Beiträge von Iunia Narcissa

    Narcissa schaute einen Moment und war hin und hergerissen, wie sie reagieren sollte. Sie war enttäuscht und wütend, dass er nicht genauso wie sie dachte und sie einfach nach Hause schickte. Dennoch schien er auf ihrer Seite und schien sogar Verständnis für ihre Situation zu haben. Wie konnte man auf jemanden wütend sein, der auf der eigenen Seite stand? Der sich sogar darum sorgte, was mit ihr werden würde, wenn sie wieder nach Achaia zurück kommen würde. Sie lächelte traurig und nickte. Es gab keinen Ausweg und das hier würde ihr Mann werden, auch wenn es ihr noch immer nicht passte. Da konnte er sagen was er wollte und ihr sogar ihre Verwandschaft aufmalen, sie hatten den gleichen Namen, die gleiche Gents und in ihren Augen war es eine Schande. Ihr gesellschaftlicher Tod, auch wenn sie bisher natürlich nicht sehr bekannt in der Gesellschaft war. Dafür hatten ihre Eltern gesorgt.


    "Ich bin dir dankbar, dass du mir Zeit einräumen willst und mir die Möglichkeit lässt mich an dich und an dieses neue Leben hier zu gewöhnen. Zurück zu meinem Vater will ich auf keinen Fall." Ihre Stimme blieb leise, verlor aber den stechenden Unterton, der gemeinhin als spitz zu bezeichnen wäre. Dieser Silanus vor ihr war anscheinend unheimlich nett und weich und sie wußte noch nicht, ob sie das gut finden sollte. Konnte er denn nicht sehen, dass sie ihn absolut nicht heiraten wollte!? Aber es war wohl so wie bei allen Männern, sie sahen es nicht und merkten es nicht und selbst wenn, dann scherten sie sich nicht darum was sie wollte.

    In Narcissas erinnerungen spielte Silanus keine übergeordnete Rolle und sie bezweifelte sogar, dass sie sich wirklich schon mal begegnet waren. Wenn dem so gewesen war, dann hatte sie es komplett vergessen und auch ihre Familie hatte sie daran nicht erinnert. Der Mann vor ihr war für sie ein völlig Fremder und so neugierig sie auch auf ihn war, allein die Vorstellung, dass es bereits beschlossen war ihn zu heiraten machte es ihr sehr schwer. Schwer, ihn nicht gleich mit einer Vase zu bewerfen und ihm somit klar zu machen, welche Schande es in ihren Augen war, einen eigenen Verwandten heiraten zu müssen. Dennoch musste sie sich eingestehen, dass er Manieren hatte und durchaus freundlich schien. Vielleicht sogar etwas zu freundlich. Lernte man denn beim Militär gar nichts mehr!?


    Ihre Anreise war, zu einem Teil, sogar angenehm gewesen, auch wenn ihre Seekrankheit ihr einige Tage wirklich die Laune verdorben hatte. Doch der letzte Teil seines Satzes war die Höhe, denn zufrieden war sie keineswegs gewesen. Sie hatte sich nicht tagelang auf ihre Ankunft hier vorbereitet, nur um dann ein leeres und verwahrlostes Haus vorzufinden! Mit Mühe unterdrückte sie einen wütenden Schnauber und behielt ihr Lächeln bei.


    "Danke, ja. Die Sklaven und ich haben uns hier etwas die Zeit vertrieben bis wir mit dir rechnen konnten, ich habe mir erlaubt einige griechische Blumen in deinen Garten pflanzen zu lassen. Hier ist es zwar nicht immer so sonnig, aber man kann es ja durchaus einmal versuchen." Das sie keinerlei Ahnung von Gärtnerei hatte überspielte sie an dieser Stelle gekonnt und wagte es dann, sich etwas näher zu ihm zu stellen. War das nur sie oder war er tatsächlich etwas verlegen!? Innerlich stöhnte sie auf, sie hatte anscheinend eine recht zarte Person als Ehemann ausgesucht bekommen. Nun ja, das sollte es dann einfacher machen ihren Willen durchzusetzen. Sie lächelte fröhlich, wohl wissend, dass er ihren Gedankengang nicht verfolgen konnte. "Ich sehe du bringst viele Sklaven mit, das ist gut, das Haus braucht ein paar tatkräftige Arme. Ich habe mich bereits in einem cubiculum eingerichtet, ich hoffe, damit bist du soweit einverstanden."


    An dieser Stelle machte sie nochmal eine kleine Pause, nicht, dass sie wirklich Widerspruch erwartete, aber man konnte ja nie wissen. Ihr kindlicher Übermut oder auch Ungeduld genannt ließ es nicht zu weiterhin nur unwichtige Nettigkeiten auszutauschen und sie sprach gerade raus aus, was ihr wirklich wichtig war. Allerdings senkte sie dazu ihre Stimme, so dass auch die umstehenden Sklaven es nicht hören konnten. "Ich bin ganz und gar nicht erfreut, dich als meinen Verwandten heiraten zu müssen. Mein Vater hat mich dazu gezwungen, über die Leiche meines besten Freundes hinweg. Es wird zu einem gesellschaftlichen Makel in deiner und meiner persönlichen Geschichte werden - ganz egal wie nah oder fern verwandt wir sind." Jetzt fühlte sie sich schon besser und sie lächelte ihn an.


    Sim-Off:

    bin morgen gegen sieben ausm haus und ab in den urlaub, falls du bis dahin postest, tue ich das auch noch ansonsten simme mich mit. ich werd natürlich versuchen immer mal wieder reinzugucken und nen kleinen post dazulassen.

    "Das bin ich nicht." sagte sie kurz in Richtung des Sklaven und wartete, bis dieser sich verschüchtern zurückzpg. Ihr Blick ruhte auf den Soldaten, der so selbstverständlich in diesem Haus stand, dass es keinen Zweifel gab um wen es sich handelte. Sie war positiv überrascht von seinem Äußeren, er war gut trainiert und schien kräftig, er hatte ein feines Gesicht, keine Narben oder sonstigen Kriegsspuren. Das er Narben an anderen Körperstellen haben könnte und sie diese auch bald zu Gesicht bekommen würde ließ sie unwirsch mit dem Kopf schütteln. Daran wollte sie einfach nicht denken.


    "Lucius Iunius Silanus, es ist mir eine Freude dich dann auch endlich in Rom anzutreffen." erwiderte sie spitz, sie konnte es sich einfach nicht verkneifen, obwohl sie eigentlich hatte nett zu ihm sein wollen. Aber die Tatsache wie ihre eigenen Ankunft verlaufen war, konnte sie nicht so schnell vergessen und verzeihen schon mal gar nicht. "Ich bin Iunia Narcissa." jetzt war ihr Ton schon etwas weicher und ihre Stimme erinnerte an dunklem Honig. Sie konnte, wenn sie denn erstmal wollte, sogar erstaunlich nett und lieb sein.

