Beiträge von Geórgios Krateidos

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    In einem Affentempo hatte Mybia das erste Brot verputzt, sie stopfte es auch mit beiden Händen in ihren Mund, kaute hastig und schluckte es schnell herunter. Denn wenn es eines gab, was sie in den letzten Jahren wirklich gut gelernt hatte, dann dass man bereits Gegessenes ihr nicht mehr weg nehmen konnte. Egal, ob sie die Älteren verärgerte und sie nicht mehr nett zu ihr waren. Dadurch waren ihre Backen noch viel weiter aufgebläht als vorher, so sehr, dass man schon fast befürchten musste, sie würden gleich platzen. Aber so konnte sie erstmal nicht den Mund öffnen bei der Frage. Sonst hätte sie das halbe Mahl schon wieder verloren. Angstrengt kaute Mybia weiter, schluckte, kaute, nickte dabei ganz heftig, so dass ihr Kinn gut zwei Hand breit hoch und runter schoss. Dann riß sie die Augen auf und schüttelte heftig den Kopf, so dass ihre Haare um ihren Kopf herum flogen.


    Es dauerte einen Moment bis Mybias Mund etwas leerer wurde. Ihre Augen glitzerten hell als sie das weitere gute Essen sah, dass ihr so fein geschnitten hin gestellt wurde. Sie hustete noch einmal kurz und meinte dann ganz schnell: "Daaaaanke.", und griff gleich nach der nächsten Scheibe. "Öh...ich meinte nicht Ja und dass Du falsch gesagt hast. Sie ist wirklich wunder- wunder – wunder- schöööön." Mybia nickte ernsthaft. Sie hob die Hand und wischte sich über den Mund, so dass ihre Finger noch viel klebriger wurden als sie es ohnehin schon waren. Eine Haarsträhne blieb an ihrer Backe haften, dort, wo sich überall der Honig verteilt hatte. "Ist es 'Du weisst schon was' fertig?"

    Zu sehr mit dem Argwohn gegen die Soldaten war das Mädchen beschäftigt. So dass sie dem Weg vor sich kaum eines Blickes würdigte. Sie kannte ihn auch gut. Lief ihn oft am Tag, denn sie war als Botin abgestellt. Mund zu Mund, Ohr zu Ohr, so lief es in Rhakotis ab und es gab einige Bewohner, die über die Geschehnisse gut informiert waren. Bakhen war einer davon und das aus dem Grund, dass er seine Spitzel an vielen Stellen sitzen hatte. Gerade noch flogen ihre blossen Füße über den sandigen Boden.


    Im nächsten Augenblick wurde sie gepackt und grob am Weiterlaufen gehindert. "Au!", kreischte das Mädchen auf und starrte zu dem Hellenen hoch. "Lass' mich los." Ruhig bleiben wollte das Mädchen ganz offensichtlich nicht. "Auuuuu!", keifte sie lauter. "Hilfe. Hiiiilfe!" In Rhakotis hätte das Mädchen sonst bestimmt nicht um Hilfe gerufen. Aber jetzt hoffte sie, dass die Soldaten dadurch aufmerksam wurden. Der Mann, der sie hielt, wiederum von den Soldaten abgeschreckt wurde und sie dann los liess. Womit sie vielleicht entkommen konnte.


    Acha beugte sich schon nach vorne und seine schmutzigen Hände griffen hastig nach den Münzen. Er bettelte tatsächlich aus Not heraus, selbst wenn er sich als Informant ein Zubrot verdiente. Normalerweise bettelte er jedoch, wenn er wirklich etwas verdienen wollte, auf den wohlhabenderen Plätzen von Alexandria. Die Münzen kullerten in seine Schale, klimperten und lachten munter, so wie es Acha immer erfreute. "Danke, Herr, zu gnädig, Herr, danke. Danke, die Götter mögen es Dir tausendfach vergelten." Dennoch drehte er seinen Kopf als er das Kreischen des Mädchens vernahm und runzelte ärgerlich die Stirn.

    Dicht an dicht standen die Lehmhäuser des Armenviertels aneinander, hoch, schräg, schief gebaut mit einem verwinkelten und unübersichtlichem Gassenlabyrinth. In Rhakotis musste man sich schon auskennen und als Fremder konnte man sich leicht hier verirren. Das Treiben der Menschen, der Bewohner bis Händler, der Herumtreiber und auch Bettler, ließ das Viertel schier aus allen Nähten platzen. Es war ein einäugiger Bettler, Acha war sein Name, der mit einer Tonschale vor den Füssen aufspähte als die Soldaten auf ihrem Patrouilleweg waren. Seine Zähne waren schief und gelb, sein Blick listig und die Kleidung, samt der Binde um sein Auge, vor Dreck erstarrt. Auch andere Bewohner des Viertels blieben stehen und musterten die Soldaten mit Misstrauen, Feindseligkeit, aber auch oft Angst. Einen großen Bogen schlugen viele um die Soldaten.


