Beiträge von Duccia Vera

    Der junge Sklave, der sich um die zu befeuchtende Kehle ihres Bekannten kümmerte, war sehr leise und sehr geschickt. Sie nickte ihm kurz zu und schenkte ihm ein anerkennendes Lächeln. Inzwischen hatte sie gelernt, dass man (und frau) den Sklaven keinerlei Beachtung schenken sollte. Doch das konnte sie nicht. Weggucken konnte sie schon gar nicht. Ein hübscher Junge. Sontje war gespannt, wie ihr Schützling Rufus aussehen würde, wenn er so alt wie der junge Sklave war.


    "Ich finde, es ist in meinen Augen selbstverständlich, dass ich mich nach dir erkundige. Du hast einen ziemlichen Schlag abbekommen. Ich bin froh, dass die Beule sich allmählich verzieht. Ah.. aus Griechenland bist du? Wieso? Ist 'blond' dort ebenfalls eine außergewöhnliche Haarfarbe? Könnte möglich sein, dass deine Mutter aus meiner Heimat kommt, kannst du nicht nach ihrer Herkunft forschen?" Sie bemerkte, dass Catus seinen Vater nicht erwähnte und schluckte die Frage nach dessen Haarfarbe runter. "Ja, ich komme aus Germanien. Ich lebte auf dem Hof meiner Mutter, bis mich mein Zwillingsbruder in die Stadt dazuholte. Aus verschiedenen Gründen bin ich nicht in Mogontiacum geblieben und der Neugierde wegen nach Rom gekommen."


    Zum Gespräch mit dem netten Blonden stiess ein weiterer Mann dazu. Braune Augen, hellbraune Haare, markantes Gesicht, elegant gekleidet udn athletisch gebaut. Sportler oder Soldat?, tippte Sontje heimlich. Er stellte sich vor. Also ein Soldat. Sein fragender Blick war unübersehbar. "Salve, Massa, mein Name ist Duccia. Duccia Vera." Ob er Vala kannte? "Ich kenne Catus von meinem neulichen Tavernenbesuch her. Ihm ging es nicht gut und ich konnte nicht anders als mich um ihn zu kümmern." fügte sie einfachhalber hinzu. Catus konnte ja ihre Worte korrigieren.

    Sie spürte, dass Serrana immer neugieriger wurde und war ihr dankbar, dass sie nicht weiter nach den näheren Details fragte. "Den Göttern danken? Na, ich weiß nicht, ob ich denen überhaupt einmal für irgendetwas danken würde..." kritisierte Sontje den Götterkult. "Ich glaube eher an das Schicksal und an den Zufall."


    Die weitere Planung der künftigen Kinderbetreuung oblag nun den Müttern der Kinder. Sie war nur das Kindermädchen. "Gut, dann werde ich bestimmt von Calvena hören, wenn es Neuigkeiten gibt." Oder sie ging zu Calvena und fragte nach deren Beschluß. Nach diesen Worten und Gedanken erhob die junge Germanin sich von ihrem Platz. "Ich danke dir für alles und schön, dass es deinen Kleinen gut geht. Wir sehen uns, vale bene, Iunia." Der Weg zum Ausgang war nicht weit. Der liebenswerte Ianitor wurde mit einem freundlichen Lächeln für das Öffnen der Türe belohnt.

    "Salve Catus." grüßte sie freundlich. "Wie schön, dich aufrecht gehend zu sehen. Ich wollte mich leidlich nach deinem Befinden erkundigen. Und ob deine Beule sich in den wenigen Tagen verflüchtigt hat." Letzteres konnte sie nicht näher betrachten, da seine blonden Haare dazu im Weg hingen. Kurz dachte sie an ihren geliebten Nero, dem sie natürlich nicht erzählt hatte, das sie den Kontakt zum Decimer aufrecht halten wollte. Calvena hatte sie auch nichts von der aufregenden Begegnung erzählt. Nur die erfolgreichen Einkaufe hatte sie ihrer Arbeitgeberin gezeigt. "Wo kommst du eigentlich her? Aus Germanien?" stellte sie ihm spontan die wichtige Frage, die sie schon seit dem Anblick seiner hellen Haarfarbe beschäftigte. "Ich sehe in Rom wenige blonde Männer..." Etwas nervös über ihre spontane Frage, die ihm vielleicht peinlich war, nestelte sie am blauen Rand ihres Mantels.

