Beiträge von Iunia Narcissa

    "Natürlich nicht, Serrana. Ich hab dir doch gesagt, dass du hier jederzeit herzlich willkommen bist." Narcissa schaute kurz streng zu ihrer Cousine, die mit ihrer übermäßig freundlichen Art immer einen etwas weichen Eindruck machte. Wenn Narcissa sagte, dass sie willkommen war, dann war sie das auch. Ansonsten würde Narcissa sie erst gar nicht einladen und schon gar nicht, um sich ihre Sorgen anzuhören. Allerdings hatte es sich die Schwarzhaarige zu ihrer Aufgabe gemacht der Anderen ein paar `Manieren` beizubringen, was nichts anderes bedeutete, als ihr die große weite Welt von Vergnügungen zu zeigen. Die Ludi waren nur eine von vielen Möglichkeiten und Narcissa hatte später vor sie darauf anzusprechen. Zuerst allerdings galt es, der Cousine zu zeigen, wo man selber lebte.


    "Komm mit, wir gehen eine Runde, dann zeig ich dir alles. Später kann ich dir auch gerne den Rest der Casa zeigen, es gibt hier ein paar sehr hübsche und beeindruckende Säulen und Gemälde, die dir bestimmt gefallen. Vielleicht siehst du ja etwas, dass du dir auch in der Casa Iunia so vorstellen kannst. Schließlich wohnst du dort alleine und kannst sie so dekorieren, wie du möchtest." Narcissa zwinkerte und lächelte Serrana an, wohl wissend, dass diese viel zu lieb und schüchtern war, das ganze Haus zu verändern. Serrana würde bestimmt meinen es wäre Silanus gegenüber undankbar - da er sie dort ja schließlich wohnen ließ. Narcissa dagegen hatte sich schon vor Germanien Gedanken zum Aussehen der Casa gemacht und war einfach nicht dazu gekommen, sie umzusetzen. In den wenigen Tagen war nur der Garten überdacht und verändert worden, dann war sie nach Germanien aufgebrochen. Sie ging los und schlenderte den Säulengang entlang. Gerade wollte sie das erste Wandgemälde erklären, da erzählte ihr Serrana von der gefürchteten Großmutter. Böse zog sie ihre Stirn kraus und schüttelte genervt den Kopf.


    "Bei Iunos Arsch, das hast du wirklich nicht verdient!" Ihr fiel gar nicht auf, dass sie fluchte, weil sie gerne und viel tat, wenn ihr grad keiner zuhörte, der es ihr übel nehmen konnte. Vor anderen Damen der Gesellschaft oder den Männern nahm sie sich eigentlich immer zurück. "Und, geht sie dir sehr auf die Nerven? Will sie dich wieder verheiraten oder warum ist sie da? Wenn du willst rede ich mal mit Livianus, dann könntest du hierhin kommen, falls du ihr aus dem Weg gehen willst. Ich hoffe sie stört uns nicht beim Fest nach den Ludi. Darüber müssen wir eh noch reden." Der kurze Redeschwall endete damit, dass Narcissa stehen blieb und einen fragenden, aber auch leicht mitleidigen Blick zu Serrana warf. Die alte Kuh machte doch nicht etwa ihre Pläne kaputt??

    "Keine Ahnugn wie die Germanen sind, mir sind keine begegnet. Jedenfalls keine, die nicht Soldaten waren und somit sowieso romanisiert." Sie nahm ein Stückcchen Brot, tunkte es in Öl und schob es zusammen mit einer Olive in ihren Mund. Nachdem sie gekaut und runtergeschluckt hatte, sprach sie weiter. "Was ich meinte, war, dass die Leute dort wie das Land sind, eher rauh, eher zurückhaltend, ein wenig mürrisch sogar. Ich hatte ja gehofft es wäre nur im Castellum so, aber bei Besuchen in Mogontiacum und Confluentes bin ich keiner wirklich freundlichen Seele begegnet. Es gibt dort kaum römische Familien von Rang und Namen und so war meine Zeit dort recht einsam." Resümierte Narcissa ihre Abneigung und schüttelte wenig begeistert den Kopf. Sie lächelte dann aber und hatte nicht vor sich von ihren schlechten Erinnerungen die jetzige, gute Laune verderben zu lassen. "Rom dagegen ..." Narcissa grinste einmal übers ganze Gesicht "... ist soviel besser. So groß und schön und aufregend wie sonst wohl kein Platz auf dieser Welt. Ich liebe die Stadt und fühle mich sehr wohl hier. Es gibt noch so viel, dass ich mir angucken will, ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll. Hast du nicht vielleicht eine Empfehlung für mich?"

