"Was kann ich für dich tun?" fragte der Türsteher, der auf das Klopfen des dunkelhäutigen Mannes reagierte.
Beiträge von Lucius Iunius Merula
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„Naja, die Zeiten, als Frauen den ganzen Tag am Webstuhl zu sitzen hatten, sind ja wohl vorbei“, entgegnete er Corona. Dass eine Mutter ihrer Tochter das Reiten auszureden versuchte, weil sie es nicht für damenhaft befand, war für Merula schwer zu verstehen.
„Ich bin Lucius Iunius Merula, ein Cousin der guten Axilla hier. Seit etwa zwei Jahren lebe ich in Alexandria und arbeite dort für den Cursus Publicus. Über Germania weiß ich hingegen nicht viel. Allerdings habe ich in Mogontiacum einmal auf der Durchreise ein gutes Pferd erworben."
Womit er schon wieder bei den Pferden gelandet war. Doch für Bücher war er ebenso zu begeistern: "Welche Art von Büchern liest du denn gerne?“
Schon wollte er ihr Vorschläge machen, Werke empfehlen, die sie unbedingt lesen musste, doch dann begann Archias über den Grund dieses Zusammentreffens zu sprechen und Merula griff nach seinem Becher, um auf einen glücklichen Verlauf der beiden Ehen zu trinken.Sim-Off: war mein letzter Beitrag hier; muss zurück nach Alexandria; viel spaß noch!
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"Dann bin ich ja beruhigt!" entgegnete er Piso, als dieser sich zu den Blauen bekannte. "Hat Tolimedes nun endlich mal ein fehlerfreies Rennen abgeliefert?" Zwar versuchte sich Merula über verschiedenste Quellen auf dem Laufenden bezüglich der Rennergebnisse zu halten, doch eine weitere Einschätzung eines Venetakollegen war ihm willkommen. Dass er mit diesem Gesprächsthema dem ein oder anderen nur ein gelangweiltes Gähnen entlocken konnte, war für ihn sowieso unvorstellbar, bot doch seiner Meinung nach kein anderes Thema mehr Stoff für ausgiebige Diskussionen.
Nur der Auftritt des jungen Mannes mit der Schriftrolle ließ Merula innehalten und bewahrte Piso fürs Erste vor weiteren Rennweisheiten. Der Iunier reckte den Kopf von der Kline aus, auf der er sich niedergelassen hatte, um aus Axillas Gesicht Rückschlüsse über die Qualität des Gedichtes zu ziehen. Es schien ihr zu gefallen, doch ehe sich Merula weiter mit dieser Frage beschäftigen konnte, vernahm er von einer der anwesenden Frauen das Wort 'Pferderennen', was er wiederum zum Anlass nahm, der Iulierin, deren genauen Namen er nicht kannte oder schon wieder vergessen hatte, über mindestens eine Liege hinweg zu antworten: "Tatsächlich? Besitzt du denn eigene Tiere, ehrenwerte Dame?"
Und da er die Gelegenheit witterte, eine weitere Person in diese hochspannende Fachsimpelei hineinzuziehen, fügte er ausführlicher hinzu: "Ich musste mich von meinen Tieren leider vor meinem Umzug nach Alexandria trennen. Doch ich werde mir sicherlich bald neue zulegen."
Auch wenn es deutlich schwieriger und kostspieliger werden würde, einen guten Platz für diese zu finden, als seinerzeit in Misenum. -
Merula nickte den hinzustoßenden Männern und Frauen freundlich zu, als Archias sie untereinander vorstellte. Bislang kannte er keinen davon, nur die Begegnung mit dem Flavius hatte auch er nicht vergessen: "Natürlich erinnere ich mich, Piso. Ich meine, ich habe damals alles in Wein umgesetzt. Hast du dich mittlerweile für einen Rennstall entschieden. Ich hoffe doch für die Richtigen." Wenn Merula sich nicht täuschte, hatte sich Pisos Begeisterung für Wagenrennen damals zumindest noch in engen Grenzen gehalten.
"Was macht eigentlich die Fischzucht? In Alexandria habe ich leider keine Gelegenheit mehr, Fisch aus deinem Betrieb zu erwerben!" setzte er noch hinzu.
