Einhundert?! Hatte Cleonymus grade wirklich einhundert Töpfe gesagt? Hätte Penelope etwas in Händen gehalten, es wäre ihr in diesem Moment wohl entglitten. Sie war froh, dass sie saß. Einhundert Töpfe Honig, das war die gesamte Produktion, und auch nur, wenn sie auf Hochtouren lief und alles glatt ging! Einhundert Tiegel Honig…. Welche Menge!
“Cleonymus, bist du sicher, dass du einhundert meinst? Nicht vielleicht 50?“
Vielleicht hatte der Kosmetes sich auch gerade einfach nur versprochen. Da wollte Penelope sicherheitshalber lieber noch einmal nachfragen.
Nicht, dass sie gegen dieses wirklich sehr großzügige Angebot etwas einzuwenden hatte. Aber das war eben eine andere Menge als 40 Töpfe, und sie wollte den Pyrtanen nicht über den Tisch ziehen, wenn dieser sich vielleicht einfach versprochen hatte.
Beiträge von Penelope Bantotakis
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Penelope überlegte. 40 Töpfe pro Woche war für ihre Bienchen zwar viel Arbeit, aber sie hatte inzwischen schon sehr viele Bienenstöcke, und bis zum Hochsommer, wenn die Tierchen dann keine Blüten mehr fanden, sollte es kein Problem sein, die gewünschte Menge zu liefern. Der Preis war wiederum eine andere Sache. Sie verkaufte schon am unteren Limit, noch günstiger konnte sie wohl wirklich nicht werden. Dann würde sie selbst drauflegen, solange ihr Wachs in den Regalen verstaubte.
Eigentlich sollte sie den Preis um einen Obolus oder sogar eine Hemidrachme anheben, damit sich ihr Betrieb auch ohne den Wachsverkauf rechnete. Es war also eine schwierige Sache, denn sie wollte Cleonymus ja auch nicht übervorteilen, allerdings wollte sie auch nicht draufzahlen.
“Die 40 Töpfe sollten erstmal kein Problem darstellen. Allerdings fürchte ich, dass ich dir beim Preis leider nicht noch weiter entgegenkommen kann. Ich verkaufe schon zum Selbstkostenpreis und hatte schon überlegt, den Preis ein wenig anzuheben. Du hast sicher gemerkt, dass die anderen Honiganbieter etwas teurer produzieren.“
Penelope machte eine sehr entschuldigende Geste. Noch günstiger ging wirklich nicht.
“Aber ich kann dir einen anderen Vorschlag machen. Ich wollte ja ohnehin die Preise anheben, aber ich kann dir den Honig noch zum alten Preis verkaufen.“ -
“Wenn ich ihn lassen würde, würde er Panthea von oben bis unten in vier Fingerdick Wolle einpacken, damit sie sich ja nichts tut“, meinte Penelope mit verschwörerischer Stimme und einem neckischen Blick auf Anthimos zu Cleonymus.
Sie war bei ihrer Tochter da weitaus mehr entspannt. Auch wenn es ihr erstes Kind war, war es nicht das erste Kind, das sie beim Großwerden beobachten konnte. Sie hatte dank Inhapy und ihren vielen Kindern viel Erfahrung im Kinderhüten, auch bei Kleinsten, und war da bei weitem nicht so übervorsichtig wie ihr Mann. Natürlich gab es einiges, auf das man achten musste. Viele Kinder starben, noch ehe sie zwei Jahre alt waren. Aber wenn man zu vorsichtig war, wurden sie erst recht kränklich und schwächlich.Cleonymus wollte also ihren Honig kaufen. Penelope hatte auch schon festgestellt, dass der sehr gefragt war. Sie verkaufte ihn ja auch sehr günstig und hatte es bislang darauf geschoben. Viel Profit wollte sie damit ja nicht erwirtschaften. Hauptsächlich hatte sie es wegen dem Wachs gemacht, aber mittlerweile blieb das eher liegen. Soviel Farbe konnte Anthi auch gar nicht anmischen, weil sie nicht benötigt wurde.
“Von wie viel Töpfen Honig sprechen wir denn?“ fragte Penelope also noch einmal nach. Sie hatte ja keine Ahnung, ob ihre Bienchen überhaupt genug produzierten. -
Penelope lächelte breit, als der Kosmetes ihre kleine Tochter begrüßte und Anthi damit ein wenig aufzog. Ihretwegen konnte er gerne noch ein wenig mehr necken, seit Anthi Vater war, schien er vor Stolz beinahe zu platzen. Da tat ihm das sicher auch mal ganz gut.
Doch dann meinte Cleonymus, er wolle zu ihr wegen der Imkerei, und Penelope wurde ein wenig stutzig.
“Nein, nein, das geht schon. Anthi, nimmst du Panthea ein wenig?“ Und eigentlich ohne ihm da auch groß eine Wahl zu lassen hatte er auch schon das Spucktuch über der Schulter und das Baby in den Armen, so dass Penelope ihre Hände wieder frei hatte.
“Was ist denn mit der Imkerei?“ fragte sie etwas verwirrt noch einmal nach. Ihre Bienenstöcke standen etwas außerhalb der Stadt, in der Nähe des Sees, und sie lief ganz gut. Anfangs hatte sie sie nur gegründet wegen dem Wachs, das Anthimos für seine Malerei brauchte, doch mittlerweile verkaufte sie soviel Honig, dass die Bienchen gar nicht mehr mit dem Sammeln nachkamen. Allerdings verstand sie nicht so ganz, was der Kosmetes da wollte. Mit Sport hatte das ganze herzlich wenig zu tun, wenn sich nicht grade die Boxer die Bandagen mit Honig tränkten, damit sie besser klebten. -
“Nun, ich hoffe, ganz so schlimm ist es noch nicht in der Stadt, dass irgendwer sein Leben einem anderen anvertrauen muss“, meinte die eintretende Penelope leise, die nur den letzten Halbsatz des Gespräches mitbekommen hatte.
Über die Schulter hatte sie ein Tuch einfach gelegt, und in den Armen, an eben jenes Tuch mit dem Köpfchen gelehnt, hatte sie ihr Töchterchen, das ganz leise vor sich hinquengelte, wann immer Mama mit der leichten Wippbewegung aufhörte. Ansonsten war Panthea ebenfalls in ein weiches, helles Tuch gehüllt, und nur die kleinen Ärmchen und das Köpfchen schauten heraus.
“Ich wusste gar nicht, dass wir heute Besuch erwartet haben. Aber es ist schön, dich zu sehen, Cleonymus. Sag, hast du schon Panthea gesehen?“
Penelopes Stimme war sanft und leise, fast melodisch. Seit ihre Tochter auf der Welt war, redete sie fast nur noch so, wenn das Kind in der Nähe war. Mit dem Ergebnis, dass das Mädchen auch fast nie weinte und sich immer schnell beruhigte. Was aber auch dazu führte, dass die meisten anderen in ihrer Umgebung auch auf einmal anfingen, ganz leise und ruhig zu sprechen, was doch teilweise sehr lustig war.
Stolz lächelnd begrüßte Penelope also ihren Gast und zeigte ihm das kleine Wesen, das noch nicht einmal selbstständig den Kopf heben konnte, geschweige denn krabbeln oder vergleichbares. -
Auch von mir alles Liebe zum Geburtstag
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Sim-Off: Ich mach hier mal einfach, damit sich das nicht ganz so schlimm hinzieht. Ich hoffe, das geht in Ordnung
Applaus erhob sich, aber ohne das laute Johlen und Jubeln wie bei einem Volksfest. Immerhin war dies hier ein feierlicher Anlass und keine Belustigungsveranstaltung, so brachte auch das Publikum in diesem Moment den angebrachten Ernst mit, auch wenn auf so manchem Gesicht die Freude auf die musikalische Darbietung zu sehen war.
