Beiträge von Duccia Vera

    Rufus gehorchte und war brav. Sontje nahm sein Verhalten mit einem anerkennenden Lächeln zur Kenntnis und wuschelte ihm liebevoll durch die Haare. "Wenn du nicht möchtest, dass dein Zimmer von Rufus zum Spielen aufgesucht wird, dann musst du uns das sagen, und wir wissen Bescheid. Nun sind wir wieder weg. Vale, Calvena." Sontje zog die Türe hinter sich zu. "So... jetzt muss ich mich verstecken und du musst zählen.. also los, mein Wölfchen!" Sie wusste schon wo sie sich verstecken wollte und öffnete eine Tür, um diese sanft wieder hinter sich zu schliessen. Dieses Zimmer war ein eine Art Stauraum für Rufus unzählige nicht mehr beachteten Spielzeuge aller Art und zu klein gewordenen Kleidungsstücke, die in Truhen ruhten umgewandelt worden. Mit leisen Schritten huschte sie hinter eine Gardine und lehnte sich an die kalte innenliegende Wand. Sontje wusste, dass ihre Sandalen und Zehen unter der Gardinen herausguckten, denn sie wollte dem Jungen die Suche nicht zu schwer machen. Das Zimmer war sehr hell, da die Sonne gerade hereinscheinte.

    "Zu meinen Augen? Da hast du recht! Blau ist sowieso meine Lieblingsfarbe. Ich habe gehört, dass Blau eine teure Farbe ist, weil es wenige blaue Pflanzen zum Stoffe färben gibt." gestand sie ein und nickte dem wartenden Händler zu, ihnen das gute Stück zu reichen. Ein weiterer Mann, wahrscheinlich sein Verkaufshelfer, trat dazu und nahm den Stoff von seinem Vorgesetzten, um ihn diesen dann um ihre Schultern zu legen. Puh, jetzt hatte sie zwei Mäntel auf ihren Schultern liegen. Trotzdem liess sie sich nichts anmerken und knotete die Riemen unterm Kinn zusammen. Ihre Arme verschwanden unterm Stoff und sie drehte sich einmal um die eigenen Achse. "Und? Wie schaut's aus? Vielleicht eine Nummer kleiner?" Vielleicht fanden sie eine Weberei, die ein schönes Muster entlang den Rändern sticken konnte. "Ich könnte mir noch eine Stickerei vorstellen... ein heulender Wolf?" Wie sie jetzt auf den Wolf kam, war ihr schnurz. Dabei war sie dem Wappen der Duccier in der duccischen Casa in Mogantiacum tagtäglich begegnet. "Oder lieber ein passendes Kleidungsstück dazu?" Langsam kam sie in Fahrt.. oder besser gesagt in Einkaufslaune.

    "Naaa duuuu...." Sie zersauste ihm die Haare und erhob sich vom Bett. Sie war auf dem Weg zur Tür, in welcher eine Person stand, die sie jetzt überhaupt nicht erwartet hatte. Ein kurzes Stirnerunzeln und schon war sie wieder die freundliche Sontje. Sie hatte nicht vergessen, dass Calvena sie schon mal ertappt hatte. "Ich beschäftige Rufus mit einem Spiel, welches wir erfunden haben. Es heißt Verstecken und er hat sich dein Bett ausgesucht. Ich habe ihn gefunden, jetzt muss er mich suchen. Wir spielen nur in der obersten Etage und die Treppe ist tabu." erwiderte sie knapp. Mit einem Kopfnicken forderte sie Rufus auf, das elterliche Bett zu verlassen und zu ihr zu kommen. "Komm, Rufus." Zu den auf dem Boden rumliegenden Kleidern sagte sie nichts.

    "Ach, Schatz, freiwillig arbeite ich nicht meine Finger wund. Tja.. ich gebs zu. Ich muss derzeit noch auf mein Geld schauen, dass ich nicht allzuviel davon ausgebe." erwiderte sie und stimmte in sein Lachen ein. "Ich werde ja sehen, wie der hiesige Winter sich zu gestalten pflegt." Dass er einen Schneider seines Vertrauens hatte, passte ziemlich gut zu dem, was sie bisher von ihm erfahren hatte. "Tuniken sind Säcke! Was meinst du, warum die Frauen hierzulande ständig nach dem bestsitzenden Stück suchen? Bisher habe ich noch nicht gesehen, dass ein schönes Kleid zweimal getragen wird. Das ist totale Stoffverschwendung." Sie ging weiter und gelangte an einem Stand, der Kleidung anbot, von welcher man nicht erkennen konnte für welches Geschlecht sie bestimmt war. "Was meinst du dazu? Braun mit gelb?" Sie deutete auf ein Kleidungsstück, welches so weit hinten auf der Auslage lag, dass sie nicht ran kam. Ein Mantel. "Oder in einer anderen Farbe? Rot? Blau?"

