollte. Da penelope ebenso erfreut darauf reagiert hatte wie er, waren sie nun hier ind Theatron gekommen. Eigentlich hatte er schon viel früher einmal hierher kommen wollen, aber irgendwie hatte es sich nie ergeben. Er hatte sich extra noch neue Kleidung gekauft, denn Ànthimos war ein großer Freund des Theatrons. Melanthios allerdings war ihm bisher noch unbekannt. Aber da es sich um eine Komödie handelte, war es ihm egal, Hauptsache er und seine Verlobte hatten viel zu lachen.


    So betraten sie Beiden die Tribüne und Anthi sah sich nach bekannten Gesichtern um...

    Erst runzelte Anthi die Stirn, doch dann musste er lachen:
    "Das ist eine gute Idee, damit könnte man sicher reich werden. Wo du mich erreichen kannst? Nun, entweder in unserer Wohnung," Anthi beschrieb ihm den Weg dorthin, "über Penelopes Arbeitszimmer im Museion, oder eben an meinem Arbeitsplatz im Vorzimmer des Agoranomos in der Agora."

    Zum Wohle der Allgemeinheit in Kauf nehmen? Das klang fast so wie das was Nikolaos in der Ephebia gesagt hatte. Anthi fand diese Ansicht zwar merkwürdig, schließlich wurden schon die niedrigsten Ämter sehr gut vergütet, aber wenn die Leute unbedingt einen demütigen Auftritt wollten, hatte er damit kein Problem.


    "Das wäre wirklich sehr nett von dir, wenn du mich für das Amt vorschlagen würdest. Ich bin mir sicher, dass das eine große Hilfe für mich wäre, wenn mich der amtierende Agoranomos als seinen Nachfolger vorschlägt. Schließlich weist du ja genau, was dieses Amt von einem verlangt und du kennst auch mich, so dass dein Vorschlag sicher viel Gewicht haben wird."


    Anthi freute sich über dieses Angebot außerordentlich. Es zeugte von seiner guten Arbeit für Castor und schloss ein wenig die Wunden in seinem Selbstbewusstsein, die der Gymnasiarchos in der Ephebia gerissen hatte.

    Anthi verstand sie gut, ging es ihm mit ihr doch ebenso. Allerdings würde er das ganz sicher nicht zugeben.

    "Es bringt doch nichts, sich aus Angst krank zu machen. Ein Unglück kann man nicht vermeiden, da sind wir in der Hand der Götter. Und haben wir Grund an ihrem Wohlwollen zu zweifeln? Also ich glaube nicht. Außerdem denke ich, haben wir beide unser Unglück für dieses Leben hoffentlich aufgebraucht. Aber ich verspreche dir: Ich werde vorsichtig sein."

    Sie liefen noch einige Meter und kamen dann an eine Steinbank. Anthi wartete bis Pelo soch gesetzt hatte, und tat es ihr dann gleich.


    "Wie du machst dir Sorgen um mich? Wegen dem Training? Ich bitte dich. Traust du mir etwa nicht zu, dass ich ein hervorragender Kämpfer bin? Hältst du mich etwas für einen Schwächling? Glaube mir, mir passiert nichts. Ich trainere das seit Jahren. Meine Muskeln sind gestählt und ich weis wieviel ich aushalte und wann ich genug habe. Von daher brauchst du keine Angst zu haben, und schon gar nicht bei einem Training. Ich bin nunmal Schwerathlet, da gehört das dazu. Überleg mal wieviel weniger gefährlich das ist, als zum Beispiel das Leben eines Soldaten, oder eines Arbeiters im Steinbruch. Beim Training stehen sich zwei Leute gegenüber, von denen keiner das Ziel hat seinen Gegenüber zu verletzen. Das mag ein wenig merkwürdig klingen, wenn man bedenkt, dass wir uns gegenseitig schlagen, aber da wird schon Rücksicht genommen."


    Er wusste nicht genau, wie er das einer Frau erklären sollte...

    Sofort stützte er Penelope. Sein Gesicht zeigte Besorgnis.


    "Was ist den Schatz? Ist dir schlecht? Oder schwindelig? Sollen wir zu Inhapy gehen? Möchtest du dich kurz setzen?"


    In Gedanken hatte er sie schon auf dem Arm und war den halben Weg nach Rhakotis gelaufen. Der Gedanke, dass er ihr nicht gut ging, ließ sein Herz bis zum Hals schlagen. Er war unverwüstlich, aber sie war sein schwacher Punkt, seine Achillesferse, deswegen schockte ihn die Sorge um ihre Gesundheit deutlich mehr als dutzende Treffer im Faustkampf.