Nachdem das Klatschen abgeebbt war, traten die Preisrichter vor und hoben ein Tongefäß hoch, damit alle es sehen konnten. Darin waren kleine Täfelchen mit den Namen der verschiedenen Teilnehmer. Insgesamt gab es mehrere Gefäße, für jede Disziplin eine andere, so dass die Preisrichter direkt vergleichen konnten und sich ein Urteil bilden konnten, und nicht von einer überragenden Melodie von einer nur mittelmäßigen Ode abgelenkt wären.
“Wir beginnen mit den Oden an den höchsten Hermes!“ verkündete der Mann, der das Gefäß in die Höhe hielt und damit einmal an der Orchestra entlangschritt, ehe er es an einem extra dafür aufgestellten Tisch absetzte. Ein anderer Mann, wohl ebenfalls einer der Preisrichter, schritt nun seinerseits dazu und zog unter großer Ruhe eine der Tafeln heraus. Er blickte darauf, ebenso wie sein Kollege, und verkündete
“Theocharis von Korinth!“Der benannte trat vor, verneigte sich vor den versammelten und rief als erstes, wie es Sitte war, die Muse Kalliope an, sie möge ihm ihre Stimme leihen und sein Werk segnen.
Seine Ode war eine Glorifizierung der ersten Taten des Hermes, wie er sich von seiner Mutter, der Nymphe Maia, davongestohlen hatte, um den anderen Göttern Streiche zu spielen und nebenbei mit Leichtigkeit die Musik erfand. Ein gutes Thema, ein bekanntes Thema. Wo sollte man es sonst spielen, wenn nicht hier? Die Melodie war nach Penelopes Dafürhalten gut, der Gesang herausragend, lediglich der Inhalt etwas gewöhnlich. Dennoch merkte sie, dass es wohl doch noch schwieriger wurde, hier etwas zu erreichen, als erwartet.“Vissarion von Athen“ fiel der nächste Name.
Sein Instrument war einfach göttlich. Verträumt lauschte Penelope den lauten, die seine Kithara von sich gab. Ein Meisterstück der Organologie und meisterhaft gespielt. Der Gesichtsausdruck der meisten Teilnehmer wurde etwas blasser, auch wenn alle eine stoische Ruhe bewahrten. Dazu hatte Vissarion einen Bass, der den Saal dröhnen ließ. Penelope war zutiefst beeindruckt von seinem Können und seiner Stimme, wie er von einer Reise des Hermes ins geheimnisvolle Indien berichtete, um das Ende der Welt zu erkunden. Zwar etwas theatralisch, da immerhin schon andere Mathematiker bewiesen hatten, dass die Erde rund sein musste (und sich lediglich über die Größe nicht einigen konnten) und folglich kein Ende hatte, aber mit einer solchen Kunst vorgetragen, dass den meisten ganz anders wurde.
Weitere Namen fielen. “Philippos von Mykene“, “Damianos von Thera“, “Erotokritos von Sparta“, “Androlos von Samothrake“…
Hermes wurde in den höchsten Tönen gelobt, in den tiefsten Stimmen geehrt, in den hellsten Versen glorifiziert.
Und je mehr Künstler auftraten, umso nervöser wurde Penelope. Ihr eigenes Lied kam ihr so klein und schlicht und unbedeutend daneben vor. Doch es brachte nichts, denn mit einem Mal hieß es “Penelope von Alexandria!“
Sie atmete noch einmal tief ein und schritt dann gemessenen Schrittes nach vorne. Sie verneigte sich leicht, wie es alle anderen Künstler auch getan hatten, und bat die Muse um ihr Wohlwollen zu ihrem Werk.Als ihre Finger die Saiten berührten, wurde sie ganz ruhig. Die Leute waren vergessen, die Preisrichter, die anderen Musiker. Penelope fing an zu spielen und war ganz in der Musik. Es gab hier kein Zögern in der Stimme, keine Ablenkung von irgendwem. Sie hätte allein dastehen können oder unter Hunderttausenden, es machte keinen Unterschied. Sobald sie anfing, zu spielen, gab es nur noch sie und ihre Musik.
“ Tell me, Wanderer, where'd you stride
along the long dark road?
Among the moon's an pleijad's light
unnoticed by the mortals' sight
so lost among the stars so bright
and swiftly as a thought?When you call us, we must obey
to follow you to far away
For in this world we're not to stay
forever like a godOh Strider with your steps so light
lead us on our last road.
For when our time comes, we feel astray
hoping, not to fade away
awaiting you, that you just may
lead us to the other side.”*Im Gegensatz zu den meisten Werken, die bislang gespielt wurden, befasst sich Penelopes Werk mit einer anderen, viel zu häufig vergessenen Aufgabe, die der große Gott durchführte. Viele mochten ja glauben, dass beim eintretenden Tod die Seele direkt vor Charon wie aus dem nichts aufpoppte, um über den dunklen Fluss in den Hades gefahren zu werden, aber dem war nicht so. Nein, man betrat die dunkle Straße, auf der so manche Seele, die nicht ausreichend betrauert wurde, auch schon mal verloren ging. Und dort traf man Hermes, den dunklen Wanderer, der einen sicher bis zum Flussufer begleitete, wenn die Familie nicht säumig war und den Gott gar vergessen hatte. Er war es, der die Seelen sicher einsammelte und zu ihrem Ziel brachte, wo sie auf den Fährmann warteten.
Als Penelope geendet hatte, verneigte sie sich schlicht und trat wieder ab, wie die anderen Künstler es auch getan hatte. Sie hoffte nur, dass ihr Werk ansprechend und gut genug gewesen war. Zumindest vom Thema hob es sich von den bisherigen Werken ab.Sim-Off: *© by me. Entschuldigung an alle, die ich mit dem selbstgemachten Gedicht gequält habe
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Inzwischen waren noch mehr Musiker eingetroffen. Penelope sah die Vertreter aus Korinth und aus Sparta, am meisten Angst hatte sie aber vor dem Athener Künstler, der ein wahrhaft ehrfurchtgebietend schönes Instrument dabei hatte. Neben den vielen Herren mit ihren fein gekräuselten Haaren und den langen, weißen Gewändern kam sie sich plötzlich so klein und unbedeutend vor. Was schickte sie kleines Frauchen sich an, hier mitmischen zu wollen?
Doch nun war es zum einen ohnehin zu spät, und zum anderen würde ihr Großvater sie erschlagen, wenn sie das hier nicht durchstand, und zwar mit Bravour. Seit sie sechs Jahre alt war, machte sie nichts anderes als Musik zu lernen und zu spielen. Sie hatte alles gelernt, was man darüber nur lernen konnte, und sie hatte sich mehr als nur ein wenig Arbeit gemacht, trotz der Schwangerschaft und der Geburt, hier heute ihre Meisterstücke zur Ehre der Stadt abgeben zu können.Penelope straffte ihren Körper und richtete sich etwas weiter auf, holte nun auch Harmonia aus dem schützenden Tuch und fuhr noch einmal über die Saiten. Gestimmt hatte sie sie, bevor sie hergekommen war, damit die feinen Noten nicht im hier nun herrschenden Klanggewirr untergingen, wo alle ihre Instrumente noch einmal stimmten. Und dennoch lauschte sie sehr aufmerksam, ob jeder einzelne Ton klar und deutlich war oder ob sie noch einmal nachstimmen musste. Die Saiten waren ganz neu und noch vollkommen klar, ohne die kleinsten Tonschwankungen.
