Beiträge von Thimótheos Bantotakis

    Ein Karren drängte sich durch das Getümmel auf der Via Serapis. Dem Karren war ein schwarzer Ochse vorgespannt, wie er in Ägypten auch oft auf den Feldern zum pflügen verwendet wurde. Hinter dem Karren trotteten sechs Stadtwächter drein, vor dem Karren marschierte erhobenen Hauptes ein kirykas** mit einer Schriftrolle unter dem Arm hinter einem Reiter her. Dieser Reiter war in die Uniform der Stadtwache gehüllt und ritt stolz voran.
    Der Trupp erreichte eine stark frequentierte Kreuzung und machte halt. Die Wächter schoben die Plane vom Karren und entluden diesen zügig. Vom Karren stieg außerdem noch Thimótheos' Grammateos Galaktíon herunter und zückte einen Griffel.


    Der Reiter war Thimótheos. Er hob die Hand und begann seine Arbeit.
    "Leute, hört mich an! Mein Name ist Thimótheos Bantotakis. Ich bin von der Ekklesia zum neuen Strategos Alexandrinos gewählt worden. Doch um meine Aufgabe als Anführer der Stadtwache erfüllen zu können, brauche ich tapfere, ehrbare Männer! Die Stadtwache sucht euch für den Dienst als Hüter der Ordnung und Beschützer der Schwachen! Kommt her und schreibt euch ein, es wartet gute Entlohnung und ein ehrbarer Dienst für die Polis zusammen mit tapferen Kameraden!"


    Augenblicklich blieben Menschen stehen und hörten zu, traten näher und schienen zu überlegen. Die Stadtwächter hatten einen Tisch aufgestellt, hinter dem nun der Grammateos saß und sich bereit machte, die Namen und Daten der Anwärter zu notieren. Daneben standen demonstrativ die sechs Stadtwächter, die in die besten Rüstungen gesteckt worden waren, die Timos im Lager hatte finden können.


    Der kirykas wiederholte Timos' Worte und deutete auf den Einschreibungstisch. Zögernd stand die Menge herum, einige Männer diskutierten, andere schienen ernsthaft interessiert zu sein. Timos trieb sein Pferd an und richtete sich im Sattel auf. Jetzt stand er mitten in der Menge und rief laut:
    "Männer Alexandrias, zögert nicht! Dort draußen fallen Verbrecher über eure Kinder und Freunde her, Diebesbanden treiben ihr Unwesen und die Armen werden unterdrückt! Wenn ihr der Stadtwache beitretet, habt ihr eine Chance diese Umstände ein für alle mal zu beenden! Lasst euch hier registrieren und helft mir dabei, Ungerechtigkeit und Schmerz aus Alexandria zu vertreiben!"


    Das saß. Eine Gruppe junger Ägypter lief auf den Tisch zu und bildete eine Reihe. Nach und nach ließen sie sich einschreiben und wurden in die Obhut der Stadtwächter übergeben. Die Schlange wurde länger und länger und Timos lächelte. Natürlich würde die Unterdrückung der Armen niemals aufhören und auch die Verbrecher würden nie verschwinden, aber er würde zumindest sein Bestes geben, um die Situation zu ändern. Und um den Rhomäern klar zu machen, dass die Stadtwache sich nicht von der Legion herumschubsen ließ wie ein unmündiges Kind...



    *apaito fylakas = Die Stadtwache ruft
    **kirykas = Herold

    Timos war froh, dass Cleonymus ihm so viele Ratschläge und Hinweise gab. Arme Leute rekrutieren...reiche Leute nur auf Karriere aus...feige, faul... merkte er sich in Gedanken.
    "Verzeih meine Unwissenheit, aber um wie viele Männer soll die Wache denn überhaupt erhöht werden?"
    Er hatte seinen Grammateos zwar beauftragt, die benötigten Unterlagen bereit zu legen, aber Cleonymus war ihm einfach zuvorgekommen und nun stand Timos ohne Anhaltspunkte da.