Er selbst hatte sich immer noch nicht entschieden, ob er neben seiner Beschäftigung beim CP noch ein zweites Standbein aufbauen sollte. Im Grunde verschob er derartige Überlegungen immer in die ferne Zukunft.Dann begutachtete auch der Iunier die Sonnenuhr mit den interessierten Blicken eines Nichtkenners. Deswegen hielt seine Neugier bezüglich des unförmigen Dinges auch nicht allzu lange.
Eigentlich wollte er ja auch warten, bis sich alle Damen der Runde einen Platz ausgesucht hatten, doch da ihm das alles zu lange dauerte, änderte er seine Meinung und ließ sich auf einer der Liegen nieder, seinen Becher in der Hand. -
"Nein, auch von meiner Seite gibt es nichts mehr hinzuzufügen", erwiderte Merula, ehe er sich erhob, um sich zu verabschieden.
"Ich danke dir für dein Vertrauen und werde dich regelmäßig über das Geschehen auf dem Laufenden halten." -
Silanus hatte also seine Posten aufgegeben und Rom verlassen. Es drängte sich Merula nicht zum ersten Male der Eindruck auf, dass irgendetwas schief lief mit den iunischen Männern. Und er selbst gab sich auch keinen Illusionen über sein eigenes Leben hin, strebte er doch auch nicht gerade nach den höchsten Ehren, wie es sich für Mitglied einer altadeligen Familie vielleicht geziemen mochte.
Er beließ es dabei; weder kannte er das Anwesen in Etrurien noch wusste er etwas über Narcissa zu berichten. Wahrscheinlich würde man einfach auf die nächste Generation Iunier warten müssen!Axilla jedenfalls schien im Moment sowieso mehr an seinem Mitbringsel interessiert zu sein, weswegen er die alte Tasche auf dem Boden ablegte und die Leinwand hervorholte. „Es ist ein Bild aus der Malerei von Anthimos. 'Die Pyramiden von Gizeh'. Vielleicht hast du ja Verwendung dafür.“
Merula selbst war kein Experte bildlicher Kunst, aber er wusste, dass Cleonymus, der Ägypter, viel von den Bantotakisbildern hielt. -
Zugegeben, die Antwort des Pompeius überraschte ihn, denn auch beim zweiten Versuch gelang es Merulas Erinnerungsvermögen nicht, eine Verbindung mit dem Gesicht und dem Namen des Mannes herzustellen.
Was vermutlich an seiner eigenen Vergesslichkeit lag und ihn selbstverständlich dazu antrieb, sich besondere Mühe zu geben, seine Unwissenheit zu verbergen: "Pompeius Imperiosus, natürlich! Doch, doch, ich kehre bald nach Alexandria zurück. Die Eheschließung einer meiner - nein: beider Cousinen - und amtliche Angelegenheiten, die es mit dem Leiter des Cursus Publicus zu besprechen gab, haben mich für eine kurze Weile nach Rom geführt."Merula begrüßte Axilla ähnlich beschwingt wie einige Tage zuvor im Haus der Iunier: "Achso, nein. Ein paar Tage wird Rom mich schon noch ertragen müssen. Ich hatte nur eine Kleinigkeit aus Alexandria für dich mitgebracht und dachte, bevor ich sie wieder mit nach Hause nehme, bring ich sie mit hierher..."
Er sprach nun auch offiziell von Alexandria als seiner Heimat; sein Gespräch mit Avarus hatte ihn endgültig davon überzeugt, dass nun dort der Mittelpunkt seines Lebens lag.
"Für mich bitte auch etwas Wein! Sagt mal, wo ist eigentlich Silanus? Ich dachte, er wäre jetzt auch in Rom auf dem Palatin tätig."
Diese Frage hatte ihn seit der Hochzeitsfeier beschäftigt, wollte er doch den Mann einmal kennenlernen, dessen Haus er bewohnte. -
Merula betrat den stattlichen Raum und steuerte schnurstracks in Richtung der Klinen, wo sich offenbar bereits der erste Gast breit gemacht hatte. Mit seiner unförmigen Tragetasche, die er noch immer über die Schulter geworfen trug, mochte er ein wenig kauzig wirken, doch das hatte den Mann Mitte zwanzig noch nie gestört.
