Beiträge von Casilius Proculus

    Jawohl! Tönte es über den Platz. Die Probati und auch Casilius bekamen durch den Einsatz ihres Decurio eine gesonderte Portion Motivation und Mut ab. Schon versuchten sie ungestüm gegen die Eques vorzurücken, als plötzlich ein Signal über ihre Köpfe hinweg schallte.


    Zunächst herrschte Verwirrung, doch dann war klar was passiert war. Die Reiter hatten sich über die Flanke an die Gruppe herangemacht und versuchten die Probati so in die Enge zu treiben. Die Verwirrung verstärkte sich noch, als sich die Probati neu zu orientierten versuchten. Sie sollten einen Kreis bilden. Noch wussten sie nicht wie. Die einen versuchten sich in Zweierreihen aufzustellen, während die anderen sich um das Feldzeichen sammelten.
    Doch irgendwie bildeten sie dann doch einen Kreis, obwohl er eher einem Ei glich. In der Mitte stand das Feldzeichen, gehalten von einem Probati. Darum herum blieb noch genug Platz für einige Probati um mit Wurfspeeren gezielt auf die Angreifer zu werfen. Danach waren die Probati nach außen in zwei Reihen aufgestellt. Die erste Reihe stand dicht gedrängt, mit der Sparta zum Nahkampf gezogen. Dahinter, die zweiten Reihe, mit gerade soviel Abstand, dass diese ebenfalls ihre Wurfspeere werfen konnten.


    Casilius stand nun in der zweiten Reihe. Griffbereit hatte er seine Hasta und die Wurfspeere, von denen jeder Probati mehrere Stück zur Verfügung hatte.
    Casilius sah zu den Reitern auf, versuchte sich ein lohnendes Ziel zu suchen.
    Gleich viel ihm wieder Romanus ins Auge.
    Er wartete auf eine günstige Gelegenheit.
    Dann, Romanus wandte sich gerade ab um einem anderen Eques ein Zeichen zu geben, da holte Casilius aus und zog durch.
    Diesmal wird der Wurfspeer sein Ziel treffen. davon war er überzeugt.
    Schon sah er wie sich der Speer in Richtung des Vexilarius senkte. Der Speer würde auf dessen Schulter landen. Die Richtung passte, und Romanus immer noch abgelenkt…

    Was war das? Zunächst glaubte Casilius noch, der Vexilarius Romanus würde den Probati eine Vorstellung geben. Vielleicht eine Pantomime? Sie hätte sicher gut gepasst. Achill oder Odysseus vor den Toren Troas, wie sie sich überlegen die Mauern der Stadt einzunehmen und es letztendlich nur mit einer List schaffen würden.


    Doch dann, als er plötzlich die Schwachstelle in ihren Reihen erkannt hatte und loslegte verstand Casilius diese pantomimische List. Vor Ärger hätte er sich auf die Zunge beißen können. So einfach währe es gewesen ihn, Romanus auszuschalten. Die Speere, jeder hatte einen in der Hand. Es währe ein leichtes gewesen mit einem Speer auf ihn zu werfen. Vor allem aus der zweiten Reihe. Doch nichts war passiert. Noch jetzt standen einige Probati wie angewurzelt da. Er musste handeln.



    "Ahhhhhhhhhhhhhh!!"


    Mit lautem Gebrüll warf er sich in die Schlacht. Schon war Romanus nur noch einen Wimpernschlag vom Feldzeichen seiner Ausbildungsturmae entfernt. Er konnte ihn nicht mehr erreichen. Jetzt musste er alles auf eine Karte setzten.


    Mit einem kräftigen Hieb schleuderte er seine Hasta ins Getümmel. Doch wo würde sie landen? Auf der Schulter des Angreifers?
    Schon senkte sie sich. Vorbei an einem Probati. Aber viel zu tief.
    Die Schulter war außer Reichweite. Viel zu tief flog die Hasta.
    Casilius konnte es einfach nicht mit ansehen. Seine Bemühung, vergebens? Er schloss die Augen und wollte sie erst wieder öffnen wenn es entschieden sein wird.
    Doch dann zwang er sich doch hinzusehen.
    Der Speer flog …
    Sein Gesichtzug erhellte sich plötzlich, und die Anspannung schien wie ein Stein von ihm abzufallen. Die Hasta traf sein Ziel. Zwar nicht so wie er es sich vorgestellt hatte, aber, irgendwie traf er sein Ziel.