    Drei Tage waren vergangen, seit sie hier angekommen war und die hatte dafür gesorgt, dass die drei Sklaven das Haus auf Vordermann brachten. Der Garten erstrahlte und war zu ihrem Liebelingsort erkoren worden, wo sie gerne am Nachmittag saß, las und sich auch ihre Speisen servieren ließ. Direkten Kontakt hatte sie beinahe nur mit Phila, die auch als Laufmädchen für Nachrichten an die anderen Sklaven herhielt und Narcissa war, von kleineren Details einmal abgesehen, sogar recht glücklich. Sie genoß die abwesenheit von anderen Familienmitgliedern, schlief lang und ausgiebig, ließ sich betüdeln und behübschen und schwelgte ganz in dem Luxus, den dieses Haus umgab. Doch dann, am Morgen des vierten Tages kam Phila zu ihr und winkte aufgeregt, bis sie ihr folgte. Aus einem Fenster im Obergeschoss konnte sie sehen, wie einige Sklaven begannen Habseligkeiten ins Haus zu räumen und sie wußte schnell, dass es sich dabei wohl nur um Iunius Silanus handeln konnte.


    In Windeseile ließ sie sich von Phila zurecht machen und schaffte es im Handumdrehen sich von einer verschlafenen Jugendlichen in einer gepflegte, prunkvoll gekleidete Dame zu verwandeln und mit etwas Duftöl auf den Armen verreibend machte sie sich auf den Weg ins Atrium. Sie war gespannt auf den Verwandten, den sie heiraten sollte.

    Narcissa lehnte sich - nun schon etwas entspannter zurück - sie hatte ihren Standpunkt klargemacht und war sich sicher, dass er das verstanden hatte. Und wenn er ein wenig Angst vor ihr hatte, war das nur gut so, dann würde er sich mehr anstrengen und nicht mehr so faul bei seinen Aufgaben sein. Dennoch hatte er ihr eine entscheidende Frage nicht beantwortet und das nervte Narcissa so wie ein klitzekleiner Kiesel im Schuh. Es tat nicht wirklich weh, es war nur unangenehm und raubte ihr den letzten Nerv. Sie blickte ihn wieder an, ihre eisblauen Augen starr auf ihn gerichtet, bis er den Blick senkte.


    "Und wo ist Silanus?" fragte sie noch einmal sehr direkt. "Domina, er weilt in Alexandria. Der Kaiser hat ihn versetzt und daher ist seine Anwesenheit in Rom erforderlich, aber ich weiß nicht, wann genau er anreisen wird. Bald, will ich wohl meinen." Araros hatte eine angenehme Stimme, das fiel Narcissa erst jetzt auf, vor allem wo er doch halbwegs nützliche Informationen preisgab. "So so." War ihr einziger Kommentar dazu, denn ihr fiel etwas anderes ein, dass an dieser Stelle viel wichtiger war. "Lass mein Gepäck hereinbringen und schicke jemanden, der Phila beim auspacken hilft. Ich habe eine kleinere, rötliche Truhe dabei, es befindet sich Wein darin, den du dann in euren Keller bringen kannst oder wo auch immer man hier Wein richtig lagert. Desweiteren habe ich dort auch weitere Gastgeschenke, sieh zu, dass alles fachgerecht gelagert wird. Sollte Silanus nicht rechtzeitig hier eintreffen…" an dieser Stelle ließ sie ihre Stimme sanft ausklingen und somit blieb es offen, was sie mit den griechischen Leckereien machen wollte, die sie auch ihrer Heimat Achaia dabei hatte. Wahrscheinlich selber essen. Sie beobachtete wie Araros nickte und dann verschwand um ihren Anweisungen Folge zu leisten. Sie drehte ihren Kopf zu Phila.


    "Denk daran, dass du jetzt meine Leibsklavin bist, kleine Phila. Du brauchst nichts tun, was Araros dir sagt und wenn er dich zu etwas zwingen will, dann komm zu mir, ja?" Sie wartete bis das junge Mädchen nickte und lächelte ihr dann zu. "Gut, dann wäre das geklärt." Sie seufzte. "Also so hatte ich mir das alles wirklich nicht vorgestellt." Phila nahm eine Bürste zur Hand und begann die langen, schwarzen Haare ihrer Herrin auszukämmen, so dass die voluminösen Locken verschwanden und nur noch als lange Wellen zu sehen waren. Mit einem Lederband schnürte sie ihr einen einfachen Pferdeschwanz, dann war auch schon Araros zurück und trug mehrere Kisten herein. Nach und nach wurden alle entpackt, Kleider ausgeschüttelt, Schuhe sortiert, Schmuck zurecht gelegt und dann war Narcissa wieder alleine mit ihrer neuen Sklavin. Sie musste sich noch etwas überlegen, wie sie sie markieren sollte. Klassischerweise trugen die meisten Sklaven eine Kette mit einem Anhänger auf dem der Besitzer stand, manche hatten auch Armreifen oder sonstigen Schmuck. Ja, das wäre eine Idee, ein schöner Armreif würde Phila sicherlich gefallen. Gleich morgen müsste sie sich darum kümmern. Doch jetzt wollte sie nur eins, schlafen. Und nicht daran denken wie alleine und einsam sie sich fühlte ohne den großen, weißen Fellball, den sie so geliebt hatte.

    "Also, was ist dein Name und deine Aufgaben hier im Haus? Und wo steckt Lucius Iunius Silanus?" Narcissa saß immer noch auf ihrem Bett und Phila schenkte ihr Wein nach und reichte ihr einige Trauben. Obwohl sie ihre Herrin erst wenige Stunden kannten, sprach deren Laune Bände und sie hoffte, dass sich deren Ärger nur auf den Sklaven vor ihr richten würde. Bisher hatte sie Narcissa eher als streng und gemein kennengelernt, aber die offene Wut nun hatte etwas Erschreckendes an sich, vor allem, da die Schwarzhaarige sie zu unterdrücken versuchte. Der männliche Sklave sah es wohl genauso, denn er trat nervös noch einmal von einem Bein aufs andere, bis er antwortete.


