Beiträge von Claudia Sisenna

    Sim-Off:

    Nicht ganz. :no:Ein Töpfchen Honig für dich hast du stehengelassen. :D


    Je länger Serena sprach umso breiter wurde Sisennas Strahlen. Sie brauchte den Zuspruch, um Mut zu sammeln. Mit Serena konnte sie ganz ungezwungen sprechen, aber vor dem Kaiser besaß sie jede Menge Respekt oder sogar Angst.
    "Daanke!" Sie zog das Wort in die Länge, um es bedeutender zu machen. Dabei umarmte sie Serena vorsichtig und so gut es mit dem Bauch eben ging. Gespeist mit Mut und voller Tatendrang, wollte sie nun auch keine Minute länger warten. Es könnte sein, sie vergaß sonst ihre Worte von eben und Serena gab doch den Tipp, sie genauso zu wiederholen.
    Sisenna trat einen Schritt zurück und sah Serena bittend an. "Können wir zurückgehen? Jetzt?" Dabei trat sie von einem Bein auf das andere, weil die Unruhe in ihr wuchs. Ihr Blick wanderte zu Silana. Mit ein wenig zur Seite geneigtem Kopf bat sie wortlos auch um deren Zustimmung.

    In Sisennas Welt ging niemand fort, der sagte, dass er nicht wegging. Sie glaubte noch jedes gesprochene Wort. Zufrieden seufzte sie und legte ihren Kopf wieder auf die Knie. Als er dann noch sagte, er würde nicht wieder wegwollen, weil das Haus so schön war, lächelte sie über das ganze Gesicht. Das war ein greifbares Argument.
    Das Lächeln wurde etwas schmaler, als er erwähnte, noch nicht alle getroffen zu haben. Sie fragte sich, ob es für ihn langweilig werden könnte, wenn er erst allen begegnet wäre. Dem konnte sie vorbeugen. Sie hob nicht den Kopf, aber die Stimme, damit er sie verstehen konnte, wenn sie nach unten sprach.
    "Sassia und Silana sind Schwestern, aber nicht meine. Ich bin ihre Tante." Sie kicherte leise, weil sie wusste, dass Tanten in aller Regel älter waren als ihre Nichten. Sie linste flüchtig zu Sofian, sah, dass er zu ihr schaute, und versteckte sich mit grinsendem Gesicht wieder.
    "Sie haben einen Bruder Sabinus. Er lebt nur zeitweise hier und jetzt gerade nicht. Da wirst du länger warten müssen, bis du ihn triffst." Sie freute sich ungemein, einen langen Bleibegrund für Sofian gefunden zu haben. "Dann wohnen hier noch Marcellus und Livineia, von ihnen bin ich auch die Tante.
    Mein Onkel bestimmt hier über fast alles, da solltest du immer gut zuhören. Meinen Cousin Brutus habe ich schon Ewigkeiten nicht gesehen. Auf ihn musst du ganz bestimmt ganz lange warten. Mein Großonkel Regillensis ist erst vor kurzem abgereist und er bleibt immer sehr lange weg."
    Auch hier freute sie sich zum ersten Mal, dass ein Verwandter lange wegblieb. Wenn Sofian ihn treffen wollte, musste er Jahre einplanen. "Wir haben dann natürlich noch ganz viele Sklaven. Ich bin gespannt, mit wem du dich gut verstehst und mit wem nicht so gut." Bestimmt würde Sofian den Mädchen vom Personal gefallen. Sisenna war sich nicht sicher, wie gut sie das finden würde.

    Zum ersten Mal in ihrem Leben stellte Sisenna fest, dass sie viel besser hören konnte, wenn sie die Augen schloss. Sie nahm Geräusche wahr, die wegen der Ablenkung durch optische Reize im Normalfall untergingen. Sie hörte Atemzüge, die Landung von Stoff auf Steinboden, ein weiteres abgelegtes Kleidungsstück und sanftes Eintauchen. Immerhin schwabbelte das Wasser anschließend etwas. Gewünscht hatte sich Sisenna ein hörbares Planschen, aber nun konnte sie besser hören als gedacht, also reichte das Schwabbeln. Nebenbei registrierte sie sein Alter. Eine Zahl, die sie sich leicht merken konnte.


