Beiträge von Duccia Vera

    Mit freudig strahlenden Augen sah sie Glabrio an und hörte ihm aufmerksam zu. Er hatte sich in sie verliebt! Seine Worte lösten ein erneutes Auffliegen der flatternden Schmetterlinge in ihrem Magen aus. "Ich habe mich auch in dich verliebt!" erwiderte Sontje lächelnd und streichelte mit den Fingerkuppen über seinen Nacken. Der Glanz und das Strahlen in ihren Augen verschwand mit jedem Wort ein wenig mehr. Er musste los.. er musste verreisen! Und dann auch noch in den Osten! "Antworten auf welche Art von Fragen? Frage mich doch! Ich kann dir helfen diese zu lösen!" entgegnete sie protestierend.


    Glabrio erklärte sich nicht weiter und forderte von ihr ohne ihn weiterzuleben "Oh Glabrio!" flüsterte Sontje. Er küsste sie abermals und nahm sie in seine starken Arme auf. Der dicke Kloß im Hals machte sich in Sontjes Kehle breit. Ihre Lippen zitterten, es kullerten die ersten Tränen über ihre Wangen. Oh, wenn sie doch früher Bescheid gewusst hätte über seine künftigen Pläne! Dann hätte sie sich vielleicht nicht so rasch verliebt und ihn zappeln lassen können, bevor sie ihm ihre Gefühle zugab. Aber jetzt war es zu spät mit 'hätte' und 'können'.


    "Glabrio!" Langsam löste sie ihre Finger von seinem Nacken und streichelte den Wurzelholz-Fisch. Eng an ihn gekuschelt blieb sie bei ihm stehen und suchte seinen Blick. "Ich werde deinen Wunsch erfüllen... mein Liebster!" versprach sie und versuchte unter Tränen zu lächeln. "Alle Zeit der Welt... wenn es sein soll werden wir uns wieder finden! Ich werde dich vermissen... ich verzeihe dir!" Ganz langsam bewegte sie ihren Kopf zu seinem hin und küsste ihn zärtlich auf die Lippen. Der eine oder andere Schluchzer unterbrach den Kuss, der am besten ganz lange dauern sollte.. oder noch besser wäre es wenn die Zeit stehen blieb!

    Mit einem leeren Korb, der über ihrem linken Arm hing, stand Sontje vor der Tür und klopfte entschlossen und hörbar an das Holz. Ob jemand daheim war? Irgendjemand musste ganz dringend die reifen Kirschen von dem wunderbaren Kirschbaum im Hintergarten abpflücken. Es wäre zu schade, wenn die Kirschen nur von den Amseln und krähen und Elstern verspeist werden würden. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßte sie die hagere Gestalt, die da die Tür öffnete. "Salve, bist du Valentina? Ich bin Sontje von den Ducciern und möchte dich fragen, ob ich deine reifen Kirschen abpflücken darf? Es dauert nicht lange und eine Leiter brauche ich nicht. Mein Hocker wird mir auf den Baum helfen." Sie deutete auf den Hocker, den sie den ganzen Weg von der Casa Duccia mitgeschleppt hatte und erwartete eine hoffentlich positive Antwort. "Ich dachte, ich könnte dir helfen, falls du vorhattest den Baum leerzupflücken."

    Es dauerte für Sontjes Wahrnehmung ziemlich lange... aber irgendwann war Phelan bei ihr und sie hielt sich an ihm fest. Hustend und weinend lehnte sie sich an ihn an, versuchte über den Husten Herr zu werden. Ihre Wangen war noch röter als üblich, da sie verzweifelt nach Luft schnappte. Die von den Tränen zerlaufende Schminke verunstaltete ihr Gesicht und legte die Sommersprossen auf dem Nasenrücken wieder frei. "Ca... Ca.. seel....la" brachte sie zwischen mehreren Hustern hervor. "Er.. er weiss... dass ich.. was... ich.. gesagt.. habe... über.. den Friedhof..." fügte sie weinend hinzu. Nach diesen Wörtern verlor Sontje plötzlich den vertrauten Halt ihres Bruders.