    Acha hob die Hand und winkte ein dürres Mädchen heran. "Lauf’ und sag’ Bakhen Bescheid. Dass Soldaten im Anmarsch sind." Das Mädchen nickte gehorsam und lief flink davon. Nicht ohne noch mal argwöhnisch über die Schulter zu sehen, ob die Soldaten auf sie aufmerksam geworden waren. Der Bettler senkte seinen Blick und ließ die Tonschale in seiner Hand kreisen. "Almosen, ein Almosen für einen Blinden." Dass er nur halbblind war, liess er unter den Tisch fallen. Er streckte die Tonschale in die Höhe und beäugte die sich nähernden Soldaten.

    Die Hand hielt Geórgios fest um den priesterlichen Stab geschlossen und musterte vom Treppenabsatz aus die Aktivitäten der Soldaten. Seine Augen waren verengt und er sehr missmutig. Wenn Blut den Tempel verunreinigen würde, dann müssten sie einiges an Reinigungsritualen durchführen, um den Makel vom Heiligtum zu nehmen. Aber das war bei den Römern auch nicht anders und sicherlich wussten sie um den Zorn der Götter. Oder nicht? Als die Soldaten abmarschierten und die letzten Feindseligkeiten und Geplänkel verbaler Art ausgetauscht wurden, wandte sich auch Geórgios ab, um die Treppen weiter hoch zu gehen und in dem Bau zu verschwinden. Sicherlich würde er dort auf eine Priesterin der Schicksalsgöttin treffen, um noch einige Worte mit ihr auszutauschen.

    Examinierend musterte der Glatzkopf und Söldner des alten Patriarchen der Krateiden die Frau vor sich. Ohne einen Muskel im Gesicht zu verziehen sah er hoch und runter. Suchte wohl nach versteckten Waffen unter den kostbaren Stoffen, was er bei dem Diener der Dame ebenso tat. Dann nickte er leicht, obwohl sich der natürlich und professionelle Misstrauen noch in seinen Augen hielt. Er hob die Hand und schob den leichten und sich bauschenden Vorhang zur Seite, damit Eirene in den Gang treten konnte, samt Gefolge und natürlich Geórgios, der gedachte, sich der Dame anzuschliessen. Eine Hand legte der Glatzkopf jedoch auf die Schulter des Themistoklís. "Du nicht.", brummte der Kämpe. Themistoklís zog ein enttäuschtes Gesicht, trollte sich jedoch sofort.


    Dämmriges Schummerlicht schlug ihnen entgegen. Ein Gang der von Bronzelampen erleuchtet wurde und in einem großen Raum endete, der nicht weniger düster war. Schwarzweiße, geometrische Steinmosaike verzierten den Boden. Von den Fresken war kaum etwas zu sehen, da die Fenster völlig verhangen waren und die Bronzeschalen, die Rauchwerk und Kohle verbrannten, kaum Licht spendeten. Nur eine nymphengleiche Statue, die in ihren schlanken Händen je eine Öllampe trug, war der einzige Lichtschein in dem Raum.


    Auf einer thronähnlichen Erhöhung und am Ende des Raumes saß in einem hohen Lehnstuhl ein alter Mann. Grauweiß umwucherter ein dichter Bart sein Kinn. Seine Augen lagen in tiefen Schattenhöhlen, seine ganze Erscheinung war im düsteren Zwielicht verhüllt. Ein Methusalem schien er zu sein, obwohl man sein Alter schwer einschätzen konnte. Neben ihm stand eine bildschöne, junge Frau germanischer Abstammung. Ihr goldblondes Haar floss über ihren Rücken hinab. Ihre Augen waren starr auf die Wand gegenüber gerichtet als ob sie die Ankommenden nicht bemerkte. Der Söldner gesellte sich an die Seite des Alten, der seine alte und knochige Hand hob.


    "Gorgis, Junge. Komm' her!" Dunkel und sonor klang die Stimme des Alten. Geórgis verzog missgestimmt das Gesicht. Dass er schon vier Lebensdekaden hinter sich gebracht hatte, änderte wohl kaum etwas daran, immer noch ‚Junge’ genannt zu werden. Steif und reserviert trat Geórgis an die Seite des Raumes und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Alte hatte schon längst wieder seine Augen von ihm abgewandt und sah durchdringend auf die Frau. "Chaîre." Keine Überraschung. Kein Wundern in der Stimme des Alten. Ganz als ob er die Frau erwartet hätte.

    Bunte, leuchtende Stoffe, geschminkte Gesichter, gekringelte Locken bei genauso den männlichen Gästen, wie auch den wenigen Frauen, schlugen dem hiereús entgegen. Überschwängliche und blumigen Begrüßungen wurden ausgetauscht. Die ewig gleichen und genauso heuchlerischen Floskeln gewechselt. Geórgios beteiligte sich daran und strebte über die große Eingangshalle, die von einem imposanten Steinchenmosaik geschmückt wurde. Ein goldener Streitwagen, der von vier Pegasi gezogen wurde und die flammende Sonne hinter sich her zog. Geórgios Schuhwerk traten darüber hinweg. Ohne dass er das Mosaik mit Aufmerksamkeit bedachte. Bunte Lichter in gefärbten, ledernen Laternen erleuchteten das mit Blumen und Weingirlanden geschmückte Haus. Die Gäste kannte Geórgios fast alle nicht. Er meinte jedoch einige von der Korleikenfamilie wieder zu erkennen, die fast genauso viel Dreck am Stecken hatten wie seine eigene Familie. Aber von teilweiser noch üblerer Natur waren. Es wunderte den Priester nicht, diese heute in dem Anwesen zu sehen.


