Beiträge von Iunia Narcissa

    "Das dachte ich mir. Am besten wir gehen in mein Cubiculum, dort ist alles, was wir brauchen." Mit einem letzten, großen Schluck war der Wein vernichtet und Narcissa stand auf. Kein Schwanken, kein Zucken ob der guten halben Flasche, die sie in der kurzen Zeit seit Serranas Ankunft getrunken hatte. Anscheinend, denn das würde ihrer Verwandten sicherlich auffallen, trank sie öfters. Und öfters viel. Jedenfalls mehr als einer Dame aus gutem Hause zu Gesicht stand. Aber wie so vieles störte sich Narcissa kein Stück daran. Stattdessen grinste sie Serrana an. "Was hälst du davon, wenn du zum Essen bleibst? Ich bestehe darauf. Dann stell ich dir die Decima vor." Sie grinste, leicht amüsiert und sah sich kurz um. Ah, eine von den kleinen Sklavinnen.


    "Du da, sag den Herrschaften bescheid, die cena wird heute gemeinsam eingenommen und ich hoffe auf ihre Anwesenheit. Sag ihnen, dass ich jemanden vorstellen möchte. Und du" sie blickte zu der anderen jungen Sklavin "gehst in die Küche und sagst, sie sollen sich Mühe geben. Wir haben einen Gast. Außerdem möchte ich diese dunkle Soße, mit den Beeren, die schmeckt herrlich." Wieder einmal verteilte Narcissa Befehle, wie andere Brot an die Bedürftigen. Dann sah sie Serrana fragend an. "Komm, meine Liebe. Mal sehn was der Farbkasten heute so alles hergibt." Sie kicherte und hielt Serrana eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen und sie zu führen.

    Narcissa schmunzelte über die plötzliche und so überschwängliche Freude von Serrana. Wenn es immer so einfach war ihrer Cousine ein Strahlen zu entlocken, würde sie ihr Phila nur allzu gerne überlassen. Daher lächelte sie gönnerhaft und trank mehr Wein. "Ich bitte dich, Serrana. Das ist doch das Mindeste was ich tun kann. Wann immer du etwas wichtiges vorhast, lass nach Phila schicken, dann kommt sie rüber. Zum Glück liegen unsere beiden Häuser nicht weit auseinander. Also keine falsche Scheu." Narcissa schaute gespielt streng und richtete sich dann auf. "Noch etwas Schminke?" fragte sie dann wieder mit einem freundlichen Lächeln.

    Beinahe hätte Narcissa große Augen gemacht, hielt sich im letzten Moment aber zurück und schenkte ihm stattdessen das liebevollste und süßeste Lächeln, dass sie konnte. Volltreffer, Verus! dachte sie und grinste fröhlich, als sie ihren Schatten überwand und ihn kurz und kräftig drückte. "Danke, das ist sehr nobel und spendabel von dir. Vielen Dank." Wie überaus praktisch, dass bald die Festivitäter der Ludi Romani anstanden und Narcissa sich fest vorgenommen hatte dort der ein oder anderen Frau nicht nur eins auszuwischen, sondern sie vor allem zu beeindrucken. Mit einem solchen Geldgeber an der Seite ließe es sich sicherlich bewerkstelligen, wenigstens was die eigene Erscheinung anging.


    "Blau ist meine Lieblingsfarbe." sagte sie anerkenned, als er so treffend ein Stück Sotff hervorzog. Allerdings war es nicht wirklich schwer, zu erkennen welche Farben sie bevorzugte, kleidete sie sich doch eigentlich täglich in blau. "Allerdings suche ich etwas wirklich außergewöhnliches. Etwas ganz besonderes. Gerne blau, aber nicht dunkel. Etwas fröhlicheres." Narcissa überlegte laut und beobachtete den Händler, der ihr wortlos ein paar andere Stoffe hinhielt. Aber das richtige war nicht dabei. Enttäuscht schüttelte sie den Kopf.


