Beiträge von Prudentia Callista

    Verwirrt blickte sie ihn an und verstand wirklich nicht warum er lachte. Sie behielt ein leichtes, höfliches Lächeln bei, welches ihre Nervosität überspielen sollte. Er entschuldigte sich bei ihr? Wieso? Er hatte doch nichts gemacht, oder? Callista runzelte die Stirn und schaute ihn immer noch verwirrt an. Die leichte Schamesröte verschwand und ließ die Sommersprossen die sie auf Nase, Stirn und Wangen hatte, etwas deutlicher werden. Dieser Tag war einfach seltsam - und sie wusste immer noch nicht warum der Mann sich bei ihr entschuldigt hatte.


    "Ich verstehe nicht, was du meinst." Gab sie daher kleinlaut zu. Sie sah zu ihm auf, er hatte braune Augen und braunes Haar und er war ungefähr in ihrem Alter. Anscheinend hatten die Götter ihren Spaß daran ihr all die jungen Männer der Stadt gleich in der ersten Woche vorzustellen. Wenn sie nicht so nervös gewesen wäre, hätte sie darüber vielleicht auch schmunzeln können.

    Da die Sänfte genau zwischen ihnen war, konnte Callista nicht sehen, wie der junge Mann aufstand, den Barbier bezahlte und sich dann auf die Suche nach ihr machte. Was Vor- und Nachteile hatte, denn hätte sie es gesehen hätte sie wohl wirklich schnell das Weite gesucht, anstatt einfach nur darauf zu warten, dass er sie fand. Es war ihr peinlich, ihn angestarrt zu haben und sie hoffte er war darüber nicht erzürnt. Die Tatsache, dass er ebenso geguckt hatte, war ihr nicht bewusst und demnach konnte sie ja nicht ahnen, er wolle sich bei ihr entschuldigen. Der Schreck war dementsprechend groß, als die Sänfte sich langsam ihren Weg bahnte und ihn plötzlich freigab, nur wenige Schritte entfernt und natürlich - wie hätte es auch anders sein sollen - in ihre Richtung blickend. Sie war sich sicher, dass er sie erkannt hatte und sie war sich sicher, dass es sich bei ihm um eben jenen Mann handelte, der bei Barbier gewesen war. Etwas Rasierschaum, nur wenig, hing noch an seiner Seite, beinahe direkt hinterm Ohr. Sollte sie ihm das sagen? Sollte sie überhaupt etwas sagen? Vielleicht konnte sie sich noch aus der Bredouille retten, in dem sie so tat als erkannte sie ihn nicht wieder und einfach gehen. Nein, das konnte sie nicht. Und ihr erschrecktes Gesicht hatte ihm sowieso schon verraten, was los war. Innerlich seufzte sie auf, das konnte ja heiter werden. Erst rannte sie in einen Mann und dann war der nächste auch schon sauer auf sie.
    Ihr blieb nun nicht viel anderes übrig, als ihren ganzen Mut zusammenzunehmen und sich zu entschuldigen, wenn sie so weiter machte würde sie noch richtig Übung darin bekommen.


    "Salve." War ihr schüchternen Anfang, denn ihr Kopf dachte noch darüber nach, wie sie es am besten formulieren sollte. Ich bin ein dummes Kind aus Mantua und hab noch nie einen Barbier gesehen? Nein, so ganz sicher nicht. "Es tut mir leid, wenn ich dich mit meinem Verhalten gekränkt hab. Das war nicht meine Absicht." Ja, das klang doch schon viel besser.

    Für wenige Augenblicke war Callista wie erstarrt und bewegte sich keinen Stück weiter, sie wußte nicht recht was tun und die Unsicherheit darüber blockierte sie. Sie war nur froh, dass er nicht näher war und sie hoffte, dass er nicht gesehen hatte, wie lange sie eigentlich gestarrt hatte. Sie fühlte sich ganz und gar nicht wie die Dame aus reichem Hause, die sie eigentlich war und dabei wollte sie das gerne. Um ihrem Onkel keinen Skandal zu bescheren und sich nicht unnormal zu verhalten. Unnormal bedeutete nämlich, dass man sie anstarrte und das würde wiederrum dazu, dass sie nervös wurde - was alles nur noch verschlimmerte. Es war ein endloser Kreis in dem jeder Zustand den nächsten nur noch verstärkte. Es kam wieder Bewegung in die Frau, wenn auch unfreiwillig, als ein Sänftenträger sie sanft zur Seite schob, er rempelte nicht, sondern drückte sei nur etwas weg, so dass sie aus dem Sichtfeld des jungen Decimus verschwand.


