Beiträge von Geórgios Krateidos

    Das Meer? Davon gab es wirklich auch reichlich hier an der Küste und bei der Stadt Alexandria, sogar in zwei verschiedenen Formen. Zum Einen schwappte das Mittelmeer an die Ufer von Alexandria und zum Anderen gab es den Mareotis-See, der auch eher salzig von der Konsistenz war und wenig mit Süßwasserseen gemein hatte. Für Geórgios war das Meer eher eine Beiwerk vom Panorama von Alexandria. Etwas, dem er nie sonderlich große Bedeutung beigemessen hatte. "Ich habe mal gehört, dass das Meer im Norden doch ganz anders sein soll. Kälter, rauer und mit viel höheren Wellen. Stimmt das?" Das konnte natürlich auch nur Geschwätz von den Seeleuten sein, die den lieben, langen Tag den Landlubbern (wie sie die Landratten wohl nennen würden) viele Seemannsmär aufbinden wollten. Wasserhydras, Seeschlangen, Nixen, die den Männern den Kopf verdrehen, das war nur ein Teil davon.


    Der Name sagte Geórgios wenig. Natürlich hatte er schon von den Flaviern gehört und die flavische Kaiser auch erlebt, wenn auch aus sehr weiter Entfernung. Aber der speziell genannte Name war ihm gänzlich unbekannt. Somit nickte er eher unbeeindruckt, denn Senatoren gab es auch viele und jedes Jahr wurden sie mehr. Wenn natürlich ausgleichend auch ein paar den Fährmann riefen und den letzten Weg antraten. "Er wird Dir sicherlich auch eine Unterkunft anbieten. Das wäre mit Sicherheit auch besser als dieses Lokal. Du hast auf Anhieb einer der teuersten Lokalitäten der Stadt gefunden.", meinte Geórgios, wieder mit jenem sardonischen Lächeln auf den Lippen.

    Fremdartige Namen, die von exotischen Ländern erzählten. Londinium: Sofort sah Geórgios eine Ansammlung von kleinen Katen vor seinem innerem Auge, Männer mit dicken Fellen und großen Waffen, Frauen, mit breiten Schultern und wollenen Tuniken. Mogontiacum und germanische Dörfer: Blonde, schöne Nixen, Walküren, die wild auf Pferderücken durch die Wälder rauschten, Männer mit langen, geflochtenen goldenen Bärten und grimmigen Gesichtern, Wälder, Schnee, Eis und noch mehr Schnee, etwas, was Geórgios nur sehr selten erlebt hatte und das grenzte schier an ein Wunder, wenn es auch schon vorgekommen ist, dass es sogar in Ägypten geschneit hatte. Aber wann war es das letzte Mal gewesen? Geórgios konnte sich nicht mehr daran erinnern. Da bekam man fast Reiselust, aber nur fast. Denn solchen Menschen in die Hände zu fallen, würde ihm gewiß nicht gefallen. "Du bist wirklich weit herum gekommen, all dies Länder und so weit aus dem Norden. Und wo hat es Dir am Besten bisher gefallen?"
    , fragte er, nicht ohne eine patriotische Neugier dahinter zu verspüren.


    "So? Dann hat Dir Dein Senator das nicht gesagt? Wie ist denn sein Name, wenn ich fragen darf?" Am Rande seines Gesichtsfeldes bemerkte er, dass sein Bruder wohl endlich seinen Zug tat, aber immer noch zögerlich.

    Der Plot hatte einige interessante Aspekte, ich finde es super, dass sich jemand auch an einen actionreichen Handlungsstrang gewagt hat und mit der Bereitschaft, jede Konsequenz zu tragen.


    Dennoch: Manche Aspekte von diesem Plot fand ich sogar richtig gehend geschmacklos, womit ich das ausgiebige Auswälzen verschiedener Vergewaltigungen insbesondere meine. Es war nicht nur grenzwertig, sondern schon weit darüber hinaus.



    Bewundernswert war wiederum die Ausdauer, mit der der Plot auch zu Ende gebracht wurde.

