Beiträge von Duccia Vera

    "Ach, das ist DEIN Kuscheltier? Darf ich es mir nicht anschauen?" zog sie Rufus für einen Moment lang auf und gab es ihm zurück, direkt in seine kleinen Hände. "Deine Mama ist im Garten. Ich habe mit ihr gesprochen. Sie hat gesagt, ich soll heute zu dir kommen und auf dich aufpassen." Es mochte sein, dass sie wie immer viel zu viel redete, aber so war sie nun mal. "Ich heiße übrigens Sontje, das heisst in deiner Sprache 'kleine Sonne'. Gerufen werde ich Sontje." Die Geschichte mit dem Vera-Namen liess sie erstmal weg. Überhaupt hatte sie sich den meisten Leuten mit Sontje vorgestellt und einigen wenigen Leuten mit Duccia Vera. Sie musste sich für einen Namen entscheiden und dann dabei bleiben. "Es ist alles gut. Möchtest du zu deiner Mama?"

    Der Sabberbrei war kein schöner Anblick. Trotzdem nahm sie sich vor, sich daran zu gewöhnen. Statt freudejauchzend über den bevorstehenden Ausflug sogleich aufzustehen, drehte der kleine Junge sich um und schlief weiter. Sontje lachte leise über seine Reaktion und setzte sich neben das Kinderbett. "Hast du einen schönen Traum gehabt, Rufus? Ich bleibe und wache bei dir, bis du gänzlich ausgeschlafen bist, kleiner Mann." Sie nahm ein Kuscheltier aus seinem Bett und betrachtete es von allen Seiten. Schön kuschelig und ganz weich. "Schönes Tier..."

    Calvena hatte noch hinterher gerufen, dass sie Simplex mitnehmen sollte und das hatte sie auch gemacht. "Ja, dann wollen wir mal!" meinte Sontje und öffnete die Türe. "Na hallo Rufus.. ich bin die Sontje und werde auf dich aufpassen. Hast du dein Schläfchen genossen?" sprach sie leise zum kleinen Sohn ihrer Arbeitgeberin. "Die Sonne steht noch hoch im Himmel. Wir können zusammen in den Park gehen. Ein Park ist ein großer Garten, dort kann man viele schöne Blumen gucken." Reichte das was der Junge an Kleidung für den erwähnten Ausflug oder musste sie ihm was anderes anziehen?

    "Fein, dann fange ich heute noch an mich auf deine Briefe zu freuen." beschloß Sontje mit einem Auge zwinkernd. "Ja, ich bin das Kindermädchen. Hoffentlich bleibe ich das auch. Sowas, du kennst die Calvena? Ihren Mann habe ich nur wenige Male gesehen und gesprochen, weil er Soldat ist. Ziemlich viel beschäftigt und selten daheim." Neben der Möglichkeit sich in den Factiones eine Stelle zu suchen erzählte Aculeo von einer weiteren Möglichkeit Arbeit zu finden. "Ob die eine Frau nehmen?" fragte sie ihn skeptisches Blickes und widmete sich teilweise ihrem Hühnchen. "Du bist was? Achso.. ich habs schon kapiert. Du kriegst sicher ein feines Gehalt. Kriegst du die Reisekosten erstattet? Wo war es am schönsten oder miesesten??"

    "Weder noch.." erwiderte sie schulterzuckend auf die Frage nach Opferung und Gütterkult. "Auf Mutters Hof hatte ich andere Dinge im Kopf als das. Und genau so habe ich es in Mogontiacum beibehalten. Warum sollte ich es hier anders machen?" Es war bisher nicht notwendig gewesen sich diesen Dingen zu widmen. Bisher war alles seinen Lauf gegangen ohne das ihr der Himmel auf den Kopf gefallen war. "Gut, dann schaue ich gleich nach ihm. Bis nachher dann.." Sie nickte ihr zu und verschwand im Inneren des Hauses, um ihrer neuesten Aufgabe nachzugehen. Endlich zu tun!

