Beiträge von Thimótheos Bantotakis

    Nachdem sie das Stadttor passiert hatten, kamen Thimótheos und seine Brüder Ánthimos und Ilías auf den Meson Pedion, eine der zwei Hauptschlagadern der Stadt. Zuerst konnte er vor lauter Menschen nicht viel erkennen, da das Gewühle so dicht war. Er entdeckte eine Stoa, die auf einem Sockel stand. Er bedeutete seinen Brüdern, ihm dorthin zu folgen und stieg die wenigen Stufen zum Fuß der Säule hinauf. Was er dann sah, verschlug ihm zunächst die Sprache.


    Dieser riesige Boulevard zog sich bis zum Ende der Stadt. Die Straße war geschätzte 30 Ellen breit (womit Timos ziemlich nah dran war) und hatte zwei Fahrspuren, die von einem breiten Grünstreifen getrennt waren. Auf diesem Streifen standen etliche Kunstwerke, Schreine, Brunnen und andere Objekte, die von der Pracht dieser Stadt zeugten.
    Alexandria...


    Er sah zu seinen Brüdern hinab, die noch am Fuß der Stufen standen und gerade zusahen, wie ein aufgebrachter Kaufmann mit einem Kunden darüber stritt, ob sein Fisch frisch war oder nicht.
    "He Leute! Schaut euch das an! Diese Metropole ist noch größer als Memphis und Theben zusammen. So etwas habe ich noch nie gesehen!"
    Er deutete die Straße entlang und genoß dann die Frische Brise, die vom Hafen her wehte. Er sog die Luft tief ein, herrlich....bis ihm ein ziemlich widerlicher Gestank in die Nase stieg. Er rümpfte die Nase. "Blärch! Aber stinken tut es hier genauso wie in Memphis..."



    *Ich kam, ich sah,...ich staunte (frei nach Caesar)


    Edit: Die liebe Rechtschreibung..

    Timos latschte neben Ánthi her. Die Sonne brannte auf sie herunter und der Saft lief ihm in Strömen durchs Gesicht. Auch er war bewaffnet. Unter seine Tunika trug er den Prunkdolch und seinen Siegelring wie auch sein Amulett um den Hals. Er folgte dem Blick seines Bruders auf die gelangweilte Stadtwache und folgte dem Menschenstrom in die Stadt hinein.

    Timos folgte dem Rat seines Bruders und richtete noch etwas Verwüstung an. Als ihre Arbeit getan war, saßen sie alle auf und Timos kam auf Ánthimos' Vorschlag zurück.
    "Alexandria..."er schaute kurz seinen jüngsten Bruder an, dann stellte er sich die Stadt vor, die er nur aus Erzählungen kannte. Bis jetzt hatte er nur Memphis und seine Umgebung kenne gelernt.
    "Ich denke das ist eine sehr gute Idee. Auf geht's!"
    Und schon trieb er sein Kamel an, das laut blökend in die Nacht hinausritt...

    Erst jetzt bemerkte Timos das Gemetzel, das sie angerichtet hatten. Fünf Wächter abgeschlachtet, ein Hohepriester des Ptah förmlich hingerichtet und sein mitgeführter Besitz geplündert. Seine Brüder saßen rum und beweinten ihre Mutter und diese katastrophale Situation.
    In seinem Kopf machten sich Erinnerungen an die wundervolle Frau, die seit seiner Geburt immer für sie da gewesen war, breit. Wir werden dich nicht vergessen, Mutter.
    Er wischte sich Tränen aus dem Gesicht und raffte sich zusammen. Sie mussten hier weg. Wenn sie hier irgendwer entdeckte, waren sie geliefert.
    Timos trat zu Ánthimos und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Hey...lasst den Kopf nicht hängen. Was wir getan haben war rechtens. Der Priester hat den Tot verdient und seine Handlanger hatten Pech, mit ihm zu sein." Er hielt einen Moment inne, um über seine Worte nachzudenken, schüttelte jedoch schnell den Kopf und fuhr fort. "Los, kommt. Wir müssen hier weg, bevor uns jemand sieht!" Er packte Ánthimos am Arm und zog ihn mehr schlecht als recht auf die Füße. Dann ging er zu Ilías und half ihm aufzustehen. "Sie waren mit dromas* unterwegs. Kommt, wir verschwinden von hier. Nehmt alles nützliche mit euch!"
    Er hatte einen Haufen Zeug zusammengeklaubt und lud diesen nun in einem Beutel auf eins der Reittiere, dann saß er auf.



