Beiträge von Lucius Iunius Merula

    Noch etwas später als der Statthalter erreichte schließlich Lucius Iunius Merula die Ekklesia. Offensichtlich hatte man noch nicht begonnen, weshalb der Römer zielsicher einen der noch unbelegten Plätze ansteuerte, dem ein oder anderen ihm bekannten Bürger kurz die Hand schüttelte und dann den Blick in Richtung der Würdenträger richtete.

    Merula reckte den Kopf. Wo blieb der Mann nur? Zugegeben, es gab bessere Treffpunkte als die überlaufene Agora, doch hier konnte man sich wenigstens sicher sein, dass auch ein Fremder ohne Probleme herfinden würde.
    Sein Begleiter, der kahlköpfige Celsa, hatte die Suche längst aufgegeben und spekulierte stattdessen mit einem Stoffhändler über die zukünftige Preisentwicklung seiner Waren.


    Doch da! Der unbeteiligt wirkende Mann dort, das musste er sein. Er mochte ein wenig älter aussehen als vermutet, doch wie leicht konnte man sich beim Schätzen des Alters eines Mannes schon täuschen. Schnell trat ihm der Römer entgegen: "Du musst Philippus sein, der Wagenlenker."
    Merula spürte: Er war dem Aufbau seines ersten eigenen Gespannes so nahe gekommen wie nie zuvor.
    "Ich dachte schon, wir hätten dich verpasst. Willkommen in Alexandria!"

    Hildulf und Eginhard! Merula hatte zwei, drei Versuche benötigt, bis er die Namen so drauf hatte, dass die beiden Barbaren mit der Aussprache ihrer Namen zufrieden gewesen waren.
    Und um das Trio seltsamer Namen zu komplementieren, trug auch der dritte im Bunde einen solchen: Histiaeus, nach eigener Aussage ein erfahrener Exercitor junger, entwicklungswilliger Gladiatoren. Ein entfernter Verwandter hatte ihn Merula empfohlen und dieser sogleich zugegriffen.


    All das ging dem Iunier noch einmal durch den Kopf, während er die Männer bei ihren Trockenübungen beobachtete. Der großgewachsene und kurzgeschorene Eginhard, angeblich einem Volk entstammend, das Hermunduren genannt wird, tat dies mit großem Eifer. Der Andere - Hildulf, ein kräftiger Chatte - mit unverkennbarem Missmut. Die Bürger und Bürgerinnen der Stadt, die an diesem Tag ebenfalls das Gymnasion aufgesucht hatten und auf die ungewöhnliche Trainingsgruppe aufmerksam wurden, bekamen ein ums andere Mall Hildulfs angewidertes Schnauben zu hören.
    Histiaeus reagierte darauf mit immer aggressiver klingenden Anfeuerungen und vermehrtem Stockeinsatz.
    Merula hoffte indes, dass zumindest zwischen den beiden Volksgruppen, denen die Gladiatoren angehörten, keine grundsätzliche Feindschaft herrschte, welche jene dazu bringen könnte, sich schon vor einem offiziellen Auftritt an die Kehle zu springen...

    "Werd' ich machen! Es ist anscheinend eh etwas dazwischengekommen, so dass du dich wegen dieser Orchideen nicht zu grämen brauchst."


    Merula nahm erfreut zur Kenntnis, dass er seine beiden Athleten ins Gymnasion mitnehmen konnte.
    "Vielen Dank, du bist sehr großmütig, Cleonymus. Es wird auch nur vorübergehend sein und ich versichere dir, dass niemand durch ihre Anwesenheit gestört wird."
    Dass sich eine Legion aber aus bis zu 5000 Mann zusammensetzen konnte, das war für den bekennenden Zivilisten neu. Er hatte vielleicht mit 1000 gerechnet, wenn überhaupt.
    "Das habe ich alles gar nicht bedacht!" gab er zu. "Aber ich werde darüber nachdenken und auf dich zurückkommen, wenn mir etwas einfällt. Es ist ja wahrscheinlich noch ein Weilchen hin."
    Er griff nach seinem Becher und leerte ihn. War da nicht noch etwas gewesen, was er beim Gymnasiarchos zur Sprache hatte bringen wollen? Doch es fiel ihm nicht ein, weswegen er sich ans Verabschieden machte.
    "Ich danke dir für die Zeit, die dur dir so spontan für mich genommen hast. Gibt es von deiner Seite noch etwas zu besprechen?"

    Der Iunier nahm den Becher entgegen und trank daraus. Es war genau die richtige Mischung: Nicht zu stark, so dass Merula den Rest des Tages noch für so manche Erledigung fit genug sein würde.
    "Nun, von Axilla, die mittlerweile leider verwitwet ist," - streute Merula beiläufig ein, während er sich an den Wortlaut des Briefes zu erinnern versuchte - "soll ich dir des Weiteren ausrichten, dass du das Bild und die Orchidee aus dem Paneion nicht zu schicken brauchst, zumindest wenn du das noch nicht getan hat."
    Merula musste bei diesen Worten kurz lächeln. Ob das ein geheimer Code zwischen den beiden war, den er da soeben übermittelt hatte.