    "Mach das alles was du dir überlegt und vorgenommen hast, um deine Vorfahren in Ehren zu halten." empfahl Sontje und war überzeugt, dass er es machen würde. Sie schüttelte belustigt den Kopf. "Nein, so hab ich das nicht gemeint. Ich meinte, dass ich hier hin und wieder vorbeischauen würde, ob du wieder da bist. Aber es gibt ja noch das Briefe schreiben. Schreibst du mir mal? Ich arbeite und wohne in der Casa Quintillia. Die Gens ist enfernt mit den Ducciern verwandt. Germanica Calvena hat einen kleinen Sohn. Ich werde bald lernen und üben auf ihren Sohn aufzupassen und ihn zu beschäftigen, wenn die Mutter zu tun hat. Dafür bekomme ich ein kleines Gehalt und kann bei ihnen wohnen bleiben." plapperte sie zwischen den Themen hin- und her springend drauflos. nach so vielen Worten trank sie ihr Getränk aus und bestellte für sie beide Nachschub."Was hast du denn hier gearbeitet? Gibt es bestimmte Personen, die ich kennen müsste?"

    "Ihr also deine Gens hat die Markthalle gestiftet?!" staunte Sontje nicht schlecht und kriegte sich darüber kaum ein. Sie musste die Stiftungstafel schlichtweg übersehen haben. "Mannomann!" Sie wurde allerdings sehr rasch von dem Ambiente der Taverne abgelenkt und kam aus dem Schauen gar nicht mehr raus. Was für ein Unterschied zu der duccischen Taverne! Sie lag asbald auf einer bequemen Kline und labte sich an einem knuspirg gebratenen Hähnchen mit Kräutersoße und Saisongemüse. Sie hob ihr Trinkgefäß und nickte Aculeo nicht minder begeistert lächelnd zu. "Hier gefällts mir..." gab sie ihm zu verstehen und opferte den ersten Schluck für die Götter, bevor sie trank um den Durst zu stillen. ".. außerdem ich könnte mir vorstellen hier Stammgast zu werden und die Stellung für dich zu halten beziehungsweise deinen Platz freizuhalten. Ich würd mich freuen, wenn du eines Tages zurück kommst."

    "Oha.. dann also flußaufwärts." merkte sie sich und lauschte den Beschreibungen Calvenas über Ostia. Eigentlich hatte sie den Hafen von Rom gemeint, aber diesen schien es nicht zu geben. Wenn sie genug Münzen beisammen hatte, dann würde sie nach Ostia fahren und sich alles anschauen können. Die Germanin war zudem sehr gespannt auf das Meer. "Ja, es gefällt mir hier." beteuerte sie einmal mehr mit funkelnden Augen.


    Sontje schüttelte den Kopf. "Nein, das hat er nicht getan. Ich habe ihn auch nicht danach gefragt, ich habe nur gesehen und gemerkt, dass er wenig Zeit hat." Vielleicht war sie zu eigensüchtig gewesen in dieser Zeit und diese Zeit zurück drehen konnte sie nicht mehr. Verloren war die Zeit jedoch nicht, denn sie konnte ihn immer noch danach fragen. Aber nur wenn sie überhaupt wieder Kontakt mit ihm haben wollte. Jetzt aber wollte sie die Zeit in Rom unbeschwert geniessen und nicht nach hinten schauen. "Ja, lass uns wegen der Feiertage schauen.." stimmte sie zu.


    "Mit dem was du über das 'mitnehmen' sagst bin ich einverstanden..." Es blieb ihr auch nichts anderes übrig. Stimmt, Calvena hatte schon über den Stall gesprochen. "Ist gut, wenn du wegen den Pferden einverstanden bist. Pferde sind treue Tiere. Sie sind fast ein wenig wie Hunde, nur größer und nicht ganz so laut. Sie sind sanfte Wesen, die das Gemüt beruhigen, sobald man nur in ihrer Nähe steht." erzählte sie spontan.