    *Dromedare

    Timos beobachtete die Szene stumm. Der Ägypter hauchte sein Leben aus und Timos fühlte Befriedigung. Doch im selben Moment überkam ihn Trauer. Was hatte seine Familie alles erdulden müssen? Seine Eltern waren tot, der Besitz vernichtet, alle Freunde tot oder versklavt und das einzige was ihm geblieben war, waren seine Brüder. Eine einzige Träne vergoß er. In mir werdet ihr ewig leben.


    So hielten sie eine Zeit lang inne, trauernd. Langsam kam die Vernunft wieder und Timos' Kopf begann zu arbeiten und es machte *klick*.
    "Ja, den Göttern sei gedankt." flüsterte er. Er drehte sich um und klopfte Ilías auf die Schulter.
    "Kommt, hier können wir nicht bleiben. Wir lassen es nach einem Raubüberfall aussehen. Nehmt alles wertvolle mit euch."


    Er betrat das große Zelt des Toten und durchsuchte jegliche Truhen, Schatullen und Beutel, die er finden konnte. Etliche Papyri flogen umher, wertloser Krempel und Schminkzeug landeten auf dem Boden. Nach kurzer Zeit trat Timos aus dem Zelt heraus und hielt etwas in der Rechten, während er unter seinen linken Arm eine Schatulle geklemmt hatte.
    "Ihr werdet nicht glauben, was ich soeben gefunden habe." sagte er mit gedrückter Stimme. Ohne weitere Worte hob er die drei klimpernden Gegenstände ins Licht einer Fackel vor dem Zelt.


    Es waren die drei Amulette, die ihre Mutter für sie hatte anfertigen lassen. Ein Hoplon für Thimótheos, der Kerberos für Ánthimos und ein Totenkopfhelm für Ilías. Langsam zeigte sich ein schwaches Lächeln auf Timos' Gesicht.

    Ohne mit der Wimper zu zucken beobachtete Timos, wie seine Brüder auch den letzte Leibwächter niedermachten. Dann entdeckte er den Hohepriester, der jedoch nur wenige Wimpernschläge später von Ánthimos an der Flucht gehindert wurde. "Er" wälzte sich brüllend im Sand, der bald schon blutgetränkt war. Als Timos mit langsamen Schritten auf seinen Feind zukam, ergriff blankes Entsetzen den Ägypter. Panisch versuchte "Er" kriechend von Timos wegzukommen, doch es gab keine Chance auf Rettung. Timos wartete, bis seine Brüder bei ihm waren, dann packte er den verhassten Hohepriester am Kragen und zog ihn hoch.
    "Du..." Er rümpfte angewidert die Nase und spuckte neben dem Ägypter aus. "Bete, dass die Götter dir gnädig sind, denn ich werde es nicht sein."


    [Blockierte Grafik: http://img134.imageshack.us/img134/2973/gyptischerpriestermf3.jpg]
    Der Hohepriester bettelte wimmernd um sein Leben.
    "Nein, bitte...verschont mich! Ich b..bin ein Hohepriester des Ptah, ihr d..dürft mich nicht t..t..töten!"