    "Domina, mein Name ist Araros und ich bin in erster Linie dafür zuständig, die anderen Sklaven zu überwachen. Damit sie alles erledigen und auch alles gut erledigen. Im Moment sind wir nur zu dritt hier, Dominus Iunius Silanus reist mit weiteren Sklaven an, damit wir das Haus bewirtschaften können." Narcissa nickte, aber erfreut war sie nicht. Anstatt ihre zweite Frage zu beantworten, war er umgeschwenkt und hatte ihr etwas beantwortet, das sie noch gar nicht gefragt hatte. Es war erstaunlich, man hatte nur drei Sklaven hiergelassen und daher war es wohl kein Wunder, in welchem Zustand das Haus war. Sklaven ohne ihre Herren waren immer erschreckend faul und sie hatte vor, dies zu ändern. "Gut, Araros, morgen früh möchte ich, dass du die anderen beiden Sklaven zu mir bringst, ich will mir ein Bild von ihnen machen. Ihr drei werdet morgen das Haus putzen und zwar gründlich, danach verlange ich eine Führung. Denk an den Garten, ich will ihn in tadellosem Zustand sehen. Phila hier…" sie zeigte auf das junge Mädchen, welches schräg hinter ihr stand "… wird sich nur um mich kümmern, du hast keine Ansprüche auf sie oder ihre Mithilfe, ist das klar?"


    Ihr strenger und genervter Ton war ausreichend genug, dass Araros nur nickte und nicht zeigte, ob er nun begeistert war oder nicht, wieder eine Herrin im Haus zu haben. Allerdings war sie, das musste er zugeben, sehr selbstsicher und schikanierte bereits alle herum, als würde ihr dieses Haus gehören. Er konnte ja nicht ahnen, dass es das im Grunde bald tun würde.

    Wutschnaubend stürmte Narcissa in den Raum, den der verschüchterte Sklave ihr anbot. Eine Frechheit war das! Gemeinheit! Wie konnte man es wagen, so mit ihr umzuspringen! Ihre energischen Schritten hallten in dem Raum nach und Narcissa nahm seine schlichte Eleganz nicht wahr. Sie sah auch nicht, wie Philas Augen groß wurden und sie andächtig die Fensterläden öffnete um einen Blick in den Garten zu werfen. Ihre Herrin beruhigte sich nur ungern und brauchte auch eine nicht allzu kurze Zeit dafür, doch schlussendlich ließ sie sich aufs Bett fallen. Frechheit! Dachte sie noch einmal und blickte dann das verschüchterte Mädchen an.


    "Lass mir einen Krug Wein bringen und ein paar Weintrauben." Herrschte sie das braunhaarige Mädchen an und sah mit Genugtuung, dass wenigstens sie ihre Befehle ausführte. Sie konnte einfach nicht verstehen, wie dies geschehen konnte und die Böswilligkeit, die gelegentlich von ihr Besitz ergriff, mochte nicht an ein Versehen glauben. Der Sklave, ein älterer Mann, der ihr erst nach fünfmaligem Klopfen aufgemacht hatte, wusste nicht wer sie war. War nicht mal informiert, dass sie ankommen sollte. Sie war völlig allein in diesem Haus! Kein Verwandter, sie zu begrüßen, kein Silanus, der sie empfang. Frechheit! Er war unverschämt und unpünktlich und der Zustand des Hauses war nur allzu offensichtlich. Sie stand auf und blickte in den Garten, selbst im Halbdunkeln der heraufziehenden Nacht sah sie, dass dieser mehr Pflege benötigte. Konnte es denn sein, dass nur ein oder zwei Sklaven hier waren? Wo waren denn bitte alle Verwandten? Das hier war schließlich Rom, die ewige Stadt, dort wo sich das gesellschaftliche Leben konzentrierte. Alle ausgeflogen, Karriere beim Militär machen? Sie schnaubte verächtlich und strich sich übers Gesicht. Sie hatte sich völlig umsonst herausgeputzt! Als Phila wiederkam, ließ sie sich aus dem Kleid und in eine kurze Nachttunika helfen. Danach entnahm Phila dem Haar ihrer Herrin allen Schmuck und reinigte deren Haut, so dass keine Schminke mehr zu sehen war. Narcissa dagegen schwieg und stürzte mehrere Becher Wein hinunter, bis sie sich so weit abgeregt hatte, dass sie den Sklaven empfangen wollte.


    Er sah nervös aus und keineswegs glücklich, der schlecht gelaunten Dame Rede und Antwort stehen zu müssen. Doch da man anscheinend keine Rücksicht auf sie nahm, zog sie gleich und begann ein fast verhörartiges Gespräch.

    [Blockierte Grafik: http://img265.imageshack.us/img265/88/cubiculumnocturnumgoz8.jpg]


    Das Cubiculum von Iunia Narcissa
    ist vornehmlich in gelb und rot gehalten und besteht aus einem großen Raum. In einer Ecke steht ein hölzernes Bett mit weißen Laken bezogen, für ihre Sklavin Phila gibt es ein weiteres Bett, was ungemein unscheinbarer ist. Desweiteren gibt es neben einem Tisch und Korbsessel noch eine Schmink- und Frisiermöglichkeit, natürlich Platz für Kleider, Schmuck und Schuhe und ein großes Fenster, von dem man aus in den Garten schauen kann. Der Raum ist nicht übermäßig groß, aber wohnlich und die Wände sind mit edlen Verzierungen bemalt. Zwei Topfpflanzen, die links und rechts von der Zimmertür stehen, geben dem Ganzen schließlich einen weiteren wohnlicheren Eindruck.

    Nun war alles erledigt und es gab nichts mehr für die junge Iunia zu tun, Nicäa war eingetauscht, sie war gesättigt, eine Sänfte wartete auf sie und Phila folgte ihr brav wie ein Lamm. Sie schlenderte noch ein wenig durch Ostia und besah sich die Waren, doch sie war nicht in richtiger Kauflaune. Viel eher kreisten ihre Gedanken immer mehr um ihre baldige Zusammenkunft mit Silanus, Lucius Iunius Silanus, ihrem Verwandten. Den sie heiraten sollte. Eine steile Falte bildete sich auf der blassen Stirn der Herrin, als sie ihre Augen zusammenzog und es ihrem Herzen gleichtat. Sie war keineswegs über die Tatsache hinweg, dass ihr Vater sie allen Ernstes an einen Vettern empfahl, der sie heiraten sollte. Und, dass dieser auch noch einwilligte! Nun würde sie fern der Heimat, ohne ihre Geschwister, einen völlig fremden heiraten müssen. Unwillig schob sie sich durch die Menschenmenge und wich geschickt einem dreckigen Sklaven aus, der ihren Weg kreuzte. Sie war nicht mal in Stimmung, sich darüber aufzuregen, dass er ihr im Weg gestanden hatte. Stattdessen steuerte sie den Sänftenhändler an und ließ ihn wissen, dass sie jetzt abreisen wollte.


