Der Didius sah hier kein Fettnäpfchen. Die Frau war von einem fremden Volk und bis vor kurzem noch eine Sklavin – umso besser, wenn sie sich nun auch den römischen Göttern zu wande. Und sich langsam aber sicher daran gewöhnte, eine freie Frau zu sein. Natürlich waren sie dem Tiberius verpflichtet, aber ihre Kinder und Kindeskinder würden richtige Römer werden. Er nahm die Frau, sah am Ellenbogen und ging mit ihr zum Eingang des Tempels. Dort streifte er die Schuhe ab und wusch sich Hände und Füße und das Gesicht mit geweihtem Wasser, um die rituelle Reinheit vor dem Opfer vorzubereiten. Dann zog er sich die Toga über den Kopf und atmete tief durch und schloss die Augen, um sich zu fokussieren. „Stell dich immer hinter mich, bis ich dir sag, dass du vortreten sollst, dann kannst du deine Bitte vorbringen. Wenn du dein Gebet gesprochen hast, wende dich kurz nach rechts, keines Falls aber nach links. Und halten deine Handflächen nach oben, wenn du mit der Göttin sprichst. Ich werde deine Gaben darbringen, wenn du der Göttin die Gaben anpreist aber die Bitte an die Göttin kannst du selbst vortragen.“ Dann begab er sich langsam schreitend und Barfuß vor das Standbild der Göttin und das kleine Tischchen der Foculus für die Opfergaben, die für ein unblutiges Opfer gedacht waren. Natürlich lagen darauf schon Ehrenkränze, Blumen und andere Gaben an die Göttin der Fruchtbarkeit des Bodens.
Doch bevor sie sich an die Göttin wenden konnten, muss die Tür zum Olymp aufgestoßen werden, damit sie die Göttin auch hörte. Und das ging nur durch den Gott, der in beide Welten schaute, den Doppelgesichtigen Janus. Also streute er für das Voropfer Weirauch in ein kleines Kohlebecken, von dem sich der Weihrauch zu verbreiten begann. Er wedelte sich den göttlichen Duft vor das Gesicht und um sich herum. Dann wand er die Handflächen nach oben und sprach die uralte Formel. „Vater Ianus, durch das Opfern des Weihrauches bete ich ein gutes Gebet.“ Ich bin Quintus Didius Celer, nimm meine Weihrauchgabe an und öffne die Tore zum Olymp. Auf dass die Göttin Ceres das Gebet dieser Frau erhören kann.“ Dann wand er sich kurz nach rechts um das Gebet abzuschließen. Dann trat er ein Stück zur Seite und wies mit der Hand auf die Stelle, an der er bis jetzt gestanden hatte. „Das Tor zum Olymp ist jetzt auf. Du kannst der Göttin Deine Bitte vortragen.“
Decurio - Mantua
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