Ein Mann von der Organisation ließ nicht lange auf sich warten. Penelope kannte ihn vom Sehen, ihr war aber sein Name im Moment entfallen. Er fragte, ob sie bereit seien. Wie die meisten anderen auch, senkte sie kurz nickend ihr Haupt als Zeichen der abgeschlossenen Vorbereitungen.Wer wohl anfangen würde? Und mit was? So langsam waren auch die Plätze gefüllt, das Publikum war also da. Fehlte nur noch das Komitee und die Musik.
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Jetzt war es soweit, der musische Wettstreit würde gleich beginnen. Nachdem die letzten Tage gefüllt waren von den verschiedensten sportlichen Ereignissen kam nun der etwas gemütlichere Abschluss der Festlichkeiten. Wobei gemütlich hier eindeutig Definitionssache war, war es für Penelope doch aufreibender als die meisten Ereignisse zuvor.
Während den sportlichen Wettkämpfen war sie zuhause geblieben und hatte sich um ihre Tochter gekümmert. Sie hatte nicht einen Wettkampf gesehen, hatte aber auch kein Verlangen danach gehabt. Sie wollte gar nicht sehen, wie ihr Mann bei so etwas verletzt wurde, das hatte sie ihm schon oft genug gesagt. Und natürlich war er bei seinen Sportarten verletzt worden. Wer glaubte, einen Pankration-Kampf als Schönling zu verlassen, hatte keine Ahnung von dem Sport.
Nein, da war sie lieber bei ihrer Tochter geblieben, hatte sich ausgeruht, so gut es das kleine Kind zuließ, und ihr leise Wiegenlieder vorgespielt. Doch das hier heute, das war etwas, zu dem sie gehen musste. Sie hätte es sich nie verziehen, hier nicht teilzunehmen. Ihr Großvater hätte es ihr auch niemals verziehen, hatte er sie doch ihr Leben lang für so etwas unterrichtet.
Und dennoch war Penelope nervös und stand am Rand der Orchestra. Ihre Kithara war noch in das seidene Laken gehüllt, das das kostbare Instrument schützte und vor Blicken verbarg und stand neben ihr auf dem Boden. Äußerlich gefasst wartete Penelope, dass es beginnen würde. Sie wiederholte noch einmal die Melodien und Verse, die sie geschrieben hatte, im Kopf. Hoffentlich verspielte sie sich nicht. Hoffentlich würde es genügen. Hoffentlich würde sie ihrer Familie und ihrer Polis mit ihrem Auftritt Ehre machen.
Dadurch, dass sie die letzten Tage zuhause geblieben war, hatte sie auch keine Ahnung, wie das hier nun vonstatten gehen würde. Wurde die Reihenfolge gelost, oder stand sie fest? Wurde sie aufgerufen? Musste sie gleich alles darbringen, was sie machen wollte, oder war es unterteilt in mehrere Abschnitte? Vielleicht hätte sie zwischenzeitlich doch einmal den Gymnasiarchos oder den Kosmetes aufsuchen sollen, um sich danach zu erkundigen. Aber jetzt war es schon zu spät, die ersten Besucher des Wettstreites trafen schon ein und begaben sich auf ihre Plätze.
“Kalliope, leih mir deine Stimme“, betete sie kurz zur göttlichen Muse und wartete weiter auf ihre Mitstreiter, die Gäste und natürlich auch die Juroren. -
Sim-Off: Eigentlich ist Pelo zu dem Zeitpunkt hier noch schwanger und Kiya noch gar nicht gekauft. (Eigentlich ist da ja noch März) Aber nachdem Timos schon mehrere Zeitebenen verwurstet hat, mach ich das jetzt frech einfach auch, dann passt auch mit den Spielen (die ja auch eigentlich einige Wochen nach der Geburt sein sollten, damit Pelo teilnehmen kann), die ja bei euren Posts auch am nächsten Tag sind. Wollen wir mal nicht so streng mit dem Raum-Zeit-Kontinuum sein.
“Nun, das ist nichts, worüber man am Museion unbedingt miteinander redet“, meinte Penelope leicht schmunzelnd. Auch wenn es in den vornehmeren Kreisen Gang und Gebe war, dass man auch Rauschmittel konsumierte, es ja fast schon zum guten Ton einer Feier gehörte, prahlte man damit nicht. Erst recht nicht im Tempel des Apollon.
“Aber es gibt ein paar Gerüchte, dass er es nimmt. Doch habe ich nie dergleichen bei ihm gesehen oder bemerkt, dass er im Rausch gewesen wäre. Wenn er es nimmt – was ich nicht weiß – dann wohl nur zuhause und in einem Maße, dass die Öffentlichkeit es nicht mitbekommt.“
So, was gab es noch an schmutzigen, kleinen Geschichten über Nikolaos zu berichten? Penelope gab ja nicht allzu viel auf Klatsch, aber gehört hatte sie ihn. Vor allem in Rhakotis verbreiteten sich trotz aller Verschwiegenheit des Viertels an und für sich Gerüchte wie ein Lauffeuer.
“Nun, angeblich darf er nichtmehr nach Athen zurück, weil er seine Cousine verführt habe und fliehen musste. Aber das ist wahrscheinlich bloß Gewäsch, weil er kein gebürtiger Alexandriner ist, und die Leute ihm seinen Aufstieg neiden.
Es heißt, er sei bestechlich, auch wenn ich das noch nicht bestätigen würde. Er ist auf jeden Fall intrigant und liebt seine Spielchen. Da solltest du ihm gewachsen sein und gesunde Skepsis bewahren.
Angeblich soll er auch bei den Römern im Lohn stehen, wobei ich das gar nicht glauben möchte. Doch diese stimmen werden zur Zeit auch immer lauter, vor allem, seit er in der Basileia wohnt.“
Penelope überlegte, ob ihr noch etwas einfiel an Gerede, aber das meiste war nichtmal halb ausgegoren und wirklich nur Gewäsch. Und sie selbst wusste ja auch nichts darüber zu sagen.
“Anthimos glaubt, dass er in mich verliebt ist oder es war, allerdings halte ich das für Unfug. Er hat mir keine Avancen gemacht und war auch sonst sehr höflich und zuvorkommend immer. Da geht meiner Meinung nach seine Eifersucht mit ihm durch.“
Penelope winkte von selber das Thema müde mit der Hand ab. Sie hatte es aufgegeben, da vernünftig mit ihm reden zu wollen, das hatte keinen Sinn. Da brauchte man auch nicht hier drüber zu diskutieren, denn sie war überzeugt, dass Nikolaos nur aufrechte und platonische Bewunderung für sie fühlte, nicht mehr.
“Natürlich hat er Sklaven. Eine ganze Menge. Nun, die im Gymnasion gehören ihm glaube ich nicht selbst, aber in seinem Haus in Basileia hat er einige Leibsklaven. Immerhin ist er ein wohlhabender Mann.“ Da wäre es ja geradezu unanständig in ihren Augen gewesen, wenn er keine Sklaven gehabt hätte und selbst mit den Händen arbeitete. Sowas machte ein Mann von Stand nicht.