    Adressen. Timos' Hirn legte in Eigenregie bereits eine Kopie des Stadtplans an der Wand an und markierte die genannten Punkte.
    "Wenn ich es recht bedenke, könnte ich wohl ohnehin bald eine neue Chlamys gebrauchen." entgegnete er dem Kosmetes mit einem Schmunzeln. Diesen Lysander würde er sicherlich bald einmal aufsuchen, nur um seine Macht und seinen Einfluss klarzustellen. Immerhin war der Agoranomos sein Bruder und der würde nicht zögern auf Timos' Hinweis die Schneiderei des dicken Lysander dicht zu machen.


    "Dann liegt es wohl nun auch in meiner Verantwortung, einen neuen Offizier für die Stadtwache einzustellen, nicht wahr? Eine Schande, dass Marcus Achilleos seinen Dienst quittiert hat."


    Und während Cleonymus seinen Blick weiter über die Karte schweifen ließ, stellte Timos noch eine Frage.
    "Und wie sieht es mit den mächtigen Männern von Rhakotis aus? Im Broucheion kenne ich alle einflussreichen Kaufleute und Politiker, doch die Bevölkerung der Armenviertel ist mir praktisch gänzlich fremd. Hast du in der Hinsicht noch Tips oder Hinweise für mich?"

    Der Grammateos Galaktíon


    Es klopfte und der junge Grammateos drehte sich erwartungsvoll um. Er stand gerade vor einem Regal hinter seinem Schreibtisch und las etwas in einer Akte nach, dann besann er sich und ließ ein "Mpaino mesa!*" in Koinon erklingen.



    *mpaino mesa! = Tritt ein!


    ___________________
    GRAMMATEOS - STRATEGOS ALEXANDRINOS

    Wie jez? Der Keryke wollte Vorschläge jetzt sofort haben? Also war improvisieren angesagt.
    "Ähm. Nun wie wäre es mit:


    Dem hochgelobten Nikolaos Kerykes für seine unbeschreiblichen Verdienste an der Polis Alexandria während seiner Amtszeit als Gymnasiarchos.


    Dem tapferen Cleonymus für seinen Einsatz im Namen des Gesetzes in seiner Amtszeit als Strategos der Polis.


    Der ehrenwerten Iunia Urgulania für ihre Gewährleistung der Stadtversorgung und derer Roms als Eutheniarche Alexandrias.


    Dem verdienten Mithridates Castor für seine tadellosen Leistungen als Agoranomos die Stadtkasse Alexandrias betreffend."


    Er machte sich bereits stichwortartige Notizen auf einer Tabula. Sollte das Konion seine Worte für gut gewählt befinden, wollte er sie lieber nicht sofort vergessen haben.


    Der Statue erteilte Timos nickend seine Zustimmung.
    "Eine Statue ist eine hervorragende Idee. Wählen wir den besten und begabtesten Bildhauer der Stadt, dann können wir uns seines Wohlwollens sicher sein. Kein Mann kann einem halbgottgleichen Bildnis seiner selbst widerstehen."

    An Ánthimos Seite schritt dessen "großer" Bruder einher. Thimótheos war zwar offiziell Hausherr und Familienoberhaupt der Bantotaken, doch würde er diese Rolle heute in den Hintergrund stellen und Philolaos sowie dem Brautpaar als Mittelpunkt der heutigen Feier anerkennen.
    Thimótheos wurde von seinem Bruder um ein winziges Stückchen überragt, stand ihm jedoch in Sachen Körperbau und Attraktivität in nichts nach. Er hatte sich heute besonders in Schale geworfen, jedoch darauf geachtet, dass er weder dem Gymnasiarchos, noch seinem Bruder die Show stahl.