    In der Hoffnung, dass es den Gymnasiarchos so nicht nach weiteren Erklärungen zum Tod von Axillas Ehemann verlangen würde, kam Merula auch recht schnell auf den zweiten Punkt zu sprechen: "Was die andere Sache angeht: Ich bin seit Kurzem Besitzer zweier Gladiatoren. Wahrscheinlich denkst du jetzt: Typisch Römer, grobschlächtig und unzivilisiert, aber naja..." Er hob entschuldigend die Hände als Zeichen gespielter Selbstanklage.
    "Jedenfalls ist mir der Gedanke gekommen, die beiden nach erfolgreicher Rückkehr unserer Wüstenlegionäre bei einer Festlichkeit zu deren Ehren und Unterhaltung auftreten zu lassen. Natürlich weiß ich nicht, was das Prytaneion davon hält, aber es ist ja erst einmal nur eine Idee."
    Dass die Legion erfolgreich sein würde, davon ging der gänzlich unsoldatische Iunier einfach mal aus.


    "Doch bis dahin und solange ich noch keinen passenden Trainingsplatz gefunden habe, müssen jene in Form bleiben. Was mich zurück zu dir und deinem Amt bringt: Ist die Nutzung der Einrichtung des Gymnasions eigentlich nur Bürgern der Polis vorbehalten oder dürfen dort auch Fremde - selbstverständlich ohne Ausrüstung - aktiv sein?"

    Merulas Brust schwoll merklich an, als er ohne nervige Wartezeit zum Gymnasiarchos weitergehen durfte. Der junge Iunier kam sich auf einmal ziemlich wichtig vor und er nahm die Einladung gerne an.
    "Ich grüße dich, verehrter Cleonymus. Schön, dass du trotz meines so plötzlichen Erscheinens etwas Zeit für mich hast." Der Postmann wusste, was es bedeutete, inmitten eines Berges von Arbeit gestört zu werden. Und dennoch so zuvorkommend zu reagieren.
    "Vielleicht einen Schluck zu trinken, danke! Ich brauche nicht lange: Um zwei Dinge geht es, eins davon von meiner Cousine Axilla auferlegt. Von ihr soll ich dir auch freundschaftliche Grüße übermitteln."
    Merula besann sich der in vielen südlichen und östlichen Ländern gepflegten Tradition, nicht gleich mit der Tür in Haus zu fallen. Und erkundigte sich deshalb erst einmal nach Cleonymus Befinden:
    "Doch wie geht es dir? Wie laufen deine Tätigkeiten? Mein neuer Handelsbetrieb, dessen Erwerb ich mehr oder weniger dir verdanke, ist erstaunlich gut angelaufen."

    Endlich hatte Merula die Zeit gefunden, das Gymnasion aufzusuchen, um beim Gymnasiarchos ein Thema anzusprechen, das ihn schon seit der Rückkehr Celsas beschäftigt hatte. Er meldete sich also beim Schreiber des Ägypters und stellte sein Ansinnen in kanppen Worten dar:
    "Chaire, Freund! Ich bin Iunius Merula, römischer Postpräfekt. Hat der ehrenwerte Gymnasiarchos ein wenig Zeit für mich. Es geht um die Nutzung des Gymnasions."

    Celsa begutachtete nun auch den zweiten Germanen und als er keinen offensichtlichen Makel feststellen konnte, stimmte er zu:
    "Also schön. 400 für die Beiden."
    Der Spanier überschlug schon einmal, was die Unterbringung und Verpflegung der Neuerwerbungen seinen Patron kosten würden. Neben den Pferderennen schien sich dieser nun einem zweiten teuren Hobby widmen zu wollen.


    Sim-Off:

    Wer kriegt das Geld?

    [Blockierte Grafik: http://img41.imageshack.us/img41/3866/celso.jpg]


    Der Freigelassene Celsa - zugleich Lehnsmann und Mentor des jungen Iunius Merula - schloss die Lücke zum Händler mit einigen kurzen, schnellen Schritten.
    Er zog seine Geldbörse hervor, um jenen Eginhard zu bezahlen, bevor ihn Penulas Worte auf eine neue Idee brachten: "Hast du denn noch einen dabei, der sich als Eginards Trainingspartner eignen würde?"

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus


    Tzzz gerade wo man fertig ist. Gibts dazu noch Namensänderungen oder kommt das kleckerweise hinterher? ;)


    'Achilleos Importe' bitte in 'Merulas Importe' umbenennen.

    "Keine Einwände, Gymnasiarch!" erwiderte Merula, ehe er wieder Teil der schweigenden Mehrheit wurde und auf die Abstimmung wartete.
    Dass er nicht zu der unüberschaubaren Zahl derer gehörte, die den Namen Iulius führten, sondern eben ein stolzer Iunier war, verkniff er sich mit einem Lächeln.