Beiträge von Duccia Vera

    Es tat ihm leid, dass sie sich getrennt hatten? Ihr auch... und wie! "Vernichter Karthagos?" echotete Sontje mit großen Augen. Catus war der Meinung, dass sie jemanden besseren verdient hatte. "Wer soll oder wird es denn sein?" fragte sie ihn mit dem Wissen, dass er ihr diese Frage wohl nimmer beantworten konnte. Zumal sie ja auch sich selber gesagt hatte, niemals mehr Amors Pfeil in ihr Herz zu lassen. "So hab ich das noch gar nicht gesehen, also das es ihm leid tun soll." flüsterte sie leise. Zögernd erwiderte sie sein aufmunterndes Lächeln. "Es tut gut dein Ohr zu haben... nur wie kannst du mir helfen? Hattest du diesen Schmerz schon selbst erleben müssen?" Oh nein, das hätte sie lieber nicht sagen sollen. Eilig schob sie hinterher. "Ehm, du musst nicht drüber reden.. sonst heulen wir beide.."

    "Sie ist sehr sehr sehr langweilig.. also die Ausgangssperre." entgegnete Sontje mit einem leichten Augenrollen. "Nein, das kann dir keine rübel nehmen, wenn du alles später erst zurückbringst. Oh.. du kopierst die Rollen? dan hast du ja was zur Beschäftigung gefunden." Sie nickte. "Ja, ich schneidere.. es macht Spaß und ist zugleich haufenweise Arbeit."


    Wieder nickte sie. "Gut, dann gib den Sklaven Bescheid, das sich hier bleibe." Sie blickte ihn an. "Ich möchte auch raus.. doch wenn man gleich wegen einer Runde Luft schnappen den carcer angedroht bekommt, überlege ich es mir lieber gleich dreimal. Du hast woanders gelebt, ja, das hast du schon mal erzählt, aber nicht wo genau. Ich bin ganz schlecht im Karten lesen. Ich weiss noch nicht mal in welcher Richtung Mogontiacum liegt. Die Spaziergänge.. die vermisse ich auch.. hast du nicht zufällig eine Karte von Rom? Dann können wir gleich dei Köpfe zusammenstecken und schauen wo wir schon waren und wir noch hin müssen." Eine Reise durch Rom in Gedanken.. das wäre doch mal was.

    "Danke... wir werden sehen, was auf uns zwei zukommt." Ob Nero sie vielleicht liebte? Was für ein Quatsch, er liebte sie sehr. Sie traf ihn wenn er Zeit hatte und umgekehrt, sei es zum Essen gehen oder bummeln und einkaufen. Seit er sich den Quintilliern vorgestellt hatte, war es nicht mehr so neu für alle, dass er in diesem Haus aufkreuzte. Besonders für majodomus Diomedes. der im besonderen ein waches Auge auf sie und ihre männlichen Bekanntschaften zu haben schien.


    Oh, Aculeo wusste nichts von ihrem Geheimnis sich als Lamy, den jungen blonden Mann, zu verkleiden und unerkannt durch die Stadt zu streifen. Sontje lächelte geheimnisvoll. "Ja, ich fasse Fuß in dieser Stadt.. in gewisser Weise." Die Streifzüge waren interessant, man hörte und sah soviel mehr als wenn man als junge Frau durch die Straßen ging.


    "Ich habe mich mit einem Familienangehörigen von den Decimern angefreundet, er heisst Marcus Decimus Catus. Zusammen diskutieren wir über dies und das. Er weiß ganz viel über den Redner Cicero. Demnächst kommer er auch zu Besuch, damit er meinen Schützling kennenlernt. Rufus stellt derzeit sehr viele Fragen, die ich ihm nicht alle aus dem Stegreif heraus beantworten kann. Sein Vater ist nicht oft daheim. Es würde und wird ihm gut tun, noch jemanden kennenzulernen dem er Fragen stellen kann. Was ist mit dir? Kommst du zurecht seit du aus Germanien zurück gekehrt bist?"