    Sie hörte sein Kichern und schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Hmmm.. da hast du aber was voll wichtiges übersehen. Denn die Statur deines Vaters ist gar nicht so klein wie der Körper eines kleinen Jungen, den er seinen Sohn nennt. Ihr seid noch gar nicht gleich groß!" versuchte sie ihn aufzuklären, dass sie ihn schon enttarnt hatte. Sie kehrte zurück ans elterliche Bett und zog langsam aber sicher die Bettdecke von ihrem Schützling runter. "Hallo Rufus-Wölfchen!!" begrüßte sie ihn. "Liegst du schön bequem? Zählst du bis fünf, weil du mich nun suichen musst??" Sie hatte schon eine Idee, wo sie sich verstecken wollte.

    Sie hatte die Frau mit dem gewagten Ausschnitt schon längst wieder vergessen und bemerkte nichts, wie Nero sich seine Gedanken dazu machte. "Weil man mit selbst eingekauften Stoff über die Farbe und den Schnitt sowie das spätere Aussehen entscheiden kann. Zudem ist es billiger als fertige Kleidung." entgegnete Sontje und musterte die ausliegenden Stoffe. Oh, sie errinnerte sich gut an die ersten Schneiderversuche und daraus entstandenen Kreationen, die sie bisher niemandem gezeigt hatte. Das gesamte Schneidermaterial und Zubehör hatte sie in Mogontiacum zurückgelassen. "Dafür hat man gut zu tun.. jede Menge Arbeit. Bei meiner Mutter daheim dauern die Winter immer sehr lange. Ich war froh, dass ich mich mit irgendetwas beschäftigen konnte, was die Zeit rumkriegte." Sie strich die nervige Strähne, die immer noch nicht abgeschnitten hatte, hinters Ohr zurück. "Wenn du für dich nichts brauchst.. wo kaufst du denn immer deine Kleider ein? Zeig mir doch mal den Händler deines Vertrauens."

    Schmunzelnd kitzelte sie ihren Schützling durch und lupfte schliesslich die Decke über dem Kopf. "Nanusowasaberauch... wenn Rufus dann nicht da ist, wer ist denn dann unter der Decke?" Sontje war gespannt auf seine Antwort und zog ihre Hände zurück. "Dann bin ich gar nicht Sontje... die ihn sucht." Spontan stand sie auf und kniete sich vors Bett, um dadrunter nachzuschauen. "Rufus mein Wölfchen.. wo bist du nur?" rief sie fragend aus und blieb vor dem Bett hocken, um sich im Zimmer umzuschauen. Was für schöne Kleider.. und beinahe alle lagen auf dem Boden.

    Von der Casa Quintillia kommend bahnte sie sich an Neros Seite einen Weg durch die Menschenmassen. Sie ächzte schon bald unter dem schweren Mantel und hätte ihn zu gerne abgelegt, doch das ging hier im dichten Gewühl ganz und gar nicht. Sonst besaß sie nämlich wegen der vielen Diebe im nächsten Moment keinen Reisemantel mehr. Sontje riss sich wie so oft zusammen und machte gute Miene. "Ist das wieder total eng hier! Haben die vielen Leute nichts anderes zu tun als einzukaufen? Brauchst du denn etwas für dich, Nero??"