    "Viele Sklaven?" Für einen Moment schaute Narcissa verwirrt, ganz so als wüßte sie gar nicht, was er meinte. "Aber das sind doch nicht viele." Phila, zwei Sklaven, zwei Leibwächter. Sie war schließlich nicht irgendjemand. Und überhaupt, es gab genug Frauen die mit noch mehr Sklaven das Haus verließen. Wenn sie es überhaupt verließen. "Zu unserer Sicherheit. Und damit sie die Einkäufe tragen." Ihre Stimme klang belanglos, es war der lauf der Welt, dass man Sklaven hatte. Sie bezeugten den eigenen Reichtum genau wie Schmuck, Kleidung und Austattung des Hauses. Es hatte etwas mit Status zu tun, etwas mit der Gesellschaft zu der Narcissa soooo gerne gehören würde. Ob Verus dafür überhaupt Verständnis hatte?

    "Nicht?" Sie schaute erstaunt. "Aber du bist nett. Und kommst aus gutem Hause. Ich hätte wirklich angenommen, dass es einige junge Damen gibt, die sich nur allzu gerne mit dir verheiraten würden. Von deren Vätern ganz zu schweigen." Sie zwinkerte ihm zu und trank etwas Honigwasser, wobei sie seinen gemurmelten Kommentar beinahe überhört hätte. "Oder willst du am Ende noch gar nicht heiraten?" fragte sie belustigt und dachte daran, ob sie jemanden kannte, der zu ihm passen würde. Spontan fiel ihr da nur Serrana ein, sie würden gut zusammen passen so höflich und nett wie sie waren. Sie schmunzelte bei dem Gedanken.


    "Doch, natürlich." Narcissa nickte freudig und lächelte ihn herzallerliebst an. "Das ist wirklich sehr nett von dir, dich anzubieten. Ich würd mir gern die Stadt von dir zeigen lassen." Die Tatsache, heute schon mehrere Stunden im Reisewagen gesessen zu haben und eigentlich nur noch etwas Ruhe haben zu wollen, war vergessen. Wer konnte einem so attraktiven und interessierten Mann schon widerstehen? Ihre Augen funkelten. Das würde sicherlich sehr lustig werden. "Aber erst muß ich Livianus fragen gehen." schob sie pflichtbewußt hinterher, innerlich kein Stück auf die Meinung des pater familias gebend.

    Nachdem Decimus Verus und Iunia Narcissa sich einen nicht ganz so gelungenen Start verabreicht hatten, gingen sie zusammen auf den Markt. Narcissa freute sich den Nachmittag außer Haus verbringen zu können und hatte Verus beinahe verziehen, dass er sie so bedrängt hatte. Sie glaubte auch nicht, dass er es böse gemeint hatte. Dazu himmelte er sie viel zu sehr an. Sie nestelte nervös am Stoff ihrer Palla und lächelte zaghaft hier und da, immer darauf bedacht ihn bei Laune zu halten. Was wohl noch so alles passieren würde? Sie war froh, dass er sie gebeten hatte ihn zu begleiten, Livianus konnte wohl nichts dagegen sagen. Schließlich war Verus sein Verwandter. Und Narcissa würde ihm die Schuld gnadenlos zuschieben, sollte der pater familias wirklich böse deswegen sein. Normalerweise fragte sie ihn jedes Mal, bevor sie die Casa verließ, um Erlaubnis. Wenn er nicht da war, um gefragt zu werden, blieb sie innerhalb der sicheren Mauern. So war es ausgemacht gewesen. Und nun hatte sie sich zum ersten Mal darüber hinweggesetzt. Wie aufregend! Sie grinste und beobachtete die Menschenmenge um sich herum.


    "Möchtest du etwas bestimmtes kaufen gehen?"


    fragte sie Verus, der wie ein kleiner, glücklicher Junge lächelnd hinter ihr herlief. Sie lächelte amüsiert zurück. Das Wetter war angenehm, nicht zu warm und nicht zu kalt und Verus hatte auf Sänftenträger verzichtet. Begleitet wurden die zwei von Phila, natürlich, zwei Leibwächtern und zwei weiteren Sklaven, die sich im Hintergrund hielten. Nur Phila zog wie immer die Nähe ihrer Herrin vor.



