Beiträge von Iunia Narcissa

    "Natürlich!!"


    Narcissa schaute ihn verwundert an und in ihrer Stimme lag keine kleine Portion Entrüstung. Was bitte hatte eine Frau denn mehr als ihren Ruf? Schönheit, vielleicht. Macht, nur selten. Reichtum, wohl noch seltener. Ihr Ruf dagegen war, womit andere sie verbanden, womit sie sich bekannt machte und woran man sie maß. Ihre Cousine hatte ihr nur allzu deutlich gemacht, dass sie - obwohl sie wollte - auf gar keinen Fall mit Verus alleine zur Villa Rustica reisen konnte. Ein dortiger Aufenthalt, nur mit ihm und einigen Sklaven, wäre für die Zicken aus Rom ein gefundenes Fressen und sie würde ihn ja dann mehr oder minder heiraten müssen, um keine dummen Vemrutungen zu beschwören. Mochten diese noch so dämlich und an den Haaren herbeigezogen sein. Vielleicht wäre es besser die ganze Idee zu vergessen oder wenigstens aufzuschieben. Missmutig schlürfte sie etwas Wein und schüttelte gedankenverloren den Kopf.

    Anscheinend war ihr Versteck, dass Phila entdeckt und zuerst in Beschlag genommen hatte, gut genug gewesen. Denn nicht nur der Bär war gar nicht zu ihr vorgekommen, auch die anderen hatten sie nicht entdeckt. Sie presste sich in das Halbdunkel des Türbogens und besah sich den Kampf aus dieser halbwegs sicheren Position. Jeder Versuch der Männer (und Adula) wurde von ihr kritisch beäugt und mit angehaltenem Atem sah sie zu, wie der Ursus schließlich udn endgültig liegenblieb. Sie konnte nicht verhindern erleichtert aufzuatmen und grinste Phila an, bei der der Schreck noch tiefer zu sitzen schien. Sie hatten es überstanden! Wo waren denn alle? Erst nach und nach kamen sie aus ihren sicheren Verstecken, also die Frauen und Narcissa beobachtete argwöhnisch die romantische Umarmung von Calvena und Valerian. Nicht nur, dass Calliphana ihre Liebe zu Centho ganz öffentlich gestanden hatte, auch Calvena war ihrem Liebsten völlig augenscheinlich ausgeliefert. Narcissa hatte keine Ader für die Romantik und Verliebtheit in dieser Situation, sie konnte nur erkennen welches Gerede das geben würde, welche Schande es im Grunde war und sie (ver-) zweifelte an der Moral der Damen. Dass sie selber kein Kind von Traurigkeit war, war natürlich völlig nebensächlich. Denn sie hatte eine goldene Regel, sie würde als Jungfrau in die Ehe gehen und das sollte auch niemand anzweifeln können. Was Knutschereien und tränenreiche Liebesbekundungen auf dem Marktplatz zu den Ludi vor einem ganzen Pulk Schaulustiger irgendwie ausschloß!!


    Seufzend ging sie wieder auf die Straße, straffte ihre Haltung, wischte über ihr Kleid, dass kein einziges (!) Staubkörnchen erwischt hatte und schritt hoheitsvoll und darauf achtend weder in Blut, klebrige Süßigkeiten oder Weinlachen zu treten auf Serrana zu. Adula saß neben einem Sklaven, dessen Namen sie nicht kannte, obwohl sie wußte, dass er mitgekämpft hatte. Ihre Cousine sah mitgenommen aus. "Serrana?" sagte Narcissa leise. "Alles in Ordnung bei dir? Ich hatte solche Angst um dich? Plötzlich ward ihr alle weg." Ihre Stimme war ebenso leise und sie schaute etwas perplex. Weggerannt waren diese feigen Hühner, jawohl!


    Bedeutete das alles jetzt nicht, dass sie die Männer auch zur Cena einladen musste? Man konnte sie ja schließlich nicht einfach abwimmeln, nachdem sie ihnen sozusagen das Leben gerettet hatten. Da waren Centho, Valerian und Sermo. Nicht zu viele Mäuler mehr zu stopfen, das dürfte reichen. Bekamen die Sklaven eben keine Reste, auch egal. In Gedanken also schon mit der (Um-) Planung der Cena beschäftigt sah Narcissa reichlich abwesend zu den Umstehenden.

