Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Ein wenig war er erleichtert, aber Penelope schien kurz davor in Traänen auszubrechen. Aber mit Ashur hatte er trotzdem noch ein Hühnchen zu rupfen. Dieser dreckige Kerl hatte seine Warnung ignoriert, und er hatte Penelope gewaltsam angefasst. Nun hatte er einen Partner für sein Pankrationstraining gefunden...


    "Für was hat sich dein Großvater entschuldigt?" Dafür wütend zu werden, musste man sich nicht entschuldigen. Eigentlich hätte er es sich ja schon denken, können, aber er war momentan zu perplex um die richtigen Schlüsse zu ziehen.

    "Wie gleich losgelassen?" Irgendwie passte ihre Reaktion nicht zu seinen Vermutungen und das verwirrte ihn. Er atmete drei Mal tief durch, legte seine Hand auf ihre Wange und meinte sanft: "Was ist denn jetzt genau passiert. Ich möchte dich nicht falsch verstehen. Erzähl mir alles ganz ruhig von Anfang bis Ende."

    Es drehte ihm den Magen um. Dieser Bastard hatte sich an seiner Frau vergriffen! Es konnte nichts anderes sein, wenn die daraufhin die Hilfe einer Hebamme in Anspruch genommen hatte. Penelope vergewaltigt, geschändet...damit hatte Ashur sein Todesurteil unterschrieben.


    Die Wut wallte in ihm auf, und eine merkwürdige Klarheit erfüllte ihn.
    "Hat sich an dir vergriffen? Oder hat dein Großvater dich an ihn verkauft?" Fragte er kalt. "Wo finde ich diesen Bastard?"

    Bei den Göttern! Wenn sie so anfing, dann konnte nur schwanger sein, oder sie hatte ihn betrogen! Also entweder einen total tolle oder eine furchtbare Nachricht. Ihm wich alles Blut aus dem Gesicht und schoss in seinen Magen, der sich verkrampfte. Außerdem begannen seine Ohren zu rauschen und zu pochen
    .
    Er setzte isch aufrecht hin, so dass sie jetzt beide da saßen als hätten sie einen Stock im Allerwertesten.


    "Was ist es?" Fragte er angespannt. Er konnte ihr nicht versprechen, nicht böse zu sein, wenn er nicht wusste worum es ging.

    Magenverstimmung? Vielleicht war sie ernsthaft krank...oder...oder...schwanger! Er schob Pelos Suppenschüssel beiseite. Seine Stimme klang besorgt:


    "Du, mit sowas ist nicht zu spaßen. Hast du was Schlechtes gegessen? Vielleicht sollten wir einen Heilkundigen suchen. Hier gibt es auch einen Stand mit Kräutertränken, die beruhigend auf den Magen wirken sollen." Was dachte sie, er konnte doch nicht ans Essen denken, wenn seine zukünftige Frau vielleicht ernsthaft krank war.


    "Oder hast du gerade...nun du weißt schon...so...solche... Frauenprobleme halt...?" Mit so etwas kannte er sich nicht gut aus, da er ja nur Brüder hatte, aber er wusste dass es sowas gab...immerhin.

    Bald hatte Anthi seine Schüssel verputzt und wischte den letzten Rest mit seinem restlichen Brot aus. Penelope hingegen saß immernoch vor der fast vollen Schüssel und aß wieder wie ein Mäuschen auf Fastenkur. Dabei zog sie ein Gesicht als erwarte sie, dass Apoll gleich persönlich vom Olymp steige um ihr eine Moralpredigt zu halten.


    Ob es an ihm lag? also gewaschen hatte er sich heute schon, also daan konnte es nicht liegen...aber vielleicht mochte sie die Suppe doch nicht und aß sie nur ihm zuliebe. Das würde auch erklären warum sie sich so hinter ihrem Brot versteckte.


    "Du brauchst die Supe nicht zu essen, wenn du sie nicht magst. Es bringt doch nichts sie jetzt mir zuliebe zu essen. Ich seh doch wie du dich hinter deinem Brot versteckst, als wolltest du es zwischen dich und die Schüssel bringen." Sagte er leicht belustigt. Es lag keinerlei Verärgerung in seiner Stimme.


    Er lehnte sich nach vorne, stützte seinen Ellenbogen auf den Tisch und schaute ihr in die Augen.


    "Das ist unheimlich süß von dir."