    Narcissa hatte den Vormittag mit Lesen verbracht und hielt sich in ihrem Cubiculum auf, ihr war nicht danach gewesen auf Leute zu treffen und hatte auch das kleine Essen am frühen Mittag alleine eingenommen. Irgendwann allerdings war es ihr zu langweilig geworden und auf der Suche nach Ablenkung war sie durchs Haus gestreift, dass sie mittlerweile gut kannte. Es strengte an sich immerzu gut zu benehmen und sie konnte hier bei weitem ihren Launen nicht so nachgehen, wie sie es sonst tat. Wahrscheinlich genau, was Silanus bezweckt hatte. Dieser Mistkerl! Da war es doch eine Wohltat, dass man ihr Serranas Ankunft mitteilte!


    Bei ihrem letzten Treffen hatten sie zwar vereinbart, dass Serrana sie besuchen kommen würde, aber kein Datum ausgemacht und Narcissa hätte nicht gedacht, dass die schüchterne Cousine wirklich einfach so hier auftauchen würde. Serrana machte immer einen so unerfahren, unsicheren Eindruck. Wenn sie nur lange genug mit Narcissa zu tun hätte, würde sich das sicherlich legen. Narcissa grinste und ging freudestrahlend auf die Brünette zu.


    "Salve Serrana. Welch Überraschung, dass du da bist. Herzlich willkommen." Sie nahm die Jüngere sanft, aber herzlich in den Arm. Gerade bogen zwei Sklavinnen um die Ecke, beladen mit Getränken und einer Schüssel Obstsalat. Narcissa beäugte sie skeptisch, nickte aber dann, was beide aufatmen ließ. Die manchmal etwas anstrengende Art der Iunierin hatte sich bereits herumgesprochen und man war froh, einem Wutausbruch aus dem Weg gegangen zu sein. Nicht, dass sich Narcissa schon einen geleistet hätte. Keinen großen, jedenfalls. "Bringt uns zwei Korbsessel in die hintere Ecke, zur Voliere. Und lasst jemanden kommen der Serrana die Füße wäscht. Husch, Husch." kommandierte Narcissa gekonnt, ganz so als wäre sie die Hausherrin und sah mit einem amüsierten Grinsen, wie schnell die beiden ihren Wünschen nachzukommen versuchten. "Hast du gut hergefunden? Es ist wohl ziemlich stickig heute, aber hier lässt es sich wirklich gut aushalten. Wenn du magst, zeig ich dir gleich die Wandgemälde. Sie sind wirklich sehr hübsch. Aber wir können uns auch erstmal setzen. Was gibt es neues?"

    "Aber natürlich, sie hat uns gesagt, dass du vielleicht vorbeikommen würdest, Domina. Komm herein."


    Sprachs und trat schnell zur Seite, um Serrana und Adula den Weg frei zu machen. Gewissenhaft schloß er die schwere Türe hinter ihnen und zeigte ihnen dann den Weg ins peristylium. Der beeindruckende Säulengang lud geradzu dazu ein, die Zeit zu vertrödeln und in den Garten hinaus zu blicken.


    "Man wird euch umgehend etwas zu trinken bringen, während ich Iunia Narcissa bescheid gebe."


    Somit verschwand er und ließ Serrana für einen Moment alleine.

    "Mach dir nichts draus. Germania ist kein Fleckchen, dass man gesehen haben müsste. Mir gefiel es ganz und gar nicht, alles so trist und verregnet. Und die Leute!" Narcissa rollte kurz mit den Augen, sagte aber nichts weiter dazu. "Athen? Was ein Zufall!?" Die hellblauen Augen von Narcissa glitzerten und sie strahlte. "Da komm ich auch her. Also nicht direkt Athen selber, aber dort wirklich ganz in der Nähe. Meine Familie lebt dort noch." Ihr ansteckendes Grinsen machten das jugendliche Gesicht zu dem eines ausgelassenen Mädchens, so sehr freute sie dieses kleine Detail. "Und du bist zufrieden nach Rom gekommen zu sein?" fragte sie neugierig, während sie nach etwas mehr zu essen griff.