    Es war zuerst der Knabe, der die Beachtung des Priesters errang. Er folgte dem schlanken Knabenkörper mit den Augen und betrachtete ihn beifällig. Seine Mundwinkel hoben sich dabei. Die Worte des Knaben verstand der Priester nicht. Doch dafür die Stimme des Dieners, der den Knaben prüfend musterte und dann zu der Dame sah. Was wiederum Geórgios Wahrnehmung auf diese lenkte. "Richte Deiner Herrin die Willkommensgrüße der Familie Krateidos aus. Wenn sie sich einen Augenblick gedulden würde?" Der Diener, ein Ägypter von eher schlankem Wuchs, verneigte sich in Richtung der mysteriösen Gestalt. Er war kein Sklave, wie viele in diesem Hause es nicht waren. Der Alte traute Sklaven nicht weit. Der Diener verschwand hinter einem seidenen Vorhand, der sich im lauen Abendwind und der Bewegung hin und her bewegte.


    Geórgios musterte die Frau ohne Scheu und mit einem Lächeln auf den Lippen. "Kennst Du die Frau?" Themistoklís sah zu ihr und runzelte die Stirn. Ehe er den Kopf schüttelte. "Nein, aber Du darfst nicht vergessen, dass ich drei Jahre fort war. Da verändert sich vieles, Bruderherz." Geórgis nickte verstehend. Bündnisse und Feindschaften zerbrachen und entstanden schneller als die Bäume ihr Laub wechselten und der Nil sein Wasser über die Ufer trieb. Der Vorhang teilte sich und ein bulliger Mann spähte hinaus. Er hatte einen Glatzkopf und Narben quer über den Stiernacken und seinem Gesicht. Finster stierte er die Frau an, dann nickte er zu dem Diener, der neben ihn getreten war.


    Der Diener schritt zurück, verneigte sich und sprach: "Der Hausherr wird euch mit Freuden empfangen, werte Dame." Somit drehte sich der Diener um, in der Erwartung dass sie ihm folgte. Wobei er auch Geórgios mit den Augen streifte. "Dich wünscht er auch zu sehen, Gorgis!" Erst da erkannte Geórgios den Ägypter. Nebou. Die kleine Natter war schon lange im Dienste von dem Alten und sie hatten sie nicht sonderlich gemocht. Geórgios Augen verengten sich bei der laksen Anrede durch Nebou. Er folgte ihm jedoch ebenso, wobei er mit einem höflichen Gestik der Dame den Vortritt liess. Direkt am Vorhang wartete der Stiernacken. Grimmig war sein Ausdruck und grollend die Stimme. "Tragt ihr Waffen bei euch?", fragte er die Dame. Höflich war er noch nie gewesen, Geórgios war es gewöhnt.

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    Beide Hände zu Hilfe nehmend kletterte Mybia auf den Stuhl. Sie war schon von Natur aus und den ärmlichen Verhältnissen her eher eine kleine Person. Auch für ihr Alter etwas zu klein geraten. So baumelten ihre Füße weit über dem Boden als sie nach der Krabbelei Platz genommen hatte. Aufmerksam verfolgte Mybia den Weg des köstlichen Honigbrotes bis zu ihr. "Daaanke! ", erwiderte sie schnell und biss gleich hinein. Und sofort nahm sie einen zweiten Bissen, obwohl sie den Ersten noch gar nicht zerkaut hatte. Ihre Backen plusterten sich sofort auf wie Segel im stürmischen Wind. Der Honig von dem Brot verschmierte sich sogleich großzügig um ihren Mund und hinterließ einige goldene und klebrige Flecken auf den Wangen.


    "Ja? ", fragte Mybia ratlos. "Weisch isch nischt. ", antwortete sie, mit vollen Mund freilich. Denn es dauerte bis sie die gehörigen Bissen zerkauen konnte mit ihrem kleinen Kiefer. "Er ischt die Schohonne. " Von guten Manieren hatte Mybia leider auch nicht viel mitgenommen. Aber ihre Eltern waren ihr in ihrem bisher recht kurzen Leben doch kaum ein Vorbild gewesen. Und wenn, dann ein schlechtes. Bis sie und ihr Bruder auf der Strasse gelandet waren. "Wer ist… ?" Mybia verschluckte sich und hustete einige Male, gerade als die Tür aufging. Die Tränen in den Augen wischte sie sich schnell weg und blinzelte hoch zu der verschwommenen Gestalt. Die sich gleich darauf als der großzügige Gönner der Kinderbande entpuppte.


    "Chaire! ", grüßte Mybia, den Mund mittlerweile wieder frei. "Jaaa. " Mybia nickte ernsthaft und ihre Mundwinkel wanderten sofort herunter als sie an das dachte, was sie am Kommen gehindert hatte. Zudem wurden ihre Wangen etwas rot. Denn sie schämte sich, das Versprechen nicht eingehalten zu haben. "Tut mir leid. ", murmelte sie leise und senkte ihre Augenlider. Dabei wollte sie doch noch nach der Freundin fragen, aber das traute sich Mybia in dem Moment nicht mehr.