    Dass Catus sich einfach eingekleidet hatte, störte Sontje nicht. Kleidung war Kleidung. Er kam gleich zur Sache, was er an ihr wahrnahm. Sah man ihr so direkt an, dass es ihr nicht gut ging? Schweigend sah sie ihn, überlegte eine Antwort, nur welche war die richtige? Bei ihm war sie mit ihrer Direktheit immer gut gefahren.. warum auch nicht jetzt? Sie blickte auf ihre Hände, die den Stoff kneteten. "Mir geht es eigentlich ganz gut.. aber.. es ist die Traurigkeit, Catus. Eine ganz bestimmte Art von Traurigkeit, die mich kaum schlafen und zudem ganz viel weinen lässt. Es ist lange her, als ich sie das erste Mal spürte und nun ist sie wieder da. Zu Hause hatte ich mich in einen Mann verliebt und er ist gegangen weil er einem Ruf folgen musste. Dem Ruf des Militärs. Nie wieder hörte ich von ihm. Er ist verschollen."


    Sontje bedeutete Catus aufzustehen und mit ihr zu gehen. Eine Runde durchs atrium zu gehen. "Hier habe ich mich kurz nach der Ankunft in einen älteren Mann verliebt. Nero Aurelius Scipio. Wir waren lange zusammen und genossen die gemeinsamen Stunden. Nun hat er sich von mir getrennt, ohne dass ich mir etwas vorzuwerfen habe oder das Wissen einen Fehler begangen zu haben, der ihn zu der Trennung bewogen haben könnte. Man nennt diese Traurigkeit Liebeskummer..." Neue Tränen strömten ihre Wangen hinunter. Sontje wischte sie mit den Ärmeln grob von den Wangen und wandte sich Catus leise schluchzend zu. "Bitte entschuldige.. ich will dich nicht mit meinem Kummer belasten."

    Die Nacht hatte sie kaum geschlafen, weil sie immer wieder aufwachte und darüber sinnierte, was sie vom derzeitigen Leben noch erwarten konnte. Ihre Anstellung als Kindermädchen war nur schöner Schein, denn ihr Schützling Rufus ging inzwischen zur Schule und hatte genug mit Lernen und Freunde treffen zu tun. Ungezählte Taschentücher wurden in dieser Nacht verbraucht, denn sie vermisste Nero. Wieder einmal.


    Mit rotgeweinten Augen traute sich Sontje hinunter ins atrium, wo man ihren blonden Freund angekündigt hatte und warten liess. "Danke, Dio, fürs Bescheid geben. Das ist Catus von den Decimern.." flüsterte Sontje traurig und wandte sich mit einem leisen Seufzer ab. Vermaldeiteter Liebeskummer.. es gab dagegen kein Rezept. Vielleicht sollte sie das blaue Kleid, welches Nero gekauft hatte zerschnippeln oder besser noch ins Feuer schmeißen?


    Die junge Germanin ging Catus entgegen. Sie trug über einem weißen Unterrock das eigentliche Kleid, eine Stola in schönstem Rosé, welche die Form einer Tunika hatte und am oberen Ende mit einer golden schimmernden Bordüre versehen war. Die Bordüren hatte sie in Handarbeit angefertigt und etliche Stunden daran gearbeitet. Die Stola war in der Taille gegürtet. "Heilsa Catus.. schön dich zu sehen. Ich hatte dich heute nimme rerwartet, aber da sist nicht so schlimm. Was möchtest du trinken? Sollen wir woanders hingehen? Ich zeige dir gerne das Haus." plapperte sie drauflos, sich nicht wirklich in Plauderstimmung fühlend.

    Sim-Off:

    Kein Problem.


    Ihre persönliche Freiheit? Hatte er die Worte gefunden für das wonach sie auf der Suche war? Ihr war nicht bewusst, dass sie ihn geradewegs anstarrte. Mehrmals blinzelnd klärte sie ihren starrenden Blick, um für ein paar Momente zu Boden zu sehen. Ihr Herz klopfte willd, denn die Worte waren sehr schön.


