Beiträge von Prudentia Callista

    Sie nickte, als würde sie verstehen und verbarg damit, dass sie eigentlich keine Ahnung hatte. Natürlich wußte sie, dass eine Schwangerschaft meistens auch eine morgendliche Übelkeit mit sich brachte, neben vielen anderen Dingen. Allerdings konnte sie das, im Gegensatz zu ihrem Gegenüber, nicht am eigenen Leib erfahren. Dann schüttelte sie den Kopf, über typisch germanische Bauten hatte sie noch nichts gelernt. Dabei dachte sie, dass die Casa schon sehr germanisch war, mit dem vielen Holz, den Schnitzereien und sonstigen Kleinigkeiten. Daran, dass dieses Haus für Elfleda sehr römisch aussah, hatte sie nie gedacht. Aber 100 Menschen? Sie guckte mit großen Augen und staunte. "100!? Aber nicht sehr eng mit so vielen? Wie viele ihr seid in deinem Dorf? Meine Mutter und ich wohnten in Casa, größer als hier, mit zwei und Sklaven. Das war viel zu groß." Sie erinnerte sich gerne in Mantua, der Schmerz über den Verlust der Mutter war natürlich noch da, aber die Intensität hatte nachgelassen und sie dachte nicht mehr so oft darüber nach. Entweder ihr blieb dazu keine Zeit und wirklich einsam fühlte sie sich hier ja auch nicht. "Bei Mutter gab es auch Garten, hatte alte Sklavin die kümmerte. Hatten Lebensmittel selber, Mutter nicht gerne zu Markt. Markt weit weg." Sie zog die Augenbrauen zusammen und dachte über das Gesagte nach, nein, sie musste sich mehr anstrengen. Das war ja peinlich. "Der Markt war weit weg." Ja, das klang doch schon viel besser. Und vor allem erschien es richtiger. Sie lächelte und schaute, ob Elfleda es bemerkte. Es war ihr keineswegs peinlich sich selbst vor der Anderen zu korrigieren.


    "Gut. Alles sehr schön, Witjon nett und lieb und Phelan und Ragin und Sontje gut kümmern um mich. Alle nett und freundlich." Nun ja, eine sehr löbliche, aber auch recht allgemein gehaltene Antwort. Ob Elfleda auf etwas anderes gezielt hatte? Nun, dann würde sie nachfragen müssen, denn bisher hatte Callista nur Sontje erzählt, dass sie immer noch nicht schwanger war. Allerdings hatte sie das Gefühl, je mehr sie selbst darüber nachdachte, desto mehr dachten auch alle anderen daran. Und daher bezog sie die Frage der Germanin gedanklich sofort auf dieses Thema. Obwohl sie wußte, dass es auch einfach nur Höflichkeit sein konnte, die Elfleda fragen ließ. Sie seufzte kurz und konzentrierte sich wieder auf das Unkraut. "Du kennen ... nein ... Kennst du dich aus mit Kräutern?"

    Mit einer anerzogenen Selbstverständlichkeit erwiderte Callista das Lächeln und versuchte angestrengt alles zu verstehen. Es fiel ihr einfacher das Gesagte zu verstehen, wenn man es langsam und deutlich aussprach, aber selber reden war etwas schwieriger. Auch wenn die meisten verstanden, was sie sagen wollte, so legte sie viel Wert darauf es auch richtig zu sagen. Elfleda allerdings nahm keine besondere Rücksicht und das forderte die Römerin etwas, was ihr aber gut gefiel. Sontje neigte ab und zu dazu, in der selben vereinfachenden und teilweise falschen Weise zu reden wie es Callista tat, nur damit diese verstand. Als sich Elfleda ihre Hände ansah, blickte auch Callista dahin und lächelte matt. Nicht alle dunklen Gedanken waren vertrieben und so brauchte sie noch einen Moment sich voll auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.


    "Oh ... ja ... gerne. Du mir zeigen?" sagte sie schüchtern und blickte hinab zu der vor ihren knieenden Frau. Dann sah sie an sich herunter. Auch wenn ihre Garderobe sich schon viel an Germanien angepasst hatte, das richtige Kleid um damit im Dreck rumzuwühlen. Sollte sie sich umziehen gehen? Oder würde Elfleda sie dann für pingelig halten? Sie hatte als Kind mehr im Garten mitgeholfen und sich später etwas damit beschäftigt, aber im Grunde hatten das immer die Sklaven in Mantua gemacht. Ob Elfleda das freiwillig tat? Hatte sie Langeweile? Oder war es üblich, dass sie als Herrin des Hauses den Garten bestellte. Immer noch stehend entschloß sich Callista dann, ihr Kleid einfach anzubehalten und aufzupassen, das würde schon klappen, sie war ja kein Dreckspatz. Als kniete sie sich hin, das Kleid vorsichtig hochschiebend, so dass es nicht im Weg war und lächelte dann Elfleda an. Sie schaute zu, was ihre Hände taten und machte es dann nach. Erst zögerlich, aber da keine Korrektur kam, dann auch etwas handfester zupackend. "Wie es dir geht? Bist du gerne draußen?" fragte sie, das schleppende Gespräch aufrecht erhaltend.

