Beiträge von Prudentia Callista

    Auf die Beileidsbekundungen antwortete Callista nur mit einem kurzen Nicken, denn mehr wollte sie zu dem Thema nicht verlieren. Es tat weh, wenn sie an ihre Mutter dachte und es war ja auch erst so kurz her, wenn sie jetzt über sie sprechen würde könnte sie wahrscheinlich nicht mehr aufhören oder würde gar in Tränen ausbrechen. Nein, das war kein gutes Benehmen bei einem so wichtigen Gespräch.


    "Ja, Balbus ist mein Vormund und ich habe sein Einverständnis. Bevor ich hierher gekommen bin um mich vorzustellen, habe ich ihn erst gefragt. Er ist einverstanden wenn du es bist." Sie lächelte leicht und von ihrer Nervösität war kaum noch etwas zu spüren. "Ich denke es wäre mir Recht, wenn ich doch am Anfang erst nur helfe. Natürlich weiß ich, was geschieht und wie alles gemacht wird, aber bisher habe ich immer nur zugesehen und zugehört, aber es wäre wohl sehr lehrreich wenn ich mit einem sacerdos sprechen könnte. Meiner Meinung nach muss man vor allem auf die vielen Details achten um die Götter nicht zu erzürnen und wenn man selbst betet nimmt man diese wohl nicht so wahr."


    Sim-Off:

    wegen germanien ist ja alles besprochen =)

    Wie gut, dass sie sowieso schon in eine andere Richtung sah, denn somit konnte er jedenfalls nicht sofort sehen, wie sie rot anlief. Er wollte sie wiedersehen! Sie schmunzelte etwas und war gleichzeitig etwas beschämt, das war nicht ihre Absicht gewesen ihm Andeutungen zu machen. Aber er war nett und höflich und hatte ihr geholfen, als sie wirklich Hilfe gebraucht hatte. Sie atmete also erstmal aus, da sie die Luft angehalten hatte, und hoffte, dass ihre Röte dadurch etwas abklang.


    "Gerne ... also ... ich ..." Nein, wie peinlich, jetzt stotterte sie schon wieder! "Was ich meine ist, dass ich nicht weiß wann oder unter welchen Umständen wir uns wiedersehen könnten. Ich würde mich allerdings freuen. Du bist nett." Sie hätte beinahe gekichert bei ihrem letzten Satz, aber so weit hatte sie sich dann doch unter Kontrolle.

    "Ja, bin ich. Er ist mein Onkel. Ich bin erst vor wenigen Tagen nach Rom gekommen und lebe jetzt bei ihm."


    Aurelius Corvinus schien ein netter Mann zu sein, er hatte jedenfalls eine angenehme Stimme und höflich war er auch. Dennoch brachte seine Frage sie etwas in Bedrängnis, denn sie hatte sich nie wirklich Gedanken gemacht, welche Fragen man ihr stellen könnte. Iuno war - wenn man das so sagen konnte - ihre Lieblingsgottheit, zu der sie am häufigsten betete. Nicht nur, dass diese die Schutzgöttin alle Frauen war und zusammen mit ihrem Gatten und der Göttin Minerva die höchsten Götter darstellten, Callista mochte sie einfach. Ihre Mutter hatte sie gemocht. Das hatte sich wohl einfach auf sie abgefärbt. Doch in wie weit konnten das Gründe sein, dass man sie als Priesterin aufnahm? Sollte sie vielleicht einfach nur sagen, dass sie Balbus Stolz machen wollte?


    "Ich empfinde Dankbarkeit gegenüber der Göttin Iuno, da sie nicht zuletzt nach dem Tod meiner Mutter beigestanden hat und mir ein wundervolles, neues Leben ermöglicht hat. Die Göttin Minerva und die Göttin Iuno sind die, zu welchen ich mein Leben lang immer gebetet habe und doch fühle ich mich Iuno mehr zugeneigt. All ihre Aspekte sind wichtig in unserem alltäglichen Leben und darüber hinaus in nicht alltäglichen Situationen. Ich würde Ihr, meine Familie und nicht zuletzt mir selbst gerne die Ehre erweisen eine gute Priesterin zu werden."


    Sie hoffte, nicht allzu dick aufgetragen zu haben. Aber was sie sagte, das meinte sie auch.