    "Oh nein, nicht einmal ein Priester des Ptah darf solches Unrecht begehen. Was du uns angetan hast, ist unverzeihlich. Du Hund wirst auf ewig im Tartaros schmoren, das schwöre ich dir!"
    Mit diesen Worten stach er dem Bastard seinen Dolch tief in den Bauch. Blut quoll aus dem Mund des Priesters und er röchelte grässlich. Seine Hände verkrampften sich und als Timos ihn von sich stieß fiel er zurück in den blutgetränkten Sand. Timos bückte sich und zog den Dolch aus dem Körper des Sterbenden, dann trat er einen Schritt zurück, um seinen Brüdern ihre Rache zu ermöglichen.

    Unbemerkt erreichten Timos und Ilías die andere Seite des Lagers. Kurze Zeit später vernahmen sie bereits die ersten Schreie der Wachen. Ánthimos hatte seine Show begonnen und so stubste Timos seinen jüngsten Bruder an und nickte ihm entschlossen zu. Dann sprang er auf und sprintete auf den nächststehenden Ägypter zu. Im Lauf zückte er seinen Prunkdolch, der wohl eigentlich nicht für solcherlei Dinge geeignet war, aber seinen Zweck erfüllen würde. Timos sah zwei Wächter bereits am Boden liegen. Der Mann, der ihm am nächsten Stand brüllte laut und machte gerade anstalten, seine Waffe zu zücken, als Timos ihn bereits erreicht hatte. Stahl traf auf Fleisch, Rippen brachen und der Dolch bohrte sich tief in den Rücken seines Gegners.
    Der Mann ging röchelnd zu Boden. Drei Ägypter waren erledigt. Blieben zwei weitere...
    Neben Timos stürmte Ilías wild brüllend auf den vierten Wächter zu, der erschrocken herumfuhr...

    Ánthimos kam von seinem Erkundungsgang zurück und berichtete. Mit jedem Wort weiteten sich Timos' Augen zusehends. Er wollte seine Ohren nicht trauen.
    "Was sagst du? Der Priester? Die Götter müssen uns wahrlich wohlwollend gestimmt sein."
    Er drehte sich auf den Rücken und überlegte. Entschlossenheit lag in seinem Blick, als er weiter sprach.
    "Also, so wirds gemacht: Ánthimos, du beziehst auf den Dünen eine geeignete Position und versuchst so viele von ihnen zur erledigen wie du kannst. Wir beiden - er deutete mit dem Daumen auf Ilías und sich - schleichen uns von hinten ran und erledigen die übrigen, wenn sie ihre Aufmerksamkeit auf dich konzentrieren."
    Fragend blickte er seine Brüder an.

    Die drei Rächer hatten sich bewaffnet und waren so unterwegs nach Memphis, wo sie den Hohepriester des Ptah vermuteten. Er war der Grund ihres erbärmlichen Schicksals und dafür sollte er büßen. Timos hatte entschieden, dass sie hinter den Hügeln neben der Straße wandern würden, um ungesehen voranzukommen.
    Nach einem langen Fußmarsch brach die Dämmerung an. Es wurde langsam kühler und der Marsch erträglicher. Nach einiger Zeit vernahmen sie Geräusche hinter den Hügeln, dort wo die Straße der Rhomäer verlief. Timos hielt den Zeigefinger an seine Lippen und robbte langsam auf die Kuppe der Düne. Und was sah er? Eine kleine Gruppe Ägypter, bewaffnet und damit beschäftigt, ein Nachtlager aufzuschlagen.
    "Wer das wohl sein mag?" flüsterte er.

    Timos nickte stumm. Er erhob sich und ging andächtig zum Schrein. Nur er und seine Brüder wussten, dass dieser hohl war und an der Rückseite eine Klappe hatte. Er öffnete den Schrein, dankte den Göttern noch einmal still für dieses wunderbare Versteck und holte ihr Erbe - den einzigen Besitz, der ihnen geblieben war - hervor. Alle Erbstücke waren in wollene Decken eingewickelt, die Timos nun ausrollte.


