Beiträge von Duccia Vera

    Da war ein Gesicht. Die junge Frau keuchte auf und wich mit dem Oberkörper so weit es ging Richtung Wand zurück. Sie war einfach zu geschockt, um Phelans Gesicht bewusst einordnen zu können. Erst ihr Bruder ihre Stirn streichelte und Sontje den vertrauten Duft durch die Nähe aufspüren konnte, erkannte sie nach erneutem Blinzeln, wer da vor ihr saß. Sie nickte, immer noch gedanken verloren, sah Phelan aber nicht direkt an. Die Hand beließ sie wie versteinert an ihrem Platz unter der Decke.


    Sontje fühlte sich gar nicht gut.. überhaupt nicht gut. Phelans Worte drangen zwar halbwegs zu ihr durch, dennoch konnte sie die beruhigend gemeinten Ansätze nicht verstehen. Die Tränen flossen schneller. Sontje schniefte, den Blick hielt sie auf die Bettkante gerichtet. Ihre Hände umfassten den Deckenrand und sie versuchte tiefer einzuatmen, um sich zu beruhigen - aber dazu war es bereits zu spät. Die Bilder vom Überfall waren wieder da und sie würden auch so schnell nicht weggehen, dass wusste sie. Den Geruch des Geiselnehmers würde sie nicht mehr vergessen. Sontje blinzelte, sah weg von der Bettkante und zu Boden, biss sich unbewusst fest auf die Unterlippe. Das durfte niemals wieder passieren. Nie. Die Panik beim Gedanken an den Überfall kroch schon wieder eiskalt den Nacken hinunter, sie zitterte weiterhin "Nein... nein... nein..." murmelte sie ganz leise, ballte eine Hand zur Faust und ignorierte die Tränen die in Strömen über ihr Gesicht flossen.

    "He.." muckte Sontje über Ragins Piekser auf. "Achso.. das stimmt, du hast recht, dann wäre keiner der hiesigen jetzt mit am Tisch." flüsterte sie zurück und zwang sich zu einem Lächeln. Sie sollte nicht traurig sein.. sie sollte sich eher für Silko freuen und ihm das Weggehen gönnen. Spontan stand sie auf, umarmte den Nubier von hinten mit einem festen Drückser und quetschte sich neben Arbjon. " Soldaten und Befehle. Ich werde dich vermissen. Du musst mir unbedingt schreiben. Und vergiss nicht die Medizin mitzuschicken.. die anderen wissen immer noch nichts... bitte!" Verhalten deutete Sontje auf den Brustkorb und schenkte sich noch einmal Milch in den Becher, dessen Inhalt sie erneut mit Honig versüßte.

    "Einmal hinschauen und sagen können nicht geplatzt? Willst du mich auf die Folter spannen?" empörte sich Sontje wegen angeblich schlafenden Lando und dem schweigsamen Leif. Aber Lando schien schon wieder eingeschlafen zu sein. "Och Mensch.. ich hasse warten bis etwas passiert." Sontje murmelte zudem etwas unverständliches und zog die Pferdedecke für sich und Ragin höher bis über die Knie.


    Ragins Argument mit dem Krankwerden überzeugte Sontje dann doch wegen dem Gedanken im Kopf nicht so wie die arme Dagny zu enden. "Nicht erinnern können? Hm, ich hätte schon gerne Mutters Gesicht gesehen, als sie erlebte, dass zwei Babys aus ihrem Bauch kamen. Na gut, gehen wir eben in die Küche..." Sie erhob sich, schnappte die angewärmte Decke als Erste und legte sie Ragin um. Sontje verliess die Box mit einem großen Bogen um Lando herum, suchte und fand für sich eine weitere Decke. Etwas weiter weg von der Box, flüsterte Sontje Ragin folgendes ins Ohr. "Wir könnten doch per Leiter zu Leifs Kammer hoch, oder? Er hat bestimmt ein Loch für jede Box in den Boden gebohrt, um die Stuten zu überwachen."

