Die ersten Worte des Corneliers ließen mich schlucken, es Klang ganz so als wolle der frische Kaiser sichergehen das er nicht den falschen Mann vor sich stehen hatte, bisher hatte es mir in diesem Raum des Kaiserpalastes immer am Herzen gelegen "der Richtige" zu sein, für so ziemlich jedweden Job ... doch heute sagte mir mein Innerstes .. nein mein Innerstes bekniete mich geradezu, heute einmal "der Falsche" zu sein ...
Jedoch ... hatte mein Gegenüber mit allem Recht, ich war Klient und rechte Hand des Vesculariers gewesen, ich war auch Vater zweier Söhne und der Mann von Axilla ... Was ich auch, so die Götter mir halfen bleiben würde.
Meine Vergangenheit war wie ein Teppich genäht aus unzähligen Flicken, wann immer es von Vorteil gewesen war hatte ich mich erneut nach dem Wind gedreht um schneller an Macht und Prestige zu kommen ... ich hatte einen Patron links liegen lassen und mich dem nächsten voll und ganz verschrieben nur um eine der Sprossen auf der Erfolgsleiter schneller hinauf zu klettern, hatte einem Helden Roms bis ans Sterbebett nachgeschnüffelt nur um mich nicht als gewöhnlicher Tribun der Classis sehen zu müssen ... Ich war sogar bis nach Aegyptus gereist nur um dort den örtlichen Verantwortlichen auf die Finger zu sehen, alles für einen weiteren Schritt auf der Leiter ...
Bis schließlich irgendwann ein goldener Faden in meinem Leben aufgetaucht war und aus einem Flickenteppich ein mosaikenes Kunstwerk wurde, Axilla hatte alles verändert, plötzlich war nicht mehr ICH wichtig sondern Sie und ich ... bis daraus ein WiR und dann ein WiiR wurde und heute konnte ich selbst im Angesicht des Mannes, der über mein ganzes noch kommendes Leben entscheiden würde, nicht aufhören darüber nachzudenken wie es wohl meinen beiden Söhnen und ihrer wunderschönen Mutter ging.
Sodass mir die Frage, die mich eigentlich hätte zittern lassen müssen, stattdessen ein seichtes Lächeln auf die Lippen legte. Ich war nicht über ein Jahrzehnt lang an jedweder Kreuzung in Richtung Überholspur abgebogen um hier nicht die Ausfahrt zu erkennen die mir ermöglichen würde meine Familie wieder zu sehen ...
"Ich stehe auf der Seite Roms, mein Imperator! Als unser letzter Kaiser krank wurde und seine knapp bemessene Zeit nicht länger ausreichte um sich allen Staatsgeschäften zu widmen, übernahm die Kanzlei viele Dinge um das bestehen Roms und seiner Provinzen zu sichern. Was uns jedoch nach wie vor fehlte war ein Kaiser der die großen Entscheidungen traf die dieses wichtige von den Göttern vergebene Amt mit sich bringt! Doch dann trat der Vescularier auf und für unser Problem war eine Übergangslösung gefunden ... zu diesem Zeitpunkt vertraute ich auf das Urteil unseres geschwächten Kaisers und bot mich dem Stellvertreter als Klient an, in der Hoffnung Rom und dem Kaiser so noch besser von Diensten sein zu können. Doch anders als wir gedacht hatten schien Vescularius Salinator sich selbst nicht als Übergangslösung zu sehen und Hals über Kopf stürzte Rom in ein Chaos das selbst die kaiserliche Kanzlei nicht zu entwirren vermochte ..."
Ich legte eine Wirkungspause ein und sah zu Boden mit einem verlorenen Blick, bevor ich schließlich fort fuhr mit meiner .. "Geschichte" ...
"Doch das der Vescularier die Krankheit des Kaisers nur ausgenutzt hatte wurde uns erst bewusst als er auch nach dem schrecklichen Dahinscheiden unseres Kaisers nicht beabsichtigte den Posten abzutreten und mich beauftragte das von den Vestalinen bewahrte Testament zu vernichten!"
Was ich soweit ich wusste nie getan hatte, was also auch immer ich an Schriftstücken verfasst hatte das dem Cornelier bereits geholfen zu haben schien, das würde es sicher noch überbieten ...