Beiträge von Duccia Vera

    Nur dieser eine Kommentar fiel ihm ein? Er erledigte keine Nachbestellung ihres Getränks. Unsicher was sie nun tun sollte schwankte sie ihn auf ihren leeren Becher hinzuweisen oder selber eine Nachbestellung zu tätigen. "17 Jahre? Und deine damaligen Freunde und Bekannte? Leben die heute nicht mehr? Oder haben sie dich vergessen?" Nagut. Er hatte sie als Kontakt.. trotzdem war es merkwürdig. Calvena kannte viele Frauen.


    Ihr Geliebter wollte den Seeweg nehmen? Achja richtig, er hatte es ihr schon einmal erzählt. "Ähm.. ich war noch nie auf einem Bott geschweige denn Schiff. Deshalb weiß ich gar nicht ob ich seetauglich bin." gab sie preis und griff mit hochroten Wangen nach den letzten Käsewürfeln. "Natürlich nicht..." Nach dem Kuss setzte sie sich neben Nero und lehnte sich an ihn. So war es gut...

    "Klar ist er mein Freund." log 'er' ohne Umschweife und ohne zu Zögern. Nunja, so gut kannte sie ihn nicht aber dennoch gut genug, um persönlich begrüßt zu werden, wenn 'er' sich in seinem Laden blicken ließ und einen Imbiß kaufte. Manchmal setzte 'er' sich in eine Nische, wo 'er' keinen störte und beobachtete die Gäste. Auf diesem Weg hatte 'er' herausgefunden, welche besonderen Räume sich im ersten Stock befanden. "Gut, ich führe euch zu Mamiliusi." fügte 'er' gelassen hinzu. 'Er' nickte zu jedem Namen. "Hallo zusammen, es freut mich eure Bekanntschaft zu machen." grüßte 'er'.


    Ein schwerer Arm landete um ihren Schulter herum auf dem blauen Mantel. "Na, ist die Wegbeschreibung schon total untergegangen? Zwei Mal links und einmal rechts abbiegen. Ich dachte, du willst nicht zum Fluß, Pollio? Gehen wir..." neckte 'er' den Mann. Lamys Augen streiften zufällig die Augen von Flaccus und sahen wieder weg, als 'er' zusammen mit Pollio losging. 'Er' hatte blaue Augen und diese Färbung gab es selten. Grüne Augen waren noch seltener auf dieser Welt. "Ich hörte euch vorhin singen. Euer Lied hat mir gefallen. Damit uns der Weg nicht so lang wird... singt es nochmal." forderte 'er' Pollio und die übrige Gruppe trunkener junger Männer auf. Vielleicht fielen 'ihm' dann die restlichen Würter für die komplette Übersetzung ein. "Mamiliusi wird uns dann hören und seine Leute antreiben, einen großen Imbiss für alle zuzubereiten. Ihr habt bestimmt Hunger? Ich lade euch ein..."


    An die aktuelle Zeit dachte 'er' nicht, dass Mitternacht schon vorüber war und 'er' deswegen eigentlich zurück in der quintillischen Villa sein musste. Während dem Weg löste sich die vorwitzige Strähne trotzig aus 'seiner' eng sitzenden Kappe und hüpfte bei jedem Schritt munter hin und her. "Seht, da vorne sind die Fackeln zum thermopolium von Mamiliusi. Und diese Frauen.. seht euch satt." Leise zu Flaccus sprechend sprach Lamy eine Empfehlung aus. "Ginger ist die Schönheit mit den roten Haaren... sie weiß zu überzeugen. Soll ich euch einander vorstellen?" Mit einer abrupten Bewegung schob 'er' die blonde Strähne hinters Ohr und wartete auf Antwort des attraktiven flavischen Jünglings mit den abstehenden Ohren.