    Sie sah wie edel die Gewänder der reichen Frauen waren und sich figurbetonend an deren schlanken Körper schmiegten. Für sich selbst hatte sie so etwas noch nicht gekauft, da sie fand, dass ihr diese feinen Stoffe niemals stehen würden. Die ehemalige Germanin war zu sehr an die heimische Kleidung gewöhnt und vertraute auf robuste Kleidung. Sontje drehte den Kopf nach einer brünetten Frau, die ein Kleidungsstück mit einem ziemlich gewagten tiefen Ausschnitt trug und in nächster Nähe an ihnen vorbeiging. "Huiuiuiui... das war eine genußvolle Perspektive.." kommentierte sie."Oh Nero, schau mal da..." Mit dem Kopf nickte sie zu einem Stand hinüber, dessen Händler grob sowie fein gewebte Stoffe anpries. Sie löste ihre Hand aus der von Nero und berührte einen Stoff, der um Nuancen heller war als ihr Mantel. "Was meinst? Ich kann ein bisschen schneidern und nähen. Welche Farbe soll ich nehmen?"

    Sontje klopfte an die Tür und lauschte nach einem Wort von drinnen. Als keines ertönte, öffnete sie die Tür und trat mit einem Schritt ein. Die auf dem Boden herumliegenden Kleider fielen ihr gleich ins Auge. "Oha..." entfuhr es ihr. "..was für ein Durcheinander!" Es ging sie nichts an. "Rufus... mein Wölfchen, wo versteckst du dich?" fragte sie in den Raum hinein und betrachtete die Kleider eines nach dem anderen. Keines wies die verräterischen Rundungen eines sich versteckenden kleines Kindes auf. Ihr Blick blieb beim Bett hängen... und das was sie sah war sehr verräterisch. Sie ging näher und hockte sich aufs Bett. "Ahaa.. du liegst im Bett deiner Mama!" Nun versuchte sie den Jungen unter der Decke zu kitzeln.

    "Rufus-klein.. mein Wölfchen, ich weiss ganz genau, dass du dich hier irgendwo auf dem großen weitem Flur versteckt hast..." rief Sontje leise kichernd und machte sich abermals auf der Suche nach ihrem lauffreudigen Schützling. Sie hatte ihm das Spiel 'Fangen' gezeigt. Daraus hatte sich die Tage darauf das 'Find mich doch'-Spiel entwickelt. Um nicht das ganze Haus absuchen zu müssen, hatte sie auf dem Flur mit Hilfe von roter Kreide am Flurende und am Treppenabgang nach unten einen dicken fetten Strich gezogen, welcher eine Grenze darstellen sollten. Er sollte nicht alleine die Treppe runter gehen... nur dann wenn sie oder seine Eltern oder Dio dabei waren. Prüfend blickte Sontje auf die rote Kreide und lauschte mit gespitzten Ohren. Dio hatte sie vom neuen Spiel erzählt und gebeten, einen wachsamen Blick auf die Treppe zu halten. Nur zusammen konnten sie Rufus das Verbot klarmachen oder er erlebte am eigenen Leib wie weh ein Treppensturz tun konnte. "Mein Wölfchen... wo steckst du nur?" Sie bewegte einen Vorhang und schaute dahinter nach. Ob er gar ins elterliche Schlafzimmer entwischt war? Für ihn wohl ganz toll und aufregend. Für sie dagegen peinlich, da sie in die privaten Räume seiner Eltern nicht ohne deren Erlaubnis eindringen wollte.

    Neros Stimme zauberte ein Lächeln auf Sontjes Gesicht. Sie drückte ihm zur Begrüßung einen Kuss auf seine rechte Wange. "Ich glaube dir gerne. Die da drinnen wussten noch nichts von dir. Calvena hat mich sofort zu sich zitiert. Ich habe ihr von dir erzählt und ihr versprochen dich so schnell wie möglich vorzustellen. Am besten auch ihrem Mann, damit dieser Bescheid weiß, wer du bist." Sie erwog kurzerhand den Vorschlag das Versprechen sogleich einzulösen und verwarf ihn, als sie den Geruch von Wein wahrnahm. Ne, das kam jetzt nicht gut. "Du wolltest mich abholen. Hattest du irgendetwas geplant? Wie wäre es mit über die Märkte bummeln? Ich könnte einen neuen Mantel gebrauchen, der vor allem leichter als dieser hier ist. Darf ich vorstellen? Mein Reisemantel.. echte germanische Wolle." witzelte Sontje und suchte nach seiner Hand, um diese zu umfassen und sozusagen Händchen zu halten.

