Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Ànthimos war tief berührt und blieb erstmal auf seinen Knien.


    Nach einiger Zeit erhob er sich dann doch:
    "Die Götter sind mit uns Brüder. Jetzt werden wir unsere Rache bekommen, da bin ich mir sicher. Lasst uns unser Erbe holen und dann auf nach Memphis!"


    Er sagte das ganz ruhig. Es war eine Feststellung, und das ließ das Ganze noch entschlossener wirken.

    Nachdem sie also weitere drei Stunden gelaufen waren, begann es dunkel zu werden. Zum Glück lag ein Dorf keine 20 Minuten weiter entfernt und so fanden sie in einer Taberna ein ruhiges Nachtlager. Am Morgen standen sie früh auf, aßen in einer stillen Hast und machten sich dann kurz nach Sonnenaufgang wieder auf den Weg. Gegen Mittag, in der glühenden Hitze, hatten sie dann endlich ihr Ziel erreicht.

    "Dann lass uns gleich weitergehen. Meine Füße tum mir sowieso weh, ob ich hier hocke, oder ob ich laufe." Ànthimos war durchtrainiert, also machte ihm das Lafen nichts aus.


    Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern zog seine Sandalen an, erhob sich und machte sich auf den Weg Richtung Straße.


    "Auf ihre beiden Schlafmützen, unsere Rache wartet auf uns!"

    Ànthimos setzte sich neben Timos. Er entledigte sich seiner Sandalen. Seine Füße hatten wieder zu bluten begonnen. Also nahm er einen Teil seines Wassers um seine Füße zu reinigen. Er biss die Zähne zusammen, denn es brannte wie Feuer.
    "Hoffentlich entzünden sich meine Füße nicht. Dann werde ich in Zukunft beim Stadionlauf noch größere Probleme haben als sonst schon."


    Er blickte in die Ferne.


    "Wisst ihr, dass die Olympischen Spiele gerade angefangen haben? Jetzt muss ich eine ganze Olympiade warten, bis ich daran teilnehmen kann."


    Seine schlechte Laune drohte ihn zu lähmen, aber momentan trieben ihn zwei Dinge an: Der Wunsch nach Rache und den Wunsch seine Mutter zu befreien.


    "Ihr habt recht, wir müssen diesen verdammten Bastard töten und zwar so schnell wie möglich. Warum hätten die Götter auch sonst unser Leben verschonen sollen, wenn sie nicht wolllen dass wir Rache üben?"

    Auch Ànthi quälte sich zum Frühstück. Mit seinen neuen Schuhen konnte er zwar relativ gut gehen aber es schmerzte trotzdem. Die drei Brüder aßen schweigend, auch weil man Ànthimos ansah, dass er nicht zum Sprechen aufgelegt war und machten sich dann, nachdem sie den Wirt bezahlt hatten wieder auf den Weg. Sie konnten sich das leisten, denn der zu Beginn so abweisende Vibulanus hatte ihnen wirklich 60 Sesterzen überlassen. Er und Matrinius hatten bei den Brüdern auf jeden Fall einen Stein im Brett.


    Und so begann ihre Reise Richtung Süden am Nil entlang.

    Ànthimos erwachte aus einem traumlosen Schlaf. Er hatte nicht gut geschlafen, was hauptsächlich daran lag, dass ihm seine Füße Schmerzen bereiteten. Zwar hatte er sie gewaschen und seine Wunden gereinigt, und diese schienen nicht zu eitern, aber trotzdem blieb ein dumpfer Schmerz, der ihn ein ums andere mal geweckt hatte.


    Als er dann gerade mal tief schlief, wurde er von einer Stimme aufgeweckt. Er öffnete die Augen und starrte an die Decke. Zuerst wusste er gar nicht, wo er war. Doch allzu schnell kam die Erinnerung zurück... Er setzte sich brummend auf und starrte dabei äußerst finster drein.

    Dieser verdammte römische Sohn einer Hündin. Ànthimos fühlte Wut in sich aufkochen und seine Halsschlagader schwoll auf doppelte Größe an. Er hatte zwar nicht wirklich erwartet hier Hilfe zu erhalten, aber so arrogant abgefertigt zu werden ging ihm heftig gegen den Strich. Was würde er nur dafür geben, diesem Schnösel einmal im Ring beim Faustkampf gegenübertreten zu können.


    So verführerisch dieser Gedanke auch war, Ànthi zwang sich zur Ruhe.


    "Ich danke dir, dass du uns helfen wolltest und hoffe du bekommst wegen uns keinen Ärger. Die Götter mögen Dich schützen. Wärst du so nett uns die Richtung und die ungefähre Entfernung zum nächsten Dorf zu zeigen?"

    Räuber? Das fehlte ihnen gerade noch. Zwar konnte man einem nackten Mann nicht mehr in die Tasche greifen, aber auch das war wohl wieder der direkte Weg in die Sklaverei.


    "Dann hoffen wir mal, dass du Deinen Kommandanten richtig einschätzt."
    Er lief einige Schritte schweigend weiter.


    "Ich möchte dir nochmal für Deine Hilfe danken."