    Auch Callista hatte sich vertraut gemacht mit diesem Fleckchen Erde, dass nun ihre Heimat darstellte und an dem sie sich gerne aufhielt. Die Duccier waren alle freundlich zu ihr, der eine mehr, der andere weniger doch im Grunde war sie sehr froh. Balbus hatte ihr einen jungen, attraktiven und netten Ehemann ausgesucht, sie konnte ihre Ausbildung vollenden und sie hatte einen großen Haushalt um sich, so dass ihr eigentlich nie Langweilig war. Wenn sie nichts mit Sontje unternahm, war sie mit Ragin zusammen, der ihr germanisch beibrachte oder sie und Witjon waren unterwegs. Ansonsten war sie oft und gerne im Tempel, lernte dort mit Phelan oder betete und besprach sich mit den anderen Priestern. Ihr Leben hatte sich eingespielt, in vielen Dinge war bereits eine Routine entstanden und wäre da nicht die kleine große Sache mit ihrer Kinderlosigkeit, hätte sie sich als rundherum glücklich bezeichnet. Diese Tatsache allerdings machte ihr mehr und mehr zu schaffen, zumal es nun Elfleda war, die ihre Schwangerschaft verkündet hatte. Aber bei sich selbst hatte sie noch keine Anzeichen feststellen können und es war nicht so, als würden ihr Ehemann und sie nicht alles nötige dafür tun. Angst beschlich sich ihrer, ganz langsam, aber sie war da und wurde immer drängender. Was, wenn sie unfruchtbar war? Witjon würde sich sicherlich scheiden lassen. Sie wäre auf Ewigkeit gebrandmarkt. Würde Schande über Balbus bringen. Das Verhältnis ihrer beider Familie schwächen oder vielleicht sogar so schädigen, dass es nicht mehr zu überbrücken ging. Nein, das wäre das Ende. Und genau diese Gedanken sorgten für etwas, dass man ihr vielleicht nicht sofort anmerkte, aber sie wurde immer stiller. Da sie aber so oder so schon ein sehr ruhiger und stiller Mensch war, fiel es kaum jemanden in der Casa sonderlich auf. Zumal sich die junge Römerin nichts anmerken lassen wollte. Es bestand ja Hoffnung. Oder war Iuno gekränkt, die germanische Verlobung, die germanischen Riten? War das zuviel?


    Nachdenklich schlenderte Callista durch den Garten, hing ihren eigenen, düsteren Gedanken nach und war sich erst bewußt, dass sie hier nicht alleine war, als sie schon auf einige Meter an Elfleda dran war. Einfach weggehen ging jetzt nicht mehr, auch wenn ihr das lieber wäre. Was tat die Germanin denn da? Gartenarbeit? Und das in ihrem Zustand? Hatte sie denn keine Angst das junge Leben in sich zu gefährden? Verwundert beobachtete sie die andere Rothaarige einen Moment und begrüßte sie dann freundlich auf germanisch. Auch wenn sie fand, dass es sich immer noch viel seltsamer anhörte als bei den anderen. Man würde wohl immer hören, dass sie keine Germanin war.


    "Heilsa Elfleda. Was du tun? Machen Garten neu?"

    "Wieso von den Trojanern?" fragte Callista verwirrt. "Vergil war doch Römer, er hieß eigentlich Publius Vergilius Maro mit vollen Namen." Sie schüttelte ihren Kopf. "Aber es kritisiert uns doch nicht, ganz im Gegenteil, es beschreibt wie gute Römer sich verhalten sollten, ist Ermahnung und Belehrung zugleich und eins unserer wichtigsten Schriften. Es wird in jeder Schule gelesen und auch alle Hauslehrer verlangen das von ihren Schülern, was ich absolut richtig finde. Ich habe eine Ausgabe dabei, ich leih sie dir gerne, wenn du sie lesen willst." Innerlich immer noch verwundert versuchte sich Callista an einem Lächeln.

    Laut schnaufend wischte sich Callista eine nassgeschwitzte Haarsträhne von der Stirn, dann schmiegte sie sich an ihren Mann, obwohl ihr eigentlich viel zu warm dafür war. Sie hatte festgestellt, dass ihr Kopf genau in die Kuhle bei seiner Schulter passt, ganz nah an seinen Hals, dort war es unglaublich bequem und gemütlich. Außerdem konnte sie dort seinen Herzschlag hören, der immer noch etwas schneller ging. Sie legte einen Arm über seinen Brustkorb und ihre Finger fingen wie von selbst an, durch seine Brustbehaarung zu kraulen. "Ja. So langsam verstehe ich warum alle so einen Wirbel darum machen." Callistas Stimme klang müde, aber gleichzeitig etwas belustigt. Diesmal hatte es ihr bedeutend besser gefallen und es hatte sich ganz anders angefühlt, viel besser. "Aber du hast doch vorher schon mit einer Frau geschlafen, oder nicht?" fragte sie neugierig, denn es klang so, als hätte er noch nicht. Dabei war sie eigentlich davon ausgegangen.

    Seine Berührungen ließen einen Schauer durch Callista wandern, der sich äußerlich durch eine Gänsehaut präsentierte. Sie wußte erst nicht recht was tun, fing dann aber an seine Küsse zu erwidern. Da war ein seltsames Kribbeln in ihr, dass sie so nicht kannte. Oder doch, von gestern, ja, da hatte sie es auch gespürt. War es das weswegen man soviel Aufhebens machte? Dieses ... Verlangen? Witjon war so sanft, so lieb, dass es seiner Frau schwer fiel zu denken. Sie lag halb auf der Seite und und ihr blieb nichts anderes übrig als den einen Arm halb auf ihn zu legen. Sie spürte seinen Herzschlag, die Wärme seines Körpers, seine Begierde. Es machte Spaß. Es war aufregend. Sie fühlte sich sicher bei ihm und das bedeutete ihr wohl noch am meisten.