    "Er ist in der Tat durchaus bemerkenswert..." wiederholte sie seine Worte, um ihren Geliebten in ein gutes Licht zu stellen. "Nero Aurelius Scipio ist zwar älter als ich, aber es hat auch seine Vorteile, wenn man älter ist. Man hat Erfahrungen gesammelt, die andere erst noch sammeln müssen. Und er hat das meiste schon hinter sich gebracht, wie Arbeit finden, et cetera. Wenn ich irgendwann eine alte Frau bin, dann genieße ich die Ruhe des Lebens. Auf einem Balkon mit einem Hund auf dem Schoß und einem Lächeln auf den Lippen. Dann wäre mir die Welt vollkommen gleich. Ich würde die Menschen auslachen, die ständig von einer Ecke in die andere huschten und kaum zur Ruhe kommen. "


    Sontje zuckte mit den Schultern. "Ich mache mir Hoffnung von ihm als Person geliebt zu werden. Die Kastentrennung, von dieser weiß ich, ich nenne es Schichten. Viele können von oben nach unten fallen und nur wenige von unten nach oben gelangen. Ich habe gehört, Geld spielt eine größere Rolle als der Ruf.. Derjenige, der Geld hat, ist etwas. Nero ist keiner, der seine Münzen für ein Amt ausgibt, eher bemüht er sich darum schöne Momente zu genießen um von ihnen zu zehren."

    Sie hatte vergangene Nacht kaum geschlafen, weil sie sich nach Neros körperliche Nähe sehnte. Sie vermisste ihn so verdammt schrecklich. Der beständig nagende Liebeskummer machte ihr schwer zu schaffen. Sogar Dios leckere Mahlzeit hatte sie verschmäht und sich mit entschuldigendem Blick auf ihr Zimmer zurückgezogen, um kurz darauf in die Stadt aufzubrechen. Sie musste raus... die Wände erdrückten sie. Nach einer kurzen Stippvisite auf dem Forum und bei Mamliusi's Taverne trugen ihre Füße sie in eine bestimmte Richtung. Vielleicht half es auf einer Brücke zu stehen und ins wirbelnde Wasser zu starren? Gerade zwängte sich die Sonne mit ein paar Strahlen durch die dicken Wolken. Das brachte das gräuliche Wasser zum Glitzern und Blinkern... hach, war das schön anzusehen. Sontje lupfte die grüne Tuch, welches ihre blonden Haare bedeckte und zog es auf die Schultern runter. Bestimmt würde Nero dieser Abblick ebenfalls gefallen, dann würde er sie küssen und ein Liebesbekenntnis in ihr Ohr hauchen... aber dem war nicht so. Eilig wischte sie sich eine Träne aus dem Auge und ging mit erhobenem Kopf weiter.Die Arme vor der Brust ineinander verschränkt, trugen ihre Schritte sie näher zum Ufer heran. So nahe, dass das Wasser ihre Füße umspülte wollte sie nicht, also blieb sie in einiger Entfernung stehen. Die wärmenden Sonnenstrahlen verschwanden von einer Sekunde auf die nächste. Sontje seufzte leise und blickte sich um. Sie war beileibe nicht die einzige die aufs strudelnde Wasser starrte. "Kehr nicht zurück... mon amore." flüsterte sie leise und seufzte noch einmal. Nein, der Liebe würde sie sich nicht so schnell mehr hergeben... erst Glabrio der auf Nimmerwiedersehen verschwand und jetzt Nero, der sich zurück gezogen hatte. Sie hatte daran geglaubt in Nero die große Liebe gefunden zu haben, um mit ihm glücklich und an seiner Seite alt zu werden. Doch Amor schien andere Pläne zu haben...