“Vielleicht kann sich Kiya mal unterhalten, ist eine gute Idee. Wobei es schwierig werden könnte, sie nach Basileia hineinzubekommen…“
Penelope überlegte ein wenig, was man machen könnte, um das zu arrangieren.
“Vielleicht könnten wir Timos dazu bringen, dass ihm einfällt, welch wunderbare Idee es wäre, Nikolaos würde uns zum Essen einladen. Dann könnte er das bei seinem nächsten Besuch dort forcieren…“
Man konnte sich schlecht selbst einladen, und wenn mussten sie Timos involvieren. Als Frau konnte man sich noch viel weniger selbst einladen. Aber wenn Timos auf die Idee kam – oder besser gesagt, gekommen wurde – könnten sie dorthin und Kiya könnte sich vielleicht in der Küche mit den Sklaven vertraulicher unterhalten, als das bei Tisch ging. Außerdem könnte Emilia so das Haus sich schonmal anschauen und einen Einblick gewinnen, wie Nikolaos wohnte. Ja, Penelope fand die Idee gar nicht schlecht. -
Ein ganz klein wenig verständnislos schaute Penelope zwischen Berenike und ihrer Schwester hin und her. Auch wenn sie Ánthimos aus Liebe geheiratet hatte, war sie doch ein Kind ihrer Zeit und ihrer Erziehung und konnte den Einwand nicht wirklich verstehen. Griechische Frauen lebten sogesehen alle in ihren Käfigen, und da war ein goldener auf jeden Fall einem aus brüchigem Mörtel vorzuziehen. Die wenigen Frauen, die nach der Hochzeit noch so frei waren wie davor, waren wirklich glücklich zu schätzen. Vor allem von Athen hörte man schauderliche Geschichten, dass dort verheiratete Frauen noch nicht einmal auf die Straßen mehr gehen durften. Hier in Alexandria hatten die Frauen aufgrund des ägyptischen Einflusses über die Jahrhunderte erstaunlich viele Freiheiten, behielten mit der Ehe ihren persönlichen Besitz und konnten sich sogar scheiden lassen. Auch in Griechenland war es in vielen Poleis schon besser geworden, aber dennoch blieb eine Frau de facto Eigentum ihres Mannes.
Daher war glücklich werden eher ganz unten angesiedelt auf der Liste der Dinge, die man durch eine Ehe erhalten wollte als Frau. Da ging es um sozialen Status, um persönliche Freiheit, die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und sich einen gewissen, gewohnten Lebensstil zu erhalten. Das Glück war dann, wenn man hinterher noch möglichst viel Freiheit hatte und der Mann auf einen hörte.
Sogesehen war Penelope grade auch nicht uneingeschränkt glücklich, aber es störte sie nicht. Sie war den Göttern dankbar, dass sie so viel Glück gehabt hatte, sie hätte auch in Rhakotis sterben können. Aber in der schönen Stellung, in die sie jetzt kamen und dem Namen, den sie jetzt hatte, konnte man anders planen als damals, und das sollte Emilia ruhig zugute kommen.Allerdings war Penelope ein wenig unsicher. Die Cousine, wenngleich in ihrem Alter, erschien ihr soviel kindischer und unerwachsener, wie sie so unbekümmert daherredete. Sie sollte sich wirklich ein paar mehr Gedanken machen. Auch wenn Berenike wohl zu den Romantikern gehörte, war ihr ihre allgemein vorsichtigere Art da doch fast noch lieber.
“Er wird auch schon vorher auf dich Acht geben, wenn du seine Frau bist. Egal was Anthi auch sagt, er ist ein ehrenwerter und guter Mann. Nun, er hat auch seine Laster, das will ich nicht verschweigen. Es gibt doch einiges an Gerede über ihn, und dass sein Handelskontor Opium verkauft, finde ich nicht gut.“
Penelope hasste diese Droge und den Alkohol, die ihren Großvater so sehr zerstört hatten. Sie wusste zu gut, was das mit einem Menschen anrichten konnte, und war deshalb alles andere als erbaut darüber, dass Ánthimos das Zeug zur Behandlung verwendete und auch noch im Haus aufbewahrte. Nur hörte er auch hier nicht auf sie und wann immer sie es versuchte, winkte er ab und meinte nur, er brauche es eben für die Behandlungen.
“Aber er würde nicht zulassen, dass jemand dir etwas tut, sofern er es verhindern kann. Du solltest daher schon etwas vorsichtig dann sein, denn nicht alle Feinde kommen mit dem Messer in der Hand, einige kommen mit einem Lächeln.“
Penelope war sich nicht sicher, ob Emilie das verstand. Sie hoffte es, denn diese Hochzeit würde der Familie wirklich viel bringen. Sofern sie es umsetzen würden, hieß das. Aber wenn sie dadurch Einfluss nehmen konnten auf so eine bedeutende Persönlichkeit, dann war das ein großer Gewinn, mal ganz abgesehen vom Prestige und dem Ansehen.Doch zunächst gab es auch etwas anderes zu besprechen, und Penelope ließ das Thema Nikolaos erst einmal gut sein. Eine Taverne? Anständige Frauen führten keine Taverne. Eine Frau in der Taverne, von der Schankmaid bis zur Wirtin, waren üblicherweise käuflich. Und Penelope wollte nicht, dass jemand so von ihrer neugewonnen Cousine dachte. Sie war sicher vieles, aber keine Hure. Wollte sie zumindest sehr stark hoffen!
“Eine Taverne? Nun, ich weiß nicht. Nikolaos hat auch eine, direkt an der Agora. Wären zwei nicht ein wenig viel?“
Dass Nikolaos seine Taverne an Cleonymus überschrieben hatte, konnte Pelo ja schließlich nicht wissen. Und es war eine gute Ausrede, warum Emilia sich das noch mal überlegen sollte. -
Inhapy gab der Mutter ein paar Augenblicke, eine Bindung zu ihrem Kind herzustellen. Vor allem beim ersten Kind hatten manche Mädchen, vor allem sehr junge, manchmal Probleme damit, ein Kind als eigenes Kind zu erkennen. Daher waren diese ersten Augenblicke oft sehr wichtig, und das weitere Prozedere konnte ein bisschen warten.
Allerdings nicht zu lange, weshalb Inhapy das Kind nach ein paar Minuten vom Bauch wieder nahm und es an Kiya übergab, damit die es vorsichtig waschen und in ein neues Leinentuch wickeln konnte. Nicht, dass das kleine Leben noch krank werden würde. Außerdem würde vermutlich der Vater es auch sehen wollen.
“Ein wunderschönes Töchterchen, Penelope. Weißt du schon, wie ihr sie nennen werdet?“
Bei den Ägyptern war es immerhin meistens so, dass die Frau den Namen einer Tochter aussuchte, während die Männer sich alles in allem auf die Söhne beschränkten. Auch wenn auch hier die Männer viele Rechte hatten, ähnlich den Griechen.
Penelope schüttelte nur schwach den Kopf und folgte dabei mit den Augen jeder Bewegung, die Kiya mit dem Kind machte. Sie wollte nicht, dass es jetzt von ihr entfernt war, und sorgenvoll sah sie ihm hinterher.