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    Die beiden Mädchen sprachen davon, was sie den restlichen Tag noch anstellen wollten, als Balbus herein kam und Thalna somit ihren Satz abbrach. Callista lächelte Balbus auch kurz zu und hielt sich dann im Hintergrund, sie wollte das Wiedersehen nicht stören und sie nahm an, die beiden hatten sich einiges zu berichten. Sie wusste ja nicht, ob sie sich schon begegnet waren, doch es sah so aus. Vielleicht einmal, als Thalna noch ein Kind gewesen war. Irgendwie war es sehr spannend, die beiden zu beobachten, es war fast wie ein Spiegel ihrer eigenen Ankunft. Jetzt fehlte nur noch ihre Tante, dann waren sie alle komplett. Nun ja, bis auf Thalnas Bruder natürlich.


    Sie griff nach etwas Obst und aß in aller Stille, während sie lächelnd zwischen Balbus und Thalna hin und her blickte.

    Nachdem der erste Teil beendet war, wandte sich Callista nach rechts und wartete auf ihre beiden Sklavinnen, die ein kurzes Gebet an die Göttin richteten. Sie wusste, dass viele andere Herrinnen nicht gewartet hätten, sondern die Sklaven sich in ihrer raren Freizeit darum kümmern mussten. Doch Callista war, wie schon immer, viel zu nett, die beiden zur Eile anzutreiben - zumal sie es nicht einmal eilig hatte. Warum also nicht einige Augenblicke warten? Das gab ihr genug Gelegenheit sich im Tempel umzusehen und es gab viel zu entdecken, die Schönheit des Tempels faszinierte sie und sie blickte sich mit großen Kinderaugen um. Irgendwann wäre sie vielleicht eine Priesterin, die hier ihren Dienst verrichtete und anderen bei ihren Opfern half, so wie sie nun die Hilfe eines Priesters in Anspruch nehmen würde. Callista selbst hatte noch nie ein Tier geschlachtet und demnach keine Ahnung, wie man sowas machte.


    Als die beiden Sklavinnen fertig waren, gingen die drei in den hinteren Teil des Tempels, der im Freien war und wo die Blutopfer angehalten wurden. Ein Priester stand bereits dort in der Nähe und Callista ließ sich den Tragekorb mit den großen, schneeweißen Kaninchen geben. Sie wollte ihn die letzten Meter selbst tragen. Beim Priester angekommen, lächelte sie ihn schüchtern an.


    "Salvete, mein Name ist Prudentia Callista und ich würde der gütigen Göttin Iuno gerne ein Opfer darbringen." Sie hatte keine Ahnung, ob sie damit die richtigen Worte getroffen hatte, doch er nickte nur und winkte mit der Hand, so dass sie ihm zum Opfertisch folgte. Dort nahm der Priester den Korb entgegen und stellte ihn zur Seite, denn zuerst kalt es eine weitere rituelle Waschung bei Callista zu vollführen. Mit einem Pferdehaarpinsel besprengte er die junge Prudentia mit heiligem Wasser und sie schloss kurz die Augen damit kein Wasser in eben diese gelangte. Dann packte er das Kaninchen in einem festen Griff im Nacken und tröpfelte etwas Wein auf das stille Tier, welches sein Schicksal bereits akzeptiert zu haben schien. Somit war es geweiht und es war an Callista die Opferworte zu sprechen.


    "Göttin Iuno, dies ist mein Opfer für dich. Bitte nimm es an als Zeichen meiner Dankbarkeit. Ich bitte dich, bewache und beschütze meine Familie, segne uns mit deiner Liebe. Meinen Onkel Tiberius Prudentius Balbus, der sich so wundervoll um mich kümmert und seine Frau Aelia Vespa, möge ihre Ehe lang, glücklich und kinderreich sein. Bitte schenke deine Zuneigung auch meiner Verwandten Prudentia Thalna, die mit uns lebt und ihrem Bruder Tiberius Prudentius Scipio, der fern von uns weilt. Möge er sicher in die Heimat und zu seiner Familie zurückkehren, wenn die rechte Zeit gekommen ist."


    Der Priester wartete noch einen Moment und als er sicher war, dass sie alles gesagt hatte, opferte er das Kaninchen. Es wehrte sich schwach, doch das Blut strömte aus ihm heraus und mit ihm seine Lebensgeister, zu Ehren der Göttin. Mitleid mit dem Kaninchen vor sich hatte Callista kaum, denn es war ein Opfertier, es war seine Bestimmung und es erfüllte einen guten Zweck. Viel aufgeregter war sie, ob der Priester in den Eingeweiden des Kaninchens einen Makel finden würde.