    Ich glaube eh nicht, dass hinterher noch alle groß wissen, was die anderen jeweils getan haben und ob sie dabei auch elegant ausgesehen haben. immerhin gehts um nackte überleben. oder jedenfalls ner menge blauer flecken ausm weg zu gehen. immerhin, die männer dürfen tapfer sein und uns beeindrucken. :D

    "Vale bene." Soviel sagen konnte sie noch, bis er dann endgültig den Raum verlassen hatte. Ein Fingerschnipp und einer der Sklaven hatte ihr einen neuen Becher Wein gereicht. Seufzend trank sie einen Schluck und beobachtete wie der Weinkrug, der zerschellt war, aufgeputzt wurde. Serrana war also die Geliebte / Verlobte / Freundin von Piso gewesen? Zu dumm aber auch, dass ihr dieser Name (noch) nichts sagte. Er war Patrizia, soviel wußte sie. Und er gehörte zu den Flaviern, soviel hatte sie ebenfalls herausgefunden. Die Flavia waren eine der ältestens, bekanntesten und umstrittensten Familien Roms, nicht nur Vespasian, auch seine Söhne Titus und Domitian waren bekannte Persönlichkeiten in der Stadtgeschichte. Ob Piso wohl verwandt war mit Celerina? Das war immerhin sehr wahrscheinlich und es wäre äußerst interessant zu wissen, in welchem Umfang. Am besten war wohl, sie bei nächster Gelegenheit auf ihn anzusprechen. So wie es aussah, war da jemand wieder auf der Suche nach einer möglichen Ehefrau. Sie grinste und überreichte den nun leeren Becher einem Sklaven. Dann ging auch sie ihrer Wege.

    "Nun, ich hätte genausoviel Spaß ohne sie. Es geht nur darum, dass es viel zu viel Gerede gäbe, sollten wir ohne entsprechende Aufsicht fahren. Das geht nun mal nicht. Ich bin unverheiratet und du schließlich auch." Sie lächelte entspannt und blickte ihn an. Seine schmachtende, theatralische Art bekam etwas seniles mit der Zeit, wechselte von begeisternd zu langweilig. Ganz langsam, aber er war da, der Wandel. Sie aß weiter, bis sich das erste Sättigungsgefühl einsetzte und widmete sich dann wieder dem Wein.

    Nachdem es schien, sie rücke wieder etwas in das Bewußtsein der Männer, straffte sich ihre Haltung und sie setzte einen besorgten und leicht mitfühlenden Gesichtsausdruck auf. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Verus oder Piso durch die Intensivität ihrer eigenen Gefühle auch noch merken würden, dass sie weder besorgt war noch tatsächlich mitfühlte. Sie beobachtete den Patrizier vor sich und stand schließlich auf, um ihm sanft eine Hand auf seine Schulter zu legen. Aus treuen hellblauen Augen sah sie ihn mit einem traurigen Gesicht an. "Es tut mir ehrlich leid, Piso. Wenn ich irgendwas für dich tun kann oder du jemanden zum reden brauchst oder jemanden, der dich aufheitert, dann lass es mich wissen, ja? Du bist hier natürlich immer noch ein willkommener Gast." Sie lächelte ihm aufmunternd zu. "Wenn sich Verus erst einmal beruhigt hat, dann glaube ich, dass er dich sehr gerne wiedersehen würde. Ich dich natürlich auch." Sie hielt alles aus ihrer Stimme raus, nur Freundschaft und Sympathie legte sie hinein und lächelte ihn sorgsam an. "Komm gut nach Hause." wünschte sie ihm dann noch.

    Zitat

    Original von Germanica Calvena
    ich denk mal alle anwesenden haben in zukunft wirklich genug von tierhatzen ^^ man muss nicht life dabei sein ^^


    das ist keine tierhatz, das ist eine menschenhatz :app: ^^

    seeeeeeeeeeeeeehr lustige vorstellung :] :app: :D


    ach und: narcissa ist single und zu allen schandtaten bereit. außerdem ist sie gerade auf ehemann suche ;) also, jungs. immer ran an den speck... =)

    Ach, wie herrlich. Narcissa sah mit Begeisterung wie Serrana das Gespräch sehr wohl ohne sie meisterte und lächelte fröhlich vor sich hin. Sie nickte immer mal wieder oder machte ein besonders interessiertes Gesicht, doch im Grunde hing sie ihren eigenen Gedanken nach. Duccia Venusia, die Kinder und ihr Mann lebten also tatsächlich in der Casa und sie hatte von ihnen weder etwas gesehen, gehört noch erzählt bekommen. Seltsam.


    Als Venusia sie fragend ansah, lächelte sie beinahe automatisch.


    "Nein, natürlich nicht. Setzt euch einfach wieder. Ich hoffe die anderen kommen auch noch." Wie auf Kommando knurrte ihr Magen, sie grinste beschämt. "Ich bin nämlich hungrig." sagte sie etwas kleinlaut.