    Seine Füße wurden von dunkelroten calcei umschlossen, die von schlichten bronzenen Spangen zusammengehalten wurden. Er trug eine scharlachrote Chlamys über seinem weißen Chiton. Die Chlamys schmückten feine Verzierungen am Saum. Timos' Gesicht war mit Schminke verjüngt worden, auch wenn das bei ihm wohl kaum nötig gewesen wäre, seine Augen wurden von schmalen schwarzen Linien umrandet und seine Haare waren aufwendig frisiert und mit Duftwasser gewaschen worden. Selbiges Duftwasser war auch an seinem restlichen Körper angewendet worden, weshalb er nun angenehme, aber dezente Düfte in seiner Umgebung verströmte.
    An seinen Fingern trug Timos den Ring der Stadtwache und um seinen Hals die Kette, die seine Mutter ihm geschenkt hatte. Ein Hoplon schimmerte auf dem vergoldeten Anhänger. Den Siegelring der Bantotaken hatte er heute ausnahmsweise Ánthimos geliehen, der diesen ehrfürchtig am Finger führte.


    Stolz musterte der Strategos nun die Anwesenden, während Ánthimos bereits das Prozedere einleitete. Ein kleines Stück schräg hinter seinem Bruder versetzt konnte Timos sich die Gäste in Ruhe ansehen, während das Augenmerk der Gesellschaft auf dem Brautpaar lag.
    Viele der Geladenen erkannte Timos sofort wieder, darunter die beiden Iunierinnen, die beim Gymnasiarchos standen. Dann war da Cleonymus, der sich mit dem rhomäischen Legionär Octavius Matrinius unterhielt und der Priester stand ebenfalls etwas im Hintergrund, den er eben begrüßt hatte. Andererseits war da noch ein ihm unbekannter Rhomäer, der sich zu den Iunierinnen gesellt hatte und viele griechische Kaufleute oder Politiker, deren Gesichter er schon einmal bei der Ekklesia erblickt haben musste.
    Timos richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Brautpaar und hielt sich bereit, für Ánthimos da zu sein, falls er gebraucht werden würde.

    "Ganz wie du meinst. Nun, meine erste Amtshandlung war es, Marcus Achilleos aus den Diensten der Stadtwache zu entlassen, denn er hat den Dienst quittiert. Und jetzt steht mir bevor, die Stadt und ihre Bezirke genauer kennen zu lernen und auch die Menschen die hier leben. Ich brauche Informationen, Cleonymus. Wer ist mächtig genug, um der Stadtwache oder den Römern ans Bein zu pinkeln und wer ist gehört auf meine Abschussliste? Um für Ordnung sorgen zu können, muss ich erst einmal das Chaos kennen."


    Timos hoffte inständig, dass Cleonymus bereits gute Verbindungen in jegliche Schichten der Stadtbevölkerung hatte, die er nun auffrischen konnte. Es würde nicht einfach sein, sich einen Namen zu machen, doch er musste es versuchen.

    Und Timos fiel. Er landete weich auf dem Bett und lachte auf, dann streckte er seine rechte Hand aus, um seine Verwöhnerin zu sich herunterzuziehen. Er war wirklich froh, dass er dieses Porneion und seine professionellen Angestellten gewählt hatte, denn so guten Service hatte er lange nicht erhalten. Und die Dame hatte ja noch nicht einmal richtig angefangen!
    "Nun, eine Aphrodite wie dich..." er zog sie zu sich heran "...würde nicht einmal Hercules verschmähen." schmunzelte er und atmete ihren Duft ein, während er mit einer Hand durch ihre Haare fuhr.
    "Dann zeig mal her, was der junge Hercules von seiner Göttin alles lernen kann..." grinste Timos schelmisch.

    Sein Grinsen wurde breiter, als er Ánthimos reden hörte und ihn bei seinen Verrenkungen beobachtete. Schmunzelnd blickte er an sich hinunter.