    Es half ihr aber auch die Starre abzustreifen und sie atmete einmal tief durch. Dann beobachtete sie die Sänfte, die langsam über der Menschenmenge hinweg zu schweben schien. Vielleicht sollte sie sich einen solchen Luxus auch gönnen? Dann würden die Vorhänge sie wenigstens dazu anhalten, nicht unhöflich alle möglichen Menschen anzustarren. War es denn wichtig, dass sie wusste, wie ein Barbier arbeitete? Eigentlich nicht. Aber wissen wollte sie es trotzdem, wie sie mit einem leichten Seufzer feststellte. Sie blickte sich suchend nach ihrem Sklaven um und sah mit Erleichterung, dass er ganz nah bei ihr stand und sie etwas verwirrt ansah, was er aber nicht zugeben wollte. Sie drehte sich wieder in die andere Richtung und wollte nun endlich weiter gehen…

    Sie schlenderte weiter und blieb manchmal stehen um etwas genauer in Augenschein zu nehmen, ihr Gesicht wie das verzückte Gesicht eines Kindes mit einem neuen Spielzeug. Der Markt gefiel ihr und die vielen Menschenansammlungen verloren auch bald schon ihre grässliche Beklommenheit, die sie sonst in der jungen Prudentia auslöste. Es fiel ihr leichter sich nun durch den gut gefüllten Marktplatz zu drücken und sich hier und da auch mal an jemanden vorbei zu quetschen, um vorbei zu kommen oder auch einfach nur die Auslagen eines Händlers besser sehen zu können. Sie brauchte noch ein oder zwei hübsche, modische Kleider und vielleicht auch noch Schmuck, das war allerdings nicht wichtig. Sie besaß immer noch das, was sie aus Mantua hatte und zudem alles, was ihrer Mutter gehört hatte. Es wäre zwar seltsam, den Schmuck ihrer toten Mutter anzulegen, aber dennoch war ihr Bedarf an neuem damit erst mal gedeckt. Stattdessen wollte sie gerne Schminke kaufen, damit ihre neue Tante ihr zeigen konnte, wie man das machte. Manche Frauen, die ihr begegneten, waren geschminkt und manche sogar überladend, doch das waren Huren, soviel wusste selbst sie. Die Männer begnügten sich eigentlich mit einer Rasur und einem Haarschnitt, viele gaben natürlich auch Wert auf Kleidung und Schmuck, aber im Grunde hatte es ein Mann da leichter. Ihr Blick schweifte umher und prompt konnte sie das Geschäft eines Barbiers entdecken. Schüchtern, doch zugleich von ihrer Neugier getrieben, blickte sie neugierig hinein. Sie hatte noch nie beobachten können, wie ein Mann sich rasierte und sie war auch noch nicht in dem Geschäft eines Barbieres gewesen. Allerdings gab es dafür auch keinen Grund, als Frau erledigte sie ihre Körperpflege zu Hause.


    Für einen Moment blickte sie auf die dort sitzenden Männer und besah sich, was sie wohl für eine Dienstleistung in Anspruch nahmen. Sie beobachtete, wie der Barbier seinem Tagewerk nachging und blieb schlussendlich stehen, bevor sie wieder in jemanden reinlaufen würde. Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass einer der Männer sie anstarrte und sie mit einem ebenso forschen Blick ihn gemustert hatte. Sie lief augenblicklich rot an und sah beschämt zur Seite. Was mochte er wohl von ihr denken? Wie peinlich! Ihr starkes Herz beschleunigte seinen Rhythmus etwas und völlig unbewußt bis sie sich sanft auf die Unterlippe, massierte diese mit ihren Zähnen, für die der typischste Ausdruck von Nervosität und Unsicherheit. Am liebsten wäre sie jetzt einfach in der Menschenmasse verschwunden.

    Obwohl er sich verabschiedet hatte, blieb er stehen und sah sie an. Verwundert musterte Callista ihn, hatte sie etwas vergessen? Wollte er sie etwa beobachten, wie sie nach Hause ging? Innerlich zuckte sie mit den Schultern, sie wollte nur nach Hause und in ihr Bett. Sie nickte ihm noch einmal freundlich zu und wandte sich dann um und steuerte Schnurtracks auf das Capitolium zu. Von dort aus fand sie die Casa doch recht zügig, da diese unterhalb lag und sie bereits auf der richtigen Straße gewesen war. Sichtlich erfreut klopfte sie an die Porta und grinste dem erstaunten Diener nur zu, der sie herein ließ. Sie begab sich sogleich in ihr Zimmer und legte sich ins Bett.