    "Kinder sind etwas tolles!" Seine Augen leuchteten. "Man kann sie so schnell begeistern und für sie hat die Welt noch viel mehr Wunder parat, als sie ohnehin schon hat. Manchmal wünschte ich, ich könnte die Welt nochmal mit den Augen eines Kindes sehen."


    Er registrierte zufrieden, das nun auch sie anfing zu essen.


    "Ach mach dir mal keine Sorgen. Wir werden diese verstaubten Gelehrten schon überzeugen, dass sie unbedingt eine Kitharistin brauchen." Er zwinkerte ihr aufmunternd zu.

    Natürlich konnte er mit seiner linken Hand tolle Sachen anstellen, aber er hatte sich schon genug blamiert. Außerdem war er Schmerzen an seinen Händen schon fast gewohnt. Wenn Penelope seine Hände nach seinem letzten Faustkampf gesehen hätte, wäre sie wahrscheinlich von der Bank gefallen.


    "Wenn du magst begleite ich dich ins Museion. Vielleicht nehmen sie dich dann ernster. Du hast ja auch schon gesagt, dass es Frauen schwer haben bei sowas. Aber wenn sie dich nur nach deiner Musik bewerten, müssten sie dich ganz sicher nehmen. Und das du keine Lehrerin bist, ist doch auch wieder übermäßige Bescheidenheit von dir. Hast du nicht eben gerade gesagt, dass du dem Kind deiner Nachbarin das Spielen beibringst? Außerdem hab ich noch nie gehört, dass jemand schon als Lehrer geboren wurde."


    Dann bemerkte er, dass sie noch gar nichts gegessen hatte.



    "Was ist denn los Schatz, du isst ja gar nichts. Magst du keine Meeresfrüchte? Soll ich dir etwas anderes holen?" Er hätte sie ja ruhig mal fragen können, bevor da zwei Portionen anschleppte, schoss es ihm durch den Kopf.

    "Zum Glück ist es ja die linke Hand. Die brauch ich nicht so dringend, weder beim Schreiben, noch beim Diskus-oder Speerwerfen.", meinte er fröhlich und löffelte weiter.


    "Aber wo wir grad beim Speerwerfen sind: Ich habe beim Trainieren einen sehr netten Griechen kennengelernt. Er heißt Marcus Achilleos und übersetzt fremdländische Texte für das Museion. Ein wirklich interessanter Kerl, wenn er auch über sehr viele komplizierte Dinge redet, und man ihm manchmal nur schwer folgen kann." Dessen komische Lehre hatte Anthi noch eine ganze Weile verfolgt. "Auf jeden Fall haben ich den gefragt, ob das Museion auch Musiker und Musikerinnen fördert. Er meinte darauf, dass er sich das schon gut vorstellen könne, da ja Aoide die Muse der Musik sei und das Museion eben ein Tempel der Musen. Weiter meinte er, da ihm momentan auch kein Lehrer für Musik dort bekannt sei, sollst du am Besten einfach mal beim Epistratos vorsprechen."

    "Hm lass mich mal kurz überlegen...ich denke wir gehen mal in Richtung Xenai Agorai. Da kenne ich eine kleine nette Taverna, die sehr leckerer Hammelfleischspieße mit Kräutersoße anbietet. Außerdem haben die einen wirklich guten griechischen Wein. Das ist einer der Vorteile wenn man für den Agoranomos arbeitet: Man lernz sehr schnell die verschiedenen Betriebe kennen, und weis wo man hingehen kann, und wovon man besser die Finger lässt." Meinte er fröhlich.


    "Oder hast du eine bessere Idee? Ich bin da wirklich für alles offen."

    "Super, ich werd das so mal weitergeben. Da wird sie sich sicher freuen."


    Dann wurde er aber doch etwas neugierig.


    "Wie lange hast du denn vor im Museion zu bleiben? Ich meine du wirst doch auch irgendwann eine Familie gründen wollen, oder? Und ich denke im Museion wird es nicht allzu viele Frauen geben." Dann fiel der Groschen: Vielleicht mochte er ja auch gar keine Frauen...das sagte man ja vielen Griechen nach.