    "Aber natürlich!" kam daher ihre Antwort auch prompt und etwas empört. Schließlich hatte das Ganze ja auch einen Sinn, den man nicht vergessen durfte und das war das Zeugen von Kindern, Erben, Nachkommen. Wie auch immer man sie betiteln wollte, genau darauf lief es hinaus und Callista würde sich niemals wagen ihrem Mann sein Recht darauf zu verweigern. Was glaubte er denn? Dass sie jedesmal pausierten, warteten bis es klappte und wenn nicht einen neuen Versuch wagten? Sie lächelte und strich ihm übers Haar, dann langsam über die Wange und den Hals. "Du musst mir sagen, was ich machen soll." Flüsterte sie, ihre Unwissenheit in körperlichen Dingen zugebend.

    "Oh" machte Callista nur, als sie die Neuigkeiten erfuhr. Ein Umzug stand also an. In ein größeres Zimmer. Schön. Dort würde dann mehr Platz für sie sein... Moment mal. Callista runzelte die Stirn und blickte ihren Mann verwundert an. "Heißt das, wir werden ein gemeinsames Zimmer haben? Ich dachte ... nun ja ... das wäre nur für die erste Nacht so." Sie lächelte schüchtern und blickte ihn neugierig an. "Ich kenn das eigentlich so, dass man getrennte Zimmer hat und dann noch ein gemeinsames, das eigentlich nur eine bestimmte Funktion erfüllen soll." Erklärte sie, unsicher in wie weit er mit römischen Schalfgewohnheiten vertraut war. Sie wollte ihn nicht belehren, aber sicher gehen, dass es kein erneutes Missverständnis gab.


    Er küsste sie und unterbrach damit recht sanft ihre Gedanken, die einer Welke gleich entglitten und Platz machten für Bilder und Eindrücke der letzten Nacht. Callista war nun entspannter, ohne die Hektik der ersten Nacht und ohne die neugierigen Augen von gestern, die ihr allerdings ab einem gewissen Punkt herzlich egal gewesen waren. "Guten Morgen!?" fragte sie verwundert, dann senkte sie kurz den Blick. "Ach so ... ich ... was ... uhm ..." war daraufhin ihr wenig geistreicher Kommentar, nachdem sie begriffen hatte, was er meinte.

    Den Göttern zum Dank war ihr Mann nicht wütend, weil sie sich etwas unglücklich ausgedrückt hatte. Als er sie zu sich bat, kam sie seinem Wunsch umgehend nach und setzte sich in Bewegung, wobei sie mit einer Hand das Tuch festhielt. Ihr kam der Gedanke, dass sie sich wohl eine ganze Zeit nicht mehr anzuziehen brauchte, seinem Grinsen nach zu urteilen. Vor ihrem inneren Auge flammten Bilder der letzten Nacht auf, Dinge die er mit ihr angestellt hatte und sie merkte ganz genau, wie ihr warm wurde. Außerdem war ihr Gesicht sicherlich rot angelaufen, das spürte sie. Daher war sie froh, sich hinzulegen, denn das würde ihn vielleicht ablenken. Mit einer fließenden Handbewegung brachte sie ihr Haar zur Seite und lächelte ihn dann zaghaft an.


    Es war in der Enge unvermeidlich, dass sich ihre Körper berührten und die junge Römerin wußte nicht recht, wie damit umgehn. Also entschied sie sich dafür, erstmal gar nichts zu tun und wartete ab, den Blick in seinen braunen Augen versunken.

    Ganz toll! Er hatte es wieder einmal geschafft, dass ihr Herz stehenblieb und während sie erschrocken den Kopf in seine Richtung wendete, hoffte sie inständig, es würde diese Unterbrechung verkraften. Obwohl sie ja wußte, dass er da war, hatte er sie erschreckt. Sie war, aufgrund der verbrachten Nacht, eher spärlich bekleidet um nicht zu sagen nackt und wußte im ersten Moment nicht wohin mit sich selber. Normalerweise wäre spätestens genau jetzt eine der Sklavinnen gekommen, hätte ihr einen Morgenmantel gebracht und brav gewartet, bis sie ihre Morgentoilette vollendet hätte. Doch hier in der duccischen Casa fehlten Sklaven völlig und Callista hatte die leise Ahnung, dass sie den Topf selbst würde ausleeren dürfen. Weder Marga noch Sveija wollte sie darum bitten. Doch das Problem war eher ihr Mann, der sich nicht die Mühe machte wegzusehen. Callista lächelte ihn an und griff geistesabwesend nach einem Tuch, nachdem sie ihr Geschäft verrichtet hatte. Sie konnte den Schweiß der letzten Nacht auf sich spüren und wäre am liebsten sofort ins Balneum, sie hatte sich ja nicht mal die Haare gekämmt. Sie sah bestimmt schrecklich aus!! Verwuschelt und mit Resten von Schminke überall und überhaupt. Sie stand hier nackt im Tageslicht und er sah sie einfach nur an...


