Beiträge von Lucius Iunius Merula

    Hätte der junge Iunier ein wenig mehr kaufmännischen Sachverstand mitgebracht, er hätte vielleicht die Frage gestellt, ob es nicht gute Gründe gab, weshalb jenes von Cleonymus genannte Geschäft von seinem früheren Inhaber aufgegeben worden war und noch immer keinen neuen Besitzer gefunden hatte.
    Doch so sah Merula die Möglichkeit, einen Fernhandel - das klang doch schon mal recht gut - zu seinen Besitztümern zu zählen und sah sich schon auf dem Weg zu einem sehr wohlhabenden Provinzbürger, dessen Wort bei seinen Mitbürgern beachtet und geschätzt werden würde.


    Aber dumm war der gute Merula deswegen noch lange nicht und so war er bemüht, sein Interesse an dem Vorschlag des Gymnasiarchos nicht allzu offensichtlich werden zu lassen. "Es sind sehr ehrbare Motive, die dich zu diesem Schritt bewogen haben, geschätzter Cleonymus", meinte er ohne Ironie. "Ich möchte mich nicht vordrängeln, immerhin bin nur Gast in eurer vortrefflichen Gemeinschaft.
    Aber wenn dieser Betrieb für meinen Geldbeutel erschwinglich sein sollte und dies zudem dem Gemeinsinn dient, so bin ich gerne bereit, dieses unternehmerische Risiko einzugehen."

    Er überlegte noch kurz, ob er noch einen Verweis auf seine Verwandtschaft mit der hier geachteten Urgulania anbringen sollte, entschied sich jedoch dagegen. So etwas konnte von der Menge auch leicht als billige Anbiederung verstanden werden.

    Der Gymnasiarchos machte es aber auch spannend. Merula verstand zwar nur wenig von der alexandrinischen Lokalpolitik, doch da er seit einiger Zeit auch zu denen gehörte, die einen kleinen Handelsbetrieb innerhalb der Stadtmauern ihr Eigen nennen konnten, wagte er es, seine Stimme für eine kleine Frage zu erheben: "Um was für einen Betrieb handelt es sich denn, ehrenwerter Gymnasiarchos?"
    Mehr sagte der PV erst einmal nicht. Immerhin wollte er als Römer keine zu große Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

    Warum Merula an diesem Tag zum zweiten Mal die Volksversammlung besuchte, konnte er nicht sagen. Aber aus irgedneinem Grund hatte die Ankündigung sein Interesse geweckt. Und zudem fühlte er sich nun doch schon als halber Alexandriner, auch wenn ihm die Einheimischen diesen Status wohl kaum zuerkennen würden.

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus


    "Oh, so wichtig ist es eigentlich gar nicht, Präfekt", fing Merula an. "Ich dachte nur, auf diese Weise erspare ich es dir, von mir in deinen Arbeitsräumen behelligt zu werden." Der Iunier kam ein wenig ins Schwitzen. Er hoffte, dass er den Statthalter nicht in seiner Vorfreude auf die Aufführung gestört hatte, aber jetzt war daran ja sowieso nichts mehr zu ändern.
    "Zum Einen geht es um den Cursus Publicus. Ich wollte mich erkundigen, ob es irgendwelche Beanstandungen oder Wünsche gibt, die unsere Organisation betreffen. Mit dem Präfekten der XXII. Legio hab ich ja die Zusammenarbeit in Syene bereits abgestimmt."
    Ein kurzer Blick hinunter offenbarte Merula, dass in das Geschehen auf und hinter der Bühne langsam Bewegung kam. Er lächelte entschuldigend und kam schnell noch auf den anderen Punkt zu sprechen:
    "Zum Anderen geht es um ein privates Anliegen. Gibt es etwas Neues zu dieser Sache mit Urgulania, das ich meinen Verwandten nach Rom berichten könnte?" Wenn er hier schon die iunische Stellung hielt, wollte er sich wenigstens ein bisschen nützlich machen.

    Der entscheidende Vorteil seines neuen Amtes bestand in Merulas Augen darin, dass er sich seine Arbeitszeit mehr oder weniger selbst einteilen und sich frei nehmen konnte, wann er das für richtig hielt. Weswegen er auch an diesem Tage die Gelegenheit genutzt hatte, die stickigen Arbeitsstuben hinter sich zu lassen und nun zusammen mit dem glatzköpfigen Freigelasssenen Celsa im Theater Platz genommen hatte.
    "Siehst du, Celsa. Da haben meine Mutter, du und viele andere stets behauptet, ich könnte nichts Vernünftiges aus mir und meinem Leben machen. Und nun: Sitze ich hier als Zuständiger für das Postwesen einer ganzen Provinz und schau mir griechische Komödien an."
    "Tragödien, Lucius. Im übrigen ging es weniger ums Können, sondern vielmehr ums Wollen. Das ist es, was dir von Zeit zu Zeit fehlt."
    Merula zuckte mit den Schultern. Vermutlich hatten sie ja alle recht. Doch er war mit sich selbst hochzufrieden. Wen kümmerte es schon, ob andere Menschen mehr aus ihrem Leben machten. Solange er nur Freude an seinem eigenen Leben empfand.