    Phelan war aufgesprungen und schrie wild herum. Eine weitere Stimme versuchte ihn zu beruhigen. Sontje kannte diese Stimme und wunderte sich einmal mehr, was er gerade jetzt hier in diesen schrecklichen Momenten auf dem Tempelvorplatz machte. "Phe.. lan.. er.. wird... wachen.. im... merzu.. über.. mich." Immer noch hustend und weinend und auf dem heiligen Boden sitzend, versuchte die junge Frau die bloße Haut zu verdecken und ihr offenes Oberteil mit zitternden Händen zusammenzuhalten. Ihr war übel.. sie wollte sich zu gerne übergeben, doch sie konnte es nicht tun. Das hier war der Tempelvorplatz und nicht irgendein Platz!


    Die Zähne zwischen den Hustern zusammenbeissend sah sie schminke- und tränenverschmiert zu Phelan auf. Mehrere Gänsehautschauer durchfuhren Sontjes Körper. "Zerzau... ste Haare.. wie du gekleidet.. berührt... geflüstert... bedroht... gestoßen.." Die Lunge schmerzte wegen dem anhaltenden Husten. Sie hustete mehrmals und würgte zähflüssigen gelblichen Schleim aus dem Hals über die Lippen. Sontje stöhnte beschämt auf und war erleichtert, dass der Kloß draußen war. Von nun würde es weniger Huster geben, tatsächlich konnte sie nun einfacher atmen und atmete leichter ein und aus. "Wo.. ist.. Drago.. num?"


    Cassella zog sich noch im Laufen die hinderliche Priesterkleidung vom Körper und warf sie zur Seite. Er hörte die schweren Schritte seines Verfolgers. An einer Ecke angekommen riskierte er es einen Moment stehenzubleiben und sah sich nach Dragonum um. "Wenn du nicht zurückkehrst, wirst du tot sein. Willige Leute befinden sich überall. Viele Ohren lauschen in der Castra." schrie er diesem entgegen. "Der Friedhof ist meins!" Der Soldat kam immer näher. Abfällig lachend verschwand Cassella um die Ecke. Er riss eine Tür auf, bahnte sich einen Weg durch das Haus und verschwand im Hinterhof, um über die angrenzende Mauer zu klettern. An einem Bretterverschlag angekommen tauchte er in die Katakomben der Stadt ein.

    Er erzählte nicht viel.. die Momente, in denen er mit ihr sprach dauerten für Sontje ziemlich lang. So ihr Eindruck. Nein, er erzählte nicht... er drohte ihr! Nämlich zu schweigen über den unheimlichen Friedhof. Sonst würde sie einen herben Verlust erleiden, der sie schwer treffen würde. Er würde sie von nun an überwachen... auf Schritt und Tritt. Je nachdem wie sie sich verhielt und mit wem sie sprach. Cassella würde in ihrer Nähe sein und sie müsse darauf gefasst sein, daß er einmal eingreifen würde.


    Immer noch hielt er ihre Hand auf den Mund gepresst und sah wie die Nasenflügel bebten. Er sah in ihre Augen, die vor Angst geweitet waren und spürte den hektischen Atem, der immer kürzer und vor allem hektischer wurde. Langsam wanderte seine Hand über Sontjes feste Brüste und die schlanke Taille hinunter. Mit einem fiesen Grinsen im Gesicht löste er den Gürtel mit der Bronze-Schliesse und stiess sein Opfer von sich. Bevor Sontje aber sich ihm entwinden konnte, packte er sie am Schleier und zerstörte die aufgesteckten Zöpfe. Ein weiterer Schubser beförderte die junge Frau zurück ins Dämmerlicht, während er sich leise pfeifend auf den Weg machte.