    Sie hatte sich von Diomedes erklären lassen, wo genau das Haus der Quintillier stand. "Die Casa Quintilia ist auf dem Viminal am Vicus Longus gelegen. Die Gegend ist weder besonders reich zu nennen, noch besonders arm. Saubere kleine Häuser reihen sich aneinander, viele von ihnen haben im Erdgeschoß Ladenlokale. Auf der Straße vor den Häusern findet, zumindest bei gutem Wetter, das Leben statt. Alte Frauen sitzen hier und spinnen oder putzen Gemüse, die Kinder spielen mit Nüssen oder in Hüpfkästchen, die Händler preisen ihre Waren an und halten mit Passanten immer wieder gern einen Plausch."


    Seit knapp zwei Stunden saß sie auf einem Schemel neben den beiden Geschäften und sah den Kunden beim Einkaufen zu oder beobachtete die Menschen. Soviel Zeit musste sein... allerdings langweilte sie sich und überlegte seit geraumer Zeit was sie mit dem angefangenen Tag anstellen konnte. Die Thermen reizten sie aber wie ging das vor sich? Gab es nur gemischte Thermen oder gab es auch Badetage nur für Frauen? Oder sie verschob den Thermenbesuch auf einen anderen Tag und ging los um den Hafen anzuschauen. Sontje trank Wasser aus dem Becher und winkte einer Gruppe vorbei tobender Kinder zu, denen die vormittägliche Hitze nichts auszumachen schien. Oder sie klapperte diese Straße ab und hielt nach Kleinigkeiten für ihr eigenes Zimmer Ausschau. Irgendwie fehlte der Antrieb sich für irgendetwas zu entscheiden. Deshalb blieb sie noch ein bisschen länger auf dem Schemel sitzen und streckte die Beine lang aus. Langsam wurde sie braun, die ersten Sommersprossen liessen sich auch schon blicken, nicht nur auf den Beinen auch auf der Nase.

    Eine Familie, die aus Italien kam und Handel trieb, vom Kaiser begünstigt wurde und zu alledem den Hauptsitz in ihrer ehemaligen Heimatstadt hatte? Wie denn das? Mit Verwirrung blickte Sontje den jungen Mann an... bis sie auf die Lösung kam: es musste am Handel liegen. "Das wäre interessant zu erfahren.. wieso ihr Germanicus heißt. Treibt ihr heute immer noch Handel mit Mogontiacum? Weißt du, ich war öfters auf dem Mercatus Germanica Mogontiacum einkaufen. Das Gebäude ist toll und dann seine Höhe!" Sie verstummte, als er ankündigte, er werde nach Germanien gehen. "Oh, das ist aber schade... wenn du kannst schreibe mir mal. ich würde mich freuen von dir zu lesen." Sie folgte ihm an seiner Seite zur Taverne. "Lassen wir uns von der Taverne überraschen." meinte Sontje unbefangen und neugierig.

    "Ja, war ich. es war ebenfalls sehr aufregend." bestätigte sie und machte große Augen über Calvenas erste Eindrücke in Rom. "Wieso denn das? Ich finde es überall total spannend. Den Hafen will ich auf jeden Fall noch sehen und am riesig breiten Fluß spazieren gehen. Außerdem scheint es überall Märkte zu geben, wo man bummeln und einkaufen kann. Ich dachte nicht, dass dies so ist. in Mogontiacum findet nur an bestimmten Tag ein Markttag statt." plauderte Sontje weitere Eindrücke über die Stadt aus.


    Zu der Betreuung von Rufus an Festtagen meinte sie. "Ach.. ich bin es gewohnt im Hintergrund zu agieren. So hab ich es auch gemacht, als ich die Mannschaft der duccischen Taverne zusammengestellt und bei der Arbeit beobachtet habe: dem einen oder anderen leise Hinweise zugeflüstert und so..."