    Nun war der arme Kerl in der Klemme. Einerseits schmerzte sein Finger schon ganz schön, und Penelope schien sehr bestimmt darin zu sein, dass er seinen Finger kühlte. Andererseits würde das wohl eine Weile dauern, und seine Suppe roch ja soooo gut.
    "Ach das ist gar nicht so schlimm. Ich halte ihn später ins Wasser, wenn wir gegessen haben. Sonst wird die Suppe doch ganz kalt. Schmerzen kann ich aushalten, Hunger nicht! Aber vielleicht hilft es wenn du pustest." Meinter er dann schelmisch grinsend, nahm den Löffel in seine unversehrte Rechte und begann langsam mit dem Essen.

    "Ach das ist doch nichts...AUUUUA!" Machte er, als Pelo sich seine Hand schnappte um zu schauen. Er hatte sich wirklich ordentlich den Finger verbrüht und seine Haut war dort krebsrot verfärbt.
    Auch sie verzog das Gesicht als hätte sie Schmerzen. Sie schien wirklich mit ihm mit zu leiden-wie süß!

    "Guter Wurf." Meinte er anerkennend.


    "Klar, wenn du ein Bild brauchst kannst du jederzeit zu mir kommen. Sag mal, wird die Musil im Museion auch gefördert? Ich kenne da eine ausgezeichnete Kitharaspielerin, die Arbeit sucht. Ich bewundere die Musik sehr, auch wenn ich da leider völlig talentfrei bin."

    "Gut, dann müssen wir das auf uns zukommen lassen. Ich werde um Penelopes Hand anhalten. Du wirst dann später mit ihrem Großvater den Brautpreis aushandeln, und dann sehen wir weiter." Notfalls würde er sich das Geld einfach leihen, ohne etwas zu sagen. Er könnte ja behaupten, er hätte es sich von seinem Chef geliehen.

    "Na gut, dann hast du hoffentlich jetzt richtigen Hunger." Meinte er liebevoll, denn sein Argwohn war fürs erste verflogen. Sie kamen an der Garküche an. Der Wirt hatte einige Bänke vor seinem Geschäft stehen. "Setz dich doch schonmal hin, ich hol uns schnell was zu essen."


    Dann stellte er sich in die recht überschaubare Schlange und kam relativ schnell dran. Dort bestellte er zweimal die Poseidon-Suppe mit extra viel Brot. Schnell bekam er zwei ordentlich volle und dampfende Schüsseln und jeweils zwei dicke Scheiben eines dunklen Brotes. Langsam balancierte er die heiße Suppe in Richtung Bänke. Natürlich, wie solte es auch anders sein, schwappte etwas Supper über den Rand und auf Anthis Hand. Nun war er daran sich zu beeilen, denn die heiße Suppe auf seinen Fingern war doch ziemlich schmerzhaft. Also stellte er schnell die Beiden Schüsseln vor Pelo ab und steckte seinen Finger in den Mund und pustete dann anschließend.


    Auf einmal wurde er sich der Situation bewusst. Er stand hier vor seiner Verlobten und benahm sich wie ein Dreijähriger. Schnell nahm er seinen Finger weg und lächelte sie etwas verlegen an.

    "Was denkst du denn überhaupt, was sowas kosten wird?" Fragte er seinen Bruder. Schließlich hatten sie noch nie eine Hochzeit augerichtet. Er verstand nicht warum sein Bruder so dagegen war, sich Geld zu leihen. Bloß, weil der Verleiher ein Jude war? Das Thema war noch nicht abgeschlossen...

    "Ja dann ist es ja kein Wunder, dass es dir nicht gut zu gehen scheint. Du must da wirklich darauf achten! Oder habt ihr kein Geld mehr und du hattest daher nichts zu essen? Ich hoffe doch du sagst mir Bescheid, wenn es dir an etwas fehlt. Du bist meine Frau, und ich sorge gerne für dich. Also nur kein falscher Stolz."


    Er schaute sie misstrauisch an. Nicht auszudenken, wenn sie wegen zu wenig essen krank werden würde. Er hoffte sie war nicht zu stolz ihm solche Probleme anzuvertrauen.

    "Wie wäre es denn, wenn wir erstmal was essen? Da fällt uns vielleicht etwas ein. Dort vorne gibt es eine Garküche, die eine ausgezeichnete Meeresfrüchtesuppe hat."


    Mh, irgendwie war Penelope heute komisch. Sie wirkte irgendwie verunsichert und es fehlte ein wenig von ihrem Feuer.


    "Ist irgendwas mit dir Schatz? Bedrückt dich etwas? Keine Angst, das Kleid steht dir wirklich sehr gut, ganz ehrlich!"