    Die Hasta landete zwischen den Beinen des Angreifers. Noch während er versuchte seine Hand nach der Standarte auszustrecken musste er stolpern, und auf ihm ein weiterer Angreifer. Ein schöner Tumult. Denn schon stürzten sich die Probati auf die ineinander verkeilten Soldten.
    Casilius ran zur Standarte und beförderte sie aus der Gefahrenzone. Ein gutes Dutzend Probati halfen ihm dabei und sie formierten sich neu.


    Sim-Off:

    Keine Angst, so schnell geben wir nicht auf!

    Latrinendienst kam nicht in Frage. Darüber waren sich die Probati einig. Man nickte sich zu, beteuerte alles zu unternehmen um das Feldzeichen zu beschützen, und als der Tubicen erneut das Horn zum Signal für die Angreifer erklingen ließ brüllten die Probati laut auf um sich Mut zu machen.


    Doch schon hatten sei ihre ersten Verluste zu beklagen. Keiner von ihnen hatte mit den Wurfspeeren gerechnet. Auch Casilius ging davon aus, dass die Angreifer auf die gleiche Weise versuchen werden gegen die Probati anzukämpfen wie sie es zuvor getan hatten. Vielleicht konzentrierter auf das Feldzeichen gerichtet, aber doch mit demselben Rezept.


    Nachdem die ersten Probati als Gefallene vom Feld stapften kehrte langsam wieder ruhe ein.
    Nun drängten sich die Probati besonders dicht zusammen. Casilius wie auch die anderen Probati nahmen nun die Schilde höher, drückten sie an die Nase, so dass nur ein Sehschlitz frei blieb, jedoch Schulter und Brust gut geschützt war. Einige der stärkeren Probati scharten sich zusätzlich um des Feldzeichen um es auch von den Flanken her besser verteidigen zu können und um nicht einer List zum Opfer zu fallen. Casilius stand wieder in der ersten Reihe, gerade dort wo sich einige Schritte hinter ihm das Feldzeichen befindet. Um sich weiter Mut zu machen klopften die Probati mit dem Gladius laut hörbar gegen ihre Schilde.


    Als die Angreifer erneut versuchten mit den Wurfspeeren eine Presche in die Formation zu schlagen waren die Probati deutlich besser gerüstet. Sie waren wieder aufmerksamer und konzentrierter.
    Auch auf Casilius war nun ein Speer gerichtet. Er konnte nicht ausmachen aus welcher Richtung er geschleudert wurde, dazu war die Situation viel zu unübersichtlich. Diesmal schleuderten die Angreifer die Speere höher, scheinbar über die Köpfe der Probati hinweg.
    Für Casilius schien der Speer zuvor noch wie ein Pfeil, gerade wie eine Linie über ihre Köpfe hinweg. Dieser hätte keine Gefahr dargestellt. Doch je näher der Speer kam, desto schwerer schien er zu werden, und als er die Linie der Probati erreicht hatte fiel er wie ein nasser Sack von oben kommend zu Boden. Casilius kauerte sich unter seinem Schild zusammen, riss den Schild in die Höhe und doch glitt der Wurfspeer knapp hinter dem Schild hinweg. Nur knapp verfehlte er seine Schulter, und als der Speer hinter ihm mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufschlug konnte er den Schaft noch im Rücken spüren.


    Noch während Casilius seinen Schild wieder herunter nahm, erleichtert durchatmete und sich nach vorne wandte, musste er erkennen wie die Angreifer die kurze Verunsicherung in den Reihen genutzt hatten um nun im Galopp auf die Formation zuzureiten…

    "Schließt die Reihen! Schließt die Reihen" Verzweifelt versucht er sich ins Zeug zu legen. Kaum konnte er einen Blick zur Seite riskieren und seine Kollegen antreiben, da musste er sich wieder auf die heranstürmenden Eques konzentrieren. Die Formation stand zwar noch, aber die Lücke musste geschlossen werden.


    In der zweiten Reihe, waren einige der bereits älteren Probati, denn, die neueren Probati, zu denen sich auch Casilius zählte, sollten in diesem Übungskampf Erfahrungen sammeln und standen desshalb vorne.
    Die Situation wurde immer unübersichtlicher. Schon hatten einige der Angreifer die klaffende Lücke erreicht, und kämpften sich vor. Doch schoben sich einige besonders starke Probati von besagter zweiten Reihe nach vorne. Einer von ihnen, war auf Grund seiner vernarbten Gesichtzüge und seiner gedrungenen muskulösen Erscheinung zum Fürchten. Er hatte heute eine besonders grimmige, beinahe gehässig wirkende Grimasse aufgesetzt. Durch das fletschen der Zähne, wie man es ansonsten nur von wilden Hunden gewöhnt war mochte einer glauben man stünde Thanatos (dem Tod) gegenüber und man würde am liebsten die Flucht ergreifen.


