"Eine Hausführung wäre wirklich sehr hilfreich, danke. Und vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn du mich nochmal in Ruhe allen vorstellst. Besonders deine Mutter und Schwestern habe ich gestern kaum sprechen können. Ich würde ihnen gerne irgendwie sagen, dass das mit dem Brautraub eine römische Tradition ist und sie sich nicht sorgen soll. Sie hat so traurig ausgesehen und den ganzen Weg geweint."
Nur ungern erinnerte Callista ihren Mann daran, doch sowas empfand sie als sehr wichtig. Sie konnte es nicht leiden der Grund dafür zu sein, dass es seiner Familie schlecht ging. Sowas musste direkt am Anfang korrigiert werden, sonst würde es auf ewig ein Thema zwischen ihnen sein. Und sie wollte sich ja gut mit seinen Verwandten verstehen, die jetzt zu ihrer Familie geworden waren. Als er davon sprach, sie nicht zwingen zu wollen musste sie freudlos lächeln. Im Grunde blieb ihr keine Wahl und selbst wenn das hier eine unglückliche Ehe gewesen wäre, hätte sie es sich nicht anmerken lassen. Ihre Erziehung und ihre strenge Selbstbeherrschung hätten es nicht erlaubt, dass sie sich schlecht benahm, vor allem gegenüber jemanden der Balbus so wichtig war. Auch wenn ihr Onkel Witjon nicht persönlich kannte und auch nicht selbst ausgesucht hatte, war die Verbindung zu den Ducciern unheimlich wichtig. Also, egal was Witjon tat, sie würde immer eine gute Miene dazu machen. Soviel stand für sie fest. Allerdings sah sie es nicht ein, ihm das auf die Nase zu binden, er sollte schließlich nicht auf dumme Ideen kommen ( ).
Er setzte sich neben sie und sie angelte sich zwei der Krüge, die wohlriechende Tinkturen und Öle enthielten und entschied sich dann, sich zu waschen. Allerdings tat sie das nur ganz schnell, in dem sie aufstand, sich einseifte, ordentlich schrubbte und sich dann wieder hinsetzte. Es war herrlich den Schweiß und die anderen Körperflüssigkeiten der vergangenen Nacht (und des Morgens ) abzuwaschen und sie fühlte sich gleich viel besser. Sie erwiderte seinen Kuss und setzte sich neben ihn, wo sie vorher schon gesessen hatte.
"Das ist immer ein wenig unterschiedlich, generell kriegt jedes römische Mädchen natürlich eine ihrem Stand entsprechende Schulbildung, lernt lesen und schreiben und oftmals auch noch eine oder zwei weitere Sprachen. Ich spreche Latein und Griechisch. Dann gibt es natürlich einige handwerkliche Dinge, allem voran das Weben. Mein Hochzeitskleid habe ich zum Beispiel ganz alleine gemacht, so ist es Tradition. Ich kann aber auch Kochen und kenne mich etwas mit Heilkunde aus, aber nicht gut. Aber ich kann kranke Menschen pflegen. Manche lernen auch ein Musikinstrument, aber generell ist die Lyrik höher angesehen als die Musik. Daher lesen die Mädchen viel und ich persönlich lese auch sehr gerne."
Viel mehr hatte sie in Mantua ja sowieso nicht zu tun gehabt. Jedenfalls hatte Witjon sicherlich diesen Eindruck von ihr gehabt am ersten Tag, als sie darüber gesprochen hatte, dass ihm die Casa manchmal zu eng wurde und er gerne draußen war.
"Und natürlich lernt man alles, was man später im Eheleben braucht, also das Organisieren eines Haushaltes, wie man mit Sklaven umgeht, manchmal auch Rechnen, damit man Einkaufen kann und die Ausgaben überblickt. Dazu dann wie man mit Kindern umgeht, obwohl das in den meisten Fällen eine Amme und dann eine Erzieherin übernimmt, wenn es ein Mädchen ist. Einen Jungen erzieht selbstverständlich der Vater."
Witjon schwieg einen Moment und sah sie nur an, dann grinste er und machte ihr zum wiederholten Male ein Kompliment. Und zum wiederholten Male lief Callista rot an, was sich nun nicht mehr verbergen ließ und sie lächelte schüchtern. Sie mochte es, dass er sie so attraktiv fand, auch wenn sie nicht genau wusste, was sie darauf erwidern sollte. Stattdessen griff sie nach der Seife und lächelte ihn an. "Komm ich wasch dir dein Haar, dreh dich um." Sie wartete, bis er ihr den Rücken zuwandte und machte sein Haar nass, danach rieb sie das Öl hinein und begann, seine Kopfhaut zu massieren. Sie wusste genau wie schön sie selbst es fand, wenn Vodafonis das getan hatte und da er in eine andere Richtung guckte würde es ihr leichter fallen weiterzusprechen. Denn sie hatte eine Frage und wusste nicht recht, ob sie die so einfach stellen wollte. Obwohl, im Grunde war es eigentlich gar keine Frage, mehr eine Tatsache und das machte es noch schwerer sie zu formulieren.
"Du, Witjon? Ich habe mir überlegt, wenn es dir nichts ausmacht, dann … uhm … also … ich … eigentlich."
Sie seufzte und biss sich auf die Unterlippe. Denn obgleich ihr diese Sache wichtig war, schaffte sie es nicht es einfach zu sagen. Es dauerte einen Moment, bis sie sich soweit gesammelt hatte, einen neuen Versuch zu wagen. Ihr Finger machten weiterhin kleine Kreise und sie sah mit abwesendem Blick, wie es begann zu schäumen.
"Ich weiß, dass ist unüblich aber ich würde ganz gerne selber stillen. Also, unsere Kinder meine ich. Wenn du nichts[SIZE=7] dagegen hast heißt das natürlich …![/SIZE]"
So selbstsicher sie auch angefangen hatte, so leiser und zaghafter wurde sie zum Schluss. Sie wollte es nicht wie eine Bitte klingen lassen aber es hatte doch genau so geklungen. Vielleicht fand er den Gedanken, dass sie durchs Stillen schlaffe Brüste kriegen würde ja abstoßend, denn genau das war der Grund warum die meisten (reichen) Römerinnen eine Amme hatten. Sie sah fragend und besorgt seinen Hinterkopf an und hoffte, er würde zustimmen. Ihr lag viel daran. Soviel.