    Sie war froh über Ragins plötzlichen Einfall, die Pferdedecke über die Füße zu stecken und tat ihre eigenen Füße mit drunter, "Ochnee, Lando., wer hat dich denn auifgeweckt?" fragte sie den duccischen Kopf der Familie und schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht geck.. ich bleibe hier! Sag was du willst, aber diese doppelte Geburt will ich nimmer verpassen, wenn ich schon meine eigene selber erlebt habe, mich aber nicht daran erinnern kann..." protestierte sie, verschränkte die Arme und streckte Leif die Zunge raus, weil sie vergessen hatte, leise zu sprechen. Sie sah zu Lando und entdeckte, dass dieser schon wieder eingeschlafen war. "Oh Mann, den Atem hätte ich mir sparen können.." maulte Sontje und konzentrierte sich auf die Anwesenheits Ragins und auf die Stute. "Hast du schon Fohlengeburten erlebt oder ist das deine erste?"

    Stillschweigend erwiderte sie seinen Blick und musste zum Schluss doch noch kichern. Das Kichern war nicht böse gemeint, es war einfach ungewöhnlich, dass sie einen so langen intensiven Blick erwiderte, der weder von ihrem Bruder noch von der Familie stammte. "Fürchte dich nicht.. es ist vom Fleck her ganz einfach. Schau her und mach mich nach!"


    Langsam hob sie seine Arme an, streckte sie seitwärts aus und machte es ihm nach, dann begann sie mit den Fingern zum Takt der Musik zu schnipsen, seitwärts ein paar Schritte nach rechts zu tanzen, wobei er nach links tanzen sollte, dann wieder zurück. "Jetzt drei Schritt nach rechts.. zurück.. und drei Schritt nach links. Ich komme dir entgegen.. so Arme runter und jetzt zurück in die Mitte.. Taille an Taille tanzen.. drei Drehungen im Kreis nach links.. nach Drehungen rechts.. und wieder Arme hoch und drei Schritt jeweils seitwärts tanzen." erklärte sie leise flüsternd, bemühte sich den bannenden Blick in seine Augen nicht zu unterbrechen. Sontje umfasste beidhändig seine Taille, liess sich von ihm halten und im Kreise drehen.


    Es war wunderschön! Sie hatte ebenfalls die beiden nassen Männer namens Vala und Ragin vergessen und genoß den Tanz. Hin und wieder war kein Platz zum Arme ausstrecken, dafür legte sie ihre Arme hoch auf seine Schultern. Was geschah hier gerade mit ihr? Sontje konnte nicht aufhören zu lächeln und überliess asbald Glabrio die Führung auf dem Tanzboden.

    Es war nicht nur Silko allein der sie und die Duccier verlassen wollte, sondern auch Arbjon. Ihr erschrockener Blick wanderte schnell zu dem Soldaten rüber, welchen sie traurig anblickte. Sontje hatte es mit diesen zwei Ankündigungen abrupt den Appetit verschlagen. Mit auf dem Tisch aufgesetzten Ellenbogen stützte sie den eigenen Blondschopf ab. Traurig nippte sie an der Milch und blickte auf die liegenden Stückchen Brot nieder. "Och Mensch.." flüsterte sie leise und konnte sich ein, zwei Tränen nicht verkneifen, die sie hastig vom Gesicht wischte.

    "Klar ist das kalt!" erwiderte Sontje kicherte und lachte noch mehr, als er ein bestimmtes frierendes Körperteil erwähnte. "Oh Mann, Männer!! Ihr habt vielleicht Sorgen!" lachte sie den jungen Mann aus und wich scheinbar verängstigt vor Ragin zurück. "Mach doch.. mach doch.. wenn du kannst." führte sie sich gut amüsierend die Neckerei über die pudelnassen Männer weiter. Vala hatte es nun auch aus dem Trog geschafft, der ehemals schniek aussehende Mann fluchte. Sontje hielt sich die Ohren zu, schüttelte den Kopf. "Aber nicht doch.. das Fluchen bringt Unglück.. dies ist eine Hochzeit, Vala! Keine Taberna!" ermahnte sie ihn mit erhobenen Finger und erreichte endlich Glabrio. Zwinkernd reichte sie ihm ihre Hand entgegen. "Komm, Glabrio, du darfst mit mir tanzen, diese Herren sind nass geworden..." Sie näherte sich dem Römer und kam ihm dabei ganz ganz nahe.

