Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Noch weiter weg? Anthi dachte immer nach Indien wäre die Welt langsam mal zu Ende...was sollte denn da noch kommen? Und die Lehre von der er da redete klang nicht besonders aufmunternd.
    Allerdings traf sie auch irgendwie auf seine Lebensgeschichte zu: Sie hatten damals den Priester des Ptah als die Ursache ihres Leides erkannt und sie hatten ihn beseitigt. Seit dem ging es Anthi und seinen Brüdern wieder deutlich besser...wenn da nicht diese verfluchten Albträume wären! Aber eine Lehre die auf reiner Vergeltung aufbaute hörte sich sehr brutal und barbarisch an. Aber warum sollte man dafür meditieren und Erfahrungen sammeln?


    "Das scheint mir aber sehr barbarisch zu sein. Man kann doch nicht jedem der einem mal ein Leid angetan hat beseitigen! Wo kommen wir denn da hin?"

    "Ich brauche dein JA auch überhaupt nicht! Du magst zwar das Famielenobehaupt sein, aber du bist nicht Vater! Ich bin ein erwachsener Mann und ich werde sie heiraten, ob es dir passt oder nicht!"


    Eben noch war so in Rage aber der Gedanke an seinen Vater war wie ein Kübel Eiswasser für ihn. Er hatte sie immer gelehrt, dass sie als Brüder zusammenhalten mussten und gerade jetzt stritten sie sich und schrien sich an. Er stand einen Moment da wie vom Blitz getroffen.


    "Es tut mir leid.", meinte er kleinlaut. "Aber ich liebe sie wirklich und ich kann nicht anders." Er schaute seinen Bruder in die Augen. "Ich hoffe ich erhalte deinen Segen, sonst weis ich nicht, was ich tun werde." Dies war keine Drohung, das war am Tonfall klar herauszuhören. Es war einfach die Wahrheit: Anthi wusste wirklich nicht, was er dann tun würde...

    Anthi bekam einen knallroten Kopf und schrie zurück: "Was soll das heißen dahergelaufene Frau!? Pass auf was du sagst!" Er war nun wirklich wütend, denn es kam ihm vor als hätte sein Bruder seine Liebe angegriffen und das vertrug er nur ganz schlecht. "Du darfst mich nicht mit dir vergleichen, denn ich spring nicht gleich mit der erstbesten Magd in die Kiste, bloß weil mich eine hochnäsige Rhomäerin hat abblitzen lassen! Penelope ist eine gottesfürchtige und ehrbare Griechin und jeder der etwas anderes behauptet bekommt es mit mir zu tun!"

    Er freute sich, dass das was er gehört hatte wohl offensichtlich stimmte. "Wieso hast du dort enthaltsam gelebt, wenn es dort so viele hübsche Frauen gibt? Hast du irgendetwas angestellt, für das du dich selber bestrafen wolltest?"


    Das war eine durchaus logische Schlussfolgerung, kam das Wort Meditation doch aus dem Latein und bedeutete so viel wie "nachdenken". Vielleicht hatte er etwas angestellt und wollte über seine Taten nachdenken und mit sich selber ins reine kommen. Wenn er da an sich und Penelope dachte schien ihm der Gedanke an Enthaltsamkeit wirklich wie eine sehr sehr schlimme Strafe.


    "Was hast du denn dort studiert, außer dieser Kampftechnik?

    Anthi stemmte seine Arme in seine Hüften. Familienoberhaupt? Natürlich war Thimos das. Aber er kannte auch den Frauengeschmack seines Bruders: Je verruchter desto besser und in dieses Schema passte Penelope nun überhaupt nicht. Und überhaupt: Er würde diese Frau heiraten, egal was er sagen würde, und dieser Trotz war ihm durchaus auch anzusehen.


    "Was möchtest du denn wissen?", fragte er pampig.

    Und wieder verschränkte er die Arme vor seiner Brust: "Und ob das mein Ernst ist!" Meinte er kühl. "Ich liebe sie und ich werde sie so schnell wie möglich heiraten. Es ist egal, wie lange ich sie schon kenne, sie ist die Richtige für mich, da bin ich mir sicher. Das mag verrückt klingen aber ich bin völlig klar und nichts hat mir meinen Verstand benebelt."