    Da trafen Welten aufeinander. Sie, eine keltische Freiheitsliebende, und er, ein Hellene, der ganz anderes Gebarden von Frauen gewöhnt war. Wenn auch Frauen in der ägyptischen Provinz und auch bei den Hellenen sich schon deutlich freier und öffentlicher zeigten, als in dem Griechenland des Athen vor vierhundert Jahren. Dennoch war es ungewohnt für Geórgios, der das aber nicht uninteressant fand. Gerade, weil er auch gerne die Leute aus ihre Reserve lockte und sie zu unvorhergesehenen Reaktionen provozieren wollte. Manchen sogar mit Genuss vor den Kopf stiess. Aber er tat selbiges eben aus dem vollen Bewusstsein dessen heraus. Alaine war da doch anders als er. Zu dem Schluss kam er, als er ihren Worten lauschte. "Wonach Dir der Sinn steht? So, so!" Ein satanisches Lächeln umspielte seinen Mund. "Dein halbes Leben lang? Du erinnerst mich an den Athener, Marcus Achilleos. Er scheint auch das Reisen ungemein zu lieben, es hat es sogar bis in die Länder östlich von Muziris geschafft. Wo warst Du denn schon überall?"


    Oder auch sein eigener Bruder hatte es weit gebracht, der doch recht Reise freudig war und in Muziris eine Handelsniederlassung gegründet hatte. Als dieser auch den Namen von Muziris vernahm, hob er den Kopf an und sah vom Spielbrett auf. Fragend guckte er von Geórgios zu Alaina, erhielt jedoch von dem Priester keine Beachtung. "Eine Köchin? Hm, nun, Du hast Recht, wer würde schon eine Freie einstellen, wenn er eine Sklavin haben könnte?" Geórgios grinste breit, denn sein eigener Großvater, der Alte, wie ihn alle Krateiden nur nannten, tat genau das. Der Alte und Patriarch der Krateiden vertraute keinem Sklaven. Gerade den Leibwächtern und Köchen nicht, die doch sein Leben in der Hand hatten. Er wechselte einen schnellen Blick mit seinem Bruder, der wohl dasselbe dachte und genauso breit grinste, ehe er sich wieder tüfftelnd über seinen Zug her machte. "Und wohnst Du nicht bei Deinem Senator?"

    Jetzt löste die junge Frau wieder Verwunderung in ihm aus. Bei einem Senator? Was machte denn ein Senator hier in der Provinz? Die Provinz wurde von dem Kaiser der Rhomäer, den sie hier als Basileus betrachteten, gehütet wie ein privater Schatz. Denn Ägypten war der Schlüssel zur Macht in Rom. Die Goldkammer des Imperiums. Von hier kam das reichliche Getreide, das die vielen armen Mäuler in Italien stopfte und die Bürger dort zufrieden machte. Wer dieses Gold besaß, der konnte viel Macht erringen. Und natürlich gab das der Kaiser nicht her. Und schon gar nicht an den Senat, von denen Geórgios gehört hatte, sie wären nur ein Schattentheater. Hampelmänner, die sprangen, wenn der Kaiser es sagte. Und nur noch wenige Männer besaß die Curia, die sich verzweifelt an ihre Macht klammerten.


    Eine Macht, die schon nicht mehr bestand. Dennoch sah man nicht oft Senatoren in Ägypten und leben taten sie schon mal gar nicht hier. Außer es waren alte, senile Männer, die dem Kaiser nicht mehr gefährlich werden konnten. Seine beiden Augenbrauen zuckten kurz nach oben, dann ebenfalls seine Schultern. Während er wieder fasziniert ihre Haare betrachtete, mit denen sie so versonnen spielte. "Mich hat die Vorstellung amüsiert, daß Du das große Meer überquert, viele Länder durchreist und viel auf Dich genommen hast, um in Ägypten eine Arbeit zu suchen. Welcher Arbeit gehst Du denn nach, daß es so schwer ist, eine Anstellung zu finden?" Dieses Goldhaar. Einfach wunderschön!