    "Nein nein.. du bist nicht zu spät. Ich bin genauso aufgeregt wie du!" erwiderte sie auf Ragins Frage und Worte. Sontje lobte Pepino, auch Ragin aus seinem Bett geholt zu haben. Immer noch hockte sie hin und wieder aufhustend beim Kopf der liegenden Stute, streichelte die weiche Mähne. Leif ermahnte sie leise zu sprechen udn befahl sie von der Stute weg.


    Seufzend erhob sich Sontje und hockte sich etwas weiter weg von kerrin aufs Stroh. "Ich brauche nichts warmes zum Anziehen... mir ist warm genug vor Aufregung! Hier liegen genug Pferdedecken rum." protestierte Sontje mit leiser Stimme. "Met zum Aufwärmen trinken? Ach, Leif, nach dem Trinken schlafe ich bestimmt wieder ein und verpasse die Geburt der Fohlen!" mutmaßte Sontje kopfschüttelnd.

    "Ich kann dir nicht versprechen, ob es noch einmal eine Gelegenheit geben wird Silko in weiss zu sehen." flüsterte sie verschmitzt in Ragins Ohr hinein. Sontje nahm die Kiste entgegen, bedankte sich mit einem Blick und öffnete sie, um sogleich die innenliegenden Dinge zu bestaunen. "Oh.. so viel? Mensch, Ragin! Danke schön!" Sie knuffte den jungen Mann in die Rippen, schloß die Kiste und setzte sie auf ihrem Schoß ab.


    Die bisher fehlenden Duccier trudelten endlich ein. "heilsa.. heisa.. heisa..." begrüßte Sontje sie, lächelte Elfleda an. Nach dem vor dem Essen üblichen Gebet konnten sie nun zugreifen. Sontje griff nach etwas Brot und schmierte Honig drauf. Diese Schnitte paste zur heissen Milch! genäßlich biss sie hinein, überliess es Albin valas Frage zu beantworten. Silko hielt eine kleine Rede. Was wollte er tun? "Oh.." brachte Sontje überrascht übver die Lippen und schluckte. "Aber.. aber unser Ragin war doch gerade erst unten.. warum bist du nicht mit ihm mitgegangen?" fragte sie leise, blickte die versammelte Runde betroffen an. Ihr Blick verweilte bei Arbjon und landete zuletzt bei Phelan.

    Sontje wusste, dass Abends fast immer zusammen gegessen wurde und das dann fast alle da sein würden. Ob es diesmal auch so sein würde? Nach den Hochzeiten war sie wieder wie immer in der Taverne arbeiten gegangen und hatte begonnen nach fast jedem anstrengenden Arbeitstag ein heißes Bad zu nehmen. Das tat schlichtweg gut... Ein nasses Laken auf den Schultern, welches die Tropfen ihrer noch nassen Haare auffangen sollte, betrat sie die Küche und setzte sich auf den Platz, der dem Küchenfeuer am nächsten war. So würden ihre Haare schnell trocknen. "Heilsa zusammen." begrüßte sie die Anwesenden. "Sag mal, Ragin, was ist denn mit dem Geschenk, dass du mir von deiner weiten Reise mitgebracht hast?! Ich habe nichts bekommen. Hast du es auf unserem Zimmer versteckt oder woanders zum Suchen abgelegt??" Margas mahnenden Blicken zum Trotz goß sie sich was zu Trinken ein... warme Milch mit Honig. Mit Bedacht nippte sie aus dem Becher, lauschte dem Feuer.

    Sontje nickte heftig. "Genau, machen wir es so rum. Ich bin entweder in der Casa Duccia oder in der 'Taberna Silva Nigra' zu erreichen. Außerdem kann ich Briefe lesen und zurück schreiben." Wenn die anderen Duccier wüssten, wieviele Briefe sie schon geschrieben hatte, einige selbst bezahlt, andere über die Wertkarte abgerechnet. Ein Wunder, dass ihre schreiberischen Aktivitäten kaum einem aufgefallen waren. "Ich bräuchte dann noch irgend etwas nachweisbares, woas mir bescheinigt, dass ich in eurem Auftrag ins Castellum komme. Es wäre mir zudem ganz lieb, wenn ich wüsste, wieviele Soldaten auf mich warten, dann weiss ich schon mal Bescheid, wie lange ich mit Haare schneiden und dem drum und dran brauche." plapperte sie weiter.