    Ein Schauspiel, dass Narcissa nicht hätte bezahlen können, soviel Wert hatte es in ihren Augen. Die beiden Männer überboten sich in verweichlichter Manier darin, die meisten Tränen zu vergießen und Narcissa revidierte innerhalb weniger Sekunden ihre Meinung über diese Serrana. Wenn sie es schaffte zwei Männer in dieser Laune zu hinterlassen, nur weil sie nach Athen reiste (und dort blieb?) dann musste sie etwas besonderes sein. Würde auch sie es mal schaffen, dass ihr ein Mann so nachweinte? Eine herrliche Vorstellung. Genüßlich lehnte sich Narcissa zurück, beobachtete dieses ungefilterte männliche Trauergehabe und leerte ihren Becher Wein. Es war erregend sie so zu sehen, irgendwie, wieviel Macht diese Serrana hatte! Und wie dumm sie war, sie einfach abzugeben! Ein Senatorenvater, eine Patrizierehemann. Alles weggeworfen! Im Stich gelassen! Sie schüttelte wehmütig den Kopf. Und hielt sich brav und still im Hintergrund. Sollten die Männer nur erst ihre Fassung wiederbekommen, bis dahin nahm sie ja eh keiner von beiden wahr.


    Wie gut nur, dass genug Sklaven anwesen waren, die die Scherben beseitigten und neuen Wein einschenkten.

    "Kurz." Eine äußerst knappe Antwort, die sie aber keineswegs böse gemeint hatte. Aber so eine Einkaufsunternehmung, noch dazu wo er sich so großzügig zeigte, konnte eigentlich nicht lange genug dauern. Sie lächelte sanft und gutmütig. "Also von mir aus können wir das gerne öfter machen. Solange Livianus nichts dagegen hat, versteht sich. Schließlich bin ich jetzt sowas wie sein Mündel." Erklärte sie ein ums andere mal, obwohl Verus das ja eigentlich schon wußte. "Ach, wegen deiner Idee, dass wir zu dem Landgut deiner Familie fahren. Meine Cousine Serrana würde mich begleiten, du weißt schon, von wegen Anstandsdame. Es wäre zwar besser eine Matrona mit zu nehmen, aber ich kenne keine. Du? Außerdem will ich Serrana nicht von ihrer Ausbildung ablenken, sie war so begeistert. Sonst würde sie ja nur wegen mir etwas verpassen." lenkte sie das Gespräch etwas um und aß noch etwas, während sie ihn interessiert ansah.

    Hatte Narcissa eigentlich gehofft, dass nun alle da waren und man sich so langsam auf den Weg machen konnte, die Ludi zu genießen, kam es leider ganz anders. Sehr erfreut nahm sie zur Kenntnis wie begeistert und ehrlich gemeint sich Prisca freute und sah dann zu, wie noch mehr Menschen zu ihrer Gruppe stießen. Da wurde gegrüßt, gedrückt und geküsst. Ihr hätte beinahe der Kopf zu schwirren angefangen, bei den vielen Namen, gesellschaftlichen und familiären Verhältnissen, die es zu begreifen galt und vor allem vom Beobachten der vielen Leute. Hier und da schnappte sie geflüsterte Bemerkungen auf, sah einen romantischen Blick, beobachtete eine zarte Berührungen und versuchte sich alles zu merken. Wer warum mit wem konnte, nicht konnte, mal gekonnt hatte oder wo sich etwas anbahnte. Es war verwirrend! Sie liebte es! Es war wie ein Rausch und sie fühlte sich pudelwohl.


    Allerdings änderte sich dieses Gefühl schlagartig, denn gerade als sie sich vorstellen und wieder etwas in den Mittelpunkt drängen wollte stürmte ein Junge durch ihre Mitte und rief etwas von einem Bären. Zuerst dachte sie er mache einen Spaß, einen zugegebenermaßen sehr schlechten. Dann dachte sie er mache Werbung für einen Schausteller, was wieder recht originell gewesen wäre. Aber nie hätte sie daran gedacht, dass dort tatsächlich ein Bär herumrannte, unbeaufsichtigt und wütend. Ihr Puls beschleunigte sich innerhalb weniger Sekunden ins Unermessliche, ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt und sie merkte wie sich Angstschweiß bildete. Die einen begannen zu rufen, sich zu formieren, andere flüsterten, blieben stehen. Sie konnte sogar jemanden erkennen, anscheinend eine reiche Frau, die den Bären mit Süßkram abzulenken versuchte. Was aber nicht half. Er kam genau auf sie zu. Was nur sollte sie tun? Panisch sah sie sich um und sah Serrana neben Romana stehen, beide beteten leise und wäre sie jetzt nicht so ängstlich gewesen, hätte sie sich sicherlich darüber amüsiert. Die Männer hatten sich bewaffnet und bildeten eine Art Schutzwall, sogar Adula war darunter. Einen Blick auf Phila warf Narcissa erst jetzt, die junge Sklavin hatte sich in einen Türdurchgang gerettet. Keine schlechte Idee. Sollte der Bär wirklich auf Ärger aus sein und durch die Gassen wüten, konnte es gut sein, dass er einfach vorbeirannte. Im Schatten einer Tür könnte man sich verstecken und wenn Romana wirklich recht hatte und nicht bewegen half, dann lieber dort als mitten am Brunnen. Langsam, ganz langsam, so langsam, dass man ihre Bewegungen kaum sehen konnte, schritt Narcissa rückwärts auf die Tür zu einem Haus zu. So konnte sie alles im Blick behalten, falls sie ihren Plan ändern musste.