    Doch Casilius blieb. Zum einen war er froh nicht gegen ihn Kämpfen zu müssen, stand er doch neben ihm in der Reihe, zum anderen wusste er, dass er seinen Mann besser als jeder andere Probati stehen wird und Casilius musste es ihm gleicht tun. Schon hatte er einen Hieb gegen einen herannahenden Eques ausgeführt und die Reihe begann sich wieder zu schließen.


    Casilius hatte kaum Zeit sich darum zu kümmern, denn einer der Angreifer versuchte mit seinem Speer ihm aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Angreifer erkannten ihre Chance und versuchten gerade die Probati in Kämpfe zu verwickeln die am Rande der Lücke verletzlich waren. Außerdem gab es ihnen die Chance die Formation vollends aufzulösen, sollten sich die Probati aus der Linie lösen und sich dem Tumult von der Seite nähern. Eine zweite Reihe von Angreifern hätte dann leichtes Spiel.
    Casilius glaubte den Mann erkannt zu haben. Ohne Zweifel ein geübter Mann, erfahren und ein Fuchs, erkannte er doch als einer der Ersten die Lücke und versuchte andere Soldaten auf diese Schwäche aufmerksam zu machen. Doch mittlerweile hatten die Probati aus der zweiten Reihe aufgeschlossen. Schützend standen die Probati zusammen, ein Schild neben dem anderen. Keine Mücke hätte sich zwischen den Schilden hindurchdrücken können.


    Heftig stieß der Speer gegen seinen Schild, doch Casilius gelang es den Speer abzulenken und er glitt an seiner linken Seite vorbei. Nur kurz geriet er ins Wanken. Den Schild leicht nach links geneigt gab er nun Casilius die Möglichkeit zum Gegenstoß auf die ungeschützte Flanke seines Angreifers. Um sich nicht überraschen zu lassen versuchte Casilius noch seinen Scutum höher zu schieben und nun ließ er von unten seinen Gladius vorschnellen, genau gegen das Bein seines auf dem Pferd sitzenden Gegners gewandt …

    Casilius erkannte, es war die Zeit das erlernte der letzten Tage und Wochen in die Tat umzusetzen. Noch waren sie keine Eques, noch waren sie in ihrer Ausbildung, doch sie hatten viel gelernt. Und so ging die Formation geschlossen und in Tiefer Verteidigungshaltung, mit gezogenem Gladius langsam nach vorne. Immer wieder spürte Casilius den prüfenden Blick des Decurio Cupidus förmlich über die Reihen streifen.


    Die Eques kamen näher. Die Übungswaffen im Anschlag stellten sie eine wirkliche Bedrohung dar. Die Probati bereiteten sich auf das Treffen vor. Casilius zog seinen Parma höher, nahm seinen Gladius um ihn zum rechten Zeitpunkt einsetzten zu können.


    Da riss neben ihm, durch einen zögerlichen Probati die Reihe auf. Der Probati schien verunsichert, und Casilius glaubte schon, dass sich das gleiche Schauspiel wie vor einigen Wochen wiederholen könnte. Damals war er noch neu, kannte nicht die Taktik, die zum Erfolg führen wird. Jetzt, wusste er, nur Geschlossenheit führt zum Ziel.


    "Komm schon. Hier ist dein Platz. Wir müssen geschlossen sein. Nur wenn wir wie ein Mann zusammenstehen können wir bestehen. " Ein anderer aufmerksamer Rekrut aus der zweiten Reihe schob ihn unsanft wieder in die Formation zurück. Gerade rechtzeitig war die Formation wieder geschlossen und ein Gebrüll ging durch die Reihen. Es stärkte sie und machte ihnen Mut. Bald wurde das Gebrüll von dem Geklirre aufeinander treffender Waffen übertönt und verebbte.