    Ad
    >> Duplicarius Justinianus Cupidus
    >> Ala II Numidia
    >> Confluentes
    >> Regio Germania Superior


    Lieber Cupidus,


    lange ist es her seit unserem Gespräch in der Taverna Silva Nigra. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Nacht und eine ebenso angenehme Weiterreise. Leider haben wir uns am frühen Morgen verpasst, aber ich habe dir in Gedanken gleich nach dem Aufstehen eine gute Reise gewünscht.


    In Mogontiacum selbst gibt es nichts neues, aber im Hause Duccia!


    Hradja Elfledaz al Landoz = Die Vermählung der Elfleda und des Lando. Ja, du liest richtig... Tiberius Duccius Lando hat geheiratet! Sie ist eine äußerst hübsche Frau aus einem anderen germanischen Stamm. Die Vermählung und die anschliessende Hochzeitsfeier war sehr schön. Doch es sollte nicht die einzige Hochzeit bleiben. Wenige Tage später wurde eine zweite Hochzeit gefeiert. Unser Duccius Marsus hat Prudentia Callista, eine Frau aus dem fernen Rom zur Ehefrau genommen. Die Hochzeit wurde nach germanischen auch nach römischen Riten gefeiert. Die Zeichen der Götter fielen positiv aus, die Opfergaben wurden angenommen. Beide Frauen kenne ich noch nicht so richtig, aber ich hoffe, dass demnächst ein gemeinsamer Abend unter Frauen stattfindet, während die Männer einen trinken gehen.


    Ich möchte dir erzählen, dass ich Arbjon, Sohn der Ildrun und des Evax und Bruder des Witjon, verraten habe, dass ich dich kenne. Er war sehr erstaunt und erzählte mir, dass du einer seiner Vorgesetzten warst. Außerdem scheint er deine Geschichte zu kennen. Ich weiss, ich habe dir versprochen nichts weiter darüber zu erwähnen, aber es war schön sich austauschen zu können. Wir wissen beide, was geschehen ist. Lass uns nicht länger über Verfehlungen anderer streiten, Kriege wurden aus nichtigeren Gründen begonnen und verloren. Arbjon ist bis heute immer noch der einzige der weiss, dass ich dich getroffen habe.


    In unserem Stall sind vor kurzem zwei Fohlen von einer Stute geboren worden. Noch wissen wir nicht wie die beiden heissen sollen. Die zwei Vierbeiner sind recht schwach und kriegen zusätzliche Milch zu trinken. Es ist schön zuzuschauen, wie sie im Stroh schlafen und dann lustig anzusehen wie sie auf die winizigen Beine hochzukommen versuchen.


    Ich würde mich freuen, von dir zu lesen wie es dir ergangen ist.


    Vale, deine Sontje
    (oder auch Duccia Vera genannt.)


    Sim-Off:

    Bitte Porto von der Wertkarte der Gens Duccia abziehen.

    Irgendwann waren sie in der Casa angekommen. Wie durch einen Nebel sah sie den duccischen Stammbaum an sich vorbeiziehen und spürte wie Phelan sie die Treppe hochtrug. Eine Tür wurde geöffnet und hinter ihnen geschlossen. "Ins Bett.. bitte." murmelte sie leise und fand sich asbald auf diesem wieder. Sontje zog ihre Kleidung gar nicht aus, sah lieber zu schnell unter die Bettdecke zu kommen und sich in diese einzukuscheln.


    Die versorgte Wunde schmerzte bei den wenigen Bewegungen aber die Schmerzen waren nicht störend. Zitternd versuchte sie zur Ruhe zu kommen, doch der Schock hielt sie in seinen Klauen fest. "Ich hätte gar nicht mit ihm sprechen sollen, sondern einfach meine Arbeit tun sollen." warf sie sich vor. Dicke Tränen rollten über Sontjes Wangen und nässten den Stoff des Kissen ein. "Er war genauso nett wie der andere Mann, den ich kennengelernt habe. Ich dachte, es würde ein schöner Abend werden.. und mich auf meine Belegschaft verlassen können. Diese Männer.... warum nur kamen sie?"