    Sie wartete brav seine Aufforderung ab und griff dann nach dem verbliebenen Becher und probierte den Wein, der gesüßt war. Nicht schlecht, bedachte man die Umstände und Lokalität, aber der in der Casa schmeckte ihr besser. Sie sah sich weiter um und beobachtete interessiert, wie Verus begann die Leute zu mustern und plötzlich ein paar Männer am Nachbartisch begrüßte. Wer die wohl waren? Vom Aussehen her Handwerker, vielleicht machten sie ja gerade Pause? Verus schien irgendeine bestimmte Handbewegung zu machen und die Männer lachten. Verwundert und leicht säuerlich hob Narcissa eine Augenbraue an, was sollte das? Was hatte er ihnen gezeigt? Etwas unflätiges? Etwas, dass sie betrat? Sie schüttelte wenig amüsiert den Kopf und langte nach dem Teller, auf dem die Oliven in etwas Öl schwammen. Sie zupfte eine Ecke des Brotes ab, tunkte es in das Öl und kaute langsam, während auch eine Olive den Weg in ihren Mund fand. Nachfragen wollte sie nicht unbedingt, Verus sah immer noch so träumerisch aus und sie ließ ihm einen Moment, um in diesen Gefühlen zu schwelgen.

    Mhh, mögen? Wer hatte von mögen gesprochen? Gerade wollte sich Narcissa allen Ernstes Gedanken darüber machen, ob sie Verus mochte und sich eine Ehe, also ein Leben an seiner Seite bis einer von beiden starb, vorstellen konnte, da platzte eine andere Frau ins triclinium. Sofort richtete sich Narcissa auf und platzierte ihren Körper in eine etwas mehr damenhafte Position, dann sah sie verwundert auf die Gestalt vor sich. Sie war ihr bisher noch nie begegnet. Allerdings sagten soviel Körperhaltung wie auch Aufmachung der Frau, dass sie keinesfalls eine Sklavin war. Narcissa stand auf und während sich schon ein freundschaftliches Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte, ratterte es in ihrem Kopf noch fieberhaft. Es konnte eigentlich nur Venusia sein. Die Frau von Livianus Bruder Magnus. Sonst gab es schließlich keine Frau in diesem Haushalt. Auf jeden Fall hatte sie ein hervorragendes Zeitgefühl bewiesen und ersparte es Narcissa weiter über Verus nachzudenken.


    "Salve und gerngeschehen. Ich dachte mir wie schade es ist, dass ich immer noch nicht alle in dieser Casa kennenlernen durfte und da mich heute meine Cousine besucht, emmpfand ich es als guten Zeitpunkt möglichst alle Familienmitglieder zusammenzutrommeln." Narcissa verstärkte ihr Lächeln noch und ging einen Schritt auf Venusia zu, um ihr dann beide Wangen in einem angedeuteten Küsschen hinzuhalten. Venusia war älter als sie, nicht viel, aber älter und alles an ihr schien eher frauenhaft, wo Narcissa teilweise noch ein Mädchen war. Konnte es wirklich sein, dass diese Schönheit vor ihr zwei Kinder zur Welt gebracht hatte? "Ich find es toll, dass du hier bist, Duccia Venusia. Den Kindern geht es gut, hoffe ich?" fragte Narcissa und schaute kurz, ob die Frau Einspruch erheben würde. Aber es sah eher so aus, als wäre sie es wirklich. "Das hier..." sie blickte zu Serrana "... ist meine Großcousine Iunia Serrana, die vor kurzem nach Rom gekommen ist, wie ich. Sie lebt in der Casa Iunia, nicht weit von hier entfernt. Und das ist Duccia Venusia, Ehefrau des Decimus Magnus." Der letzte Satz galt natürlich Serrana und war in ihre Richtung gesprochen worden. Puuh, das war ja nochmal gut gegangen.