    Casilius hatte alle Hände voll zu tun. Einem der angreifenden Equites blieb die offenbar Schwäche in der Formation nicht verborgen und schien sich nun verstärkt um genau diesen Prbati zu kümmern. Doch Casilius war aufmerksam genug diesen Vorstoß zu erkennen. Ein heftiger Schlag der Hasta gegen die Parma des Rekruten ließ ihn schwanken. Caslius musste eingreifen. Ein schneller Schritt nach vorne, gefolgt von einer leichten gebeugten Haltung, um sich nach vorne mit dem Scutum richtig schützen zu können gab ihm die nötige Freiheit nach rechts ausholen zu können. Casilius schlug zu. Mit einem lauten krachen schlug er die Hasta des Angreifers mit seinem Gladius zu Boden. Dieser geriet aus dem Gleichgewicht, und musste seinen Angriff abbrechen um nicht vom Pferd zu fallen, oder seine Hasta aufzugeben. Die Gefahr war vorerst abgewendet, doch mussten sie wachsam bleiben. Casilius hoffte, dass der Bursche begriffen hatte dass sie geschlossen Kämpfen mussten. Noch bevor Casilius sich darum kümmern konnte musste er einen weiteren schlag abwehren. Der Kampf hatte gerade erst begonnen und der Ausgang noch offen ...

    Für Casilius klang das alles ziemlich einleuchtend. Vom Pferd zu kämpfen war eine Sache, aber in einer Schlacht musste jeder Soldat auf alles vorbereitet sein. Außerdem glaubte er dass es auch für die berittene Kavallerie, die Ala, gut zu wissen sei, wie Fußsoldaten kämpfen um sich einen Vorteil daraus verschaffen zu können.


    Casilius hing noch einem Gedanken nach, als Cupidus den Befehl zur Aufstellung in eine Linienformation in die Reihen der Probati brüllte. Casilius war wieder hell wach und versuchte seinen Platz einzunehmen. Wie rasch und konzentriert es die Probati schaffen würden diese einzunehmen wird ein Gradmesser sein um ihre Disziplin und ihren Ausbildungsstand zu messen. Das übliche Geschupse unterblieb heute und da es auch sonst kein größeres Problem gab standen die Probati rascher als sonst in der geforderten Formation da.

    Casilius stolperte sichtlich gehetzt und etwas konzertiert auf den Platz. Keine Ahnung, was ihn so fertig gemacht hatte. Die Nacht war ruhig, sah man von einem Nager ab, der sich irgendwo im Gebälk verkrochen hatte und sich immer wieder bemerkbar machte. Alles begann damit, dass er seine Caligae nicht finden konnte. Und als er sie dann endlich zusammen hatte musste er erkennen, dass er seine Lorica noch aufpolieren musste. Irgendwann hatte er dann doch alles beisammen und setzte sich im Laufschritt in Bewegung.


    Am Platz angekommen war er sichtlich erleichtert, dass er nicht der einzige Nachzügler war. So fiel es ihm leicht sich, dem Befehl des Decurio gemäß, in die Reihe auf seinem angestammten Platz einzufinden. Mal sehen was heute auf dem Programm steht.

    Zwar kannte Casilius noch nicht allzu viel von dem Flecken Erde, das gemeinhin als die Provinz Germania bezeichnet wurde, dass aber das, um diese Jahreszeit feuchte und nasse, mit Nebel verhangene Klima aufs Gemüht schlagen musste wurde auch ihm klar. Und dass dann einem die Nerven durch gehen konnte Casilius durchaus verstehen.
    "Liegt wohl am Wetter. Kein Wunder, dass die Germanen am liebsten alles kurz und klein schlagen. Dieses trübe Wetter, kalt und feucht. Das schlägt mir tierisch aufs Gemüt. Wenn ich da an Campanien denke, die golden gefärbten Ecker um diese Jahreszeit, die frische Priese die vom Meer her über die Pinienhaine zieht, der Duft von reifen Trauben und der junge Wein, der einem über den Gaumen streicht." Er seufzte.
    Doch die Gegenfrage die ihm Seleukos stellte, die er auch erwartet hatte und von der er ausgehen konnte, dass sie früher oder später kommen würde, von der er aber hoffte dass sie ihm nie gestellt werden würde machte ihn nachdenklich.


    "Hier in den Norden? " Er versuchte die richtigen Worte zu finden. "Nun, ich hatte gewisse Probleme in meiner Heimat. Zum einen ist da so ein Kerl, ein wirklicher Kotzbrocken, der sich einbildet ein Ersatz für meinen Vater darstellen zu können. " Er musste absetzten. "Na ja, das ging einfach nicht mehr. Ich hätte mich entscheiden können mich zu Tode zu schuften oder einfach abzuhauen. Ich habe wie du siehst letzteres gewählt. " Er lächelte gezwungen und starrte dabei auf die Marmorne Kante des Beckens. "Und dann ist mir da auch noch das Eine oder Andere einfach entglitten. Ich musste weg aus Campanien, einen Neuanfang versuchen. Die Ala, das Militär schien mir den nötigen Halt zu bieten. " Er legte seinen Kopf wieder in den Nacken und versuchte das Gespräch wieder auf etwas anderes, etwas angenehmeres zu lenken. Noch war er nicht bereit über alles zu sprechen.