    Kaum auf dem Bett sitzend schmiegte sich ihr Schützling an ihre Seite. Mit einem zuerst unsicheren Lächeln, welches sich zu einem dankbaren Lächeln wandelte, nahm sie ihm den Keks ab. "Danke schönchen!" Mit sachtem Fingerdruck spürte sie mit Hilfe der Fingerkuppen nach wie 'alt' der Keks war und stellte fest, dass er schon hart war. Tja, das war Pech! Trotzdem nahm sie ihn in den Mund und versuchte ein kleines Stückchen abzubeißen. Rufus hatte sich schliesslich bei der Beschaffung so viel Mühe gegeben. Währenddessen Rufus Mutter quengelte und sich beschwerte, dass sie seinen Keks bekam. "Tjo.. eine gewisse Logik steckt drin in dem was er sagt." Laut Rufus sollte sich seine Mutter nun einen Keks von Diomedes holen. "Während wir hier oben sitzen, hat er sie alle längst selber aufgegessen." Sie nickte Rufus zu und drückte seine kleine Hand, während die andere den geschenkten Keks umschloß. "Stimmt, du hast Hunger! Das war alles sehr anstrengend, nicht wahr, mein Kleiner?" Als nächstes klopfte sie auf ihre Oberschenkel, dass er auf ihren Schoß Platz nehmen konnte wenn er denn wollte. Sie war kräftig genug, sich zu erheben und ihn für eine Weile auf ihren Armen zu tragen. " Es ist längst Mittagszeit. Lasst uns in die Küche gehen und schlemmen..." schlug sie Mutter und Sohn vor.

    "Du hast nicht geantwortet, aber ich weiss die richtige Antwort. Deine Mama hat dich heute geweckt." fasste sie zusammen und legte zärtlich einen Arm um ihn herum, um ihm damit noch mehr Körpernähe zu bieten. "Ich, Sontje, habe dich auch lieb, mein Wölfchen." Beim Aussprechen des Kosewortes und Spitznamens ihres Schützlings fuhr der Finger ihrer freien Hand von der Stirn seinen Nasenrücken hinunter und landete wie ein Skispringer auf seinem Bauchnabel. "Mir geht es gut. Ich bin ein bisschen müde." Vom Verliebtsein in Nero erzählte sie nichts. Das war das einzige Gebiet welches sie ihm aus ihrem Privatleben vorenthielt.


    Aha, er verstand nicht was sie wollte und stellte Fragen. "Du kennst du Farben nicht? Stell dir vor, du bist bei deiner Mama in ihrem Schlafzimmer. Calvena will ausgehen. Vor dir liegen ihre Mäntel. Sie tragen unterschiedliche Farben. Deine Mama möchte den braunen Mantel. Aber sie kann nicht aufstehen, da sie noch geschminkt wird. Du sollst ihn ihr deshalb den braunen Mantel bringen." Nun deutete sie auf den braunen Becher. "Schau, der Becher ist braun. Braun ist der Name der Farbe. Diesselbe Farbe soll der Mantel haben." War die Erklärung zu kompliziert? Sie würde es ja gleich von ihm hören, wenn er es nicht verstand. Rufus war ja noch klein und hatte alle Zeit der Welt zum Lernen.

    Tatsächlich hielt sich die Zahl der Passanten, die 'ihm' beim Übersetzen vom Lateinischen ins Germanische weiterhelfen konnten und mochten in Grenzen. Der erste hatte es eilig, der zweite sah nicht sehr vertrauensselig aus, der dritte trug eine noch stärkere Weinfahne spazieren. Mit sich ringend, ob 'er' weitergehen oder zurück zu den Märkten laufen sollte, wurde 'ihm' die Entscheidung abgenommen. Amüsiert schmunzelnd erkannte 'er' die trunkene Gruppe wieder und hörte die Diskussion über die richtige Richtung mit. Bei dem Wort caupona musste 'er' nachdenken. Laut Erklärungen galt der Begriff caupona als Oberbegriff für eine Vielzahl von Arten römischer Gaststätten und wurde auch für Herbergen verwendet. In einzelnen Fällen war damit eine Weinschenke gemeint, in der man einen einfachen Imbiss zu sich zu nehmen konnte. Diesen sogenannten Gaststätten, Kneipen und Garküchen spielen eine bedeutende Rolle für die Versorgung der immensen römischen Bevölkerung. Denn neben Getränken kann man dort eine warme Mahlzeit erwerben.