    Sim-Off:

    Auro loquente omnis oratio inanis est.
    Wenn das Gold redet, dann schweigt die Welt.

    Obwohl sie nicht wollte musste sie grinsen, als er über die Flöte sprach. Es war offensichtlich, dass er sie aufmuntern wollte und sie empfand es als tröstend. Sie drehte sich wieder zu ihm und beobachtete schweigend, wie er sich in den Verus zurück verwandelte, der sie im Garten bei ihrer ersten Begegnung so beeindruckt hatte. Der bärtige Mann hatte etwas, was sie nicht begreifen konnte. Er reagierte immer genau umgekehrt, wie sie es sich erhoffte. War es das? Seine Fähigkeit sie zu überraschen? Ihre gewohnten Muster aufbrechend? Sie lächelte matt und versuchte in seinen Augen zu lesen, was sie so faszinierte.


    "Wenn du möchtest, dann begleite ich dich. Gerne." Sie lächelte und nickte. Livianus konnte keinen Einspruch einlegen wenn sie mit ihm ging. Er war verantwortungsbewußt. Ein Verwandter. Ein alter, netter Mann, der hemmungslos mit ihr flirtete. Was waren seine Absichten? Was wollte er von ihr? Und konnte sie es ihm geben? Wollte sie es ihm geben? Und wieso nur konnte er niemals aufhören zu lächeln und zu grinsen und nicht einfach mal zwischen den Zeilen lesen!?

    Was zum ... !? Wieso reagierte er nie, aber auch wirklich nie so wie sie wollte. Wunderte er sich denn nicht? Wollte er gar nicht wissen, warum sie so böse reagiert hatte? Sie seufzte resigniert und rieb sich mit zwei Fingern am Nasenansatz, schloß die Augen, ganz so als würde ihr Kopf schmerzen. Dann drehte sie sich um, von ihm weg. Es war zum verrückt werden! Sie schnaubte und biss sich feste auf die Lippen um die Tränen aufzuhalten, die sich in ihren Augen sammelten. Er war ja nicht mal böse! Wieso wurde keiner der römischen Männer jemals auf sie böse? Laut und theatralisch holte sie Luft und wischte sich verstohlen die Augen trocken. Ihre Stimme klang unsicher, als sie ihm antwortete. "Es tut mir leid. Ist sie kaputt, die Flöte?" Sie fragte vorsichtshalber lieber nach. "Du darfst mich so nicht anfassen, Verus. Das ... vertrag ich nicht." sagte sie noch leiser und war unsicher, ob er sie überhaupt gehört hatte.

    Seine großmütige, väterliche Art ließen Narcissas schöne Augen zu schmalen Schlitzen werden. "Ich fürchte keine Waffen." zischte sie kalt und böse und sah ihm nach, als er sie endlich losließ. Sofort stellte sie sich wieder gerade hin und atmete tief ein und aus. Das gut gemeinte Schulterklopfen rief eine bodenlose Abneigung in ihr aus, wie ein Kind, dass sich darüber aufregte von Erwachsenen nicht ernst genommen zu werden. Ihr Puls ging schnell, ihr Blut rauschte in ihren Ohren. Während er nach etwas zu suchen schien, rang sie um Fassung. Warum war sie nur so wütend? Was nährte diesen Hass, wo sie ihn doch eigentlich mochte!?


    Dann stand er plötzlich mit einer Flöte vor ihr und sie quitterte sein Lächeln mit einem entsetzten Schnaufen. Seine Worte flossen ungehört an ihr vorbei und sie sah ihn böse an. Mit einer schnellen, fließenden Bewegung schlug sie ihm das Musikinstrument aus der Hand, welches mit einem hölzernen Scheppern auf den Boden fiel und noch ein Stück weiterrollte. Sein Lächeln schien wie ein Hohn zu sein. Obwohl sie gerade von ihm mehr erwartet hätte. Sie atmete schwer, ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell. Ohne es selbst zu merken brachte sie erst einen, dann zwei, dann sogar drei Schritte zwischen ihn und sich. Ein Reflex aus früheren Tagen, den ihr Vater und Brüder beigebracht hatten.