    Callista nickte und griff nach einigen Datteln, die in Honig eingelegt waren und damit die Finger nicht klebten gab es einen kleinen Holzspieß. Sie liebte Datteln, besonders so angerichtet und aß gleich drei schnell hintereinander. "Ich glaube, wenn wir alles von Rom ansehen wollen, dann brauchen wir dazu Jahre. Die ewige Stadt ist so riesig! Und es gibt soviel zu sehen und zu erleben, denk nur an die vielen Plätze und Gebäude. Wahrscheinlich muss Balbus uns erst mal die wichtigsten Dinge nennen, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte. Und dann arbeiten wir uns weiter vor." So langsam freundete sie sich mit dem Gedanken an, eine Freundin zu haben, ganz wie Thalna es sagte, es würde Spaß machen. Und Spaß war etwas, dass Callista bisher aus ganz anderen Dingen gezogen hatte.


    Als Thalna ansprach, dass sie wohl zu erst das Haus erkunden wollte, nickte Callista und lächelte aufgeregt. "Eine gute Idee, ich hab auch noch nicht alles gesehen, nur den Keller und ein Stück vom Hinterhof. Im Keller haben wir ein wirklich atemberaubendes Bad, fast schon eine eigenen Therme, wirklich entspannend und so nett hergerichtet. Kann ich dir echt empfehlen! Es gibt auch einen Garten, doch den hab ich gestern leider nur im Halbdunkel gesehen, vielleicht können wir uns den noch ansehen." Callista wurde ganz unruhig als sie an die vielen Möglichkeiten dachte, die nun offenstanden und vor allem - das all das zu zweit doppelt soviel Spaß bringen würde.


    Dann aber wunderte sich, warum Balbus noch nicht bei ihnen war oder aber ihre Tante, denn die beiden mussten doch sicherlich auch neugierig auf Thalna sein. Es war ihr fast etwas peinlich, dass man diese so lange vertröstete. Sie konnte nur hoffen, dass ihre eigene Anwesenheit sie dafür etwas entschuldigte.

    "Ich bin auch nicht verlobt oder gar verheiratet. Gestern, als ich mit Balbus geredet habe, traute ich mich nicht danach zu fragen. Ob er mich verheiraten will. Er scheint keine konkreten Pläne zu haben und ich glaube, das passt auch ganz gut. Ich würde gerne die Ausbildung beenden, bevor ich mir über sowas Gedanken machen muss." Callista blickte zu Thalna und sah ihre plötzliche Ratlosigkeit, die ihr ganz und gar nicht gut zu Gesicht stand. Sie sah beinahe etwas verloren aus und Callista wusste nicht recht, was sagen. Sie konnte sich nicht vorstellen wie das war, wenn man seinen Bruder vermisste. "Weißt du denn, wo er ist? Vielleicht kannst du ihm einen Brief schreiben? Vielleicht kann dir auch Balbus dabei helfen." Callista wusste nicht einmal, wie ihr Bruder hieß und war sich somit sicher, dass sie keine großartige Hilfe sein würde. Sie konnte Thalna allerdings trösten, wenn diese es wollte, doch Callista hatte nicht das Gefühl Thalna wäre ein Mensch der sich gerne trösten ließ. Dies verstärkte sich noch durch ihre weiteren Aussagen, dass sie nicht wusste was sie tun wollte. "Aber du hast doch Zeit, wahrscheinlich fällt dir bald etwas ein. Es gibt viele Dinge hier in Rom, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann und ja - ich habe wirklich Lust Rom aufs Genaueste kennenzulernen. Ich habe mein Leben lang soviel über die Stadt gelesen und ich freue mich schon darauf, alles mit eigenen Augen zu sehen. Lernen tue ich auch, gerne sogar. Aber es wäre toll, wenn wir zwei Rom erkunden könnten. Dann bin ich nicht so alleine. Ich … ähm … bin manchmal etwas schüchtern aber damit hast du wohl keine Probleme, oder?"


