"Nein, Mädchen nicht gehn Schule. Lehrer kommen nach Hause ... mhhhh ... Hauslehrer." Ja, das müsste ungefähr hinkommen, Callista suchte nach Wörtern um es für Sontje so deutlich wie möglich auszudrücken. Aber insgeheim dachte sie bei sich, dass es selbst auf perfektem germanisch wohl für die junge Frau nur schwer zu verstehen war. Germanen als solches und besonders die duccische Familie ging recht frei mit Rollenverteilung um. Um nicht zu sagen unsittlich. Ihre Mutter oder auch Balbus und der Rest der Familie hätte sicherlich nie geduldet, dass sie eine Taverne führte! Niemals! Noch dazu als unverheirates Mädchen. Aber Lando schien es nichts auszumachen, dass Sontje die Taverna führte. Und Sontje war auch noch stolz drauf!
"Gute römische Frau ist ... Tugend. Nett und höflich, gute Gastgeberin, muß nicht selbst kochen, dafür man hat Sklaven. Muß können Lesen und Schreiben, soll sagen kluge Sachen und Gäste unterhalten, soll hübsch sein und ... uhm ... nett. Soll können Weben und sticken und natürlich, das Wichtigste, machen Söhne. Viele Söhne, gesund und stark." Sie überlegte noch eine Weile und setzte ihre Erklärungen dann fort. "Man soll sein züchtig und bescheiden und nur sein im Haus und machen gutes Heim für Mann und Kinder. Das Wichtigste. Dann man ist Matrona. Man nicht gehn vor Türe, alles kommt ins Haus. Händler, Lehrer, Sklaven, Besuch, alles. Man nicht braucht einkaufen selbst." Callista lächelte schwach. "Daher ich dankbar darf werden Priesterin. Nicht immer sein zu Hause, auch haben Aufgabe in Tempel. Witjon guter Mann." Ja, das war er wirklich. Da sie nun ihm unterstand und nicht mehr ihrem Onkel, jedenfalls nicht direkt, hätte er es ihr verbieten können. Aber ihm war diese Idee wohl nie gekommen und sie dankte Iuno sehr dafür. Auch wenn sie kein Problem gehabt hätte, ihr Leben in der Casa zu verbringen, freute es sie ungemein den Dienst an ihrer Göttin antreten zu können.
"Dein Bruder tot? Wie traurig. Mein Beileid." Die junge Römerin biss sich auf die Unterlippe, das hatte sie nicht besprechen wollen und es tat ihr unendlich leid, dass sie alten Wunden aufriss. Klammheimlich blickte sie zu Sontje, ob diese besonders traurig wirkte. "Ich nicht wollte sprechen über Tote. Entschuldigung. Mein Eltern auch tot, erst Vater, dann Mutter. Nicht lange her. Deswegen ich zu Balbus, gelebt in Rom. Nachdem Mutter tot geworden, das ist her ein Jahr, ungefähr."