    Callista straffte sie Schultern und intensivierte ihr Lächeln, wickelte sich in das Tuch und nickte ihm zu.


    "Ja, danke. Ich habe gut geschlafen. Es war nur etwas ... eng. So zu zweit. In dem kleinen Bett. Mein Bett ..." Oh, nein, wie klang das denn? Er musste ja denken, dass sie sein Zimmer ärmlich fand! Den Rest ihres Satzes schluckte sie daher lieber runter und stand stattdessen etwas verloren im Zimmer herum.

    Sim-Off:

    um ganz genau zu sein, liegt zwischen hochzeitsnacht und brief 4 monate


    Der Schlaf entließ Callista nur langsam und unwillig aus seinem dunklen Reich und es dauerte einige Augenblicke, bis sich die junge Römerin daraus befreit hatte. Ihr Bewußtsein nahm allerdings schon Eindrücke auf, die so gar nicht zu ihrem eigentlichen Aufwachen passten. Die Laken waren heute morgen anders, rauher aber genauso bequem. Die Sonne fiel anders, ihr gar nicht aufs Gesicht wie sie es sonst tat. Es roch anders, viel holziger, viel mehr nach Wald und Erde. Außerdem lag sie heute anders, ihre Hände spürten bereits das seitliche Ende vom Bett, obwohl sie nicht wie sonst mit allen Vieren von sich gestreckt da lag. Da stimmte doch was nicht. Verwirrt entschloß sie sich die Augen zu öffnen und sah Witjons Gesicht, nur wenige Zentimeter von sich entfernt. Er hatte die Augen geschlossen und ein leichtes Grinsen im Gesicht. Sie hob leicht den Kopf und sah, dass sein Arm um sie geschlungen war, er gab eine Wärme von sich die sie so noch nie gespürt hatte.


    Er roch gut. Normalerweise hätte Callista sich nun sicherlich erschreckt, aber die Erkenntnis warum sie hier lag und mit wem und seit wann hatte sich blitzschnell eingestellt. Das war ihr Mann. Ihr Mann. Ihr Ehemann. Ehemann. Wie das klang. Irgendwie ulkig. Aber gleichzeitig schön. Wahrscheinlich genau wie ihre Ehe, irgendwie ulkig und doch schön. Mit all den Hindernissen gestern, an die sich die Römerin nur ungern erinnerte, wars wahrscheinlich eher ein Wunder, dass es doch noch so glatt gelaufen war. Vorsichtig lukte sie ins Zimmer, die Zeugen hatten sich verzogen und sie war mit Witjon ganz allein. Ob er schon wach war?


    Sie traute sich nicht sich zu bewegen, weil sie Angst hatte ihn zu wecken. Daher lag sie noch einen Moment still und sah hinaus, soviel wie man durch das gefärbte Glas überhaupt sehen konnte. Sie sah an die Decke, sah zu Witjon und besah sich das Zimmer. Dann allerdings meldete sich ein nur allzu menschliches und sehr häufig am Morgen auftretendes Verlangen und sie wurde immer unruhiger. Langsam, ganz langsam, begann sie sich zu bewegen, allerdings war sie zwischen dem Germanen und der Wand eingekesselt. Wie sollte sie nur aufstehen, wenn er im Weg lag!? Seufzend überlegte sie einen Moment, dann allerdings fasste sie ihren Mut und begann, so vorsichtig wie es nur ging, über ihn zu klettern. Ohne ihn zu berühren, versteht sich, denn sie wollte ihn nicht wecken.


    Ad:
    Tiberius Prudentius Balbus
    Casa Prudentia
    Roma
    Italia




    Lieber Onkel,


    wie geht es dir? Sind alle wohl auf und erfreust du dich bester Gesundheit? Ich hoffe es sehr und meine Gedanken sind oft in Rom und bei dir. Wie ist es dir ergangen in den letzten Monaten? Hier geht alles seinen Lauf und ich versuche mitzuhalten und mich anzupassen, was manchmal nicht leicht fällt. Besonders im Alltag ist das Leben hier mit den Ducciern doch gänzlich anders als mein bisheriges Leben mit Mutter in Mantua oder bei dir in Rom. Vieles wird hier anders beurteilt und ich habe bisweilen das Gefühl in einer völlig anderen Welt zu sein. Stell dir vor, sie lassen eins der unverheirateten Mädchen in einer Taverna arbeiten!? Ich war sehr erschrocken, als ich davon erfuhr und bin es wohl immer noch. Zudem sind die Frauen hier alle ganz anders als die Römerinnen, viel freier und selbstbewusster. Witjon meinte, es würde auch langsam auf mich abfärben, aber so recht mag ich das nicht beurteilen. Außerdem bewohnte ich mit ihm ein Zimmer, wir schlafen jede Nacht im gleichen Bett nebeneinander und verbringen auch so viel Zeit miteinander. Die Familie isst jeden Abend zusammen und bespricht den Tag und die Erlebnisse der Familienmitglieder, oft werden auch Pläne für die Zukunft besprochen oder die Politik der Stadt. Jeder ist verpflichtet zu diesem Essen zu Erscheinen und Entscheidungen, die dort getroffen werden, sind nicht nur bindend sondern auch von der gesamten Familie einstimmig beschlossen worden. Viel verstehe ich allerdings noch nicht, denn mein Germanisch ist noch viel zu schlecht, dass ich den Diskussionen wirklich folgen könnte.


