Beiträge von Iunia Narcissa

    Etwas ausrichten lassen? Oh, ihr würde da schon genug einfallen. Aber ihr kam da eine viel bessere Idee und die beinhaltete ein eisernes Schweigen, bis sie mit Silanus alleine war. Sie würde ihm nichts ausrichten lassen, wenn er sie hier schon zurückließ, sollte er wenigstens ein schlechtes Gewissen haben. Daher schüttelte sie nur mit dem Kopf und ließ sich von der kleinen dunkelhäutigen Sklavin aus dem Wagen helfen. Unter dem dicken Mantel streckte sie ihre müden Glieder und spannte ihre Muskeln ein paar mal an, endlich spürte sie ihren Körper wieder und sie ging ein paar Schritte auf das Pferd von Terentius Lupus zu. Ein solides Tier, nicht augenscheinlich prachtvoll, aber ganz gewiss perfekt für seine Aufgabe. Sie streichelte sanft über die Nüstern des Tieres und rieb es zwischen den Augen, so dass es verträumt die Augen halb schloss und den Kopf etwas in ihre Richtung streckte. Anscheinend bekam es nicht oft solche Zuwendungen und Narcissa konnte nur allzu gut verstehen, wie es sich fühlen musste.


    Es vergingen einige Minuten, in denen Narcissa nichts sprach, dann wandte sie sich aber doch noch einmal um. "Zwei Stunden erscheinen mir recht lang, wir sollten sofort aufbrechen. Ich möchte diese reise ebenso schnell hinter mir haben wie ihr sie hitner euch." Sie blickte zu den weiteren Männern, die herumstanden oder auf ihren Pferden saßen. Teilweise blickten sie sie sehr neugierig an, aber das störte die junge Iunia nicht weiter. "Sag, Terentius Lupus, würde es nicht viel schneller gehen, wenn ich auch reiten würde?" Sie lächelte ihn freundlich an und man konnte fast meinen, so etwas wie Vorfreude in ihren Augen glitzern zu sehen. Wenn sie Glück hatte, konnte sie ihn überreden, dass sie etwas reiten durfte. Und wenn es nur ein kleines Stück war.

    Es dauerte nicht lang und Narcissa konnte erneut Aufregung vor ihrem Wagen hören und dann blieb dieser sogar stehen. In einer schnellen, gekonnten Bewegung, strich sie sich ihr Kleid zurecht und die Haare ebenso. Ganz wie sie erwartet hatte, sprach jemand sie an und so ließ sie Phila den Vorhang zur Seite ziehen. Vor ihr stand ein gutaussehender Mann, etwas älter als sie und er hatte Manieren genug sich vorzustellen. Was er ihr allerdings erklärte, war weniger erfreulich. Es war sogar eine riesengroße Frechheit, nur sah auch Narcissa ein, dass dieser Soldat da vor ihr wenig dafür konnte. Sie schluckte ihren Ärger noch für eine Weile herunter und nickte ihm freundlich zu. Ihre eisblauen Augen musterten ihn einen kurzen Augenblick, bevor sie ihm antwortete.


    "Salve Terentius Lupus. Der legatus ist also schon abgeritten?" Sie sah kurz aus dem Wagen udn kontne Silanus nicht sehen. Für einen Moment fror ihr schönes Gesicht zu einer eisigen Maske, dann wandte sie sich wieder an ihre neue Eskorte. "Wie lange werden wir denn mit dem Wagen noch brauchen?" fragte sie neugierig.

    Es verging noch Zeit und Narcissa kümmerte sich nicht darum, wieviel, als sie eine plötzliche Unruhe vor ihrem Wagen wahrnahm. Interessiert schob sie den dicken, wollenen Umhang zur Seite, der die Kälte draussen halten sollte und beobachtete fasziniert, wie sich kleine Dampfwolken vor ihrem Mund entstanden. Sie konnte ihren Atem sehen! Sie beugte sich ein Stück heraus und sah sich um, die Männer schienen sich neu zu formieren oder etwas ähnliches. Es sah fast so aus, als würden einige von ihnen sich sammeln um irgendetwas zu tun. Sie hätte gerne gefragt, was das zu bedeuten hatte, aber es war niemand in der Nähe, den sie fragen konnte. Mit einer einzigen, schnippischen Bewegung verzog sich ihr Kopf wieder im Inneren und der Vorhang wurde zugezogen. Was auch immer da draußen vor sich ging, wenn es Silanus nicht mal für nötig hielt sie zu informieren, dann war ihr Zorn ihm gewiss.