    Sie schmunzelte. Callista nahm nun doch ein Stück Brot und etwas Schinken und bestrich das mit etwas Garum, weil ihr der Schinken selbst etwas fad vorkam. Sie war immer noch nicht wirklich hungrig, vor allem da es sicher noch ein Cena mit der Familie geben würde. Aber sie konnte einfach nicht widerstehen.

    Erschrocken blickte Callista zu Thalna, als diese kicherte, wieso denn bloß? Sie guckte etwas irritiert und blickte dann wieder auf ihre Hände, anscheinend hatte sie etwas Dummes gesagt. Etwas, über das man lachen konnte. Dabei hatte sie nur versucht, nett zu sein und etwas Konversation zu betreiben, damit sich Thalna ebenso willkommen fühlte, wie sie. Leider machte es aber den Eindruck, als wären diese Bemühungen nicht so geschätzt, jedenfalls im Moment nicht. Natürlich hoffte sie, dass es am folgenden Tag vielleicht anders aussah, aber sicher war sie sich da nicht. Thalna war, soviel Urteil erlaubte sei sich jetzt schon zu fällen, ganz anders als sie selbst.


    Daher war sie froh, dass es keine Folgefragen zu ihrer Familie gab. Es machte den Eindruck als wolle keiner der beiden darüber reden und somit war das Thema schnell geklärt. Sie hatten beide ihre Familien verloren und wussten auch so, wie man sich dabei fühlte, sie mussten das der jeweils anderen nicht mehr erklären.


    "Ja, das ist eine richtige Aufgabe. Mein Leben bisher war … ereignislos. Meine Mutter hat mich immer sehr beschützt und es gibt so vieles, das ich noch erleben will. Mein Dienst im Tempel würde mir das erlauben und meine Dankbarkeit ausdrücken, die ich empfinde. Iuno hat mich lange Zeit beschützt, weißt du. Priesterin zu sein ist eine ehrenvolle Aufgabe und es war meine Idee, ja. Irgendwie …" Callista wusste nicht recht, wie ausdrücken "… irgendwie denke ich, dass ich damit der Familie helfe. Du weißt schon, Familienansehen und Anerkennung. Nur zu Hause sitzen und Däumchen drehen, das hab ich viel zu lang gemacht."


    Nun schob sich Callista eine Feige in den Mund und als sie diese gekaut und runtergeschluckt hatte kam ihr noch eine Frage in den Sinn. "Und du? Hast du schon eine Idee, was du tun willst? Bist du eigentlich verlobt?"

    Callista lehnte sich zurück und sah auf die junge, blonde frau da vor ihr. Sie machte einen weitaus strapazierteren Eindruck, als sie bei ihrer Ankunft und Callista war sich nicht sicher, wie viel man dabei wirklich der Reise zuschreiben konnte. Sie war geradezu kurz angebunden und ihre Antworten klangen genervt, wahrscheinlich fragte Callista zu viel. Ihre Neugier war manchmal groß, größer noch als ihre Schüchternheit. Und gerade bei der Familie war sie nicht so schüchtern wie bei Fremden, das hatte ihr ihre Mutter so beigebracht. Doch sie wollte nicht allzu vorschnell urteilen, sie hoffte einfach, dass Thalna nach einem guten Essen und einem Bad und einem langen Schlaf etwas freundlicher wurde. Gegen ihre zwei Tage in einer Reisekutsche musste der Weg von Germanien bis hierhin unendlich sein.


    "Wusstest du, dass Balbus Land in Germanien besitzt? Sein Vater und auch er selbst haben in Germanien im Militär gedient. Balbus sagt, dass das Land sehr schön ist, wenn auch das Wetter härter als hier in Rom. In der Acta stand, dass man in Germanien zwei Fuß hohen Schnee erwarten kann." Beinahe hätte Callista gefragt, ob sich Thalna sowas vorstellen konnte, aber sie kam ja aus Germanien. Daher wäre ihre Frage dumm und kindisch gewesen. Und nun ergriff Thalna erneut das Wort und stellte sich selbst eine Frage, die sicher noch von Callista gekommen wäre.


    Sie war also auch Waise, genau wie Callista! Traurig senkte diese ihren Blick und nippte an ihrem Wein, wie schade. Es schien, als währte in ihrer Familie das Familienglück niemals lange. Aber wenigstens hatte sie einen Bruder, auch wenn dieser nicht in ihrer Nähe war. Als Callista jünger war, hatte sie sich auch immer Geschwister gewünscht. Mindestens eine jüngere Schwester, aber dazu war es nie gekommen. Sie seufzte ebenso schwer, wie es noch vor Sekunden ihr Gegenüber getan hatte und zwang sich dann, ihren Blick zu heben.