    Sie kicherte leise, als er ihr sein Bett als Sitzplatz zuwies und schob die Laken hinter sich zurück, sodass sie nicht auf ihnen saß. "Ich sage nur, Ausgangssperre ist langweilig. Ich war viel mit Rufus beschäftigt und habe mit ihm einiges unternommen, sodass ich gar nicht dazukam, mir etwas zuzulegen, womit ich mich beschäftige, wenn ich nicht bei Rufus bin. Da ist mir eingefallen, dass ich in Mogontiacum begonnen habe zu schneidern. So habe ich meine Truhen durchgeschaut und einige Stücke Stoff gefunden, an denen ich derzeit nähe, um etwas zu tun zu haben. Oder sagen wir mal so.. beschäftigt zu sein.." Sontje holte in ihrem Redeschwall Luft. "Ah, das ist schön zu hören, dass ihr freie Zimmer habt. Ich hab keine Lust den patrouillierenden Soldaten erneut in die Arme zu laufen und in den carcer zu kommen. Denn Calvena ist mit ihrem Sohn ziemlich unerwartet zu den Germanicern gezogen und hat bislang nicht nach mir verlangt. Rufus Vater ist im Dienst und somit ebenfalls nicht zu Hause Ich habe dem quintillischen Majordomus gesagt, wo ich zu finden bin.. tja.. und hier bin ich nun." Sie lächelte Catus an. "Du sagtest vorhin, du würdest eingehen... ist die Ausgangssperre in deinen Augen schlimm? Sie wird bestimmt nicht lange anhalten.. die Leute müssen ja irgendwann raus Einkaufen und so..."

    "Entschuldigung angenommen.. auch wenn du mir einen gehörigen Schrecken und große Ängste zugemutet hast." Sie nahm die aufgestemmten Hände von der Taille und ging zu ihm hinüber. Worüber er sich wohl mit ihr unterhalten wollte? Mitten im Notstand und Ausgehverbot? "Ich verstehe, dass du dich einsam fühlst, weil ich das Gefühl selbst ganz gut kenne." Sontje musterte ihn. Blond, groß, lieb. Sie vermisste ihren Zwillingsbruder. "Nein, lass mal, es ist schon in Ordnung, lass uns bitte hier drinnen bleiben. Ich kenne dein Zimmer noch gar nicht. Du hast sehr viele Rollen... von denen heraus merkst du dir alles was da drin steht? Worüber möchtest du dich denn mit mir unterhalten? Da wir ja ein strenges Ausgangsverbot haben, schätze ich, dass ich über Nacht hier bleiben muss und werde." Ob ihm das recht war, sie als Gast zu beherbergen?

    "Von Aegyptus habe ich gehört." bestätigte Sontje ihr. "Genau.. Cesar und Kleopatra in Alexandria.. das wars was ich neulich gelesen habe.." Aufmerksam hörte sie zu, wie sich die junge Mutter mit ihren zwei Kindern durchs Leben manövrierte. "Du hast Betriebe? Die habe ich auch.. einen Schmied und einen Bart und Haarschneider." warf Sontje stolz ein. "Du und einen reichen Mann heiraten müssen... das kann ich mir schwer vorstellen. Warum soll es nicht sein, dass eine Frau unverheiratet bleibt und alleine lebt?" Ihr hatte noch niemand gesagt, dass sie sich verheiraten müsse. Sie würde sich nicht zu einer Heirat zwingen lassen. Die bisherigen Liebschaften waren von kurzer und mittellanger Dauer gewesen.


    Alriks Tätigkeit überraschte sie. Eher hätte sie ihm zugetraut sich den dortigen herrschenden Barbaren anzuschliessen und mit ihnen durch die Wüste zu ziehen. "Alrik erkundigt sich nach der Mann- und Materialstärke in den Legionen? Und was bekommt er dafür? Oder wofür macht er das? Können das nicht andere Männer machen?" stellte sie weitere Fragen. Sontje schüttelte den Kopf. "Mutter hat mich ziehen lassen als Phelan mich gerufen hat und nicht gesagt, dass sie mich je wieder auf dem Hof sehen würde. Die Familie hat keine Entscheidungsgewalt, weil sie mich bis dato nicht kannte oder jemals zu sich gerufen hat. Ich war einfach da und das hat euch nichts gebracht. Also bin ich gegangen."