    Natürlich bekam Narcissa von der Diskussion unter den Männern nichts mit und das war auch gut so. Silanus schätzte seine Verwandte nämlich sehr richtig ein und ein Wutausbruch war dementsprechend schon vorbestimmt, die Dreistigkeit sie einfach nur mit einer Handvoll Männer zurückzulassen würde er noch bereuen. Doch noch wusste die unzufriedene und frierende Iunia nichts von diesem Umstand, so dass sie sich mit Phila unter eine der dicken Decken kuschelte und sich dem sanften Ruckeln des Wagens ergab. Gelegentlich hörte sie ein Pferd schnauben oder eine Männerstimme etwas sagen, doch sie gab sich keine Mühe es zu verstehen. Die Stummheit ihrer Sklavin wurde ihr langsam zum Verdruss und so tat sie einfach gar nichts, keine Lust aufbringend etwas zu lesen oder sich sonst wie abzulenken.

    Narcissa und Phila sassen eng aneinandergekuschelt in dem Wagen, der fürstlich mit Decken und Kissen ausgestattet war. Entgegen ihrem mürrischen Gesicht war sie sogar zufrieden mit dieser Austattung und genoß die Ruhe und Abgeschiedenheit, die ihr im wagen zuteil wurde. Hier war nur Phila und die konnte nicht reden. Was seine Vor- und Nachteile hatte, doch für die junge Iunia überwogen die Vorteile bei weitem. Und so liess sie sich von ihrer jungen Sklavin die Haare ausgiebig bürsten und in eine abenteuerliche Frisur stecken, während sie einige Schriftstücke über ihre neue Heimat Confluentes überflog. Ganz wollte sie dann nicht neben ihrem Verwandten und Bald-Ehemann zurückstecken und dumm wirken. Sie hasste es, dumm zu wirken. Das sanfte Rumpeln des Wagens hatte etwas anheimelndes, wenn nur die Kälte nicht wäre. Dabei war sie vor nicht mal zwei Wochen noch in Griechenland gewesen und hatte sich mit einem Fächer den Schweiss vertrieben! Silanus hatte ihr wirklich etwas angetan und sie rieb ihre kalten Finger aneinander und beobachtete ihre trockene Haut, ohne sie wirklich zu sehen. Sie wurde aus ihm immer noch nicht schlau und sie konnte sich nicht entschliessen, ob das gut oder schlecht war. Er war ein umgänglicher Mensch, ja, vielleicht sogar viel zu nett. Sie konnte sich ihn beim besten Willen nicht als strengen Soldaten vorstellen und war gespannt, was sie noch so alles erfahren würde in der Zeit, die sie hier waren.


    Denn für sie war es absolut klar, dass sie nicht ewig hierbleiben würde.

    Narcissa hatte einen kurzen Abend verbracht und sich dann zeitig in ihr Gemach zurueckgezogen und sich Dingen gewidmet, die ihr mehr Spass bereiteten, als Soldaten beim fachsimpeln zuzuhören. Der Morgen war laut und hektisch gewesen, doch daran störte sich Narcissa nicht. Sie und Phila hatten ihre MOrgentoilette in aller Seelenruhe vollzogen und bald darauf kam Narcissa, herausgeputzt und lieblich anzusehen heraus zu den Männern. Man zeigte ihr den Wagen, auf dem sie reisen wuerde und ausser einem kurzen Seitenblick auf Silanus bekam sie ihn nicht zu Gesicht. Der Weg war nicht lang, soviel hatte sie herausgefunden, dennoch war es einfach duerchterlich langweilig. Ein gutes hatte der Auflauf von den vielen Soldaten jedenfalls, sie konnte sicher sein, dass ihr nichts geschehen wuerde. Von gelegentlichen Kälteattacken vielleicht einmal abgesehen. Doch da war ja noch Phila, die mit ihrem zarten Körper eine erstaunliche Wärme ausstrahlte und so mit Naricssa unter einer Decke zu sitzen hatte.