    Auf dem Weg zu dem Cäsareum war Geórgios. Mit einem der dortigen Priester galt es einige Dinge wegen einem anstehenden Feiertag zu besprechen. Aus dem Grund trug er an diesem Tag auch die Kleidung des Priesters, im schwarzen Haar das stróphion, das weiße, lange Priestergewand und in der Hand den dazu gehörigen Stab. Seine Schritte waren eigentlich recht zügig, doch er verharrte. Als er eine Strasse weiter den Tumult schon vernahm. Aufgeregte Stimmen mischten sich mit dem Geräusch von Metall. Verwirrt runzelte der Priester die Stirn und wandte sich von seinem ursprünglichen Weg ab, um den Geräuschen zu folgen. Ein junger Sklave, gerade mal 15 Sommer alt, folgte ihm auf den Schritt.


    Der Anblick, der ihn erwartete, überrumpelte sogar den hieréus. Verblüfft klappte sein Mund auf als er die römischen Soldaten vor dem griechischen Tempel sah. "Theos kalos!", gab er von sich und dann noch einen Fluch, der jedem Rhakotisbewohner gerecht geworden wäre. Aber Geórgios lebte schon lange genug in diesem Viertel. Sich den Soldaten nähern wollte Geórgios nicht, denn sie waren ihm doch ein wenig zu gefährlich. Der Zorn der rhomäischen Soldaten war schließlich gut bekannt. Und die Prügellust selbiger genauso. Es wäre nicht das erste Mal, dass rhomäische Soldaten einen unbescholtenen Bürger der Stadt verprügelten. Und damit noch davon kamen. Doch Geórgios näherte sich langsam und mit einer sicheren Distanz den Tempelstufen. Hoffend, dass die Rhomäer wenigstens kein Sakrileg begangen und den Tempel entweihten.

    Düster verhangene Sänften erschienen einer nach dem anderen vor dem Anwesen der Krateiden. Die Leibwächter spähten zwischen die Vorhänge und inspizierten die Ankommenden genau. Dann nickten die bulligen Männer, nubische Söldner allesamt. Sklaven neigten dazu, den Herrn zu verraten. Aber wer an das Gold glaubte, dem konnte man wenigstens so lange vertrauen, so lange man ihn besser als der Feind bezahlte. Die Tore öffneten sich jedes Mal, wenn eine Sänfte von Sklaventrägern hinein gebracht wurde. Das Haus war hell erleuchtet und es hatten sich schon einige Hellenen eingefunden. Alle waren sie an diesem Abend zu dem Haus gestrebt, um der Versammlung der Krateiden heute bei zu wohnen. Denn es sollten Pläne geschmiedet, Bündnisse geflochten und Verträge ausgehandelt werden.


    Es erstaunte Geórgios noch selber, dass er auch auf dem Weg zu dem Haus war. Es war mehr die Neugier, die ihn trieb. Grimmig ließ er die Inspektion über sich ergehen. Verschlossen reagierte er auf das gönnerhafte Nicken des Schwarzen. Schlecht gelaunt stieg er aus der Sänfte als er das Haus erreichte. Er streckte sein Kreuz durch und spähte zu dem Haus hoch. Einige Jahre hatte er hier gelebt. Es schien Äonen her zu sein. Und es war keine gute Zeit gewesen. In seiner Kindheit. "Ich wusste doch, dass Du kommst, Bruderherz.""Ah ja?" Themistoklís nickte selbstzufrieden. "Komm’. Das Essen wird gleich angerichtet. Der Alte hat sich heute nicht lumpen lassen und das Beste vom Besten herbei geschafft. Und Tänzerinnen. Ich sage Dir, die schönsten Sklavinnen von ganz Afrika." Geórgios rollte mit den Augen, folgte seinem Bruder jedoch die Treppen hinauf.






    OOC: Wer Lust hat, als potentieller oder realer Verbündeter, als wichtige Persönlichkeit, die man auf seine Seite ziehen oder als ‚Spion’ der Gegenseite zu kommenl, kann sich gerne eingeladen fühlen. Jederzeit natürlich.

    Seine Augen schweiften von dem Ausgang der Taverne zu seinem Halbbruder. Mit dem er auch nur noch sporadisch Kontakt hatte. Früher war es mal besser gewesen. Aber meistens nur, weil in Themistoklís angepumpt hatte. Ehe er sich auf den Erfolg der Familie besonnen und ein Händler geworden war. Sogar eine Reise ins Ferne Indien getätigt hatte, um die Handelsbeziehungen ertragreicher zu machen. Letztendlich nur, weil er ein Abenteurer war. Das hatten alle Söhne ihres Vaters von ihm geerbt. Geórgios im Grunde auch. "Also gut.", knurrte Geórgios und nahm wieder Platz. "Ich höre!"


    Abweisend verschränkte der Grieche die Arme vor der Brust und sah seinen Bruder leidig an. Der atmete erleichtert auf. Denn finanziell war er völlig vom alten Patriarchen der Familie abhängig. Und mit dem schien es sich Thémis nicht verscherzen zu wollen. "Der Alte will Dir auch eine Rolle im kommenden politischen Drama der nächsten Ekklesia zuteilen. Darum will er mit Dir sprechen. In drei Tagen ist ein Treffen. Von den Verbündeten unserer Familie, den üblichen Schleimern und natürlich auch der Familie selber. Du sollst auch kommen."