    "Ja, du hast recht.. sie war in der Tat so wie du es beschrieben hast." stimmte sie Eginhards Worten zu. "Salve, ich bin Duccia Vera." Der andere Hüne stellte sich seinerseits ebenfalls vor und verriet zudem seine Tätigkeit. " Salve, Luca, nett dich kennenzulernen." erwiderte Sontje unbefangen und lächelte ihm zu. "Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen persönlich einen Leibwächter einer hochangesehenen römischen Familie kennenzulernen."


    Sie liess sich den Korb zurückgeben und strich die unvermeidliche blonde Strähne aus dem Gesicht hinters Ohr. "Was machst du beruflich, Eginhard? Ich bin als Kindermädchen bei den Quintilliern angestellt und nutze gerade meinen freien Nachmittag zum Bummeln und zum Einkauf für den Koch. Dieser hat mich gebeten, einiges von unterwegs mitzubringen, da er nicht weg kann. Ich brauche nur noch einen marmornen Mörser und Gewürze. Ich wollte zum Marktplatz da hinten.. wollt ihr mit mir mit kommen? Dort gibts die besten lukullischen Würstchen... und danach könnte man sich ans Ufer des Tiber setzen."

    Nach dem Eintreten folgte sie dem Ianitor ins Innere des Hauses in einen Raum, welcher sich als das atrium entpuppte. "Ich möchte bitte Wasser." Das gewünschte Getränk kam sogleich und sie nahm den Becher in Empfang. Wie schon bei den Quintilliern und den den Germanicern gab es auch hier eine Öffnung des Daches in der Mitte sowie ein Becken.


    Am Ende des Beckens stand eine nackte männliche Statue, unterhalb derer Füßen sich aus dem Maul eines einem Löwenkopfes ein Wasserstrahl ergoss. Das Becken war nicht tief angelegt und auf dem Beckenboden konnte man quadratische Formen sehen. "Auch ganz schick..." murmelte Sontje nicht minder beeindruckt über die Dekoration des gesamten Ensembles und setzte sich auf die Bank. [SIZE=7]".. ich wär nur für 'nen Wolfskopf anstatt so'n dänlicher Löwenkopf. Es gibt hier keine Löwen."[/SIZE]

    Seit dem Zwischenfall in der Taverne waren nun ein paar Tage vergangen. Sontje hatte sich vorgenommen nach dem Blonden zu sehen und freute sich darauf neue Gesichter zu sehen und die Mitglieder seiner ihr noch ziemlich unbekannten Gens kennenzulernen. Im blauen Mantel eingehüllt, dessen unvermeidliche Kapuze auf ihrem Rücken über der Stickerei des Wolfes ruhte, klopfte sie kurz vor der Mittagszeit an. Klopfklopfklopf "Salve, ich bin Duccia Vera, im Hause der Quintillier wohnend und möchte zu Marcus Decimus Catus vorgelassen werden." erwiderte sie freundlich auf die Frage des Ianitors. .

    "Aha.. ich bin jetzt dumm? Na schön... dann erklärs mir ein andees Mal, was du mir sagen willst." grummelte Sontje und rätselte weiterhin über das was ihr Schützling ihr mitteilen wollte. Sie kam einfach nicht drauf und schüttelte verständnislos den Kopf. Er fragte, ob sie schlafen wollte. "Hm, ja gerne würde ich noch eine Runde schlafen... du kannst bei mir liegen bleiben, wenn du magst. Denn ich habe immer noch keine Lust aufzustehen.. kennst du das? Einfach mal so einen Tag im Bett zu verbringen? Ich glaube nicht..."