    Ihr Gepäck war schnell verstaut und Narcissa achtete nicht besonders darauf, ob die Hochzeitsgeschenke, die ihr Vater ihr mitgegeben hatte, unversehrt blieben. Ginge es nach ihr, wäre dieses besondere Gepäck auch einfach "verloren" gegangen. Die Sänfte war erstaunlich groß, eher für eine bequeme Reise gedacht als für ein pompöses Erscheinen und das war Narcissa sogar recht. Sie wollte nicht unnötigerweise Wegelagerer anlocken und daher war es wohl besser, wenn sie nicht allzu bedeutend aussah. Die Sklaven, die sie transportieren sollten, sahen kräftig aus und trugen dunkle Tuniken, so dass sie sich alle sehr ähnelten. Narcissa legte sich halb aufrecht auf die gepolsterte und mit Kissen ausstaffierte Sänfte, Phila durfte an ihrem Fußende sitzen und während das sanfte Schaukeln ankündigte, dass sie nun auf dem Weg waren, ließ sich Narcissa die Füße massieren.


    Die Reise verlief ereignislos und der ungeduldige, schwarzhaarige Teufel im Inneren der Sänfte war sich nicht schlüssig, ob sie das gut oder schlecht finden sollte. Langweilig war es auf jeden Fall und sie hasste Langeweile. Dennoch war ihre Neugier, von einer Räuberbande überfallen zu werden, gering und so war erst der Anblick von Rom eine willkommene Abwechslung. Die Sklaven machten eine kurze Pause und Narcissa und Phila standen auf einem Hügel, während die Sonne unterging und die ewige Stadt in ein goldenes Licht tauchte. Narcissa war beeindruckt von der Größe und Schönheit der Stadt, die konnte Wohnhäuser erkennen und Tempel, die hoch über die Stadt ragten. Das geschäftige Treiben hatte nachgelassen, denn es war Abend und für die Menschen Platz gemacht, die sich nun dem Vergnügen widmeten. Mancherorts waren die Straßen erhellt und Fackeln waren wie kleine, gelbe Punkte, andernorts war es bereits dunkel und Narcissa fielen die Berichte über Diebe ein, die nachts in der Stadt ihr Unwesen trieben. Aber sie würde früh genug ankommen, wenn es noch nicht dunkel war und sie hoffte, die Gefahr damit zu bannen.


    Nach der Pause ging es weiter und die letzten Meter vor der Stadt ließ Narcissa Phila die Vorhänge der Sänfte aufhalten, so dass sie hinaus gucken konnte. Das Mädchen reagierte schnell und hörte gut, Narcissa war soweit mit ihr zufrieden und hoffte nur, dass es dabei blieb. Ihre innerliche Unruhe wuchs, je näher sie der Stadt kamen und wurde immens, als sie dann schlussendlich in ihr waren. Silanus wusste wohl um den Tag ihrer Ankunft, aber sie hatte keinen Boten geschickt, um ihre Ankunft im Vorfeld anzumelden. Nein, er musste mit ihr rechnen, schließlich würde sie bald die Herrin in seinem Haus sein. Ob er freundlich war? Ansehnlich? Mit guten Gepflogenheiten und höflich? Oder ein eher typischer Soldat, militärisch direkt, streng, diszipliniert? Dann war er sicherlich auch gut trainiert und man konnte sich wenigstens an seinem Äußeren erfreuen. Narcissa schnaufte was ihr einen irritierten Blick von Phila einhandelte. Sie schüttelte nur den Kopf, ihre neue Sklavin im Unklaren lassend, was ihr Missfallen erregt hatte. Sie wollte nur noch ankommen und diesem neuen Mann in ihrem Leben in die Augen blicken und endlich wissen, was da auf sie zu kam.


    Sim-Off:

    Weiter gehts an der Porta

    Dem Händler war anzusehen, dass er nicht direkt wusste, ob er Narcissas direkte Fragen gut oder schlecht finden wollte, daher nickte er nur und winkte einem anderen Sklaven zu. Der brachte Schreiutensilien und so wurden Phila und Nicäa "gebeten" etwas auf Griechisch und etwas auf Latein zu schreiben. Narcissa betrachtete dabei das verschüchterte Mädchen genau, auch ihre rechte Hand war vernarbt und wahrscheinlich noch mehr Haut auf dieser Körperhälfte. War sie Griechin? Ihrem Äußeren nach konnte man dies annehmen und so war es beschlossene Sache. Nicäa wurde gegen Phila ausgetauscht und man gab der jungen Sklavin sogar noch eine neue, einfache Tunika mit, so dass sie halbwegs ordentlich gekleidet war. Der Abschied zu Nicäa war kurz, eigentlich fast nicht existent und Narcissa nickte ihr nur kurz zu. Das musste reichen. Sie war ein Ding, wie eine Papyrusrolle, wie ein Tisch oder ein besonders schön gearbeitetes Mosaik. Es war gut sie zu haben, aber deswegen nahm man die Dinge keineswegs allzu ernst. Sie waren nur da, damit man sich selbst besser fühlte.


    Narcissa schlug einen Weg ein und blieb nach einer Weile stehen, Phila folgte ihr, blickte schüchtern nach unten und es machte nicht den Eindruck, dass sie bereits verdaut hatte, dass sie verkauft wurde. Narcissa schob einen einzelnen Finger unter das Kinn des Mädchens und zwang sie so, ihr in die Augen zu sehen.


    "Phila, du gehörst jetzt zu mir. Du wirst keinen Hunger mehr leiden, du wirst ein Dach über dem Kopf haben und mit mir nach Rom reisen, dort werde ich dich einkleiden und du wirst mit anderen Sklaven in meinem Haus dienen. Du bist nicht meine Freundin und wirst es auch nicht, ich erwarte Fleiß und Gehorsam, nicht mehr und nicht weniger. Wenn du dich gut anstellst, dann behalte ich dich, vielleicht wirst du sogar meine Leibsklavin werden. Wenn nicht, tausche oder verkaufe ich dich so wie ich das soeben mit Nicäa gemacht hab. Verstanden?"


    Ihre Stimme hatte keinesfalls böse geklungen, eher ruhig und abgeklärt. Es gab Sachverhalte, die man bereits von Anfang an klar machen sollte, damit es auch ein Sklave verstand. Gut war nur, dass Phila ihr so oder so keine Widerworte geben konnte. Das Mädchen schaute einen Moment ausdruckslos aus dunklen, braunen Augen, dann nickte sie schnell und lächelte etwas. Narcissa lächelte zurück, für eine geschätzte Sekunde, dann wandte sie sich um und setzte ihren Weg fort.