    "Ich denke die Legion ist nichts für mich. Ich bin ein miserabler Schwertkämpfer und auf ein Schiff bekommen mich keine zehn Pferde mehr! Aber da mich die Götter offenbar hier haben wollen, gehe ich vielleicht nach Alexandria um das dortige Bürgerrecht zu erwerben, sobald ich zurückkomme. Die römische Bürgerschaft habe ich nur erwähnt, weil ich erstaunlich fände, wenn man Nicht-Bürgern im Castellum helfen würde."


    Er bemerkte die Anspannung des Legionärs und begann sich ebenfalls umzusehen, entdeckte aber nichts was seinen Argwohn erregte.


    "Beunruhigt dich irgendetwas?"

    Ánthimos sah seinem Bruder an, dass es ihm nicht passte, dass er nebenbei erwähnte, dass sie Brüder waren. Aber er musste es dem Legionär offenbaren und zwar so nebensächlich wie möglich um diesem Fakt kein großes Gewicht zu geben. Falls sie bei der Legion überprüft würden, würde das eh ans Tageslicht kommen. Und in dem Legionär einen Fürsprecher zu haben, könnte sich noch als wertvoll erweisen.

    Er stampfte erst noch eine Weile neben ihm her, bevor er antwortete. Nicht, weil er seine Antwort überlegen musste, sondern weil er seine Wut und seine Emotionen kontrollieren musste:
    "Leider nicht. Unser Vater ist tot, und unsere Mutter wohl auch. Wir haben zwar ein paar Freunde in Diospolis, aber das sind mehr oder weniger lose Bekannte und Trainingspartner. Ich wollte in Athen bleiben und mein ganzes Hab und Gut liegt jetzt entweder am Grunde des Meeres oder wird von einem Strandräuber aufgesammelt."


    Er überlegte kurz. "Aber am Besten werde ich doch noch mal zurück nach Diospolis gehen und mir von einem Bekannten Geld leihen. Ob ich jetzt aber noch nach Athen gehe weis ich noch nicht. Anscheinend haben die Götter etwas dagegen und ehrlich gesagt zieht es mich sicher nicht sobald wieder auf ein Schiff." Er gab ein Lachen von sich, das man genausogut als Brummen auslegen konnte.


    "Wie denkst du kann die Legion uns helfen? Wir haben nur sehr wenig Geld und werden damit kaum Kleidung und Proviant bezahlen können, geschweige denn ein Reittier. Zumal wir keine römischen Bürger sind."

    Nachdem der Legionär losgelaufen war, zuckte Ánthimos mit den Schultern und lief ihm hinterher. Er hoffte dass es wirklich nicht weit war, denn auch seine Sandalen hatten sehr unter dem unfreiwilligen Badetag gelitten, so dass er sie auszog und in Richtung Strand schleuderte. Er war gespannt, denn in einem Castellum war er noch nie gewesen. Angst hatte er keine, denn er war sich relativ sicher, dass ihre Versklavung nicht rechtens gewesen war und das sie nichts zu befürchten hatten.

    "Mein Name ist Ánthimos und das sind Thimótheos und Ilías." Er deutete erst auf seinen älteren Bruder und dann auf ihren Benjamin. "Ihm scheint es vor Schreck die Sprache verschlagen zu haben. Seid ich vorhin aufwachte hat er noch nicht einen sinnvollen Satz herausgebracht."


    Diese Spitze gegen Ilias konnte er sich beim besten Willen nicht verkneifen. Das sie Brüder waren brauchte er nicht zu wissen, denn das würde die Sache nur unnötig kompliziert machen.

    Ànthimos setzte sich auf das Wrackteil um dem Legionär zu signalisieren, dass von ihm keine Gefahr drohte.


    "Diese beiden hier sind Händler" er zeigte auf Ilias und Thimos, "ich bin Athlet und Künstler." Was ja auch der Wahrheit entsprach. "Ich trainiere für die Olympischen Spiele und war auf dem Weg nach Athen. Aber die Götter scheinen diesem Weg nicht gewogen zu sein."

    Auch Ànthimos erhob sich. Er war gespannt, ob der Legionär darauf hereinfiel, denn die wenigsten würden jemanden der so austrainiert war und solchen Muskelpakete hatte als Händler durchgehen lassen. Er hielt sich bewusst zurück und machte ein angespanntes aber nicht unfreundliches Gesicht.

    "Du bist ein Scherzkecks," erwiederte er aufgebracht, aber weiterhin flüsternd, "weißt du wie das Schiff hieß?! Ich nicht. Ich hab auch keine Ahnung wie der Kapitän hieß. Das ist alles nachprüfbar. Damit liegen wir ganz schnell wieder in Ketten."


    Die Situation war verstrickt.


    [SIZE=7]Edit:Fehlerteufel[/SIZE]

    Ànthimos gab seinen Brüdern mit einem Blick zu verstehen, dass sie sich erstmal zurückziehen sollten. Er ging langsam rückwärts und brachte so die Düne zwischen sie und den Legionär. Lange hätten sie sicher nicht mehr Zeit, bis er den Sandberg besteigen und sie entdecken würde.


    "Was machen wir jetzt?" flüsterte er. Es war unmöglich, dass der Legionär ihn hören konnte denn der Wind und die Möwen, die sich an den Toten labten, erzeugten eine enorme Geräuschkulisse.