    "Meine Eltern sind auch tot, mein Vater starb als ich fünf war und meine Mutter war lange Zeit krank. Als sie gestorben ist, vor etwas mehr als einer Woche, war ich sehr traurig, aber sie hatte arrangiert, dass ich zu Balbus komme. Es gab einige Dinge zu regeln, wegen dem Haus und den Sklaven, aber als das erledigt war habe ich mich sofort auf den Weg gemacht. Die Reise hat nur zwei Tage gedauert und, nun ja, jetzt bin ich hier. Balbus hat mir gestattet, mich dem Cultus Deorum anzuschließen und eine Priesterin der Iuno zu werden."


    Sie geriet schon wieder ins Plaudern und war froh, dass sie durch die Ankunft eines Sklaven unterbrochen wurde. Er brachte Brot, Garum, kalten Fisch, etwas Schinken, Puls und auf einem anderen Tablett waren vielerlei Früchte angerichtet, unter anderem getrocknete Aprikosen und Feigen, eingelegte Datteln, frische Birnen und Äpfel, sogar einige Nüsse und natürlich Weintrauben, dunkellila und von erstaunlicher Größe. Callista war nicht hungrig, dennoch griff sie sich eine Handvoll Nüsse. Sie brauchte wohl keine einladende Geste machen, denn es war klar, dass auch Thalna zugreifen sollte.

    Nachdem sich Callista also von dem jungen Decimer verabschiedet hatte, betrat sie den Tempel der Iuno und ließ sich erst mal einige Moment von der Atmosphäre begeistern. Die tempel waren von innen beinahe noch herrlicher als von außen und sie blickte sich neugierig um. Dann entdeckte sie die Wasserschalen und schritt zu ihnen, um sich die Hände bis hinauf zu den Ellenbogen gründlich zu waschen. Sie achtete auch darauf, dass ihre Sklavinnen dies taten, selbst wenn sie nicht selbst beten würden, was sie ihnen allerdings freistellte. Es gab einige andere, die den Schutz der Göttin erbaten und so wartete Callista einen Moment, bis ihre kleinen Füße sie zu dem Abbild von Iuno trugen. Sie streckte ihre Hand nach hinten aus und eine ihrer Sklavinnen legte ihr einen kleinen Lederbeutel in die Hand. Darin war, wie Callista wusste, hauseigener Weihrauch, eine spezielle Mischung, die ihr Onkel ihr zur Verfügung gestellt hatte und zusätzlich einige getrocknete Rosenblätter, langsam nahm Callista einige Körner heraus und legte sie in die dafür vorgesehene Vertiefung. Ein schwarzes Kohlestück, welches sanft glühte, war die Unterlage für den Weihrauch und die Dinkelkekse und es dauerte nicht lange, bis erster Rauch aufstieg.


    "Heil Göttin, welche du Iuno bist, die Göttin der Frauen, der Ehe und des Heims! Ich knie vor die nieder, meine Lippen küssen deine Füße. Mein Gebet steigt im Nebel des Weihrauches zu dir auf. O mächtige Göttin, lass deine Liebe und Hilfe mir zukommen, denn ohne dich bin ich einsam und verloren."


    Callista blickte noch einen Moment auf die Statue und griff dann in einen anderen Beutel, der ihr angereicht wurde. Nun platzierte sie einige Früchte auf dem Altar, darunter Äpfel und Birnen die nicht nur wunderschön anzusehen waren sondern auch vorzüglich schmeckten. Sie hatte auch Blumen dabei, weiße, die herrlich dufteten und sie legte sie vorsichtig hin. Jetzt kam der eigentliche, der etwas privatere Teil ihres Gebetes und Callista sagte ihre Worte mit Inbrunst und ehrlicher Dankbarkeit.


    "Dank gebührt dir, ewige Mutter, für Alles, was mir widerfahren ist. Ich habe ein gutes Zuhause bei meinem Onkel gefunden, ich fühle mich wohl, geliebt und beschützt. Noch immer vermisse ich meine Mutter und meinen Vater, sehr sogar, doch ich kann nun wieder mit Freude in die Zukunft sehen. Mir wurde erlaubt in deinen Dienst zu treten, du Königin unter den Göttinnen, meine Anmeldung wird noch am heutigen Tage geschehen."