    Athen und Alexandria kannte sie vom Namen her, aber nicht, wo sie lagen. In der Nähe vermutlich nicht. "Oh", flüsterte sie, als er Maler und Bildhauer erwähnte. Sisenna bastelte und zeichnete auch gerne. Bestimmt würde er ihr Neues beibringen können. Die nächste Info jedoch bannte sie regelrecht. Er könnte sie malen und bestimmt würde er das auch tun.
    "Wirklich?", fragte sie und hob den Kopf. Sie dachte nicht darüber nach, ob und was sie sehen könnte, sie nahm nichts wahr außer seinem Gesicht, das ihr zugewandt war. Ihre inzwischen vor Müdigkeit geröteten Augen begannen zu leuchten, was einen merkwürdigen Kontrast ergab. "Sehr gerne."
    Obwohl er sich wusch, senkte Sisenna den Kopf nicht mehr. Ihr Sinn stand nicht nach Betrachtung, sondern sie stellte sich vor ihrem geistigen Auge Bilder, Gemälde und Skulpturen vor, die Sofian für sie alleine fertigen würde. Dann allerdings erwähnte er sein Vorhaben, nachdem er offensichtlich Geld mit seinem Talent verdienen und sein Glück finden wollte. Sie könnte ihm mit Leichtigkeit einen Steinmetzbetrieb kaufen, aber er durfte generell keinen Betrieb haben und sie als Patrizierin keinen künstlerischen.


    Sie atmete einmal tief durch, als würde sie etwas bedrücken. Und sie dachte nach.
    "Mein Onkel sagt, das Glück nimmt nicht immer den geraden Weg." Das war eine der Antworten, die er ihr gab, wenn sie nach ihren Eltern fragte. Sie fand, die Aussage passte hier noch besser. "Bestimmt bist du noch auf dem richtigen Weg." Sie wollte glauben, dass der Weg Sofian ganz bewusst zu ihr geführt hatte. "Hauptsache ist, du gehst nicht weg. Versprichst du das?" Sie schaute bittend, was durch die rötliche Verfärbung ihrer Augen schon fast weinerlich wirkte. Sie wusste, manche Sklaven liefen davon, andere wurden freigelassen und zogen weg. Und Sofian erzählte eben auch, dass er und seine Familie viel herumgereist sind. Sisennas Familie war und blieb in Rom.
    Wenn sie sicher sein könnte, dass er sie nie verlassen würde, dann käme vielleicht auch der Zeitpunkt, wo sie Sofian freiließ. Doch sie fürchtete sich vor Verlusten, mehr als alles andere.

    Die Bezeichnung Domina traf ganz bestimmt zu, aber sie gefiel Sisenna nicht. Sie fühlte sich damit wie eine Oma. Der Zusatz 'klein' milderte diesen Eindruck zum Glück ab und er klang außerdem so, als wäre er liebevoll gemeint. Also beklagte sie sich nicht. Bei der nächsten Aussage musste aber ein Veto sein, begleitet mit dem erhobenen Zeigefinger.
    "Nein, nein, nicht nur bis du im Wasser bist. Die ganze Zeit planschen. Sonst weiß ich doch nicht, wenn du beim Baden einschläfst." Ihre Augen vergrößerten sich, um diesem Wunsch Nachdruck zu verleihen, bevor sie den Finger wieder senkte.
    Sie registrierte den Vorschlag, gesagt zu bekommen, wenn sie wieder gucken kann, aber als sich Sofian erhob, lenkte sie das vom Abspeichern ab. Sie fragte sich nämlich, ob er wirklich keine blauen Flecken von dem Hieb in die Seite davongetragen hatte. Während sie gedankenverloren seine Tunika anschaute, wartete er offenbar, dass sie - wie angekündigt - zur Marmorbank ging. Gedanklich weilte Sisenna jedoch wieder auf dem Sklavenmarkt und kam erst durch seine Nachfrage zurück ins Balneum.