    "Übrigens, der Statthalter ist soeben eingetroffen", wies der Freigelassene den Sohn seines früheren Herren hin.
    Merula drehte sich in Richtung des Ehrenplatzes, wo der Präfekt sich tatsächlich niedergelassen hatte. Dem musste er doch auch noch einmal seine Aufwartung machen. Warum also nicht eine unangenehme Sache (den Besuch beim Statthalter) mit einer angenehmen (einem Theaterbesuch) verknüpfen.
    Ohne Vorwarnung sprang Merula auf und machte sich in Richtung Empore auf. Dort angekommen stellte er sich bei einem der Leibwächter des Terentius Cyprianus vor:
    "Salve Soldat. Ich bin Lucius Iunius Merula, der Praefectus des Cursus Publicus von Ägypten. Ich frage mich, ob der Praefectus Aegypti vielleicht gewillt ist, mich vor Beginn der Aufführung noch kurz zu sprechen."

    "Danke, werte Dame!" erwiderte Merula, der - sei es aus Langeweile, übertriebener Pflichterfüllung oder personellen Engpässen - persönlich hinter dem Schreibtisch der Station Platz genommen hatte.
    "Es wird wohl bei mir noch paar Jahre dauern, ehe ich mich an die Hitze gewöhnt haben werde", fügte er noch hinzu.



    Sim-Off:

    Man möge mir die kleine Verzögerung beim Briefverkehr verzeihen. :)

    Der Postbeamte zählte das Geld ab und stellte fest, dass es zu wenig war. Mit entschuldigendem Lächeln wies er den Kunden darauf hin:
    "Es tut mir leid, mein Herr, aber wir müssen Brief und Paket gesondert abrechnen. Es fehlen demzufolge noch 10 Drachmen."







    Die Frage nach dem Zeitraum blieb unbeantwortet und Merula beließ es dabei. Dafür kam ihm der Praefectus Legionis bei der finanziellen Angelegenheit sehr entgegen: "Das wäre sehr aufmerksam und beseitigt meinen kleinen Einwand. Ich werde dann dafür sorgen, dass es so geschieht wie von dir vorgeschlagen.
    Wenn der Cursus Publicus einen kleinen Beitrag leisten kann, damit deine Soldaten die Handelswege sichern können, werden wir das gerne tun."

    Merula trank noch einen Schluck und wartete, ob der Praefect noch etwas hinzuzufügen hatte.

    Der Vorschlag machte in jedem Fall Sinn, das konnte und wollte Merula nicht bestreiten: "An sich sollte das schon möglich sein", bestätigte der Postbeamte mit mehrfachem Nicken und nach einem kurzen Moment, in dem er sich die Landkarte der Provinz gedanklich vor Augen führte.
    Das System des CP war so gut ausgebaut und genug Personal war ebenso vorhanden, um dem Wunsch des Octavius zu entsprechen. Eine kleine Sache brachte ihn jedoch noch zum Grübeln:
    "Nur das mit der Bezahlung ist so eigentlich nicht vorgesehen, aber ich denke, bei einer wichtigen militärischen Expedition werden die hohen Herren in Rom nichts dagegen haben, wenn die Regelungen etwas flexibler ausgelegt werden."
    Wahrscheinlich würden sie es sowieso nicht erfahren, vorausgesetzt der Postpraefect würde nicht den bestehenden Forderungen seiner Organisation gegenüber der Legion hinterherlaufen müssen.
    "Von welchem groben Zeitrahmen sprechen wir denn?" wollte der Iunier noch wissen.

    Viel wusste Merula nicht über die Legionen in Ägypten. Er meinte sich zu erinnern, dass vor längerer Zeit einmal einer seiner Onkel in Nicopolis stationiert gewesen war, doch hatte der Mann schon lange seinen Weg ins Totenreich angetreten. Und aufgrund der Begrenztheit seiner Lebenszeit konnte es dieser auf der Karriereleiter auch nicht allzu weit gebracht haben.
    Zeit also, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, die auf den Iunier in Gestalt des rüstigen Legionspraefekten wartete.


    Merula ließ sich nieder und war auch einer Erfrischung gegenüber durchaus nicht abgeneigt:
    "Verzeih mir, Praefect. Eine längere Dienstreise hielt mich leider davon ab, früher in Nicopolis zu erscheinen." Dass die 'Dienstreise' größtenteils privater Natur gewesen war, musste der General ja nicht wissen.
    "Es gibt doch hoffentlich keine Probleme in der Zusammenarbeit von Legion und Cursus Publicus?" fragte er und hoffte, mit seinem neuen Amt nicht gleich ein Bündel an Problemen geerbt zu haben.