    In der duccischen Gens gab es Nachwuchs. "Nachwuchs?" wiederholte Sontje mit einem gewissen Spott in der Stimme. "Erst oder schon wieder? Das alte Haus muss voller trappelnder Kinderbeine sein und dessen Wände mit wildem Geschrei wiederhallen." Die Kinderplanung stand bei ihr in den Sternen... sie bekam ihre Kinder wenn sie sie wirklich wollte. "Dann besuch die Familie mit deinen Kindern. Meine Grüße brauchst du allen, außer für meinen Bruder Phelan, nicht zu bestellen." gab sie Dagmar zu verstehen. "Anschluß an Reisegruppen zu suchen ist immer gut oder eine Händlergruppe. Bei letzteren verdingen sich sich meine Begleiter hin und wieder als bewaffnete Begleitung ihre Münzen. Sie heißen übrigens Helmut und Uwe."


    Sie sah zu Rufus, der sich offenbar prächtig mit den Kindern verstand und zuckte mit den Schultern. "Ich habe einen Schmied übertragen bekommen. Wir stellen Werkzeug her, es ist sehr gefragt. Dieser Betrieb wird von ein paar starken Männern geführt, die sich unter anderem wie ich mit Pferden auskennen. Man kann mit vielen Leuten über Pferde sprechen, da die Pferderennen sehr beliebt sind. Die und ich sind am Überlegen, ob wir nicht bei einer Factiones bewerben um deren Pferde zu versorgen und auszurüsten." Sie strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr. "Ich kümmere mich um Rufus und bin für ihn da, wenn seine Mutter undoder sein Vater keine Zeit haben. Ich habe wieder angefangen zu schneidern und zu nähen. Oft streife ich durch die Stadt und lerne interessante Menschen kennen. Mit dem einen kann man gut ins Bett gehen, mit dem anderen kann man gut diskutieren. Wenn ich könnte, würde ich die beiden zerstückeln und in einen Topf werfen und zu einem neuen Mann zusammensetzen. Beide vereinen dann die Eigenschaften, die mein Zukünftiger haben sollte, in sich. Wenn es denn einen Zukünftigen geben wird. Ich bin mir da ziemlich sicher. Vor kurzem habe ich erfahren, dass Marcus Petronius Glabrio als verschollen gilt und von meinem bisherigen Geliebten habe ich mich getrennt. Wie sagt man doch so schön... aller Dinge sind drei."

    "Du bist verwirrt? Weshalb denn?" Sontje sah ihn erstaunt an. Enge Familienbande? "Ich habe versucht in der duccischen Taverne Silva Nigra zu arbeiten. Die aber wurde wegen der Tageseinnahmen überfallen. Das hat mich so erschreckt, dass ich zu nichts mehr in der Lage war. Mein Bruder weilte in Rom und wurde zum Priester geweiht. Später habe ich mich an die vielen Pferde auf dem Gelände erinnert und drauf hingearbeitet Pferdepflegerin zu werden. Das hat der Familie nicht gepasst, weil ich nicht wie andere Frauen hinterm Herd stand und Kinder zeugte." Nun, das Leben in der Casa Duccia hatte sich deutlich von dem daheim bei Mutter Ferun unterschieden: Mama hier, Mama dort, Mama da und die ständige Vorsicht, dass der Husten auftrat und die ständige Sorge nach Vaters Tod, ob Phelan von seinen Steifzügen zurückkommen würde oder nicht. Bei den Quintilliern gab es einen großen Unterschied zu den bisherigen Lebenstilen. Sie hatte eine echte Aufgabe, trug Verantwortung für ein junges Menschenkind. "Du hast mich nicht kritisiert oder beleidigt."

