"Und hast du vor, Duumvir zu werden? In Ostia?" hakte sie weiter nach und trank den letzten, großen Schluck Wein, der noch in ihrem Becher gewesen war. Sie konnte eine leichte Schwere feststellen, die sich über ihren Körper legte und sie würde auch ein wenig müde. Nicht viel und sie schob es darauf, dass sie den ganzen Tag auf den Beinen gewesen war. "Warum musst du die Stadt wieder aufbauen?" Die Frage klang etwas erstaunt und sie hoffte, dass sie nichts Wichtiges verpasst hatte. Vielleicht ein Brand oder eine Naturgewalt und sie wusste nichts davon, weil sie zu beschäftigt mit ihrer Mutter gewesen war? Wie peinlich.
Beiträge von Prudentia Callista
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Eine Weile saßen sie einfach nur da und tranken ihren Wein und blickten sich um und an. Callista genoss die zeitweilige Ruhe und nippte immer wieder an ihrem Vinum, der ihr jetzt besser schmeckte und sie war auch nicht mehr so ängstlich, ob sie vielleicht zu viel trank. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass Macer sie beinahe durchgehend ansah und sie fragte sich verwundert, warum. Vielleicht hatte er nicht so oft Gesellschaft von jungen Frauen? Er hatte ja gesagt, dass er Gesellschaft nicht gewöhnt war und kaum noch enge Freunde hier in Rom. Er starrte ja geradezu. Konnte es sein, dass er genauso nervös und unsicher war wie sie?
"Ja, gerne. Was machst du als Magistratus in Ostia? Also, woraus besteht deine Arbeit?"
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Ja, auch ihre Mutter hatte gerne geschwiegen. Aber nur weil ihre dünne Stimme ein Beweis ihrer Krankheit war und dem ging Pulchra immer am liebsten aus dem Weg. Als Macer erzählte, dass Balbus sogar ein Name war, den er gehört hatte ohne das ihre Familien etwas miteinander zu tun hatten, hob sie erstaunt eine Augenbraue. Sie wusste ja, dass Balbus erfolgreich war, aber so? Oh Götter, betete sie im Stillen, lass mich bloß keinen Fehler machen! Sie schwieg, wie er es tat, bis der Sklave kam und ihren Wein brachte, diesmal verdünnter und somit fühlte sie sich schon viel sicherer.
Auch sie hob ihren Becher und lächelte ihm zu. "Auf die nette Bekanntschaft." Sie traute sich jetzt auch einen größeren Schluck zu sich zu nehmen und auch wenn der Geschmack deutlich abgenommen hatte, war der verdünnte Wein weitaus bekömmlicher.
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Sie nickte und sah dann etwas erstaunt zu ihm, als er lachte. Lachte er sie aus? Oder lachte er darüber, dass sie doch schnell trank, obwohl sie seine Einladung ausgeschlagen hatte?
"Mein Onkel ist Tiberius Prudentius Balbus, kennst du ihn?" fragte sie neugierig. Durch seine Hochzeit war ihr Onkel weit aufgestiegen und sie hatte bereits das Munkeln gehört, er hätte sogar aus Liebe geheiratet. Ob die Octavier etwas mit den Prudentiern gemein hatten? Sie würde ihren Onkel schnellstmöglich fragen müssen. Sowas war wichtig und sie musste es wissen, bevor sie in ein Fettnäpfchen trat.
"Ja, der Wein schmeckt wirklich. Wenn es keine Umstände macht, dann trink ich noch einen. Aber verdünnt." Sie lächelte fast entschuldigend und war sich bewusst, wie dumm sie sich anstellte. Allerdings konnte sie es nicht abstellen und somit wechselte sie einfach das Thema. "Nein, du bist nicht zu aufdringlich. Ich bin nur nicht so gesprächig."