    Beinahe fiel sie zu Boden auf die Knie, aber sie konnte sich noch fangen. Hustend sprach sie den Namen ihres Bruders aus. "Phelan...." Die bronzenen Nadeln fielen in den Staub, während Sontje versuchte über den quälenden Husten die Herrin zu werden. Die Tränen, die ihre schöne Schminke zerstören würden, waren kurz davor die Augen Sontjes zu verlassen. "Phelan...." rief sie mit klagendem Klang aus.

    "Ahaaa... so heisst er also... aber, Phelan, was ist ein Augur? Wieso ist es so wichtig?"


    Sie lachte und schüttelte den Kopf. "Nein... du verstehst das falsch. Arbjon sollte MIR ein Päckchen schicken. Ich habe ihm auf einer der beiden Hochzeiten von meinem Husten und Mutters Sorge erzählt und er meinte, dass er ein Mittel dagegen kenne. Ich habe ihn gebeten, mir etwas davon aus Rom zu uns zu schicken. Ich bin gespannt, ob es wirkt. und ich tanzte nicht nur mit Glabrio. Arbjon hat mich auch zum Tanz aufgefordert. Je schneller der Takt desto mehr hatte ich beim Tanzen Probleme." erzählte sie plappernd von den Momenten, an die sie sich gut erinnerte. Sie schlug ihm eine Idee vor. "Hmja.. du könntest ein paar alltägliche Kleidungsstücke von zu Hause im Tempel lagern und dich vor dem Heimgehen umziehen. Dann vergisst du nicht wie es ist farbige szu tragen.." zog sie Phelan neckend auf. Sie erschnupperte einen leckeren Geruch, welchen ihren Magen zum knurren brachte. "Gibts da vorne Linseneintopf? Reck dich doch mal kurz. Oder gibts Würste?"

    "Du hast was?" Sontje glaubte zuerst sich verhört zu haben. Phelan hatte die Karriere zurückgestellt? "Ganz ehrlich?" fragte sie nach, blickte ihn skeptisch an. Andererseits war die Nachricht toll.. es bedeutete noch mehr Zeit mit Phelan verbringen können! "Ich freue mich, dich baldigst viel öfters sehen zu dürfen." gab sie ihrer Freude Ausdruck.


    "Wer war denn dein Lehrer? Siehst du.. ich weiss fast gar nichts von deiner Ausbildung. Aber Arbjon besuchen? Das würde ich sehr gerne sogar machen. Mir fällt ein, dass er mir kein Päckchen geschickt hat. Komisch... hoffentlich ist ihm nichts dazwischen gekommen." Schwesterlich besorgt schauend streichelte sie Phelans Handrücken. "Sei nicht sauer. Olaf hatte bestimmt einen schlechten Tag, an manchen Tagen ist im Stall viel los, da gibts kaum Ruhe." Sie sah zum Stand zurück, an dem sie eben noch gewesen waren. "Sagen wir mal... wenn der Krug auf dem Heimweg immer noch auf dem Standtisch steht, nehmen wir ihn mit heim. Er könnte als Krug außerdem abschreckend auf die stechenden Plagegeister wirken. Der Händler hatte noch einen Krug mit Bildern..." Sontje schlenderte gemütlich an den Ständen vorbei. "Passen dir der neue Mantel und die Schuhe gut? Ich könnte mich auch mal wieder verkleiden."

    "Gutgut.. ist ja gut." murmelte Sontje beschwichtigend und war erleichtert, dass sie den Weihrauch in ein weiteres Tuch eingewickelt hatte. Deshalb beugte sie sich auch nicht danach, dem Sacerdos zu heifen "Ich geh schon weiter... geh bei den Göttern." Sie winkte dem Priester hinterher und sah sich einmal mehr suchend nach ihrem Bruder um.


    Dort hinten irgendwo musste er sein und gerade dort, wo die Sonne nicht mehr schien. "Nun gut.. er wird mich sicher schon von Ferne erkennen." Langsam ging sie auf die Ecke zu, bemühte sich so zielgerichtet zu gehen, als wüsste sie, wo sie lang musste. Ein, zweimal noch fragte sie dennoch ein paar den Tempeln entströmenden Menschen nach ihrem Bruder.


