Hostia Helia
Eindringlich musterte die Priesterin den Mann an der Seite der jungen schwangeren Frau. Ein Freund, nichts weiter. Nicht der Kindsvater. So konnte man sich irren. „Selbst wenn du nur ein guter Freund bist, kannst du bleiben und um das Wohl des Kindes bitten. Die Götter freuen sich über jede Anteilnahme!“ erklärte sie, immer noch sanft lächelnd. Es machte fast den Anschein, als wolle er eigentlich nicht dabei sein, wenn seine Freundin ein kleines Opfer dar brachte. Nun es lag an ihm. Sie würde sich an seiner Anwesenheit sicherlich nicht stören und die Göttin auch nicht. So oft fanden Männer ihren Weg nicht in diesen Tempel. Der Kult der Mater Magna war schon immer ein Kult der Frauen gewesen.
Ob er nun bleiben würde oder nicht, war nicht wichtig, zumindest für einen Augenblick nicht, denn die junge Frau äußerte einen brisanten Wunsch, als sie vertrauensvoll sich an sie wandte. Noch immer lächelte Helia, noch immer waren ihre Züge sanft und verständnisvoll, nur in ihren Augen blitzte es kurz verstehend auf. Ganz langsam und bedächtig nickte sie und steckte die Münzen dann ein. „Ich verstehe…“, meinte sie schlicht. „Dies lässt sich sicher einrichten“, erklärte sie ohne eine Miene zu verziehen. Auch eine Priesterin war bestechlich und gegen einen kleinen oder auch größeren Obulus erfüllte sie auch etwas ungewöhnlichere Wünsche. „Was genau wünscht du denn diesem Mann?“ fragte sie mit gesenkter Stimme nach. Es war im Grunde ein alltägliches Geschäft dem sie nachging, auch wenn es dem Gesetz nach verboten war. Doch sah man über diesen kleinen Verstoß meist großzügig hinweg.
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