    "Ja.. aber richtig heisst es Sontje. Ragin hat zu viel getrunken, um es richtig auszusprechen." Ein wahres Mischmasch aus Germanisch und Latein... aber es gelang ihr mit jedem neuen Buchstaben flüssiger Latein zu sprechen als jemals im Unterricht passiert war. "Nein, ich war nicht dort. Mein Bruder Phelan war im.. Frühling in Rom." erklärte Sontje und hoffte sich nicht vertan zu haben.


    Sie horchte auf, sobald er von seinem Pferd erzählte. "Von Lando? Vieleicht kenne ich ihn. Ich habe unserem Pferdemeister Leif oftmals bei seiner Arbeit geholfen." Eher beim Leder einfetten als beim Stall ausmisten, weil letzteres für sie zu anstrengend war. Sie konnte ja noch nicht mal ein Übungsschwert hoch heben. Doch zurück zum Hier und Jetzt.


    "Lando ist Cousin.. er ist nicht mein Bruder. Ich bin nicht verwandt mit Elfleda. Sie ist vom anderen Stamm und hat anderes Blut als wir. Sie hat schöne Haare! Und Callista, sie ist Römerin, also kommt wie du aus Rom." Wobei sie wieder bei Thema Rom waren. "Warum stinkt es? Ist Rom so groß?"


    Seine Sorge um Ragin und Vala lenkte Sontje ab. Sie schaute zu den Männern. "Keine Ahnung was die auf einmal haben. Sie haben beide nach dem Singen viel getrunken. Und jetzt trinken sie noch mehr." stöhnte Sontje kopfschüttelnd. Unsicher, was sie tun sollte oder konnte, strich sie über ihr Kleid. "Vielleicht sollten sie auch nass werden..." schlug sie spontan vor und erhob sich langsam. "..so nass wie Phelan." Erstaunt über diesen kühnen Vorschlag, sah sie Glabrio an und grinste. "Nimm du den Großen, ich nehm den Kleinen. Ragin, was machst du da. Oh nein.... ich habe vorhin Wasser zum Mund ausspülen gesehen. Komm mit mir mit. Und Vala? Kannst du uns kurz entschuldigen?" Sontje packte Ragins Gürtel, schaffte es irgendwie ihr Opfer in den Wassertrog zu schubsen und wartete auf Glabrio.

    "Ach.. es geht gar nicht um Kleider? Wenn sie denn noch Geld hatte, nehme ich dies gerne an. War's das?" meinte Sontje ganz verdutzt, ignorierte die von Sveija gebrachte Mahlzeit. Im Moment hatte sie keinerlei Hunger. "Dann kann ich ja wieder gehen. Danke, ich verzichte aufs schmausen. Ich brauche ein warmes Bad." Sontje nickte der Runde zu, griff ihre abgestreiften Stiefel auf und verzog sich mit leisen Schritten aus dem Kaminzimmer.

    Phelan schlief nicht. auf der Liege.. er tat nur so, stellte Sontje amüsiert fest und liess ihren Zwillingsbruder von dannen ziehen. "Ein ganz netter Mann? Soso.. du kennst ihn also schon. Danke für die Information." Kurz darauf verabschiedete sich Ragin, um den Wurf ihres Bruders durch Valas Hände zu rächen. Er forderte Vala sogar heraus.. typisch Männergezicke. Kopfschüttelnd registrierte Sontje das Theater und erinnerte sich, dass jemand sie angesprochen hatte. Oh.. der angelächelte Mann saß unlängst neben ihr. "Heilsa.. ähm.. ich bin Sontsche.. nein, Duccia Vera." erwiderte sie in gebrochenem Latein und hoffte, dass ihr Latein diesmal besser ankam. Äh.. hatte er lateinisch oder germanisch gesprochen? Er war ein Römer! Dann musste sie doch noch ihr bisher gelerntes Latein aussprechen.