    Kaum in Alexandria angekommen, hatte Merula die Metropole auch schon wieder in Richtung des benachbarten Nicopolis verlassen müssen. Er überwand also seine Abneigung gegenüber allem Militärischen und stellte sich den Wachposten vor: "Salve, Soldaten. Ich bin Lucius Iunius Merula, höchster Beamter der Vertretung des Cursus Publicus hier in der Provinz. Ich wurde darauf hingewiesen, dass der Legionspräfekt nach einer Unterredung mit mir verlangt hat."
    Selbstverständlich schleppte der Iunier keine Waffen oder Gegenstände, die sich als solche nutzen ließen, mit sich herum.

    Merula war durchaus ein wenig eingeschüchtert von der resoluten Dame, so dass er erst nach kurzem Zögern Geld, Brief und Fracht entgegennahm und deren Eingang notierte.
    "Wird erledigt! Das Wetter auf hoher See ist momentan sehr gut und die Chancen liegen gut, dass die Sendung pünklich ihr Ziel erreicht."


    Sim-Off:

    Stellst du das Frachtgut noch über die WiSim (1225) rein?

    Merula stellte den Beutel ab. Ein paar Minuten konnte er sicherlich entbehren, ohne dass ihm sein Schiff davonfuhr.
    "Da hast du leider Recht, ich werde Rom noch heute verlassen. Aber wenn dich deine Wege einmal nach Alexandrien führen sollten, wirst du ein gern gesehener Gast in der dortigen Domus Iunia sein. Gibt es denn eine Adresse, über die du schriftlich zu erreichen bist?"

    Der Sklave blickte ein wenig missmutig, als ob er keine Möglichkeit sah, den Wunsch des Besuchers zu erfüllen: "Soweit ich weiß, ist er gerade in der finalen Phase seiner Reisevorbereitungen und ich weiß nicht, ob..."
    Der Zufall wollte es, dass Merula in diesem Moment mit einem großen Seesack in der Tür erschien und, als er den Mauretanier erkannte, sogleich auf ihn zueilte: "Volubilis Vitale! Dass ich dich noch einmal zu sehen bekomme! Du bist doch wohl nicht auf der Suche nach meiner Wenigkeit?"
    Das Haus der Iunier in Rom war nach Serranas und Axillas Hochzeit und Silanus übereiltem Rückzug nun einmal ähnlich verwaist wie jenes in Alexandria.

    Merula hatte einen Brief, der kurz vor seiner Abreise in der Casa Iunia gelandet war, zum Palatin weitergeleitet.


    Ad
    Iunia Axilla
    Casa Iunia
    Roma
    Provincia Italia


    Chaire Axilla, viel zu lange haben wir nicht von einander gehört, viel zu lange schon schiebe ich diesen Brief vor mir her! Der Tod Urgulanias hat in Alexandria einigen Staub aufgewirbelt und obwohl die Legio schon die ersten Verdächtigen gefasst hat wurde bisher niemand verurteilt, ich weiß es schmerzt dich soetwas zu lesen doch ich habe auch gute Nachrichten. Die Bevölkerung Alexandrias und vorallem die Pyrtanen haben im Rahmen der ersten Versammlungen beschlossen deiner Verwandten eine besondere Ehrung zu Teil werden zu lassen, entgegen der Tradition wird ihr aufgrund ihrer unvergleichlichen Verdienste und Opfer eine Statue gewidmet, wie sie sonst nur die höchsten Beamten der Polis erhalten.
    Und in ihrem Andenken und um zu beweisen das Alexandria nicht so aufmüpfig ist wie es manche gern beschreiben, habe ich mich einem neuen Projekt zugewendet, für das ich allerdings gern deine Hilfe in Anspruch nehmen würde. Wie du dich sicher errinnern kannst fehlt es uns Pyrtanen neben dem Praefectus Aegyptii sichtlich an Ansprechpartnern und Verbündeten und daher habe ich mir vorgenommen den Kaiser persöhnlich mit einem besonderem Geschenk zu Ehren um so vielleicht etwas mehr Gehör zu bekommen als es sonst üblich war. Daher habe ich einen hiesigen Schifsbauer und Künstler mit dem Bau eines Palastschiffes beauftragt, wie du dir sicher bereits denken kannst braucht man für ein solches Unterfangen nicht nur viel Geld und Talent sondern auch ettliche Materialien. Daher würde ich mich sehr freuen wenn du mich mit deiner Farbmischerei untersützen würdest, natürlich nicht unendgeltlich.
    Ich hoffe auf deine Antwort und deine Hilfe.
    Mögen die Götter dich behüten!


    ° Cleonymus °


    postscriptum:Vielleicht hast du ja auch ein paar hilfsbereite Freunde in Rom die mich unterstützen würden? Antworte einfach an das Kapeleion Archaon!