    Was hältst du davon? Ööh... "Wovon?", fragte sie zerstreut zurück. Ein dem langen Tag geschuldetes eher winziges Lächeln erschien.
    "Ich geh jetzt da hin", fügte sie an, um die Situation nicht peinlich werden zu lassen. Anschließend ging sie zur Bank, lehnte sich an und stemmte sich nach oben. Dort zog sie die Beine an und schlang die Arme um. die Knie. Sie legte den Kopf auf die Arme und begann konzentriert zu lauschen.


    "Erzählst du mir zwischendurch was? Zum Beispiel, wie alt bist du denn und woher kommst du... ihr?" Ihre Stimme klang gedämpft, weil sie nach unten sprach.

    Als Sisenna von der Kaiserin erzählte, weiteten sich Sofians Augen. Er schien seine Müdigkeit für den Moment überwunden zu haben und auch Sisenna fühlte sich wieder etwas frischer. Immer, wenn sie an Serena dachte, ging es ihr gut. Sie empfand die Freundschaft mit der Kaiserin als etwas sehr Kostbares, vielleicht sogar Einzigartiges.
    Als sie anschließend von ihren Betrieben berichtete, veränderte sich jedoch Sofians Gesichtsausdruck. Sie mühte sich nicht, den tieferen Grund dafür zu erkennen. Ihr reichte, dass er sehr gerne ihre Tiere sehen würde, was sie mit einem dankbaren Lächeln quittierte, bevor sie wieder ernst wurde, denn Sofian begab sich auf ihre Höhe und sie wusste, welches Thema er anschneiden würde. Sie selbst hatte ihn ja gefragt.

    Durch seine veränderte Körperhaltung stand ihr mit einem Schlag der Marktbesuch wieder vor Augen. Auch dort hatte sich Sofian zu ihr heruntergebeugt. All das, was sie eben noch erfolgreich verdrängt hatte, wusste sie plötzlich wieder. Seine Familie lebte noch, trotzdem musste etwas passiert sein. Die Erklärung folgte prompt und sie hörte sich nicht gut an. Mit bösen Männern verband Sisenna sofort die Gehilfen des Händlers, die Sofian boxten. Sie erlebte erneut die Angst wie beim Sklavenmarkt.
    "So böse, wie die Männer auf dem Markt?", fragte sie wispernd.
    Doch dann fiel ihr ein, dass die ihr nichts antun konnten, schon gar nicht hier in der Villa, also kehrte der Mut umgehend zurück. Außerdem hatte sie Sofian versprochen, ihm zu helfen oder es wenigstens zu versuchen.
    "Dann werden wir diese Männer anzeigen, gleich morgen." Für sie das Normalste der Welt. Sie würde sich von Marco den Weg zu den Stadtsoldaten zeigen lassen und zweifelte nicht daran, vorgelassen zu werden. Eine Claudia wies niemand ab, das wurde ihr von Kindesbeine eingetrichtert. "Wir baden, essen, schlafen, essen und dann gehen wir los." Sie nickte, als wollte sie einen optischen Punkt hinter diese Aussage setzen.
    "Es wird alles gut, versprochen." Sie erkannte die Sorge und Angst in Sofians Augen und gab dem Bedürfnis nach, ihn zu beruhigen. Sie griff nach dem Ende einer seiner Haarsträhnen und drehte die Haare zwischen Daumen und Zeigefinger. Eine kindliche Geste des Tröstens, als Mutter würde sie es besser beherrschen.