    Sie strich sich die blonde Strähne hinters Ohr. "Mhm.. du hast sicher eine Menge Freunde und Freundinnen. Könntest du mich mal mitnehmen wenn du ausgehst? Und Wünsche? Oh, ich würde gerne deinen Stall besuchen und nach deinen Pferden schauen. Wenn das nicht geht, dann schaue ich selber bei den Factiones vorbei." Sie grübelte über ihr Zimmer. "Für den Moment ist das Zimmer in Ordnung. Trotzdem schaue ich mir die Kellermöbel an. Ich denke, ich frage Diomedes oder Simplex danach." Hach, sie vermisste die bunten Fenstergläser aus dem gemeinsamen Zimmer,w elches sie sich mit Phelan geteilt hatte.

    Wie schon einmal festgestellt kannte sie sich nicht mit Verwandtschaftsverhältnissen aus. Aber jetzt lernte sie etwas zu dem Thema. "Aculeo war sehr sehr nett und er hat mir erklärt, was auf dem Sklavenmarkt passiert. Es wurde nämlich eine junge Frau mit ganz tollen roten Haaren verkauft. Sie wurde an einen Patrizier verkauft, den Aculeo nicht kannte." Sontje erfuhr, dass es noch mehr Kinder in der Familie gab. "Zwillinge? Die möchte ich unbedingt sehen!" entfuhr es ihren Lippen, war sie doch selber ein Zwilling.


    Über Vala erfuhr außerdem so einiges und schüttelte den Kopf. "Ich werde ihn ganz bestimmt nicht besuchen! Höchstens von weitem Sehen und Hören. Ich habe keine Lust zu Mutter zurück geschiclt zu werden." bestimmte Sontje mit ernster Miene und lehnte sich zurück. "Was ist die Acta? Vielleicht weiss er gar nicht Bescheid, was mich und die Familie betrifft." mutmaßte sie mit Blick zu den offenstehenden Türen.


    "Ich bin gesund." verkündete Sontje nach einer kurzen Schweigeminute. "Du musst mir nicht freigeben wenn du zu tun hast. Ich kann eventuell mit Rufus in der Nähe sein, wenn du zu tun hast? Oder geht das nicht? Oder ich warte mit ihm bis du zurück bist und Zeit für ihn hast. Sein Vater hat ja auch zu tun und ist deshalb nicht immer daheim."

    "Mal schauen, wann und wie oft ich meine Bekannten sehen werde. Sie sind allesamt sehr nett... ein junger Aurelier während den Floralia. Und ein junger Germanicus namens Paullus Germanicus Aculeo, der auf dem Sklavenmarkt mitbot. Welcher später seinen Patron und Verwandter Germanicus Sedulus auf dem Marktplatz zu sehen bekam." plapperte Sontje drauflos.


    "Was für eine Wahl hat er gewonnen? Er weilte in Mantua? Bist du dir ganz sicher?" Dann hätte sie ihm während ihre Reise nach Rom jederzeit begegnen können. Calvena erwähnte die Seuche. Hatte sie ihr eigentlich erzählt, dass sie der Seuche beinahe begegnet war? Ja, beinahe für den Tod eines Reisenden verantwortlich gemacht wurde. Stirnerunzelnd nahm sie wahr, dass Vala von den Römern gefeiert wurde. "Ich.." hob Sontje an und stoppte ihre Zunge, um zu überlegen was sie sagen wollte. "Ich erfuhr unterwegs von der Seuche. Wir sind außenrum an Mantua vorbei und sind auf die umliegenden Höfen geritten, um Reiseproviant zu besorgen. Die Leute waren heilfroh verkaufen zu können, da sie mit dem Geld die Arzt für die Verwandtschaft in der Stadt bezahlen konnten."


    Rufus würde zukünftig in ihrer direkten Nachbarschaft schlafen? Na dann.. auf ins Abenteuer des neuen Lebensabschnitts. "Ihr zwei passt prima zusammen, finde ich." gab Sontje zu und nickte zustimmend zu Calvenas Worten. "In Ordnung machen wir es so rum. Einen Tag frei und dazu Taschengeld? Ich danke sehr für eure Großzügigkeit."