    Seine Füße wurden von dunkelroten calcei umschlossen, die von schlichten bronzenen Spangen zusammengehalten wurden. Er trug eine scharlachrote Chlamys über seinem weißen Chiton. Die Chlamys schmückten feine Verzierungen am Saum. Timos' Gesicht war mit Schminke verjüngt worden, auch wenn das bei ihm wohl kaum nötig gewesen wäre, seine Augen wurden von schmalen schwarzen Linien umrandet und seine Haare waren aufwendig frisiert und mit Duftwasser gewaschen worden. Selbiges Duftwasser war auch an seinem restlichen Körper angewendet worden, weshalb er nun angenehme, aber dezente Düfte in seiner Umgebung verströmte.
    An seinen Fingern trug Timos den Ring der Stadtwache und um seinen Hals die Kette, die seine Mutter ihm geschenkt hatte. Ein Hoplon schimmerte auf dem vergoldeten Anhänger.


    "Deine Herzensdame ist noch nicht eingetroffen, nein. Dafür sind schon unsere Mitpyrtanen und etliche andere Gäste erschienen." Er hatte vom ersten Obergeschoss aus in den Garten hinuntergespäht und schon etliche bekannte Gesichter ausmachen können.
    "Das wird ein wunderbarer Abend mein Bruder. Ich freue mich ja so für dich."
    Die Worte waren ernst gemeint und Timos Züge zeigten ein leichtes Lächeln. Er war total aufgeregt, doch zeigte er dies nicht im geringsten nach Außen hin. Er würde heute in jeder Situation seine Würde bewahren, selbst wenn Axilla wieder Leute anschreien und hinausstürmen würde. (:D)
    Timos legte eine Hand auf die Schulter seines kleinen Bruders und lächelte ihn aufmunternd an.
    "Die Götter sind mit uns, Ánthimos, und mit deiner Frau.
    Wenn ihr hier soweit seid, lasst uns die Gäste begrüßen."

    Heute war Ánthimos' und Penelopes großer Tag und nicht nur die beiden waren völlig nervös. Thimótheos war seit Tagen völlig hektisch, hatte etliche Lieferanten und Händler aufgesucht, der Ochse musste gekauft werden, der Hausschmuck organisiert und die Einladungen verteilt werden. Er hatte natürlich nicht überall Hand angelegt, aber er war der Hausherr, das Familienoberhaupt, er repräsentierte die Bantotaken, genauso wie dieses neue Haus ihre Familie repräsentierte und die Feier die darin stattfand. Er hatte penibelst darauf geachtet, dass alles zu seiner Zufriedenheit hergemacht war und hatte etliche Male Sklaven aufgescheucht, die etwas nicht nach seinen Wünschen erledigt hatten.
    Heute war es am schlimmsten gewesen. Bevor die Gäste kamen, war sein neu geschneiderter Himation noch nicht geliefert, die Geschenke noch nicht da, das Essen nur halb vorbereitet und diese verfluchten Kopfschmerzen wollten auch nicht weggehen!


    Jetzt allerdings lag das alles hinter Thimótheos. Der Bantotake stand prächtig gewandet und bestens parfümiert vor der Tür seines Bruders und zupfte an seinem Gewand herum, dann klopfte er und trat nach Aufforderung ein.
    Er war die Ruhe selbst und ging fröhlich auf seinen Bruder zu.
    "Ánthimos, bist du bereit für die Zeremonie?"
    Den Priester hatte er natürlich auch nicht übersehen, den er sodann mit einer Verbeugung begrüßte.
    "Chaire. Es ist mir eine Ehre, dich als Priester für diese Heirat in meinem Haus begrüßen zu dürfen."
    Leicht grinsend wandte er sich dann wieder an seinen Bruder, der noch mit seiner Kleidung beschäftigt war.
    "Kommst du klar?"