    Am Ziel tummelten sich ein paar wichtig-weiss tragende Gestalten. Darunter der zwielichtige Cassella, der sich dieselbe Kleidung von wem anders besorgt hatte. Das Opfer lag unter einem umgekippten Steinhaufen begraben. "Heilsa Phelan..." begrüßte sie die Gestalt im schwummerigen Schatten und sagte nichts mehr. Dank einer auf ihrem Mund gepressten Hand, dessen Besitzer sie in die nächst dunkleren Schatten zwang.

    "Ach so ist das mit Eila.. Vieleicht besuche ich sie auch einmal. Aber ob ihr mein Auftauchen recht sein wird? Weißt du, ich hatte zuerst meinen Spaß in der Taberna und der ist schnell verflogen. Die Arbeit ist anstrengender als ich gedacht hatte. Und so wie du dein Priesteramt durchführst hast du offenbar ebenfalls Spass an deiner Arbeit. Wag es bloß nicht dein Schwesterherz unter alledem zu vergessen!"


    Sie grinste und verzog im nächsten Moment das Gesicht. "Phelan.. wir haben und hatten gerade bei uns daheim in der Casa zwei große Hochzeiten. Bist du überhaupt nicht gesättigt von den neuen Eindrücken und den vielen unbekannten Leuten?? Vala besuchen? Während deiner neuen Bildung? In Rom? Hm.. des wäre nett." Ein kleines bisschen war sie doch neugierig auf den Koloß Rom. "Was machen wir dann mit Olaf? Der wird sich wundern wo wir stecken und seine Box auseinandernehmen, um uns zu suchen."


    Sie lachte. "In Ordnung.. dann nehmen wir auf den Rückweg den gelb-schwarz gestreiften Krug mit, ja?" Und das Schmuckstück vielleicht auch, dachte Sontje bei sich. Vieleicht kann man eas in zwei Hälften teilen - die eine Hälfte kriegt Glabrio und die andere Hälfte trage ich. Sontje wusste noch nicht, dass ihr Abenteuer 'nur' ein Abenteuer bleiben würde, welches sich auf einer der beiden erwähnten Hochzeiten und im heimischen Bad abgespielt hatte.

    "Schön, dass du ihn kennst! Du findest ihn sehr jung? Sehr jung? Er und ich sind 'schon' zwanzig Lenze alt." echotete Sontje erstaunt. "Duccia Vera heisse ich." Sie lief unter der zarten Schminke rot an. "Äh.. naja.. mhm.. nunja.. ich muss gestehen, dass ich bis zuletzt auch nicht sehr viel für die Tempel und Religion und die Götter übrig hatte, weil ich deswegen meinen Bruder bei uns daheim kaum mehr antreffe. Ich weiss gar nicht mehr, wann wir zuletzt gemeinsam unterwegs waren. Aber nun gut... damit muss ich mich abfinden und übe mich darin. Also im 'Abfinden' meine ich! Und bringe dazu knisternden Weihrauch mit. Hier ist er.. den Beutel könnte ihr übrigens auch annehmen." Sie kramte den passend zum Kleid blau gefärbten Lederbeutel hervor und hielt ihm den Sacerdos entgegen. Sie sah sich um. "Es gibt Sanierungsarbeiten zu erledigen? Wo denn? Sieht es so schlimm aus? Ich kann leider nichts tun außer spenden.." Wie armselig von ihr, die doch einer gut situierten Familie angehörte.. Vielleicht sollte sie ihr übriges Taschengeld des Tages zum Weihrauch dazulegen! Ihr kam etwas in den Sinn. "Ich könnte Haarschnitte für alle Priester anbieten dessen Erlös ich für stabiles Holz oder neue Steine spenden könnte."