Er blieb schließlich vor der Liege des fremden Mannes stehen und sprach ihn an: "Salve, guter Mann. Ich bin also doch nicht der Erste heute. Ich bin übrigens Lucius Merula, Cousin der edlen Dame Iunia Axilla."
Noch immer war ihm nicht so ganz klar, wie genau dieser Aelius Archias mit der Familie des Kaisers verwandt war, aber wenn die Verbindung zwischen Axilla und Archias dazu führte, dass Merula einmal den Palatin von innen sehen durfte, konnte er diese nur gutheißen. -
Zitat
Original von Medicus Germanicus Avarus
"Ich werde schon in den nächsten Tagen die Rückreise antreten. In drei Tagen steht noch ein weiterer Termin in Rom an, bei meiner anderen Cousine. Aber dann geht es zügig zurück nach Alexandria.
Wahrscheinlich wäre es also am besten, die Urkunde in die Domus Iunia in Alexandria zu schicken."
Merula fühlte sich in der südlichen Provinz mittlerweile schon so heimisch, dass er wenig Veranlassung sah, seinen Aufenthalt in Rom zu verlängern. -
Es dauerte nicht lang, da stand schon der Nächste vor der Tür. Die Durchsuchung war schneller gegangen als befürchtet und so konnte Merula doch noch halbwegs pünktlich zu der Cena erscheinen. Selbstverständlich war er alleine erschienen, der kahlköpfige Celsa hielt in Alexandria die Stellung und mit Sklaven konnte der eigenwillige junge Mann traditionell nicht viel anfangen. Seine unförmige Tasche mit einigen Habseligkeiten trug er über der Schulter und die Haare des Mannes, der nun um Einlass begehrte, waren nun ein gutes Stück kürzer als noch bei der Hochzeitsfeier.
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Merula nickte ein wenig unschlüssig, als sich der Senator zum Kaiser und zur Politik äußerte. Immerhin saß er einem Fachmann auf diesem Gebiet gegenüber, während der Iunier selbst über diese Dinge nicht viel mehr wusste als das, was er in der Acta darüber laß oder auf den Straßen verbreitet wurde.
In jedem Fall freute sich der Iunier, als er hörte, dass der Legatus es durchaus für möglich hielt, ihm eines Tages das gewünschte Amt zu übertragen.
"Nun, ich versuche immer, die eigene Person realistisch einzuschätzen: Ich bin wahrscheinlich nicht zum Heldenmut geboren, doch wenn es darum geht, gute und zuverlässige Arbeit abzuliefern, kannst du mit mir rechnen, Senator. Meine Zusage für ein langfristiges, beständiges Engagement In Ägypten kann ich dir also geben."
Tatsächlich war Merula sehr zufrieden in der Provinz. Als Iunier genoss er zusätzlich auch noch Anerkennung in der griechischen Bürgerschaft und die unsichere Lage in Alexandria würde sich sicher eher früher als später wieder stabilisieren. -
Es war das erste Mal, dass Merula den Palatin aufsuchte. Er hatte sich seine Haare und seinen Bart endlich einmal wieder zurecht stutzen lassen und wandte sich an die Wachen, die Einladung vorzeigend.
"Salvete. Ich bin Lucius Iunius Merula und von Aelius Archias in die Domus Aeliana vorgeladen worden."
Selbstverständlich trug er nichts bei sich, was sich als Waffe gebrauchen ließ, nur eine Tasche mit persönlichen Gegenständen. -
"Sie war eine entfernte Verwandte von mir. Aber gerade für eine kleine Gens wie die iunische ist ihr Verlust doppelt tragisch."
Das Thema Urgulania war Merula immer ein wenig unangenehm, hatte er sie selbst doch im Grunde nicht gekannt.
Auch den neuen Präfekten von Ägypten kannte er nicht persönlich; er wusste nur, was Axilla von jenem Terentier hielt. Und wenn man danach ging, dann musste er ein wahres Scheusal sein.
"Vertrauen wir darauf, dass der Kaiser das richtige Gespür bei der Auswahl seiner Statthalter besitzt", ließ Merula schließlich zu dem Thema verlauten."Marcus Vortex leistet gute Arbeit. Ohne ihn wäre manches komplizierter." lobte er den Mitarbeiter, der in der Tat eine unverzichtbare Hilfe darstellte.