    "Eine Aurelia? Die Gens scheint ihre Mitglieder beinahe überall zu haben. Erst neulich habe ich einen Aurelier kennengelernt." erzählte Sontje und betrachtete die Kleidung der jungen Aurelia. Ganz schick! Da war ihre eigene Kleidung ja gar nichts, eher ein viel zu breit gestrickter Schal. "Germanicus? Wo kommt denn dieser Name her? Seid ihr aus Germanien?" wunderte sie sich. "Ich heisse Duccia Vera und komme aus dem Land hinter den hohen Bergen." stellte sie sich mit ihrem römischen Namen vor. "Ich bin seit wenigen Tagen in Rom und schaue mir die Stadt an. Nun, es war eine interessante Versteigerung. Meinst du die rothaarige Frau hat es bei ihrem Käufer und Patrizier gut getroffen? Kannst du mir eine gute Lokalität empfehlen?" Nicht nur Kontakte wollte sie knüpfen. Auch das Kennenlernen von den römischen Imbißstuben, in welche sie später einmal für eine Einladung sich revanchieren konnte, war ihr wichtig.

    Sie nahm Platz und legte die Hände in den Schoß. "Oh, mir gefällt es ganz gut. Ich habe schon einige Bekanntschaften geschlossen, die ich aber noch nicht meine Freunde nenne, weil ich sie erst seit kurzem kenne." gab Sontje offenherzig zu. "Ich glaubte zudem, einen Mann aus meiner Familie gesehen zu haben, aber ich denke inzwischen, dass ich mich geirrt habe. Der Mann kann ihm sehr ähnlich gesehen haben. Hast du schon mal den Namen 'Titus Duccius Vala' gehört?" Sontje räusperte sich und sah durch die Türen in den Garten. "Er tauchte bei uns auf und nannte sich Alrik. Er behauptete der Sohn des Leif, auch bekannt als Flavius Duccius Germanicus zu sein. Naja.. er war ein schnieker und stattlicher Mann und hat sich schnell in die Dienste der Familie gestellt." Die junge Germanin wischte sich über die Augen und wandte ihre Gedanken einem anderen Thema zu. "Wie geht es dir? Wo ist dein Sohn?"

    Wann war sie letztmals so aufgeregt gewesen? Sontje blickte auf ihre nackten Waden. Das Kleid, welches sie bei ihrer Begegnung mit Aculeo getragen hatte, hatte sie wegen der anhaltenden Wärme eigenhändig gekürzt und die Ränder umgenäht. Sie trug es zum ersten Mal kurz und hoffte, dass niemand an der neuen Stofflänge Anstoß nehmen würde. Gleich würde sie sich mit der Hausherrin treffen und ihr versprechen gut auf ihren kleinen Sohn zu achten. Sie hatte die letzten Nächte wachgelegen und sich mit der Frage geqüält, ob sie es schaffen würde, ein gutes Kindermädchen zu sein. Sontje stellte schließlich für sich fest, dass sie dies nur herausfinden konnte, eben weil sie kaum Erfahrung in Sachen Kinderbetreuung hatte. Ja, Erfahrung sammeln würde sie auf jeden Fall und mit der Zeit. Je mehr sie über sich und das Kind lernte, um so besser konnte sie in ihrer künftigen Eigenschaft werden. Sie versuchte die Aufregung neiderzukämpfen und lauschte den Geräuschen des Hauses.

    Sie blieb nicht stehen, sondern eilte Aculeo hinterher, um zu sehen, was er nun vor hatte. Leider wurde sein Versuch, die rothaarige Flamme zu unterstützen von fremden Männern, die auf dem Podest Dienst zu schieben schienen abgewehrt. Außerdem schien die Versteigerung zu Ende zu sein. "Hm, was für ein Pech. Da war jemand schneller als du. Voll schade! Kennst du den Sieger dieser Versteigerung?" Je mehr Leuten sie begegnete, um so besser. "Wenn ich fragen darf, we heisst du? Du hast mir alles so schön erklärt, danke!"