    "Du warst in Alexandria? Wo befindet sich diese Stadt?" Auch Dagmars Mann hatte eine einflußreiche Position inne gehabt... genau wie Calvenas Ehemann Valerian. "Das tut mir leid, dass dein Mann gestorben ist. Bekommst du finanzielle Unterstützung, weil er Präfekt gewesen ist und du seine Witwe bist?? Ach, an Alrik kann ich mich errinnern, der kam ja aus dem Wald in die Familie. Er ist derzeit in Alexandria? Was macht er denn dort, um Senator zu werden??" Sontje zuckte mit den Schultern. "Ich wollte nicht zu Ferun zurück. Mogontiacum ist aufregender als der abgelegene Hof." Ein verlegenes Grinsen umspielte ihre Mundwinkel. "Ohja.. ziemlich interessant, da hast du recht. Iunia Serrana war auch dabei."


    Mit der Familie brieflichen Kontakt haben... gegen diese Möglichkeit hatte sie sich eisern gestemmt. Witjon hatte ihr all zu deutlich gemacht, dass sie ein schwarzes Schaf war. "Ja, ich habe davon gehört, dass es Verluste gab. Lando und Elva sind tot." gab sie preis, was sie von Aculeo erfahren hatte. "Von Phelan habe ich nichts erfahren, er ist immer noch Priester. Wieviel Nachwuchs gibt es denn?" Von ihrer Seite gab es keinen Nachwuchs. Noch nicht.


    "Du willst sie besuchen? Mach das... ich bleibe hier." Ihr Entschluß stand fest. Allerdings zog sie irgendetwas immer noch nach Mantua. Wenn das Wetter immer besser werden würde, dann würde sie nochmal zu dieser Stadt aufbrechen. "Schließt du dich einer Reisegruppe an? Hast du Begleiter gefunden? Meine Begleiter sind immer noch hier, du kannst sie im thermopolium von Mamiliusi finden und ihnen sagen, dass ich sie dir empfohlen habe." Oder sie begleitete Dagmar das eine Stück der Reise. Das ginge auch und sie brauchte ein paar freie Tage von Calvena. Vielleicht durfte sie Rufus mitnehmen, damit er mal was anderes sah als Rom. "Bewegte Zeit.... hmja.. kann man so sagen.. was willst du denn wissen?" Sontje suchte mit den Augen ihren Schützling und winkte ihm mit fröhlicher Miene zu.

    "Ja, da hast du recht, man kann es sich nicht aussuchen.. hmm..." stimmte Sontje ihm nickend zu. Möglich wäre es den Weg zu beeinflussen, aber das kam drauf an, mit wem man auf dem Weg zusammen stand. "So soll es auch sein, nett und gerecht. Ich hoffe für dich, dass du dich bald freikaufen kannst." Sontje sah zu Rufus runter. "Sehr schön, Rufus, dann können wir los.. warte noch einen Augenblick." Sie wandte sich wieder an Gunhraban. "Ich habe ihn lange nicht gesehen, weil ich selber unterwegs und bei eihem Freund zu Gast war. Ich werde Nachricht schicken, wenn Rufus zu Hause schlafen möchte, damit ihr hier Bescheid wisst. Wenn Calvena möchte, dass er morgen früh wieder hier sein soll, soll sie uns bitte Bescheid sagen. Also bis dann... vale!" Sie schenkte dem netten Ianitor ein freundliches Lächeln und verließ zusammen mit Rufus die Villa.

    Sontje grinste in sich hinein. Victorius als Blödmann zu bezeichnen war typisch Rufus. "Warte nur, bis die Zeit vergeht. Ob er dann immer noch ein Blödmann ist? Es ist schwer gute Freunde zu finden, die einem unerschütterlich zur Seite stehen, Rufus." gab sie ihm mit.


    "Secundus und Sevilla." wiederholte Sontje die Namen der Kinder. Ja, die wenigen Brocken Germanisch, die sie ihm beigebracht hatten, gehörten nicht zu dem Germanisch, dass er jetzt hörte. "So ist es." Dagmar hatte sogar Essen mitgebracht. "Ja, ich würde sagen, wir machen es so, wie du sagtest. Während die Kinder spielen, können wir reden." stimmte Sontje und drückte aufmunternd Rufus Schulter, bevor sie ihn entliess. "Geh nur, Rufus. Ich bin hier." Seinen Mantel trug sie immer noch im Arm.