    Ich habe begonnen Germanisch zu lernen und mache, den Aussagen der anderen nach, große Vorteile. Marcus Duccius Rufus, den wir hier alle Ragin nennen, bringt es mir mit großer Begeisterung bei. Er war längere Zeit in Alexandria und spricht auch Griechisch, so dass ich meines nicht verlernen werde. Auf Germanisch kann ich mich bereits verständlich machen und mich ein wenig unterhalten, auch wenn Grammatik und Sprachgefühl noch sehr fehlerhaft sind. Einfache Sätze sind manchmal sogar schon richtig, ganze Unterhaltungen strengen mich aber noch sehr an. Zumal ich immer das Gefühl habe, die anderen verstehen mich falsch. Ich hoffe mich bald genauso gewandt ausdrücken zu können wie in meiner Muttersprache. Aber in der Casa wird gar kein Latein gesprochen, es sei denn es ist römischer Besuch da.


    Der Unterricht allerdings findet weitesgehend auf Latein statt und bereitet mir viel Freude. Verus, oder Phelan auf Germanisch, ist ein guter und geduldiger Lehrer, mit dem es mir leicht fällt zu lernen. Er weiß unendlich viel und schafft es immer wieder mich mit Anekdoten und seinem Wissen zu beeindrucken. Ich habe mir fest vorgenommen seine beste Schülerin zu werden, an der er alle nachfolgenden misst und dir und ihm und auch meinem Mann viel Ehre als gute und aufopferungsvolle Priesterin zu machen.


    Natürlich kann ich nur für mich sprechen, doch denke ich, dass meine Ehe zu Witjon, den du als Numerius Duccius Marsus kennengelernt hast, gut verläuft. Ein Wermuttropfen ist wohl unsere Kinderlosigkeit. Lando, auf dessen Hochzeit wir waren, ist bereits auf dem Weg Vater zu werden und ich wünsche Elfleda alles Gute, dass sie die Schwangerschaft und die Geburt gesund übersteht und ein gesundes Kind zur Welt bringt. Aber in diesen vier Monaten hat sich bei mir keine Schwangerschaft eingestellt, was mich traurig stimmt. Traurig und ein bisschen Neidisch, die Götter mögen mir dies verzeihen. Ich bete und opfere zu Iuno, dass sie mich segnet, und werde meine Bemühungen verstärken, damit du Stolz auf mich sein kannst. Ich weiß, dass ein Kind die Verbindungen der beiden Familien bekräftigen und erst schaffen würde und hoffe so sehr, dir diesen Wunsch baldigst erfüllen zu können. Bitte richte meine liebsten Grüße an deine Frau aus und umarme sie herzlich von mir. Ich werde nun zum Tempel gehen, nachdem ich diesen Brief auf seine Reise geschickt habe.


    In Liebe,
    Callista



    Sim-Off:

    Gebühren bitte bei Numerius Duccius Marsus abbuchen :D

    Callista hatte sich in das gemeinsame Zimmer zurückgezogen, dass sie nun mit Witjon bewohnte und nahm sich die Zeit einige Zeilen nach Hause zu schreiben.



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    Tiberius Prudentius Balbus
    Casa Prudentia
    Roma
    Italia




    Lieber Onkel,


    wie geht es dir? Sind alle wohl auf und erfreust du dich bester Gesundheit? Ich hoffe es sehr und meine Gedanken sind oft in Rom und bei dir. Wie ist es dir ergangen in den letzten Monaten? Hier geht alles seinen Lauf und ich versuche mitzuhalten und mich anzupassen, was manchmal nicht leicht fällt. Besonders im Alltag ist das Leben hier mit den Ducciern doch gänzlich anders als mein bisheriges Leben mit Mutter in Mantua oder bei dir in Rom. Vieles wird hier anders beurteilt und ich habe bisweilen das Gefühl in einer völlig anderen Welt zu sein. Stell dir vor, sie lassen eins der unverheirateten Mädchen in einer Taverna arbeiten!? Ich war sehr erschrocken, als ich davon erfuhr und bin es wohl immer noch. Zudem sind die Frauen hier alle ganz anders als die Römerinnen, viel freier und selbstbewusster. Witjon meinte, es würde auch langsam auf mich abfärben, aber so recht mag ich das nicht beurteilen. Außerdem bewohnte ich mit ihm ein Zimmer, wir schlafen jede Nacht im gleichen Bett nebeneinander und verbringen auch so viel Zeit miteinander. Die Familie isst jeden Abend zusammen und bespricht den Tag und die Erlebnisse der Familienmitglieder, oft werden auch Pläne für die Zukunft besprochen oder die Politik der Stadt. Jeder ist verpflichtet zu diesem Essen zu Erscheinen und Entscheidungen, die dort getroffen werden, sind nicht nur bindend sondern auch von der gesamten Familie einstimmig beschlossen worden. Viel verstehe ich allerdings noch nicht, denn mein Germanisch ist noch viel zu schlecht, dass ich den Diskussionen wirklich folgen könnte.