    Seine Worte über den Wurf in den Wassertrog amüsierte sie nicht mnehr so sehr wie vorhin noch aber sie machte gute Miene zum bösen Spiel. "Naja.. er wird dann hoffentlich wieder munter." Wenigstens musste sie Phelan dann nicht die Treppen zum gemeinsamen Zimmer hinaufschleppen. Sie kratzte sich hinterm Ohr. "Wie ist das Wetter in Rom? Magst du Pferde? Mein braver Hengst heisst Yggur und das heisst äh..." fragte sie als nächstes in der holprigen zungenwindenen Sprache. Hilfe, wo war das nächste Mauseloch?!?! "...das ist einer der vielen Namen von Gott Odin." Sie musste diese peinliche Situation auch noch alleine durchstehen. und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Glabro. Gut sah dieser aus! Aber das verriet noch lange nicht, was für ein Mensch er wirklich war. Sontje wagte ein verlegenes Lächeln.

    Zersauste blonde Haare, eine alte ausgewaschene Hose und ein ausgeleiertes Oberteil sowie Phelans abgetragene Stiefel "kleideten" Sontje als sie endlich ins Kaminzimmer eintrat und sogleich neben Phelan im freien Sessel Platz nahm. Ragin hatte gerade ferztig gesprochen und Eburnus Stimme erklang im Anschluss. Sie nahm sich vom Met und trank erstmal ein paar Schlucke. So den Durst löschend fragte sie sich derweil was los war und erinnerte sich, dass beide junge Männer Dagnys Namen erwähnt hatten. ""Was ist mit der Kleinen? Ich kriege ihre Kleidund?" Mit fragender Miene sah sie in die Runde, streifte die dreckverkrusteten Stiefel ab und zog die Knie dicht an die Brust heran. Na, wenn frau mit zwei Brüdern lebte, dann guckte frau sich eben deren Kleidungsstil ab.

    "Zwei volle Eimer Wasser tragen.." Sie versuchte sich das Gewicht vorzustellen, dass sie dies tragen würde. "Das ist schwer sowas..." meinte Sontje schliesslich. "...aber aus zwei vollen Wassereimern wird kein Kind draus. Man geht auf eine einsame Wiese, trifft sich mit jemandem und dann kommt man zurück und wartet darauf, dass die Übelkeit kommt und der Bauch sowie Brüste anschwellen." So ihre Vorstellung vom Schwanger werden und -sein, das man dabei aber schlecht schlafen konnte, hatte sie gar nicht daran gedacht. "Du wirst auch dann schlecht schlafen, wenn dein Kind erst einmal da ist. Das wacht jede Nacht auf und schreit nach Mutterwärme und Milch."


    Marsus war derweil dazu gekommen und schien sich ebenfalls auf Ragin und sein nicht-tanzen können oder wollen eingeschossen zu haben. "Ja, du hast recht.. ohne Erfahrung in dieser Sparte geht gar nichts." erwiderte Sontje und beantwortete seine Frage wegen und nach Arbjon. "Mir gefällt an Arbjon, dass er verwegen und gefährlich aussieht, sich unter dieser Tarnung aber ein freundlicher netter Mann verbirgt, der es versteht zu tanzen und zu unterhalten. Er weiss sehr viel und respektiert einen, er kann besorgt und fürsorglich sein, er beobachtet gut und hat Gefühle.." fiel Sontje nacheinander ein. Da war ihr aber ganz schön viel für eine erste Begegnung aufgefallen... nur leider.. leider war er Soldat! Es hätte sicherlich zwischen ihnen gefunkt, wenn sie dies nicht gewusst oder erfahren hätte.


    Sie musste spontan lachen, stupste Ragins Seite an. "Der Auftrag ist leider bereits erledigt worden. Marsus hat Uhti gefragt. Nun zeig dich mit ihr auf der Tanzfläche. Du wirst dich nicht blamieren.. vertrau dir selbst ein bisschen mehr!" spornte sie den jungen Mann an und entdeckte diesen Mann. Verfolgte er die Duccier oder wer war das nochmal gewesen? Sontje meinte Maecenas. "Witjon... guck mal, der ist wieder da." Sie machte ein besorgtes Gesicht und wünschte keinen Ärger, zumal sie Phelans Stimme hörte, der die Zeremonie begonnen hatte. Sontje schwieg und betete die Gebete für das Brautpaar mit.