    "Nur noch eine.. hm.. tut mir leid." Sie lauschte seiner Stimme. "Könnt ihr diesen Dorn nicht entfernen und euch irgendwann wieder vertragen? Du und deine Mutter? Du hast nur diese eine Mutter." versuchte sie ihm ein bisschen ins Gewissen zu reden. Sie schenkte dem Blonden einen skeptischen Blick, als er meinte, dass alles schon wieder in Ordnung wäre. Zudem entschuldigte er sich bei ihrem Geliebten für die unerwartete Störung ihres gemeinsamen Mahles.


    Danach brach der Fremde doch noch einmal zusammen und wurde von seiner Begleitung auf eine Kline gehivt. Nun hielt es Sontje nicht mehr auf dem Platz neben Nero aus. "Scheint so. Leg dich besser hin." bat sie den Blonden. "Mit fetten Beulen am Kopf ist nicht zu spaßen... schon gar nicht mit so einer großen wie an deiner Stirn." Sie wies eine Bedienstete an, ein Tuch sowie eine Schüssel mit kaltem Wasser und eine weitere kleinere Schüssel mit Essig zu holen. Das Tuch tauchte sie ins kalte Wasser, tunkte es in den Essigsud und reichte es an die Begleitung des Mannes weiter. "Er soll es sich auf die wunde Stelle seiner Stirn legen und eine Weile still liegen bleiben. Und zu Hause ein paar Tage im Bett ruhen. Wenn ihm weiterhin schwindelig ist, solltet ihr einen Arzt kommen lassen." Erneut wandte sie sich an den Blonden. "Wieviele Finger siehst du?" Sie zeigte ihm Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger und kleinen Finger der rechten Hand. Zu gerne würde sie seinen Namen wissen, aber den würde sie noch früh genug erfahren.

    "Ohohoh... dann hätten wir beinahe in Mantua aufeinandertreffen können!!!" brummelte Sontje und zog die Augenbrauen zusammen. Nun, das war nicht geschehen. Sie war unbehelligt von der Familie ihres Weges weiter gezogen. Ob Alrik/Vala sie aufgehalten und zurückgeschickt hätte? " Ich wurde mit meinen Begleitern kurz vor Mantua von einer Patrouille aufgegriffen, die geglaubt hat, ich wäre an dem tödlichen Unfall einer Kutsche beteiligt. Die Soldaten konnte ich aber anhand der Beweise überzeugen, dass ich nicht schuld war. Der Mann war schon tot. Trotzdem musste ich mit den Soldaten bis zum Kastelltor mikommen. Dort hatte man aber keine Zeit für unsere Aussagen, weil in dieser Zeit die Seuche herrschte und uns von daher weggeschickt. Ich habe nie wieder etwas gehört, weder von den Soldaten noch von den Aureliern, denn der Tote war ein Familienmitglied der Gens gewesen." erzählte Sontje nun doch von dem erlebten Abenteuer. "Nunja... mag sein, dass das mit dem Kinderkriegen so ist." winkte sie zum Thema ab.


    Sie trank ihren letzten Schluck aus dem Becher, als Serrana sie ausfragte, warum sie frei und ungebunden war. Oh, verflixt, ihre erste Liebe konnte und wollte sie einfach nicht vergessen. Sehr langsam setzte Sontje den Becher ab und beschloß, dass es Zeit war zu gehen. Sie konnte der Iunierin vom wahren Grund ein andermal erzählen. Durch das Vorhaben, die Kinder miteinander in Kontakt zu bringen, würden sie sich sicherlich in nächster Zeit öfters sehen. Zeit für Gespräche war bestimmt drin. "Du bist nicht indiskret... die meisten Frauen heiraten auf Wunsch der Familie, um den Einfluß der Gens mit einer anderen Gens zu vermischen und zu stärken. Es kommt nie drauf an, ob man sich gegenseitig mag, ob man die gleichen Interessen hegt. Immer steht der Wille der Familie als erstes im Vordergrund. Ich bin weder verlobt noch verheiratet. Weder damals noch heute." Tief atmete Sontje ein und aus. "Entschuldige, wir haben uns gerade kennengelernt und bereits viel voneinander erfahren. Ich sollte allmählich aufbrechen und möchte mich herzlich für das nette Gespräch bedanken. Schreibst du Calvena einen Brief, wie es wäre wenn ihr die Kinder einander vorstellt? Ich werde ganz bestimmt mitkommen und dabei sein wollen, egal was die Quintillia sagt." versprach sie.