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Nachdem sie sich von Tiberius Decimus Crassus verabschiedet hatte, war der Marktplatz schnell gefunden und Callista stand einen Moment am Rand und besah sich das bunte Treiben. Ihr Sklave, der ihr zwar nicht gehörte, aber ihrem Onkel, stand schräg hinter ihr und wartete brav mit einem großen Korb in der Hand, in der später die Dinge liegen würden, die sie einkaufte. Sie blickte sich suchend um und musterte die verschiedenen Stände und Händler, die in ihrer Nähe waren. Sie wusste genau was sie kaufen wollte, aber keine Ahnung an welchen Händler sie sich wenden sollte. Ach, sie hätte ihre Tante fragen sollen, die wusste wahrscheinlich viel besser über sowas bescheid. In Mantua hatte sie nie ihre eigene Kleidung gekauft oder ihre Sandalen oder Schmuck und Schminke hatte sie eigentlich nie gebraucht. Ihre Mutter hatte die Sklavinnen losgeschickt und die brachten all das zu ihr, wie sollte sie sich denn da entscheiden können? Sie seufzte und wünschte sich einen Moment sie hätte Tiberius nicht so dümmlich weggeschickt. Er hätte ihr helfen können. Sie biss sich auf die Unterlippe und beobachte noch einen Moment die Menschen. Dann fasste sie sich ein Herz und stürzte sich ins Getümmel.
Sie ging eine Weile herum und lauschte den Händlern, die schreiend um ihre Aufmerksamkeit ringten, besah sich die Ware und Auslagen und achtete darauf, dass ihr Sklave sie nicht verlor. Natürlich wusste sie, dass das seine Aufgabe war, aber sie wollte keinesfalls alleine hier sein. Nach einer Weile erregte ein Händler ihre Aufmerksamkeit, der Schuhe und Sandalen anbot und sie sah auch eine junge Frau bei dem Stand. Vielleicht die Tochter des Händlers? Schlussendlich gab das den Ausschlag und sie näherte sich den Auslagen und überblickte die Sandalen. Sie fand ein paar aus hellem Leder, das ihr gut gefiel und winkte ihren Diener heran. Sie wies zaghaft aus das Paar und blickte ihn dann unschuldig an. Sollte sie ihn das Verhandeln überlassen oder sollte sie es selber tun? Traute sie sich denn? Doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen, denn der Sklave trat vor und sie hörte interessiert zu, wie er mit dem Händler sprach. Nach einigen Sätzen winkte er sie unterwürfig heran und Callista ließ sich die Sandalen von ihm anziehen, sie saßen perfekt und Callista nickte. Sie blieb stehen, wo sie war und verfolgte das Handeln zwischen den beiden Männern. Innerhalb von Minuten war der Preis halbiert und die Sandalen gehörten ihr. Sie lächelte erfreut und beobachte wie der Sklave sie in den Korb legte und schützen seinen Arm darüber legte. Er sah sie fragend an und so setzten sie ihren Weg fort.
(ooc: Falls jemand dazu stoßen will, gerne weiblicher Natur, gerne.)
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Sie hatte absolut nichts dagegen, wenn er viel redete, denn das bedeutete sie brauchte nicht reden. Und sie war sich immer noch nicht sicher, über was sie mit Fremden reden sollte. Macer vor ihr machte da keine Ausnahme und sie wünschte sich ihre Neugier wäre nicht so groß und sie wäre anstatt in die Taverna Apicia einfach nach Hause gegangen. Ihr Leben in Mantua war einfacher gewesen. Aber auch schrecklich langweilig. Und genau dagegen hatte sie doch etwas tun wollen, also bitte, hier war ihre Gelegenheit.
"Ich lebe hier bei meinem Onkel und nein, ich arbeite nicht. Meine Familie lebte in Mantua und ich bin erst seit kurzem in Rom, ich werde mich erst mal an die Stadt gewöhnen müssen. Alles ist so schrecklich groß und aufregend."