    "Das Bürgerrecht erlangen währe eine feine Sache. Mal sehen ob ich das auch, irgendwann einmal erreichen kann. Ein eigenes Haus, vielleicht ein Anwesen führen, eine Pferdezucht sogar? Ja, ja, dass währe schon was. " Er blickte wieder zu Seleukos "Weil wir bereits bei Pferden sind. Was sagst du zu den Prachtstücken hier bei der Ala? Ich muss schon sagen, erste Wahl. In meiner Heimat, in dem kleinen Nest bei Liternum in Campanien habe ich solche Prachtstücke noch nicht gesehen. Ich hoffe bloß, wenn ich dann einmal ein Tier aus den Ställen führen kann, dass es auch ein so stolzer Rappen sein wird wie der des Praefekten. "

    Casilius hatte seinen Kopf noch genüsslich in den Nacken gelegt als er angesprochen wurde. Die Stimme hatte er gleich wieder erkannt. Er blickte auf und sah wie Seleukos auf ihn zukam.
    "Natürlich! Das Training war hart. "
    Er richtete sich wieder auf.
    " Ja, mein Name ist Casilius Proculus. " Er lächelte freundlich zurück. "Und du bist Seleukos, nicht? "
    Casilius erkannte seinen Kollegen sofort, hatte er doch heute mit ihm beim Training gekämpft. Schon dort durften sie einige Worte wechseln.


    "Seleukos klingt doch Griechisch nicht wahr? " Er rieb sich das Kinn um dann verschmitzt nachzusetzen "Was treibt dich in den Norden? Waren Gläubiger hinter dir her oder vielleicht ein aufgebrachter Ehemann? " Casilius lächelte.
    Er wusste was ihn bewog in den Norden, weit weg von seiner Heimat sich zur Ala zu melden. Er war jedoch neugierig, was Seleukos dazu trieb und außerdem wollte er mit ihm ins Gespräch kommen.

    Die Thermen erinnerten ihn an seine italische Heimat. Erinnerungen an seine unbeschwerten Jugendtage, als noch sein Vater lebte und er glücklich sein konnte. Welch schöne Tage hatte er damals verleben dürfen. Als er ins Caldarium stieg, sich schwitzend an den Rand des Beckens lehnte und vor sich hin träumte kamen aber auch Erinnerungen in ihm hoch, von denen es ihm gelungen war sie erfolgreich zu verdrängen. Jetzt in der Minute der Ruhe, so frei von geschäftiger Ablenkung, schossen ihm die Bilder wieder durch den Kopf. Er zuckte zusammen als er sich seines Schmerzes, den er einst fühlen musste, ansichtig wurde.


    Er beschloss sich ins kühlere frigidarium zurückzuziehen. Dort hofft er die nötige Ablenkung durch ein Gespräch zu finden. Mit einem Sprung ins kühle Wasser senkte er sich ins Becken.
    "Endlich, das brauchte ich. Eine Abkühlung um das erhitzte Gemüht zu kühlen. " Er schüttelte sich das Nass aus den Haaren und ließ sich an den Beckenrand gleiten.

    Casilius trottet geschafft und mit gesenktem Haupt in seine Unterkunft zurück. Ein anstrengender Tag lag hinter ihm. Es war einer dieser Tage gewesen, die er sich lieber erspart hätte. Andererseits konnte er aber auch auf einen Tag zurückblicken, dem er auch einige positive Seiten abgewinnen konnte. Der Decurio hatte sie früher als sonst aus dem Dienst entlassen. Casilius meinte, es liege an den Leistungen, welche die Truppe der Probati heute gezeigt hatte, doch viel wahrscheinlicher war, dass der Decurio heute noch das eine oder andere vor hatte über das er aber kein großes Aufhebens machte.


    Der Helm, die Lorica und auch seinen Scutum ließ er durch den Raum in eine Ecke fallen um sich möglichst rasch von seinen Ausrüstungsgegenständen zu befreien. Endlich, er hatte Zeit sich auszuspannen. Doch was werde er machen? Würfeln und andere Spielchen hatten sie bereits zur genüge zelebriert. Und einige Extrastunden mehr sind nicht brickelnder als sonst. Nein, heute werde er sich entspannen und seinen müden Knochen endlich die Art von Entspannung gönnen die sie sch verdient hatten.
    Und so reifte in ihm der Entschluss sich einen längeren Abend als sonst in den Thermen zu gönnen. Ein lächeln huschte über sein Gesicht, während er sich bereit machte um sich dort hin zu verdrücken.