    Nun wurde 'er' von einem aus der Gruppe angesprochen. "Salve! Hm.. was weiss ich denn wer der alte Glaukus ist. Ich kann euch das thermopolium von Mamiliusi empfehlen. Es ist nicht weit von hier. Ihr müsstet zwei Mal links und einmal rechts abbiegen." Unter dem neuen Namen versteckte sich sich eine weitere Art von Gaststätte oder Bar, in der warme Speisen und Getränke als Schnellimbiss verkauft wurden. Diese waren meist kleine Räumlichkeiten, die gegen die Straße hin mit einer gemauerten Theke versehen waren. In diese mit Marmorbruchsteinen bunt belegte Theken waren Vorratsgefäße sowie Wasser- und Kochtöpfe eingelassen, deren Inhalt durch ein darunter liegendes Feuer warm gehalten werden konnte. Im Innern der Bar befand sich ein Herd, auf dem die Gerichte vorgekocht wurden. Da 'er' es neulich besucht hatte, hatte 'er' gesehen, wie die Gäste ihr Essen gleich im Stehen verzehrten. Mamiliusi's Thermopolium beinhaltete als Schmankerl Gästezimmer in der darüberliegenden Etage, welche als Bordell dienten. "Soll ich euch hinüberführen? Ich heisse Lamy... und wer seid ihr?"

    "Kuscheln ist in Ordnung..." Sie streichelte seine Haare, fasste einzelne Strähnen zwischen den Fingerkuppen zusammen und zerrieb sie liebevoll ohne zu ziepen. "Du weisst ja, dass mal deine Mama und ich uns abwechseln. Hat sie dich lieb geweckt? Hm, ich glaube, heute abend bin ich dran, dich ins Bett zu bringen, nicht wahr?"


    Ein bisschen rauskriegen, wieviel er von seiner Umgebung und Umwelt wahrnahm, was er fühlte und dachte war immer gut. Nach einigem intensiven Nachdenken, während sie die sonnenbeschienene Wand betrachtete, hatte sie einige Fragen beisammen. "Wie geht es dir? Hast du Fragen??" Ob sie ihm erzählen sollte, dass sie Iunia Serrana kennengelernt hatte? "Oder möchtest du eine Geschichte hören? Ich habe uns ein neues Spiel ausgedacht, aber ich glaube, es ist für dich noch ein bisschen zu schwer. Oder wir versuchen es einfach mal..."


    Sie runzelte leicht die Stirn. "Kannst du die Farben in diesem Zimmer aufsagen?" Die Wände waren weiss geweißelt, nur über der Tür war eine ländliche Landschaft mit Bäumen und Büschen und einem äsenden Reh aufgemalt. Das Bett aus hellem Kiefernholz und die Bettwäsche aus zartem Gelb mit weißen Wölkchen. Über der Bettdecke eine sie beide wärmende zweite Decke in tannengrün. Auf dem Nachttisch standen ein tönerer brauner Becher, eine gelbe Kerze. Ein weiterer langer Tisch, parallel zum Bett an der anderen Wandseite stehend, trug diverse Papyrii und Rollen, Flakons. In einer Schale lag eine Bürste samt Kamm und silberne Haarklammern. Hinter der Tür stand die Truhe, welche ihre Kleidung beherbergte. Am Haken über der Truhe hing der neue blaue Mantel mit dem eingestickten heulenden Wolf.

    Ihre in der Vergangenheit ruhendes Gedankenkarussell wurde von dem Öffnen der Tür, dem Tapsen kleiner flinker Füße und einer fröhlich klingenden jungenhaften Stimme durchbrochen. "Oh.. hej Rufus! Hallo mein Wölfchen!" begrüßte sie den Störer und schob rasch die Acta vom Bett, um sie vor derber Zerknitterung zu bewahren. "Spielen willst du? Mit mir?" Sontje streckte ihre Arme aus und zog den kleinen Mann näher zu sich heran. "Hast du ein bestimmtes Spiel im Kopf???" Sie lupfte die Bettdecke. "Oder magst du dich zu mir kuscheln? Faul im Bett liegen ist schön." Und macht toottttaaalll faul... "Du siehst munter aus.. hast du gut geschlafen? Ich habe nicht so gut geschlafen... ein bißchen bin ich noch müde."