    Ein um viele Jahre älterer Mann kam auf sie zu und trug wichtig-weisse Kleidung. Na.. der musste jetzt aber wissen nach wem sie fragte. "Ich suche meinen Bruder, den Priester. Sein Name ist Decimus Duccius Verus." Diesmal setzte sie die Verwandtschaftsverhältnisse vorne dran. Vielleicht half dies weiter? Oder liess ihn sein Gedächtnis gerade im Stich? Sicherheitshalber lächelte Sontje. "Ich bin seine Schwester. Wenn er gerade zu beschäftigt sein sollte.. ich möchte 10 Mal Weihrauch loswerden.. oder besser noch für eure Arbeit spenden. Die Tempel und unsere Götter haben sicherlich Bedarf?" den Aspekt des Zwilling-seins liess sie mal weg.. es war mit Sicherheit klar erkennbar, dass sie das weibliche Pendant zu Phelan war. Oder hatte er schlechte Augen wie ein hungriger Wolf?

    "Taberna Zum gerupften Huhn" (Mantua)


    "Taverne zum goldenen Hahn"? (Confluentes)


    Hab ich einen Trend verpasst? :D


    [SIZE=7]Wir, Duccier, sollten unsere Taverna in Mogontiacum auch umbenennen.. wie wärs mit "Zur versilberten Gans?" [/SIZE]

    Callistas Rat zum Gesicht schminken hatte sie genauestens befolgt, wobei sie aber ziemlich oft vor dem Spiegel und am Schminktisch sitzend hatte üben müssen, bis ihr Sommersprossen gesprenkeltes Gesicht hübsch geschminkt aussah ohne angemalt zu wirken. Die ägyptische Schminke war wunderbar. Es war Sontje möglich ihr typisches Mienenspiel zu zeigen, ohne dass in ihr das Gefühl aufkam eine Maske auf dem Gesicht zu tragen. Dazu trug sie einen kräftig blauen Rock aus Wolle und eine Tunika aus feinem Leinen mit brettchengewebten Verzierungen. Das Schleiertuch aus feinster Wolle wurde von ihrer Frisur mit aufgesteckten Zöpfen mit 16 Nadeln aus Bronze gehalten. Um die Taille wand sich ein breiter Gürtel mit einem Gürtelblech aus Bronze.


    Nun.. warum war sie eigentlich hier? Um ihren Bruder im Tempel zu besuchen? oder eher seinen Arbeitsplatz in aller Ruhe zu besichtigen? Hm.. das wohl auch, aber auch um den unerbittlich krümelnden Weihrauch loszuwerden, den sie einer bettelnden Frau mit Säugling vor wenigen Tagen abgekauft hatte. Vielleicht wusste Phelan was sie oder er noch damit anstellen konnte? Sontje war auf dem Weg zum Tempelvorplatz jedenfalls keine passende Idee eingefallen. Vielleicht sollte sie ganz schlicht den verstorbenen Familienangehörigen ihrerseits gedenken?


    Für Sontje war es unüblich um diese Zeit rund um die Abenddämmerung unterwegs zu sein. Der Tabernaüberfall hatte sie gewaltig erschreckt und ins duccische Haus verbannt. Die Mauern der Casa aber erschienen ihr irgendwann zu eng und sie musste raus. Was sollte sie gegen Hummeln im Hintern machen? Oder gegen das Gefühl ankommen draußen irgendetwas zu verpassen? Auf jeden Fall würde sie das gemeinsame Abendessen mit den übrigen Ducciern verpassen. Alleine und in Ruhe zu Abend zu essen war doch auch mal ganz schön, oder nicht? Lando hatte immer noch nicht mit ihr gesprochen, auch Witjon nicht. Nur Phelan allein wusste wie es ihr seit dem Überfall ging. Selbst Ihr Retter Dragonum war nicht mehr in der Casa Duccia vorstellig geworden. Waren die ausbleibenden Gespräche schlechte oder gute Zeichen? Auf Dauer inmitten unausgesprochener Worte zu schweben war überhaupt nicht angenehm.


    Auf den Vorplatz tretend sah sie sich neugierig nach der Gestalt ihres Bruders um. "Ist Decimus Duccius Verus vor Ort anzutreffen ?" fragte sie einen der in wichtig-weiss gekleideten Menschen und erhielt einen Korb. "Wunderbar.." seufzte die junge Sonne und sah den Mann mit den verwuschelten Haaren nicht, der sich in den Schatten eines Tempels verdrückte.

