"Natürlich nicht, Serrana. Ich hab dir doch gesagt, dass du hier jederzeit herzlich willkommen bist." Narcissa schaute kurz streng zu ihrer Cousine, die mit ihrer übermäßig freundlichen Art immer einen etwas weichen Eindruck machte. Wenn Narcissa sagte, dass sie willkommen war, dann war sie das auch. Ansonsten würde Narcissa sie erst gar nicht einladen und schon gar nicht, um sich ihre Sorgen anzuhören. Allerdings hatte es sich die Schwarzhaarige zu ihrer Aufgabe gemacht der Anderen ein paar `Manieren` beizubringen, was nichts anderes bedeutete, als ihr die große weite Welt von Vergnügungen zu zeigen. Die Ludi waren nur eine von vielen Möglichkeiten und Narcissa hatte später vor sie darauf anzusprechen. Zuerst allerdings galt es, der Cousine zu zeigen, wo man selber lebte.
"Komm mit, wir gehen eine Runde, dann zeig ich dir alles. Später kann ich dir auch gerne den Rest der Casa zeigen, es gibt hier ein paar sehr hübsche und beeindruckende Säulen und Gemälde, die dir bestimmt gefallen. Vielleicht siehst du ja etwas, dass du dir auch in der Casa Iunia so vorstellen kannst. Schließlich wohnst du dort alleine und kannst sie so dekorieren, wie du möchtest." Narcissa zwinkerte und lächelte Serrana an, wohl wissend, dass diese viel zu lieb und schüchtern war, das ganze Haus zu verändern. Serrana würde bestimmt meinen es wäre Silanus gegenüber undankbar - da er sie dort ja schließlich wohnen ließ. Narcissa dagegen hatte sich schon vor Germanien Gedanken zum Aussehen der Casa gemacht und war einfach nicht dazu gekommen, sie umzusetzen. In den wenigen Tagen war nur der Garten überdacht und verändert worden, dann war sie nach Germanien aufgebrochen. Sie ging los und schlenderte den Säulengang entlang. Gerade wollte sie das erste Wandgemälde erklären, da erzählte ihr Serrana von der gefürchteten Großmutter. Böse zog sie ihre Stirn kraus und schüttelte genervt den Kopf.
"Bei Iunos Arsch, das hast du wirklich nicht verdient!" Ihr fiel gar nicht auf, dass sie fluchte, weil sie gerne und viel tat, wenn ihr grad keiner zuhörte, der es ihr übel nehmen konnte. Vor anderen Damen der Gesellschaft oder den Männern nahm sie sich eigentlich immer zurück. "Und, geht sie dir sehr auf die Nerven? Will sie dich wieder verheiraten oder warum ist sie da? Wenn du willst rede ich mal mit Livianus, dann könntest du hierhin kommen, falls du ihr aus dem Weg gehen willst. Ich hoffe sie stört uns nicht beim Fest nach den Ludi. Darüber müssen wir eh noch reden." Der kurze Redeschwall endete damit, dass Narcissa stehen blieb und einen fragenden, aber auch leicht mitleidigen Blick zu Serrana warf. Die alte Kuh machte doch nicht etwa ihre Pläne kaputt??