Sie hoffte, dass diese Angaben seine Neugier erst mal stillen würde. Sie nahm noch einige Schlucke ihres Weines und sah mit Erschrecken, dass ihr Becher beinahe leer war. Sie sah sich um und versuchte festzustellen, ob sie schon angetrunken war oder nur etwas lustig. Zu ihrem Erstaunen spürte sie keines davon und sie wusste nicht, ob sie das gut oder schlecht finden sollte. In dem sicheren Rahmen ihres zu Hauses hätte sie sich vielleicht getraut noch einen zweiten Becher zu trinken oder aber nicht, weil sie zu verschämt war zu fragen. Ihr Gegenüber schien damit jedenfalls keine Probleme zu haben, trank er doch schon seinen dritten Becher - seit sie bei ihm saß.
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Callista lächelte nach außen hin und fragte sich insgeheim, ob der junge Mann da vor ihr Avancen machte. Er sah so jung und unschuldig aus, doch seine Worte waren genau und gezielt. Er wollte ihr einen Wein bestellen und sie schüttelte zaghaft mit dem Kopf.
"Nein, danke. Tut mir leid. Aber ein Becher reicht mir völlig." Sie wartete bis der Sklave wieder gegangen war, nippte an ihrem Wein und blickte ihn dann wieder an. Starrte er sie etwa an? "Ostia, das ist eine wirklich interessante und große Stadt. Hast du den Hafen gesehen? Ich habe gelesen wie groß er ist, aber ich kann mir das kaum vorstellen." Wie so oft geriet Callista über etwas ins Schwärmen, das sie nie gesehen hat und nur darüber lesen konnte. Die Frage, was sie hier in Rom machte ließ sie absichtlichunbeantwortet.
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"Ja, es gefällt mir. Es ist interessant die Menschen zu beobachten, oder nicht?" Callista blickte ihn an. "Der Wein ist gut, aber ich bin es nicht gewöhnt. Ich trinke eigentlich nie Wein." Sie sah, dass er dabei war seinen zweiten Becher zu leeren und fragte sich verwundert, wie er das schaffte. Sie würde wahrscheinlich nicht mal ihren ersten leeren, denn dann wäre sie zu angeheitert um den Weg nach Hause zu finden und gerade heute hatte sie auf sklavische Begleitung verzichtet. Vielleicht waren die Freiheiten, die sie nun hatte, der Auslöser dafür, sie wollte so viele Dinge noch sehen und ausprobieren. Zu Hause, in Mantua, war sie nie alleine in der Stadt gewesen, sie hatte es nicht gedurft und sie hatte es auch nicht versucht, sich nicht an Sklaven oder Wachen vorbeigeschummelt und war dann einen Tag lang durch die Stadt gestreift. Sie wusste zwar, dass es hier in Rom auch nicht der richtige Zeitpunkt war, aber sie konnte sich nicht helfen, sie war so schrecklich neugierig. "Ich komme aus Mantua. Darf ich fragen warum du alleine in eine Taverne gehst?"
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Auch wenn Callista das Schmunzeln gesehen hätte - wenn Vodafonis es nach außen hin zeigen würde - wäre wohl kein Kommentar von der jungen Domina gekommen. Sie war noch viel zu unsicher ob ihrer Erziehung die sie genossen hat, die zurückgezogene Kindheit und Jugend in der ihre Welt nur aus ihrem Zimmer, den hauseigenen Lehrern, des Garten des Hauses und dem Krankenzimmer ihrer Mutter bestanden hatte. Für einen Luxus wie ein solches Bad hatte sie weder das nötige Geld noch die nötige Anzahl Sklaven und ihre Mutter besaß in den letzten Jahren auch nicht mehr den Antrieb an einem von beiden Zuständen etwas zu ändern. Callista öffnete die Augen, als die Sklavin begann an ihrem Haar herumzunesteln, doch sie war sehr vorsichtig und es ziepte kein einziges Mal. Rosen- und Olivenduft entstieg der Pyxis und breitete sich dann auch in ihrem Haar aus, es roch gut und Callista war zufrieden. Während die Sklavin sich mit ihrem Haar beschäftigte kroch die Neugier wieder langsam in der jungen Frau hervor.