    Die junge Iunia beschloss, wenn sie schon einmal in Ostia und somit am Hafen war - und wenn es nach ihr ginge das erste und letzte Mal - dann sollte sie etwas Fisch zu sich nehmen. Sie war sich nicht sicher, wie wahrscheinlich es war, dass man in Rom frischen Fisch essen konnte. Und sie war sich auch nicht sicher, ob ihr neuer Mann die Kosten dafür auf sich nehmen würde. Daher war es eine gute Gelegenheit und sie entschied sich bei einer der vielen Garküchen einen carpa, Karpfen, zu essen. Ein ganzer Fisch, gewürzt mit Salz, Dill, Petersilie und Liebstöckel, dazu etwas Brot, Garum und einen Becher verdünntem Wein. Mit dem Preis war sogar Narcissa zufrieden und sie ließ sich nieder, während Nicäa auf ihr Essen wartete und es ihr dann brachte. Es wunderte die junge Plebejerin, dass sie so großen Hunger hatte, aber sie schob das auf die Tatsache des Festlandes. Denn ohne das entnervende Schaukeln des Schiffes fühlte sie sich ungleich wohler. Sie konnte von dem Tisch aus, an dem sie saß, die Straße überblicken und sogar auf den Hafen hinaus, was sie auch tat. Es hatte etwas sehr entspannendes, die Menschen herum zu beobachten, wie sie ihrem Tagewerk nachgingen, in Eile über die Straßen huschten, plauderten und scherzten.


    Nach dem Essen schlenderte Narcissa noch etwas herum und kam, früher oder später, am Sklavenmarkt vorbei. Sie blieb stehen und ignorierte, dass Nicäa unruhig von einem Bein aufs andere trat, die Sklavin hatte sicherlich auch so verstanden, was ihr blühte. Sie war kein Kind mehr und Narcissa würde es ihr ganz sicher nicht erklären. Eine Weile ging Narcissa an den Käfigen auf und ab und besah sich die Menschen, die in relativ guten Verhältnissen in den Käfigen saßen. Einige schauten sie an, andere senkten den Blick und wieder andere bemerkten sie erst gar nicht. Wie oft war wohl schon eine hochnäsige, reichlich ausstaffierte Dame an ihnen vorbei geschlendert, nur um sie sich anzugucken und dann wieder zu verschwinden. Der Sklavenhändler allerdings sah das Interesse der jungen Frau und witterte mit dem Gespür eines Händlers, der seinem Geschäft seit Jahren erfolgreich nachgeht, dass er hier ein eben solches machen konnte. Mit einem gewinnenden Lächeln und die Peitsche, mit der er die Sklaven auf Trab hielt, hinter seinem Rücken haltend, ging er auf Narcissa zu.


    "Guten Tag, kann ich dich für einen von meinen Sklaven begeistern?" fragte er freundlich und lächelte sie an. Narcissa wandte sich ihm zu, allerdings konnte sie sich einfach nicht zu einem Lächeln herablassen. "Vielleicht, doch zuerst will ich dich von meiner begeistern. Ich schlage dir einen Tausch vor. Diese hier…" sie griff Nicäa grob am Arm und zerrte sie nach vorne "… nennt man Nicäa, sie ist Griechin, spricht fließend Latein und Griechisch, kann lesen und schreiben und auch rechnen, sie hat meiner Familie seit Jahren gut gedient. Manchmal ist sie allerdings etwas langsam, liegt am Alter, würde ich annehmen. Was hast du, dass mit ihr mithalten kann?"


    Der Händler staunte nicht schlecht, als sich sein Verkaufsgespräch in eine ganz andere Richtung entwickelte, aber dann nickte er. Wenn diese Griechin konnte, was ihre Herrin anpries, dann war sie ein guter Tausch. Er linzte über die Käfige und wies einen seiner Mitarbeiter an, den Sklaven herzubringen, auf den er gezeigt hatte. Ein älterer, germanischer Sklave kam zum Vorschein, dessen blondes Haar zu einer sehr kurzen Frisur gestutzt war und einen Bart trug er auch nicht. Ganz anders als der Germane auf dem Schiff, wie Narcissa mit einem neugierigen Lächeln sah. Er war groß und hatte einige Muskeln, dennoch war er schon älter und ruhiger, wie der Händler ihr versicherte. Dennoch unterbrach Narcissa ihn, denn sie wollte keinen männlichen Sklaven. "Ich brauche eine Frau, eine, die weiß wie man eine Herrin zurecht macht und unterhält, jemand der lesen und schreiben kann. Hübsch braucht sie nicht zu sein, wenn sie ihr Handwerk versteht." Fasste die junge Iunia ihre eigenen Gedanken zusammen und beobachtete, wie er einen anderen Käfig öffnen ließ. Ein junges Ding kam herausgekrochen, dessen eine Gesichtshälfte völlig vernarbt war.


    "Ein Feuer hat sie so zugerichtet, außerdem spricht sie nicht, hat keine Zunge mehr. Sie kann allerdings lesen und schreiben, Latein sowie Griechisch, rechnen wohl auch, aber nicht besonders schnell. Sie reagiert auf den Namen Phila, muss ungefähr 12 oder 13 sein." Narcissa blickte auf das junge, dunkelhaare Ding und nickte. Auch wenn sie eigentlich gerne etwas Älteres gehabt hätte, diese hier würde es auch tun. Ob Alt oder hässlich machte keinen Unterschied. "Wo hat sie vorher gedient?" fragte sie interessiert. "Und kann ich ihre Fähigkeiten testen?"

    Da dies nun erledigt war, machte sich Narcissa daran zu gehen und entließ die beiden Gepäckträger mit jeweils einer Münze aus ihrem Dienst. Nicäa dagegen würde mit ihr den Weg fortsetzen und ihr, wie es nun mal ihr Lebenszweck war, helfen, wo sie nur konnte. Eigentlich hatte Narcissa keine großartigen Erledigungen, die sie machen musste, dennoch genoss sie die allgemeine Stimmung in Ostia zu sehr und die Freiheit, die sie sich damit selbst gönnte. Wäre sie erst mal in Rom, war das alles vorbei. Dann wäre da ein Mann, ein Verwandter, der über sie bestimmte. Sie fragte sich für einen Augenblick, wie schnell das alles von statten gehen würde. War die Hochzeit bereits geplant und vorbereitet? Wann würde sie stattfinden? Und, hatte sie überhaupt eine Möglichkeit, sich vorher noch einzuleben? Fragen über Fragen und keiner konnte diese beantworten, jedenfalls nicht jetzt. Und wenn es nach Narcissa gehen würde, würde dieser Augenblick auch nie eintreffen. Einen Verwandten! Pah!