“Nein, das darf Anthi entscheiden. Ich darf das nicht…“
“Ihr Griechen habt schon komische Sitten. Warum darfst du das nicht?“
“Weil ich doch eine frau bin und kein Mann. Das Kind gehört ihm, er darf den Namen..“
“Paperlapapp, gehört ihm. Wer hat’s zur Welt gebracht? Ohne Männer kommen Kinder auch ganz prima aus, ohne Mütter nur schwerlich. Und jetzt hör auf mit dem Blödsinn. Du hast doch sicher einen Namen dafür im Kopf, hm?“
Penelope beobachtete noch immer Kiya mit dem Kind und bekam so nur halb mit, dass Inhapy sich wieder zwischen ihren Beinen auch in die Hocke begab, um ihr mit der Nachgeburt zu helfen. Nach den Schmerzen der Geburt war das schon fast unbemerkt und nur ein leichter Schmerz, als ihr Körper die Reste der Plazenta ausstieß. Inhapy fing sie sorgfältig in einer Schale auf und prüfte gewissenhaft, ob auch alles gekommen war, fühlte sicherheitshalber mit ihren schlanken Fingern noch einmal nach. Blieb etwas zurück, war das gefährlich für die Mutter. Außerdem glaubten die Ägypter fest, dass die Nachgeburt zum Leben des Kindes dazugehörte. So wurde sie sorgfältig in ein schwarzes Tuch verschnürt, damit diese neben der Türschwelle vergraben werden konnte. Würde man das versäumen, würde dem Kind noch ein schlimmes Unglück widerfahren und es würde sterben.
Penelope schließlich lächelte und sah weiterhin auf ihr Kind. Wenn sie sich einen Namen aussuchen dürfte und das zu entscheiden hätte, sie wüsste eigentlich nur einen Namen für das Kind. “Panthea…“, flüsterte sie also lächelnd und sah das Kind an.
Ja, alle Dinge waren göttlich. Die gesamte Schöpfung, jedes Ding in der Natur, war göttlich, und Penelope wusste es, wenn sie sich dieses kleine Leben ansah.Inhapy war mit der Nachgeburt fertig, also wandte sie sich an Kiya mit dem Kind, streichelte das kleine, erschöpfte Mädchen einmal sanft über die Wange.
“Panthea also? Bei mir hättest du einen schönen, ägyptischen Namen gekriegt, kleine Griechin. Aber deine Eltern haben verrückte Bräuche.“
Sie lächelte einmal der erschöpften Mutter zu, die kurz fast tadelnd schaute, aber für einen Tadel viel zu müde war.
“Dann stell dem Vater mal seine neue Tochter vor. Ich wechsel solange hier das Stroh aus und mach sauber. Aber bring sie innerhalb einer Stunde zurück, damit sie bei der Mutter trinkt. Sonst wird sie uns kränklich.“
Bis die Milch bei der Mutter eingeschossen war, dauerte es manchmal auch ein paar Augenblicke, aber dennoch galt bei Menschen dasselbe wie bei Tieren: Die Biestmilch musste getrunken werden. Die Jungtiere, die nicht in der ersten Stunde bei der Mutter tranken, hatten kein Immunsystem und starben in den ersten paar Tagen an einem Infekt. Und bei Menschen war es nicht anders. -
Als Ánthimos losbrüllte und dann wütend den Raum verließ, zuckte Penelope kurz zusammen, blieb aber ansonsten ruhig. Timos folgte seinem Bruder fast ebenso heftig nur wenige Augenblicke später, ebenfalls wütende Beschimpfungen von sich gebend. Eines war sicher, die bantotakischen Männer würden wohl nicht als besonnene Stoiker eines Tages in die Geschichte eingehen. Anfangs fand Penelope diesen Zug ja sehr charmant und lebendig, aber in Momenten wie diesen wünschte sie sich manchmal etwas mehr Ruhe von diesen Hitzköpfen.
Doch zum Glück gab es für diesen Fall immer noch die Frauen hier. Und so, wie sie jetzt unter sich waren, konnte man ohnehin viel besser reden und planen. Die Männer würden sich schon wieder abregen und in den passenden Momenten konnte man dann Stück für Stück das an sie herantragen, was man eigentlich wollte.Also wandte sie sich einfach an Emi, als wäre weiter nichts gewesen. Jetzt gab es schließlich noch einiges zu besprechen, auch wenn die Männer das augenscheinlich nicht wollten.
“Mach dir keine Sorgen, die beruhigen sich schon wieder. Aber jetzt, wo wir unter uns sind, können wir vielleicht etwas ruhiger miteinander reden.
Hast du es dir gut überlegt mit Nikolaos? Er ist gewiss eine respektable und ehrenwerte Partie, mit viel Macht. Aber er hat auch mächtige Feinde. Nicht deinen hitzköpfigen Cousin, sondern wirkliche Feinde. Als seine Frau könnte es auch gefährlich sein. Meinst du, du schaffst das?“
Penelope hatte Emilia bisher hauptsächlich als etwas unbedacht und leichthin erlebt. Bei Nikolaos würde sie aber ein dickes Fell brauchen, um nicht unterzugehen. Und vor allem, wenn sie ihn beeinflussen sollte, wie Timos das wohl gerne wollte. Daher fragte Penelope ein wenig besorgt, denn sie würde eine Verwandte nicht in eine Schlangengrube schicken, wenn diese sich dafür nicht bereit fühlte.
“Und hast du dir vielleicht schon überlegt, was du machen willst, um eigenes Geld zu haben? Ich finde, eigener Verdienst bringt einer Frau viel Freiheit, also solltest du dir darüber gute Gedanken machen.“ -
Nach zehn Stunden wollte Penelope nur noch, dass es vorbei wäre. Ihr Körper war nur noch ein Meer aus Schmerz und sie versuchte schon gar nicht mehr, ihre Lautstärke irgendwie zu drosseln. Auch wenn mittlerweile die Sonne untergegangen war und das Zimmer nur von Kerzen erhellt wurde. Heute Nacht würden wohl nicht viele Nachbarn oder Hausbewohner Schlaf bekommen.
Inhapy mühte sich redlich, Penelope zu helfen, wusch ihr mit Kiya zusammen den verschwitzten Körper, gab ihr mit Opium versetztes Wasser zu trinken, um die Schmerzen zurückzudrängen, und fuhr mit dem heißen Wasser fort. Doch das Kind kam nicht.Nach zwölf Stunden schließlich war Penelope alles egal. Ob das Kind kam oder nicht, ob sie überlebte oder nicht. Sie wollte nur noch, dass es endete. Egal wie. Ihr Körper hatte keine Kraft mehr, und ihr Geist hatte keine Kraft mehr, ihren Körper etwas anderes einzureden. Egal, wie sehr ihr Inhapy auch zuredete, sie wollte nicht mehr.
Bendis, erlöse mich… Bendis, schicke einen Pfeil… einen Pfeil, Bendis… Bendis…“, betete sie zur großen Göttin, deren Mond durch das Fenster herein schien.
Aber es kam kein Pfeil von der Göttlichen, und auch Inhapy kämpfte für die werdende Mutter einfach mit weiter. Hatnofer, die Tochter von Inhapy, schlief ebenfalls erschöpft auf dem kleinen Korbstuhl. Die Laute werdender Mütter kannte sie, sie störten sie nicht weiter. Wenn sie gebraucht würde, würde man sie wecken.In der 16. Stunde schließlich entschied sich das Kind, doch zu kommen. Penelope hielt mit einer Hand die ihrer neuen Sklavin, die sie beim Pressen kräftig drückte, während Inhapy ihr mit sanftem Druck am Bauch immer wieder half und schaute, wie weit es war.