    Einfach. Ja, das hatte sie gesehen. Wie einfach es war Leben auszulöschen. Wie belanglos es geschehen konnte. Wie beiläufig. Sie seufzte kurz und verbannten den Schatten eines großen, weißen Hundes aus ihren Gedanken um Verus voll und ganz zuhören zu können. So gefasst er auch wirkte, im Grunde verspürte auch er eine Art Schuld. Sonst würde er wohl auch nicht betonen, dass das Schwert keine Schuld trug. Es war ein Gegenstand. Ein kaltes, lebloses Teil, das erst Bedeutung erfuhr durch die Hand die es führte. Und in diesem Moment war es ihre eigene, zarte Hand, so ganz verschieden von seiner. Sie sah hinunter und versuchte sich an den Anblick zu gewöhnen. Ein Gladius hatte in Frauenhänden nichts verloren. Gar nichts. Es fühlte sich aber nicht falsch an, weder richtig noch falsch. Ungewohnt. Ungewöhnlich. Berauschend. Allein die Vorstellung, dass Menschen an diese Klinge ihr Blut, ihre Hoffnung, ihre Ängste und ihre Bedeutung verloren hatten bescherte der jungen Frau eine Gänsehaut. Mit ihrer freien Hand strich sie zaghaft über eine Kerbe. Woher die wohl stammte? Von der Rüstung eines Gegners? Der Klinge eines blutrünstigen Monsters? Dem Schild eines Verwundeten?


    Sie bemerkte nicht, was Verus vorhatte, bis es zu spät war und sie konnte nicht verhindern, dass sie sich vollends versteifte. Was absolut nichts mit der Waffe oder seiner Idee zu tun hatte, den Umgang damit zu lehren. Er war es, der ihren Herzschlag zum aussetzen brachte. Eine zweite Welle von Gänsehaut zog über sie, diesmal vom Nacken ausgehend, wo sie seinen Atem spüren konnte. Silanus hatte sie auch mal so gehalten, naja, so ähnlich und sie hatte es gehasst. Und sie hasste es immer noch. Körperliche Nähe war, von gelegentlichen Umarmungen unter Frauen, was Fremdes für sie. Etwas, dass sie nicht wollte. Daher waren ihre Bewegungen verkrampft und unnatürlich, als er ihre Arme bewegte. Sie hätte sich um nichts in der Welt bewegen können und hoffte nur, er würde sie los lassen. Das Metall seiner Rüstung spürte sie durch ihr Kleid hindurch, das Leder knarzte und sie spürte seinen Gürtelknoten in ihrem Rücken. Zu nah. Viel zu nah.

    "Ich habe niemals Angst."
    Ihre Stimme klang hart, härter vielleicht als sie gewollt hatte, als sie einen Schritt vortrat und den Griff der Waffe fest umschloß. Dann ließ Verus die Waffe los und Narcissa spürte die Schwere des Stahls, was sie überraschte. Es sah immer so einfach und leicht aus, wenn die Männer in der Arena damit herumfuchtelten. Sie sah in seine blitzenden Augen und grinste kurz, was ihrer vorherigen Antwort die Brisanz nahm. Ihre Finger schloßen und öffneten sich etwas um den Griff, der anschmiegsam war und durch Verus schon angewärmt. Sie blickte auf die Klinge herunter und ging auf Verus zu. Nachdenklich sah sie ihn wieder an. Warum nur schien er so ausgelassen?
    "Hast du damit schon getötet?"

