Beiträge von Iunia Narcissa

    Wutentbrannt ging Narcissa mit wehendem Kleid durch die reich verzierten Gänge und blickte jeden der ihr begegnete so böse an, dass man ihr schon meter vorher aus dem Weg ging. Phila, die stumme Leibsklavin, bemühte sich mit ihren schlaksigen Beinen Schritt zu halten und sah völlig verwirrte aus. Dem ein oder anderen Wächter mochte sie vielleicht leid tun und das zu Recht. Eine Narcissa in dieser Laune war gefährlicher als eine ganze Armee aus Germania Magna. Diesen Ruf hatte sie jedenfalls und sie sah es auch nicht ein, daran etwas zu ändern.


    Heulend und immer noch laut schimpfend zog sie sich in ihr Cubiculum zurück und bedachte Lucius mit einer ganzen Reihe von Verwünschungen. Die netteste war wohl noch, dass sein Glied verdorren sollte. Sie warf sich auf ihr Bett und ließ ihrem Unmut freien Lauf, der sich bald tränenreich meldete und sie ließ es sogar zu, dass Phila sie tröstete.


    "Ich bin *schluchz* völlig allein, ganz allein! Silanus ist ein dummer Hund und versteht einen Dreck von Frauen. *schnief* Und ich habe hier niemanden, niemanden, dem etwas an mir liegt. Brutus ist ein Speichellecker, ein Freund zwar, aber nun wird er Silanus Wünsche erfüllen, weil er ihn aufgenommen hat. *seufz* Als Justianus hat er mir noch besser gefallen. Und Romanus!? Nach ROM geht er, der treulose Schuft, dorthin *schluchz* wo ICH *heul* eigentlich hingehöre! *schnief* Wenn er auch noch geht, Phila, was mach ich dann?"


    Ein Gedanke reifte in ihr, der ihr etwas Hoffnung gab. Sie schickte Phila los und stand auf, um sich das Gesicht zu waschen. Entschied sich dann aber dagegen, so wie sie jetzt aussah, war es genau richtig.

    Wenn man es sich recht überlegte, dann war seine Geduld doch sehr schnell aufgebraucht, dachte Narcissa bei sich und sah ihn einen Moment lang an. Ihr Mund war trocken vom vielen Schreien und ihr Atem ging schwer, also gab sie sich einige Sekunden zum Verschnaufen. Wie er da so stand, so herrisch und sie hinauswerfend, empfand sie nur noch Ablehnung für ihn. Immerhin hatte sie ihn heiraten wollen, sah er denn nicht, dass es sein Fehler war!? War es tatsächlich zuviel verlangt, dass er sich um sie kümmern sollte!? Nein, entschied Narcissa, das war es nicht. So wenig nur hätte er tun brauchen, aber er hatte es nicht und so sehr er ihr schmeichelte, wenn sich die Gelegenheit bot ... nun hatte sie sich endgültig gegen ihn entschieden. Lieber wurde sie eine Vestalin, als sich mit dem da einzulassen. Sollte er doch in diesem dreckigen und kalten Land versauern, sie würde schon dafür sorgen eine gute Verbindung für sich zu finden. Eine glorreiche Verbindung, die ihrer würdig war! Pah!


    "Du wirfst mich nicht raus, ICH GEHE!"


    Mit einem lauten Knall flog die Türe ins Schloß, nachdem Narcissa mit stapfenden Schritten gegangen war. Kein wirklich damenhafter Abgang, aber das perfekte Spiegelbild ihrer schlechten, um nicht zu sagen miserablen Laune.

    "Ach, jetzt ist es also meine Schuld, dass ich nichts zu tun habe? Wer verbietet mir denn immer alles, was mich etwas unterhalten und beschäftigen könnte, he?" maulte sie weiter, ihre Stimme keinen Deut leiser. Ihre Augen waren energische Schlitze, hinter denen bösartige Blitze hervorschossen, deren Ziel sich ganz eindeutig in der Defensive befand. Silanus stand da und wurde wütend, was allerdings Narcissa nicht wirklich einschüchterte. Denn sie hatte schlimmeres überlebt, weitaus schlimmeres. "Ich HASSE dich, Lucius. Du bist ein Nichtsnutz und kannst vielleicht schön daherreden, aber deine Taten sprechen eine ganz andere Sprache!" Sie schnaubte, griff die nächste Vase und schmiss. Diesmal zielte sie aber nicht an die Wand wie vorher, sondern ganz genau in seine Richtung.