    Für Callista blieb nicht mehr viel übrig als sich einfach zu entspannen, die Prozedur zu genießen und sauber zu werden - was sie auch tat. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Mund leicht geöffnet und ihre Muskeln völlig schlaff. Wenn es nach ihr ginge könnte sie das von nun an täglich haben, aber sie wusste auch, dass das wohl etwas vermessen war. In Gedanken malten sie sich aus wie verwöhnt sie sein würde, wenn das geschah und verwöhnt sein - so hatte ihre Mutter immer gesagt - war keine schickliche Eigenschaft an einer Frau. Sie war zwar erst einige Stunden hier in Rom, aber sie wollte nicht direkt damit begingeneinen Charakterzug zu entwickeln, den Pulchra als unschön bezeichnet hätte.

    Sie sah sich um und überlegte, ob sie den Heimweg alleine antreten wollte. Die Nachtluft hatte den Alkohol weitesgehend vertrieben und so nett Macer auch war, vielleicht war es besser wenn sie ihrem Onkel nicht direkt auf die Nase binden würde, dass sie mit einem jungen Mann unterwegs war. Sie konnte ja nicht wissen, dass ein Leibwächter ihr unbemerkt folgte. Die junge Prudentia hatte nicht darüber nachgedacht und auch nichts bemerkt. Also schüttelte sie nur leicht den Kopf.


    "Nein, danke. Von hier aus finde ich nach Hause. Ich kann die Casa schon sehen." log sie und lächelte ihm freundlich zu. "Es war nett dich kennenzulernen. Viel Glück noch in Ostia!"

    Ein kleiner Stöhner entrang sich ihren zartrosa Lippen, als Vodafonis begann, auch wenn es nur eine leichte Massage war. Ihr Nacken tat immer noch weh, das Bad hatte nur wenig geholfen. Die warmen Hände der Sklavin taten unheimlich gut und Callista schloss genießerisch die Augen. Von ihr aus hätte das gerne eine Weile so weitergehen können.

    Interessiert hörte sie zu und nickte, er machte gute Vorschläge und vielleicht würde sie das in nächster Zeit auch in Angriff nehmen. Den Markt kannte sie schon und der war auf alle Fälle sehenswert, sie hoffte sie könnte bald mit ihrer Familie einen Ausflug machen. Die kannten sicherlich auch viele Ecken, die man einfach gesehen haben musste. Erstaunt schnellte ihre Augenbraue nach oben.


    "Ja, das tue ich. Ich lebe mit Tiberius Prudentius Balbus und seiner Frau in der Casa Prudentia."
    Wieso er das bloß wissen wollte?

    Sie nickte und stieg heraus, dann ging sie zu der Liege am anderen Ende des Raumes. Das Handtuch, welches sie vorher noch umgeschlungen hatte, ignorierte sie dabei. Vodafonis würde sie nun reinigen und dann wäre das sowieso nur im Weg.

    Nach Ostia reisen? Im Grunde schon, aber dann wohl nur mit ihrer Familie. Und nicht allzu plötzlich, sie war ja nicht mal eine Woche in Rom. Wie lange brauchte man wohl bist Ostia? Wieder bekam sie den Eindruck als wäre er nervös, doch das war sie auch. "Das weiß ich nicht, ich habe keine besonderen Pläne." Wieso nur erwarteten alle Männer, die sie traf, dass sie irgendetwas Wichtiges vor hatte oder wegen einer Karriere irgendetwas machen wollte!? Wieso konnte sie nicht einfach erst mal eine Nichte sein und sich vom Schmerz erholen, den der Tod ihrer Mutter ausgelöst hatte. Entnervt runzelte sie die Stirn, was wahrscheinlich im Dunklen nicht gut zu sehen war. "Gibt es etwas, dass ich mir unbedingt ansehen sollte?"

