Also.. sie brauchte ein Weilchen um zu sortieren, was er über seine Verwandtschaft sagte und blickte asbald durch. Betroffen sah sie zu Boden und war innerlich ziemlich erleichtert, dass die Todesfälle keineswegs 'ihrem' Todesfall nahestanden. "Ohwei.. ich wüsste gar nicht, was geschieht, wenn mein Zwillingsbruder Phelan aka Duccius Verus stirbt." Er heiterte sie auf, indem er feststellte, dass er eine Bekanntschaft war. Hoffentlich eine von vielen, die ihr weiterhalfen, was sie eigentlich vom Leben wollte und wie, noch besser, wo sie leben wollte. Das alles musste sie noch rausfinden... aber nicht an so einem Tag wie heute. "Was? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber wenn so viele Menschen an einem Ort leben, die allesamt ihre Feiertage gefeiert haben wollen. Nun ja.. hoffentlich gibts auch Feiertage ohne Opferungen.. denn die mag ich nicht." Er mochte diesen 'Rummel' auch nicht. "Da haben wir ja was gemeinsam... und kommen außerdem jeweils von woanders her." stellte Sontje nüchtern fest und hielt im Laufen inne. "Wo willst du denn überhaupt hin? Wir sind schon an vielen Tavernen vorbei gegangen. Gibt es eine Taverne, die du mir zeigen willst?" Die junge Germanin konnte sich nicht entscheiden, ob sie ihrem Arm in seinem Arm eingehakt belassen wollte und wartete seine Reaktion ab.
Beiträge von Duccia Vera
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"Welcher andere Todesfall?" fragte Sontje stutzig geworden und zeigte an, dass sie hellhörig geworden war. Wenn der andere Unbekannte an der Pest gestorben war, so war die hiesige Familie in Gefahr. Zumindenst, wenn die Familie die Leiche noch bei sich zu Hause aufgebahrt hatte und sich mit der Verbrennung Zeit liessen. "Ich kannte ihn auch nicht." gab sie schulterzuckend zu. Seine Nachfrage ob ihrer Anwesenheit in dieser Stadt behagte ihr nicht, da sie dieser Frage schon in der Casa Germanica sich hatte stellen müssen. "Trauer, Wut, Neugierde und Lust auf neue Erlebnisse und Bekanntschaften." zählte sie postwendend auf, was ihr jetzt einfiel. Mit einem Lächeln hakte sie sich bei ihm ein und liess sich führen. Sie kannte sich ob der massig verzweigten Straßen und Gassen immer noch nicht aus. Mit interessiertem Blick beobachtete sie ihre Umgebung. "Wird immer mit Opfer, Prozession und Feier ein Feiertag gefeiert?"
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Sie musste wieder husten. "Der Mann war nicht mehr freundlich, er konnte es gar nicht mehr sein. Wir sind auf dem Weg einer zerstörten und verlassenen Kutsche begegnet. Wir dachten, es sind eventuell Verletzte vor Ort, die Hilfe brauchen. Ich fand seine Leiche am Straßenrand. Kurz darauf bekamen wir es mit einer Patrouille Soldaten zu tun." Sontje hörte, was er über seine Heimat Massilia erzählte und grinste schief. "Ja, das bin ich!" Sie bestätigte seine Meinung, dass sie eine waschechte Germanin sei. Kopfschüttelnd sah sie dem Betrunkenden hinterher. "Tz! Eine Taverne wäre mir in der Tat angenehm, als den Feierwütigen im Weg zu stehen. Gehen wir? Ich bin gespannt auf die hiesigen Getränke.." stimmte sie zu und pustete eine kleine Feder von den bloßen Unterarmen hinunter. Normalerweise würde sie sich in ihren dunklen Reisemantel einhüllen, doch diesen hatte sie jetzt so lange getragen, dass es ein Wohltat war, ohne den schweren Mantel unterwegs zu sein.