    Das waren mal neue Töne. Das letzte Mal, dass Geórgios zu seiner Familie geladen wurde, war schon viele Jahre her gewesen. Sehr viele. Geórgios Lippen verzogen sich zu einem abweisenden und verächtlichen Ausdruck. "Der alte tragos* kann diese Rolle dahin stecken, wo die Sonne niemals scheint, Thémis. Ich gedenke nicht, mich zu seinem Hampelmann zu machen." Schon wollte sich Geórgios erheben, um nun doch zu gehen. "Gorgis, warte." In der Bewegung hielt der Hellene inne. "Ist doch egal, was der Alte will. Nutze die Verbindungen der Familie und tu dann das, was Du willst. Alleine Du. Wenn Du es erstmal geschafft hast, ist doch egal, was Dir der Alte sagen will. Und irgendwann wird er schon ins Gras beissen. Zumindest hoffen viele von uns das.""Ich glaub, der Alte will Abraham übertrumpfen.""Wen?""Egal, Thémis.""Überlege es Dir wenigstens, ja? In drei Tagen, beim Alten am Kanal." Geórgios nickte knapp und trat zur Tür.


    Die Sonne strahlte ihm ins Gesicht. Warm, grell und ließ ihn blinzeln. Entschlossen ging er hinaus und liess seinen Bruder in der Taverne zurück, der schnell die Münzen beäugte und zufrieden schien, dass sein älterer Bruder für sie Beide bezahlt hatte. Wütender Miene marschierte Geórgios wieder zwischen all die Menschen, die heute auf dem Markt einzukaufen gedachten.




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    Vorsichtig betrat Mybia die Räumlichkeiten des Ehepaares. Mit großen Augen sah sie sich um, suchend nach Bildern, die von Ánthimos stammen konnten. Ihre Schritte waren dementsprechend trippelnd. Doch dann riss sie sich von ihrer Inspektion los und folgte Penelope. Tisch decken? Oh, das klang so schön normal, was für sie jedoch eher außergewöhnlich war. Die Kinder, sie und die Knaben, lebten nun mal von der Hand in den Mund. Geschirr oder gar einen Tisch besaßen sie nun mal nicht. "Ja.", sagte sie und drehte sich noch mal um ihre eigene Achse, um sich auch alles anzuschauen. Schön war es hier. Aber vielleicht lag es auch daran, dass die Bewohner so nett waren. Deswegen gefiel Mybia gleich alles doppelt so gut.


    "Natürlich.", erwiderte Mybia. Nachdem sie die Hände ausgestreckt hatte, um das köstliche Brot zu tragen. Mybia leckte sich gierig über die Lippe als sie das Brot zum Tisch trug. Dort stellte sie es ab und pickte schnelle einen Krumen, um ihn sich in den Mund zu stecken. Ihr kleiner Magen, der ein riesen Loch hatte, knurrte leise bei dem köstlichen Vorgeschmack. Die Kinder waren in den letzten Tagen vorsichtiger gewesen. Und so hatten sie alle kaum etwas gegessen. "Habt ihr Bienen hier?" Sie sah sich suchend um. "Dass ihr so viel Honig habt. Der Farbenmann, also Dein Ehemann, hat uns auch schon welchen geschenkt. Der war lecker. Die alte Fischerin vom Markt hat mir erzählt, dass die Bienen die Tränen Res sind. Kennst Du Re?"


    Wein gluckerte in den Tonbecher. In einer der vielen Hafentavernen hatte es die beiden Brüder verschlagen. Eine füllige Sklavin bediente sie. Geórgios schenkte ihr keine Aufmerksamkeit. Vielmehr amüsierte ihn die Erzählung seines Halbbruders. "Eudoxos’ Niederlage war der Anfang vom Ende. Seitdem kann keiner unserer Kandidaten mehr in der Ekklesia Fuss fassen. Der Alte ist schon seit Wochen außer sich deswegen." Was bei Geórgios Häme weckte. Er lachte. Gut gelaunt. Seine Schultern zuckten dabei heftig. Die verkniffene Miene seines Halbbruders amüsierte Geórgios noch dazu.


    "Er hat sich schon überlegt, ob er einen von den jüngeren Brüdern, Klearchos oder Alexandros noch mal ins Rennen schicken soll. Aber Klearchos hat gerade erst seine Ephebia abgeschlossen. Und der kleine Alex ist noch mittendrin. Und Didymos ist ein Trottel. Du kennst ihn ja." Ein zustimmendes Nicken von dem Priester. "Mehr eine Gefahr für die Familie. Wäre er nicht der Sohn von dem Alten, wir wären ihn sicher schon losgeworden." "Wie mich?" Empört hob Themistoklís die Hände. "Ich bitte Dich, das hätte Vater nicht geduldet. Mögen die Götter ihm selig sein." Geórgios winkte ab und genehmigte sich ein Schluck. "Also, was willst Du?"