    "Das ist eine gute Überlegung. Ich werde Calvena fragen, ob sie einen Brief von dir erhalten hat." stimmte Sontje Serranas Vorschlag zu und freute sich vorab auf die dreifache Kinderschar. Rufus würde es aus ihrer Sicht wahrlich gut tun andere Kinder zu sehen, zu hören und zu sprechen. Kurzum zu erleben. "Ohjehmine... da habt ihr aber richtig Glück gehabt, dass die Seuche euch nicht erwischt hat. In der Acta Diruna steht, dass sie viele Menschen dahin gerafft hat. Zum Glück ist sie nun vorbei. Ich habe vor, Mantua irgendwann mal zu besuchen. Zu Pferd ist es angeblich nicht weit."


    Schliesslich wurde die Frage nach ihrem Namen gestellt. "Mutter nannte mich Sontje. Bei den Duccii muß man/frau sich einen neuen Namen aussuchen. Da mein Zwillingsbruder Phelan sich in 'Duccia Verus' unbenannte, war es klar, dass ich auch einen Namen mit 'V' haben möchte. Nach viel Überlegen kamen wir auf Vera. Duccia Vera." erklärte die junge Germanin der Iunierin. "Ich mag meinen ursprünglichen Namen Sontje mehr als Vera. Sontje bedeutet 'kleine Sonne'. Dass die hiesigen Männer mehr als drei Namen im Namen tragen, habe ich schon festgestellt, aber warum die Frauen nur zwei haben.. keine Ahnung! Schon seltsam. Vieles ist seltsam."

    "Seit der Junge laufen kann, muss ich ganz schön hinterher sein. Auf Aufpassen und Achtgeben hilft auch mal der majordomus aus. Das ist gut. Wenn die Kinder so kurz hintereinander geboren wurden, dann müsste es gar nicht so viele Schwierigkeiten geben." mutmaßte Sontje und nickte verständnisvoll, als Serrana meinte, die Kinder nachts nicht aus dem Haus zu lassen. "Ja, jetzt sind sie noch zu klein. Ich meinte später, wenn sie größer sind. Bei dem Nachmittag bin ich gerne dabei und Calvena hat noch mitzureden."


    Sie zögerte kurz, ob sie der Iunierin von ihrer Vergangenheit erzählen sollte. "Richtig, ich bin eine freie Frau. Die Duccii haben eine entfernte Verbindung zu den Quinttilii. Ich weiß nicht welcher Art. Rein zufällig war ich zusammen mit Calvena und ihrem Mann in derselben Reisegruppe Mogontiacum-Rom. Allerdings habe ich mich kurz danach von der Gruppe getrennt, um Mantua zu besuchen. In der Stadt grassierte eine schlimme Seuche. Man hat uns deswegen weitergeschickt. Da blieb mir nichts anderes übrig als nach Rom zu kommen. Weil ich schon auf der Reise ab und zu auf Rufus aufgepasst habe, habe ich bei den Quintilliern angeklopft und meine Dienste angeboten. Seitdem bin ich bei ihnen und nun.. in dieser Stadt ist ständig was los. Man könnte meinen, die Stadt schläft nie."

    "Eine sehr entfernte Verwandte. Ihre Gens ist mit meiner Gens irgendwie freundschaftlich verbunden. Frag mich nicht warum oder wodurch, ich weiss es nicht." Ihr Becher war leer. Sie nahm seinen Becher, trank einen großen Schluck Wein und verzog das Gesicht. "Brr... der ist ja unverdünnt! Germanica Calvena ist die Mutter des Kindes, welches ich betreue. Ihr kleiner Sohn heißt Lucius Quintillius Rufus. Sein Vater und Calvenas Ehemann ist Lucius Quintilius Valerian, er ist Centurio beim Militär, genauer bei den Cohortes Urbanae. Diese Soldaten sind für die militärische Verteidigung der Hauptstadt sowie für polizeiliche Aufgaben zuständig Manchmal gehen diese Männer durch die Stadt und schauen nach dem Rechten. Es gibt ein anderes Wort dafür.. patrio.. patrollieren... so wie kontrollieren...." erwiderte sie. "Warum bloß hast du keine Kontakte? Magst du nicht Kontakte knüpfen? Jeder hier hat Kontakte zu anderen Menschen, die widerum Konatkte haben. Ich möchte noch mehr Kontakte haben..." Dann ging es darum, dass er bald nach Hause fahren würde. "In zwei Wochen? Das ist noch viel Zeit bis dahin. Reitest du hin und zurück? Ich würde mir ein Pferd ausleihen. Ach übrigens... stimmt es, dass Frauen nicht reiten dürfen, weil das Reiten sie unfruchtbar macht?" Über diesen Quatsch innerlich die Augen verdrehend, nahm sie sich Weintrauben und stand spontan auf, um sich neben ihn auf seine Kline zu setzen. "Gibst du mir einen Kuß?"