    Das Jahre lange Training im Fälschen von Leberlesungen, damit der Kunde (derart betrachtete Geórgios die meisten Gläubigen, die zu ihm kamen) auch zufrieden war, verhinderten, dass ihm der Ausdruck auf dem Gesicht entglitt. Erstaunen und schiere Verblüffung hätte sich gezeigt, was sich aber in den Augen seines jüngeren Halbbruders wieder spiegelte. Als Informant und Spitzel wollte der rhomäische Soldat ihn rekrutieren. Etwas, was im ersten Moment ein Lachen bei ihm erzeugt hätte, doch er dachte blitzschnell darüber nach. Wenn ein Centurio kam, könnte es durchaus sein, dass jemand ganz anderes dahin steckte und mit dem nicht gut Kirschen essen war, wenn man ihn verprellte. Darum weckte das Angebot bei ihm auch kein Lachen, sondern mehr Sorge. Die Sorge, in etwas hinein gezogen zu werden, was ihm letztendlich über den Kopf wachsen konnte. Und in ein Netz gesponnen zu werden, in dem er wie eine Fliege ausharren musste, während dicke und fette Spinnen um ihn herum weiter woben.


    Aber Geórgios war nun mal ein Krateide und es floß durch seine Adern hindurch. Damit hatte er auch eine Spielerseele und verspürte den Wunsch nach Macht und die Gier nach viele Drachmen. Geórgios beugte sich etwas nach vorne und nickte langsam. "Das ist ein interessantes Angebot, das Du uns da unterbreitest, verehrter Centurio." Er wechselte kurz einen Blick mit seinem Bruder, der darauf hin leicht nickte. "Kooperation und ein gutes Verhältnis zu den Rhomäern war schon immer ein Anliegen der Krateiden. Der Provinz geht es so gut, wie schon lange nicht mehr, eben wegen der Rhomäer. Warum sollte man daran etwas ändern?"


    Das stimmte alles nicht so ganz und Geórgios wusste das, aber den Ägyptern war es schon unter den makedonischen Herrschern nicht gut gegangen und die Rhomäer hatten das Auspressen der Landbevölkerung nur fortgesetzt. Denn letztendlich waren alle Machthaber nur an den Reichtümern Ägyptens interessiert. "Darum bin ich, wie auch mein Bruder, natürlich einer weiteren Kooperation nicht abgeneigt. Wenn ich auch nicht für die ganze Familie offiziell mein Wort geben kann, da ich nicht das Oberhaupt der Krateiden bin. Aber ich glaube kaum, dass die anderen Krateiden dem abgeneigt wären." Er kannte seine Vettern doch gut genug, eitle, Schleim leckende Gecken waren das allesamt, von denen er keinen Deut hielt. Und seine anderen Brüder waren auch nicht besser. Thémis war der Einzige, dem er ein wenig Vertrauen schenkte, da ihr Verhältnis schon immer gut war.

    Die mürrische Miene von dem alten Herrn und Großvater der Braut amüsierte Geórgios. Er war weder ein Philanthrop, noch sah er sich in der Verantwortung, andere Menschen glücklich zu machen. Er hatte noch nicht mal sonderlich großes Mitgefühl für die meisten anderen Menschen um sich herum. Gemütlich lehnte sich Geórgios auf der Kline zurück und genoss den herben Wein in seiner Kehle, zudem auch den Geschmack der durchaus exquisiten Speisen, von denen es einige zu genießen gab. "Nein, ich habe Deine Enkelin nie spielen hören. Aber wenn Du Deine Hoffnung darin gelegt hast, hoch geschätzter Philolaos, dass eine Frau Dein Erbe antritt und für immer sich der Kunst verschreiben wird, dann hast Du Dich noch mehr blenden lassen als nur bei Deinem Augenlicht." Er würde ihn sogar einen alten Narren nennen. Egal, wie sehr er seine Kunst schätzte. Geórgios war nun mal nicht zimperlich bei solchen Angelegenheiten. Und überhaupt.