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"Dann darfst du dieselben Worte keiner anderen Frau mehr sagen..." neckte sie ihn schlagfertig und zwinkerte mit einem Auge. Er gehörte zwar zur Familie hatte aber kaum was mit ihr zu tun. Das war ja fast genauso wie bei ihr. "Ja, zeig mal..." Überaus aufmerksam musterte sie den Löwen in seinem Ring und stellte fest, dass dieser dem Löwen im Taschentuch sehr ähnelte. "Nein, ehm.. sie ist kein Problem.. ich bin neulich einem Mitglied begegnet und es war kein schönes Aufeinandertreffen." Weil er tot am Straßenrand lag, noch besser gelegen hatte, denn inzwischen ebfindet sich seine Leiche bei den Soldaten in Mantua. dachte Sontje bei sich und nahm sich vor auf der Hut zu sein. Ob man die Familie per Post benachrichtigt hatte, wusste sie gar nicht. Außerdem hatte sie keine Lust undschuldig verdächtigt zu werden. "Massilia kenne ich gar nicht. Ist es ein weiter Weg bis hierher? Ich bin hinter dem Limes geboren und irgendwann nach Mogontiacum gegangen." Inzwischen hatte sie schon wieder Durst, jedoch keine Münze mehr zur Verfügung. "Ehm.. willst du noch hier bleiben? Sollen wir uns irgendwo hin setzen, wo es weniger laut ist??"
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Also war sie unter der italienischen Sonne gar nicht braun geworden und von den Sommersprossen waren nicht so viele im Gesicht. Da hatte der Spiegel sie aber ganz schön getäuscht! Sie lächelte ganz erstaunt. "Dass ich aus dem Norden komme ist richtig, ich bin aus Germanien. Es erstaunt mich, dass ich in deinen Augen interessant bin. Das hat noch niemand zu mir gesagt!" Sich näher kommen? Holla, er ging aber ran. Der Römer sprach einen zweiten Vorschlag aus der ihr besser gefiel. Dazu nickte sie. "Einverstanden!"
Die Germanin riss die Augen auf, als sie seinen Namen erfuhr. Ihr blieb die Sprache weg. Sie musste sich mehrmals räuspern und tarnte dies als Husten hinter vorgehaltener Hand. Ihr Gegenüber war gar kein Römer, wie sie bis zu dieser Minute angenommen hatte. Er kam von woanders her. Oh weia! "Ehm.. was? Du bis ein Aurelier? Ein Angehöriger der Familie mit Löwen im Wappen? Trägst du ein Taschentuch mit eingesticktem Löwen mit dir?" Oh, warum hielt sie nicht den Mund? Sontje errinnerte sich allzugut an die Leiche, die sich als ein aurelischer Angehöriger rausgestellt hatte. Verdächtigte man sie und ihre Reisebegleiter dennoch des Mordes an dem Toten? Ein bisschen blaß um die Nase stellte sie noch eine Frage. "Von wo kommst du her?
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Die Präsentation von nackter Haut gehörte zu diesem Fest? Wie wunderbar peinlich für Nicht-Römer! "Lass hören..." forderte Sontje die unbekannte Frau auf und bekam sogleich zu hören, was dieser stank. Sie bezeichnete den fremden Mann als Römer. Woran bloß erkannte sie ihn als Einwohner dieser Stadt?!? Der Mann mit dem schönen Kompliment war gar nicht nett?? Mit offenem Mund blickte Sontje die junge Frau an, welche sich asbald verabschiedete und ausgerechnet mit dem Mann zusammenprallte, welchem Sontje zugezwinkert hatte. Dieser hatte ihr Zwinkern gar nicht erfasst und kümmerte sich solgleich um die hübsche Unbekannte.
Der fremde Mann neben Sontje gab in der Zwischenzeit seine Erklärung ab. Sontje hatte Avianas Hinweis im Ohr, dass er standardisierte Sprüche von sich gab. Trotzdem verhielt er sich genauso nett wie der Soldat vor Mantua. "Ich bin weder halbnackt noch tanze ich singend und trinkend mit. Woran hast du erkannt, dass ich nicht von hier bin? Mir ist aufgefallen, dass es sehr sehr wenige blonde Frauen gibt! Aber die Stadtzugehörigkeit und meine Haarfarbe allein kann es nicht sein, welche dich anspricht. Und inwiefern willst du mich näher kennenlernen?" fasste Sontje freundlich zusammen. "Wir können gerne miteinander reden und uns austauschen..."