    .. ist es nach einer langen Nacht immer am gemütlichsten. Auf dem Nachttisch stand ein Becher heißer Milch mit einem Schuß Zitrone, daneben lagen einige Rollen Lesestoff. Mit dem Rücken gegen weiche Kissen lehnend, schmökerte Sontje in der aktuellen zu lesenden Rolle. Es war ein schon ziemlich älterer Text, dennoch interessierte er sie nicht minder. Es handelte sich um 'Mantua und seine Folgen' vom KAL MAI DCCCLXI A.U.C. aus der Rubrik Gesellschaftliches. Sie reiste mit den Gedanken zurück zu der Begegnung mit der militärischen Patrouille, als sie auf dem Weg nach Rom gewesen war. Ob ihre ehemaligen Begleiter Uwe und Helmut noch in Rom weilten? Keinen von beiden hatte sie wiedergesehen. Ob der Soldat sich noch an sie errinnerte? Wie war sein Name gewesen? Ach ja, Titus Decimus Cursor. Sie hatten über ihre Namensbedeutung, über Fügung und Zufall gesprochen und dann war das Gespräch schief gelaufen. Immer noch verstand sie den Grund nicht. Gedanken verloren starrte sie an eine sonnenbeschienene Wand...


    Sim-Off:

    Möchte jemand stören? Nur zu!

    Schon lange wollte sie gemeinsam mit Rufus auf den Markt gehen, aber es kam fast immer etwas dazwischen. Dieses mal wollte seine Mutter sich mit ihm beschäftigen. Ihrer Arbeit als Kindermädchen beraubt, hatte sie spontanerweise beschlossen, Diomedes einen Teil seiner Einkäufe abzunehmen und sich deswegen eine Einkaufsliste sowie Münzen geben lassen. Die Liste 'sagte', das sie nur noch Gewürze und einen Mörser samt passender Schale brauchte. Beides sollte aus Marmor sein. Schweigend wanderte sie mit dem Einkaufskorb an den Marktständen vorbei, warf den Blick nach links und rechts nach einem Stand für Gewürzbedarf suchend. Aus irgendeinem ihr unbekannten Grund schien es auf diesem Markt keinen Händler zu geben.


    Somit musste sie wohl auf einem anderen Markt ausweichen und dort weiter suchen. Zu diesem Einkaufsbummel trug sie wieder einmal ihren schicken blauen Mantel mit dem aufgestickten heulenden Wolf an. Ein dazu passendes blau-schwarzes Lederband hielt ihre mittlerweile länger gewordenen blonden Haare aus der Strin. Immer wieder spielte sie mit den Spitzen ihres geflochtenen Zopfes. So langsam wurde sie des Suchens überdrüssig und beschloß eine Pause zu machen. Da vorne war ein schöner Platz zum hinsetzen, dazu musste sie mitsamt dem Korb rechterhand an den beiden Riesen vorbei drängeln, die sich angeregt miteinander unterhielten. Denn links wurde die Straße in diesem Augenblick von einem kleineren Karren blockiert, der vor einer Garküche ausgeladen wurde. Passanten begannen den Mann, der seine Waren auslud, zu beschimpfen. Leise seufzend ging Sontje, begleitet von anderen Passanten, auf die Lücke rechterhand zu. Dem Auslader, der immer hektischer auslud, fiel eine Amphore zu Boden. Eine Frau schrie auf, schubste Sontje zur Seite und versuchte vor ihr die Lücke zu verlassen. Durch den Schubs stolperte Sontje gegen Luca und Eginhard. Krampfhaft hielt sie mit der einen Hand den Korb fest und versuchte mit der anderen den Aufprall zu Boden abzumildern. Die unbekannte Frau wurde von den entgegenkommenden Passanten zurückgedrückt. Nun schubste sie jeden beiseite und andere schubsten widerrum andere Passanten zurück. Panik lag in der Luft.