    Timos nickte nur ernst. Er wusste, dass er sich auf seine Familie verlassen konnte und dass es andersrum genauso funktionierte.
    "Gut. Ich denke das war's auch schon. Diese ganze Geschichte hat mir nur ziemliches Kopfzerbrechen beschert. Mit Nikolaos zu reden steht dir frei, da möchte ich mich gar nicht so einmischen."
    Er zwinkerte, wusste er doch, dass Nikolaos und Ánthimos eine leichte Abneigung gegeneinander zu haben schienen. Vielleicht würde sich das ja nach näherem Kennen lernen im Prytaneion ändern.
    "Deine Worte in der Götter Ohr, Ánthimos. Hoffen wir, dass es nie zu einer solchen Situation kommen wird."
    Er klopfte seinem Bruder auf die Schulter und seufzte dann gespielt übertrieben.
    "Ich hab' jetzt Feierabend. Man sieht sich zuhause, wenn du hier fertig bist." grinste er und tippte zum Abschied auf die Tischplatte, bevor er sich fröhlich pfeifend umdrehte und zur Türe herausschlenderte. Ein schwerer Stein war von seinem Herzen abgefallen und der Tag schien doch etwas positives an sich zu haben... :)

    Galaktíon schaute verdutzt auf, als der Ägypter hereingeplatzt kam.
    "Äh...ja. Kein Problem, Kosmetes Cleonymus. Warte, ich sage ihm bescheid."


    Der Grammateos klopfte an Thimótheos' Tür, wurde hereingebeten, wechselte ein paar Worte mit dem Strategos und winkte dann den Kosmetes herein.
    "Der Strategos lässt bitten."


    Thimótheos war hinter seinem Schreibtisch aufgestanden und emfping seinen Vorgänger freundlich.
    "Chaire Cleonymus. Schön, dich hier empfangen zu dürfen. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Wein, Wasser, vielleicht etwas ägyptisches Bier?"
    Er deutete eine leichte Verbeugung an und präsentierte dem Kosmetes dann ein Tablett mit einigen Karaffen und Gläsern.
    "Nimm Platz und fühl dich ganz wie zuhause."

    "Gern, bitte mit persönlicher Signatur." zwinkerte Timos. Er war sehr an Geographie interessiert und würde sich, wenn er einmal mehr Freizeit genießen konnte, sicherlich tiefer in diese Fach stürzen.
    "Ja, Arbeit gibt es genug. Danke. Alles Gute." verabschiedete er sich dann von dem Attiker, der ihm immer noch ein klein wenig seltsam erschien. (:D)

    Ein wölfisches Grinsen machte sich auf Timos' Miene Breit, als er diesen einzelen Tropfen Weines an Harmonias Hals hinunterkullern sah. Er beugte sich ganz nah zu ihr hinüber, berührte mit dem Daumen den Tropfen und fuhr den ganzen Weg bis zu ihrem Mund entlang, bis sein Daumen ihre Unterlippe berührt. Dort verharrte er einen Moment und flüsterte dann genüsslich:
    "Wahrlich, um den Menschen Freude zu bereiten..." Womit er ihr einen sanften Kuss auf den Mund gab und ihre zarte Wange streichelte. Er sehnte sich nach Zärtlichkeit, nach der Zärtlichkeit, die ihm die Frauen aus Memphis darzubringen verstanden, wenn er bedrückt war oder sich nach Nähe sehnte. Seit seinen Tagen in Memphis war eine Ewigkeit vergangen und seither hatte er nur eine gewöhnliche Magd und ein oder zwei Jungen im Gymnasion benutzt, um seine Triebe zu befriedigen. Das hier war etwas völlig anderes.


    Er stand unvermittelt auf und nahm Harmonias Hand, um sie zum Bett hin zu führen.
    "Meine Liebe, ich bin verspannt. Wärst du so gut, mich zu massieren?"
    Und ohne eine Antwort abzuwarten - denn seine Frage war offensichtlich rhetorischer Natur - stellte er seinen Becher zur Seite und breitete seine Arme aus, um von der Hetäre entkleidet zu werden. Mit Kleidern am Leib ließ sich schließlich schlecht massieren.