    "Wenn du schnell badest, können wir schnell essen und bald schlafen. So geht es schneller, bis wir losgehen." Nun allerdings stand schon wieder das Problem im Raum, wie sie sich weiter verhalten sollte. Sie musste sich um ihn kümmern, das hatte Sassia gesagt, aber nicht erklärt, bis wohin. Sisenna versuchte es mit einer Ausrede.


    "Mein Onkel sagt immer, man darf nicht mit vollem Bauch ins Wasser, nicht nach dem Trinken von Wein und auch nicht, wenn man müde ist. Du schläfst jetzt nicht im Wasser ein, richtig?" Ihr Zeigefinger, der gerade noch die Haarsträhne zwirbelte, erhob sich mahnend. "Ich setze mich dort drüben auf die Bank", sie zeigte auf ein Gebilde aus Marmor, "und drehe mich um. Wenn du aufhörst zu planschen, dann sehe ich dich an." Ob Sofian dies als Drohung verstand, wusste sie nicht, aber SIE würde alles versuchen, dass IHR niemand beim Baden zusah, schon gar kein Mann.

    Sisenna atmete einmal tief durch und stand augenblicklich in den Startlöchern. Hier ergab sich die erste Gelegenheit, ihre Argumente zu proben. Sie stellte sich vor Serena hin, schaute sie unverwandt an und legte in Form eines Wasserfalls mit ihrer Erzählung los.
    "Also, es ist so. Ich habe doch Bienen und ich hätte gerne mehr. Mehr Bienen ergeben mehr Honig und wenn ich den verkaufe, kann ich besser leben. Onkel Menecrates verbietet mir aber, mehr Bienen anzuschaffen. Er sagt, die Bienen brauchen auch Nahrung, damit sie Honig machen können und der Garten hier reicht gerade so für die jetzigen Bienen. Ich verstehe das ja auch und hungern sollen meine Bienen auch nicht. Ich bräuchte also ein schönes Blumengrundstück mit Obstbäumen. Mein Onkel sagt, so eins hat er nicht und er sagt außerdem, meine Bienen reichen. Das finde ich nicht. Mein Onkel hat dann gesagt, er hilft mir nicht, ich müsste mich selbst um das Grundstück und die vielen Bienen kümmern. Ja, das mache ich auch, versprochen. Mein Onkel meinte, manchmal gibt der Kaiser ein Grundstück ab. Jetzt weiß ich nur nicht, was ich dafür machen muss. Ich würde alles dafür tun..." Sisenna blickte Serena sehnsüchtig an.



    edit:

    Sim-Off:

    Ich habe schon gaaanz lange für dich und den Kaiser je zwei Portionen Honig in der WiSim zur Abholung bereitgestellt. :)

    Während sie in ihrer Erinnerung grub, wanderte ihr Blick nach links und von dort wieder nach rechts. Als sie zu keinem Ergebnis kam, zuckte sie mit den Schultern.
    "Du hast Recht, ich habe mich noch nicht vorgestellt", gab sie beschämt zu. Nicht, dass ihr jemand Höflichkeitsregeln gegenüber Sklaven beigebracht hätte. Die gute Kinderstube beinhaltete aber Benimmregeln und momentan haderte sie noch zwischen dem Ungleichgewicht Sklave/Herrin zum einen und Erwachsener/Kind zum anderen. Wie sollte sie sich da bloß zurechtfinden?

    Sie schaute wieder zu ihm nach oben und versuchte, mit einem Lächeln von ihrem inneren Zwist abzulenken. "Ich heiße Sisenna. Mein zweiter Name ist Claudia." Sie wurde ernst, als sie weitersprach. "Onkel Menecrates kümmert sich um mich, seit...“ Sie sah zu Boden und streichelte sich aus Hilflosigkeit im Nacken. Am liebsten umging sie dieses Thema, so auch heute.
    "Ich habe eine Freundin", lenkte sie ab. Ihre Augen suchten wieder seinen Blick und begannen zu leuchten - so gut, wie das in ihrem müden Zustand ging. "Serena, die Kaiserin", sagte sie voller Stolz und nickte vielsagend. "Sie hat mich vor kurzem hier besucht und gesagt, sie will meine Freundin sein." Sicherheitshalber fügte sie diese Erklärung an, weil sie fürchtete, niemand glaubte ihr das.