    "Dann sind sie mir zuvorgekommen. So ein Pech." Sie lächelte kurz wehmütig und dachte an das flasuchige Fellbündel mit den treuen Augen. Natürlich liebten die Kinder ihn. Was sonst konnte man Marcus entgegenbringen außer Liebe? Er war nun mal ein verdammt süßer kleiner Welpe. Sie grinste Verus an und war erstaunt, als er sein Schwert zog. Was zum ... !? Dachte sie erschrocken und trat einen Schritt zurück. Mehr aus Reflex, denn aus wirklicher Angst, er könne ihr was tun. Gewalt und die Darstellung eben dieser war alltäglich in der römischen Gesellschaft und Narcissa keineswegs unbekannt, dennoch war es eher ungewöhnlich in seinem eigenen Cubiculum die Waffen zu zücken. Noch dazu, wenn Weibsvolk anwesend war. Das Lächeln war aus ihren Augen verschwunden. "Nein." sagte sie schlicht und machte auch keine Anstalten danach zu greifen. Ihr Blick rutschte zur Klinge und sie besah sich, gefasster noch als vorher, das Intrument von Tod und Verderben. Irgendwie hatte sie von Verus nie als Soldaten gedacht, als Kämpfer.

    Hoffentlich empfand Serrana nun kein Mitleid mit Narcissa. Das wollte diese nämlich nicht, ganz und gar nicht. Sie brauchte kein Mitleid. Sollten doch alle machen was sie für richtig hielten, die Götter ließen schon noch Gerechtigkeit walten. Dennoch berührte das Feingefühl ihrer Cousine sie und sie lächelte. "Danke, ich finds auch schön, dass wir uns verstehen."


    Phila war fertig und trat einen Schritt zurück, einen großen Spiegel hervorholend, damit sich Serrana anschauen konnte. Ein kleinerer Spiegel würde ermöglichen, dass sie sogar ihren Hinterkopf betrachten konnte. "Phila sollte dir noch Schminke auflegen. Ohne lass ich dich jedenfalls nicht gehen." sagte Narcissa scherzhaft und nickte Serrana zu. "Das steht dir unheimlich gut mit den Locken." sagte sie ehrlich.

    Es dauerte einen Moment und nichts tat sich. Narcissa runzelte verwundert die Stirn, eine der kleinen Sklavinnen hatte doch gesagt, er sei daheim. Sie ging einen Schritt näher zur Tür und legte ihr Ohr an das dunkle Holz, hörte sie da etwa Schnaufen? Sie blinzelte verwirrt. Nun, das würde erklären, warum keiner öffnete, obwohl Verus da war. Wen er wohl da drin hatte? Eine Sklavin? Eine Lupa? Gar eine Römerin? Sie überlegte, wie sie das herausfinden konnte, als die Tür doch plötzlich aufging. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und schaute überrascht. Vor ihr stand Verus. Aber so hatte sie ihn noch nie gesehen. Er trug ja eine Rüstung. Sie grinste und sah einen Moment verdutzt an ihm rauf und runter, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und dankte den Göttern für diesen Mann. Egal, was sie jetzt ans Tageslicht fördern würde. Langweilig wäre es ganz sicher nicht!


    "Stören? Nein, warum sollte es?" Sie lächelte ihn herzerweichend an und trat ein. Obwohl sie wußte, dass er doppelt so alt war wie sie (schließlich hatte sie seinen Sohn kennengelernt) konnte sie nicht umhin ihn noch einmal zu mustern. Die Uniform mit den vorgeformten Umrissen ließen ihn sehr muskulös aussehen, was man sonst nicht unbedingt mit ihm in Verdindung brachte. Zumal es keine Paradeuniform war, sondern eine, die tatsächlich benutzt worden war und auch in Mitleidenschaft gezogen. Es sah gut aus. Wirklich gut. Sie grinste verschmitzt. "Ich hoffe ich störe nicht, Verus. Das wäre mir wirklich unangenehm." sagte sie höflich und sah sich ein wenig in seinem Cubiculum um, dass sie bisher noch nicht von innen gesehen hatte. "Eigentlich wollte ich fragen, ob ich mir Markus ausleihen kann. Mir fehlt Gesellschaft und ich dachte ich könne mit ihm etwas im Garten herumtollen." Ihre blauen Augen fixierten seinen Blick und sie lächelte.

    Sim-Off:

    sollte ich stören, schicke mich einfach davon :D


    Narcissa hatte Langeweile. Diese Art von tödlicher Langeweile, wo selbst ein ganzer Berg voller Aufgaben nicht genug war und keinen Anreiz bot mit irgendetwas anzufangen. Ruhelos war sie erst in ihrem Cubiculum, dann in der gesamten Casa herumgesgangen, wie ein gefangenes Tier und hatte sich dann entschlossen Verus aufzusuchen. Er hatte etwas, dass sie nicht nur ablenken, sondern auch aufmuntern konnte und genau darum wollte sie ihn bitten. Wenig zaghaft klopfte sie an seine Türe.