    "Mir ist absolut klar, was ich da sage!" schrie sie und sah gar nicht ein, sich zu beruhigen oder sonst wie zu benehmen. "Du hast mir versprochen, dass wir heiraten und du tust nicht, aber auch rein gar nichts dafür. Nicht nur, dass du mich schmählich meidest, nicht mal die Priester konntest du kontaktieren. Wenn du mich wirklich heiraten wollen würdest, dann hättest du dafür Zeit gefunden!" Sie schrie weiter und fand eine Vase, die genau die richtige Größe hatte. Mit elegantem Schwung flog diese in windeseile quer durch den Raum und zerschellte an der Wand, direkt neben dem Schreibtisch, der hier seit kurzem Stand. Das laute Klirren der Keramik ging in neuerlichen Schimpftiraden unter, aber die Scherben verteilten sich energisch über den Boden. "BEI IUNOS ARSCH!! KANNST DU DICH DENN KEIN BISSCHEN ANSTRENGEN!?"

    Na also. Sie hatte vollkommen Recht gehabt mit ihrer Einschätzung. Empört sprang sie auf und sah ihn böse an. "Unsere Hochzeit!?" sagte sie laut und schüttelte missbilligend den Kopf. "Was glaubst du eigentlich wie lange ich hier herumlungern und warten werde. Du musst sie nach einem passenden Termin fragen!" Das wußte er ja, soviel gestand sie ihm zu, aber dass er sich darum noch nicht bemüht hatte, nahm sie ihm richtig übel. Es zeigte, mehr als seine schnöden Worte, wieviel Wert sie eigentlich in seinen Augen hatte und wie oft er tatsächlich an sie dachte. Nämlich gar nicht. Nein, die ALA war ihm wichtiger. Pah! So langsam kam die schwarzhaarige Schönheit richtig in Fahrt und sie überlegte, womit sie ihn an meisten verletzten konnte. Dieses Gewitter würde sich nicht so schnell verziehen. "Du bist nicht mehr wert als der dreckige Sohn einer germanischen HUre wenn du glaubst, mich hier festhalten und hinhalten zu können, während du mir versprochen hast, dich um alles zu kümmern. Glaubst du etwa allen Ernstes das wäre deiner und meiner würdig? Hier zusammen zu leben, wo alle denken wir seien verlobt und du Idiot bist nicht mal in der Lage einen Termin zu erkunden? Was machst du hier eigentlich den ganzen Tag, Mann!" Sie schnaubte unwillig und suchte vorsichtshalber schon mal nach etwas zerbrechlichen, dass sie nach ihm würde werfen können. Die Spiele waren somit eröffnet ( :D ).

    "Natürlich ist er das!" antortete sie schnippisch und dachte in Gedanken, dass Brutus mehr Mann war als es Silanus jemals werden würde. Nahm er sie etwa nicht ernst? Dieses gönnerhafte Lächeln! Oh, wie sie das nervte. Als würde er einem kleinen Kind zusehen wie es mit einem Spielzeugschwert rumfuchtelte, wissend, dass er es mit einem echten Schwert kann. Ihre eisblauen Augen funkelten verdächtig und sie wechselte abrupt das Thema.
    Es war an der Zeit, wie sie fand, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Aber zuerst wollte sie ihn noch etwas löchern, sehen, wieviel er mitdachte und wie wichtig sie ihm eigentlich war.
    "Da du soviel zu tun hast gehe ich richtig in der Annahme, dass du noch keine Zeit gefunden hast zu einem Priester zu gehen?"

    "Ja, das habe ich gemerkt." Sie seufzte theatralisch und sah ihn dann interessiert an. "Hast du eigentlich schon mit Brutus gesprochen? Ich finde er hat einen ausgedienten Urlaub verdient. Er würde gerne nach Rom reisen und ich halte das für eine ausgesprochen gute Idee, schließlich gehört er nun zur Familie. Eine kluge Entscheidung, wenn ich das so anmerken darf."


    Sie lächelte und wartete erstmal ab, wie er reagierte. Ihre Konsversation war wie taktische Kriegsführung, jetzt war der Part dran wo man seinen Gegner lobte und ihm Honig ums Maul schmierte. Danach würde dann der Kampf beginnen. Allerdings mit einem Gegner, der verwirrt und überrascht war, was die eigene Position nur untermauern konnte.

