Gaius Valerius Festus hatte heute die Ehre, das Opfer für Diana durchzuführen. Dabei war er recht froh, dass man gar nicht wirklich damit rechnete, dass es angenommen wurde, denn die Göttin der Jagd war ohne Zweifel verärgert. So entlastet trat er daher vor, bedeckt mit der Toga Praetexta und würdevoller Miene.
"Diana Nemorensis, keusche Herrin, Mehrerin der Fruchtbarkeit! Du schenkst den Frauen die Kraft, Kinder zu gebären und unser Volk zu mehren! Gütig verbirgst Du die Deinen vor dem Zorn aller Götter! Gewaltige, nimm Du unsere Gabe, die das Volk Roms Dir gibt mit Freude, und gewähre uns die Gunst Deiner Aufmerksamkeit!"
Mit einer theatralischen Geste legte er Weihrauch in den Foculus und ließ der Rauch zum Himmel aufsteigen, aufdass er der zornigen Diana in die Nase stieg. Ihm folgte der Wein, erneut begleitet von einer Darbringungsformel. Dann war das Lamm - diesmal ein Weibliches - an der Reihe:
"Diana Nemorensis, keusche Herrin! Dies Lamm gibt Dir das Volk Roms mit Freude, rechtmäßig Erzürnte, aufdass Du uns lehrst, Deinen Zorn zu stillen, dass Du uns zeigst, was war und wird sein! Diese Gabe mit Freude, dass Du uns offenbarst Deinen Willen und den der Deinen, Erzürnte durch Frevel, uns den Grund offenbarst und die Sühne zu Frieden mit den Göttern!"
Auch Festus vollzog die rituelle Entkleidung rasch und ließ auch bald das Blut spritzen. Auffällig war dabei allerdings, dass das Lamm besonders unruhig wirkte, zappelte und der Schlächter besonders lange zuschnitt, als habe er beim ersten Streich die Schlagader verfehlt. Dennoch spritzte schließlich das Blut und Festus atmete auf.
MTD