    Sie wandte sich an Dagmar, schlenderte an ihrer Seite langsam los. "Ich bin immer noch sehr überrascht, dein Gesicht hier zu sehen. Wie kommt's? Ich dachte niemand von der Familie wäre hier. Doch die Welt scheint ein Dorf zu sein..." Sontje strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. "Auf Umwegen bin ich nach Rom gekommen und wusste, dass die Quintillier entfernt mit uns verwandt sind. Bei ihnen habe ich eine feste Anstellung als Kindermädchen gefunden. Rufus ist der erste und einzige Sohn der Familie. Wir verstehen uns gut. Durch Zufall habe ich Bekanntschaft mit Iunia Serrana gemacht, welche wie du Zwillinge geboren hat. Ich kenne noch einige weitere Leute, aber deren Namen tun jetzt nichts zur Sache. Wie geht es dir und der Familie? Was macht mein Zwillingsbruder?" Bei letzterem Satz zitterte ihre Stimme leicht.

    "Bleib bei mir, Rufus." ermahnte sie ihren Schützling mit strengem Blick und hielt seine kleine Hand fest in der ihren. "Duccia Venusia ist eine Verwandte von mir, die aus Mogontiacum kommt. Du kannst dich gleich mit ihren Kindern austoben, wir müssen gleich da sein. in. Wir haben uns bei dem Fest der Bona Dea gar nicht gesprochen eher überrascht angesehen. Sie weiß übrigens nicht, dass ich bei euch Quintilliern als dein Kindermädchen angestellt bin." Ihre geheimen nächtlichen Streifzüge als verkleideter junger Mann hatten sie nie zu den Gärten geführt. Daher wandte sie sich hin und wieder an einen Bürger, um sich den Weg beschreiben zu lassen.


    Sie bogen um eine Ecke. Sontje erkannte den braunen Schopf mit den zarten Gesichtszügen von Dagmar sofort wieder. "Schau, da vorne ist sie. Oh, ihre Kinder scheinen älter als du zu sein... aber das werden wir gleich heraus finden. Oh, ich bin sehr aufgeregt. Ich bin froh, dass du da bist und ihr nicht alleine gegenüber stehe." Sie streichelte Rufus über den Kopf, schenkte ihm ein freundliches Lächeln. "Bist du soweit? Dann komm..." Immer noch lächelnd näherte sie sich der wartenden Mutter mit ihren Kindern. "Heilsa, Dagmar." brachte sie über die Lippen. "Danke für die Einladung, ich freue mich dich und deine Kinder zu sehen." Ihr Blick wanderte zu den beiden Kindern. "Heilsa ihr zwei.. ich bin Sontje." Sie legte ihre Hand auf Rufus Schulter. "Das ist Lucius Quintilius Rufus."

    "Du bist gefangen genommen worden?!? Oh nein, das hätt ich jetzt nicht gedacht. Wie lange ist das jetzt her? Du kommst doch wieder frei, wenn du deine Dienste gut verrichtest?" fragte sie Gundhraban mit betroffener Miene. Sicher hätte sie ihn noch mehr Fragen gestellt, aber da kam schon Rufus heran gesaust. "Hej!" grüßte sie ihn lächelnd und sah zu, wie er seine Mitbringsel auf den Boden schmiss. So, er hatte gelauscht? Seine helle Stimme war eines der Dinge, welche sie vermisste. Zudem würde er sie vom aktuellen Liebeskummer ablenken. "Ja, ich möchte dich mitnehmen. In die Horti Lolliani. Jetzt gleich. Den ganzen Tag? Keine Ahnung. Kommt drauf an, wie lange das Treffen dauert, aber ich denke, wir machen danach sicher noch was gemeinsames zusammen. Gib mir deinen Mantel, es ist warm draußen. Ziehe dir bitte deine Schuhe an, ich binde sie dir gleich zu." Sontje blickte Gundhraban an. "Richtest du bitte Calvena aus, dass ich ihren Sohn bei mir habe? Bis zur Dämmerung sind wir sicherlich unterwegs... ich werde schauen, ob wir dann wieder hier oder zu Hause sind."