    Er war also tatsächlich da und bereit, jemanden einzulassen, der ihn von der Arbeit abhielt? Narcissa wunderte sich kurz, öffnete dann aber die Tür. Phila, ihr immerwährender Schatten wurde mit einem kurzen Winken der Hand weggeschickt, sie konnte auch vor der Tür warten. Wahrscheinlich würde sie dort sowieso jedes Wort hören, wie Narcissa mit einem süffisanten Grinsen dachte. Doch dann normalisierte sich ihr Gesicht wieder und sie trat ein.


    "Salve Lucius." grüßte sie ihn und nannte ihn dabei natürlich mit voller Absicht bei seinem Vornamen, das sollte eine gemütliche und vertraute Atmosphäre schaffen. Und genau aus diesem Grunde fragte sie auch ihre nächsten Fragen. "Wie geht es dir denn? Ich kriege dich gar nicht mehr zu Gesicht, daher dachte ich, dass ich dich mal besuchen komme. Hast du viel zu tun?" Sie setzte sich mit einer gottgegebenen Selbstverständlichkeit auf eine Ecke seines Schreibtisches, die lästigen Papiere zur Seite schiebend und die dabei gemachte Unordnung ignorierend. Wie praktisch, dass ihre Sitzposition nun einen ganz beachtlichen Teil ihres Beines entblößte. Vielleicht konnte sie ihn damit noch etwas mehr aus der Fassung bringen.

    *nok nok*


    Narcissa pochte zweimal gegen die Tür, die geschlossen war und hinter der sie ihren Verwandten oder auch manchmal Fast-Verlobten vermutete. Seit Tagen hatte sie ihn nicht gesehen und ihre Laune war der einer Furie nicht unähnlich. Sie war wütend und hatte ihn als Ursache bestimmt, etwas, dass er gleich zu spüren bekommen würde.

    "Duccia Clara also. Noch nie gehört den Namen." Narcissa trank einen Schluck Wein und dachte darüber nach. "Wirklich eine traurige Geschichte. Du armer Junge. Aber vielleicht hast du jetzt bessere Chancen, da du ein Iunier bist, du solltest vielleicht ihren Pater Familias aufsuchen. Das heißt, wenn sie nicht schon anderweitig verheiratet ist. Aber das sollte ja kein Problem sein." Rom war ein gefährliches Pflaster, Männer starben hin und wieder, wurden ausgeraubt, verbluteten oder erlitten einen anderen Unfall dubioser Art. Da würde man schon etwas einfädeln können. Nur leider reichte ihr Einfluß nicht mal wenige Meter weit in der ewigen Stadt, ein Umstand, der sie sowieso am meisten ärgerte.


    "Silanus sollte dir wirklich Urlaub gewähren, ich werde ihn darum bitten, wenn ich ihn sehe."

    Für einen Moment beobachtete Narcissa fasziniert die Sklavinnen, die mit ihren schönen, wohlgeformten Körpern die Männer natürlich sofort in ihren Bann schlugen. Verwundert fragte sich Narcissa ob sie sowas auch könnte, so tanzen, sich so zu bewegen, die Männer so zu faszinieren. Das eine gute Römerin sowas nicht können sollte, war ihr zwar klar, aber das war ihr egal. Zeigen würde sie es natürlich nicht, außer vielleicht Silanus. Um ihn zu ärgern. Gute Idee! Sie grinste.


    "Oh, eine komplizierte Geschichte also. Ich liebe komplizierte Geschichten. Magst du sie mir erzählen? Vielleicht kann ich dir helfen, aus Sicht einer Frau, meine ich."


    Sie lächelte liebevoll und langte nach ein paar Weintrauben, die sie genüsslich aß.

    "Soso." sagtge sie nur und beobachtet spitzbübisch, wie er rot anlief. Besondere Frauenhelde schien keiner der Iunischen Männer zu sein, wie sie mit einem Grinsen feststellte. Ihr Vater nicht, ihre Brüder nicht und weder Silanus noch Brutus schienen ein rechtes Händchen zu besitzen. Daher ließ sie auch die kleine Lobrede erstmal unkommentiert, wie sollte denn Brutus wissen ob Silanus ein guter Ehemann war? Welche Maßstäbe setzte er an? Römische Tugenden? Pah, Narcissa spuckte auf römische Tugenden. Sie machten vielleicht einen Ehrenmann aus, aber keinen Ehemann. Schnell trank sie noch etwas, bevor die böswilligen Gedanken ihren Mund verließen und scheuchte sie hinfort.