    "Ich bin schon sieben Jahre alt und ich habe ganz alleine beim Aedil nachgefragt, ob ich mir Bienen halten darf." Sie ahnte, dass sie im weiten Umfeld das einzige Kind war, dass je Betriebe besaß. "Wenn du willst, gehen wir morgen zu meinen Bienen und danach noch zu meinem Ponyhof. Außerdem züchte ich seit kurzem Zierfische." Sie wartete ab, ob Sofian Zierfische kannte. Ihre Käufer gehörten bisher alle zur Oberschicht.

    Inzwischen näherte sich die Badbefüllung ihrem Ende. Es wuselten aber noch zwei Helfer herum, daher stellte nunmehr sie eine Frage.
    "Und was ist jetzt mit deinem Vater und deiner Schwester?" Sie fürchtete sich vor der Antwort, weil sie annahm, auch seine Familie wäre gestorben.

    Obwohl es sich bei diesem Bad nur um ein kleineres Exemplar der Villa handelte und obwohl die Bäder vieler Villen im allgemeinen eher klein ausfielen, wies dieser Raum eine angemessene Größe bei auffallender Ästhetik auf. Die Ausstattung befand sich auf dem neuesten Stand.


    Als Sisenna mit Sofian eintrat, wurde noch das Wasser eingelassen. Sie mussten also noch warten. "Öle, Zahnpulver, Mundwasser, den Striegel, du kannst alles benutzen." Eine frische Tunika lag neben Tüchern zum Trocknen bereit.
    Sisenna zerbrach sich derweil den Kopf, wie weit ihre Fürsorgepflicht reichen sollte. Musste sie anwesend bleiben oder durfte sie den Raum verlassen, um sich selbst zu erfrischen. Wo war die Grenze? Unschlüssig blickte sie zu Sofian nach oben. "Wollen wir uns etwas erzählen, damit wir munter bleiben?" Sie sah, dass auch er mit der Müdigkeit kämpfte und noch konnte er nicht in das bad steigen.

    Sim-Off:

    Cara, wenn du wieder da bist, kannst du alles nachholen. :)


    Im Normalfall hätte Sisenna nichts zurückhalten können, sich hinzulegen, dann aber fiel ihr Sassias Hinweis vom Markt ein. Sie trug ab sofort Verantwortung, sie musste sich um Sofian kümmern. Sie durfte die Verpflichtung nicht abgeben und ihn auch nicht in die Ecke stellen. Das Seufzen unterdrückte sie. Er sollte nicht denken, er wäre eine Last. Im Gegenteil: Er sollte glauben, dass er Sisenna in vielem helfen konnte, was sie zumindest hoffte.


    "Lass gut sein, Cara. Ich gehe selbst. Lass du nur das Wasser ein und bring die Tunika."
    Sogar das Sprechen fiel ihr inzwischen schwer. Sie ging zu Sofian, fasste seinen kleinen Finger und zog ihn, also den Mann, nicht den Finger, in Richtung Tür. Damit sparte sie sich die Aufforderung.
    Zur Erklärung und weil sie ihn auf dem Gang wieder losließ, fügte sie an: "Einfach mir nach."

    Sisenna lächelte, als sie seine Worte vernahm. Sie lächelte, weil ihr gefiel, was er sagte, weil er in ihren Augen so hübsch aussah und weil sie ihn sehr mochte.
    "Ja, es ist ein schönes Haus und wenn du erst den Garten siehst mit meinen Bienen..." Ihre Augen leuchteten für einen Moment und erhellten die ansonsten erschöpften Gesichtszüge.
    "Aber wir sind beide müde. Ich zeige dir das meiste erst morgen und heute nur das Notwendigste - das Bad, das Esszimmer unserer Familie und dein Zimmer. Du schläfst nicht bei den anderen, du schläfst direkt neben meinem Zimmer." Sie zeigte an die Wand zu ihrer rechten. "Dahinter."
    Anschließend streckte sie noch einmal den Kopf aus der Zimmertür und rief eine Sklavin herbei. Sie glaubte, es sei Cara.