    Von ihr aus konnte es somit los gehn.

    Ganz damenhaft, wie Narcissa sein konnte, wenn sie denn wollte, hatte sie den beiden Männern das Gespräch ueberlassen und sich in esketischem Schweigen geuebt. Sie hatte keine Ahnung von den Einzelheiten, die besprochen wurde und sie wusste sehr wohl, dass ihre einzige FUnktion hier auf ihr Äusseres beschränkt werden konnte. Und mit diesem war sie sehr zufrieden, weswegen sie sich zuruecklehnte und sich stattdessen den Palast genauer ansah. Es freute sie zu hören, dass sie nicht im Schiff weiterreisen wuerden und so hatte Vinicius Lucianus sich bei ihr direkt beliebt gemacht - wenn wohl auch völlig unbeabsichtigt. Fuer sie wuerde man einen Wagen bereitstellen und auch, wenn sie sich auf einem Pferd halten konnte - von wirklichem Reiten war da nicht zu sprechen, so war ihr der Wagen nur recht. Sie könnte sich dort mit Phila zurueckziehn und versuchen sich irgendwie warm zu halten. Hier im Palast allerdings war es angenehm und die Aussicht die Nacht hier zu verbringen war durchaus angenehm.


    Ob man sich vielleicht am Abend noch einmal traf? Zur Cena? Wahrscheinlich war der Statthalter aber zu beschäftigt. Narcissa gähnte heimlich und ueberspielte das mit einem Lächeln, dass sie Vinicius schenkte, als dieser seinen Sklaven heranwinkte.

    Ja, das wusste sie durchaus noch. Sie hatte tagelang unter Schwindelgefuehlen, Appetitlosigkeit und Uebelkeit gelitten, dennoch war nicht alles an der Reise schlimm gewesen. Sie spuerte noch immer, wo der Meeresgott sie gekuesst hatte und im Stillen nahm sie sich vor ihm einen Weihestein aufzustellen. Vielleicht hatte er dann ein Erbarmen und sie brauchte nie wieder uebers Meer reisen. Seine Neckische Antwort bedachte Naricssa demnach nur mit einem kurzen, fragenden Blick, ihr Gesicht steif wie eine ablehnende Maske, der man ihren Missmut ansehen konnte. Die Pflichten, der ihr Bald-Ehemann durch seinen Dienst in der Ala hatte, begannen bereits mit einem Besuch beim Statthalter und Naricssa nickte nur. SIe war doch bereits fertig gewesen! SIe nickte Phila zu, die ihr auf dem Fuss folgte.

    Sie hielt sich - ganz entgegen ihrem eigentlichen Naturell - im HIntergrund und liess die Männer ihren langweiligen Gesprächen nachhängen. Das Militär war ihr relativ egal und sie verstand davona uch nichts, wollte sie auch gar nicht. Viel interessanter dagegen war das kurze Stocken ihres Verwandten, wobei ihr auffiel, dass er sie nur als Verwandte vorgestellt hatte. Sie wusste noch nicht so recht, was sie davon halten sollte und ihr kindlicher Stolz war einerseits gekränkt und andererseits war sie froh darueber. Es zeigte, dass es noch HOffnung gab und sie ihn vielleicht irgendwie umstimmen konnte, wenn er denn nicht bereit war sie in der Öffentlichkeit mit ihrem richtigen Status vorzustellen. Aber wie konnte er es eigentlich wagen, sie nicht zu seiner Frau zu wollen? Sie war jung und huebsch und das sollte doch wohl reichen!?

    Mit hochgezogener Augenbraue sah Narcissa, wie Silanus mit dem Kapitän sprach und die Sklaven plötzlich begannen, ihr Gepäck wieder einzuladen. Sie hatte keine Ahnung, was das zu bedueten hatte und zuckte unmerklich mit den Schultern, es würde jedenfalls nicht zurück nach Rom gehen und daher war es für sie uninteressant. Silanus kam auf sie zu und sie nickte ihm zu.