    "Danke..." bedankte sie sich lächelnd. "...ich möchte hier auf Rufus warten und dann gleich weiter. Ich traf überraschend eine Verwandte von zu Hause. Sie hat mich zu einem Treffen eingeladen und bringt ihre zwei Kinder mit. Ich dachte mir, Rufus würde sich über andere kindliche Gesichter freuen." erzählte sie Gundhraban mit fröhlicher Miene. "Wo kommst du eigentlich her? Ich kam aus Mogontiacum, bin aber jenseits des Limes aufgewachsen."

    "Eben der..." bestätigte Sontje ihm. Der Krankheit war sie auf ihrer Reise begegnet, aber nicht direkt, da man sie und ihre Begleiter gleich weiter geschickt hatte. "Lando ist auch tot?" entfuhr es ihr. Überrascht legte sie die Hand vor den Mund und seufzte tief auf. "Ohjehohjehohjeh..." Sie würde später trauern gehen.


    Marsus war also sauer und erbost? "Ich komme von einem kleinen Hof und habe Mogontiacum kennengelernt. In der Stadt war immer etwas los. Auf dem Land hingegen musst du erst mal tagelang reiten, bevor du was erleben kannst. Ich wollte nicht zurück, da ich mit Mutter zusammen vor Langeweile eingehen würde. Nicht bei meinem Bruder Phelan sein, wollte ich auch nicht, da er sich Mogontiacum ausgesucht hat und mich hergeholt hat. Wieso um aller Welt sollte ich zurückgehen? Man hat nicht mal versucht mir den Sinn und Zweck zu erklären. Da bin ich also ausgezogen und habe mich durchgeschlagen. Nun bin ich in Rom, habe eine feste Stelle und trage Verantwortung für einen kleinen Jungen. All das hätte ich bei Mutter nicht bekommen."

    Sontje hatte die vergangene Nacht gut geschlafen und fühlte sich ausgeruht. Der Blick aus dem Fenster bescherte ihr einen wolkenverhangenen Himmel. Na, das sah ja prächtigst aus... vielleicht verzogen sich die Wolken und sie erlebten einen sonnigen Tag im Park? Eingehüllt in ihren leichten grauen Mantel kam sie vor der gut bewachten Porta zum Stehen und klopfte kräftig an die Tür. *Pochklopfpochklopf* "Salve, ianitor. Ich bin Calvenas Kindermädchen Duccia Vera und möchte ihren Sohn Lucius Quintilius Rufus in die Horti Lolliani mitnehmen." grüßte sie den diensthabenden menschlichen Türöffner mit einem freundlichen Lächeln. Calvenas Entscheidung, während dem Notstand zu Iunia Serrana zu ziehen hatte sie sehr überrascht, aber was sollte sie machen? Sie selber war auch nicht zu Hause geblieben und zu ihrem besten Freund Catus gezogen. Beinahe wäre sie verhaftet und in den carcer geworfen worden. Ein simpler Trick von Silas hatte sie davor bewahrt, dafür war sie dem jungen Blonden sehr dankbar. Die Ausgangssperre hatte nicht lang gedauert, sobald sie aufgehoben wurde, war Sontje wieder zur Villa Quintillia gezogen und hatte erfahren, weshalb die Casa leer stand. Calvena weilte immer noch mit ihrem Sohn bei ihrer Freundin. Es wäre schön, wenn Rufus in der Nähe war und nun alles ganz fix voran ging. Nicht zu Dagmars Einladung erscheinen sowie zu spät kommen kam nicht in Frage. "Ich bin in Eile, Gundhraban. Rufus soll in seinem Mantel raus kommen, damit wir gleich weiter gehen können." informierte sie den Türsteher außerdem.