    Er stand da wie ein Fels in der Brandung und hatte sich schon wieder so gefangen, dass er sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen konnte. Seine Stimme war nicht laut, sondern klang sehr sachlich und durchdringend, als würde er von einem Geschäftsvorgang sprechen und nicht von einer Ehe.

    Was sollte das den heißen? Schließlich hatte er heute eine Arbeit gefunden und Thimos wusste das ganz genau!


    "Das ist nicht so wie du denkst..." Begann er das Gespräch mit dem typischen Satz... "Sie, also Penelope, ist nicht irgend ein Mädchen...ich werde sie heiraten!" So, kurz und schmerzlos, jetzt war es raus.

    Auch Anthi hatte einen roten Kopf bekommen und überlegte kurz was nun zu tun sei. Dann setzte er sich neben Penelope auf Bett und küsste sie sanft auf den Kopf. "Ich werde jetzt mit meinem Bruder reden. Ich möchte nicht, dass er denkt du seist eine Dirne oder ähnliches." Er stand auf, nahm ein Tuch und band es sich um die Hüften, damit zumindest seine Blöße bedeckt war. Langsam hatte er auch seine Selbstsicherheit wiedergefunden.
    "Du bleibst hier, ich möchte erstmal alleine mit ihm reden. Er soll sich nicht überrumpelt fühlen und ich möchte nicht, dass ihm vielleicht etwas herausrutscht, dass dann zwischen euch stehen könnte. Wenn du magst kannst du dich anziehen, ich werde dich dann rufen. Entspann dich solange, ich hab alles im Griff."


    Er zwinkerte ihr zu, schickte ihr einen Handkuss und ging dann in den Küchenbereich zu seinem Bruder.


    Dort stellte er sich hin und wartete erstmal, was sein Bruder denn nun sagen würde.

    Anthi trat zur Seite zwischen seinen Bruder und das Bett und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war eine klare Abwehrhaltung, was schon ein bisschen komisch wirken mochte, war er doch größer und breiter als sein Bruder. Aber hauptsächlich wollte er Thimos' Aufmerksamkeit von Penelope auf sich lenken. Immerhin hatte Penelope jetzt einen guten Ausblick...


    Aber Thimos schien es locker zu nehmen und verließ gleich wieder das Zimmer. Anthi drehte sich um und schaute Penelope an.

    Anthi war so von Penelope gebannt gewesen, dass er seinen Bruder gar nicht gehört hatte. Erst als dieser im Türrahmen stand wurde ihm bewusst, dass sie sich nun in einer peinlichen Situation befanden. Mit einem Satz zog er nicht nur die Decke hoch, um Penelopes Blößen zu bedecken, sondern er schnellte auch aus dem Bett.


    So stand er nun nackt im Zimmer und blaffte seinen großen Bruder an:
    "Mensch Thimos! Kannst du nicht anklopfen!?"
    Zumindest hört es sich wütend an, aber eigentlich war er eher verschreckt.

    "Deine Blicke und deine Musik haben mir schon mehr gesagt, als man es je mit Worten könnte." Er dachte an Gestern.


    "Als du das Lied bei der Garküche gespielt hast, wäre ich vor Glück fast zersprungen. Wenn ich heute daran zurückdenke kommt mir das alles wie ein schöner Traum vor." Der gestrige Tag war so wundervoll gewesen. Er hatte nicht gedacht, sondern nur gefühlt. Er fühlte nun auch, und das sehr stark, aber sein Kopf wollte sich einfach nicht ausklinken.

    Irgendwann würde er ihr sicher die ganze Geschichte erzählen, und das muste er auf jeden Fall noch vor ihrer Hochzeit tun. Er wollte nicht, dass sie einen Mörder heiratete, ohne es zu wissen. Er war ein Mörder: Er hatte Männer getötet, deren einziges Vergehen es gewesen war beim falschen Manne im Dienst zu stehen. Nur wenn sie seine Taten erfuhr konnte sie wirklich entscheiden, ob sie ihn wollte oder nicht. Aber nicht jetzt und ganz sicher auch nicht heute. Wie sie so bei ihm lag, bekam er ein richtig schlechtes Gewissen, denn er wusste das er sie liebte, aber hatte ihm das das Recht gegeben ihr ihre Jungfräulichkeit zu rauben? Sie hatte sie ihm gegeben, weil sie dachte er sein anständiger junger Mann. Hätte sie das auch getan, wenn sie gewusst hätte, dass er ein Mörder war?