    Für einen Moment zweifelte Callista ob das alles eine so gute Idee gewesen war. Es war als würde Macer sich etwas von ihr erhoffen und sie beklomm das ungute Gefühl, dass sie wusste was. Seine wenigen Sätzen wurden etwas … avancierter und deutlicher. Vielleicht lag das auch bloß am Vinum, doch allzu sicher war sie sich da nicht. Man konnte nur hoffen es würde alles gut ausgehen. Doch ihr Bedarf nach Tavernen war fürs erste gedeckt. Stattdessen lief sie mit ihm in die Richtung, in der sie selbst das Capitolium vermutete und seine Bestätigung, dass er dieses kannte, erleichterte sie. Wenn sie davor stand konnte sie den Weg sicherlich finden. Wenn es nicht nur schon so dunkel war? Hatte Macer eine Waffe dabei? Sie folgte seinen Blick in den Sternenhimmel für einen Moment und versuchte Sternengebilde wiederzuerkennen. Aber sie hatte Angst zu stürzen, wenn sie zu konzentriert nach oben blickte und ließ es lieber sein.


    "Ja, eine angenehme Nacht." Sagte sie leise und rieb sich die Oberarme, sie fröstelte etwas und wollte nur noch schnell nach Hause.

    Als Vodafonis sie darum bat, nickte Callista nur und der aufgedrehte Zopf löste sich und fiel direkt ins Wasser. Die junge Prudentia rutschte noch etwas nach vorne und beugte ihren Kopf dann so weit nach hinten, dass auch ihre Ohren im Wasser verschwanden. Sie mochte das, weil alles stumm wurde und sie konnte nichts mehr hören, außer ein feines Rauschen, das Blut welches durch ihren Körper floss und in ihren Ohren zu hören war. Vodafonis begann damit ihr Haar auszuspülen, dass im nassen Zustand um einiges dunkler war und Callista beobachtete sie dabei, natürlich mit verdrehter Optik. Doch das kältere Wasser begann nun sie wieder etwas wacher werden zu lassen und daher wollte sie die Augen nicht schließen. Als Vodafonis ihr zunickte richtete sich wieder auf und neigte ihren Kopf zur Seite, damit das störende Wasser aus ihren Ohrmuscheln ablaufen konnte.

    "Unser Haus liegt unterhalb des Capitoliums, das kennst du doch sicher?" fragte sie etwas bestürzt. Die Aussicht wie ein aufgeschrecktes Huhn durch die dunkel werdenden Straßen zu wandern und ihr zu Hause zu suchen hatte nun wirklich nichts Erfreuliches. Innerlich seufzte sie auf, war ein junger Mann nicht dafür da ihr zu helfen? Und sie aus misslichen Lagen zu retten? Doch äußerlich lächelte sie höflich, was durch den Alkohol auch besonders leicht fiel. Sie nickte ihm zu um zu zeigen, dass sie damit einverstanden war, dass er sie begleitete und ging dann, mit erstaunlich geraden Schritten, auf den Ausgang der Taverne zu.

    Callista nahm dankbar das Handtuch entgegen und wickelte es um sich. Zwar dachte sie gar nicht daran, dass hier vielleicht männliche Sklaven sein könnten, doch schon allein ihr Wärmeempfinden war froh darüber. Sie schlüpfte in die bereitstehenden weichen Sandalen und folgte Vodafonis in den nächsten Raum. Er war von der Aufmachung her nicht viel anders und so besah sich Callista alles nicht mehr ganz so genau. Sie ging zum Becken und löste den Knoten, der das Handtuch am richtigen Platz hielt und stieg in das lauwarme Wasser. Es war ebenso angenehm und die Entspannung, die noch aus dem heißen Wasser stammte, hielt an.

    Der erste Schwung Alkohol schien sich nun gleichmäßig in ihrem Körper zu verteilen, was dazu führte, dass sie sich etwas besser fühlte. Sie war nur sehr schnell aufgestanden, wahrscheinlich lag es daran. Sie war zwar schon mal berauscht gewesen, aber nie wirklich betrunken. Und da sie sich bereits komisch fühlte, wollte sie das auch wirklich nicht ausprobieren. Er sah beschämt aus und Callista schüttelte nur abwehrend den Kopf. "Nein, mach dir keine Gedanken. So schlimm ist es nun auch wieder nicht." Sie ließ ihren Stuhl los und stand aufrecht, irgendwie drehte sich immer noch alles und sie fühlte sich ziemlich flau im Magen. "Ich werde mich wohl besser auf dem Weg nach Hause machen. Kannst du mir den kürzesten Weg zur Via Flaminia nennen?"