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Es gab viel zu sehen und zu gucken. Frau wusste gar nicht wohin zuerst. Sie wandte den Kopf und blickte ihn direkt an. "Ahja? Inwiefern übertreffe ich sie alle? Das musst, nein, dies darfst du mir gerne genauer erklären." erwiderte Sontje unverbindlich lächelnd und nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Sie musterte sein Gesicht aufmerksam, während sie langsam trank.
Eine nette Frauenstimme erklang und Sontje schaute in die entgegen gesetzte Richtung, in welcher sie eine hübsche Frau erblickte. "Ja, finde ich auch, total sehenswert. So viel nackte Haut ist schon ungewöhnlich, weil dies an einem Festtag präsentiert wird. In der Tat bekleiden die meisten sich höchst freizügig... ist das Tradition des Festtags?" plauderte die junge Germanin und stellte eine Frage.
Sontje bekam den Eindrück, dass sich die hübschesten und schönsten Bewohner Roms sich an diesem Fleck versammelt hatten. Um gesehen zu werden und sich selber den anderen zu zeigen. Der Mann mit dem Grinsen im Gesicht und dem Becher im der Hand wollte wohl gesehen werden. Sontje zwinkerte ihm freundlich zu und pustete die immer noch störende Strähne aus der Stirn.
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Von der Villa der Quintillier kommend traf sie auf eine Gruppe Frauen, die auf dem Weg zum selben Ziel wie Sontje waren. Hinter der Frauengruppe hergehend horchte sie mit was diese tratschten. Zwei Mädchen durften zum ersten Male mitgehen und bekamen den Sinn und Zweck dieses Feiertags erklärt. Es ging um das Getreide, dem Grundnahrungsmittel und deren beginnende Blüte. Heute wurde das unscheinbare Blühen der Pflanze mit reichlich Blumenschmuck gefeiert. Die Frauen aber interressierten sich nicht für das Opfer an die Göttin oder die Prozession.
Sie wollten zum Volksfest, an welchem sich vor allem das niedere Volk, Schauspieler, Tänzerinnen und Dirnen beteiligen würde. Bald schon waren sie vor Ort. Sontje interessierte sich für die Bühnenspiele, welche Ovid als scaena levis, als leichte Muse bezeichnete, da dort eine Menge Kurtisanen auftraten, welche öffentlich tanzten und sich entkleideten. Der Germanin fiel die Anzahl der feiernden Prostituierten auf, welche die Göttin Flora als ihre Patronin feierten und sich besonders freizügig zeigten. Das Ausstreuen von Hülsenfrucht-Samen spielte überaus deutlich auf den sexuellen Aspekt des Blütenfestes an und verwies auf den Mythos von der Empfängnis des Mars durch Iuno.
Allzuschnell wurde es peinlich. Viel zu viel nackte Haut! Sontje machte kehrt und wandte sich der ausklingenden Prozession zu. Sie investierte eine auf dem Straßenboden gefundene Münze in ein Getränk, lehnte sich an eine von der Sonne beschienenen Hauswand und bewunderte die Menschen, die an der Prozession teilnahmen. Schluck für Schluck leerte sie das Gefäß und genoß die warmen Sonnestrahlen.
Sim-Off: Mag wer sich dazugesellen?
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Sontje bedankte sich beim Sklaven und erkundigte sich, wann das abendliche Essen stattfinden würde. Mit dieser Auskunft im Ohr bat sie ihn, sie zur Haustür zu bringen. Sie wollte noch etwas durch Rom streifen und den Bewohnern dieser riesigen Stadt lauschen. Außerdem war heute ein Feiertag, es sollte sogar eine Blumen- und Getreideprozession stattfinden. Sie liess sich den Weg zum Forum erklären und versprach pünktlich zurück zu sein.
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Dankbar sah sie ihre Gesprächspartnerin an. "Ist gut. Ich hätte dich nicht so überfallen sollen.. und ja, redet miteinander." Sontje lauschte schliesslich Valerians Worten. "Ein eigenes Bad habt ihr?? Das ist toll! Vielen Dank an euch beide! Ich muss über nicht gerade weniges und wichtiges nachdenken." Geduldig wartete sie auf den Sklaven. Der sogleich erscheinende Sklave sprach sie mit Herrin an. Nunja.. nett gemeint, aber sie war nicht seine Herrin, sie war zu Gast in diesem Hause. "Bis später! Tschüss, Rufus!" verabschiedete sich Sontje von dem jungen Ehepaar und verschwand im Inneren der Villa.