    "Ich bin heute aus Germanien zurück gekommen."


    Sie lächelte ihn an und rückte ein Stück, mehr symbolisch, waren die Klinen doch sowieso für drei Personen gemacht. Tiberius schien recht freundlich, höflich auch, aber das hatte sie von einem Decimer auch erwartet. Der Sohn von Verus also, interessant. Sie verglich die Gesichter der beiden Männer miteinander und war sich nicht sicher, ob sie sich wirklich ähnlich sahen. Die Narbe des Jüngeren machte es schwerer und Verus trug einen Bart. Just in diesem Moment trat Phila dazu, gefolgt von drei Unbekannten, wovon einer ein großes Tablett mit Getränken trug und die anderen jeweils ein Tablett mit kalten Speisen. Narcissas Magen grummelte laut und fordernd und sie grinste entschuldigend. Aber bei dem Anblick der lieblich angerichteten Speisen (und der Menge und Auswahl) lief ihr wirklich das Wasser im Mund zusammen. Sie wartete artig, bis alles abgestellt war und dann wartete sie, dass man ihr einschenkte. Allerdings war ihr Hunger groß udn die Geduld klein und daher nahm sie sich von dem Essen, ohne darauf zu warten, ob auch Tiberius zugreifen würde.

    Die Wartezeit verbrachte Narcissa damit, sich etwas auszuruhen und einfach die Füße und die Seele baumeln zu lassen. Zugegeben hatte sie es vor Livianus natürlich nicht, aber die Reise war doch anstrengender gewesen als angenommen und sie freute sich darauf, die heutige Nacht wieder in einem richtigen Bett zu verbringen. Das nicht schaukelte. Sie lächelte und sah sich genauer in ihrem neuen zu Hause um, bis sie plötzlich Schritte hörte. Erst nahm sie an, es wären die Sklaven, die ihr etwas zu essen brachten, doch dann stand da plötzlich ein junger Mann vor ihr. Er war groß, hatte braunes Haar und braune Augen und erinnerte sie irgendwie an ihre Brüder. Zumal er in ihrem Alter war. Dennoch waren die Narbe und sein höfliches Auftreten zwei unverwechselbare Kennzeichen seiner Person und sofort zeigte sich ein Lächeln auf Narcissas Lippen. Sie stand auf und begrüßte ihn ebenso.


    "Salve, Crassus. Da ich leider kein Familienmitglied bin, werd ich wohl nicht zu der Ehre komme dich direkt Tiberius nennen zu dürfen." Sie zwinkerte und lächelte ihn dann an. "Mein Name ist Iunia Narcissa, eine sehr entfernte Verwandte eines Klienten von Livianus. Der so nett war mir seine Gastfreundschaft anzubieten. Falls du dich wunderst, was ich hier mache." Sie klärte ihn direkt auf und stellte nicht nur klar, wer sie war, sondern auch was sie hier eigentlich machte. "Magst du mir ein wenig Gesellschaft leisten? Nach der Reise wollte ich mich stärken und alleine Essen ist so fürchterlich langweilig." Sie setzte sich in einer langen, grazilen Bewegung und klopfte neben sich auf die Kline. Aufforderung genug und sie war gespannt, ob er ihr folgte.

    Pah! Diese Flavia war ja unerhört! So ein Miststück! Der eiskalte Blick von Narcissa traf Celerina und für einen winzigen Bruchteil war alle Freundlichkeit aus dem Gesicht der Iunia verschwunden. Was bildete die sich ein? Hatte nicht gerade sie selbst alle zu sich eingeladen? Wozu, beim Barten Neptuns, brauchte man da noch einen Garten!?!? Sie schnaubte kurz und versteckte diese wirklich undamenhafte Geste hinter ihrem Weinbecher, aus dem sie einen großen, tiefen Schluck nahm. Schade, dass Cara die Sklavin schon wieder weggeschickt hatte. Den ein oder anderen Becher hätte Narcissa schon noch getrunken. Aber jetzt galt es eh erstmal, gute Miene zum äußerst bösen Spiel zu machen. Also lächelte Narcissa, auch wenn es sie Überwindung kostete.


    "Das werden sie sicherlich, Cara. Ich halte es für eine ausgezeichnete Idee, man könnte natürlich auch die cena im Anschluß an die Ludi abhalten. Da richte ich mich ganz nach euch."