    "Es gibt nur zwölf Frauen in der Geschichte unseres Kosmos, die für ewig der Kunst dienen werden und niemals heiraten. Und das sind die Musen! Es liegt nun mal in der Natur der Frau, dass sie heiratet und eines Tages auch Kinder bekommt. Wäre dem nicht so, würden wir aussterben und die Menschheit würde schon lange nicht mehr existieren. Das ist nun mal eine Tatsache, die auch für Deine Enkelin gilt und keine Frau macht darin eine Ausnahme." Und dass er Kronos vor sich hatte, bezweifelte Geórgios. Er hob die Schulter an, auch wenn er wusste, dass Philolaos das nicht sehen könnte. Aber wohl sein gewinnendes und dunkles Lachen hören, das nun wieder freundlicher klang und weniger barsch als die offenen Worte von vorher. "Verzeih mir, Philolaos, ich war vielleicht ein wenig zu offen. Aber ich glaube kaum, dass Dir ein Ja-Sager und willfähriger Bestätiger helfen wird. Du musst der Realität ins Auge sehen, eben weil Dir Deine Enkelin so viel bedeutet." Sonst wäre die Verbitterung des Mannes nicht so groß.


    Geórgios spähte zu dem Brautpaar. "Und wenn schon ein Ehemann, dann hat Deine Enkelin es noch gut getroffen. Er ist ein aufstrebender, junger Hellene, der die Traditionen respektiert, der eine große Zukunft vor sich hat und ein höfliches Auftreten. Darum ist die Liebe, die wohl zwischen den Beiden herrscht auch gleichgültig. Aber nicht für das Verhältnis zwischen Dir und Deiner Enkelin. Wenn Du den Rest Deines Werkes nicht auch verlieren willst, dann akzeptiere den Weg Deiner Enkelin und versuche sie lieber subtil wieder dorthin zu bringen, wo Du sie gerne hättest. An ihrem Instrument." Geórgios provizierte gerne und mit vollem Genuß. Hier war es auch nicht anders. "Im Übrigen lobte sogar Sappho die Liebe und gab viel auf die Ehe."

    Einzig rhomäische Soldaten waren sogar Geórgios etwas unheimlich, beziehungsweise, sie vermochten einen widerwilligen Respekt bei ihm wecken, wenn sie drohend und mit den Fäusten schwingend ihre Ansichten vertraten. Und er gehörte nicht zu der Sorte von Mann, die sich zum reinen Vergnügen prügelten. Dennoch zuckte er jetzt gleichmütig mit der Schulter bei ihren Worten, die Rhomäer waren nun mal empfindlich und da hatte sie durchaus Recht. Aber er war nicht versessen darauf, sich bei den Rhomäern beliebt zu machen. Wenn er es schon bei den Hellenen nicht versuchte. "Sollen sie! Meine Landsleute haben auch ihre Maken, die ich nicht verschweigen würde."


    Ihre Antwort weckte Belustigung bei Geórgios. Sie hatte in Italia und Germania keine Arbeit gefunden und war deswegen am anderen Ende der Welt gelandet, Ägypten. Ein leises und dunkles Lachen löste sich aus seiner Kehle. Er lehnte sich zurück und taxierte die junge Frau interessiert. Einen solchen weiten Weg auf sich zu nehmen, mit all den Gefahren, die eine solche Reise mit sich brachte, zeugte schon von großem Wagemut. Ein Mut, den noch nicht mal viele Männer besaßen, Geórgios eingeschlossen, der wirklich kein reiselustiger Mensch war. Er war nie weiter als ein paar Stadien von Alexandria weg gekommen, er hatte noch nicht mal das Ende von Ägypten gesehen.


    "Ägypten ist eine reiche Provinz der Rhomäer. Du wirst hier sicherlich leicht Arbeit finden.", antwortete er, dabei einige Schlücke zwischendrin vom Dattelwein nehmend. "Oder hast Du schon Arbeit gefunden?" Er dachte noch im selben Augenblick darüber nach, ob er jemanden kannte, der eine Angstellte suchte.

    Der Carcer war einer der Orte, den die Verbrecher meiden wollten wie Schweine die Schlachtbank, weswegen Bakhen etwas den Mund bei der Erwähnung des Selbigen verzog. Doch dann nickte er zustimmend, Hauptsache, sie hatten einen Treffpunkt ausgemacht. Sofern überhaupt etwas anfiel. "Gut, dann haben wir das ja geklärt." Bakhen lächelte dünn, ehe er einen weiteren Schluck von dem herben Wein nahm, den sein zerbeulter, aber sonst prachtvoller Becher enthielt. Er musterte Cleonymus taxierend, überlegend und sinnierend, dann stellte er den Becher wieder ab und lehnte sich gemütlich zurück. "Dann hören wir wohl voneinander."