    Ilías hielt er das Schwert des Polývios Bantotakis, des Familiengründers, hin. Es war aus feinstem Stahl gearbeitet und kostbar verziert worden. Der Knauf stellte das Haupt eines Hengstes dar - ein in Griechenland häufig gesehenes Symbol. Es war ein Xiphos, ein Schwert ähnlich dem rhomäischen Gladius. Allerdings war es nicht so geradlinig geformt, sondern wies eine leicht gewellte Schneide und einen besonders prächtigen Griff aus Elfenbein auf.
    Die Schwertscheide war ebenso reich verziert wie das Schwert selbst. Ein begabter Schmiedekünstler aus Memphis hatte Szenen aus den Titanenkämpfen gestaltet, die die Hülle prächtig aussehen ließen.


    Nachdem sein jüngster Bruder sein Erbe entgegengenommen hatte, trat Timos nun vor Ánthimos und reichte ihm den Bogen aus Ebenholz. Seine Enden waren mit Elfenbein geschmückt und den Bogen selbst zierten Darstellungen der Abenteuer des Herakles. Ein geschickter Freund ihres Vaters hatte sie in das Holz geschnitzt. Die Sehne des Bogens war so hart gespannt, dass nur wenige Männer in der Lage waren, ihn zu spannen. Man benötigte Bärenkräfte um diese Waffe nutzen zu können.


    Als letztes befreite Timos sein eigenes Erbe aus der Decke. Es war der Siegelring seines Vaters und ein Prunkdolch. Der Siegelring bildete den Delfin auf blauem Grund ab, das Wappen der Familie Bantotakis. Er war aus purem Gold. Das Wappen war aus Lapislazuli gearbeitet, einem höchst wertvollen Stein, der äußerst selten und besonders teuer war. Timos entschied sich dagegen, ihn am Finger zu tragen, sondern schnürte ihn sich sicherheitshalber an einer Kordel um den Hals.
    Dann besah er sich den Dolch näher. Er war ebenfalls reich verziert und hatte einen elfenbeinernen Griff sowie eine Klinge aus Edelstahl. In die Klinge eingraviert waren auf einer Seite das Wort tharros (gr. Mut) und auf der anderen der Begriff doxa (gr. Ruhm).


    Zufrieden lächelnd verneigte sich Timos noch einmal vor dem Altar, rollte die Decken ein und verstaute sie in seinem äußerst bescheidenen Gepäck. Voller Tatendrang und mit einem finsteren Grinsen im Gesicht sprach er mit lauter Stimme:
    "Auf Brüder! Lasst uns diese Hundesöhne zur Strecke bringen!"

    Während sie auf der Lichtung knieten, wurde es langsam still im Wald. Die Vögel verstummten, Insekten waren nicht mehr wahrzunehmen, sogar das Plätschern des nahegelegenen Baches wurde ruhiger.
    Als es Mucksmäuschenstill geworden war, nahm Timos plötzlich ein Rascheln in den Wipfeln über ihren Köpfen wahr. Ein Nectariniida (Nektarvogel) flatterte herab und setzte sich auf den Altar. Er schaute sich hektisch um, hüpfte einige Male von links nach rechts und beobachtete dann die drei Brüder. Der Vogel legte den Kopf schief, dann schaute er sich die Schale mit dem Bier an. Erwartungsvoll schaute Timos zum Altar. Der Vogel beugte sich zur Schale herab und trank von dem Bier darin. Dann zwitscherte er einige liebliche Töne, die Timos ganz in ihren Bann zogen. Die Zeit schien stehen geblieben...dann setzte sich der Vogel wieder ruckartig in Bewegung und flog davon. Binnen Sekunden konnte man wieder die Umgebung wahrnehmen und der Zauber war verflogen.
    "Danke ihr Götter..." flüsterte Timos.