    Seine Mutter ging schon nach ihrem Sohnemann schauen. Sontje stelllte sich in den Türrahmen und war nicht minder erstaunt, als sie sah, dass ihr Schützling einen Keks in der Hand hielt. "Oho... er hat einen Keks." stellte sie überflüssigerweise fest. "Ich glaube, Rufus meint, dass der Keks für mich sein soll. Als Kind habe ich auch immer die Leckereien versteckt.. und später mit meinem Bruder geteilt." Mehr fiel ihr nicht ein, was sie sagen oder wie sie handeln sollte. Ganz spontan setzte sie sich zu Rufus auf sein Bett und leistete ihm Gesellschaft.

    "Najaaa.. soo laut hat es nicht geschrien." versuchte sie das Babygeschrei herunterzuspielen und wusste keine weitere Erklärung vorzutragen, wieso sie es aus dem Straßenlärm herausgehört hatte. "Der Türsteher hat schon erwähnt, dass Calvena eure Nichte ist. Sie ist eine liebevolle Mama." Sontje setzte sich und nickte bejahend. "Ja, Rufus geht es gut, er ist gesund und munter. Er ist viel auf seinen kleinen Beinen unterwegs und lernt derzeit sich an einige wichtige Regeln zu halten, zum Beispiel, dass er nicht die Treppe runter rennen sondern diese eher langsam runter gehen soll, damit er nicht über die Stufen stolpert und stürzt."


    Die Gedanken, wie sie zwischen zwei Familien springen sollte, hatte sie ohnehin noch nicht zu Ende gedacht, da es noch eine spontane Idee war, auch dieser Familie ihre Dienste anzubieten. Sachte hoben und senkten sich die Schultern in ratloser Weise der aufrecht sitzenden Germanin, bevor sie weitersprach. "Die Kinder gemeinsam zu betreuen wäre eine gute Idee. Ich kann Rufus keinen Spielkameraden in seinem Alter ersetzen. Noch einfacher wäre das ganze Unternehmen, wenn beide Familien unter einem Dach wohnen würden. Das ist schwerlich möglich..." gab sie ihre nachdenklichen sich um das Thema drehenden Gedanken zu. "Die Kinder könnten nachts abwechselnd hier oder drüben übernachten. Ach, ich weiß nicht so recht... das müsste alles gut organisiert sein. Wie alt sind denn deine beiden Kinder? Ein Mädchen und ein Junge, richtig?" Vielleicht halfen die Informationen weiter?

    Keine Kinderbetreuung... ab dem späten Nachmittag bis zu Mitternacht hatte sie 'Wölfchen-frei'. Sontje stärkte sich, bereits aufbruchbereit eingekleidet, mit einem Imbiss in der Küche und verabschiedete sich von Diomedes. Sie verliess die Villa nicht wie sonst durch den Haupteingang und nutzte den Nebeneingang für Sklaven und Lieferanten als Ausgang. Mit schnellen Schritten entfernte sie sich und stürzte sich ohne Scheu ins Getümmel. Zuerst stattete sie einem bestimmten Markt einen Besuch ab. Eben jenem, welchen sie mit Nero besucht hatte. An einem Stand kaufte die junge Germanin eine Fibel, welche wunderbar zu ihrem Mantel passte. Sie trug einen blauen Mantel. Auf dem Rücken konnte man einen heulenden Wolf als Stickerei erkennen.


    Nach dem Kauf setzte sich Sontje in eine dunkle Gasse ab und zog sich um. Nach mehreren Minuten trat dort, wo eben noch eine junge blonde Frau verschwunden war, ein burschikos gekleideter junger Mann heraus. Sontjes blonde Haare wurden von einer eng sitzenden Kappe verborgen. Die Brust hatte sie mit einer Bandage flach gewickelt. Ihre Kleidung war aus Baumwolle, sah ziemlich neu aus und wurde vom blauen Mantel verdeckt. Leise pfeifend warf 'er' den Beutel über die Schulter und wanderte weiter. Es war eine Wohltat sich zu verkleiden und sich so zu verhalten, wie 'er' wollte. Bei einem der fliegenden Bauchhändler kaufte 'er' Wein und Becher. Unschlüssig wohin sie nun gehen sollte, wurde 'er' einer Gruppe näherkommender junger Männer gewahr.