"Wie viele Sklaven hat mein Onkel, Vodafonis?" fragte sie interessiert, wandte sich aber nicht zu ihr um, sondern begutachtete die Verzierungen an den Wänden. "Und wie viele davon sind Männer und wie viele sind Frauen?"
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Genießerisch schloß sie die Augen und ließ sich von Vodafonis sauber waschen, die dann auch schon bald verkündete, damit fertig zu sein. Callista öffnete ihre braunen Augen und hievte sich mit einer schwungvollen Bewegung auf, dann ließ sie sich von der Liege gleiten und ging zu dem heißen Becken. Sie blickte aufmerksam herein und suchte die Stufen, die als Einstiegshilfe dienten und auch als Sitzplatz, dann stieg sie vorsichtig hinein. Sie hatte keine Lust auszurutschen und war deswegen so vorsichtig, zumal das heiße Wasser wirklich heiß war. Auf ihrem Körper bildete sich widersinnigerweiße eine Gänsehaut und sie wartete einen Moment, auf der ersten Stufe stehend, bis sie ganz hinein ging. Dann setzte sie sich und nur ihr Kopf stakte heraus. Ihre rötlichen Haare wurden nass und lagen ausgebreitet auf der Wasseroberfläche und es sah beinahe aus als würden sie schweben. Sie seufzte genießerisch und entspannte ihre Muskeln, die sich ob der Temperatur erst noch zusammen gezogen hatten, dann lehnte sie den Kopf an, schloß ihre Augen und es war als würde sie Zeit stehen bleiben.
"Das ist fantastisch." Ihre Stimme war leise und genießerisch und es war mehr eine allgemeine Aussage als etwas, dass sie an die Sklavin adressiert hatte. Konnte es noch besser kommen?
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Die äußerst sanften Bewegungen der Sklavin machten es für die junge Frau leicht sich zu entspannen und sie konnte regelrecht spüren die der Dreck der Reise fortgewaschen wurde. Die Reisekutsche war für einen Monat ihr zu Hause gewesen und konnte mit dem Komfort und dem Luxus ihres neues Heimes wirklich nicht mithalten. Wahrscheinlich wäre sie in einem weiteren Monat schon total verwöhnt, sie grinste. Doch sie glaubte es nicht, da war die Nachwirkung ihrer mütterlichen Erziehung noch zu frisch. Es fühlte sich alles noch reichlich ungewohnt an und beinahe unwirklich, sie war endlich angekommen, ihre Mutter war tot und von nun an hatte ihr Onkel die Gewalt über sie. Was er wohl mit ihr vorhatte? Doch Vodafonis riss sie aus ihren Gedanken und sie drehte sich bereitwillig um, damit sie in ihrer Arbeit fortfahren konnte.
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Ach, eine Liege! Callista hatte diese wirklich nicht entdecken können und bereitwillig ging sie auf diese zu und setzte sich darauf. Dann ließ sie sich von Vodafonis helfen und legte sich hin, wobei die Liege trotz der Decke etwas unbequem war. Verwundert stellte die junge Römerin fest, dass ihre Oberweite gewachsen zu sein schien, denn es war unbequem und sie brauchte drei Anläufe bis sie entspannt dalag. Sie drehte den Kopf zur Seite und half der Sklavin ihre langen, von Natur aus leicht gewellten Haare aus dem Weg zu streichen. Sie entspannte sich dann bereits und spürte eine sehr leichte Müdigkeit. Wahrscheinlich würde das nach dem Bad nur noch schlimmer werden und spätestens nach dem Essen war sie müde. Dabei war es doch erst Abend! Aber die Aussicht auf ein richtiges Bett war auch zu verlockend.