    Im Norden der Oase lagen einige kleine Bauerndörfer und Handelsposten, umgeben von Feldern und Sumpfgebieten. Je näher man dem Gewässer kam, desto sumpfiger wurde der Boden. Nachdem die drei Brüder bei einem alten Bauernpaar Halt gemacht hatten und ihre letzten Sesterzen gegen ägyptisches Bier und etwas Kichererbsensuppe eingetauscht hatten, machten sie sich auf den Weg in den Waldstreifen, der die Oase säumte.
    Zu Anfang konnten sie einem halbwegs mit Brettern und Kies befestigten Pfad folgen, der jedoch immer schlammiger wurde und sich in einen schmalen Wanderpfad veränderte, je weiter sie vorankamen.
    Während sie schweigend, aber aufmerksam über den sumpfigen Boden staksten, lauschte Timos den Geräuschen der Umgebung. Vögel zwitscherten, Insekten summten und in den Büschen raschelte es nur allzu oft. Vorsichtig bog er um eine Ecke und blieb ruckartig stehen. Ilías, überrascht durch das plötzliche Halten seines Bruder, rasselte äußerst unelegant in diesen hinein und stieß sich die Nase. Timos drehte sich unbeeindruckt zu ihm um und flüsterte:
    "Wir sind da. Hier ist die Lichtung."
    Er trat auf die mit hohem Gras bewachsene Lichtung hinaus auf einen Schrein zu, der mit einem Baum am Lichtungsrand zu verschmelzen schien.
    Der Altar war Tyche und Aphrodite geweiht und von kleinen Abbildungen der beiden Göttinnen geziert. Mittig auf dem vom Wetter gezeichneten Altar stand eine kleine Schüssel.
    Timos legte seinen Proviant beiseite und nahm einzig das Bier zur Hand, das sie nicht angerührt hatten. Er hockte sich vor den Altar, seine Brüder taten es ihm gleich.
    "Ehrbare Tyche, Tochter des Zeus, Herrin des Schicksals, Retterin der Gestrandeten. Wir möchten dir danken, dass du uns den Weg zurück nach Ägypten gewiesen hast und es uns ermöglichst, Rache zu nehmen an denjenigen, die auf grausame Art und Weise unser Leben beeinflussten, unseren Besitz vernichteten und deine Altäre schändeten. Gib uns Kraft, unseren Weg weiterhin tapfer fortzuführen und unserer Bestimmung zu entsprechen."
    Nun wandte er sich an die kleine Statue der Aphrodite.
    "Reizende Aphrodite, Tochter des Uranos, Göttin der Liebe und Leidenschaft, der Schönheit und der Begierde, die du seit Generationen Schutzgöttin der Bantotakis' bist und über uns gewacht hast, dir sei unser Dank dargebracht. Durch dein Wirken hat Poseidon die Weltmeere gnädig gestimmt, so dass wir das Unwetter überlebten." Anders konnte Timos es sich zumindest nicht vorstellen. Ja, so musste es gewesen sein. Dann richtete er seine Worte an beide Statuen.
    "Ihr großen Göttinnen, die Familie Bantotakis ist euch auf ewig zu Dank verpflichtet. Wir werden euch ehren und über eure Tempel wachen, so gut es uns möglich ist."
    Er verbeugte sich vor dem Altar und stand dann auf, den Lederschlauch mit dem Bier in der Hand. Timos ging zu der kleinen Schüssel hin und öffnete den Lederschlauch, dann goß er langsam das Getränk in die Schale.
    "Ihr Göttinnen, nehmt dieses äußerst bescheidene Opfer an! Es ist nicht viel, doch mehr haben wir nicht."
    Er goß all das Bier in die Schale und trat dann einige Schritte zurück, wo er sich wieder hinkniete und abwartete, ob das Opfer angenommen werden würde.