    "Guten Morgen." sagte sie trocken und vollendete den Satz mit ihrer leicht sptizen und ablehnenden Stimme, die er nun wahrcheinlich schon zur Genüge kannte. "Ich hasse das Meer und die Schiffahrt, auf dem Wasser fühle ich mich immer unwohl, ehal wie angenehm eine Nacht für mich ist." Schnippisch wie sie war, weil sie ihren Willen nicht kriegte, waren ihre Antworten eben alle etwas böser als sonst und anstatt noch etwas zu sagen nickte sie nur und ging an ihm vorbei und verließ das Schiff. Sie war fertig ihn zu begleiten.

    Langweilig. Langweilig. Langweilig. Das Wort kreiste immer wieder durch Narcissas hübschen Kopf und ihre Laune war auf einem Tiefstand angekommen, aus der auch die neuentdeckte Unterhalterin in Phila ihr nicht mehr heraushalf. Phila hatte Talent dafür Leute nachzuäffen, da sie ja stumm war, tat sie dieses über Gestik und Mimik und Narcissa ließ sich oft damit aufheitern, dass sie Silanus nachmachte. Natürlich nur wenn dieser nicht in der Nähe war, ganz so dreist war sie dann doch nicht. Doch sie war ihm auf der Reise aus dem Weg gegangen und hatte sich mit Phila oder mit etwas zu lesen beschäftigt und dabei war ihre Wahl auf Germanien gefallen. Neben den altbekannten Berichten von Tacitus las sie in der Acta über Germanien und auch andere, aktuellere Schriftstücke. Bisher hatte Silanus nichts weiter über Heiratspläne gesagt und Narcissa konnte sich damit nur zufriedengeben, ihre Hoffnung er würde sie doch noch freigeben bestand weiterhin. Sie wollte vieles, aber sie wollte garantiert nicht seine Frau werden! Nur leider erwartete sie auch hier in Mogontiacum nichts, was ihn umstimmen konnten und hier wollte sie eben auch nicht bleiben. Nein, nach den wenigen Tagen in Rom war für sie sehr klar, was sie von ihrem Leben erwartete. Und das würde sie auch kriegen!


    Nachdem sie also angekommen waren, zog Phila den Kaninchenumhang ihrer Herrin enger, bevor sie ihren eigenen dicken Wollmantel zurecht schnürte. Es war kalt und Narcissa begann das Land jetzt schon zu hassen. Ihre rosa Lippen liefen beinahe augenblicklich bläulich an und sie presste sie zu einem schmalen Strich, der ihr ein aggresives Äußeres verlieh. Ihre Hände lagen in denen von Phila, die energisch darüberrubbelte und Narcissa sah zu, wie die Sklaven ihr Gepäck abluden und sich damit auf den Weg machte. Silanus stand in ihrer Nähe, nicht richtig nah, denn sie ging ihm ja schließlich aus dem Weg, aber nah genug. Sie sah ihn einmal kurz an, wie er da so in seiner Rüstung stand, hätte er sicherlich dem ein oder anderen Mädchen den Kopf verdrehen können, doch sie sah in ihm noch den Verwandten. Oh, wie sie ihren Vater hasste!

    Narcissa war Silanus still gefolgt und wurde, wie seit Tagen, von Phila begleitet, der die Kälte genauso zu setzte wie auch ihrer Herrin. Natürlich hatte sich Narcissa dem neuen Klima angepasst und ihre Garderobe fast komplett ersetzen müssen, denn ihre eigentliche Kleidung würde sie hier nur im Sommer anziehen können. So stand sie nun in einem dunklen, dicken Kleid und einer mit Kaninchenfell ausgekleideten Stola beim Statthalter von Mogontiacum, wobei ihre Füße nicht in typischen Sandalen sondern in robusteren und wärmeren Schuhen steckten. Kalte Füße, eine recht unbekannte Erfahrung, waren für Narcissa zum neuen Staatsfeind geworden. Schlimmer noch als die Tatsache, dass sie mit Silanus hierher musste, war es, dass sie ständig fror. Daran konnte auch das Feuer kaum etwas ändern, in dessen Nähe sie sich stellte.