“Ja, komm Schätzchen, du schaffst das.“
Immer wieder fühlte die Hebamme mit schlanken Fingern nach, wie weit das Köpfchen nun war, und gab der Mutter bestärkend dann immer Zustandsberichte, die “Du hast es gleich“ oder “Nur noch ein wenig, ich kann es fast sehen“ Aber meistens nicht an Wortreichtum übertrafen.
Als das Köpfchen wirklich immer mehr gegen den Damm der Mutter drückte, entschied sich Inhapy dazu, zu schneiden, bevor es einen Riss geben würde. Mit einem scharfen Messer, das sie vorher über das reinigende Feuer gehalten hatte, schnitt sie so zielsicher die Mutter und vergrößerte damit den Platz, den das Kind hatte. So konnte es später besser heilen und mit einem einfachen Stich genäht werden, anders, als wenn es reißen würde. So blutete es zwar kurz etwas stärker, aber das war verschmerzbar.
“Der Kopf ist fast da, Schätzchen. Komm, noch einmal kräftig pressen. Für mich, Schätzchen. Komm, einatmen… und pressen.“
Penelope nahm noch einmal alle Kraft zusammen und presste so stark sie konnte. Das “Gut so“ von Inhapy ging in ihrem Schrei unter.“Das Köpfchen ist da, Penelope. Komm, jetzt ist es fast vorbei. Ich versprech es. Nur noch einmal, komm, mit Kraft. Komm, Pelo.“
Penelope hatte keine Kraft mehr dazu, aber sie hatte auch keine Kraft, mit Inhapy darüber zu streiten, also versuchte sie, in ihrem Körper noch irgendwo Kraftreserven zu finden und presste.
Plötzlich war der Druck von ihrem Unterleib wie verschwunden und sie ließ sich völlig schlaff zurücksinken. Sie atmete fast japsend und wollte nur noch sterben, damit der Schmerz aus ihrem Körper wich, als ein kleines, helles, feines Geräusch die frühmorgendliche Stille durchschnitt. Es war leise, denn die kleinen Lungen konnten nicht so viel Luft fassen, als dass es wirklich ein lauter Schrei hätte sein können, und für das junge Leben waren die vergangenen Stunden nicht minder anstrengend gewesen wie für die Mutter. Und nun war es heraus aus seiner gewohnten Umgebung, heraus aus der wohligen Wärme, und alle Geräusche drangen so hart und scharf an es heran. Natürlich wimmerte und schrie es da, auch wenn die kleine Lunge, die zum ersten Mal arbeitete, nicht viel leisten konnte.
Aber für Penelope war mit dem Geräusch, so leise es auch war, plötzlich alles vergessen. Der Schmerz war zwar noch da, aber er war gleichgültig. Die Erschöpfung übermannte sie immer noch, aber es war nicht mehr wichtig. Vorsichtig reckte sie den Kopf, um zu sehen, was Inhapy da gerade noch zwischen ihren Beinen nun hielt.Die Hebamme ließ sich das nur für diesen Zweck bestimmte Messer aus Obsidian gerade feierlich von ihrer Tochter reichen und murmelte dabei unablässig Gebete. Noch hing das Kind über die Nabelschnur verbunden mit der Mutter und der Nachgeburt zusammen. Für die Ägypter allerdings war diese Verbindung eine Verbindung des Lebens. Wenn die Nabelschnur anders durchtrennt wurde oder gar riss, war das ein sehr schlechtes Zeichen für das Leben des Kindes. Nur die schwarze, für die meisten magische Klinge durfte diese Verbindung durchtrennen. Mit einem sauberen Schnitt erledigte Inhapy das, ehe sie das Kind vorsichtig in ein vorbereitetes, weiches Leinen tat und der Mutter auf den Bauch legte.
Als das Kind den Herzschlag der Mutter hörte, wurde es ruhiger und zitterte nur erschöpft ein wenig, aber ohne weiter zu weinen. Dieses Geräusch war das erste, das es gehört hatte, und vertrauter als alles Neue und Fremde jetzt.Ganz vorsichtig berührte Penelope das kleine Leben, das da auf ihrem Bauch lag. Das Kind sah zerknautscht aus, der Kopf von der Geburt noch etwas lang gezogen, die kleinen Ärmchen am Zittern, der kleine, zahnlose Mund offen und am Suchen. In den ganz feinen, kleinen Härchen am Kopf klebten noch Reste von Fruchtwasser, Plazenta und Penelopes Blut. Ganz vorsichtig ließ sie sich von Kiya etwas stützen, damit sie ihren Finger zu der kleinen Hand bewegen konnte. Das Kind griff instinktiv danach, umschloss mit der ganzen Hand den Zeigefinger und hielt sich fest.
In diesem Moment weinte Penelope glücklich und befreit, und die Schmerzen und alles, was vorangegangen war, erschien ihr so unwichtig. Ihr Körper wurde überflutet von Glückshormonen, und da war nur ein Gedanke mehr: Das war ihr Kind. Und es lebte. -
Nun hieß es warten, während die Wehen in immer kürzeren Abständen kamen. Anfangs lief Penelope noch im Raum herum, viel zu unruhig, um still zu liegen, aber schließlich musste sie sich doch aufs Bett begeben, wo sie erst einmal sitzen blieb, während ihr Inhapy mit kräftigen Armen den Rücken rieb. Vor allem die Massage im Kreuz schaffte kurzfristig ein wenig Erleichterung von dem ziehenden Gefühl in der Leistengegend, aber auch das war nur von kurzer Dauer.
Anfangs ertrug Penelope das alles noch mit beinahe stoischer Ruhe, aber nach den ersten 3 Stunden war sämtliche Selbstbeherrschung aufgebraucht und sie stöhnte befreiend mit jedem krampfhaften Zusammenziehen ihres Bauches. Inhapy blieb die ganze Zeit bei ihr, redete mit ihr, half ihr beim Atmen und sang für sie die Geburtslieder, während Hatnofer immer wieder das Zimmer auch verließ, um etwas zu holen, Getränke oder eine Kleinigkeit zu Essen, auch wenn Penelope nichts essen wollte.
Nach einer weiteren Stunde war der Muttermund schließlich soweit geöffnet, dass es eigentlich losgehen könnte. Die Wehen waren nun auch so kurz hintereinander, dass sie eigentlich als ständiger Schmerz blieben und Penelope peinigten. Instinktiv hatte die werdende Mutter die Beine schon aufgestellt und die Knie angewinkelt, aber noch war es nicht so weit. Weder war die Fruchtblase geplatzt, noch war das Kind tief genug, als dass sie pressen könnte. Inhapy fühlte immer wieder nach und drückte ihr auch von oben sachte auf den geschwollenen Bauch, aber das Kind saß weiterhin oben und schien es mitnichten eilig zu haben, herabzusinken. Aber wenigstens gedreht zu haben schien es sich schon, was eine gute Nachricht war.Nach insgesamt 8 Stunden war die Müdigkeit, die Penelope fühlte, überwältigend. Sie war nur noch erschöpft. Mittlerweile war die Fruchtblase geplatzt und das Kind hatte sich herabgesenkt, aber zum Pressen fehlte ihr die Kraft. Sosehr sie sich auch anstrengte, das Kind kam nicht. Es war fast, als säße es fest.