    Zufrieden mit sich und der momentanen Diskussion, lehnte sich Geórgios zurück und bedachte die Keltin mit einem Grinsen, denn sie hatte ihm (nach einigem Hin und Her) doch noch Recht gegeben und ihn sogar Wort für Wort zitiert. Wohl wahr, das Leben war ein Kampf und so sah er das auch. Er unterdrückte jedoch ein 'Hab ich doch gleich gesagt!' zu erwidern und lächelte nur stattdessen. "Da gebe ich Dir völlig Recht, Aláina!" Er beobachtete, wie sie einen Strahl der Sonne, nämlich eine Haarsträhne, zurückstrich. Ihre Haare hatten es ihm wirklich angetan. Denn sie waren eindeutig ein Quell der Faszination für ihn Hellenen.


    "Oh, so gleich sind sie auch wieder nicht. Aber ich möchte Dir ein Geheimnis verraten... " Geórgios beugte sich vor und sah sie gespielt verschwörerisch dabei an. "... die Rhömäer haben nur unsere Götter übernommen, im Grunde stammen sie von uns Hellenen ab, deswegen scheinen sie unter einigen Komplexen zu leiden und versuchen mit einem anderen Namen nur zu verbergen, dass sie keine Kultur besitzen. Alles abgekupfert." Geórgios grinste breit und lehnte sich wieder zurück. Aber für den Moment hatte er den leichten Duft der jungen Frau wahr genommen und sie roch frisch und lieblich. "Es gibt ein paar minimale Unterschiede zwischen dem rhomäischem Iuppiter und dem hellenischen Zeus.", fügte er bedeutend ernster hinzu. "Aber es lässt sich nicht leugnen, woher die Rhomäer ihren Glauben haben."


    Britanien? Das war weit weg. Geórgios hatte das Land einst auf einer Karte am Mouseion mal gesehen, es war schon viele Jahre her. Eine schmale und weit entfernte Insel hoch im Norden. Was trieb eine Keltin bloss so weit in den Süden? Eine Neugier, die Geógrios stillen wollte. Und sich auch zu trauen wusste, zu fragen. "Eine Keltin bist Du? Und warum hat es Dich nach Ägypten verschlagen?"

    Den Kopf etwas zur Seite geneigt, den Blick nachdenklich, sann Geórgios über das, was Alaina sagte, sicherlich Unrecht hatte die junge Frau wirklich nicht. "Das stimmt, das Leben selber schult einen. Aber was ist das Leben? Ist das Leben ein Geschöpf, dem wir begegnen oder besteht es nicht viel mehr aus der Summe der Menschen, die unser Leben prägen. Den Menschen, die uns Arbeit geben, die unsere Familie sind, die eben auch unsere Feinde darstellen. Wenn wir nur Frieden haben und Harmonie, dann bereitet es uns nicht auf Schwierigkeiten vor, die uns begegnen können. Haben wir jedoch Feinde, so lernen wir schnell, aufmerksam zu sein und nicht nachzulassen."


    Ein wenig ungläubig blinzelte Geórgios dann doch, es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass jemand den Göttervater nicht kannte. "Zeus ist der oberste Gott der Hellenen. Er ist der Vater vieler Götter, er ist der Ehemann der Hera, die oberste Göttin des Olymps. Er hat den Titanen Kronos getötet und er ist der Gott, der die Blitze vom Himmel schleudert. Er bestimmt unser Schicksal, herrscht über den Sitz der Götter, dem Olympos, und allen anderen Göttern. Er ist der oberste König der Menschen." Was nur eine grobe Erklärung der Bedeutung des Zeus' war. "Zeus hat sein Pendant bei den Römern in Iuppiter."


    "Darf ich fragen, woher Du stammst..." ... so dass Du Zeus nicht kennst, dachte sich Geórgios zudem. Sie musste von weit her kommen, wenn sie den Namen des Olymposherrschers noch nie vernommen hatte. Und sie konnte noch nicht allzu lange in Ägypten sein, denn Zeus' Bedeutung war immens für die Hellenen.