    Er nahm sie wieder etwas fester in den Arm. "Ich liebe dich!", hauche er als wollte er sich damit vor seinem Gewissen rechtfertigen.

    Anthi stieß natürlich ebenfalls an und trank einen ordentlichen Schluck. "Vielleicht hat er ja eine andere Magd mitgenommen. Wenn ich nicht so müde wäre, könnt ich mir das auch fast noch überlegen!" Erst lachte er und dann gähnte er, dass ihm fast der Kiefer heraussprang. Beim besten Willen hätte er heute nichts mehr mit einer Magd anfangen können, selbst wenn er gewollt hätte, was ja aber nicht der Fall war.

    "Mithridates Castor? Hm, etwas Verwegenes hat er schon an sich. Aber er hat ebenso einen klaren Blick und scheint wirklich ein Mann der Tat zu sein. Ich kanns mir eigentlich nicht vorstellen, dass er ein Pirat sein soll. Aber er ist schon eine beeindruckende Persönlichkeit, obwohl er locker zwei Köpfe kleiner ist als ich, kommt er mir trotzdem irgendwie groß vor. Das erinnert mich ein wenig daran, als ich als Jugendlicher meine Mutter größenmäßig überholt habe: Wenn sie wütend auf uns war, kam sie mir trotzdem immer locker zwei Meter groß vor!"


    Die Erinnerung an seine Mutter traf ihn wieder hart und er starrte einige Sekunden an die Wand. Sie hatte sich lieber getötet, als mit diesem dreckigen Ägypter zu schlafen. So hatten sie sie nicht retten können, aber wäre sie dann überhaupt noch die Frau gewesen, die sie früher gewesen war?


    Dann wandte er sich wieder Pelo zu, und gab ihr einen Kuss auf den Kopf und sog dabei den Duft ihrer Haare ein.

    "So ist es richtig!" Sagte er mit einem ein bisschen schlechtem Gewissen. Andererseits hatte er keiner Rhomäerin etwas augegeben, sondern einer Griechin. "Wir sind junge gutaussehende und gebildete Burschen, sollen die Weiber doch uns bezahlen!" Wenn Timos wüsste...

    "Nun, ich hatte nicht vor unberührt zu sterben, aber eine Heirat konnte ich mir eigentlich auch nicht vorstellen."
    Ach war das herrlich hier mit ihr zu liegen!


    "Aber ich finde ja toll, dass ich deinen hochen Ansprüchen genüge." Er lachte. "Das mit dem nicht genug bekommen seh ich. Bei den zahlreichen Bisswunden die ich hier davon trage komme ich mir vor wie die arme Maus mit der eine Katze spielt. Aber das es der Maus Spaß macht, habe ich auch noch nicht gehört.", neckte er sie und umschlang sie mit seinen Armen. "Nur hoffe ich dann, du frisst mich auch, denn hier alleine liegen bleiben möchte ich nicht."

    "Dann freu ich mich ja schon auf morgen!", meinte er fröhlich. Un dann flüsterte er ihr verschwörerisch ins Ohr: "Ich habe heute nichts mehr vor.", und küsste sie.


    "Aber ehrlich, mir geht es ebenso. Ich hätte nicht gedacht, dass es einer Frau einmal gelingt mich so zu fesseln wie du. Und vor allem, dass mir das so gefallen würde." Er verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und betrachtete Pelo verträumt, wie sie so halb auf ihm lag.

    "Dann hast du das gut gemacht. Ich hoffe es war nicht ganz so schlimm für dich." Er grinste anzüglich. "Diese Rhomäerinnen sind doch alle gleich: Reich und verzogen. Such dir lieber eine richtige, griechische Frau." Der Stachel, dass sie am Castellum abgewiesen wurden, saß noch tief.


    "Wie, du hast ihr ihr Essen bezahlt? Da hast sie dich ja ganz schön auf den Arm genommen, Brüderchen."