Ein wohliger Schauer rieselte über ihren Körper, als Vodafonis damit begann sie zu reinigen und sie überließ sich ganz den fähigen Händen.
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Betreten blickte Callista ihn an und sie hätte gerne noch etwas gesagt. Aber er schien sie verstanden zu haben und er war auch nicht böse auf sie oder gar eingeschnappt. Es war ihr nur peinlich, wie offensichtlich er sie durchschaut hatte. Sie hätte sich nur einfach nicht gewagt, mit ihm nach Hause zu gehen, sklavische Begleitung hin oder her. Sie hätte ihm gern gesagt, dass es ihr Fehler war, allerdings machte er sich bereits daran zu gehen. Natürlich wies er ihr noch den Weg und sie nickte, um zu zeigen, dass sie verstanden hatte. Wenn sie ihm jetzt sagte, dass es auch sie gefreut hatte ihn kennenzulernen, glaubte er ihr dann? Callista rehbraune Augen blickten die wenigen Zentimeter zu ihm hoch und sie lächelte immer noch höflich.
"Danke, du warst mir eine große Hilfe. Vale!"
Mehr wusste sie nicht zu sagen und sie nickte ihm abschließend zu. Er wandte sich ab und ging davon und sie stand noch für eine Weile da, ehe auch sie sich abwandte und ihren Weg fortsetzte. Der Sklave folgte ihr Wortlos und Callista hatte keine Lust sich näher mit ihm bekannt zu machen. Der Mercatus Urbis würde schnell erreicht sein und genug Ablenkung bilden.
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Und da war es wieder, die Schüchternheit, als sie seine Worte richtig verarbeitet hatte. Er lud sie gerade ein mit ihm nach Hause zu gehen oder er lud sich selbst zu sich nach Hause ein und sie blickte ihn mit großen Augen an. Etwas Gemütlicheres? Sie wollte nicht, sie wollte ganz und gar nicht. Er war nett ja, aber … aber … aber was eigentlich? Würde Tiberius, also ihr Onkel, etwas dazu sagen wenn sie den jungen Decimus nach Hause mitnahm? Tat man sowas? Oder würden sich Gerüchte ausbreiten, von denen sie keine Ahnung hatte? Könnte sie damit ihrer Familie schaden? Callista würde nervös, recht plötzlich und er konnte es sicherlich auch sehen, und sie biss sich wieder auf die Unterlippe, so dass er zwei ihrer weißen Zähne erkennen konnte. Er war nur bis morgen in Rom, wahrscheinlich machte er sich auf den Weg nach Mantua und sie hatte noch gut in Erinnerung wie lang so eine Reise war. Ob sie sich noch einmal wieder sehen würden? Gut möglich, sein Amt verlangte, dass er gelegentlich hier war.
Sie versuchte sich an einem höflichen Lächeln und wunderte sich selbst ein wenig, dass ihr Gesicht wieder unter ihrer Kontrolle war und machte, was sie wollte. Wie nur konnte sie ihm es sagen? Sie war noch nie in einer solchen Situation gewesen und daher keine Ahnung, was angemessen wäre. "Also ich … uhm…" begann sie ihre Antwort nicht sehr damenhaft und das stammeln machte sie nur noch nervöser "… ich muss nach dem Markt noch weiter. Mehr Erledigungen." Innerlich schalt sich Callista eine Idiotin, dass ihr nichts Besseres eingefallen war. Er würde ihre Schwindelei sicherlich erkennen.
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"Kein Problem, solange wir noch auf dem richtigen Weg sind. Ich muss ja auch wieder nach Hause finden." Er war erstaunlich ernst und dann erst fiel es Callista ein, es war ihm peinlich! Sie schmunzelte und bemerkte, dass er mit ihrer Meinung anscheinend übereinstimmte. Auch seine Erscheinung war stattlich und seinem Amt angepasst, aber sie hatte dennoch einen Scherz machen wollen. Sie wollte nicht jedes modische Teil kaufen, dass sie sah, nur die, die es auch wert waren getragen zu werden. Sie war schon immer genügsam gewesen, wenn es um sowas ging und die Verschwendungssucht anderer Frauen rief in ihr nur Verwunderung aus. Vielleicht, weil bisher kaum ein Grund bestanden hatte, sich herauszuputzen.