    *pock pock*

    "Wie schön..." murmelte Narcissa bitterböse in ihren Weinkelch und schob ihn sich so vors Gesicht, dass Serrana die grässliche grimasse hoffentlich nicht sehen konnte, die Narcissa gerade schnitt. Ihre Befürchtungen hatten sich also bewahrheitet, Serrana hing an dieser Calvena wie ein Schoßhündchen. Zu dumm aber auch! Dieser Trottel von Silanus hätte sie eher gehen lassen müssen. Dann wäre sie eher hier gewesen. Dann hätte sie Serrana zuerst kennengelernt und Serrana wäre nun ihre beste Freundin. Aber nein, diese Zicke von Germanica kam einfach da lang und half ihrer Serrana, ihrer Serrana. Narcissas eisblaue Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während sie Calvena nach Germania wünschte. Ganz weit weg. Nun ja, sie würde ihr Fett schon noch abkriegen, das hatten bisher alle und wenn sie Serrana auch nur ein einziges Mal weh tat würde sie schon sehen... Narcissa seufzte. Sie vermisste Zenon. Vermisste Vestina. Sie vermisste sogar Silanus. An ihm hätte sie ihre Laune wenigstens auslassen können, bei Serrana ging das ja schließlich nicht.


    Es brauchte einige Sekunden, die Narcissa schmollend und wütend verbrachte, sich hinter dem großen Weinkelch versteckend, dann kam sie wieder lächelnd hinter diesem hervor.


    "Das ist toll. Es ist doch alles gleich viel einfacher, wenn man eine gute Freundin an der Seite hat." Ihre Stimme klang glaubwürdig, auch wenn ihre Worte scheinheilig waren. Gute Miene zum bösen Spiel. Wie immer. "Kennst du sie gut?" fragte sie dann noch und stürzte den restlichen Wein hinunter.

    "Ja, genau so ist es." kicherte auch Narcissa und lächelte sanft. "Serrana und ich sind keine direkte Cousinen, aber wir behalten uns vor, uns so zu nennen. Ich glaube, wenn man es ganz genau nimmt sind wir nur Großcousinen 2. Grades, aber wen interessiert sowas schon." Sie machte eine abwertende handbewegung und setzte dann etwas spitzer hinzu. "Man kann uns sowieso eher als Freundinnen, denn als Verwandte bezeichnen." Dieser Kommentar galt eindeutig Calvena, auch wenn Narcissa ihn so beiläufig klingen ließ, als spreche sie nur übers Wetter der vorletzten Woche.


    Dann wandte sie sich, freundlich lächelnd, zu Romana. "Bei einem Zusammentreffen in den Thermen beschlossen wir, dass es mehr Spaß machen würde die Ludi gemeinsam zu besuchen und den Tag dann bei einer Cena ausklingen zu lassen. Und da die Casa Iunia im Moment nur von Serrana bewohnt wird, bot es sich an. Mal so ganz ohne Väter und Brüder und Ehemänner." Sie zwinkerte, rief sich dann aber ins Gedächtnis, dass eine Vestalin vielleicht nicht ganz verstand, was sie meinte. "Ohne Aufpasser läßt es sich doch gleich viel angenehmer schwatzen, vor allem in einer so illustren Runde." Erklärte sie daher noch einmal. Sie sah fragend zu Calvena. "Du willst also ein Fest zu den Fontanalien abhalten? Eine gute Idee. Serrana wird sich sicherlich freuen. Ach übrigens, Glückwunsch zu deiner Ernennung zur Discipula, meine Cousine erzählte mir davon. Es freut mich, dass ihr etwas gefunden habt, dass euch Spaß macht." Jetzt kannte sie, mit Romana, sogar schon drei Frauen die sich den Göttern verschrieben hatten. Oh, bei Vulkanos heißem Schwanz, sie hoffte, das war nicht ansteckend!!