    Casilius griff nach der helfenden Hand und zog sich an ihr hoch.
    " Ich danke dir Seleukos. " Er schüttelte sich den Staub aus seiner lorica während er seinen Blick über den staubigen Platz streifen ließ. Er erkannte einen Übungsscutum, und das Gladius, welches er Seleukos aus seiner Hand geschlagen hatte. Er hob beide auf.
    "Hier Seleukos, das hast du wohl verloren. " Er lächelte und hielt ihm das hölzerne Teil hin.

    Doch die Zeit war ihm nicht gegeben. Noch hatte er sein Gladius mit der einen Hand umklammert, doch in dieser Lage, mit diesen Aussichten würde ein Barbar keine Zeit verstreichen lassen seinen Vorteil zu nutzen. Und erst recht nicht ein Römer, auch wenn er noch ein Probatii wie Seleukos war. Es zeichnet einen Soldaten aus, wenn er eine Chance die ihm geboten wird nicht ungenutzt lässt.
    Casilius schreckte zurück, als er den Scutum seines Gegners auf sich niedersausen sah. Werde er sich nochmals retten können? Einen Kampf mit den Fäusten weiterführen? Nein, Die Zeit war gekommen, wo er sich eingestehen musste der Unterlegene zu sein. Er wich zurück um dem drohenden Schlag mit dem Scutum zu entgehen, und als er auf den Aufprall des Hölzernen, mit Weidenruten umflochtenen Übungsscutum erwartete, musste er erkennen, dass Seleukos innehielt und auf ihn herunterblickte.


    Er sah zu ihm auf.
    "Respekt, Seleukos. Ich sehe du hast mir einiges voraus. "
    Er seufzte kurz um sich dann durch eine Drehung aufzustützen und sich langsam wieder aufzurichten.

    Casilius wähnte sich schon als Sieger, als er den Gladius in Richtung der Schulter seines Gegenübers schwang. Doch Fortuna war ihm nicht hold. Seleukos gelang es irgendwie aus seiner Defensive herauszukommen. Casilius hatte seine ganze Kraft in den Schlag geworfen und als er nun ins Leere ging, geriet er aus dem Gleichgewicht. Nur durch den Scutum, den er in den Boden rammte konnte er einen Sturz verhindern.
    Und als nun Seleukos mit einem Schlag gegen seinen Oberschenkel in die Offensive ging war er vollkommen ungedeckt dem Griechen ausgeliefert. Casilius fand seine einzige Rettung darin sich durch einen Sprung nach hinten zu retten. Würde es ihm gelingen aus dieser Misslichen Lage heraus zu kommen?


    Casilius konnte sich gerade noch soweit aufrichten um zu einem Sprung nach hinten anzusetzen. Dabei stolperte er aber, wobei er ausgerechnet an seinem Scutum hängen geblieben war.
    "Ahhh… Verdammt! " Er landete mit einem dumpfem Schlag im Sand. Während er aber noch fiel ließ er sein linkes Bein in die Höhe schnellen und erwischte Seleukos direkt am Handgelenk, mit dem er seinen Gladius führte. Der Arm des Griechen riss in die Höhe und Casilius konnte nur noch hoffen, dass er dem Griechen den Gladius aus der Hand geschlagen hätte. Währe er auf dem Feld einem Feind gegenüber gestanden, es währe wohl sein letzter Kampf gewesen. Diese Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht.


    Er wollte, ja er konnte einfach nicht aufgeben. Seine einzige Möglichkeit sich wieder zurück ins Spiel zu bringen war, sich so rasch wie möglich wieder aufzurichten. Mit einigen raschen Bewegungen robbte er nach hinten. Seinen Scutum ließ er vorerst noch liegen, er hätte ihm nur behindert. Dann, versuchte er sich auf die Arme gestützt wieder aufzurichten. Er konnte nur hoffen genug Zeit zu haben …

    Dem Stoß, den Casilius ansetze und ins Leere ging folgte eine rasche Antwort seines Gegners. Während die ersten Schläge noch auf seinem Scutum landeten, welchen er gerade noch vor seine Brust schieben konnte, geriet er durch einen gezielten Stoß aus dem Gleichgewicht. Seine einzige mögliche Option die er sah war, nach hinten auszuweichen um möglichst rasch seine Balance wieder zu finden.