    Thémis drehte den Becher hin und her und zauderte. "Nun. Der Alte schickt mich." Geórgios seufzte und griff nach seinem Geldbeutel. "Vergiss’ es, verflucht noch mal, der Alte kann mir den Buckel runter rutschen. ", gab Geórgios ärgerlich von sich, warf einige Münzen auf den Tisch und wollte sich schon erheben. Thémis griff jedoch nach seinem Unterarm und hielt ihn fest. "Warte, Gorgis! " "Nenn’ mich nicht so!" - "Wie denn sonst, Brüderchen? Komm’, hör’ es Dir doch erst mal an. Bitte, mir zu Liebe. Denn sonst reißt mir der Alte den Kopf ab, wenn ich einfach so zurückkehre."

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    Penelope? Mybia machte ganz große Augen. Den Namen hatte sie schon mal gehört. Und es fiel ihr natürlich sofort wieder ein. Sie war zwar etwas verträumt und schon einige Male auf den Kopf gefallen, wenn sie mit den anderen Knaben sich raufen musste. Aber dumm und vergesslich war sie dadurch noch lange nicht. "Du bist die Frau von dem Farben… ähm… Maler. Für die er das Bild gemalt hat. Das als Überraschung war." Überraschung, da dämmerte es Mybia. "Ups! ", murmelte sie und hob die Hand vor ihren Mund. "Jetzt hab’ ich’s verraten. Oder? ", murmelte sie kläglich zwischen ihren Fingern hervor. "Sagst Du’s ihm bitte nicht? Das ich’s war?", bat sie noch.


    Das mit dem Brot klang außerdem gut. Das wollte sie nicht vermasseln. Ausserdem hatte die Frau gesagt, dass sie für Beide ein Brot macht. Nicht nur für sich selber. Erwachsene waren ja nicht oft nett zu Strassenkindern. "Ja, gerne!", krakeelte Mybia deswegen eilig. Ehe die Frau das Angebot zurück zog und die Tür vor Mybias Nase zu schlug. "Das klingt ganz, ganz toll!" Schwupps. Schon war Mybia einen Schritt näher getreten. In den Türrahmen hinein. Sie spähte an Penelope in die Wohnung. Durchaus sehr neugierig.


    Am Kanal von Canopus lag das Anwesen der Krateiden, die Residenz des alten Patriarchen, der von hier aus die Geschicke seiner Familie lenkte. Umrahmt von Zeder-, Dattel- und Olivenbäume thronte der weiße und hellenische Bau am Rande des dahin fließenden Wassers, deren Oberfläche so grün wie das Laub der Bäume schillerte. Eine hohe Mauer war um die Villa gezogen. Eiserne Pfosten sollten es jedem Dieb schwer machen, aber auch die Leibwächter, die durch das Anwesen streiften und gnadenlos jeden Eindringling stellen würden.


    Hatte man erstmal dieses Hindernis überwunden, lud der prächtige Garten jedoch jeden Ästheten zum Verweilen ein. Denn jede Blume, jeder Strauch schien mit einander wetteifern zu wollen, wurden nur von den zahllosen Lotusblumen übertrumpft. Blüten, die schon die alten Ägypter geschätzt hatten. Das Haus selber war prachtvoll. Zeugte von dem Reichtum der Familie, den sie durch mehr oder minder unlautere Wege angesammelt hatten. Und das schon über viele Generationen hinweg.

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    Einem kleinen Mäuschen ähnlich verharrte Mybia. Ihr Augen wanderten schnell zu dem Weg, von dem sie gekommen war. "Nein. ", flüsterte sie. Lügnerin!, rügte sie sich selber in Gedanken und verzog reuig das Gesicht. "Doch. Ja! ", antwortete sie piepsig und wandte sich nun ganz zu der Frau um, die sie mit großen Augen musterte. "Chaire" Mybia griff nach dem Saum ihrer ärmlichen und löchrigen Tunika und zupfte daran herum. "Ich bin hier für den Farbenmann. Er hat mich eingelad’n. Das Bild anzuschaun. Aber ich konnt’ nicht kommen. Tut mir Leid. Ist er ausgezogen? Wohnt er überhaupt noch hier? ", plapperte Mybia sofort los, wobei sich ihr Unterschichten- und Rhakotisakzent deutlich zeigte bei jedem Wort, das sie von sich gab.


    Mybia legte den Kopf etwas zur Seite und betrachtete die Frau. Schön war sie. So schön wollte Mybia auch mal eines Tages werden. Dann fand sie bestimmt einen reichen Mann, der sie heiratete und sie bekam jeden Tag etwas zu essen. Vielleicht jeden Tag auch etwas süßes. Aber das war für das Kind noch eine ferne Zukunft und mehr ein flüchtiger Traum. Am nächsten Tag würde sie schon davon träumen, eine verlorene Prinzessin zu sein, die von ihren Eltern eines Tages aus dem Elend gerettet werden würde. Mit ihrem Bruder und ihren Freunden versteht sich.

