Die Prozession. Immer wieder der feierlichste und schönste Teil eines römischen Rituales. Erbaute es nicht die Herzen aller Römer, die Creme de la Creme des Reiches, die höchsten Priester, durch die Straßen marschieren zu sehen? Bezeugte es nicht, dass die Götter auf Rom lächelten? Und sorgten nicht diese Priester dafür, dass es auch so bleiben würde?
Es fing also der Zug an. Vorne marschierten die Pontifices, jenes eminente Gremium, welches das bedeutendste unter den römischen Kollegien darstellte. Zusammen mit ihnen marschierten die Flamen mit – inklusive der Flamen Divorum, auf dessen Kleidung der aufmerksame Betrachter Schweißflecken erkennen konnte – und der Rex Sacrorum, würdig wie immer, und auch wie seine Vorgänger und hoffentlich auch Nachfolger. Auch die Vestalinnen schritten hier mit, in all ihrer jungfräulichen Pracht.
Von ihnen gefolgt, die Quindecimviri, die 15 Männer, die dafür zuständig waren, dass auch fremde Götter nie Rom zürnen würden. Obwohl ihre Rolle im ganzen Spektakel nicht allzu groß war, waren auch sie hier.
Gleiches galt für die Septemviri, die hintendrein marschierten, die Festbereiter, die insbesondere für die Trias – und die Stillung ihres Appetites – zuständig waren. Der Kaisergeburtstag war kein Anlass, wo sie eine gar besondere Rolle hatten, aber sie eigneten sich prächtig, um die Prozession größer und eminenter sein zu lassen.
Dann kamen die Arvalbrüder. Kein Collegium, sondern eine Sodalitas, wichtig für den Kaiserkult, und als solche auch hier dabei. Sie würden später noch dem Kaiser opfern.
Zum Schluss waren auch noch die Augustales, auch wenn ihre Beteiligung insgesamt sich auch eher im niedrigeren Bereich hielt.
Hintennach folgten die Opferdiener - die Ministri, die musizierenden Tibicines, die Popae, und sonstiges kultisches Fußvolk, neben den höheren Priestern, die vor ihnen schritten, kaum der Beachtung wert.
Im Prozessionszug drinnen befanden sich Opfertiere. Sie waren strategisch zwischen den einzelnen Gesellschaften aufgeteilt. Ein Ochse für den Genius des amtierenden Kaisers, seine Hörner waren prächtig verziert, die Quasten seines Opferdeckchens wackelten lustig im lauen Wind. Mehrere Stiere nahmen ebenfalls an der Prozession – ihrer ersten und letzten – teil, sie waren für die Divi Augusti und Iuppiter. Einige Rinder schließlich befanden sich ebenfalls unter den Opfertieren, eines für Iuno, eines für Minerva und die übrigen für die Divae Augustae. Sie waren genau so prunkvoll verziert wie die männlichen Opfertiere. Mindestens.
Die Prozession verließ den Campus Martis. Schlängelte sich durch Straßen und Tore hindurch. Über das Forum Romanum. Und kam schließlich beim Palatin an, wo die Arvalbrüder ihr Opfer an die Divi Augusti und den Genius Valeriani geben würden.
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