    Timos genoß den Schatten der Bäume und streckte sich auf dem Boden. Seine Beine schmerzten so schlimm wie schon lange nicht mehr und die Anstrenung war ihm im Gesicht abzulesen. Als Ánthimos über seine Füße redete, ließ Timos nur ein zustimmendes "Hmmhm" verlauten.


    Dann schwenkten die Gedanken seines Bruders nach Olympia. Olympia, dieser ferne Ort. Unerreichbar...zumindest in ihrer jetzigen Situation. Und Plötzlich wieder ein Gedankensprung. Rache..


    "Du hast Recht, Ánthimos. Wir müssen weiter. Nach Moeris, unser Erbe in Anspruch nehmen...oder was davon übrig geblieben ist. Diese ägyptischen Hundesöhne werden für ihre Taten bezahlen!"
    Mit einem Mal war er Timos von neuem euphorisiert und erhob sich aus dem Schatten. Er schirmte sein Gesicht mit einer Hand ab und spähte gen Süden. "Es kann nicht mehr weit sein, bis wir zur Oase gelangen. Ab da wird sich alles ändern."

    So zog sich ihre Wanderung unter der Mittagssonne über Stunden hin. Sie schlurften schweigend vor sich hin, die Straße der Rhomäer nutzend. Die Sonne brannte auf ihre Köpfe herunter und am Himmel konnte Timos einige Geier entdecken, die womöglich mit seinem baldigen Ableben rechneten. Zum Glück machte die Straße kurz darauf einen Knick und so ging es für die Brüder näher am Nil vorbei, wo Timos sich nach einer halben Ewigkeit des Laufens unter einer Palme auf den Boden fallen ließ und einen großen Schluck aus seinem Wasserschlauch nahm. Er setzte ab und ließ einen langen Seufzer hören. Seine Füße pulsierten und er schwitzte wie ein Ringer nach dem Wettstreit.

    Als auch Ilías und Ánthimos von der Sonne geweckt wurden, setzte sich Timos im Bett auf. Er spürte jeden einzelnen Wirbel, jede Rippe, jeden kleinsten Knochen in seinem Rücken, schmerzte dieser doch noch so schlimm wie am Tag zuvor. Tapfer unterdrückte er die Schmerzen und rümpfte die Nase. Diese Herberge stank extrem nach Ziegensch***e, lag doch direkt unter dem Fenster ihrer Stege der Stall des Herbergsvaters. Muffelig stand er auf, streckte sich und grummelte in sich hinein. Dann rieb er sich die Augen und sprach seine Brüder an.
    "Morgen ihr beiden...ein wunderbarer Tag, nicht?" Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Kommt, lasst uns etwas essen." Mit diesen Worten zog er sich an und öffnete die Tür, um den "Speisesaal" - einen schäbigen, muffeligen Raum mit einigen kahlen Tischen und stühlen - aufzusuchen.

    Timos wachte als erster auf. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen musste es früher Vormittag sein. Er blieb noch eine Weile auf dem Bett liegen. So gut hatte er seit langem nicht geschlafen. Anderen Reisenden mochte das Herbergsbett unbequem erscheinen, für ihn war es eine Wonne gewesen, die Nacht darin zu verbringen. So lag er einige Zeit wach und wartete darauf, dass seine Brüder ebenfalls erwachten.

    Irgendwie ging dann alles ziemlich schnell. Matrinius musste sich bei seinem Vorgesetzten melden, Ilías redete mit dem Unteroffizier und dann kam Timos auch noch ohne Vorwarnung ein Geldbeutel entgegengeflogen. Er fing Vibulanus Worte wie den Geldbeutel mehr schlecht als recht auf und stammelte ein leises "Vielen Dank..die Götter mögen dich schützen..."
    Verdutzt schaute er seine Brüder an. Wortlos wandte er sich von der Torwache ab und bedeutete den anderen beiden ihm zu folgen.



    Sim-Off:

    Vielen Dank. Das wäre doch nicht nötig gewesen! =)