    Sie nahm den Jungen mit runter in den Garten und erklärte ihm mit einfachen Worten worum es in dem Spiel namens 'Fangen' ging. "Du musst mich fangen.. mit der Hand erhaschen. Wenn du mich berührt hast, dann bin ich dran und fange dich." Immer wenn sie ihn erhaschte, packte sie Rufus unter den Achseln und wirbelte ihn einmal im Kreise rum. Auf verspielter Weise ging ein schöner für beide Seiten aufregender Morgen zu Ende. Groß und klein hatten wieder etwas über den anderen erfahren..


    ~finis~

    Nach dem Gespräch mit Calvena beschloß Sontje rauszugehen und zog sich für den Stadtbummel um. Da der Blick zum Himmel nicht das beste Wetter verpach, legte sie sich ihren schweren dunklen Reisemantel um und nahm sich vor, einen leichteren Mantel zu kaufen. Sie schaute in der Küche vorbei und traf dort auf Diomedes, welchem sie Bescheid sagte, dass sie zum Abendessen wieder zurück sein würde. Nun stand sie vor der Tür beziehungsweise vor den beiden Läden, die sich vor der Villa befanden und schlug den Weg nach rechts ein. Immer wieder sah sie sich aufmerksam um. Ob Nero noch irgendwo in der Nähe war? Oder war er sauer wie eine Zitrone abgezogen? Leise seufzend strich sie sich die nervige blonde Strähne hinters Ohr, während der kleine Münzbeutel im Takt ihrer Schritte leise klimperte.

    "Hmmmmhm... nicht nur das. Worte konnen auch verletzen. Manche Leute können nicht zwischen den Zeilen lesen. Oder sie können nicht unterscheiden ob das jetzt ernst oder lustig gemeint war." meinte Sontje aus dem Stegreif heraus und suchte nach weiteren Worten, während sie weiterhin auf ihre Füße blickte. "Ich hoffe, eure Feinde haben andere Sachen und Dinge im Kopf als deiner Familie zu schaden." Vorsichtig blickte sie auf. "Kann ich jetzt gehen?"

    Mit Kopfnicken nahm die Hausherrin ihre Erklärung zu Nero an. Sontje atmete erleichtert auf. "Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, bringe ich ihn mit und stelle ihn dir sowie Valerian vor. Du wirst sehen, er ist ein sehr netter junger Mann!" Die Hausherrin hatte noch ein paar Worte parat, die Sontje veranlassten sich wieder zu setzen. "So schlimm? Das ist ja ganz schön.. ehm.. naja.. einschränkend." kommentierte sie und sah verlegen auf ihre Füße.

    Ihr Schützling brüllte noch lauter. Diomedes aber war dieses Gebrüll offenbar gewohnt und wusste auch warum der kleine Junge so laut brüllte. Sie sah ihm aufmerksam über die Schulter und erkannte, dass sie vergessen hatte dem Jungen die Windeln zu wechseln. Jetzt war er alt genug für etwas Neues! Nun würde sie Rufus künftig nach jedem morgendlichen Wecken aufs Töpfchen setzen, damit er rasch sauber wurde. Adé Windeln wechseln! "Danke schön!" bedankte sie sich beim Sklaven und wandte sich Rufus zu. "Komm, lass uns wieder in den Garten gehen. Was hältst du von Fangen spielen?" Einfach damit er lernte mehr und länger auf seinen krummen Beinchen zu laufen.

    Er würde sich nach der ersten Liebe ihres Lebens erkundigen. Hoffentlich war er noch am Leben! Sie wünschte es sich so sehr. "Oh, du musst los? Dann wünsche ich dir eine gute Reise und dass ihr gut im neuen zu Hause ankommt. Ich freue mich auf deine hoffentlich bald eintreffenden Briefe!" entgegnete sie auf seine Worte. Sontje begleitete ihn zur Tür hinaus und winkte ihm nach, bis er im Gewühl der Passanten nicht mehr zu sehen war. Schade, kaum kennengelernt war er schon wieder weg. Dafür war sie um etliche Münzen und um eine Werkstatt reicher. Außerdem würde sie Briefe aus ihrer ehemaligen Heimatstadt bekommen. Sie eilte zurück und nahm den prallen Beutel an sich. Sie würde sich rasch um die geplante Werkstatt kümmern und zusehen, dass die Produktion in die Gänge kam. Von dem Geld, welches sie dann verdienen würde, würde sie sich einige Dinge anschaffen können.