    "Lass den Kopf nicht hängen, mein Lieber. Ich bin mir sehr sicher, jetzt, da du ein Iunier bist, wirst du es leichter haben. Wir sind eine stolze und einflußreiche Familie, jedenfalls in vielen Teilen des Reiches und es gibt sicherlich Frauen, die gerne an deiner Seite wären. Wenn ich nur schon einige Freundinnen gefunden hätte, dann könnte ich dir auch jemanden vorstellen. Vielleicht hat ja auch Silanus einen Vorschlag für dich." Philosophierte Narcissa, die sich nur schwer ein Gähnen verkniff. Das Kraut machte sie müde, jetzt nachdem sie gegessen hatte und nur noch herumlag und redete. Sie entspannte sich zusehens und räkelte sich einmal mehr auf der Kline, als ihr plötzlich eine Idee kam. Wieder winkte sie nach dem Diener, besprach etwas mit ihm und er nickte. Er holte die beiden ägyptischen Mädchen zu sich, flüsterte ihnen etwas zu und sie verschwanden. Nur kurze Zeit später kamen sie, leichtbekleidet, wieder und Phila begann ein fröhlicheres Lied zu spielen, begleitet von einem weiteren Diener mit einer größeren Harfe. Die beiden Mädchen allerdings begannen zu tanzen und Narcissa schaute ihnen interessiert zu.

    "Gut, rede du mit ihm. Vielleicht hast du mehr Chancen als ich es habe, ihn zu überreden. Von mir aus soll er gleich mitkommen. Obwohl es wohl angenehmer ohne ihn wäre."


    Narcissa sah, dass die Männer fast fertig waren und ließ abräumen, nicht ohne Wein, Saft und Wasser aufzufüllen und den Tisch noch mit einigem frischen Obst dekorieren zu lassen. Sie mochte es die beiden zu Verwöhnen und genoß ihre Anwesenheit, zumal diese durch Brutus Familienzugehörigkeit nun bedeutend standesgemäßer geworden war.


    "Schade, dass du nicht heiraten darfst. Du gibst später sicherlich einen guten Ehemann ab." sagte sie verträumt und dachte für einen Moment an Vestina. "Wann ist denn deine Zeit vorüber?" fragte sie neugierig.

    petersilie, ja, darüber hab ich mal gehört bzw gelesen, dass man große mengen ausgekochtem petersiliensaftes zur abtreibung genutzt hat.


    erstaunlich. ^^

    Hallo,


    ich wollte mal fragen welche Rauschmittel / Drogen im alten Rom bekannt waren und in welchem Maßen verbreitet bzw. gesellschaftlich akzeptiert. In einer Folge der Serie Rom sieht man Oktavia Hanf rauchen, ich kenne Opium und Mohnsaft, der ja auch in der WiSim auftaucht.


    Gibt es noch mehr? Und vor allem wer und wann und wie tat "es"?

    "Das ist äußerst liebenswert, Brutus. Vielen Dank." Sie lächelte ihn an und strich sich gesättigt und zufrieden ausatmend über den Bauch. Da die beiden noch aßen und Narcissa sie auch nicht zur eile antreiben wollte, ließ sie sich noch Wein einschenken.


    "Ich komme nicht aus Italia, mein Lieber, sondern aus Achaia. Dort ist es ganz anders als hier, viel wärmer und die Menschen herzlicher. Man hatte mehr Freiheiten und ..." Narcissa brach den Satz ab und nippte lieber an dem Wein. Nein, darüber wollte sie mit den Männern nicht reden. Darüber hätte sie mit niemandem reden wollen. Vielleicht mit Zenon, ja, Zenon hätte sie verstanden. Sie seufzte tottraurig und sah einen Moment zu dem Brunnen, der sich dem Nieselregen wehrhaft stellte und keinen Milimeter verrutschte. Nachdem man ihr alles genommen hatte, was ihr wirklich wichtig war, hatte sie eingewilligt nach Italia zu reisen und Silanus zu heiraten. Und dabei hatte sie sich immer wieder ausgemalt wie Rom war, die ewige Stadt, absolutes Zentrum der Welt. Sie hatte sich vorgenommen eine reiche Frau zu werden mit einem erfolgreichen Mann und umso erfolgreicheren Kindern, sie hatte an die ausschweifenden Feste gedacht, an die Orgien, an die Intrigen, die anderen Frauen mit denen man tratschen und sich anfeinden und wieder vertragen konnte. Das war der einzige Gedanke der sie davon abgehalten hatte unterwegs von Bord zu springen. Und was bekam sie stattdessen? Das hier. Die Principa. Sie schnaubte ärgerlich und trank ihren Becher aus, der sofort wieder gefüllt wurde.