    Nun riss Timos sich einmal zusammen und ergriff das Wort.
    "Meine Dame und meine Herren Pyrtanen, ich habe mich bewusst zuerst zurückgehalten und habe den Erfahreneren und Weiseren unter uns den Vortritt in dieser Angelegenheit gelassen, doch was hier jetzt angesprochen und vorgeschlagen wird, dazu muss ich meine Meinung kund tun. Man verzeihe mir ebenfalls meinen jugendlichen Übermut und womöglich falsch gewählte Worte, doch hoffe ich, das in dieser kleinen Runde entschuldigen zu können.


    Liebe Mitpyrtanen, ich halte es für übertrieben, den Basileus selbst über diese Sache zu informieren. Dieser offensichtlich zur Provokation des Prytaneions bestimmte Brief ist in keiner Weise beachtenswert und wir sollten nicht zu viel Energie auf eine Beantwortung dieser Anmaßungen und Respektlosigkeit eines lächerlich unwichtigen Militärs verschwenden.


    Aegyptus ist eine viel zu wichtige rhomäische Provinz, als dass unsere Besatzer - und dieses Wort sprach er mit einer gewissen Verachtung in der Stimme und einem zutiefst bedauernden Blick zu Urgulania - es sich erlauben könnten, eine offene Rebellion heraufzubeschwören. Wenn das Militär uns Ärger macht, dann sicherlich nicht im Namen des Praefectus Aegypti, dessen können wir uns sicher sein! Dem Germanicer, der den göttlichen Basileus in Aegyptus vertritt, kann es niemals daran gelegen sein, einen Aufstand bekämpfen zu müssen. Mit ihm wird sich reden lassen, eine Lösung finden lassen. Doch sollten wir keinesfalls hinter seinem Rücken handeln, denn das würde er uns gewiss übel nehmen.


    Ich schlage vor: Ignorieren wir diesen erbärmlichen Soldaten und wenden wir uns lieber direkt an den Praefectus, wie es der Vorgänger meines Amtes bereits vorschlug! Ich weiß, das wäre genau die Reaktion, die der Praefectus Legionis Terentius nicht will, denn er ist auf offene Provokation aus! Gehen wir darauf ein, leiten wir unser Unheil selbst ein!"


    Sicherlich, diese kleine Rede war ordentlich theatralisch und mit Dramatik durchsetzt, doch besser so, als langweiliges und wenig überzeugendes Geschwafel...oder? Denn seine Rede hatte ja genau das wiedergegeben, was bereits Urgulania und Cleonymus zuvor bejaht hatten: Terentius Cyprianus war nicht beachtenswert und ihr direkter Ansprechpartner war der göttliche Basileus...allerdings in Vertretung durch den Praefectus, denn das war Timos' Meinung.

    Timos lehnte sich zurück und schloss zeitweilig die Augen, während er einfach nur den schönen Klängen der Frauenstimme lauschte. Gelegentlich nahm er etwas Wein zu sich, ließ seinen Blick über Harmonias Körper gleiten und fühlte sich einfach ganz und gar wohl. Die Geschichte der 12 Aufgaben des Hercules hatte er bei seinem Lehrer damals schon oft genug durchgekaut, doch die Zeit der Sklaverei bei Omphale war etwas Neues für Timos. Ohnehin wusste er nicht so viel über Hercules, wie er hätte wissen sollen und konnte sich deshalb doppelt glücklich schätzen, diese Sage gewählt zu haben. Bei dem Teil über Omphales Erkenntnis und bei Erwähnung der fünfundachtzig Kinder fühlte der junge Grieche sich plötzlich allzu männlich und wollte es diesem Halbgott doch auf der Stelle liebend gern gleich tun, doch hielt er sich lieber noch ein wenig zurück.


    Nachdem Harmonia geendet hatte, klatschte Timos zufrieden in die Hände und schenkte der Dame ein außerordentliches Lächeln.
    "Das war grandios. Eine Stimme für die Götter, würde ich glatt sagen."
    Er schenkte sich kurzerhand etwas Wein nach und bot ihn seiner Gesellschaft an. "Dein Mund muss trocken sein vom Singen. Du hast sicherlich Durst..."