    Sie fiel und fiel und fiel.. sie sah sich schon von Füßen niedergetrampelt im Straßenstaub liegen. Plötzlich wurde sie aufgefangen und fand Halt in zwei kräftigen Armen. "Haccchhh..." seufzte Sontje erleichtert auf. "Ja.. alles in Ordnung." erwiderte sie auf Eginhards Frage. Ihr Korb wurde von dem anderen Mann aufgenommen und festgehalten. "Ja, nur die anderen nicht..." Damit deutete sie auf die aufgeregte Frau, die geschubst worden war.


    Als Eginhard zur Ruhe aufforderte und brach die Frau ganz plötzlich in Tränen aus. Irgendwie konnte Sontje die weinende Frau verstehen. Die Enge, das anschwellende Geschimpfe, das aufkeimende Gefühl der Panik und jetzt im Mittelpunkt der Auifmerksamkeit aller stehend. "Tut mir leid.. ich wollte das alles nicht.. ich werde das nächste Mal zu einem anderen Zeitpunkt herkommen und ausladen... entschuldigt!" sprach der Karrenfahrer, der das Ausladen in Windeseile beendete, sich die Griffe seines Karren schnappte und davon rollte. Ein Mann mit hochrotem Kopf kam aus der Garküche und bot der weinenden Frau als Entschädigung für den Schrecken, Getränke für umsonst an. Die angesprochene nahm die Einladung an und verschwand mit dem Spender in der Garküche.


    "Ich muss mich auch bei euch entschuldigen.. weil ich total unüblich das Gleichgewicht verloren habe." wandte die junge Germanin sich an die beiden Riesen. "Das ging alles so schnell... ich hoffe, ihr wisst den roten Faden eures Gespräches noch."




    Sim-Off:

    @Luca: Das Schreiben wird schon wieder klappen...

    "Aha... wenn du mir erzählen magst weshalb, wie, warum du Vala begegnet bist, würde ich mich freuen. Du musst nicht erzählen, wenn du nicht möchtest." erwiderte Sontje unverhohlen ziemlich direkt. "Mal sehen, ob ich meinen Zwillingsbruder in meinem Leben überhaupt wiedersehen werde." Mehr konnte sie zu Phelan nichts erwidern.


    Die Iunierin hatte mit der Meinung über die Quintillier ziemlich recht. "Ohja, ich fühle mich sehr aufgehoben und Arbeit gibt es immer. Calvena hat mir gegenüber nichts zu eventuell geplanten Geschwister für ihren ältesten Sohn erwähnt. Ich habe hin und wieder frei und gehe dann meistens zum Stöbern und Schauen auf die vielen Märkte. Es ist unglaublich, dass dort immer was los ist."


    Die junge Frau griff zu ihrem Becher und trank große Schlucke. "Ich denke nicht, dass ich wegen den Soldaten nach Mantua reite.. ich bin ganz einfach neugierig. Außerdem bin ich bis auf die Verpflichtung als Kindermädchen ungebunden und frei. Ich möchte ausnutzen, dass ich machen kann was ich will und möchte. Das Leben hat soviel zu bieten..."

    "Du hast Zwillingsschwestern?" echotete Sontje ziemlich überrascht und schaffte es gerade so noch sich nicht zu verschlucken. "Du hasst sie und deine Mutter? Wie kommt's?" fragte Sontje unverdrossen nach, um mehr von diesem Zwist zu erfahren.