    Dazu musste er aber seine rechte Seite öffnen, und dies blieb dem Griechen nicht verborgen. Schon sah er den Gladius auf seinen Oberschenkel heruntersausen. Mit seinem Scutum konnte er den Schlag nicht mehr parieren. Casilius machte eine Drehung nach rechts hinten, streckte sich und das Schwert fuhr an seiner lorica hamata hautnah herab. An seiner feminalia, seiner Reiterhose konnte er noch die Spitze des Gladius spüren. Er war froh, eine lorica ergattert zu haben die länger als gewöhnlich war.


    Durch die Drehung aber präsentierte Casilius nun seine linke Seite offen dem Gegner, was diesem auch nicht verborgen geblieben sein konnte. Blitz schnell musste Casilius reagieren. Er schlug nun mit seinem Gladius an seiner rechten Flanke herunter um dem Gegner das Schwert aus seiner Hand zu schlagen. Er fädelte unterhalb des Handschutzes ein und zog nun den Gladius samt dem Arm seines Gegners von sich weg. Dies verschaffte Casilius unverhofft einen Vorteil. Er setzte einen Schritt zurück, um seine Balance wieder zu finden, und um genug Platz zu bekommen einen Schlag anzusetzen. Nun ging er wieder in die Offensive über. Mit einem entschlossenen Hieb schwang er seinen Gladius, über seine linke Schulter ausholen auf die rechte ungeschützte Schulter seines Gegners herab.

    "Sehr gut, dann lass uns anfangen. " Casilius trat näher. Er war froh einen guten und wir er meinte stärkeren Gegener gefunden zu haben als er es sei.
    Casilius drehte sich Seleukos zu um den Kampf aufzunehmen. Für Casilius war klar, dass er versuchen werden den ersten Schritt zu machen. Es lag in seiner Natur vorzupreschen, obwohl er immer wieder erkennen musste, dass es einfachere und oft auch effektivere Wege zum Ziel gab. Aber nun hatte er sich auf einen Kampf zu konzentrieren.


    Er nahm seinen Scutum hoch, streckte seinen Gladius leicht hinter demselben hervor um eine gute Ausgangsposition zu erhallten einen Schlag anzubringen. Er tänzelte leicht nach rechts, um den in tiefer Verteidigungsposition gegangenen Seleukos aus der Reserve zu locken.
    Dann, ansatzlos schnellte er mit zwei Schritten auf Seleukos zu. Den Scutum den er noch immer vor sich hatte drückte er leicht zur linken Seite, um einen Hieb auf den Gegner ansetzen zu können. Der Gladius schmetterte auf seinen Gegner nieder und glitt an seinem Scutum seitlich ab. Der Erste Schlag schien noch keine Reaktion hervorzurufen. Rasch erkannte er, dass Seleukos hinter seinem Scutum zu sicher sei, und der kurze Gladius einfach zu wenigen Möglichkeiten bot einen gezielten Schlag anzubringen. Doch er war Entschlossen seine Offensive nicht einfach so aufzugeben und so versucht er nochmals auszuholen. Aber, würde er genug Zeit haben, diesen Schlag anzubringen? Er entschloss sich um genug Raum zu erhalten und um Seleukos etwas abzulenken seinen Scutum gegen seinen Gegner zu drücken. Leicht angelehnt machte er einen Schritt nach vorne um den nötigen Druck auszuüben während er seinen Gladius zu einem weiteren Schlag in die Höhe schwang.
    Casilius sah, dass der Grieche zurückweichen musste und nun erkannte er seine Chance einen Schlag anzubringen. Er stieß sich ab und schwang seinen Gladius auf seinen Gegner herab.

    Noch war Casilius nicht so fit wie er es sich gewünscht hatte. Das kurze aber heftige aufeinander treffen mit den Eques heute morgen auf dem Übungsplatz hinterließ doch Spuren. Er griff sich in den Nacken, welcher noch etwas verspannt war. Doch dies war nicht die Art von Schmerzen, von denen er geplagt wurde. Es war vielmehr der Gedanke Versagen zu können.


    Casilius stand in einer der hinteren Reihen der Probati als der Decurio ihnen die neuen Anweisungen gab. Er konnte sich ein kleines Lächeln abringen, denn die Chance auf einen Zweikampf machte ihn sehr viel zuversichtlicher sein Können unter Beweiß zu stellen und es gab ihm auch die Möglichkeit an seiner Technik zu Arbeiten. Er trat vor und versuchte sich einen der Gladii und einen Scutum zu ergattern.
    Danach trat er auf den Übungsplatz um sich einen Partner zu suchen, von dem er glaubte, dass es sich lohnen würde mit ihm zu Trainieren. Er sah zu den Griechen hinüber, dessen Kampftechnik er bereits auf dem Übungsplatz bemerkt hatte.
    "Suchst du noch einen Partner?" Casilius versucht auf sich aufmerksam zu machen.