    "Cara, bring eine frische Tunika für Sofian und lass im kleinen Balneum für ihn schon mal Wasser ein. Es wäre auch gut, wenn du ihn hinführst und wieder zurück. Ich bin soo müde." Sie rieb sich die Augen, dann schaute sie blinzelnd Sofian an. "Geh mit Cara. Die meisten sind gut hier und wenn jemand nicht gut zu dir ist, sag es mir sofort."
    Ihr Blick suchte das Bett, obwohl sie auch eine Wäsche vertragen könnte.

    "Du musst nicht mehr traurig sein", empfing sie Sofian. "Ab jetzt wird alles besser." Sie lächelte, wenn auch etwas müde. Dieses Spiel mit Namen Versteigerung hatte sie doch mehr als gedacht mitgenommen. Sie wünschte, sie wäre mit Sänfte auf den Markt gegangen, aber da sie mehrere Kunden kennenlernen wollte, die sich für ihre Ponys interessierten, störte so ein unhandliches Gefährt.


    "Wir haben einen Fußmarsch vor uns und zwar bergauf." Sie stöhnte vernehmlich, dann setzte sie sich in Gang. "Merk dir den Weg gut, du wirst ihn ab jetzt finden müssen und manchmal auch alleine."


    Sie schaute zu Silana und Sassia. "Kann ich euch an die Hand nehmen?" Im Zweifel würde sie sich ziehen lassen. Oder sie zogen sich abwechselnd, was gerechter wäre.

    Ein ereignisreicher Nachmittag ging zu Ende. Sisenna kehrte in Gesellschaft ihrer beiden Nichten Sassia und Silana heim. Die Schar Begleiter, die sie auf dem Markt bei sich führte, benutzte den Seiteneingang der Villa - mit Ausnahme von Marco und Sofian.


    "Schau, Sofian. Das ist dein neues Zuhause. Es wird dir immer Schutz und Sicherheit bieten. Die große Villa hat mehrere Eingänge. Diesen hier benutzt meine Familie und diejenigen vom Personal, die mit ihnen am engsten verbunden sind. Marco gehört ganz eng zu meinem Onkel und du gehörst jetzt ganz eng zu mir. Wenn du einmal alleine die Villa verlässt oder alleine kommst, dann wäre der Seiteneingang der richtige, sonst immer der, wo auch ich reingehe." Sisenna lächelte, obwohl sie erschöpft war.


    "Silana und Sassia, ich möchte mich ganz alleine um Sofian kümmern. Wenn wir fertig sind und er hübsche Sachen anhat, können wir uns gerne im Triclinium treffen. Ich habe Hunger, ihr auch?" Sie hielt sich den Bauch, um die Größe des Bedürfnisses zu verdeutlichen.


    "Wir, Sofian, gehen jetzt auf mein Zimmer." Sollte er sich nicht trauen, würde sie seine Hand nehmen und ihn ziehen, aber sie hoffte, er lief von alleine.

    Bei der Einrichtung ihres Zimmers gab Sisenna den Ton an. Sie wollte eine Oase für ihre Fantasie, ihre kindliche Seite und ihre Traurigkeit, die sie nicht oft, aber doch ab und zu heimsuchte. Einen sicheren Rückzugsort brauchte sie ebenso, wenn es einmal Schelte gab oder niemand für sie Zeit erübrigte. In Zukunft würde sie hier weniger als sonst alleine verweilen. Ab heute gab es Sofian.