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    Es war doch nicht der nächste Tag, an dem die Kleine erscheinen konnte. Obwohl sie es versprochen hatte und auch einhalten wollte. Doch es kam mal wieder anders für die kleine Kinderbande. Die anderen Kinder und Mybia wurden beim Stehlen erwischt. Sie und zwei der Knaben konnten gerade noch entkommen. Ihr Bruder war jedoch erwischt worden. Und übel ausgepeitscht. Man hatte mit solchen Streunern wie ihnen nun mal keine Gnade. Das Fieber hatte ihn gepackt und hielt ihn Tage lang umfangen. Mybia hatte sich darauf hin nicht mehr zu diesem Haus zurück getraut. Schließlich war sie am nächsten Tag eingeladen worden. Doch dann hatte sie den Traum gehabt. Während ihr Bruder immer noch mit dem Fieber rang. Und in der nächsten Nacht auch. Und das hatte sie der Fischerin erzählt. Die ihr wiederum sagte, dass solche Träume von den Göttern geschickt wurde. Diese durfte man nicht ignorieren. Darum hatte sich Mybia doch noch auf gemacht.


    Unsicher und verlegen stand sie vor der Tür und wusste nicht, was zu tun sei. Sie wusste es schon. Aber sie traute sich nicht. Zaghaft hob sie die Faust und strich mehr über die Tür, statt zu klopfen. Noch einmal darüber gestrichen, dann murmelte sie leise: "Niemand da? Gut, dann gehe ich wieder… " Gerade wollte sie sich umdrehen, um von der Tür weg zu schleichen als sie ein Knarzen vernahm. Ertappt blieb sie stehen.

    Laut lärmten die Stimmen zahlloser Händler. Preisten ihre Waren an, lobten ihren Bestand, logen, übertrieben, feilschten, verkauften als ob es um ihre Seele ging, die Einzug in die elysischen Felder erhalten sollten. Zwischen all dem bunten Treiben schlenderte auch Geórgios entlang, auf der Suche nach der einen oder anderen Kleinigkeit, die er gebrauchen könnte. Doch eigentlich war das weniger der Grund seines Besuches, mehr die dringliche Aufforderung seines jüngeren Bruders. Seines Halbbruders, um genau zu sein. Vor einigen bunten, schon grellen Stoffen aus dem fernen Maurya blieb Geórgios stehen. Seine Finger glitten durch die seidigen Materialien.


    "Bruderherz!", ertönte neben ihm. Geórgios spähte auf und grinste spöttisch. "Bruder-Herz? Was willst Du Thémis?" Sonnengebräunt, mit lachenden Augen und einem strahlenden Gesicht trat Themistoklís auf ihn zu und klopfte ihm ein paar Mal auf die Schulter. "Begrüsst man so einen Heimkehrer? Willst Du nicht wissen, wie es gelaufen ist?""Wie ist es gelaufen, Thémis?" Themistoklís zuckte mit der Schulter. "Hätte besser sein können. Die verdammten Barbaren sind nur darauf aus, einen anständigen Hellenen über den Tisch zu ziehen. Aber die Handelsniederlassung in Muziris ist eröffnet. Die Waren können fliessen."


    Mit einer ausladenden Geste deutete Themistoklís über den Fremdenmarkt. "Hast Du schon von Großvater das Neueste gehört?" Geórgios setzte den Weg langsam fort, an seiner Seite sein Bruder. "O moi genoito! Du kennst doch unseren alten Patriarchen! Für den bin ich immer noch ein Tabuthema der Familie. Das schwarze Schaf der Familie." Themistoklís verzog das Gesicht. "Nun, es gibt neue Umstände. Hast Du die letzten Wahlen verfolgt?" Natürlich hatte Geórgios das, denn bald stand es auch für ihn an, sich der Ekklesia zu stellen. Seine Amtszeit als Priester lief ab. "Ja.", erwiderte er misstrauisch. Lag es am Fall der Kandidaten aus ihrer Familie? Seine Cousins waren kläglich gescheitert letztlich. "Komm, Bruderherz, lass uns einen trinken und ich berichte Dir alles." Brummend folgte ihm Geórgios, durch das Drängen der Menschen.

    Ein Festzug rollte durch das Palastviertel von Alexandria. Ein Zug, zu Ehren des Apollon an den Tagen der Puanepsia. So wie es schon vor vielen Jahrhunderten Brauch war in der griechischen Welt und sich als Tradition gehalten hatte. Kinder zogen von Haus zu Haus und brachten den Segen des Gottes. Sie sangen und bekamen von den Hausbesitzern im Gegenzug eine Gabe. Diese Kinder, Mädchen und Knaben, hatten sich auf Geheiß ihrer Eltern aufgemacht, um dem Eparchos den Segen zu entbieten. Wohl ausgewählt waren die Kinder, aus den Häusern reicher, angesehener oder/und alter Familien von Alexandria. Zwölf Kinder waren es an der Zahl, in Begleitung einer großen Sklavenschaft.


    Fröhliche Flötenklänge drangen durch die Straßen. Gemischt mit den hellen und klaren Stimmen der Kinder, die in goldenen und roten Gewändern gekleidet und inmitten einer großen und weiß betuchten Sklavenschaft durch das Palastviertel zogen. Die Sonne schien hell und strahlend von dem azurblauen Himmel hinab. Einige Vögel kreisten am Himmel. Viele Möwen segelten über den Kindern hinweg und stießen ihre schrillen Schreie dem Singen des Festzuges entgegen. Ein Sklave lief fröhlich hin und her springend den Kindern voran. In seinen Händen trug er eine aulós, die Doppelflöte, die er unermüdlich und mit großem Geschick spielte. Die Kinder tanzten zu der Melodei des Instrumentes und folgten den Weg hinauf bis zu den prächtigen Palastbauten des Eparchos, dem Gesandten des Kaisers, der damit für die Menschen der Stadt einen ebenso erhabenen und hohen Status inne hatte.