Nun kam das heiße Wasser auch zum Einsatz, das Inhapy sich bringen ließ. In einen Tonkrug gefüllt goss sie es Penelope sanft über den Unterleib und fing es unten mit der Kupferschüssel wieder auf. Was jeder Veterinärmediziner bei Tiergeburten selbst in 2000 Jahren noch anwenden würde, half auch beim Menschen und war der Grund für das heiße Wasser: Die Hitze entspannte schlicht und ergreifend die Muskeln und entkrampften somit den Unterleib, was es der Mutter leichter machte. Wie jedes Entspannungsbad war es schlicht und ergreifend eine Hilfsmaßnahme, und säuberte nebenbei noch alles.
Das verbrauchte Wasser wurde von der neunjährigen Hatnofer nach draußen getragen und weggeschüttet. -
“So meinte ich das eige…“ Aber da war Kiya schon geschäftig nach draußen gehuscht.
Penelope mochte es ganz und gar nicht, wenn Ánthimos sich betrank. Und Palmlikör war so ziemlich das übelste Zeug, was man bekommen konnte. Da wurde man von einem Fingerhut voll betrunken. Penelope mochte betrunkene Männer ganz und gar nicht. Aber Kiya war schon hinaus, und im Endeffekt war es so vielleicht auch besser.
Da sie es absolut nicht mochte, und Anthi noch nicht einmal mehr einen vernünftigen Kuss bekam, wenn er getrunken hatte, war das vielleicht wirklich mal eine Gelegenheit für ihn, sich zu betrinken. Sonst machte er es ja aus Rücksicht auf sie nicht. Ja, vielleicht war es ganz gut, wenn er so abgelenkt wäre und mal etwas mehr Freiheit hatte, ohne Rücksicht nehmen zu müssen.“So, dann wollen wir mal die Gottheiten herbeirufen, auf dass sie ihre wachsamen Augen auf uns haben mögen“, meinte Inhapy schließlich. Nun, da der Raum von bösen Geistern befreit war, die dem Kind und der Mutter schaden könnten, konnte man die göttlichen Helfer einladen. Penelope hatte darauf bestanden, dass Inhapy nicht nur die ägyptischen Gottheiten herrufen würde. Immerhin war sie Griechin und das Kind würde Grieche sein, da mussten auch griechische Geburtsgöttinnen anwesend sein.
Dennoch fing Inhapy erst mit den Gottheiten an, zu denen die Ägypterin selbst betete. In hohem, ägyptischen Singsang begann sie das traditionelle Lied, das sie bei jeder Geburt als Einstimmung sang. Sie rief Bes an, den zwergenhaften Gott der Nacht. Er sollte die Wache halten über das Zimmer und seinen Schutz der Mutter und dem Kind zugute kommen lassen.
Danach rief sie Thoeris herbei. Die nilpferdförmige Göttin galt als Schutzherrin aller Schwangeren, und besonders wohlwollend und hilfreich bei der Geburt selbst.
Im Anschluss rief sie Bastet an. Da Penelope selbst eine Katze besaß, hoffte Inhapy, dass die Katzengöttin besonders gewogen sein würde. Und wenn nicht, dass sie gnädig sein würde, denn Katzen waren auch die Wächter der Unterwelt.
Schließlich rief Inhapy mit herzzerreißend flehendem Gesang die Göttin Isis selbst herbei. Die göttliche Mutter, die auch bei Griechen und Römern verehrt wurde, sollte ihre Heilzauber über den Raum legen und dem Kind ihren göttlichen Segen zuteil werden lassen.
Schließlich endete Inhapy ihren Gesang, nachdem sie je eine Himmelsrichtung einer Gottheit geweiht hatte. Im Norden Bes als Heimat der Nacht, im Osten Bastet, die die Fruchtbarkeit brachte, im Süden Thoeris mit dem geschwollenen Nilpferdbauch, und den Westen schließlich Isis, der Herrin über die Lebenden und die Toten.Als sie geendet hatte war Penelope tief gerührt. Sie war zuversichtlich, die Gottheiten würden sie gehört haben und hatten ihre wachsamen Augen auf dem Raum. Auch wenn während der Anrufung eine weitere Wehe sie stöhnend in die Knie hatte gehen lassen, so fühlte sie doch die Macht des Göttlichen im Moment (oder bildete es sich zumindest stark genug ein, um daran zu glauben).
Doch nun galt es, auch die griechische Trias zu laden. Da Inhapy nicht zu den Göttinnen betete, stimmte hier Penelope selbst den Gesang an. Sie hatte gehofft, durch die jahrelange Übung eine kräftigere Stimme zu haben, doch kam ihr ihr Gesang etwas schwach und kraftlos vor. Dennoch hoffte sie auf das Wohlwollen der Göttinnen, als sie ihnen zu Ehren den Weihrauch entzündete, dessen schwerer Geruch sich im Raum schnell verbreitete.
Sie sang für Bendis, die in der griechischen Heimat als Artemis verehrt wurde. Die göttliche Jägerin, die Herrin der Frauen vereinte in sich die drei Aspekte des Frauseins. Sie war die Jungfrau, sie sorgte für die Fruchtbarkeit bei Mensch und Tier, und sie war die Jägerin, die das Leben beendete. Für eine Gebärende war sie die wichtigste Gottheit, daher wurde sie als erstes angerufen.
Danach wurde Hera herbeigefleht. Die Schutzherrin der Ehe war natürlich auch mit am daraus folgenden Nachwuchs beteiligt. Die höchste der Göttinnen wurde angefleht, Penelope zu helfen, ihrem Ehemann ein gesundes Kind zur Welt zu bringen, und sie sollte die Ehefrau vor Schaden bewahren.
Als letztes wurde schließlich noch Persephone herbeigerufen. Wie ihre Mutter Demeter war die Frühjahrsgöttin eine Fruchtbarkeitsgöttin, darüber hinaus die Herrin im Totenreich. Hier in Alexandria vermischte sich ihr Kult mit dem der Isis, dennoch rief Penelope sie einzeln an, sie möge ihr gnädig ihren Segen gewähren und ihre Seele bewahren. -
Auch wenn sie nach der Geburt ihres Kindes noch ein wenig wackelig auf den Beinen war, so ließ sich Penelope nicht davon abhalten, hier sich anzumelden. Ihr Mann hatte immer gewusst, dass sie genau das wollte - wenn auch in Delphi bei den großen Spielen zu Ehren des Apoll - und hatte so auch nicht den geringsten Einfluss auf ihre Entscheidung. Selbst, wenn sie hingetragen hätte werden müssen, hätte Penelope teilgenommen.
So wandte sie sich zwar noch etwas schwach und blass an den Grammateus, der sie als Teilnehmerin in die Liste aufschrieb.
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Anmeldeformular Künstler
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Name: Penelope Bantotakis
Regio: Aegyptus
Polis: Alexandreia
Disziplinen: Ode an Hermes, Kitharaspiel, freies Gedicht
Unterkunft: entfällt
Verpflegung: entfällt
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Aufmerksam hörte Penelope stillschweigend zu, eine Hand auf den Bauch gelegt und sich im Korbsessel zurücklehnend. So langsam wurde die Schwangerschaft mehr eine Last denn eine Freude, aber allein schon, um von Ánthimos nicht bemuttert zu werden, trug sie das alles mit stoischer Gelassenheit und entspannter Ruhe. Nur nicht aufregen hieß die Devise.