    Seit wann bekommt man es honoriert, wenn man Subauctor ist? Irgendwie ist mir da wohl in all den Jahren etwas entgangen :D
    Und solange es Usus im IR ist, dass Bummler genauso leicht Karriere machen können (oder sogar leichter) als Leute, die auch SimOff Aufgaben übernehmen, so lange wird sich daran auch nichts ändern, dass SimOff Arbeiten im IR nicht die Honoration erfahren, die sie haben sollten. Und für die Acta zu schreiben, ist wirklich viel Arbeit, eine Arbeit, die fast alle Leute unterschätzen. Weswegen Corvinus einfach Recht hat, dass viele Leute meist schon am ersten Artikel scheitern. Regelmäßigkeit kann man da schon gar nicht mehr erhoffen. Und eine Anstellung in der Zeitung zu erhalten, wenn man eifrig dabei ist, war noch nie im IR ein Problem.


    Und dass die Subauctoren und ihr Chef die Mitspieler in dem IR um Mithilfe bei der Gestaltung der Acta fragen, ist sehr löblich und gut. Je mehr Schöpfer, desto interessanter wird auch die staatliche Zeitung.

    Es war die ausgelassene Stimmung, der Geórgios am heutigen Tage frönte, zudem amüsierten ihn die Worte von Alaina durchaus. Er grinste darum vergnügt. "Aber Du solltest den Vorteil von Feinden nicht so schnell abtun, das Leben ist ein ständiger Kampf und nur, wenn man herausragende und interessante Gegner hat, vermag es einen zu schulen und für all die Tücken zu feien. Es ist ein ständiges Spiel, was gefochten werden muss." Mit einem Blick in seinen Becher konnte er auch feststellen, dass die Angestellte der Taberna ganz offensichtlich ihre Worte ernst nahm, denn sein Becher war immer noch gähnend leer, obwohl er schon vor einigen Momenten sich mehr Dattelwein bestellt hatte, soviel zur Freude von Feinden.


    "Aláina?" auch Geórgios sprach ihren Namen mit Sicherheit nicht so aus, wie die junge Frau es selber tat, er brachte seine eigene Muttersprache und Betonung mit hinein. "Es ist mir eine Freude, Dich kennen zu lernen.", fügte er an und blickte auf als einer der anderen Bediensteten der Taberna heran kamen, er winkte mit seinem Becher und erhielt dann auch wenig später sein Getränk.


    Noch während er den ersten Schluck von dem süßen Wein nahm, registrierte er durchaus, dass die junge Frau sehr aufmerksam und aufgeweckt war. Er nickte leicht auf ihre Frage hin. "Ich bin Priester des Zeus. Im Moment jedenfalls noch, das kann sich bei der nächsten Ekklesia schon wieder ändern." Von Herzen würde Geórgios lieber einem anderen Gott dienen, doch es war die Pflicht gewesen, die ihm das Amt beschert hatte. Und er hatte nicht ablehnen können, zumal es von ihm erwartet wurde, der Polis zu dienen und nicht seinen eigenem Sinn nachzukommen.

    Das sadonische Grinsen wurde noch breiter bei dem Fauchen der Schankmaid und endete schließlich in einem belustigten, leisen Lachen, was er der Bediensteten als Antwort gab. Wenn es einen Vorteil gab, Priester zu sein, dann eben darin, überall willkommen zu sein. Und dessen war sich Geórgios mehr als bewußt. Er tat den Protest der Angestellten mit einem leichten Schulterzucken ab. Jetzt wo er sich genug gestreckt hatte, nach schon einigen aufreibenden Partien von dem ägyptischen Spiel, sackte er wieder zu seiner normalen Größe herab, denn er war nun mal ein Hellene und sogar die meisten Rhomäer überragten ihn. Was Geórgios noch nie viel ausgemacht hat in seinem Leben.