    Ihre Schritte hatten Narcissa unweigerlich zwischen die Stände der Händler getrieben und sie überlegte, ob sie Nicäa erst verkaufen sollte und dann noch etwas einkaufen oder umgekehrt. Sie hatte daran gedacht, noch etwas zu essen, hungrig war sie zwar nicht, aber falls doch, sollte der Hunger sie nicht in Rom ereilen. Wie peinlich, sollte ihr Magen dort anfangen zu knurren! Obwohl, dann hätte ihr Mann direkt eine Gelegenheit zu beweisen, wie gut er sich um sie kümmern konnte…

    Es war wie immer bemerkenswert, was ein bisschen Kleidung und passende Schminke verursachten, wie Narcissa amüsiert feststellte. Selbst hier, in der hektischen Hafenstadt, die eine so wichtige Verbindung zu Rom herstellte, machte man ihr Platz. Sie hätte angenommen, dass sie in dem ganzen Trubel eher nicht beachtet werden würde, aber so machte es gleich viel mehr Spaß. Bald hatte sie einen Sänftenverleih ausgemacht und steuerte zielstrebig darauf zu. Sie wies die Gepäckträger an zusammen mit Nicäa zu warten und ging hinein, um mit dem Betreiber zu sprechen.


    Ein dicklicher Mann sah ihr freudig entgegen, er hatte graues, kurzes Haar und trug eine wollene Tunika, die wohl einmal weiß gewesen war. Schweißränder waren unter seinen Achseln zu erkennen und Narcissa rümpfte angewidert die Nase.


    "Salve, werte Dame, wie kann ich dir zu Hilfe sein?" fragte er fleißig und Narcissa fragte sich, wie man nur mit so wenigen Worten schon so einen erbärmlichen Eindruck hinterlassen konnte.


    "Salve, ich benötige eine Sänfte die mich nach Rom bringt." Erwiderte sie knapp und sah das erfreute Lächeln auf seinem Gesicht. Erstaunlicherweise waren seine Zähne recht hell und schienen noch alle an ihrem Platz, etwas, dass sie nicht erwartet hatte.


    "Jawohl, werte Dame, das ist absolut einrichtbar. Ich sehe du hast auch Gepäck? Bist du gerade mit dem Schiff angekommen? Und du willst direkt nach Rom?" Narcissa blickte ihn nur eisig an, was war es nur, dass alle Fremden zu ihr immer freundlich sein wollten. Sie brauchte eine Sänfte, sie würde bezahlen, was war daran bitte so schwer!?


    "Nein, ich muss erst noch einige Dinge regeln. Ich denke, ich werde am Nachmittag reisen wollen, das heißt, ein Sklave und ich und mein Gepäck, welches ich solange in deine Obhut gebe." Sie reichte ihm einige Münzen, die seinen Aufwand großzügig entschädigen würden und ihm versichern sollten, dass sie durchaus zu bezahlen verstand. Seine knubbeligen Finger klaubten die Münzen schnell zusammen und er nickte eifrig.

    Nachdem Narcissa ihre Reise von Athen nach Ostia überstanden hatte, war sie in Begleitung von Nicäa, der griechischen Sklavin die ihr Vater ihr mitgegeben hatte, erst einmal zum Markt. Sie hatte zwei Gepäckträger engagiert, die nun eine große Truhe schleppten und noch einige Körbe. Das einfachste wäre wohl, so entschied die junge Iunia, erst mal einen Sänftenverleih zu finden, sie wollte noch einkaufen gehen und da waren die beiden Gepäckträger nur hinderlich. Genauso, wie sie eigentlich vor hatte, Nicäa gegen jemand anderen einzutauschen. Fehlte ihr noch, dass diese im neuen Haushalt Halbwahrheiten über sie verbreitete, über die Reise und die Dinge die davor geschehen waren.


    Ihr eisiger Blick aus den blauen Augen schweifte umher, die neugierigen Blicke ignorierend, die sich auf ihre herausgeputzte Gestalt legten. Unwichtige Menschen und Fremde waren ihr ein Graus und wurden einfach ignoriert, wie immer, war Narcissa felsenfest davon überzeugt, dass ihre Zeit zu kostbar war um sich mit Lappalien aufzuhalten. Dennoch genoß sie die Stadt Ostia und vor allem die Tatsache, wieder an Land zu sein. Das Schwanken war endlich gegangen und sie konnte herumstolzieren und das Geld verprassen, dass ihr Vater ihr mit seinem schlechten Gewissen in rauen Mengen mitgegeben hatte.

    (Nächster Morgen - Ankunft in Ostia)



    Narcissa wurde durch das laute Geschrei von Seemännern geweckt, die sich anhörten, als wären sie direkt in ihrer Kajüte. Verschlafen erhob sie sich und sah Nicäa bereits in einer Ecke warten. Sie hatte sich nicht getraut die Herrin zu wecken und Narcissa schüttelte unwillig den Kopf. Sie konnte nur hoffen dieser Lucius hatte talentiertere Sklaven. Sie winkte Nicäa heran und überlegte, ob sie noch die Zeit hatte sich nun fein zu machen oder ob sie das auf später verschieben wollte. Sie wusste, sie würde eine Kutsche nach Rom nehmen und dort schnell eintreffen. Diese Weisheit hatte ihr nicht erst der Kapitän verraten.


    Sie könnte natürlich auch eine Sänfte nehmen, das würde ihre Frisur nicht so angreifen und sie nicht so ermüden. Ja, eine durchaus bessere Idee. Sie wollte einen umwerfenden Eindruck auf ihre Verwandtschaft machen, bei sowas war sie ehrgeizig. Nur, weil man seinen Verwandten heiraten musste, brauchte man ja nicht aussehen wie die letzte Vogelscheuche. Mit einem Fingerschnippen wies sie die Sklavin an sie zu waschen und anzukleiden. Sie hatte für diesen Tag extra noch in Athen ein Kleid gekauft, es war schmal geschnitten und war hellblau, doch die Farbe wurde immer dunkler und endete über ihren Füßen in einem fast schwärzlichen Lila. Darauf waren mehrere goldene Symbole zu sehen und die Nähte waren ebenso mit goldfarbenen Kordeln eingefasst.


    Ein reichgeschmücktes Kleid, doch Narcissa wusste, dass der erste Eindruck zählte. Dazu Stola und Palla und ihre Haare fein hochgesteckt. Sie ließ Nicäa einige Perlen und Muscheln einarbeiten und nachdem die Schminke aufgelegt war besah sich Narcissa im Spiegel. Erst als sie zufrieden war, verließ sie das Schiff und machte sich auf die Suche nach einem Sänftenvermieter. Sie hatte keinesfalls vor sich eine zu kaufen, nein, für solche Anschaffungen durfte bald ihr Ehemann gerade stehen. Und sie würde sich noch dieser leidlichen Sklavin entledigen müssen, vielleicht konnte man sie ja in Zahlung geben? Gegen eine Reise mit der Sänfte nach Rom, das dürfte doch kein unmöglicher Tausch sein.