    Sie lächelte die Caecilia an, die bisher immer reichlich still wirkte und nur in den entscheidenden Momenten etwas sagte. Dann allerdings hatte das was sie sagte meistens auch Hand und Fuß. Eine Angewohntheit mit der Narcissa sehr gut zurecht kam. Sie lächelte sanft, trank ihren Becher aus und stellte diesen auf dem Rand ab. Sie beobachtete einen Moment Serrana, die etwas blass war, aber das kümmerte sie nicht weiter. Ein schlechtes Gewissen hatte sie auch nicht, warum denn auch? Serrana hatte eben zuviel konsumiert, aber Narcissa hatte sie dazu ja nicht gezwungen. Da kam ihr eine Idee. Ihr Gesicht hellte sich auf und sie grinste die anwesenden Frauen an.


    "Wenn wir allerdings einmal ungestört sein wollen, schlage ich die Casa Iunia vor. Nach den Ludi können wir uns dorthin zurückziehen und mal so ganz ohne Männer und ohne Aufpasser unter uns sein. Der Garten ist herrlich und die Sklaven sehr fleißig und begabt. Was meinst du, Serrana?"


    Tja, Celerina, dachte Narcissa spöttisch, wie willst du das überbieten? Eine ganze Casa nur für uns allein...

    "Ich mag Oliven auch gerne!" kicherte Narcissa und blickte zu Marcus, der einen völlig unschuldigen Blick aufsetzte und versuchte, so lieb wie nur möglich zu ihnen zu schauen. Er hatte wahrscheinlich bemerkt, dass sie über ihn sprachen und versuchte jetzt, einen möglichst guten Eindruck zu machen. "Keine Sorge, Verus, ich werd ihn umsorgen, als wäre er mein Hund. Geh lieber und sei fleißig." neckte sie ihn und lächelte verschmitzt, als sie seinen schmachtenden Blick bemerkte.


    Zuerst hatte sie gedacht, er hätte nur so auf ihre Lippen geschaut, doch mittlerweile beschlich sie eher das Gefühl, er wolle sie umgarnen. Obwohl, nicht umgarnen, es war eher als wäre er von seinen eigenen Gefühlen überrumpelt. Fast meinte sie, er würde nun rot anlaufen und sie überlegte, ob sie ihn etwas triezen sollte. Nur ein bisschen, hier ein koketter Augenaufschlag, dort ein nettes Lächeln und ab und zu eine aufreizende Pose, ganz zufällig natürlich. Doch leider hatte sie dazu keine Zeit mehr, denn Verus verließ sie mit einem letzten Kompliment. Schweigend, aber sanft lächelnd, sah ihm die schwarzhaarige Iunia hinterher und fragte sich, ob sie ihn tatsächlich erobert hatte. Es ging so schnell. Sie kannten sich doch erst wenige Stunden. Und doch hatte sein Gesicht Bände gesprochen, ein kleiner pubertärer Junge würde nicht anders aussehen. Narcissa grinste. Das würde auf jeden Fall noch ein Spaß werden. Sie würde Livianus nach Verus ausfragen müssen.


    Und nun galt es ein gewisses Fellknäuel zu bespaßen.

    "Das wäre sehr nett von dir. Der Garten hier ist mir irgendwie ans Herz gewachsen."


    Narcissa lächelte und ging dann auf Serrana zu. Diese hatte sich ebenfalls erhoben und die Schwarzhaarige nahm die Gelegenheit wahr und bedankte sich für die netten Worte mit einer kurzen Umarmung.


    "Ich komme natürlich gerne mal wieder. Und du bist jederzeit herzlich eingeladen mich in der Casa Decima besuchen zu kommen. Mal sehn, wenn ich besonders lieb bin, kann ich vielleicht mal eine Nacht hierbleiben oder so. Schauen wir einfach mal, was sie in nächster Zeit ergibt. Bis gleich in den Thermen."


    Noch einmal grinste Narcissa kurz, dann gingen sie und Phila aus dem Garten, durchs Haus und waren schon auf den überfüllten Straßen der ewigen Stadt.


    Sim-Off:

    Wenn du magst, komm zur casa decima, dann machen wir da weiter ;)

    Verdutzt schaute Narcissa auf die Hand auf ihrem Arm und lächelte. Nein, nein, Schwäche zeigen war nicht gut, ganz und gar nicht gut. Nachher erzählte sie Silanus noch davon. Sie straffte sich.