    "Ja, ja natürlich." Callistas Antwort kam prompt und sie kletterte aus dem großen Becken, was wieder in einer Gänsehaut endete. Diesmal, weil ihr kalt war und im Gegensatz zu dem Wasser ihr die Temperatur in dem Raum natürlich deutlich geringer vorkam. Allerdings dauerte das nicht lange und sie hatte sich wieder unter Kontrolle. Mit einem schüchternen Lächeln ließ sie sich von der Sklavin zum nächsten Becken führen. Manchmal fragte sich Callista, warum man nicht im kältesten Becken anfing und dann zu dem heißen hocharbeitete, doch dem war nicht so und somit stand nun das Lauwarmbecken an.

    Ein Landgut, ja das konnte sie verstehen. Aber warum hatte man Land in Germanien? Soviel wie sie bisher darüber wusste - und das war wirklich nicht viel - dann war es kein populärer Platz für die meisten Römer und es herrschte auch nicht immer Frieden zwischen den unterschiedlichen Stämmen. Aber da hörte ihr Wissen auch schon auf und da die Sklavin wohl die falsche Ansprechperson war um die Politik ihres Onkels zu besprechen sagte Callista erst mal nichts. Stattdessen ließ sie sich noch etwas in dem heißen Wasser einweichen und beobachtete ihre Hände dabei, wie sie immer schrumpeliger wurden.

    Callista nickte und ließ die neuen Zahlen durch ihren Kopf kreisen. Wenn sie ihren Onkel richtig verstanden hatte, lebten nur er und seine Frau in diesem Haus. Und jetzt sie. Da waren zwanzig Sklaven viel, mehr als ihre Mutter besessen hatte. Aber es gab natürlich in einer solchen Villa ungleich mehr zu tun und sie konnte Tiberius auch verstehen, dass er so viele Leibwächter hatte. Wenn man bedachte was ihrem Großvater geschehen war und das Tiberius ein einer aufstrebenden Position war. Ob er wohl viele Neider hatte? Ob sie sich Sorgen um ihn machen sollte? Moment, Vodafonis hatte etwas von anderen Landgütern gesagt. Sie wusste nicht wie vermögend der Bruder ihres Vaters war, ob er wohl viele Besitztümer hatte?


    "Weißt du wie viele Landgüter und Häuser Tiberius besitzt?" fragte sie daher neugierig. Wenn Vodafonis bereits so gesprächig war, galt es das auszunutzen.

    Sie lauschte seinen Ausführungen und nickte nur bedächtig. Es war gut, dass er darauf hinarbeiten würde und sich nicht mit dem zufrieden gab, was er schon erreicht hatte. Müßiggänger waren ihr zuwider und er schien auch sehr verbunden mit Ostia. So bedauernd wie seine Stimme klang war es ihm wirklich eine Herzensangelegenheit, dass die Stadt Ostia wieder mehr Aufwind bekam. Sie konnte die Menschen verstehen, die sich von Rom anziehen ließen, aber war Ostia nicht der größte Hafen des Reiches? Wenn sie richtig gelesen hatte, war Ostia eine Stadt mit ungefähr 40.000 Einwohnern und mit florierendem Handel? Ob der Einsturz des Tempels etwas damit zu tun hatte, dass die Menschen Ostia verließen? War ihr Glaube nicht stark genug gewesen? Callista rätselte noch einen Moment und wollte gerade etwas erwidern, als er davon sprach, dass es spät geworden war. Verunsichert sah sie ihn an, dann wandte sie sich um. Sogar die Taverna war bereits etwas leerer geworden! So nickte sie nur und stand auf.


    Doch in aufrechter Position spürte sie etwas, von dem sie vorher gedacht hatte, es wäre nicht so schlimm. Der Alkohol! Sie taumelte leicht und griff an die Stuhllehne, alles drehte sich für einen Moment und sie lief rot an, weil es ihr peinlich war nach dem wenigen Wein schon berauscht zu sein. Sie hatte es wirklich nicht gemerkt, als sie noch gesessen hatte und nun war es zu spät. Sie lächelte entschuldigend zu Macer.


    "Ich glaube ich hatte doch zu viel." Sagte sie entschuldigend und stand dann gerade. Es war nicht so schlimm, wie es vielleicht hätte sein können, aber sie fühlte sich sichtlich unwohl. Und jetzt musste sie auch noch irgendwie nach Hause!? Sie konnte nur hoffen, dass der Spaziergang zurück dabei helfen würde etwas auszunüchtern. Nicht auszudenken, wenn sie mit einem Schwips ihrem Onkel in die Arme laufen würde.