"Das ist natürlich schade, aber ich will dich nicht behindern, wenn du etwas zu erledigen hast. Ich glaube nicht, dass man eine Frau im Kaufrausch aufhalten kann." Sie versuchten ihren Spaß erneut und zwinkerte ihm diesmal zu. Vielleicht verstand er ja nun, was sie meinte.
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Verwundert blickte sie ihn und zum ersten Mal grinste sie ihn offen an. "Zum Marktplatz, das hab ich doch gesagt." Sie stand still und holte dann wieder zu ihm auf, unschlüssig was sie jetzt davon halten sollte. Sie hoffte nur, dass er sich nicht völlig falsch geführt hatte, dann würde sie den Weg nach Hause nie mehr finden. "Wie jede gute Frau werde ich mich jetzt auch ein einen tagelangen Einkaufsrausch befinden und alle modischen Dinge kaufen, die ich sehe." Sie lachte einmal kurz auf und grinste, bevor sie wieder zu einem Lächeln überging, dass ihrem Stand und vor allem der Situation angemessener war. Sie war wirklich keine solche Frau, auch wenn Schmuck und Kleider auf sie einen Reiz ausübten, auf wen denn nicht? Keiner konnte abstreiten, dass eine gekonnte Aufmachung Tür und Tor öffnen konnte und die Meinungen anderer beeinflusste. Sie wollte eben dazu gehören.
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… Rom gekommen? Vollendete sie in Gedanken seine Frage und war froh, dass er es nicht getan hatte. Sie war noch nicht soweit über ihre Mutter zu reden und sie wollte ihn nicht anlügen und irgendetwas an den Haaren herbeiziehen um sich aus dem Gespräch zu winden. Stattdessen lächelte sie ihm zu, um ihn zu zeigen, dass er auf dem richtigen Weg war.
"Noch gibt es keine genaueren Pläne, ich bin erst drei Tage in der Stadt und lebe bei meinem Onkel. Ich schätze mir wird erst noch mehr Zeit gegönnt mich an alles zu gewöhnen und dann, ich weiß nicht. Es gab noch keine Gelegenheit mit ihm darüber zu reden." Was stimmte, sie hatte wirklich keine großen Pläne was ihr Leben anging. Wahrscheinlich würde man sie verheiraten, wenn sie sich erst einmal gefangen hatte. Sie hatte keine Ausbildung erhalten und sich keinem Gott versprochen, somit blieben nicht viele andere Möglichkeiten offen. Ihre Mutter hatte immer gewollt, dass sie heiratete und Kinder bekam, aber sie hatte nie etwas arrangiert. Und sie wusste auch, wieso. Hätte sie geheiratet als ihre Mutter noch am Leben war hätte das ihren Auszug bedeutet. Und einsam hatte ihre Mutter nicht sterben wollen, was verständlich war.
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Das Caldarium machte einen ausgesprochen einladenden Eindruck und Callista blickte sich interessiert um. Sie konnte das große Becken sehen und den leichten Nebel, der darüber lag. Sie sah sich um und war unsicher, ob sie sich bereits da hineinsetzen sollte oder ob Vodafonis sie zu erst waschen wollen würde. Sie war einmal in einer öffentlichen Therme gewesen und dort war es so gehandhabt worden. Man hatte sie mit Ölen eingerieben und diese dann abgerieben, man hatte ihre langen, rotbraunen Haare gewaschen und hochgebunden. Die Rasur allerdings, also das Auszupfen aller störenden Haare, tat man hinterher, weil es dann weniger schmerzte und Callista freute sich nicht unbedingt darauf. Fragend blickte sie Vodafonis an und bewegte sich keinen Millimeter weiter.