    Ich habe begonnen Germanisch zu lernen und mache, den Aussagen der anderen nach, große Vorteile. Marcus Duccius Rufus, den wir hier alle Ragin nennen, bringt es mir mit großer Begeisterung bei. Er war längere Zeit in Alexandria und spricht auch Griechisch, so dass ich meines nicht verlernen werde. Auf Germanisch kann ich mich bereits verständlich machen und mich ein wenig unterhalten, auch wenn Grammatik und Sprachgefühl noch sehr fehlerhaft sind. Einfache Sätze sind manchmal sogar schon richtig, ganze Unterhaltungen strengen mich aber noch sehr an. Zumal ich immer das Gefühl habe, die anderen verstehen mich falsch. Ich hoffe mich bald genauso gewandt ausdrücken zu können wie in meiner Muttersprache. Aber in der Casa wird gar kein Latein gesprochen, es sei denn es ist römischer Besuch da.


    Der Unterricht allerdings findet weitesgehend auf Latein statt und bereitet mir viel Freude. Verus, oder Phelan auf Germanisch, ist ein guter und geduldiger Lehrer, mit dem es mir leicht fällt zu lernen. Er weiß unendlich viel und schafft es immer wieder mich mit Anekdoten und seinem Wissen zu beeindrucken. Ich habe mir fest vorgenommen seine beste Schülerin zu werden, an der er alle nachfolgenden misst und dir und ihm und auch meinem Mann viel Ehre als gute und aufopferungsvolle Priesterin zu machen.


    Natürlich kann ich nur für mich sprechen, doch denke ich, dass meine Ehe zu Witjon, den du als Numerius Duccius Marsus kennengelernt hast, gut verläuft. Ein Wermuttropfen ist wohl unsere Kinderlosigkeit. Lando, auf dessen Hochzeit wir waren, ist bereits auf dem Weg Vater zu werden und ich wünsche Elfleda alles Gute, dass sie die Schwangerschaft und die Geburt gesund übersteht und ein gesundes Kind zur Welt bringt. Aber in diesen vier Monaten hat sich bei mir keine Schwangerschaft eingestellt, was mich traurig stimmt. Traurig und ein bisschen Neidisch, die Götter mögen mir dies verzeihen. Ich bete und opfere zu Iuno, dass sie mich segnet, und werde meine Bemühungen verstärken, damit du Stolz auf mich sein kannst. Ich weiß, dass ein Kind die Verbindungen der beiden Familien bekräftigen und erst schaffen würde und hoffe so sehr, dir diesen Wunsch baldigst erfüllen zu können. Bitte richte meine liebsten Grüße an deine Frau aus und umarme sie herzlich von mir. Ich werde nun zum Tempel gehen, nachdem ich diesen Brief auf seine Reise geschickt habe.


    In Liebe,
    Callista

    "Grundierung kommt zuerst, hat Farbe wie Haut, aber macht diese hübscher ... gleichmäßig ... keine Hubbel mehr oder Pickel. Dann erst Rot und Schwarz, man kann auch machen mehr mit Augen und nehmen Blau, Grün, Gold oder auch Rot. Gibt soviel." Callista nickte eifrig und lächelte. Sie hatte gesehen, wie reiche Römerinnen sich an den Jahreszeiten orientierten und aussahen wie ein Blätterwald, in wunderschönen rötlichen Brauntönen, gespickt mit goldenen Akzenten. Oder wie sie sich schminkten wie eiskalte Göttinnen, blau und weiß, ihre zarte Haut das blau der Adern betonend. Callista wußte, wieviel Arbeit dahinter steckte, nicht zuletzt, weil Vodafonis immer viel Freude am Zurechtmachen hatte und ihr dabei so schnell niemand was vormachte. An ihrer germanischen Verlobung zum Beispiel hatte sich Vodafonis mehr an die Germaninnen gehalten und Callista hatte sich sehr gut gefallen. Es war nicht ganz so auffallend, was ihrem Charakter gut entsprach, hübsch, aber bodenständig. So würde sie gern jeden Tag aussehen.


    Aber jetzt galt es erst, Sontje etas zu piesacken, denn das Zupfen mit der kleinen Pinzette war nicht immer angenehm. Obwohl durch die Hitze die Haut weniger schmerzempfindlich war konnte es ab und an ganz schön zwicken. "Du hübsch, Sontje. Ich mag dein blondes Haar." Sagte die Römerin ehrlich und lächelte, als sie die Pinzette ansetzte. Doch es kam gar nicht erst zum ersten Haar, denn jemand störte die weibliche Zweisamkeit. Ein Mann! Wer hatte den denn reingelassen? Und wer war er überhaupt? Callista, den Herzinfakt nahe, grapschte ein Handtuch und zog es sich um den Körper, während sie das Becken verließ und sich weiter nach hinten zurückzog. Taktisch unklug, denn so rückte die Tür und somit der Ausgang in weite Ferne, aber es brachte sie auch weiter weg von dem Eindringling. Sollte sie schreien? Witon war daheim, Amala war hier bestimmt irgendwo und sie würde dann den Rest der Duccier sowieso aufschrecken.


    Allerdings hatte die Römerin bei ihren Gedanken einen Faktor namens Sontje nicht mitberechnet, denn die stand auf und warf sich dem Mann regelrecht um den Hals. Sie küsste ihn! Aber ... aber ... sie war doch unverheiratet! Callista gingen fast die Augen über und sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen, denn das von Sontje schien grad ganz arg heiser zu sein. Glabrio? Glabrio! Ein Römer! Was machte ein Römer hier!? Callista traute sich einige Schritte vor und beobachtete nur noch eine Sekunde, wie Sontje diesem dahergelaufenen Mann einfach Avancen machte.