    Bei dem Lachen hob sein Bruder, Thémis, nur kurz den Kopf und senkte ihn gleich darauf wieder, um weiter über dem Brettspiel zu brüten, denn er hatte schon genug am heutigen Tage verloren. Der Priester hinwieder zuckte gleichmütig und gelassen mit der Schulter. "Feinde mache ich mir hin und wieder, damit muss man hier in Alexandria nun mal leben. Und wer die Götter auf seiner Seite hat, macht sich sowieso weniger Sorgen." Er zwinkerte verschmitzt, selbst das hatte etwas zynisches an sich, womöglich weil sein Götterglauben nicht so stark war, wie es bei einem Priester eigentlich sein sollte.


    Nicht nur ihre Haare, sondern auch die Pronunziation der griechischen Wörter offenbarten ihm deutlich, dass sie keine Hellenen sein konnte. Wohl auch keine Rhomäerin. Rhomäer hatten eine eigentümliche Art, das Griechische zu betonen. Es klang bei ihnen irgendwie abgehackt und nur bei wenigen war es so melodiös wie bei einem, der mit der Sprache aufgewachsen war. Bei der jungen Frau klang es eher guttural, die Aussprache. "Sich Feinde zu machen ist mitunter auch angenehmer als sich Freunde zu machen. Freunde, die in Wirklichkeit keine Freunde sind." Er drehte den Stuhl etwas herum, um zu der scheinbar recht hungrigen jungen Frau sehen zu können. "Geórgios Krateidos ist mein Name. Darf ich fragen, mit wem ich es zu tun habe?"

    Verbissen spielten die beiden Männer das Spiel der alten Pharaonen, Senet, wie es auch hierzulande hieß. Thémis, der jüngere Bruder von Geórgios und eigentlich das einzige Familienmitglied, dem Géorgios nicht grollte, starrte frustriert auf das Brett. Aber die beiden Brüder hatten sich noch nie etwas geschenkt. Außerdem ging es um eine größere Geldsumme, um die sie spielten. Triumphierend verzog sich der Mund von Geórgios als er sah, dass sein Bruder in Schwierigkeiten steckte. Er reckte und streckte sich ein wenig auf dem Stuhl und in dem Lokal, dass die Beiden sich als Treffpunkt ausgesucht hatten und dass Geórgios eigentlich auch sehr gerne besuchte. Zumal er hier recht gut Zerstreuung fand. Dabei fiel sein Blick auch auf die junge Frau, die gleich einen Tisch neben ihnen Platz genommen hatte.


    Golden wie die Abendsonne, die sich langsam dem Horizont näherte und einen leichten Rotton annahm, so leuchten ihre Haare. Und in Ägypten war so ein Anblick immer noch selten, selbst wenn man desöfteren auch Sklaven aus dem Norden hier sah. Sein rechter Mundwinkel hob sich ein wenig und er musterte sie von oben bis unten und dabei recht ungeniert, Schamgefühle waren ihm von Natur aus einfach fremd. Gerade als das Mädchen mit dem Essen zurück kam und er einen Blick auf den Inhalt warf, bot sich eine passende Gelegenheit. "Den Fisch kann ich heute nicht empfehlen, er ist mit Sicherheit von gestern. Das Antilopenfleisch ist mehr die Spezialität des Hauses." Und auch nicht billig, aber wie die meisten Speisen in diesem Lokal, war es doch das angesagteste Lokal für die High-Society, wenn man von den Verngügungstätten von Kanobos absah. "Das erste Mal hier?"

    Für Geórgios war der alte Philolaos auch etwas wie ein Spiegel. Es zeigte ihm, dass auch er nicht mehr jünger wurde und schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, denn er war noch bedeutend jünger gewesen, seine erste Frau noch am Leben als er den Virtousen einst spielen gehört hatte. Er hob seinen rechten Mundwinkel etwas an, es hätte vielleicht ein melancholisches Lächeln werden können. Jedoch fehlte ihm die Gabe dafür, stand doch immer ein leichter Zynismus in sein Gesicht geschrieben, selbst wenn er freundlich lächeln wollte, es zumindest versuchte. Nur bei seiner Tochter war das anders. "Ich entsinne mich noch gut an Dein meisterhaftes Spiel, werter Philolaos und bin immer noch froh darüber, die Ehre gehabt zu haben, Dir einst lauschen zu dürfen."