    "Ja, er hätte nicht zu dir kommen brauchen. Ich habe dir gesagt was ich davon halte, was Diomedes gemacht hat und eine andere Variante was er hätte machen können, aufgezeigt. Als Hausherrrin hältst du sein Verhalten für richtig, ist doch klar. Jetzt weiss ich von dir, dass Besuch für mich da war." kommentierte Sontje und liess die Angelegenheit nach diesen Sätzen schließlich gut sein. Wieder traf sie auf eine altbekannte Regel, alles was innen passierte, ging alle an, besonders die Hausbesitzer. Sontje seufzte und verbiss sich dazu etwas zu sagen. Es würde eh keinen Zweck haben dagegen aufzubegehren, da sie immer noch 'nur' zu Gast war. "Ich habe gar nicht vor rauszulaufen und mich zu drücken. Ich höre dich freilich an." murrte sie über Calvenas Anschuldigung. Sich im Stuhl zurücklehnend hörte sie sich die quintillischen Hausregeln an. Der römische Name gefiel ihr ganz gut, aber sie musste sich entscheiden, wie sie gerufen werden wollte, den meisten Menschen hatte sie bisher ihren germanischen Rufnamen verraten. Und was war an ihrem Verhalten auszusetzen? Sie wollte erneut protestieren, vielleicht aber war sich Erklären besser? "Wir kennen uns wenige Tage. Ich habe nicht geahnt, dass er so mich so bald aufsuchen würde. Nero ist sehr nett. Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Überhaupt hätte ich dich und deinen Mann sowieso mit ihm bekannt gemacht. Diomedes hat vor ihm eure Tür zugeschlagen bevor ich wusste wer zu Besuch kommen wollte. Ich will nicht gehen. Rufus braucht mich, wenn du nicht da bist." Sontje verzichtete darauf zu wiederholen, wer außerdem noch zu ihren Bekanntschaften zählte und stand auf.

    "Ja gut, er ist Soldat..und trotzdem... Was? Höhrere Soldaten leben mit ihren Familien dort? Boah! Na, ist doch voll schön, dass er ein eigenes Haus hat." Dass Soldaten nicht heiraten durften hatte sie auf der Reise nach Rom erfahren. Von Diomedes wurde dieser Fakt wieder in Errinnerung gerufen. Mit dem erfragten Rang wiederum konnte sie nichts anfangen und zuckte hilflos mit den Schultern. "Was bitte ist ein Centurio der Cohortes Urbanae? Was macht er? Ja, ist gut, ich gehe Calvena fragen. Sag uns Bescheid, wenn du Keksenachschub hast, ja? " Rufus Kichern verwandelte sich in ein Heulen. "Pssst.. pssstt.." Dank einer Gänsehaut spürte sie etwas feuchtes an ihren Unterarmen runtertropfen und hielt den weinenden Jungen unter den Achseln haltend von sich weg. ".. und was soll das jetzt?"

    "Diomedes sollte gar nicht über ihm unbekannte Besucher entscheiden dürfen. Einen Namen erfragen kostet meines Wissens nichts. Er hätte zu mir kommen und mich fragen sollen, wer das war anstatt dir von einem unbekannten Besucher zu erzählen. Es war wohl Nero Aurelius Scipio." protestierte Sontje kopfschüttelnd. Es war in der Tat genauso wie in Mongontiacum! Nur der Ruf der Familie zählte! Frau konnte keine eigenen Geheimnisse hegen und pflegen... alles musste allen bekannt sein! Wobei sie Nero so oder so sowieso mit den Quintilliern bekannt gemacht hätte. Nur hatte dieser Mann den ersten Schritt gemacht, was sie dazu zwang, Calvena von ihm zu erzählen. Allerdings würde sie ihr jetzt nicht unter die Nase reiben, dass sie mit Nero das Bett geteilt hatte. "Ich habe keine unzähligen Verehrer, die diesem Haus die Türe einrennen würden. Für was für eine hältst du mich? Ich habe Kontakte geknüpft und Freundschaften gefunden. Paullus Germanicus Aculeo ist mein zweiter Bekannter. Er wird bald nach Germanien ziehen. Wieso sollte es deinen Mann Valerian betreffen? Diomedes sagte mir, er LEBT in der castra und kommt selten vorbei!" Sontje deutete auf die Briefe. "Ich sehe, dass du wichtigeres zu tun hast als mich über die Regeln des Hauses zu belehren."