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"Ich verstehe dich.. naja.. einigermaßen." Noch wusste sie ja gar nicht, wie Rufus Stimmung war, wenn er beispielsweise wach war und seine alltäglichen Mätzchen machte. Sie sah Valerian an und zeigte zu ihren Sack Siebensachen. "Wenn ich ehrlich bin, meine Münzen reichten bis heute früh für ein Dach überm Kopf. Ich bin ganz und gar münzlos, das heisst, ich brauche eine Lohnquelle, um mir ein neues Dach überm Kopf leisten zu können. Wenn ihr beide jemanden wisst, der mich für andere Tätigkeiten benötigen würde. Ich kann neben meinem übrigen Können übrigens lesen und schreiben." Seufzend fuhr sie mit beiden Händen durch die Haare und strich sie nach hinten weg. "Nunja.. ich bin ganz schön froh, euch zu kennen."
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Sontje hob die Augenbrauen, sah Valerian überrascht an. Wie denn das? Das Faamilienleben würde ihr zuwider sein? Ein nachdenkenswerter Gedanke. Mit sichtlicher zeitlicher Verzögerung sprach sie ihre Gedanken aus. "Ich bin bereit, das Versorgen eines Kindes zu (er)lernen." Seine Hinweise bezüglich der Factiones entsprachen offensichtlich der Wahrheit. Sie konnte demnach ihrem Trick vergessen, den sie auf Land bei den Bauern angewendet hatte. Schwamm drüber. "Ich danke dir für die Hinweise zu den Factiones, jetzt ists mir klarer geworden, Valerian. Was ich erreichen will? Ich weiss es echt nicht. Mein Bruder Phelan wusste zumindenst was er erreichen wollte. Dagegen ist mein Weg nicht klar. Alles was ich bis jetzt erreichen wollte, war nach Rom zu gelangen und das habe ich geschafft. Tut mir leid.. ich weiss wirklich nicht wohin mit mir!" gestand Sontje und setzte sich ziemlich bedröppelt drein schauend auf die Bank.
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"Pontifex! Was? Du warst in Mogontiacum??" erregte sich Sontje und tappste mit den Fingern ihrer rechten Hand auf dem Ellbogen ihres linken Armes rum. Was hatte Phelan ihr denn alles NICHT erzählt? Sie war seine Zwillingsschwester! Oder hatte sie wegen dem Überfall Blindfisch gespielt und nichts wissen wollen? Calvena beantwortete ihre Frage gar nicht und kümmerte sich stattdessen um ihren Mann samt Kind.
"Ich bin vor zwei Tagen angekommen und nahm mir vor, euch zu besuchen sowie zu bestaunen, wie groß Rufus geworden ist. Ich erzähle Calvena gerade was bei mir so los ist." wiederholte sie ihre Erklärung, die ihm wohl beim Anblick seiner feschen glücklich verliebten Frau durch gegangen war. "Ich habe sie zudem gefragt, ob ich mich um deinen Sohn Rufus kümmern dürfte. Allerdings stellte ich während dem Gespräch mit ihr fest, dass ich kaum Erfahrung mit Kindern habe. Da wären aber noch die Factiones, zu denen ich gehen könnte. Mir geht es übrigens gut."
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"Voll interessant!" kommentierte Sontje und spitzte aufmerksam lauschend die Ohren. Vielleicht gab es dort eine Möglichkeit Münzen zu verdienen. "Vielleicht klappt es dort mit einem altem Trick!? Hm.. mal schauen!" Mit einem sichtlich erstauntem Gesichtsausdruck, der zeigte, wie baff sie war, fand sie nicht sogleich die Stimme wieder. "Wie jetzt? Du hast meinen Bruder kennengelernt?" Und seine Zwillingschwester erfuhr es nicht einmal, brummelte sie in Gedanken. "Wie wird er denn noch gerufen?" Diese Frage musste einfach sein.
Sie blieb stehen wo sie war und musterte die Bänke. "Tschuldigung, ich wollte gar nicht so laut werden.. so doll schimpfen. Entschuldige, wenn Rufus sich erschreckt hat." Unerwartet stand Valerian vor ihr. "Salve, Valerian! Ich bin vor zwei Tagen angekommen und nahm mir vor, euch zu besuchen sowie zu bestaunen, wie groß Rufus geworden ist. Ich erzähle Calvena gerade was bei mir so los ist.