Daher ließ sie auch Timos alle seine Neuigkeiten ohne irgendeine Regung erst einmal verkünden und wartete, bis ein Moment des Schweigens entstanden war. Bevor Ánthimos antwortete - aber ohne ihm dabei wirklich das Wort abzuschneiden, das würde sie nie wagen – sprach sie ruhig und leise ihre Meinung aus. Auch wenn die Entscheidungen Sache der Männer waren, konnte man sie in ihrer Meinungsfindung ja ruhig ein wenig beeinflussen, bevor sie noch entschieden hatten. Dann müsste man ihnen ja widersprechen, so aber gab man nur hilfreiche Hinweise, wenn man es geschickt anstellte.“Das ist wirklich eine gute Idee, Timos. Allerdings sollte das nicht überhastet werden. Emilia ist doch gerade erst angekommen und hat noch nicht einmal die Ephebia. Vielleicht sollte sie auch noch ein wenig eigenes Vermögen ansammeln. Denn immerhin würde sie Nikolaos nach der Hochzeit gehören, und inwieweit ihr das dann noch zugestanden wird, ist fraglich. Das würde die Verträge sehr kompliziert machen und Emilia abhängig von ihrem Mann, und du hättest wenig Einfluss darauf.“
Im Gegensatz zu anderen Volksstämmen war es bei den Griechen ja immer noch nicht gerade einfach, sich als Frau von ihrem Mann scheiden zu lassen. Andersherum war das fast eine reine Formsache, doch als Frau hatte man hinterher keinen Besitz, noch nicht einmal die Kinder gehörten einem, und man musste froh sein, wenn einen die eigene Familie wieder zurück nahm. Nun, das wäre hier wohl weniger das Problem, dennoch sollte Emilia nach Penelopes Meinung erst noch ein wenig eigenständiger oder besser gesagt familienständiger werden, ehe man sie verheiratete. Zumindest das Wahlrecht sollte sie erhalten.
“Aber wir sollten ihn uns auf jeden Fall zum Freund machen, und nicht zum Feind.“
Die letzten Worte waren ein wenig an Anthi gerichtet. Penelope wusste von seiner Antipathie gegen Nikolaos, auch wenn sie kindisch war. Wenn er das beilegen würde, auch wenn es „nur“ zum Wohle der Familie war und nicht aus dem Herzen kam, wäre das ein riesiger Fortschritt. -
“Ja… ähm, nein… warte…“
Penelope hielt sich dankbar den kühlen Lappen an die Stirn. In der Zeit, in der Kiya herumgehuscht und alles besorgt hatte, hatte sie eine weitere Wehe gehabt, was sie doch mehr als erwartet erschöpfte und schlauchte. Daher brauchte es ein wenig, ehe sie sich gesammelt hatte und wie gewohnt klar und ruhig ihre Anweisungen geben konnte.
“Ja, geh in die Küche und beruhig ihn, wenn du kannst. Wenn du ihn losschicken kannst, wäre das gut, aber wahrscheinlich wird er nicht wollen. Er hat furchtbare Angst andauernd, mir könnte etwas passieren. Das war seit dem ersten Moment so, ich glaube nicht, dass das jetzt besser sein wird, aber versuch dein Glück. Wenn er beschäftigt wäre, wäre das nicht schlecht.“
Penelope konnte sich nicht vorstellen, dass irgendwas ihren Mann heute aus dem Haus bekommen würde. Wahrscheinlich würde er, wenn es losging, vor der Tür auf und ablaufen wie einer der eingesperrten Löwen am Paneion. Und das, obwohl er ganz sicher nicht hier reinkommen würde. Aber versuchen konnte Kiya es.
Irgendwie war Penelope wohler bei dem Gedanken, ihr Mann würde nicht alles unbedingt mitkriegen. Er behandelte sie jetzt schon wie ein rohes Ei, so sehr, dass Penelope mehr als einmal wütend geworden war. Was wäre da erst, wenn er mitbekam, wie sie bei einer Geburt keuchte und schrie? Dann würde sie bestimmt noch mehr umhätschelt werden, und das wollte sie auf keinen Fall. Nein, da wäre es schon besser, er würde spazieren gehen. Selbst, wenn er dann etwas trinken würde, was Penelope auch absolut nicht leiden mochte. Aber besser ihn einmal betrunken erleben als dauernd wieder so furchtsam.Inhapy mischte sich auch noch einmal kurz ein, ehe Kiya noch gleich losging.
“Sag dann aber mit dem Wasser bescheid, dass sie es warm halten sollen. Wenn wir es brauchen, schick ich dann Hatnofer hinunter, aber noch ist bis dahin Zeit.“
Penelopes Muttermund hatte sich noch nicht ansatzweise geöffnet, bis zur Austreibungsphase würde es noch eine ganze Weile dauern. Vorher brauchte man das Wasser noch nicht, aber dann sollte es heiß sein. Allerdings nicht kochend, immerhin wollte man ja niemanden verbrühen. Die meisten, die bei ihrer ersten Geburt halfen, machten das aber falsch, weshalb Inhapy ihre Tochter immer gerne etwas früher losschickte als notwendig. -
Im Zimmer angekommen musste Penelope erstmal verschnaufen. Sie war zwar immer sehr sportlich gewesen, aber mit dem Bauch und vor allem im Moment waren vor allem Treppen ihr einfach eine Last. So war sie froh, als sie oben waren und sie stützte sich erst einmal im Kreuz ab und bog den Rücken leicht nach hinten, um ihn zu entlasten und ächzte erst einmal erleichternd.
Inhapy unterdessen besah sich alles mit der Genauigkeit einer Geschäftsfrau, nickte kurz stumm beim Bett und beäugte dann etwas kritisch das offene Fenster für die Luftzirkulation.
“Gut, sehr schön soweit. Das Fenster ist zwar offen, aber wegen der Hitze lassen wir das so. Wir wollen dein Kind ja nicht gleich backen, und ein kleiner Zauber sollte alle Geister draußen halten.“
Die Hebamme machte sich auch gleich ans Werk, den Raum abzuriegeln für alle Einflüsse. In monotonem Singsang schritt sie alle Wände ab und ließ sich dabei von ihrer Tochter Hatnofer immer wieder kleine Steine aus Onyx geben, die sie in allen Ecken des Raumes platzierte, ebenso unter dem offenen Fenster. Als sie damit fertig war, lächelte die Ägypterin zufrieden zu Kiya und Penelope hinüber und rieb sich leicht die Hände.
“Gut, prima. Bevor wir die Göttinnen einladen, wollen wir erstmal den Rest vorbereiten. Sag, Penelope, wo hast du Laken und dergleichen? Und wir brauchen eine Kupferschüssel für das Wasser, am besten zwei. Und magst du noch etwas?“Die junge Griechin hatte alles ein wenig nervös beobachtet. Irgendwie fühlte sie sich etwas fehl am Platz, fast schon überflüssig. Irgendwie gab es nichts zu tun, außer zu warten. Und das war nicht unbedingt entspannend, darauf zu warten, dass ihr Bauch sich dazu entschied, sich wieder zu verkrampfen und die Wehen voranzutreiben.
“Da, in der Truhe. Und wir haben noch welche in der Truhe im Zimmer nebenan, wo mal das Kinderzimmer sein soll. Ich weiß nicht… vielleicht noch ein paar Kissen?“
Ein wenig unsicher schaute Penelope von Inhapy zu Kiya und wieder zurück. Sie hatte doch keine aHnung, was sie noch brauchen würde, immerhin war das ihr erstes Kind! Aber ein bisschen bequeme Kissen konnten nicht falsch sein.