    "SONTJE! Du nicht küssen Mann!" sagte sie laut auf germanisch und musste dafür ihren letzten Rest Mut zusammen nehmen. Hatte die Jüngere sie benutzt, um hier ein Treffen mit ihrem Geliebten zu haben? Nun, eine solche Schande würde Callista weder auf sich noch auf die Blondine laden. Sie sah diesen Glabrio kurz an und sprach dann mit fester Stimme. "Salve! Ich weiß nicht wer ihr seid, aber ich nehme an, ihr habt euch in der Tür geirrt und werdet auf der Stelle gehen. Nicht wahr?" Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihn nun böse angefunkelt. Oder wenigstens empört. Doch das ging leichtbekleidet und von sowieso sehr scheuem Charakter schlecht. Sie hoffte nur, er würde gehen.


    Sim-Off:

    Edit 1: Sontje, ich gehe davon aus du sprichst Latein mit Glabrio, richtig?


    Sim-Off:

    Edit 2: Glabrio, bei uns sind zwischen Landos Hochzeit und diesem Badetag mindestens vier Monate, bei dir nur eine Nacht. Das sollten wir dringend beachten!

    "Ja, lange Haare brauchen viel Pflege." bestätigte Callista und wickelte ihre Haare um sich, wobei sie diesen rotbraunen Strang dann eindrehte und am Hinterkopf befestigte. Jetzt, da ihre Haare sauber waren, konnte sie sie solange hochstecken, richtig trocknen würde sie sie später. Zumal sie die Haare nicht mehr aufdrehen brauchte um Locken zu bekommen, denn soviel Aufwand betrieb hier keine der Frauen und es war auch nicht so wichtig, mit der aktuellsten Mode in Rom mitzugehen. Dort kannte sie Frauen, die ihre Haare mit heißen Eisen eindrehten, so dass sie einen Lockenkopf wie die Lupae hatten. Was angeblich anziehend auf Männer wirkte, weil es einen verruchten Eindruck machte. Aber bisher hatte sie solche Kunstgriffe noch nicht nötig um Witjons Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.


    "Ägyptisch Schminke wirklich gut, sehr gute Qualität. Du kannst sein Stolz, das ist wertvolles Geschenk." Callista grinste und nickte der Jüngeren freundlich zu, sie selbst hatte noch nie ägyptische Schminke besessen und wäre fast ein bisschen neidisch geworden. Allerdings fand sie die Idee schön, dass sie Sontje etwas darüber beibringen konnte, denn geschminkt worden war sie schon sehr oft, damit kannte sie sich aus. "Du nur nutzen soviel Schminke wie gefällt dir, dann nicht zuviel oder albern. Nehmen bisschen Grundierung, bisschen Kohl für die Augen und bisschen Rot für die Lippen. Ich dich kann zeigen später, Römerinnen immer tragen Schminke für Fest oder Anlass, wichtiger." Callista fischte nach ihren Sachen und reinigte sie vorsichtig. "Ich kann auch zupfen dir Augenbraue, wenn du magst. Macht hübsch Gesicht."

    "Danke, nein. Ich nehmen Öl." Sagte Callista und rieb sich Stück für Stück mit Olivenöl ein, dessen Geruch sie bald umfing. Dann streifte sie dieses so gut sie konnte mit der strigilis ab und wünschte sich ein ums andere Mal Vodafonis herbei. Aber nach vier Monaten hatte sie es - gezwungenermaßen - zu erstaunlicher Fingerfertigkeit gebracht und wurde immer flotter. Etwas sapo benutzte sie im Haar, dass sie gründlich auswusch. Dann kam der weniger angenehme Teil, das Enthaaren, für das sich Callista viel Zeit ließ und sorgsam jedes störende Haar entfernte. Danach wurden die Fuß- und Fingernägel gekürzt und gefeilt, die Augenbrauen gezupft und die Zähne gereinigt, wozu sie auch etwas Zahnpulver dabei hatte. Erst danach ließ sie sich ins Wasser gleiten und entspannte sich sichtlich. Mit einer Sklavin hätte das alles wahrscheinlich nur halb so lange gedauert.


    "Ah, schön warm." seufzte sie und lehnte sich entspannt zurück, das warme Wasser um sich herum und mit dem Beckenrand im Nacken, der wunderbar als Stütze diente. "Darf ich helfen dir?"

    "Du kennst die Aeneis nicht!?!?" Obwohl sie wußte wie unhöflich das war, konnte sie nicht verhindern, ihn verdutzt und überrascht anzusehen. Seine restlichen Worte perlten an ihr ab und sie musste sich zwingen ihren Mund zu schließen um ihn nicht weiter so dümmlich anzustarren.


    Natürlich war ihr hin und wieder aufgefallen wie germanisch ihr Umfeld war und wie fest die Bewohner dieser Casa an ihren Werten, Vorstellungen und Traditionen festhielten. Aber bei Iunos Hintern! Sie waren doch auch Römer! Sie hatten römische Namen, sprachen Latein, lebten und arbeiten im Römischen Reich, hatten römische Posten inne und heirateten römische Frauen! Aber den Nationalepos, den konnten sie nicht lesen? Sie schüttelte den Kopf, ein wenig aus der Fassung gebracht und kramte alle Informationen in ihrem hübschen Kopf zusammen, die sie über dieses bedeutende Schriftstück wußte.