Die junge Germanin konzentrierte sich schliesslich auf Calvenas letzte Frage. "Dass ich wie von der Familie gewünscht zu meiner Mutter zurück gehen würde, kam und kommt gar nicht in Frage. Sie würde sich zu Tode schämen, wenn ich bei ihr auftauche. Was würden denn die Nachbarn denken? Mein Bruder hat, als unser Vater starb, sich für seine eigenen Dinge interressiert. Ich war es, die den Hof geführt hat, während Mutter trauerte. Ich musste Kochen, Weben und den Haushalt führen. Meinen Bruder interessierte dies nicht. Er beschloß eines Tages uns zu verlassen und versprach mich nach zu holen. Er meldete sich etliche nicht. Plötzlich kam ein Brief, das sich nachkommen soll. Und das tat ich!"
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"Bei den was? Den öffentlichen Ställen, meinst du diese?" fragte sie nach und runzelte die Stirn. Nunja.. sie hatte sich schon ein paar Mal als Mann verkleidet und kaum probleme gehabt. Einige Männer hatten sich daran gestört, dass sie ihre Haare wachsen liess, anstatt diese in typischer Männerhaarkürze abschneiden zu lassen. "Stimmt, ich habe kaum Erfahrung mit Kindern. Es war recht kompliziert..." gab sie ganz offen zu. "Warum ich nach Rom gekommen bin, hat mit verschiedenen Gründen zu tun. Mein Zwillingsbruder Duccius Verus hat hier seine Priesterausbildung abgeschlossen und ist zurück nach Mogontiacum gegangen. Er hatte keine Zeit mehr übrig, warum hat er mich dann zu sich geholt? Es gab eine Hochzeit, während welcher ich mich verliebte. Es war leider der Falsche, der war schon vergeben. Dazu kam, dass ich in der familieneigenen Taverne die Leitung inne hatte (mir ist zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen) und einen Überfall miterlebte. Ich wollte danach nicht mehr aus dem Haus gehen. Doch so konnte es nicht auf Dauer weitergehen. Irgendwann riss denen das Seil und ich wurde hinauskomplimentiert mit dem Befehl der Familie endlich Ehre zu machen."
Sie lachte mit verbitterter Miene und schüttelte den Kopf. Die Wut kam wieder hoch. Sontje trank den Becher leer und stand auf, um vor Calvena hin und her zu laufen. "Ich suchte mir Arbeit in dem was gut kann: mit Pferden umgehen. Dann traf ich einen aus der Familie, der inzwischen Vater geworden war, und der schrie mich an: Ich würde sie und die Familie verhöhnen. Sie dachten, ich wäre wie von Ihnen befohlen zurück hinter dem Limes bei Mutter. Dahin bin ich aber nicht zurück gekehrt. Sie denken, ich wäre der Faimilie davon gelaufen. Jawoll, ich habe gegen den Willen der Sippe verstoßen, weil ich mich dem nicht beuge. Dabei habe ich beschlossen denen nicht mehr auf der Tasche zu liegen und schon gar nicht noch einmal zu begegnen. Weisst du, was der noch gesagt hat?!? Geh zurück nach Hause, lern Kochen, Weben und den Haushalt führen und heirate endlich einen Mann, der deinen Acker bestellt! Du bist eine verdammte Schande für die Familie. Das alles sagte derjenige in den ich verliebt gewesen war." Nach dem letzten Wort verschränkte sie die Arme und ballte die Hände zu Fäusten. "Bei wem könnte ich denn sonst unterkommen? Ich bemühe mich und will lernen."