    "Ich werd jetzt mal zurück gehen und Livianus überreden, mich in die Thermen zu lassen. Wir treffen uns dann da, ja?"


    Sie schwankte leicht im Wind und Phila trat pflichbewußt hinter sie. Bis zur Casa würden sich die Begleiterscheinungen ihres Konsums weitesgehend verflüchtigen. Narcissa grinste schon wieder.


    "Ich freue mich wirklich darauf mit dir baden zu gehen. Das wird toll. Bisher hatte ich nur einmal die Möglichkeit die städtischen Thermen aufzusuchen und es war wirklich beeindruckend!"

    Narcissa winkte ab. "Väter, Brüder, Ehemänner. Alles dasselbe." Ihre Stimme wirkte alt und resigniert, irgendwie matt. Im Grunde hatte sie das Gefühl, dass sie ihr immer nur alle im Wege standen. Und das hörte man wohl auch deutlich in ihrer Stimme. Meistens allerdings zeigte sie diese Haltung nicht, denn vor allem potentielle Ehemänner waren ein netter und unterhaltsamer Spielvertreib. Sie lächelte. Ja, dazu taugten sie wirklich noch. "Mein Vater kümmert sich nicht um mich. Das was er tut ist mehr ein Interesse wahre. Sein Interesse."


    Und damit war das Thema für sie abgeschlossen. Viel lieber widmete sie sich dem Wein und dem Hanf, welches sie in viel größerer Menge als ihre Cousine konsumierte. Doch auch bei ihr stellte sich bald eine wohlige Wärme ein, welches ein klares Zeichen war für sie, dass sie ihre Grenzen erreicht hatte. Jedenfalls, wenn sie den Weg zurück in die Casa Decima halbwegs gesittet zurücklegen wollte. Und dort keine Aufmerksamkeit erregen wollte. Wobei, sie hatte ja eh vor in die Thermen zu gehen, dann brauchte sie ihr Überredungsgeschick noch für Livianus. Also war nun Schluß mit Kraut und Alkohol, auch wenn sie noch ewig so hätte weiter machen können.

    "Sieht ganz danach aus." Auch Narcissa schmunzelte, als Marcus sich in das Beet warf und sich dreckig machte. "Aber ein Hund sollte das auch dürfen. Was nutzt der tollste und sauberste Hund, wenn er unglücklich ist. Über früher oder später macht er dann eh die Beete kaputt oder schlimmeres." Sie schaute neugierig und nickte. "Was hast du denn Wichtiges zu erledigen?" fragte sie sofort, ignorierend, dass er ihr das vielleicht gar nicht sagen wollte. Aber wenn dem so war, dann konnte er es ja auch einfach sein lassen. Sie zwang ihn ja nicht. Auch wenn sie es ihm wahrscheinlich übel nehmen könnte, aber das konnte er ja nicht ahnen. Und die Wahrscheinlichkeit war viel größer, dass er es ihr einfach sagte. Sie lächelte ihn offen an und nickte nochmal. "Ich passe gerne auf ihn auf, dann spiel ich noch was mit ihm in Garten. Marcus wird dann ganz müde sein und du hast eine erholsame Nacht." Sie grinste unbestimmt und erinnerte sich, was für ein Kraftakt es gewesen war Zenon ins Wasser zu kriegen. Danach waren er und Narcissa zwar nass und sauber, das Balneum dagegen dreckig und überschwemmt.

    Ihre Hände? Narcissa schmunzelte und überlegte vielleicht eine halbe Sekunde, ob sie ihn darüber aufklären sollte. Sie hatte die Samen pflanzen lassen, nicht selbst gepflanzt! Doch sie entschied sich dagegen und ließ ihn in diesem Glauben. Immerhin hatte sie ja schon bewiesen, dass sie sich die Hände schmutzig machen konnte, wenn sie denn wollte. Was selten vorkam. Aber es kam vor. Rechtfertigung genug in Narcissas Augen.


    Sie nahm Marcus entgegen und ließ sich von ihm das Gesicht schlecken, bis sie genug hatte und ihn wieder auf den Boden setzte, was Markus aber nicht gefiel. Er fiepte und sprang an ihr hoch, was sie mit einem lauten und bestimmten "Nein!" unterband. Er schaute verdutzt, dann etwas beleidigt und trottete davon, was Narcissa grinsend beobachtete. Sie schüttelte amüsiert den Kopf und grinste Verus an.