"Schriftliche Berichte trage ich keine bei mir, kann sie aber gerne nachreichen, wenn du das wünschst, Senator."
Dann kam die Frage nach seiner Zukunft und der Stationarius setzte den angebotenen Becher an die Lippen, um sich die passenden Worte auszumalen.
"Ich fühle mich sehr wohl in Diensten des Cursus Publicus. Und in Alexandria gleichermaßen. Um ehrlich zu sein: Ich habe gehofft, irgendwann der Leiter der Poststationen in dieser Provinz zu werden. Der ehemalige PV, Aelius Archias, meinte, diese Möglickeit stünde mir eines Tages offen, doch kann ich natürlich nicht beurteilen, ob ich mit meinem Stand und meiner Arbeitsweise dafür in Frage komme." -
Erst das aurelische Zeustöchterpaar, und nun platzte der Leibhaftige - zumindest wenn man Selbstsicherheit und Unbescheidenheit des Auftritts als Maß heranzog - auch noch selbst herein und stolzierte zwischen die Brautpaare hinein. Merula fühlte sich bestätigt: Rom war schon noch eine Stufe interessanter und amüsanter als die Provinzen.
Er ließ sich davon aber ebenso wenig von seiner Unterredung mit Axilla abhalten wie diese und versuchte ihre Neugier zu befriedigen.
"Richtig, die Alexandriner haben gewählt. Aber der Gymnasiarchos ist nicht mehr angetreten. Er war auch gar nicht bei der Ekklesia anwesend; seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung wegen, wie es hieß. Und der eine Bantotakis, der Stratege, war so frustriert darüber, dass er den Mordfall noch nicht aufklären konnte, dass er ebenfalls nicht mehr zur Wahl antreten wollte."
Er zuckte mit den Schultern, um zu verdeutlichen, wie wenig er über die Hintergründe dieser Ereignisse wusste.
"Dieser etwas skurrile Cleonymus wurde zu Nikolaos Nachfolger bestimmt und Anthimos ist nun Exegetes der Stadt. Und..." Das Ulkigste, wie er befand, hatte sich Merula für den Schluss aufgehoben: "Und rate mal, wen die Herren noch in ein Amt hieven wollten! Mich, ausgerechnet mich! Sie haben mich zu einem ihrer Hinterzimmertreffen eingeladen, doch wir sind dann gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass das im Moment nicht das Sinnvollste ist. Ich bin ja noch gar nicht so lange dort. In Alexandria, meine ich."
Das war so selbstverständlich nicht ganz richtig, hatte Merula doch den Vorschlag nach kurzem Überlegen einfach abgelehnt. Aber er befürchtete, dass Axilla seine Entscheidung vielleicht nicht verstehen würde und behalf sich so mit dieser kleinen Unwahrheit.
"Wir Römer müssen zur Zeit in Alexandria einfach ein wenig aufpassen. Die armen Menschen von Rhakotis haben anscheinend einen der ihren zu ihrem Anführer erkoren, dessen Parolen dort gut ankommen. Aber im Grunde hat sich unter dem neuen Vertreter des Kaisers nicht so viel geändert.
Und Urgulania zu Ehren wird eine Statue errichtet und dann wahrscheinlich auch mindestens ein Ochse geopfert. Ich weiß, dass es für dich ein noch viel schlimmerer Schock gewesen sein muss, von ihrem Tod zu erfahren, als für jeden anderen." Vor allem als für ihn, der die Frau ja praktisch nicht gekannt hatte.Schließlich wagte er es doch, ein anderes Thema als Alexandria anzusprechen und den Aelius wieder mehr einzubinden: "Wisst ihr schon, wo ihr leben werdet? Und was ist mit Serrana und ihrem Mann? Stand unsere Familie schon früher in irgendeiner Beziehung zu den Germanicern?" Merula kannte nur Senator Avarus. Ansonsten war ihm diese Gens vollkommen fremd.