    Die Worte von Philolaos brachten ihn jedoch zum Grinsen, er warf den Musikern einen Blick zu, aber da er nicht sonderlich musikalisch war, noch jemals ein Instrument gelernt hatte, vermochte er nicht zu sagen, wer von den Musikern die Übeltäterin war. "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und manche werden es wohl nie werden." Zu fragen, warum er nicht mehr spielte wäre zu taktlos gewesen, was Geórgios im Normalfall auch nicht einen Deut gekümmert hätte, es war ihm im Grund egal, was andere Menschen von ihm dachten. Aber vor einem Meister seines Faches verspürte sogar er ein wenig Respekt. Aber vor anderen Dingen des Philolaos betreffend, emfpand er das nicht, weswegen er ungeniert fortsetzte. "Deine Enkeltochter scheint sehr glücklich zu sein mit ihrem neuen Ehemann. Du scheinst Dich dem jedoch nicht anschliessen zu können, wie mir scheint. Der Bräutigam ist doch keine schlechte Partie."


    Seine Augen wanderten zu dem Paar und auch den Bräutigam, welcher auf dem besten Weg war, Karriere in der Politik zu machen, sehr eifrig zu sein schien und sogar Geórgios konnte erkennen, dass der Mann doch vom Äußeren auch zu der schönen Braut gut passte, zudem war er ein respektabler Hellene, was wollte ein Grossvater schon mehr? "Auf das Brautpaar und mögen Ihnen das Glück stets hold sein."

    Die Aufmerksamkeit verlagerte sich nun auf andere Dinge, beziehungsweise auf andere Personen. Die Priesterin und der Priester konnten somit in den Hintergrund verschwinden. Geórgios nickte der Herapriesterin nur knapp zu, sollte sie sich selber um ihren Anteil und dem Geld für den Opferstock kümmern. Er wollte ihre Gesellschaft nicht mehr ertragen. Somit wandte sich der hellenische Priester um und trat erst mal von den Feiernden hinfort, um sich seiner weißen und nun Blutbefleckten Priesterobe zu entledigen, die an einem solchen Tag auch einfach nur zu heiß war. Im Schatten des Hauses reichte er das weiß-rote Gewand an seinen Priestergehilfen weiter, der das kostbare Stoffgewand sorgsam zusammen faltete und danach auch den Kranz entgegen nahm, den der Priester während der Zeremonie getragen hatte und auch musste.


    Es fühlte sich schon viel leichter und angenehmer an, nachdem Geórgios all die Stoff schichten los geworden war. "Bring die Sachen zu einem der Sklaven und dann kannst Du Dich auch den jungen Leuten bei der Feier anschliessen, Leandros!" Freudig funkelte es in den Augen von dem jungen Mann, was wieder Geórgios amüsierte. Der junge Mann war schon mit den einfachen Vergnügungen des Lebens glücklich zu machen. Selbst wenn er lernbegierig war, freundlich und eifrig, so zweifelte der Krateide dennoch, dass Leandros zum Priester taugen würde, er war im Grunde zu einfältig und naiv. Geórgios drehte sich um und trat wieder in das warme Sonnenlicht.


    Gemächlich schlenderte er zu den Liegen, die für das Fest bereit worden waren und nahm wie selbstverständlich auch auf einer Platz, halb im Schatten, halb in der Sonne, um sich gleich darauf auch etwas Wein reichen zu lassen. Nach der Zeremonie tat es seiner Kehle gut, erst mal befeuchtet zu werden. Nachdenklich musterte er den Alten, der ihm wirklich bekannt vor kam. Wo her nur? Philolaos...Philolaos...wie ein Blitz schoss die Erkenntnis in Geórgios ein. Aber natürlich! Es war schon sehr lange her, aber noch nicht so lange, dass die Zeit jegliche Erinnerung getrübt hätte. Nur verdunkelt und mit einem leichten Nebel versehen. "Sag', werter Philolaos!", sprach Geórgios ihn darauf hin mit deutlich lebhaften Interesse im Gesicht zeigend an. "Bist Du nicht der große und berühmte Philolaos, der Meistermusiker, der Virtuose, der die Musen zum Weinen bringen kann?" Apollon wollte er lieber nicht erwähnen, man wusste doch wie eifersüchtig dieser Gott auf seine Vorherrschaft war, der beste Musikant zu sein.