    Irgendwie hatte sich die Tasche mit dem Tisch verhakt. Sontje gelang es nicht sofort die Tasche wegzuziehen und bewegte den Tisch, um die Tasche freizubekommen. Allerdings machte die Stirn des unbekannten blonden Mannes schmerzhafte Bekanntschaft mit der Tischkante. "Bei Frigg..." fluchte sie und beäugte den benommenen Mann mit besorgter Miene. Die Tasche lag unter der Kline von Nero. Ihr Geliebter tadelte den Störer und widmete sich wieder seinem Wein. Sontje warf ihm einen tadelnden Blick zu. "Geht's?" Blöde Frage. Ein zweiter Versuch mit einem längeren Fragesatz kam nicht zustande. Der Unbekannte entschuldigte sich bereits für sein Stolpern. "Äh ja... schon gut... es ist nichts passiert. In der Tasche ist meine neues Kleid. Ich hab mich erschrocken. Geht's dir gut? Du solltest dich lieber hinsetzen bevor du weiterziehst. Deine Stirn muss höllisch wehtun..." Sollte sie ihm ein Getränk bestellen oder brauchte er einen Arzt?

    "Was denn? Wieso soll ich rausfallen, wenn ein Vogel da ist? Ich bin noch nie aus dem Fenster gefallen." Sontje begriff nicht, was Rufus ihr sagen oder wovor er sie wegen dem Vogel warnen wollte und schüttelte verständnislos den blonden Schopf.


    "Rufus-klein.. du kleines Wölfchen..." zog sie ihrerseits Rufus mit seinen Spitznamen auf. Die er schon gehört hatte und somit kannte. Besonders beim Verstecken spielen rief sie ihn oft 'Wölfchen'. Ihr fiel auf, das sie ihn noch nie Lucius genannt hatte, obwohl Lucius sein erster Vorname war. Valerian trug auch den Lucius in sich. Sontje schmunzelte über seine gerümpfte Nase und zuckte mit den Schultern. "Dann trinke ich die Milch eben alleine aus bevor sie kalt wird." Dr leere Becher landette mit einem Klacks auf dem Nachttisch. Sontje lehnte sich zurück und bot ihm ihren Arm zum Kuscheln dar. Mit Rufus zu kuscheln war schön. Sie dachte gar nicht daran aus dem gemütlichen Bett auszusteigen. "Uaaaahaaaach..." gähnte sie hinter vorgehaltener Hand und rieb sich die Augen.

    "Ja? Und dann?" fragte sie rätselnd nach. "Was machen die Vögel am Fenster, Rufus?" Sie hatte keine Ahnung davon, dass er neulich aus dem Küchenfenster gestürzt war. Sontje war nicht daheim gewesen und man hatte ihr auch nichts erzählt. Wenn sie von seinem Sturz wissen würde, dann hätte sie einen ordentlichen Schreck gekriegt und Diomedes gebeten, die ebenerdigen Fenster vor neuerlichen Stürzen zu sichern oder zumindenst die Aufstiegsmöglichkeiten am Fenster wegzuräumen.


    Jetzt sagte er die Übersetzung ihres Namens auf. Sontje lachte wieder. "Geennaauu. Du sprichst meinen Namen richtig aus. Ich freue mich so. Sontje und kleine Sonne darfst du mich nennen, wenn wir unter uns sind. Sontje darfst du mich rufen, wenn Besuch da ist." Herrjeh. Ihren römischen Namen hatte sie mal gesagt, dann aber beschlossen ihrem die einfachere Ruf-Variante aufzuzeigen. Veerrraa.. wie klang denn das?!?? Höchst scheußlich!