    "Du meinst, sie kommt nicht aus Germanien?" fragte Vera verwundert und beneidette die Frau einmal mehr um ihre tolle Haarfarbe. "Sonnenbrand heißt das, wenn man zu lange in der Sonne gewesen ist." Sie folgte mit den Augen der Richtung in welche Aculeos Arm zeigte und erhaschte für einen Sekundenbruchteil die Visage Valas, bevor sie von den herumstehenden Zuhörern und Mitbietern verdeckt wurde. Ihre Gedanken kreiselten um das was sie gesehen hatten und blockierten die Fragenflut. Vala? Hier? In Rom? Hatten die Duccii jemanden hinterher geschickt? Das konnte wohl kaum wahr sein. Oder sie träumte... mit offenen Augen. Sontje kniff sich in die Arme ("Aua!") und konzentrierte mit großer Mühe sich auf Aculeos Worte.


    Er erzählte wie man Sklave oder Sklavin wurde und wie man/frau es nicht mehr wurde, weil letzteres ganz auf den Besitzer ankam. Immer breiter schmunzelnd hörte sie ihm aufmerksam zu und nickte zustimmend. "Am besten gar nicht erst Sklaven besitzen sondern ihnen Lohn und Brot für ihre Dienste geben." Ihr Gesprächspartner bot weiter und trieb die Summe ist astronomsiche Höhen. Jesses, was würde sie mit einer solch stolzen Summe anfangen können? Der Gedanke wurde über das wackelige Befinden der zu versteigernden Frau wieder vergessen. "Wenn der Händler ihr nichts gibt, dann gib du ihr doch was zu trinken. Du hast offenbar genügend Geld!" meinte Vera mit fragender Miene vorschlagend und schüttelte den Kopf. "Ich habe kein Geld."

    Wie? Wofür brauchte er noch einen Moment? "Geht es dir gut?" Mit skeptischem Blick beobachtete sie sein seltsames Gebaren und erhielt nach eben jenem Momentchen die Antwort auf ihre Frage. "Schade, dass man nicht weiß, woher die Frau stammt. Unter welchen Umständen bloß ist die Frau Sklavin geworden? Bei uns gibt es keine Sklaven. Wer hat denn bis jetzt am meisten geboten? Du etwa? Wieso könnte es sie gut oder schlecht erwischen? Kann sie frei kommen?" Im Fragen über Fragen stellen war sie ganz besonders gut. "Soll ich mal nachfragen gehen, wo die Frau denn herkommt? Du schaust, als würde es dich ebenfalls interessieren." bot sie an, als Entschädigung, dass sie ihn gestört und gefragt hatte. Und sie fragte sich, ob sie sich ihm mit ihrem römischen Namen vorstellen sollte. Noch konnte sie nicht erkennen, ob der Römer eine flüchtige oder andauernde Bekanntschaft sein würde.

    Die Floralia waren vorbei. Rom zu durchstreifen machte Spaß und sie nahm sich diesen Spaß heraus, wann immer sie konnte und wollte. Den heutigen Tag zog es sie zu den hiesigen Märkten. Eine Abbiegung zuviel führte sie auf den Platz des Sklavenmarktes. Mit großen Augen beäugte sie das Podest, den Sklavenhändler und die rothaarige Frau. Was war denn hier los? "Donnerlittchen... was für eine Haarfarbe!" murmelte Sontje begeistert, drehte eine blonde Strähne ihres Haars zusammen und hinters Ohr. Sie musste ihre hellen Haare noch ein Stückchen länger wachsen lassen, dann würde sie problemlos alle Strähnen hinters Ohr stecken können. Neben ihr stand ein junger Mann. "Salve?!" grüßte sie Aculeo freundlich lächelnd. "Ich bin hier fremd und verstehe nicht, was da vorne auf dem Podest geschieht. Kannst du es mir bitte erklären? Aber nur wenn du magst und gerade Zeit hast." fragte sie ihn immer noch freundlich lächelnd und strich eine Falte aus der dunkelgrünen langen wollenem Gewand heraus, welche ihren schlanken Körper mit einem braunen fein geflochtenen Gürtel zierte.