Hatte Narcissa eigentlich gehofft, dass nun alle da waren und man sich so langsam auf den Weg machen konnte, die Ludi zu genießen, kam es leider ganz anders. Sehr erfreut nahm sie zur Kenntnis wie begeistert und ehrlich gemeint sich Prisca freute und sah dann zu, wie noch mehr Menschen zu ihrer Gruppe stießen. Da wurde gegrüßt, gedrückt und geküsst. Ihr hätte beinahe der Kopf zu schwirren angefangen, bei den vielen Namen, gesellschaftlichen und familiären Verhältnissen, die es zu begreifen galt und vor allem vom Beobachten der vielen Leute. Hier und da schnappte sie geflüsterte Bemerkungen auf, sah einen romantischen Blick, beobachtete eine zarte Berührungen und versuchte sich alles zu merken. Wer warum mit wem konnte, nicht konnte, mal gekonnt hatte oder wo sich etwas anbahnte. Es war verwirrend! Sie liebte es! Es war wie ein Rausch und sie fühlte sich pudelwohl.
Allerdings änderte sich dieses Gefühl schlagartig, denn gerade als sie sich vorstellen und wieder etwas in den Mittelpunkt drängen wollte stürmte ein Junge durch ihre Mitte und rief etwas von einem Bären. Zuerst dachte sie er mache einen Spaß, einen zugegebenermaßen sehr schlechten. Dann dachte sie er mache Werbung für einen Schausteller, was wieder recht originell gewesen wäre. Aber nie hätte sie daran gedacht, dass dort tatsächlich ein Bär herumrannte, unbeaufsichtigt und wütend. Ihr Puls beschleunigte sich innerhalb weniger Sekunden ins Unermessliche, ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt und sie merkte wie sich Angstschweiß bildete. Die einen begannen zu rufen, sich zu formieren, andere flüsterten, blieben stehen. Sie konnte sogar jemanden erkennen, anscheinend eine reiche Frau, die den Bären mit Süßkram abzulenken versuchte. Was aber nicht half. Er kam genau auf sie zu. Was nur sollte sie tun? Panisch sah sie sich um und sah Serrana neben Romana stehen, beide beteten leise und wäre sie jetzt nicht so ängstlich gewesen, hätte sie sich sicherlich darüber amüsiert. Die Männer hatten sich bewaffnet und bildeten eine Art Schutzwall, sogar Adula war darunter. Einen Blick auf Phila warf Narcissa erst jetzt, die junge Sklavin hatte sich in einen Türdurchgang gerettet. Keine schlechte Idee. Sollte der Bär wirklich auf Ärger aus sein und durch die Gassen wüten, konnte es gut sein, dass er einfach vorbeirannte. Im Schatten einer Tür könnte man sich verstecken und wenn Romana wirklich recht hatte und nicht bewegen half, dann lieber dort als mitten am Brunnen. Langsam, ganz langsam, so langsam, dass man ihre Bewegungen kaum sehen konnte, schritt Narcissa rückwärts auf die Tür zu einem Haus zu. So konnte sie alles im Blick behalten, falls sie ihren Plan ändern musste.