    Die Eiresione, die Zweige des Ölbaumes, wippten als die Kinder auf dem großen Platz vor dem Palast stehen blieben und verharrten. An den Eiresione, den traditionellen Zweigen, hingen Wollfäden, Erstlinge, Früchte aller Art, die von dem Reichtum der Provinz sprachen. Brot und Ölfläschen trugen die Kinder auch bei sich. Alles Gaben für den Gott Apollon, damit dieser den Segen über den Palast des Eparchos brachte. Brav und mit froh gemuten Mienen reihten sich die Kinder auf. Während die Mädchen ein munteres Reigen begannen, der dem géranos nicht unähnlich war, sangen die Knaben mit klarer Stimme, die selbst bis zu den Fenstern hinein drangen.


    "Es kam, es kam die Schwalbe,
    Sie bringt die schönen Tage,
    Sie bringt auch schöne Jahre,
    Am Bauche weiß,
    Am Rücken schwarz;
    Nur Feigen schön heraus gerollt
    Aus deinem reichen Hause
    Und auch voll Wein ein Becherlein;
    Und dann voll Käs ein Körbchen fein!
    Auch sind dem Weizenbrot
    Und Eierkuchen die Schwalben gut.
    Nun? Sollen wir gehen oder was haben?
    Gebt ihr? - Wir lassen's euch doch nicht!
    Wir schleppen die Tür fort, oder das Fenster,
    Oder die Frau die drinne gesessen.
    Sie ist ja nur klein, leicht tragen wir sie.
    Wenn du was bringst, so bringe was Großes!
    Mach auf! Mach auf! Der Schwalbe mach auf!
    Denn alte Männer sind wir ja nicht,
    Nein, kleine winzige Bübchen."


    Einige Sklaven spielten auf Flöten, schlugen die Lyra an, während drei von ihnen in den Palast eilten, um den dortigen Lakaien und Schreibern von dem Zug der Kinder zu berichten, die den Segen an Tür und Tor anbringen mussten, damit der Segen den Palast auch ereilen würde.






    [SIZE=6]* grob übersetzt: Trick or treat. Man möge die mangelhafte Übersetzung verzeihen.[/SIZE]

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    Artig und brav nickte der Junge. Er gab dem Soldaten die Schleuder und trat anschließend wieder in die Reihen der Kinder zurück. Kalypso lächelte aufgeregt. Sie durften also durch. Dann würde sie bestimmt den Eparchos sehen dürfen, den mächtigsten Mann von Ägypten. Ein bisschen nervös war das junge Mädchen durchaus. Sie reckte sich jedoch und lächelte freudig zu dem Soldaten. "Danke schön, ehrenwerter Soldat. Möge der Segen Apollons Dich begleiten." Der Zug von Kindern und Sklavenschaft setzte sich fort, durch das Tor des Palastviertels hindurch.

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    Leos zupfte der kleinen Mybia an der schäbigen Tunika. Die anderen Knaben wollten weiter. Jetzt, wo sie die Beute abgestaubt hatten und der Segen gesprochen war. Sie hatten noch ein paar Zweige und damit ließ sich heute noch gut was ergattern. Mybia sah ganz gespannt zu Ánthimos hoch. Das Bild hätte Mybia zu gerne gesehen. "Oh ja, ich komme vorbei!", sprach sie sogleich impulsiv aus. Ein strafender Blick von ihrem älteren Bruder mahnte sie jedoch. "Wenn wir nicht uns etwas zu Essen holen müssen. Aber ich finde bestimmt die Zeit." Erneut der Blick ihres Bruder. "Vielleicht. Schade trotzdem mit dem Bild. Ich hätte es gerne gesehen. Aber natürlich ist es nicht gut, Nemesis sollte man nicht heraus fordern. Nein."


    Mybia blinzelte einige Male. Oh! Museion? Da gingen die ganzen Reichen und großen Leute hin. Die klug waren und die viel Macht hatten. Und jeden Tag ein warmes Essen und ein Bett unter einem Dach. Sie und die Bande schliefen meistens unter den Kanalbrücken oder in anderen Verstecken. Dort, wo sie nicht von zeternden Frauen, wütenden Soldaten oder schlagenden Männern vertrieben wurden. "Dann müsst ihr beide große Künstler sein...hast Du den Eparchos schon mal gesehen?" Mybia meinte, dass alle großen Künstler doch für den mächtigsten Mann in diesem Land arbeiteten. "Mybia!", hörte sie das Drängeln von ihrem Bruder. "Ja... ich komme gleich. Ich muss gehen. Vielleicht sehen wir uns morgen. Bis dann. Chaire." Mybia winkte fröhlich und dreht sich um. Die Knaben hatten schon einen ordentlichen Vorsprung, so dass Mybia sich mit ihren kurzen Beinen sputen musste.