    Dann sang Witjon... und schliesslich Vala. Beide Lieder quittierte sie mit begiestertem Klatschen und wunderte sich über Callistas Gefuchtel welches durch Balbus mit einer unbekannten Sprache beendet wurde. Auch dieses Lied lobte sie mit Klatschen und einem Pfiff durch gespitzte Lippen. Ragins Worte erinnerten Sontje bei wem sie gerade stand und schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin nicht krank.. ich bin es nicht gewohnt so lange und so laut zu singen. Ein kleiner Reiz zum Husten nur.." Nun in der Mitte zwischen Phelan und Ragin sitzend lauschte sie mit immer breiter werdenden Lächeln abermals seiner Stimme ."Also, das ist doch ganz einfach, dein Rätsel.. es ist etwas zum Schminken fürs Gesicht, um schöner und hübscher ausszusehen." löste sie es auf und gab Ragin einen Kuss auf die Wange. "Danke.. ich finde dein Geschenk hat etwas was zu mir passt." Bestimmt war es teuer gewesen und dann der Transport von Ägypten bis hierher. "Habe ich dir schon erzählt, dass ich unseren Silko weiß anmalen musste?! Du hättest sein Gesicht sehen sollen und.. weisst du was? Wenn ich morgen mit der Schminke auf ihn zu gehe, läuft er sicher vor mir weg, um nicht erneut angemalt zu werden." kicherte Sontje und trank den Fruchtsaft aus. Sie sah noch ein paar andere Männer herum stehen.. und wo war Arbjon eigentlich hin? Egal... er würde sicher wieder auftauchen. "Weisst du wer die beiden da sind? Die kenne ich nicht." Sontje meinte Glabrio und Maecanas. Dass Glabrio bei ihnen wohnte und ebenfalls eine Taberna führte wusste sie noch gar nicht! Beiden Männern schenkte sie ein nettes Lächeln und hoffte, dass Phelan nicht eifersüchtig werden würde. Apropos Phelan. "Holla mein Brüderchen.. schläfst du schon?" neckte sie ihren Zwillingsbruder.

    Ein Schatten beugte sich über sie. Sontje erkannte Lando, nickte stumm auf seine ruhigen Worte. "Nein.. nicht verletzt.." Sie meinte nicht die kleine Wunde, sie wusste was verletzt sein hiess. "Es geht so..." murmelte sie weiter und starrte an die Decke des Schankraumes.


    Ihr Zwilling würde kommen, da war sie sich sicher.. nur das Warten war jetzt das schlimmste. Zugleich bemühte sie sich ruhiger zu werden, doch der Schock machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Mit zitternden Händen versuchte sie ihrer trocken rasselnden Atmung Herr zu werden. Dann kam er endlich. "Phelan!" flüsterte Sontje und liess sich von ihm drücken. bis sie plötzlich wieder losgelassen wurde. Das war ihrem Bruder gar nicht ähnlich sich so über ihre Wunde aufzuregen. Sontje erhob sich aus der waagrechten in die sitzende Position und saß bald schwankend auf der Tischplatte. "Es ist schon versorgt worden."


    Phelan war nach seinem Ausbruch wieder bei ihr und nun umarmte sie ihn, um sich an ihm festzuhalten. Die ersten Tränen rollten aus den Augen, bald schüttelte der heftige Weinkrampf Sontje selbst. Sie bekam gar nicht mit wie die Soldaten die Räume verleissen und dann mit den zwei Ducciern und der Belegschaft alleine in der Taverne war. "Ich bin so müde..." kam es flüsternd über Sontjes Lippen und wanderte als Flüsterzug in Phelans Ohr hinein. Der Raubzug und das Messer an ihrem Hals hatte das duccische Küken ganz schön mitgenommen. Sie würde Phelan ungerne loslassen.. geschweige denn weiter arbeiten wollen. Jetzt einfach nur einschlafen. "Lass mich schlafen."