Kurz zuckte sie mit den Schultern und überlegte, ob sie dazu noch einen Kommentar abgeben wollte. Sie hatte ja schon damit gerechnet, dass er es seltsam finden würde, wie oft (oder besser gesagt wie selten) sie aus dem Haus gegangen war. Selbst für römische Frauen war das eindeutig sehr wenig. "Ich habe es nicht als Gefangenschaft empfunden." Callista bemühte sich, keine Wertigkeit in diese Aussage zu legen. Er sollte nicht glauben, dass sie seine Worte als unhöflich empfunden hatte, aber Recht geben wollte sie ihm auch nicht so direkt. Sie fand es interessant, dass er so wenig von seiner Casa hielt, dass er es dort nicht mal einen ganzen Tag aushielt. "Sind germanische Frauen denn mehr unterwegs als römische?" fragte sie laut, obwohl sie das eigentlich eher gedacht hatte. Es gab soviele klitzekleine Unterschiede, die von weiter weg betrachtet ein sehr anderes Bild der beiden Kulturen abgaben.
Dann allerdings beäugte sie auch das Panorama da vor ihnen und nahm sich einige Augenblicke Zeit alle Details in Augenschein zu nehmen. Der Rhenus, sanft und breit, wogte vor ihnen und diente unzähligen Schiffen als Transportweg. Drehte man sich nach rechts, konnte man dort die Arbeiter sehen, die fleißig und lautstark Schiffe ent- und beluden, Kapitäne die Anweisungen brüllten, Händler die um Ware feilschten und über allem lag ein Hauch von Wichtigkeit. Hier wurden so viele unterschiedliche, teure und exotische Waren verschifft, dass Callista sich nur in ihren kühnsten Träumen ausmalen konnte, was in den Kisten, Fässern und Truhen zu finden war. Wenn man dann allerdings nach Osten sag wirkte Germania weitaus idyllischer, mit den Wiesen und Weiden, den angrenzenden Wäldern, die auf Calllista dunkel und ungewohnt wirkten und dazwischen immer wieder Ansammlungen von Häusern. Wohlweislich Bauern mit ihren Familien. Callista schaute sich genau um und lächelte dann sanft. Schlecht war es hier keinesfalls. Nur anders. "Ja, herrlich." Ihre Stimme klang schwärmerisch und sie musste schmunzeln.