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    " Und wo und wann wollen wir uns treffen?"


    Narcissa überlegte einen Moment. Wie ihre Cousine kannte sie noch keine anderen Familien, hatte keine "guten Kontakte" un hätte auf Anhieb auch keine Stelle gewußt, an der es schicklich genug gewesen wäre, sich zu treffen. Daher kam ihr eine ganz andere Idee.


    "Bei mir. Also, bei Decimus Livianus in der Casa Decima Mercator. Ihr seid alle eingeladen!"


    Sie lächelte gewinnend in die Runde und prostete den Damen zu. Livianus würde ihr ganz sicher den Kopf abreißen und Flavus würde sich freuen, wahrscheinlich sogar immens freuen. Sie grinste und freute sich. Wenn das mal kein Einstand in die Gesellschaft war. Nun würde sie endlich ihr erstes richtiges Fest veranstalten!


    "Am meisten Sinn macht es wohl, sich zu einer verfrühten cena zu treffen und danach die Ludi zu besuchen, oder?"

    "Ja, natürlich." sagte sie automatisch und dachte bei sich, dass ihr ein Besuch ohne Aufpasser lieber gewesen wäre. Dann hätte sie sich mit Phila in den Garten zurückziehen und Unsinn anstellen können, also Dinge, die sie hier in Livianus Haus nicht machen konnte. Doch mit Verus an ihrer Seite würde sie sich dann tatsächlich um den Garten kümmern müssen. Nicht, dass sie nicht wirklich ernst gemeintes Interesse gehabt hätte, sie liebte Gärten wirklich und hielt sich dort immer dann auf, wenn ihr eigenes Cubiculum zu langweilig wurde. "Aber versprech dir nicht zuviel davon. Als ich das erste Mal in die Casa kam war der Garten völlig verwahrlost. Die Sklaven haben ihn kaum bis gar nicht gepflegt und es dauerte mehrere Tage ihn erstmal wieder begehbar zu machen. Dann habe ich die Samen und Setzlinge pflanzen lassen. Genau zu dem Zeitpunkt kam Silanus und nahm mich mit, ich weiß daher nicht mal ob sie angegangen sind." Sie schüttelte entschuldigend den Kopf. Silanus hatte immer so ein schlechtes Zeitgefühl bei so was bewiesen.

    Es kam ganz so, wie sie es sich gedacht hatte und Verus sagte etwas. Nichts wirklich geistreiches, wie sie mit einem schelmischen Lächeln feststellte. Das Wetter!? Weder ein besonders spannendes, noch besonders ergiebiges Thema. Dennoch nickte sie. "Germania ist gänzlich anders als meine Heimat und Rom ist gänzlich anders als Germania. Ich bin froh hier zu sein, wo die Sonne scheint, wo es warm ist und wo so herrliche Blumen wachsen." Meinte sie genießerisch und zeigte auf den Garten. "Du leistet gute Arbeit hier, mit dem hortus. In der Casa Iunia hab ich einige exotische Bäume pflanzen lassen, wenn es Livianus erlaubt werde ich die Tage hinüber gehen und nach ihnen sehen. MIch würde interessieren wie sie in meiner Abwesenheit gewachsen sind." Sie lächelte schwärmerisch und dachte an ihre Heimat. Wie Zenon und sie durch die Plantagen des Nachbarn gestreift sind, an den Geruch der Bäume.

    "Scheiden? Doch, natürlich. Wenn es mich und die Familie voran bringt, sicherlich. Es ist ja nur leider so, dass ich eigentlich meinem Vater unterstellt bin. Ich bin, laut Gesetz, sein Eigentum." Narcissa verzog den Mund zu einer beleidigten Schnute. Doch dann grinste sie wieder. "Das beste wäre wohl, wenn mein erster Mann stürbe oder in Gefangenschaft geriete oder sonst etwas anderes, dass eine Beendigung der Ehe nach sich zieht. Dadurch würde ich sui iuris werden, hätte mein eigenes Vermögen, könnte es selbst verwalten und selbst bestimmen. Und das sogar ganz offiziell und rechtlich abgesichert." Sie lächelte träumerisch und war sich ganz darüber im Bilde, wie ungewöhnlich und vielleicht sogar lästerlich diese Worte in den Ohren ihrer Cousine klingen musste. Ja, Serrana war eben doch ganz anders als sie.