    'Er' lehnte sich an eine Häuserwand und tat so, als würde in in 'seinem' Beutel nach etwas unheimlich wichtigem suchen. Heimlich lauschte 'er' den Worten. Diomedes Feste? Interessant. Die reden bestimmt nicht vom quintillischen Diomedes. Sontje lauschte weiter und schüttelte den Kopf, als das Gespräch sich im die Lupanare und deren Frauen drehte. Von diesen Einrichtungen hielt sie gar nichts. Trotzdem merkte sie sich den Namen von der Frau, welche die jungen Männer als Venus bewunderten. Iotape? Was für ein merkwürdiger Name! In Rom war ohnehin so ziemlich alles merkwürdig. Die Gruppe verschwand in einer der dunklen Gassen. Nein, 'er' würde denen gewiss nicht hinterhergehen So groß war 'seine' Neugier auch nicht.


    'Er' beschloß den Weg zum Tiber zu suchen und sich dort einen Platz zum Hinzusetzen zu suchen. "Istud vinum bonum vinum vinum generosum - reddit virum curialem probum animosum." murmelte 'er' den Text und dachte darüber nach wie er in 'seiner' Muttersprache heissen würde. "Ich beschimpfe Dinge wenn sie nicht tun was ich will.. äh.. Mist, mir gehen die Worte aus!" stöhnte die verkleidete Sontje. Soweit kam 'er' mit seinen Überlegungen und beschloß jemanden anzusprechen, ob er ihr den Rest des Textes übersetzen konnte. Mit aufmerksamen Blick musterte sie die Passanten.

    Nun musste sie wieder umschalten auf Latein. Lächelnd drehte sie sich zur Hausherrin um. "Salve, Iunia. Ja, es geht um die Kinder. Vorhin habe ich ein Baby schreien gehört und deshalb an die Türe geklopft. Euer Türsteher versicherte mir, dass alles in Ordnung sei. Nur ein Streit..." erzählte sie. "Ich möchte euch gratulieren, dass ihr eurer Familie gleich zwei Kinder auf einen Schlag beschert habt. Das muss wundervoll sein. Entschuldige, ich habe meinen Namen nicht genannt, Ich heiße Sontje und bin seit einiger Zeit als Kindermädchen bei Germanica Calvena beschäftigt. Ihr kleiner Sohn heisst Lucius Quintillius Rufus." Musste/Sollte sie jetzt noch den Namen von Calvenas Ehemann nennen? Nein, sie würde etwas anderes erwähnen, weil es ja die Kinder der Iunierin betraf. Wegen dem jammernden Baby hatte sie ja angeklopft. "Gundhraban hat gesagt, euer Kindermädchen ist nicht bei euch geblieben? Ihr sucht deshalb Ersatz? Wie wäre es, wenn ich eurer Familie ebenfalls meine Dienste als Kindermädchen anbiete? Ich könnte zwischen den Familien springen und die Kinder auch zusammen beaufsichtigen."

    Zitat

    Die Sklavin welche sie für diese Arbeit eingekauft hatten, war auf einmal nicht mehr so begeistert von der Arbeit... Aber wenn du dich eh damit auskennst... Allerdings ist mein Herr gerade in Ostia unterwegs, aber seine Frau Iunia Serrana dürfte im Hause sein. Wenn du mir ins Atrium folgen möchtest...


    Wann würde dieses Klingeln in den Ohren aufhören? Es war so schön, jemanden Germanisch sprechen zu hören. "Danke Gundhraban! Ich muss zum Abschied ohnehin an dir vorbei zur Tür hinaus, da sehen wir uns dann nochmal. Danke schön!" Mit dem Getränk in der Hand stand sie nun mit verschränkten Armen im Atrium, dachte über die Worte des netten Türstehers nach und machte sich ihre Gedanken dazu. Herr Senator außer Haus auf Reisen und seine Frau alleine mit Zwillingen. Wie bloß konnte man sich nicht für Kinder begeistern? Nun gut, die Kleinen hatten genau wie die Erwachsenen auch mal miese Laune mit allem drum und dran. Besser gesagt einen schlechten Tag. Ihr letzter schlechter Tag war schon länger her, ziemlich lange her sogar. Nein, sie würde jetzt nicht an zu Hause denken sondern nach vorne schauen.