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Wenn Merula von irgendjemandem eine Antwort auf seine Frage bekommen hatte, so entging diese dem Iunier. Denn als er eine vertraute Stimme seinen Namen rufen hörte und schon im nächsten Moment die zierliche Gestalt seiner Lieblingscousine auf ihn zustürmte, war alles andere zumindest für einen kurzen Moment vergessen. Er erwiderte die zweimalige Umarmung jeweils kurz, aber herzlich und kräftig:
"Axilla, na endlich. Ich hab mich schon gefühlt wie ein Femder im eigenen Hause." Selbstverständlich war das nicht sein Haus, doch das Bild passte in seinen Augen recht gut zur Situation. Er freute sich wirklich, sie zu sehen, war Axilla doch im Grunde das Bindeglied zwischen ihm und seiner Gens.
Serrania hatte ihn vergessen? Merula verstand nicht so recht, was Axilla damit meinte; vielleicht würde er später noch einmal nachfragen. Doch das passte jetzt hier nicht hin. "Du hast recht. Es ist viel passiert, Gutes wie Schlechtes."Dann tauchte auch Archias, sein einstmaliger Vorgesetzter in Alexandria, auf und der Iunier strich sich erst einmal einige Strähnen seiner wie so oft etwas zu langen Haare aus dem Gesicht, um den zweiten Neuankömmling zu begrüßen: "Salve Archias! Das ist übrigens Volub... ."
Es dauerte ein wenig, bis er begriff, was der Aelier da gerade gesagt hatte.
Er entsandte einige forschende Blicke in die Gesichter der beiden. War das ein Scherz gewesen? Er meinte sich erinnern zu können, dass Archias gerne mal den ein oder anderen vorlauten Kommentar zum Besten gab.Als er jedoch keine Anzeichen in ihren Gesichtern ausmachen konnte, konnte er sich trotz der laufenden Zeremonie ein leises, aufrichtiges Lachen nicht verkneifen. "Dann hat sich euer Aufenthalt in Alexandria ja in mehrfacher Hinsicht gelohnt! Auch wenn es wohl bedeutet, dass das Haus in der Basileia ohne dich leer und eintönig bleibt."
Ihm lag noch die Frage auf der Zunge, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, die Hochzeit von Serrana mit der von Axilla zu kombinieren statt mit der heutigen, doch stellte er das bis auf weiteres zurück. Ebenso die Frage, warum er über eine so wichtige Nachricht erst jetzt erfuhr.
"Ihr müsst zur Vorbereitung ja einiges an Arbeit gehabt haben. Ach ja, bevor ichs vergesse. Der gute Volubilis Vitale hier fragte, ob er irgendwo schriftliche Glückwünsche an die Paare hinterlassen kann." -
Zitat
Original von Medicus Germanicus Avarus
Selbstverständlich hatte sich Merula nicht an den Aufräumarbeiten der Sklaven gestört, wusste er doch, welches Ereignis der Grund für die Unordnung gewesen war. Als der Legatus schließlich erschien, erwiderte der Iunier dessen Gruß und begann, zu erzählen: "Die Reise verlief zügig und glücklicherweise ohne ernsthafte Widrigkeiten, Senator. Das gab mir die Gelegenheit, der Festlichkeit anlässlich der Eheschließung des ehrenwerten Senators Sedulus und meiner Cousine beizuwohnen."Es war ihm nicht so ganz klar, was von den Ereignissen aus dem Süden in Rom bekannt war und was den Vorsteher des kaiserlichen Postwesens interessierte, darum gab er einen groben Überblick:
"Ägypten, nun. Tagsüber wird es jetzt schon immer drückend heiß, wie in Rom in den Juliwochen. Doch es ist die Sicherheitslage, die einem eher Sorge bereiten kann. Wegen dem tragischen Tod der Iunia Urgulania und einiger anderer Vorkommnisse liegt zumindest in Alexandria noch immer einiges an Unfrieden und Konfliktpotential in der Luft. Unsere Legionäre sieht man vermehrt in den Straßen der Stadt patroullieren. Und absurderweise boten die Stadtoberen mir - wohl einzig und allein wegen des Namens Iunius - einen politischen Posten in ihrer Verwaltung an. Ein Ansinnen, das ich glücklicherweise ausschlagen konnte, ohne mich gleichzeitig bei den Einheimischen unbeliebt zu machen."Merula musste den Kopf schütteln, kamen ihm doch die Erinnerungen an das merkwürdige Kellertreffen wieder in Erinnerung.