    "Wenn ich das Castellum verlassen möchte, dann geht das nur mit Begleitschutz und einer Sänfte. Silanus ist sehr besorgt um meine Sicherheit und würde mich nicht alleine gehen lassen, so wie ich es eigentlich gewöhnt bin." Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie eine Idee hatte. "Aber da du jetzt zur Familie gehörst, kannst du ihn vielleicht überreden. Dann machen wir drei einen Ausflug, ich wollte doch nach einem Lehrer für Phila schauen. Und vielleicht treff ich dann auch endlich jemanden von diesen ominösen römischen Familien, die du ansprichst." Sie sah ihn herzallerliebst an und lächelte fröhlich, während sie sich etwas aufrichtete, weil ihr diese Idee wirklich gut gefiel.

    Auch Narcissa aß mit gewaltigem Appetit und verschlang gleich mehrere Eier und Fleisch und ihre Forelle, bis sich die erste Sättigung einstellte. Eigentlich aß sie eher wenig, denn sie wollte ihre jugendliche Erscheinung erhalten und behielt sich das zunehmen vor, wenn sie irgendwann einmal schwanger sein würde. Aber jetzt und hier hatten sie einen Mordshunger und dem frönte sie mit römischer Dekadenz, von der sie immer mehr annahm. So ein Leben mit einem reichen, wenn auch nicht schwerreichen Mann hatte Vorteile, das erkannte sogar sie unumwunden an. Allerdings sprach sie Brutus auf die Nachteile an und ihre gute Laune verschwand.


    "Da hast du absolut Recht, Brutus. Es gefällt mir hier sogar eigentlich überhaupt nicht. Sogar weniger als das." Narcissa klang vielleicht etwas zu quengelig und straffte sich daher wieder etwas, auch wenn es ihr schwer fiel. Ihre nächsten Worte klangen daher etwas erwachsen, wenn auch immer noch sehr traurig. "Silanus arbeitet und arbeitet und arbeitet. Einerseits ist das natürlich gut, er ist Soldat mit Hingabe und gut in dem was er tut. Andererseits habe ich meine wundervolle Heimat verlassen um ihn zu heiraten und mit ihm in Rom zu leben. Stattdessen sitze ich hier am Hintern der Welt, wo es keine gute Gesellschaft gibt. Garstige Weiber, die sich keinen Deut um sich oder ihre Erscheinung kümmern. Die Männer hier lassen sich an Schafen aus und wenn man ihre Frauen anschaut, kann man es ihnen nicht mal verübeln. Das Wetter ist schlecht, das Essen fad und wenn ich die liebe Phila nicht hätte, wäre ich bereits einige Male an Langeweile gestorben." Sie nipppte am Wein und strich sich ihre dreckigen Finger an einem Tuch sauber, bevor sie sie mit Rosenwasser reinigte. "Es ist allerdings eine Freue euch zwei zu haben, die nicht davor zurückschrecken ihre Zeit mit mir zu verbringen. Ich denke, dadurch, dass alle annehmen ich würde Silanus heiraten, befürchten sie Sanktionen sollten sie mir zu nahe kommen."

    Da brabbelten die Männer doch tatsächlich wieder über ihr Soldatenleben. Hatte sich Brutus nicht etwas Ablenkung erhofft? Narcissa grinste und hörte gar nicht erst hin. Dann machte sie aber doch den Mund auf, da sie nicht sehr begeistert davon war, dass sich die Männer um ihren schnöden Alltag und nicht um sie kümmerten. Trainingsabläufe und die Ausbildung der Probaten waren für sie nur Nebensächlichkeiten, die sie zwar verfolgte, aber nur sehr sporadisch. Vor allem war die Planung eben dieser nun wirklich nichts aufregendes! Sie streckte sich und griff nach einer Aprikose, die sie langsam halbierte und dann den Stein entfernte. Während sie die eine Hälfte aß blickte sie zu Brutus. "Wenn du ihn siehst, bestell ihm schöne Grüße, seine Verlobte würde ihn gerne sehen." grummelte sie halblaut vor sich hin und schmollte kurz. Silanus. Lucius. Verwandter. Ehemann. Wie auch immer. Wegen ihr konnte er gerne bis zum Hals in Arbeit versinken.