    "Du musst dem Bündnis auch gar nicht beitreten. Deines Vertrauens kann ich mir ohnehin sicher sein und du darfst dir ebenso sicher sein, dass ich nicht gegen das Wohl der Polis oder der Bantotaken handeln werde. Ich werde mich offiziell zwar zu Nikolaos' Anhängern bekennen (müssen), aber wer weiß schon was die Zukunft bringt? Wenn es einmal zu Schwierigkeiten kommen sollte, oder jemand versuchen sollte uns gegeneinander auszuspielen, weshalb auch immer, so müssen wir beide aufeinander zählen können. Meiner Unterstützung kannst du dir gewiss sein und der der anderen Pyrtanen auch.


    Ich weiß nicht, was Cleonymus mit "Einführung" meinte, aber weder zwinge ich dich zu etwas, noch lasse ich mich selbst zu etwas zwingen. Wir sind Ánthimos und Thimótheos Bantotakis und dieses Bündnis wird auch nichts daran ändern!"


    Öhm joa. So hatten sich wohl weder Nikolaos, noch Cleonymus, noch Timos selbst vorgestellt, aber irgendwie hatte sein Bruder ihn überzeugt, dass diese ganze Sache mehr als merkwürdig war und, dass er lieber vorsichtig sein sollte. Hoffentlich wurden die Pyrtanen hier nicht in irgendwelche krummen Sachen hereingezogen...

    "Ja gerne, immer her damit!" grinste Timos hungrig und seufzte dann lächelnd.
    "Verbrecher habe ich heute keine dingfest gemacht. Vielmehr habe ich etliche Akten sortiert, mich wichtigen Männern der Stadt vorgestellt und Kontakte gepflegt."

    Von nun an genoss Timos jede Sekunde. Er liebte die Frauen, den Wein, alles was einem jungen Griechen Freude bereiten konnte, und er hatte solche Freuden schon viel zu lange nicht mehr so ausführlich genießen dürfen, wie es ihm als Sohn des Kyriákos Bantotakis eigentlich zustehen sollte.


    "Nein, nichts bestimmtes. Wenn du ein Lieblingslied hast, so trage es vor, ich bin offen für alles."
    Und nach kurzem überlegen fügte er spitzbübisch hinzu:
    "Vielleicht etwas über die Heldentaten des Hercules?" (:D)
    Er erwiderte das Lächeln der Hetäre, auch wenn er sich bewusst war, dass es kein ehrliches Lächeln war.
    Währenddessen glitt Timos' Blick langsam über Harmonias Körper, betrachtete begeistert ihre Haarpracht und noch viel begeisterter die geschwungenen Körperformen der Frau.
    Den Sklaven, der Wein brachte, ignorierte er. Sein Becher war noch voll genug und er war gerade nicht imstande, sich auf anderes zu konzentrieren.

    Kurzerhand wurde er mitgezogen und fand sich in einer gemütlichen Kammer wieder. Einen Moment lang musste er sich sammeln, trank einen Schluck Wein und ließ sich dann langsam in einem der Sessel nieder. Genießerisch betrachtete er Harmonia und stützte dabei sein Kinn auf seinen Zeigefinger (was man fast schon als Denkerpose bezeichnen konnte). Timos lehnte sich zurück und atmete tief ein. Er spürte langsam die Wirkung des Opiums gemischt mit dem Wein und den Getränken der vorangegangenen Siegesfeier.


    "Komm her." sagte er freundlich und zog den zweiten Sessel zu sich heran, so dass dieser schräg vor ihm stand.
    "Würdest du etwas schönes für mich singen?" säuselte Timos, während er eine Hand auf der Lehne des anderen Sessels liegen ließ und die andere mit dem Weinbecher wiederum zum Mund führte. Er wollte es ganz gemütlich angehen lassen und die Fähigkeiten dieser Frau voll und ganz ausnutzen - womit er nicht nur körperliche Befriedigung meinte.