    Die Reise war anstrengend gewesen und langweilig, obwohl Silanus sich Mühe gegeben hatte. Doch Narcissa wollte noch nicht aufgeben und - obwohl sie wußte, dass ihre Chancen dahingehend immer mehr schwanden - hoffte sie noch darauf ihr Leben würde eine angenehmere Wendung nehmen. Es war interessant zu sehen, dass Silanus einen Hauch von nervösität verströmte und so freute sich Narcissa, schadenfroh wie sie schon mal sein konnte, auf die Begegnung mit dem Statthalter.

    Narcissa hatte die letzten Tage schmollend verbracht und sich mit Phila zurückgezogen, die Vorbereitungen für die Reise hatte sie nur halb überwacht und sich stattdessen lieber mit einer streunenden Katze beschäftigt, die sie mit Hähnchenflügeln fütterte. Der Tag der Abreise war dann doch schneller gekommen als ihr lieb war und nachdem alles verladen war und sie und Phila waren stumm dem Hausherren gefolgt.


    Ihre schweigsame Laune wurde nur von gelegentlichen genervten Blicken unterbrochen und für sie war es immer noch so, als würde ihr Silanus das allerschlimmste antun. Seine nette Art half ihr da auch nicht viel.

    Das Beste!? Was verstand er schon, was das Beste für sie war!? Narcissa schüttelte wild den Kopf und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sie es sich anders überlegte. Sie würde wahrscheinlich noch soviel reden können, bei ihm war alle Mühe vergebens. Er war ebenso stark wie ihr Vater, nur eben nicht so laut. Ob ihre Familie ihn deswegen ausgesucht hatte? Narcissa war ja selbst klar, dass ein Großkatzendompteur wohl bessere Aussichten bei ihr hatte als jeder andere Mann. Daher drehte sie sich einfach nur um und ging.

    Narcissa verschränlte die Antwort und hörte sich mich sichtlichem Unwollen seine Antwort an. Ihr Vater hätte jetzt auf den Tisch gehauen, sie eine dumme Tochter genannt und darauf bestanden, dass sie ihm gehorchte. Was natürlich nur noch eine patzigere Antwort ihrerseits nach sich gezogen hätte. Doch Silanus war anders, er appelierte an ihre Vernunft und versuchte ihr das germanische Dorf schön zu reden. Die Verlobte eines Präfectus Ala, ja, das wäre sie dann wohl. Aber er war ihr Verwandter, verdammt nochmal! Da konnte ihr die besten Kreise aus Confluentes auch nicht weiterhelfen. Sie schwieg ihn an und sah seinen flehenden Gesichtsausdruck, der sie allerdings nicht wirklich umstimmen konnte.


    "Ich schätze, ich muß mit. Ob ich will oder nicht." sagte sie frech und stand auf, obwohl es eher so aussah als sprang sie auf. Sie war wütend, was man ihr ansah und sie war sich dahingehend auch nicht für eine noch größere Szene zu schade.

    Confluentes... Moment, das war doch in Germanien!? Gerade Germanien. Narcissa atmete einen Moment durch und sah in besorgte Gesicht ihres Gegenübers. Sie schnaubte wütend und zog ihre Augenbrauen zusammen, konnte er es ihr nicht einfach sagen. Wieso musste er so nett sein, das ging ja schon fast so weit, dass sie ihn als weich bezeichnen wollte. Er war kein richtiger Mann, er war nicht bestimmt oder setzte sich durch und das war wahrscheinlich das Einzige, was bei Narcissa wirklich fruchtete. Sie brauchte etwas Gegenreaktion, wo sie doch so gerne ihre Grenzen austestete und ihre eiskalten Launen innerhalb von Sekunden umschwenken konnten. Wenn sie diese erst einmal ausgelebt hatte und genau das tat sie jetzt . Sie seufzte einmal theatralisch und erhob dann ihre Stimme.