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Sie folgte Calvena hinterher zu den Sitzen und nahm mit einem dankenden Nicken den Becher an sich. Viel Reden rief Durst hervor. Sie trank kleine Schlucke, während sie der Hausherrin zuhörte. "Keinen Stall? Wie schade! Das ist gut, wenn deine Pferde gut versorgt sind." Calvena fragte sie nach ihren Erfahrungen mit Kindern, das katapultierte sie zurück ins duccische Haus. Wie war das gewesen? Mit nachdenklicher Miene betrachtete sie Rufus und strich die nervige Strähne zurück. "Ich habe und hatte nicht viel mit den Kindern aus meiner Verwandtschaft zu tun. Ihre Mutter hat sie praktisch alleine erzogen und seltenst in die Erziehung rein reden lassen. Da habe ich beschlossen, sie und ihre Kinder in Ruhe zu lassen. Wozu helfen, wenn das Konflikte auslöste?.Auf den Höfen, wo ich den Umgang mit kranken Pferden erlernte, gab es immer Kinder. Die verrückt nach kleinen und großen Pferden waren und diese unbedingt pflegen und reiten wollten." Sie lächelte verzagt, betroffen über die Erkenntnis, eigentlich gar nichts über Erziehung von Kindern sondern über Beschäftigung von Kindern zu wissen. "Ich denke, ich weiss, welche Verantwortung es, äh, ein Kind mit sich bringt." Nun würde sie sicher ein 'Nein' zu hören bekommen. Immer noch war Sontje ziemlich betroffen über die Erkenntnis.
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"Heilsa!" grüßte Sontje zurück. "Schön, dass er so viel lernt. Er ist ein Stückchen größer geworden, als ich ihn zuletzt sah, stimmts? Hm, Rom hat mich noch nicht in seiner Hand! Ich bin mit Helmut und Uwe angekommen. Wir haben uns getrennt, weil jeder seine eigenen Wege gehen wollte. Und doch wissen wir, wo wir den anderen antreffen können." erzählte sie. "Ich habe unterwegs lange überlegt, was ich in der Stadt machen will und festgestellt, dass ich hier niemanden kenne. Ihr seid mir dann eingefallen. Die wenigen Abende, an denen ich auf Rufus aufgepasst habe, waren schön. Ich würde sie gerne fortsetzen. Ich möchte dich somit fragen, ob du mich als sein zukünftiges Kindermädchen annehmen würdest? Ich kann nicht nur auf ihn aufpassen sondern mich auch um deine Pferde kümmern. Du hast doch einen Stall? Nimmt er an den Rennen im Circus Maximus teil?"
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Lächelnd betrachtete sie die Szene zwischen Sohn und Mutter vor ihr. Ihre Siebensachen lagen neben ihren Füßen. "Was ist das denn? Rufus hat laufen gelernt?? Das ist ja toll, Menschenskinder!" freute sich Sontje mit und applaudierte. "Heilsa zusammen! Ihr seid längst zu Hause. Ich bin vor zwei Tagen erst angekommen und ziemlich reisemüde. Wir haben viel gesehen und erlebt." legte sie nach und trat näher zu Mutter und Sohn. "Hej Rufus... ich bin's, die Vera. Na, du Prachtkerl!?!" Sie wusste nicht, ob der Junge sich noch an sie errinnerte. Vielleicht rief der Kosename 'Prachtkerl' eventuell manche Errinnerung hervor.
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"Ist gut!" erwiderte Sontje erleichtert darüber, dass der erste Schritt geschafft war und wiederholte die Worte noch einmal. "Ist gut.. und danke!" Das Warten dauerte nicht sehr lange. Sie nutzte die Zeit, ihre Kleidung zu kontrollieren und etwaige Flusen zu entfernen. "Schön hier..." lobte sie die Gestaltung des Atriums und wurde allmählich ganz aufgeregt auf die bevorstehende Begegnung mit der Hausherrin.
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Was für ein netter Türöffner! Der allerdings eine gute Frage stellte, die sie für Sekunden ins Grübeln brachte. Ach egal., es würde schon schief gehen. "Also, ich komme aus Mogontiacum in Germanien. Man ruft mich Sontje oder auch Duccia Vera. Ich habe in der Reisegruppe hin und wieder mal auf Rufus mit aufgepasst, als oder wenn seine Eltern beschäftigt weren. Da der Junge ziemlich nett ist, dachte ich, ich könnte mich als sein künftiges Kindermädchen vorstellen. Ich weiss außerdem und nebenbei sehr viel über Pferde und ihre Krankheiten, wenn ihr einen Pferdepfleger braucht." Tief durchatmend holte Sontje nach dieser kleinen Rede tief Luft und lächelte tapfer weiter.