    Hoppala! Narcissa schluckte. Nicht nur, dass sie mit ihrem Einfall anscheinend völlig ins Schwarze getroffen hatte, Serrana war ihr sogar schon zuvor gekommen. Sie grinste. Trank etwas Wein. Und grinste wieder. "Ehrlich, das freut mich für dich. Ganz wundervoll!" Sie grapschte sich eine Weintraube und sah dann etwas nachdenklich zu Serrana. "Du und Calvena, ihr scheint euch sehr zu mögen, richtig? Seid ihr Freundinnen?" fragte sie etwas argwöhnisch und biss in die dunkle Weintraube, deren Süße erfrischend war und herrlich zum Wein passte.


    Sie lehnte sich zurück und schaute gegen die Decke. Minerva. Passende Wahl. Aber so anstrengend. Sie sah zu Serrana und schaute nachdenklich. Ob Serrana damit zurecht kommen würde, die Verantwortung im Tempel. Dass sie vor Leuten sprechen musste. Und all das, nun ja, was man als Priesterin auch immer zu tun hatte? Und vor allem, hätte die Brünette dann noch Zeit für sie? Würde sie sie noch besuchen kommen oder etwa mit Calvena, die zu allem Überfluß ebenso Priesterin wurde, ihre Zeit verbringen? Narcissa seufzte. Das war alles nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hatte.

    "Ja, es ist immer besser sich selbst ein Bild zu machen. Aber hätte deine Frau nichts dagegen, wenn du ins verregnete Germania musst?" fragte sie beiläufig und aß noch ein wenig weiter. Die Tempel und der Palast, ja, das klang wirklich interessant. Auch wenn Narcissa kein besonders inbrünstig gläubiger Mensch war, so erledigte sie doch die erforderlichen Opferungen mit stoischer Genauigkeit. Vielleicht wäre es wirklich keine schlechte Idee den Göttern zu opfern, auch wenn es generell nichts gab, um das sie diese bitten wollte. Vielleicht um einen passenden Ehemann, aber das hatte schließlich noch etwas Zeit. "Ja, das sind gute Ideen. Danke. Ich werde mir wohl immer mal wieder etwas vornehmen und nach und nach die Stadt erkunden. Das heißt, falls Livianus mich lässt." Sie lächelte sanft und etwas spitzbübisch.

    "Verständlich." sagte Narcissa nur und nippte vom Wein. Ein Leben lang Angst. Wie sich das wohl anfühlen mochte? Sie schüttelte bedauernd den Kopf und sah zu Serrana, die sich unter Philas fachkundigen Griffen immer mehr zu einer römischen Dame entwickelte. "Hast du mal daran gedacht, Priesterin zu werden? Für eine Vestalin bist du schon zu alt, aber vielleicht wäre ein anderer Kult für dich passend. Dann musst du auch nicht unbedingt heiraten, wenn du nicht willst. Und es ist ehrenvoll, dagegen könnte selbst deine Großmutter nichts sagen." Narcissa überlegte laut und lächelte sanft. Ja, als Priesterin konnte sie sich ihre Cousine wirklich gut vorstellen. Sie selbst hatte dahingehend keinerlei Ambitionen, nicht im geringsten, aber Serrana vielleicht.

    "Oh, Cara, was für ein Zufall. Wie geht es dir, meine Liebe?" Narcissa strahlte Cara an und ging ein paar Schritte auf sie zu. Wie herrlich einfach so auf der Straße jemanden zu treffen den man kannte und mochte - sofern man davon sprechen konnte, hatten sich die zwei doch bisher nur einmal in den Thermen getroffen und kannten sich eigentlich kaum. "Sag bloß du willst dir eine neue Sklavin zulegen?" fragte Narcissa scherzhaft. Sie fand es eher ungewöhnlich, dass eine junge Frau junge hübsche Sklavinnen kaufte. Es sei denn es gab einen Ehemann, den man beschäftigen wollte. Sie lächelte kurz und sah dann zwischen Bühne und Cara hin und her.