    "Germanien, richtig? Du willst also allen Ernstes, dass ich mit dir an das Ende der Welt reise und dort vor Langeweile sterbe, die ewige Stadt vergessend und dir ein braves Eheweib?" Eigentlich wollte sie ihn nicht direkt so angehn, aber je länger sie sprach, desto wütender wurde sie und sich selbst zu bremsen hatte sie schon lange nicht mehr gekonnt. Ihr Gefühl ohne Zenon völlig allein auf der Welt zu sein, machte es für sie sehr schwer, noch höflich zu bleiben - denn sie ging nicht davon aus, dass sie Silanus besonders viel sehen würde, wenn er erstmal seinen Dienst angetreten hatte. Demnach war sie wieder allein. "Das kannst du vergessen. Ich will nicht nach Germanien und du wirst mich nicht überreden, wenn du darauf bestehst. Wir sind ja noch nicht mal verlobt, du hast überhaupt keine Gewalt über mich." Ihre patzige Antwort war wahrscheinlich keine Fortsetzung des höflichen Eindrucks, den sie noch am Vormittag gemacht hatte.

    "Dann gratuliere ich dir." sagte sie mechanisch, sie meinte es zwar auch so, aber wirklich berühren tat es sie nicht. es war natürlich toll, wenn er Karriere machte aber sie interessierte im Moment mehr, in wie fern sie das betraf. Welche Auswirkungen das auf sie haben würde. Ein leiser Verdacht schlich sich in ihren hübschen Kopf und sie sah ihn misstrauisch an. "Ich gehe davon aus, dass die Ala II Numidia nicht in Rom stationiert ist?"

    Iunia Narcissa hatte den ganzen Nachmittag im Garten verbacht und sich in Gesellschaft ihrer neuen Sklavin, dem stummen Mädchen Phila, befunden, als Araros ankam und ihr sagte, Silanus sei zurück und verlange sie zu sprechen. Erleichtert legte sie die kleine Handharfe zur Seite, auf der ihr die völlig untalentierte Phila etwas vorspielen sollte und ging gemütlichen Schrittes zu dem Officium, dass sie bereits in der Abwesenheit des Hausherren erkundet hatte. Sie klopfte an, wartete einige Augenblicke und trat dann ein, "Herein" hin oder her, sie war ja schließlich die Herrin im Hause.


    "Schon zurück? Was gibt es denn zu berichten?" fragte sie halbwegs interessiert, innerlich noch darüber nachdenkend, ob der Sklaventausch in Ostia wirklich eine allzu gute Idee gewesen war.

    Sie nickte und fiel in sein Grinsen ein. Sie war erleichtert noch keinen festen Termin vorgesetzt zu bekommen. Irgendwie war er ja doch ganz nett, dieser Silanus. "Dann wünsche ich dir viel Glück im Palast." sagte sie nur und winkte der stummen Phila, die ihr daraufhin in den Garten folgte. Sie würde einen kurzen Brief an ihre kleine Schwester schreiben und sich so den Nachmittag verkürzen.

    Nicht in Rom bleiben? Sie schaute ihn verwundert an? Dabei war Rom, die ewige Stadt, doch das einzige, auf das sie sich wirklich gefreut hatte. Die Hauptstadt des Reiches und sie mittendrin. Aber daraus wurde vielleicht nichts und sie zog ihre Stirn kraus, so dass sich eine senkrechte Zornesfalte darauf bildete. Das alles lief absolut nicht so, wie sie gewollt hatte und wäre sie jetzt zu Hause hätte sie ihrem Unmut lautstark Luft gemacht. So aber nickte sie nur kurz und sah ihn weiterhin an. So war das wohl, wenn man die Frau eines erfolgreichen Soldaten war, man zog mit ihm mit. Sie hoffte nur es würde nicht in das kalte, verschneite und barbarische Germanien gehen, denn darauf hatte sie nun wirklich keine Lust. Und schon wieder reisen? Mit dem Schiff etwa? Sie schüttelte angewidert den Kopf, noch einmal so eine Seereise wollte sie wirklich nicht erleben.


    "Ja, tue das. Vielleicht können wir ja heute zusammen die cena einnehmen und dabei darüber reden, was werden soll. Ich gehe also davon aus, dass es keinen Hochzeitstermin gibt? Mein Vater hat mir weder sein Schreiben noch deine Antwort gezeigt so dass ich nicht wirklich weiß, wie sich meine nähere Zukunft nun gestalten soll."