    Ich war jetzt fast drei Wochen absent...
    und kann nach Rückkehr keine Haarschnitte anbieten.
    Was mache ich falsch bzw.
    wo muss ich klicken zur Reaktivierung meines Barbiers?
    Gruss Sontje

    Schwesterlich schmiegte sie sich in seine Umarmung und strich die heute ausnahmsweise mal offen getragenen Haare wieder hinter die Ohren zurück. "In der Schola? Eila? Also darauf hätte ich nimmer getippt!" gab Sontje ehrlich mit erstaunter Stimme zu. "Mhm.. ich glaube Lok.. Lando wird ihr sicher schon sagen, ab wann sie zu Hause bleiben soll. Ich finde Callista tatsächlich sehr nett, sie hat viel zu erzählen aus Rom mitgebracht. darunter ist viel Neuartiges, wovon ich noch nicht mal weiss oder es gar kenne." Nein, den Spitznamen von Lando spach sie lieber nicht aus, dazu hatte sie schon zu viel angestellt, um seinen Ärger auf sich zu ziehen. Und ihr weniges Wissen von dem Drumherum der Welt. Was konnte sie dafür? Ihre eigene Welt bestand aus der Casa Duccia und der Stadt Mogontiacum. Selbst bei Mutter Ferun war ihr Interesse für 'draußen' nicht sehr groß gewesen bis sie sich zur Reise hierher aufgemacht hatte. "Du warst nicht daheim. Hm.. ich weiß nicht mehr so genau, wie das zerdeppern überhaupt passieren konnte. Ich glaube, ich stand wegen dem Überfall noch was neben mir und hab deshalb nicht aufgepasst. Aber Sveija und Ragin haben sich rasch um mich gekümmert... genauso lieb wie Mutter." Die Krüge waren herrlich bunt angemalt.. nur einer mit denselben Farben des Zimmerfensters war nicht dabei. Und lieber nicht diesen schönen Anhänger für Glabrio auswählen denn sie hatten noch nicht alle Stände 'abgebummelt'. "Komm... schaun wir weiter herum. Ich suche einen Wasserkrug und ein schönes Schmuckstück und was suchst du?" fragte sie Phelan.

    Ein Vormittag ganz allein mit ihrem Bruder. Und außerhalb der Villa Duccia. Das war etwas, wonach sie sich in letzter Zeit am meisten gesehnt hatte und am heutigen Tag mit einem amüsanten Ausflug zum Markt erfüllt bekam. "Oh.. was fragst du? Ich verstehe mich mit allen Frauen ganz gut. Wobei Eila diejenige ist, die ich am wenigsten zu Gesicht bekomme. Ich weiß immer noch nicht, wo sie arbeitet und was sie macht. Hast du es schon mitbekommen? Callista lernt unsere Sprache recht fix und sie mag Kirschen ebenso gerne wie ich!" erklärte Sontje gut gelaunt und winkte ihren Bruder und Priester zu einem Stand rüber, der verlockende Angebote in Form von bunt angemalter Keramikware darbot. "Guck mal.. was für schöne Töpferwaren. Ich muss unbedingt einen neuen Wasserkrug für unser Zimmer finden, denn den letzten hab ich blöderweise zerdeppert." Hatte er denn von ihrer kleinen Blumenstrauß-Fahne erfahren? Am besten gar nicht mehr sich daran errinnern, dieser kleine Ausrutscher war einfach zu peinlich für die junge Sonne. Oh.. und dann hatte sie noch etwas wichtiges bloß nicht zu vergessendes im Kopf, nämlich ihre Liebe zu einem jungen Römer namens Glabrio! Sie sollte ihm unbedingt etwas schönes kaufen woran er sich während seinem Dienst erfreuen konnte. Der Sonnenblumen-Kettenanhänger wäre ideal oder zu banal? Trug Glabrio überhaupt ein Lederband oder eine Halskette?