    Endlich konnte er wieder durchschnaufen und während er sich aufrichtete und sich den Staub aus dem Gesicht wische hatte er Zeit über die Worte des Decurio nachzudenken.


    Klar, er war neu hier, und er war auch nicht die Kämpfernatur wie sie so mancher zur Schau stellt. Es fehlt ihm an Erfahrung und Training. Doch es beruhigte ihm auch, dass er nicht der Einzige war, der sich dieser Herausforderung zu stellen hatte. Er sah in die Runde der Probati, welche sich bereits auf den Weg an den Rand des Exerzierplatzes machten oder bereits dort angekommen waren. Er erkannte darunter einige Gesichter, aus denen Verbitterung und Enttäuschung zu erkennen war, aber es waren auch einige darunter, denen es anscheinend nichts ausmachte, und sich nicht den Tag vermiesen ließen. Er meinte sogar erkannt zu haben, dass sich einige gerade wegen dieser neu gewonnenen Erfahrung viel entschlossener zeigten als zuvor.
    Und genau das hatte auch er sich nach den Worten des Decurio vorgenommen.


    Obwohl er enttäuscht war, war er mehr den je entschlossen ein gutes und stolzes Mitglied der Ala II Numidia zu werden.
    Er griff sich an seinen Gürtel, schob ihn zurecht und sammelte auch seine Parma wieder auf.
    Er marschierte los und legte einen Zahn zu um die anderen einzuholen.

    Doch es war zwecklos geworden. Zuwenige waren sie geworden, welche sich gegen die Übermacht noch wehren konnten. Auch wenn es Casilius wagen konnte manchmal einen Blick aus den Augenwinkeln zu den beiden Probati hinüber zu werfen so wurde es ihm immer klarer, dass sie diesen Kampf verlieren werden.


    Es war hoffnungslos. Die Gruppe wurde kleiner und kleiner. Gerade hatte er wieder einen Schlag abwehren können und Wut stieg in ihm hoch. Was konnten sie nur unternehmen um gegen diese Übermacht etwas ausrichten zu können? Es musste etwas passieren.
    Doch noch während er über eine Lösung nachzudenken wagte wurde er schlagartig buchstäblich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Einen Schwerthieb eines Eques, welcher auf seinem Rappen hoch über ihm das Schwert an ihm herabsausen ließ brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Nur mit Glück gelang ihm eine Abwehr mit dem Schild und der Hieb ging an seiner Schulter vorbei. Doch der Schlag war so heftig dass Casilius sich kaum noch aufrecht halten konnte. Er taumelte zwei Schritte zurück. Mit letzter Kraft richtete er sich nochmals auf, reckt das Schwert in die Höhe und sprang einen Schritt auf das Pferd seines Angreifers zu, in der Hoffnung es würde erschrocken zurückweichen. Doch der Rappen rührte sich nicht von der Stelle. Verdutzt über die fehlende Wirkung versuchte er noch den Schild vor seine Brust zu schieben um Deckung vor den nächsten Hieben zu suchen, als ihm ein Schmerz in den Rücken fährt.


    Zunächst glaubte er noch, einer der Probati, die sich in seiner Gruppe befanden hätten ihm im Eifer des Gefechtes einen Ellbogen in den Rücken gerammt. Doch noch während Casilius sich umwandte, musste er einen weiteren Schlag einfangen. Dieses Mal auf seine Hand, mit der er sein Übungsschwert fest umklammert hielt. Erst jetzt erkannte er, dass sich seine Gruppe, in der er sich noch zuvor in Sicherheit wiegte, aufgelöst hatte, und er von allen Seiten attackiert wurde. Er ließ sein Schwert fallen und fiel Rücklings in den Sand des Übungsplatzes.


    Das Spiel war aus.

    Gehetzt und nicht ganz so ausgeruht wie er es sonst für nötig hielt fand sich Casilius endlich auf dem Apellplatz ein. Aufgeregt schoss ein Decurio heran um ihn auf seinen Platz zu verweißen. Casilius reihte sich ein zwischen zwei Probati die er bereits kennen lernen durfte.
    Aufgeregt konnte er kaum erwarten was er nun zu hören bekommt.