    Sim-Off:

    Thread beendet, es geht weiter in Ostia

    Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war der griechisch stämmige Kapitän des Reiseschiffes, der sich an Deck zu ihr gesellte. Sie war nicht schüchtern, aber in erster Linie schlecht gelaunt, weswegen sie ihm kein freundliches Lächeln schenkte sondern hoffte seine Anwesenheit einfach ignorieren zu können.


    "Du siehst besser aus. Hast du dich ans Meer gewöhnt?" fragte er freundlich und die junge Iunia rollte mit den Augen, bevor sie sich ihm zuwandte. "Nein. Und das werde ich auch nicht." Ihre leicht schnippische Antwort sorgte dafür, dass der Kapitän sie etwas irritiert ansah und erst mal nichts mehr sagte. Es war sicherlich freundlich von ihm gemeint gewesen, zu fragen ob ihre Seekrankheit besser geworden war, aber Narcissa konnte mit Freundlichkeit nicht viel anfangen. Auf jeden Fall nicht Fremden gegenüber, die sie wahrscheinlich nie wieder in ihrem Leben sehen würde.


    "Dann kannst du dich ja freuen, wir erreichen im Morgengrauen, spätesten zum Mittag hin, den Hafen von Ostia. Wenn du von da aus eine Kutsche nimmst, bist du sehr schnell in Roma." Er blickte sie noch einmal kurz an und ging. Narcissa sah ihm aus den Augenwinkeln hinterher. Hatte er zum Schluss etwa etwas gehässig geklungen? Was ein unverschämter Kerl! Sie warf ihm einen bösen Blick hinterher und hätte sicherlich noch einen wenig damenhaften Kommentar gemacht, wenn ihre Sklavin nicht plötzlich neben ihr gestanden hätte.


    Kurz teilte sie ihr mit, was sie erfahren hatte und befahl ihr dann, all ihr Hab und Gut wieder sicher zu verstauen. Sie solle nur das herauslegen, was sie morgen früh brauchen würden. Für eine Weile stand sie noch an Deck, dann ging sie zurück in ihre Kajüte. Morgen früh wäre sie endlich von dieser hölzernen Wallnussschale befreit und konnte Festland spüren. Ein freudiges Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, die Reise war durch das gute Wetter schnell und unkompliziert gewesen. Nach zwei Bechern unverdünntem Wein fiel sie in einen tiefen Schlaf, der ihrem strapazierten Körper gut tat.

    Resigniert wanderte ihr Blick über die Pergamente und sie nahm eines heraus, es war wieder das über Rom. Sie hatte es eigentlich schon gelesen, wahrscheinlich mehrere Male, daher nahm sie ein anderes zur Hand. Griechische Gedichte, nein, danke. Neue Gesetzestexte? Wer hatte ihr denn diesen Schwachsinn untergejubelt? Ein Brief ihres Bruders, schon gelesen. Eine kurze Notiz ihrer Mutter, auch schon gelesen und im Übrigen für absolut nutzlos befunden. Sie warf die lapidar eingerollten Pergamente wieder auf den Boden, wo sich ihre griechische Sklavin daran machte, diese zu sortieren, ordentlich zu falten und zu verstauen. Es sah nicht so aus als würde sich die Herrin nochmal zum Lesen bewegen lassen.


    Narcissa stand auf und lief eine Weile umher, bis sie wirklich nicht mehr wusste, was sie tun wollte. Sie seufzte laut auf, fuhr sich durch das Haar, das immer noch in die dicken Zöpfe geflochten war. Mit einer schnellen, fließenden Bewegung wirbelte sie diese gegeneinander, so dass ein loser Dutt entstand, der zwar nicht wirklich Mode war, aber dennoch nicht wirklich schlecht aussah. Für das Schiff würde es allemal reichen. Narcissa wunderte sich noch immer, warum ihr nicht schlecht wurde. Aber im Grunde freute sie sich, dass dem nicht so war. Sie trug immer noch die Tunika, die sie zum Schlafen hatte und sah an sich herab. Die Tunika war sehr weit geschnitten und knielang, es sah ein wenig griechisch aus, aber sie fand es sehr bequem um darin zu schlafen. Ihr Blick fiel auf ihre Sklavin, die eine recht ähnliche Tunika trug, dunkler im Stoff und gröber, nur mit einer Kordel gegürtet, dazu Sandalen und die langen Haare mit einem Stoffstreifen zurückgebunden.


    In einem Anflug von jugendlichem Geiz verlangte sie, herausgeputzt zu werden. Nicäa tat ihr bestes und die beiden Frauen verbrachten einen ganzen Vormittag damit den Körper von Narcissa zu pflegen, es wurden Ohr- und Nasenhaare gezupft, die Augenbraue korrigiert, Achseln rasiert und alle anderen Körperstellen an denen ihre Herrin Haare als störend empfand. Ihre langen schwarzen Haare dagegen rieb die Sklavin mit einem Öl-Wassergemisch ein, eine Mischung aus Oliven und Zitronen, was wunderbar frisch roch. Die Feuchtigkeit wurde ihre Locken noch betonen, da sie weiterhin geflochten waren und das Öl würde sie pflegen und den Geruch bewahren. Narcissa lies sich ihre Finger- und Fußnägel schneiden und pfeilen, auch diese wurden dann mit besonderen Pflegeölen einmassiert. Danach rieb Nicäa das Gesicht ihrer Herrin mit einer besonderen Paste ab, in die etwas Sand eingearbeitet war, es machte das jugendliche Gesicht noch strahlender und die Haut wunderbar sanft.


    Da es sowieso nichts Besseres zu tun gab setzte sie diese Paste dann auf dem gesamten Körper ihrer Herrin ein, bis diese zartrosa glänzte. Mit etwas klarem Wasser und einem weichen Lappen wusch sie den jungfräulichen Körper ab und entspannte die nun etwas kribbelige Haut mit Olivenöl. Für eine Weile setzte sich Narcissa nun nur mit einem Handbuch umgewickelt auf den Stuhl und wartete, als das Öl eingesogen war und als sie alle kleinen Details erledigt hatten, zog sie das blaue Kleid vom Tag zuvor an. Sie beschloss, nachzusehen wie weit der Tag vorangeschritten war und ging den mittlerweile wohlbekannten Weg nach oben. Nicäa räumte auf und reinigte die benutzten Toilettenartikel, so dass Narcissa ein wenig Ruhe hatte und allein sein konnte.