    Wahrscheinlich wusste Iuno schon längst, welchen Plan Callista verfolgte und welche Ziele sie sich gesteckt hatte. Dennoch tat es gut, die Worte an ihre Göttin direkt zu richten und ihr mitzuteilen, dass sie eine Priesterin werden wollte.

    Etwas überrascht war Callista schon, als er sich plötzlich daran machte, sie zu umarmen und für einen Moment ließ sie die Umarmung auch nur steif über sich ergehen. Sie war es nicht gewöhnt, von Männern umarmt zu werden, Balbus war der erste gewesen, nach vielen Jahren ohne solche ZUneigungsbekundungen und jetzt Crassus, den sie kaum kannte. Sie wußte nicht so recht, wohin mit ihren Armen und legte sie daher nur sanft auf seinen Rücken, für einen winzigen Augenblick lang. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß und ihr Herz lauter zu schlagen begann, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.


    Den kleinen Kuss, den er ihr auf die Wange drückte, fühlte sich noch ungewohnter an und sie senkte nervös den Kopf. Ihr Blick glitt zu den beiden Sklavinnen, die sie kichernd ansahen, wenigstens waren sie nicht böse auf sie oder gar entsetzt über ihr Verhalten. Es machte viel eher den Eindruck, als sähen sie in der Verabschiedung keine so große Sache, wie Callista. Ihr erster Kuss! Sie hatte soeben ihren ersten Kuss bekommen und auch, wenn dieser nur auf die Wange war, fühlte sich Callista irgendwie seltsam. Sie wußte nicht, ob sie sich gut fühlte oder doch ein schlechtes Gewissen haben sollte. Vor allem aber fühlte sie sich etwas dumm, weil sie dem ganzen so eine Bedeutung zumaß. Sie schluckte und zwang sich dann ihren Blick zu heben und sie lächelte, trotz ihrer roten Wangen.


    "Bis bald, Crassus." sagte sie leise und wandte sich dann um, sie konnte ihm einfach nicht länger so nah sein. Das war alles viel zu verwirrend.

    "Ich bin Prudentia Callista und hier um mich anzumelden. Ich würde gerne Priesterin der Iuno werden."


    Callist lächelte und setzte sich dann auf den ihr angebotenen Stuhl. Den mann vor sich kannte sie nicht, was aber auch nicht verwunderlich war, wenn man bedachte wieviele Menschen in Rom lebte und wie wenig Kontakte sie bisher geknüpft hatte.

    Den Beschreibungen konnte Callista gut folgen und sie fand den Raum problemlos, hinter dem der septimir Aurelius zu finden sein sollte. Bevor sie anklopfte, atmete sie noch einmal tief ein und aus. Sie hoffte nur, dass alles gut ging. Dann klopfte sie an und wartete höflich, bis ein "Herein" erklang. Somit trat sie ein und blickte auf einen Mann hinter einem Schreibtisch.


    "Salve, bist du der septimir Aurelius?" Sie fragte lieber noch einmal nach, bevor sie ihre auswendig gelernte Begrüßung herunter rasselte und wieder vor jemand falschem stand.



    Sim-Off:

    Die probatio rerum sacrarum I habe ich noch nicht.

    Nachdem sie der Göttin Iuno ihr Opfer gebracht hatte, ließ sich Callista den Weg zum Officium zeigen. Sie war ausgesprochen nervös, schließlich handelte es sich hier im ihre Zukunft! Dann klopfte sie an und wartete auf das "Herein", welches nicht allzu lange auf sich warten ließ.


    "Salve. Mein Name ist Prudentia Callista. Bei wem muß ich mich melden um mich für den Cultus Deorum zu bewerben?" Wie gut, dass sie sich diese Wörter schon zurechtgelegt hatte, nun konnte sie sie ohne Zögern oder Stottern hervorbringen.