    Nun zurück zu den Namen, das war ja auch wichtig zu wissen. "Du heißt Lucius Quintilius Rufus! Mama = Germanica Calvena! Papa = Lucius Quintilius Valerian! Zu Hause = Casa Quintillia!" verbesserte Sontje langsam aussprechend. "Möchtest du von meiner Milch probieren? Da ist ein Klacks mel = Honig drin. lac mellitus = Milch mit Honig versüßt." bot sie ihrem Schützling ausnahmsweise ihr Getränk an.

    Vater und Bruder tot? Bei ihr stimmte es zumindenst fast, da ihr Zwillingsbruder noch lebte. "Du hast Schwestern oder eine Schwester? Das lässt mich doch glatt neidisch werden..." brummelte sie mit neidischen Unterton in der Stimme. Der Neid verschwand, als er sie wegen dem Seegang aufklärte. Mit der flachen Hand klopfte sie auf seine Brust. "Hee.. du nimmst mich auf den Arm! Unterlass das! Meine Brüder haben mich oft genug aufgezogen..." Der mahnenden Bitte zum Trotz schmiegte sie sich an Neros kräftigen Körper und fasste nach dem Becher.


    Über den Rand des Bechers besah sie sich erstmals seit dem Eintreffen in der Taverne die Umgebung und erfasste mit den Augen einen attraktiven jungen blonden Mann, der mit seiner Gesellschaft auf den Nebenklinen lagerte. Na endlich traf sie auf jemanden mit derselben Haarfarbe. Sontje zwinkerte ihm zu. Schade, er stand auf und machte sich zum Gehen bereit.


    Die junge Germanin verfolgte seinen Weg und trank wieder einen großen Schluck aus dem Becher. Damit Nero nichts von ihren heimlichen Beobachtungen mitbekam, stellte sie den Becher weg und gab ihm einen Kuss auf das Schlüsselbein. Der unbekannte Blonde stolperte plötzlich. "Huuccchhhhh...." Sontje schrie erschrocken auf und beugte sich nach vorne, um hektisch die Tasche mit der eingekauften Kleidung wegzuzerren.

    "Ja.. genau.. so ist es gut.. prima!" lobte sie ihn abermals und hoffte, dass ihr sogenannter 'Unterricht' ihm etwas bringen würde. "Jupp.. 'mensa' ist vollkommen richtig." Sie sah zum Fenster und nickte. "Richtig, Rufus, ein 'fenestra'." Aufmerksam hörte sie ihm zu und rätselte das letzte fehlende Wort hinzu. "Wenn Vogel .. was? Hmm.. ich ihn fange??" Das wäre logisch.. aber Rufus Stimme und Miene würde nicht so ernst sein. Demnach musste er etwas anderes meinen? ".. wenn Vogel sehen?"


    Ohlala, Rufus kannte noch ein Wort. Er sprach ihren Namen richtig aus!! Das war ein wunderschöner Morgen. Alle Müdigkeit war mit einem Schlag verflogen! Sontje lachte herzlich und setzte sich auf. "Jaawoll... ich bin die Sontje... die kleine Sonne." lobte sie ihn und nahm beide Hände, um ihm liebevoll durch die Haare zu wuscheln. "Du heißt Rufus! Lucius Quintilius Rufus! Deine Mama heisst Germanica Calvena und dein Papa heißt Lucius Quintilius Valerian! Diese Namen deiner Eltern musst du dir merken und niemals vergessen." Einmal Luft holen. "Die Casa Quintillia ist dein zu Hause. Unter ihrem Dach wirst du groß werden."

    Es war lustig anzuhören, wie er ihr nachplapperte. Aber verstand er sie auch? "Ja, richtig, das ist die 'porta.' Du bist durch die 'porta' zu mir rein gekommen. Durch die 'porta' kommt man in jedes Haus." bestätigte Sontje lobend und deutete auf weitere Einrichtungsgegenstände in ihrem Zimmer, die zu seinem und ihrem Alltag gehörten. "Bett = lectulus. Bettdecke = toral. Kopfkissen = cervical. Milch = lac. Kerze = candela. Tisch = ?" Ganz natürlich kraulte sie weiterhin seine Haare durch und war am Nacken angelangt, wo sich eine kleine Kuhle befand. Dort streichelte sie mit einem Finger über seine weiche Haut auf und ab. "Weisst du noch mehr Wörter??" forderte sie ihn zum Sprechen auf.