    (Nächster Tag)


    In ihren Augen waren unendlich viele Nächte vergangen nachdem sie das Schiff betreten hatte und sie hatte nicht mehr als einige Scheiben Brot und etwas Weintrauben gegessen. Dennoch fühlte sich Narcissa nicht hungrig, jedenfalls nicht wirklich hungrig, es war eher wie ein leises Pochen in ihr drin. Ihr Körper signalisierte ihr, dass sie eigentlich hungrig sein müsste und als Narcissa ihre Augen öffnete, beschloss sie ihrem Körper den Gefallen zu tun. Sie blickte auf Nicäa, die auf den harten Holzdielen zu ihren Füßen schlief und richtete sich auf. Ihr Fuß traf die ältere Frau nicht ganz sanft in die Seite, natürlich wachte sie sofort auf. Für einige Sekunden schien sie noch im Schlaf gefangen und sah sich wundernd um, dann richteten sich ihre dunklen Augen auf Narcissa.



    "Steh auf, du faules Ding. Mach mir Frühstück." Keifte die Herrin sie an und diese sprang sofort auf und verließ die Kajüte. Narcissa dagegen richtete ihr Kopfkissen und sah es wirklich nicht ein, das schmale Bett zu verlassen. Sie konnte auch dort frühstücken und dann am liebsten sofort weiterschlafen. Das Schaukeln des Schiffes hatte nicht nachgelassen, aber es kam ihr irgendwie unwichtiger vor. Konnte man sich vielleicht daran gewöhnen? Sie hatte immer gedacht, wenn man seekrank war, war man das auch solange man auf See war. Ihr Magen knurrte laut und sie blickte verwundert nach unten, sie hatte also sooo großen Hunger? Doch Nicäa war schon zurück und reichte ihr Brot, dasselbe wie gestern, ihr Lieblingsbrot, einen Teller mit Obst - in diesem Fall Weintrauben, einen Granatapfel, einige Datteln und mehrere Äpfel - und einige Fingerdicke Scheiben Wurst. Narcissa nahm alles entgegen und roch an der dunklen Wurst, dann biss sie ab und schob etwas Brot hinterher.



    Ihr Magen knurrte noch einmal, so als wolle er sie zum schnelleren kauen animieren. Doch sie ließ sich nicht hetzen und verputzte nicht nur das Brot und die Wurst, sondern bis auf drei Weintrauben und die Äpfel auch das ganze Obst. Ihre Sklavin schien regelrecht begeistert, doch Narcissa wartete nur auf die nächste Welle, woraufhin ihr Körper rebellieren würde und woraufhin sie alles wieder über die Reling in das blaue Wasser geben würde. Aber jedenfalls konnte ihr jetzt keiner mehr vorwerfen, sie hätte es nicht versucht. Gelangweilt ließ sie sich auf das Kissen zurücksinken, während Nicäa alles wegräumte und ihr einen Becher Wasser brachte. Narcissa trank diesen halb aus und reichte ihn dann wieder an ihre Sklavin. Was sollte sie nur anfangen, mit sich und der vielen Zeit!?

    Er schien nicht zu verstehen und runzelte die Stirn. Der erschreckte Blick, den Nicäa ihr zuwarf, wurde gehässig ignoriert.


    "NIMM SIE DIR!" schrie Narcissa und als er immer noch nicht begriff machte sie eine undamenhafte, vulgäre Bewegung mit Becken und Armen. Dann wies sie wieder auf die Griechin. Verständnis flackerte in seinem Blick und sein dreckiges Gesicht, gebräunt von den vielen Tagen auf hoher See, hellte sich auf. Er grinste und entblößte eine Reihe erstaunlich weißer Zähne. Er zeigte auf sich, dann auf Nicäa und blickte fragend zu der jungen Domina. Ganz so, als wolle er testen ob es ihr ernst war, griff er nach der Sklavin, zog sie zu sich heran und kniff in ihre Brust, was diese zu einem erstickten Aufschrei veranlasste. Narcissa nickte. Sie wollte es sehen.


    Nicäa sah flehend zu ihrer Herrin, doch diese machte keine Anstalten die Griechin aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Stattdessen beobachtete sie wie der starke Germane sich das Angebot nicht entgehen lassen konnte, sein grimmiges Grinsen spiegelte seine aufgestaute Wollust wider und seine groben, schwieligen Händen ging nicht sanft vor, als er sich seine Wünsche erfüllte. Entspannt lehnte sich Narcissa zurück, griff nach einem Becher Wein und einigen Weintrauben und schaute zu.


    Keiner der drei hätte wohl sagen können wie viel Zeit vergangen war, doch irgendwann war der Seemann verausgabt. Auch die aufmunternden Ohrfeigen der jungen Iunia halfen nicht und Narcissa warf ihn und auch Nicäa kurzerhand raus, sollte sie sich doch waschen gehen oder was auch immer ihre Götter ihr vorschrieben. Narcissa dagegen kümmerte sich um sich selbst und verarbeitete das Gesehene auf ihre ganz eigene Art und Weise, bei der sie keine Zuschauer haben wollte. Dann kuschelte sei sich zufrieden in ihre Decke und schlief ermattet und befriedigt ein. Ein weiterer Tag war überstanden.

    Sie ging hinaus, lief fast und ging auf das Deck, beobachtete sie Seemänner um sich herum. In ihrer kürzeren Nachttunika, die nur bis zu den Knöcheln reichte und deren heller, feiner Stoff durchscheinend erscheinen mochte war sie ein willkommener Anblick. Ihr schwarzes Haar wurde vom Wind ergriffen und flog durch die Luft, während ihre eisblauen Augen die Männer musterten. Da, ein Germane! Sie schritt auf den Mann zu, der wahrscheinlich zweimal so breit war wie sie und auch zwei Köpfe größer. Er hatte lange blonde Haare, in unordentliche Zöpfe geflochten, einen Bart in dem noch Suppenreste hingen. Sie griff in seine Kleidung, schleifte ihn regelrecht hinter sich her in die Kajüte. Sie erstaunten Ausrufe des Kapitäns (und des Germanen hinter ihr) ignorierte sie dabei völlig, das gelegentliche Lachen der anderen Seemänner quittierte sie dagegen mit einem Lächeln.


    In der Kajüte angekommen verriegelte sie die Tür und setzte sich aufs Bett. Mit einem Seufzen richtete sie ihre Kissen und blickte ihn beobachtend an. Nicäa sah sie irritiert an und auch der Mann schien nicht zu begreifen, was man von ihm erwartete. Narcissa versuchte es zu erst mit Latein, denn Germanisch sprach sie natürlich nicht. Sie wies mit ihrem beringen Finger auf ihre Sklavin und blickte dabei den Seemann an. "Nimm sie dir."