    Nach einer Weile traten drei Sklaven ein, die jeweils ein Tablett trugen. Zwei weitere Sklaven brachten einen Tisch herbei, der die Köstlichkeiten tragen sollte und sie schoben noch zwei Klinen heran. In diesem, zugegebenermaßen sehr römischen Haushalt, bestand Narcissa darauf, dass man im Liegen aß, das gehörte sich so. Auf dem ersten Tablett, wohl eher ein riesiger tönerner Teller lag der Rest vom Schweinebraten vom Vortag, garniert mit gekochten Eiern und einigen unterschiedlichen Soßen. Der zweite beherbergte drei große Forellen, alle geräuchert und bereits ausgenommen und von den nervenden Gräten befreit, dazu Brot und Garum. Der dritte Teller dann war für Naschereien vorbehalten und quoll regelrecht über vor Backwerk und Naschereien. Narcissa nickte zufrieden und beobachtete, wie zwei ägyptische Sklavinnen eintraten die sich zu jeweils einer der Klinen stellten. Ihre Aufgabe bestand in erster Linie darin, gut auszusehen und den Männern zur Hand zu gehen, sei es nun den Wein oder das Essen zu reichen, Luft zuzufecheln oder auch eine Nackenmassage zu geben. Manchmal, aber nur manchmal, mochte es Narcissa protzig und Brutus war in ihren Augen Anlass genug.


    "Lasst uns essen, ihr großen Kriegshelden." sie kicherte und ließ sich von einem Sklaven wein einschenken, denn Phila war ja nach wie vor mit Spielen beschäftigt. Ihre sanfte Melodie tauchte das Atrium in eine noch fröhlichere Stimmung.

    "Publius Iunius Brutus. Also kurz Brutus, richtig? Schön, gefällt mir."


    Narcissa nickte und stieß dann mit den Männern an, wobei sie einen unschönen Fleck auf dem mit einem Mosaik verzierten Boden hinterließ. Sie zuckte nur die Schultern, irgendwer würde das schon weg machen. Phila spielte weiter, wenn sie auch nun eine etwas fröhlichere Musik anstimmte, die vielen lachenden Gesichter stifteten sie wohl dazu an. Mit einem amüsierten Grinsen beobachtete Narcissa den kurzen Schlagabtausch zwischen den Soldaten, dann kicherte sie -scheinbar grundlos.


    Ihr Blick suchte einen der Sklaven, der auf das Winken der Domina herantrat und man konnte die beiden eine Weile tuscheln hören. Oder besser Narcissa, die ihm leise Befehle ins Ohr flüsterte und dann mit einem schalkhaften Lächeln wieder auf der KLine Platz nahm.


    "Ich hoffe ihr seid hungrig. Lass euch überraschen!"


    Sie begann den letzten Rest des zweiten Köpfchens zu rauchen, dann leerte sie den schwarzen Tabak aus und räkelte sich genüsslich auf der Kline. Zu bequem, diese Dinger! Sie unterdrückte ein müdes Blinzeln und sah dann ihren neuen Verwandten an.


    "Brutus, mein Lieber, ich habe nicht die geringste Ahnung wo Silanus steckt. Unter uns gesagt hab ich ihn jetzt schon einige Tage nicht mehr zu Gesicht bekommen. Wenn du magst, schick ich jemanden los ihn zu suchen!?"

    Oh, noch mehr Ablenkung und Errettung vorm Langeweile Tod. Narcissa grinste und beobachtete, wie ein überragend gutgelaunter Soldat ins Atrium schritt und nicht davor zurückschreckte seine gute Laune auch noch lautstark kundzutun. "Du tust was?" fragte sie einen Moment verdattert und grinste dann ebenso. "Das ist ja phantastisch. Nun sind wir also verwandt!?" Mit schnellen Schritten war sie zu ihm getreten und umarmte ihn herzlich, nachdem sie das Pfeifchen abgelegt hatte. Gute Neuigkeiten waren das, sie hatte Justianus immer gemocht, er war solide und tapfer, aber nicht so ein Träumer wie Romanus. Mit ihnen zweien und Merowech hatte sie eigentlich noch am meisten zu tun, aber Silanus hatte ihr nicht erzählt, welches Angebot er ihm unterbreitet hatte. "Komm her, lass dich drücken. Wundervoll. Hast du dir auch einen neuen Namen ausgesucht?"


    Narcissa ging und füllte drei Becher randvoll mit Wein, unverdünnt natürlich und reichte jeweils einen an die Männer, bevor sie an ihrem nippte, der drohte überzuschwappen. "Darauf sollten wie anstoßen!" sagte sie fröhlich und hielt ihren Becher hoch.