    "Die Aeneis, manchmal sagt man auch Äneide, ist das von Vergil auf der Grundlage früherer Überlieferungen gestaltete Epos von der Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troja. Es erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn schließlich nach Latium führen, wo er zum Stammvater aller Römer wird. Die Aeneis erzählt also den Gründungsmythos des römischen Reiches!"


    Vielleicht verstand er ja jetzt, warum sie so erstaunt war, dass er es nicht kannte.


    "Das Epos, an dem Vergil zwischen 29 v. Chr. und seinem Tod 19 v. Chr. arbeitete, besteht aus zwölf Büchern mit insgesamt etwa 10.000 hexametrischen Versen. Der Aufbau der Aeneis verbindet mehrere Gliederungskonzepte. Am auffälligsten ist die Aufteilung in eine „odysseische“ und eine „iliadische“ Hälfte: Die ersten sechs Bücher der Aeneis übernehmen viele Motive aus Homers Odyssee, wie den Seesturm, die Irrfahrten oder den Abstieg in die Unterwelt. In den anderen sechs Büchern, die die Kämpfe in Latium beschreiben, orientiert Vergil sich vornehmlich an der Ilias, die hast du ja gelesen."


    Sie holte nochmal tief Luft und fragte sich einen Moment, ob sie noch weitersprechen sollte. Eigentlich hatte sie ja alles Wichtige gesagt, aber ihr fehlte noch der richtige Schluß, eine Art Zusammenfassung. Nur war sie sich nicht sicher, ob Ragin ihre Belehrung vielleicht negativ auffassen konnte und das wollte sie nun wirklich nicht. Er war sehr nett und hilfsbereit, sie hatte Angst, dass er böse auf sie werden konnte. Ihre Empörung war bereits verschwunden, nur die Verwunderung blieb. Ob Witjon dieses wichtige Schriftstück gelesen hatte!?


    "Die Aeneis ist ein Epos auf die Größe Roms und feiert die niemals endende Herrschaft der Römer. Zugleich wirbt die Aeneis um Mitgefühl für die Opfer der römischen Hegemonie, die im Macht- und Intrigenspiel der Götter, im sinnlosen Aufbegehren Junos gegen das Schicksal ihr Leben lassen. Manchmal mögen Aeneas’ bedingungslose Hingabe an sein Ziel und seine starke Bindung an Autoritäten wie seinen Vater Anchises und an die Weisungen der Götter ungewohnt wirken; aber in der Gestalt des Aeneas hat Vergil auch das Ideal des römischen Princeps dargestellt und einen Helden geschaffen, der sich nicht durch kriegerisches Draufgängertum auszeichnet, sondern durch sein Pflichtbewusstsein, das ihn alle eigenen Belange hinten an stellen lässt."

    "Ja, sehr warm. Sehr angenehm." Sagte Callista und dachte mit Schaudern an den Winter, der früher oder später vor der Tür stehen würde. Witjon beschrieb ihn immern ur sehr vage mit "kalt", etwas, dass sich die Rothaarige auch selbst denken konnte. Dennoch freute sie sich nicht darauf diese Erfahrung selbst machen zu müssen und beschloß für sich, dann eben auch täglich ins Balneum zu gehen. Hier war es warm und gemütlich, der perfekte Ausgleich.


    Sie ging hinein und legte ihre Sachen auch ab. Dann entkleidete sie sich schnell und band sich den Zweiteiler um. Ihre Haare klemmte sie sich erstmal hoch, waschen würde sie diese zwar auch noch, aber erst hinterher. Fragend sah sie zu Sontje, war sie soweit?

    Nachdem die beiden Mädels einen mehr oder weniger ausgiebigen Schwatz gehalten hatten und dabei der jungen Römerin die Idee gekommen war, zusammen das Balneum aufzusuchen hatte eben diese für Feuerholz und somit warmes Wasser gesorgt. Dann war sie kurz in das Zimmer von Witjon und sich gegangen und hatte ihm mitgeteilt, was sie zu tun gedachte. Komischer- und unüblicherweise war ihr Ehemann daheim, was ihr sogleich ein schlechtes Gewissen bescherte, denn sie hätte sich ja dann eben eigentlich um ihn kümmern sollen. Aber er bestand darauf, dass sie an ihrem Plan festhielt und so wartete sie nun auf Sontje. Beide hatten ausgemacht sich hier vorm Balneum zu treffen und eben darum stand Callista brav wartend vor der Türe.


    In ihrer Hand trug sie ein Handtuch, darin eingewickelt waren alle Utensilien die sie für ihre - immer noch traditionell römische - Körperpflege brauchen würde, also vor allem Wachs und ein Schaber, aber auch einige Öle und Tiegel mit Salben. Dazu zwei unterschiedliche Bürsten, ein weiteres Handtuch zum trocknen und so etwas, dass man getrost als "römischen Bikini" bezeichnen konnte, ein Zweiteiler, wie man ihn auch in öffentlichen Thermae anzog. Callista wußte, dass sie mit ihrer Vorliebe für das typisch römsiche Badevergnügen relativ alleine dastand, nur wenige andere Hausbewohner suchten das Balneum ebenso häufig auf wie sie. Umso mehr freute sie sich auf Sontje, die heute besonders niedergeschlagen wirkte.