    Mein Wünschlein ist zwar klein, doch gut gemeint, fürwahr!
    Du mögest glücklich sein in Deinem neuen Lebensjahr!
    Alle guten Wünsche für Dich wünscht Duccia Vera aka Sontje

    Hach.. war das herrlich wieder in Glabrios starken Armen zu liegen und den Geschmack seiner süßen Lippen auf ihren Lippen zu schmecken. Verliebt bis über beide Ohren sah Sontje ihn strahlend an. "Was für eine Überraschung!! Ich freue mich so!!" sprach sie verliebt und wurde durch Callistas entsetzten Stimmenklang unsanft in die Realität katapultiert. Die Tür öffnete sich noch einmal. Witjon oplatzte herein.. auch das noch!!! Allmählich wurde sie sich ihrer nassen Hemdchen bewusst.


    "Aber wieso denn...? Das ist mein Glabrio!" Fest umgriff sie seine Hand und blieb standhaft bei ihm stehen. "Wir haben uns auf der Hochzeit kennengelernt!" War das auf Callistas oder Elfledas Hochzeit gewesen? Egal! Es galt hier etwas zu erklären. "Dann verloren wir uns seltsamerweise aus den Augen und kommen gerade wieder zusammen. ich meine, das ist doch toll, dass er zurück ist! Oder findet ihr das nicht toll?!" Sontje bemühte sich alles in Lateinischer Sprache zu erklären! Vielleicht hatte sie das eine oder andere Wort im Satzbau oder in Grammatik falsch zusammengesetzt oder ausgesprochen und die anderen nahmen es daher in anderer Bedeutung oder Zusammenhang auf. "Glabrio kann nichts dafür.. und ich auch nicht! Wir mögen uns!" Die junge Duccierin meinte das zufällige Zusammentreffen an diesem heiklen Ort beziehungsweise den Pfeil im Herzen.

    Witjon kam dazu und dann offenbar auch noch von der Arbeit. Eine wunderbare Laune hatte Witjon da mitgebracht. "Ich bin schon weg! Komm Ragin.. komm Amala..." Sontje flüchtete ein paar Treppenstufen hinauf. Nur um sich dann hinter dem Treppengeländer zu versteckenl Zwischen den Streben beobachtete sie das Geplauder an der Tür und zog sich endgültig ins Zimmer der Zwillinge zurück, als nichts mehr zu passieren schien. Auf den Schrecken konnte sie jetzt ein Schläfchen vertragen. Die Ankunft Eilas bekam sie nicht mehr mit.

    "Och.. ich weiss nicht was die Hebamme noch hätte sagen sollen, wenn sie eine Schwangerschaft allein durch ihre Untersuchungen feststellen kann..." plapperte Sontje und schlug sich die Hand vor den Mund. "Deine schönen Kleider! Die musst du allesamt umnähen! Ich meine wegen deinem anwachsenden Bauchumfang!!!" Das war eine seltsame Erkenntnis für Sontje. Wie sollte man da bloß eine ruhige Kugel schieben.. äh tragen?!? "Wenn in deiner Familie schon öfters Zwillingegeburten gab, dann kriegst du sicher auch Zwillinge.. und musst dir um die Namenswahl keine Sorgen machen:: jedenfalls schon dann nicht wenn es ein Junge UND ein Mädchen werden: Die Ägypterin hat für ihre Kinder schöne Namen gefunden. Schade, dass sie schon wieder weg ist." Sontje holte tief Luft und grinste schief in die Runde.. sie hatte schon wieder ihr Mundwerk nicht bezähmen können. Hoffentlich hatte sie nichts beschämendes gesagt! Egal!!! Ungezwungen lächelnd schob sie Elfleda und auch Callista die übrig gebliebenen süßen Trauben zu. "Sag mir ruhig Bescheid, wenn du eine helfende Hand brauchst." meinte sie noch zu Elfleda und stupste Callista an, um mit ihr auf die noch ungeborenen Neuzugänge anzustoßen.