    "Warum ich nach Mantua will? Nein, nicht wegen Familie oder Freunde! Mogontiacum ist ein ruhiges Städtchen und Rom ist eine riesengroße Stadt. Ich möchte wissen, ob es ein Mittelding dazwischen gibt. Ich will die Stadt und Gegend sehen... einfach raus. Ich vermisse Bäume und weite Felder." entgegnete sie. "Die Quintillier sind über entfernte Ecken mit unserer Gens verwandt. Es gibt einen weiteren Duccier namens Titus Duccius Vala, der in Rom weilt. Aber mit dem.. naja.. will ich nichts zu tun haben. Er ist eines Tages aufgetaucht und behauptete der Sohn von einem berühmten Mann unserer Geschichte, der spurlos verschwand, zu sein. Die Duccii haben ihn aufgenommen und um die Ehre der Familie zu steigern ist er nach Rom gegangen.".


    Ein trauriges Ausdruck legte sich in Sontjes Augen, als Serrana auf ihren Bruder zu sprechen kam. Natürlich vermisste sie ihn aber was sollte sie machen? Dem Willen der Familie folgend auf dem Hof bei Mutter versauern kam nicht in Frage. "Phelan und ich sind zusammen aufgewachsen bis Vater verstarb. Er beschloß nach Mogontiacum zu gehen. Ich folgte ihm eine Weile später. Mein Bruder war eine Zeitlang in Rom und hat sich zum Priester weihen lassen. Er ist danach wieder nach Mogontiacum zurück gegangen und hat sich dem Priesteramt sehr intensiv gewidmet. In dieser Zeit haben wir uns voneinander entfernt. Er hat nichts dazu gesagt, als die Familie beschlossen hat, dass ich zu Mutter zurück gehen soll." Jetzt hatte sie erst recht Durst bekommen. "Saft wäre gut.."

    Er blieb auf seinem Platz sitzen und lachte sie total süß an. Calvena ordnete einen Auftrag an. Ihr blieb nichts anderes übrig als dem zu folgen, wollte sie die Mutter und Arbeitgeberin nicht verärgern. "Ja, gut.. dann gehe ich mal runter zum Koch." Sie schenkte Rufus ein aufmunterndes Lächeln und verliess das Zimmer mit gemächlichen Schritten. Kurz war ihr danach an der Tür zu lauschen, aber... sie war nicht die Mutter. Seufzend legte Sontje die Hand auf den Treppenhandlauf und bewegte sich nach unten. In der Küche traf sie auf Diomedes. "Ich soll Bescheid sagen, dass wir gleich essen wollen. Soll ich dir noch was helfen?"

    "Ich höre schon... du kennst die Farben nicht. Schade, dann bringe ich sie dir bei, wenn du um einiges älter bist. Ich überlege mir ein anderes Spiel für uns zwei..." Gleich würde sie eben was anderes vorschlagen. Nicht nur Kindermädchen wollte sie sein. Ein bisschen lernen sollte er schon von ihr. Wissen aneignen. Besser noch seinen Wortschatz erweitern.


    Sie hatte ihn in letzter Zeit aufmerksam beobchtet und festgestellt, dass er wenig sprach. "Kannst du die Gegenstände benennen, die du hier im Raum siehst? Wie heißt das Möbelstück in dem ich schlafe? Wo sind meine Kleider versteckt? Durch was betrete ich ein Zimmer? Oder was musst du zuerst aufmachen um in dein Zimmer zu kommen?" stellte sie ihrem Schützling die ersten Fragen und begann wieder seine Haare zu streicheln. Während sie auf seine Antworten wartete, griff sie zum Becher und trank vorsichtig ein paar Schlucke von der heissen Milch mit Honig.