    Ob die Hausherrin wirklich gleich kommen würde? Sontje hatte bereits bemerkt, dass die Zeit in Rom anders tickte. Ein bisschen Aufregung machte sich in ihr breit... das wäre schön, wenn sie noch mehr Gesichter zu Gesicht bekäme als die ewig gleichen Mienen. Zudem würde sie dann noch öfters aus der Villa Quintillia gehen. Sie dachte schon wieder viel zu sehr im voraus über das Kommende nach und begutachtete das Atrium. Eine kleine architektonische Leistung. Der Raum war anders als üblich nicht offen, sondern mit einer Pfannenschieferdachhaube überdeckt. Weit oben auf dem Dach hielten vier Stützbalken dieses viereckige angeschrägte Dach, was über das Hauptdach um einen Meter hinaus ragte und somit der Abluft Raum zum Entweichen liess. Offensichtlich liessen sich diese Öffnungen in besonders kalten Tagen schließen. "Da hat jemand aber praktisch gedacht!" murmelte Sontje und fragte sich, wo das Versteck des Mechanismus sich befand. Wie sonst wurden die Stützbalken bewegt? Von den Hausklaven?

    Sontje klingelten die Ohren. Nicht wie sonst, wenn Rufus einen kombinierten Schrei- und Wutanfall hatte. Diesmal aus dem Grund, dass sie unerwartet ihre Heimatsprache hörte. Ganz schön baff war ihr Gesichtsausdruck und ziemlich rund ihre Augen, welche für einen winzigen Moment ziemlich feucht wurden. Nein, sie hatte gar kein Heimweh! Weg mit dem Gefühl!


    "Senator Germanicus! Zwillinge! Kindermädchen gesucht! Ich bin froh, dass die Kinder sich nur gezankt habe." fasste sie die Stichworte zusammen und zeigte ihr breitetes Lächeln. "Heilsa Gunhraban. Ich bin froh, dass die Kinder sich nur gestritten haben. Ich heisse Sontje. Ehm.. wie wäre es, wenn ich dem ehrenwerten Senator und seiner liebenvollen Frau ebenfalls meine Dienste als Kindermädchen anbiete? Ich könnte ja zwischen den Familien springen und die Kinder auch mal zusammen beaufischtigen. Der Sohn von Germanica Calvena und Lucius Quintilius Valerian ist mein Schützling."


    Sim-Off:

    In kursiver Schrift antwortet Sontje ebenfalls auf Germanisch.

    Die blonden Haare wurden von einem schwarzen Lederband aus der Stirn gehalten, somit nervte die blöde Strähne nicht. "Heilsa.. ehm, ich meine Salve! Ich bin eben hier langgelaufen und habe Babygeschrei gehört. Da ich als Kindermädchen beschäftigt bin, konnte ich bei dem Gejammer schwerlich weghören. Deshalb wollte ich nachfragen, ob mit dem Kind alles in Ordnung ist? Und bei welcher Familie habe ich angeklopft? Nirgendswo ist ein Namensschild zu sehen..." erklärte Sontje dem Türöffner freundlich lächelnd. Da es angenehm warm war, hatte sie auf die palla verzichtet und trug eine hellblaue, unter der Brust geraffte, lange Tunika. An jeweils einem Ärmelsaum wanderte ein kleiner eingestickter einsamer schwarzer Wolf entlang.

    Sie streifte wieder einmal durch die Straßen auf der Suche nach neuen Bekanntschaften und interessanten Ereignissen. Plötzlich blieb sie stehen und lauschte.. wieso schrie denn das Kind so laut? Sontje folgte dem Jammern und kam vor einem Erdgeschoß an, welches linksseitig durch einen üppig bewachsenen Garten begrenzt war. Gut durchdacht! So musste jeder Besucher den Garten durchqueren, um zum Eingang zu gelangen. Langsam ging sie weiter. Die Etage war zur Straßenseite hin durch einen leicht erhöht liegenden Säulengang, mit Simsmauer umschlossen. Echt schick! Das Schreien des unbekanntes Kindes beschäftigte sie, deshalb nahm sie all ihre Courage zusammen und klopfte an die Türe. Seit sie Rufus kannte, konnte sie schwerlich weghören. Hoffentlich war alles in Ordnung! Und sie übervorsichtig!


    *Pochpochpoch*