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Wieder ein Name, den ihr unbekannt war und wieder eine Familie, von denen sie noch nicht gehört hatte. Sie wünschte jemand würde ihr eine Liste schreiben mit allem was man wissen musste. Doch leider war dies Wunschdenken und ihre Gedanken wurden sowieso abgelenkt durch das jungenhafte Kompliment, dass er ihr machte. Er wirkte nervös und Callista wunderte sich einen Moment, er war alt genug um bereits Erfahrungen gesammelt zu haben und dennoch wirkte es nicht so, als würde er viele Komplimente machen. Sie lächelte und dankte ihm zaghaft zu, auch wenn die Erwähnung ihrer Eltern ihr einen kurzen Stick versetzte. Sie sollte sich ein Schild umhängen, dass sie eine Vollwaise war und jeder bitte dieses Thema zu meiden hatte. Doch auch das war nur Wunschdenken.
"Ja, dafür gibt es einen Grund. Es war kein anderer Tisch mehr frei und man hat mich hierher verwiesen, es war die einzige Möglichkeit." Sie nippte wieder an ihrem Wein und da sie bereits wusste, dass er viel stärker war als sie gewohnt war trank sie nur langsam und in kleinen Schlucken. Der Geschmack war ebenso stärker und sie rieb mit ihrer Zunge gegen ihren Gaumen um mehr zu schmecken. Der Wein war süß und schwer, zu schwer für ihren Geschmack. Aber die Qualität war hervorragend. "Ich bin das erste Mal hier." Gab sie unumwunden zu und lächelte ihn noch einmal an.
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"Ja, das ist Mantua wirklich. Ich bin dort geboren und aufgewachsen." Callista lächelte verträumt und erinnerte sich an die schönen Stunden im Garten ihres Hauses, an das kleine weiße Pony, dass ihr Vater ihr geschenkt hatte. An die zwei Hunde, mit denen sie gespielt hatte. Es war keine schlechte Kindheit gewesen, nein, ganz sicher nicht. Aber dann hatte sich alles geändert und der Tod war wie ein großer grauer Wolkentag in ihr Leben getreten. Erst ihr Vater und Jahre später ihre Mutter, doch die Jahre vor ihrem endgültigen Tod war sie bereits nicht mehr lebend gewesen. Ihr Zimmer war immer … Callista unterbrach sich selbst in ihren trüben Gedanken und blinzelte einmal angestrengt, sie wollte nicht an ihre Mutter denken. Nicht jetzt!
"Griechenland, wie aufregend. Ich habe viel darüber gelesen, es muss eine wunderschöne Landschaft sein. Und Athen, welch herausragende Stadt." Sie konnte sich schnell begeistern und Griechenland war immer ein interessantes Thema für sie gewesen, seit sie sich mit der Medizin auseinandergesetzt hatte. Es waren griechische Sklaven die sie unter den Römern verbreitet hatte, zu ihrer Mutter war sogar mal ein griechischer Arzt gekommen. Wie klug die Menschen dort waren und mit welchen Fortschritten sie glänzen konnten. Aber er berichtete noch mehr und sie stellte erstaunt fest, dass er über seine verstorbene Mutter sprach, mit einer ganz normalen Stimme. War er denn nicht traurig? Sie sah ihn mit großen Augen an. Doch er sprach bereits weiter und sie konnte nicht umhin sich vorzustellen was er durchgemacht haben musste. Wenn sie eine Möglichkeit gehabt hätte, ihren Vater nach so vielen Jahren zu sehen hätte sie ihn sicherlich nicht wieder verlassen. Was ihn wohl dazu verleitet hatte sich wieder von ihm abzuwenden? Oder hatten sie noch guten Kontakt? Sie war neugierig und hätte ihn an liebsten gefragt, aber sie wusste, dass sich das nicht schickte. "Mantua kann ein guter Start sein für eine Karriere. Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück damit."