"Vermutlich ist dies auch ein Grund dafür, warum das Briefaufkommen bei uns momentan ein wenig gesunken ist. Die Zahl der Römer in der Provinz, die sich bemerkbar machen und das Angebot des Cursus Publicus nutzen, war in letzter Zeit rückläufig.
Doch ich bin sicher, das wird sich wieder ändern, wenn oben beschriebene Probleme erst einmal aus der Welt sind." -
Merula begann sich zu langweilen. Das lag nicht etwa an seinem Gesprächspartner, dem aufgeschlossenen Vitale, sondern an seinem Unwillen, sich auf die Lebensform und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der römischen Oberschicht einzulassen.
Auch die Opferzeremonie interessierte ihn kaum. Dass ein Mann wie er einmal Dienst in den Tempeln des Mercur geleistet hatte, musste den Göttern wohl fast wie Hohn vorkommen. Aber bislang hatten diese ihn für seine Gleichgültigkeit nicht bestraft.
"Rom kenne ich kaum. Ich war eine Zeit lang in Misenum, das liegt im Süden, unweit des Vesuv. Ist ruhiger und schöner dort!" erklärte er dem Mauretanier. Zu den Geschäften des Mannes fragte er nicht nach; seines eingeschränkten Verständnisses zu wirtschaftlichen Zusammenhängen wegen.
In der Regel gab Merula einfach aus, was gerade an Lohn hereinkam. Und seine Leidenschaften - Pferde und Bücher - fraßen das meiste davon auf.Nicht einmal das Erscheinen des Aureliusclans mit den weiblichen Ausgaben von Castor und Pollux änderten etwas an Merulas Desinteresse, auch wenn sie ihm ein leichtes Schmnunzeln entlockten. Wenn es um Skurrilitäten und Ausgefallenheit ging, blieb Rom bei all den exotischen Dingen, die Alexandria bot, doch ungeschlagen. "Lucius Merula, von den mächtigen Iuniern", nahm er sich selbst auf den Arm, als die Namen der Übrigen genannt wurden.
"Bitte was? Ein Gästebuch?" fragte der Iunier den Mauretanier dann verständnislos, bevor dieser erklären konnte, was er damit meinte.
"Ach so. Schreib die Glückwünsche doch einfach auf eine der Wände; davon gibt es hier ja genug."
Und als er merkte, dass dies eher unhöflich, wenn nicht unverschämt klingen musste, fügte er hinzu:
"Verzeih mir, Vitale. Wie gesagt: Ich kenne dieses Haus kaum und vom Ablauf des Ganzen hier weiß ich noch weniger."
Erneut blickte sich Merula um, in der Hoffnung, jemanden zu sehen, an die er die Frage des Schreibers weitergeben könnte. Doch da er kein vertrautes Gesicht ausmachen konnte, schwieg er zu dem Thema. Stattdessen lauschte er den Worten des jungen Aculeo aus Ostia, und wechselte schließlich abrupt das Thema: "Sagt mal, kennt ihr euch eigentlich mit Pferden und Rennen aus?" fragte er, ohne sich des Gedankenbruchs wirklich bewusst zu werden. -
"Der Scriba Volubilis Vitale teilte mir dies mit, aber er kam damit seiner Aussage zufolge nur einer Anweisung des Senators selbst nach", erwiderte Merula geduldig. Wenn es heute wirklich nicht klappen sollte, würde er natürlich auch morgen wieder kommen.
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Bei den Göttern! Merula konnte nur hoffen, dass er selbst frischer und ausgeschlafener aussah als das Gespenst, das ihm die Tür öffnete.
"Salve, ich bin Lucius Iunius Merula und man bat mich, dem Senator Germancius Avarus zur nachmittäglichen Stunde" - (wie Merula diesen Ausdruck liebte) - "einen Besuch abzustatten." -
Wie hatte der Mauretanier auf der Hochzeitsfeier doch so schön gesagt: Merula solle sich zur 'nachmittäglichen Stunde' in der Casa Germanica einfinden. Und so stand der Iunier nun also in besagtem Zeitraum vor dem Tor und klopfte an, um mit dem Legatus des Cursus Publicus zu sprechen.