    Das Schweigen zwischen ihnen war keineswegs von unangenehmer Natur und für einen Moment hing jeder beiden seinen eigenen Gedanken nach. Die doch so ländlich erzogene Callista konnte sich den vielen neuen Eindrücken kaum entziehen und ihre Augen zwangen sie fast, immer wieder umher zu sehen und zu versuchen, alles, aber auch wirklich alles, mitzukriegen. Ihr Gesicht strahlte mit der Sonne um die Wette und sie bemerkte erst, dass sie bereits angekommen waren, als Crassus stehen blieb. Er machte nicht den Eindruck, als würde er ihr ins Innere des Tempels folgen, was sie verstehen konnte. Gebete waren immerhin eine persönliche Angelegenheit, jedenfalls für die meisten und er schien das zu respektieren. Sie fand es schade, dass dies nun ihr Abschied war, denn sie mochte seine Begleitung. Es fiel ihr bereits leichter, als noch am Vortag, in seiner Nähe zu sein und sie hatte ja auch beim Einkaufen noch reichlich Erfahrung sammeln können, was das andere Geschlecht anging. Wenn sie gewusst hätte, dass beide Männer der gleichen Gens angehören, wäre sie sicherlich wiederum nervös geworden, aber so war das Ganze ungefährlich für ihre Wangen.


    "Vielen Dank für deine Begleitung." Ihr Anfang war unverfänglich und absolut ehrlich gemeint, genauso wie der Rest, der jetzt folgen sollte. "Ich wünsche dir für deine Heimreise alles, alles Gute und dass du Heil ankommst. Grüß mit Mantua, bis jetzt hatte ich zwar noch keine richtige Gelegenheit es zu vermissen, aber das kommt sicher bald." Sie war sich nicht sicher, wie sie ihn verabschieden sollte. Zuhause hatte sie ihrer Mutter immer einen Kuss auf die Wange gegeben, aber das war wohl etwas zu gewagt. Vielleicht eine Umarmung? Ein Handschlag? Sie sah ihn erwartungsvoll an, hier würde er die Initiative ergreifen müssen, denn sie wusste einfach nicht mehr weiter.

    Nachdem die Sache mit dem Wein geklärt war, zogen sich die hauseigenen Sklaven etwas zurück, damit die beiden Frauen ihre Ruhe hatten und Callista nahm einen Schluck. Es war Nachmittag und sie spürte sofort, dass der Wein stärker verdünnt war als üblich, aber es war ihr nur Recht so. Wein war, wie sie wusste, nicht immer die beste Wahl und es war besser, sich zurückzuhalten. Vor allem, wenn eine neue Verwandte dort saß und man einen guten Eindruck machen wollte.


    "Ja, ich bin gestern Vormittag angereist. Ich komme aus Mantua und habe dort gelebt. Und du? Woher kommst du?" fragte Callista neugierig und lächelte die Blondine an. Sie fragte sich, wie alt sie wohl war und ob sie ebenfalls unverheiratet war und was sie in Rom vorhatte. Vielleicht konnten sie sich ja anfreunden? Callista hatte noch nie eine gleichaltrige Freundin besessen. Alles war so aufregend. Callista überlegte, dass es eigentlich schon Zeit war für die cena, dennoch war sie sich nicht sicher, ob Thalna so großen Hunger hatte. Die cena gehörte zu den üppigsten und wichtigsten Mahlzeit, aber sie hatte hier im Haus auch noch keine erlebt. Gestern hatte sie nur einen kleinen Happen mit ihrem Onkel gegessen. Wahrscheinlich war es besser, zu warten.

    Nachdem Thalna zugestimmt hatte, machte sich Callista auf den Weg und führte sie ins Triclinium, das kleinere Speisezimmer, dass sie schon kannte. Sie selbst hatte bei weitem nicht alle Räume des Haues erkundet und sie dachte ein wenig wehmütig daran, dass sie es wohl heute nicht mehr zu den Tempeln schaffen würde. Aber Familienzuwachs war mindestens genauso spannend und so wies sie einen der Korbsessel zu Thalna, ehe sie sich selbst setzte. Ein Sklave brachte gerade ein Tablett herein, auf dem Wasser stand und etwas Wein und drei Kelche. Mit einem Nicken verdünnte er das Wasser für Callista und wandte sich dann mit fragendem Blick an Thalna. Wie mochte sie denn ihren Wein?

    Sie nickte, sowas in der Art hatte sich sich schon gedacht. Da sie keine weiteren Fragen hatten, ging sie schweigend neben ihrem Onkel her und beobachtete lieber noch etwas das Treiben in der Stadt.