    Sie wollte sich von ihrer erwachsenen Seite zeigen und ihn höchst persönlich durch die große Villa führen. Schließlich musste er sich in seinem neuen Zuhause zurechtfinden. Sie begann mit ihrem Zimmer als erstem Anlaufort. Das wichtigste Zimmer für ihn in Zukunft.


    "Komm rein", sagte sie lächelnd und winkte ihn heran.

    Endlich kam die erlösende Antwort: Das Spiel hatte ein Ende und vor allem ein glückliches. Eine Last fiel von Sisenna ab, sie schien erschöpft. Mit nur einem Ohr hörte sie Sassias Frage, verinnerlichte sie und blickte ihre Nichte an. Etwas anderes, als Sofian mitzunehmen, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Sie überlegte, welche Möglichkeit es noch gab und welchen Vorteil sie haben könnte, fand aber keine.


    "Ja, das dachte ich schon. Er soll mit uns gehen." Sie nickte zur Bestätigung und damit es nun zügig voranging, kümmerte sie sich gleich selbst um die Umsetzung. Es konnte ihr gar nicht schnell genug gehen.


    Sie legte die Hände um den Mund und rief: "Sofian, du kannst jetzt mit uns kommen." Anschließend zupfte sie Marco an der Tunika. "Du hast hoffentlich noch meine Einnahmen vom heutigen Markttag. Bring das Geld für mich zu diesem Mann da." Sie zeigte mit dem Finger auf Tranquillus. "Aber zähl genau ab." Da war sie wieder, die kleine Geschäftsfrau in ihr.


    Sie wartete auf die Geldübergabe und dass Sofian neben sie trat.

    Sisenna schüttelte den Kopf, als ihr Sassia die Möglichkeit aufzeigte, sich weiter mit Sofian unterhalten zu können.
    "Ich möchte mich hier nicht länger unterhalten, ich will nach Hause." Sie hatte genug von diesem Spiel. Sassia nannte ihr die höchste Zahl und erklärte, dass sie vorne lag.


    "Habe ich gewonnen?", fragte Sisenna unsicher nach, denn sowohl Sassia als auch Silana gaben ihr nicht das Gefühl, dass das Spiel zu Ende war.
    Wenigstens bestärkte sie Silanas Zuspruch. Die größere Nichte fand den Preis dieses Spiels, das sich Versteigerung nannte, gut und damit wohl auch Sisennas Teilnahme. Die Kleine atmete einmal tief durch.
    Trotzdem wusste sie nicht, worauf sie hier noch warteten. Und offensichtlich mussten sie noch warten. Silana versprach, dass sie am Ende gewinnen würden, sie müssten nur auf Sassia vertrauen. Es schien so, als würde Sassia öfters dieses Spiel spielen. Sisenna glaubte inzwischen, dass es ein reines Erwachsenenspiel war.


    "Ich will nach Hause", klagte Sisenna noch einmal. Da half auch nicht das Wuscheln durch ihre Haare. "Geht es schneller, wenn ich eine noch höhere Zahl sage?"

    Ständig änderte sich das Spiel. Zuerst brachte es euphorische Spannung, danach eine große Ernüchterung und nun wandelte es sich in eine Art Verschwörung zwischen ihr und Sofian. Er rückte noch ein Stück näher und warf ihr hastig den Hinweis auf seinen Vater und seine Schwester zu. Sisenna begann vor Aufregung zu zittern. Ein Abenteuer konnte nicht aufregender sein. Nur wollte sie kein Abenteuer erleben, weil sie nicht wusste, ob sie dafür mutig genug war. Ihre Stimme wackelte, als sie eilends antwortete: "Ich weiß nicht, ob ich alles schaffe, aber ich will es versuchen", piepste sie und nickte verkrampft. Gerade schnappte sie noch auf, dass Sofians Familie getrennt wurde, dann wurde er gepackt.
    Das Eingreifen der Gehilfen riss Sisenna aus ihrer zittrigen Körperspannung. Sie regte sich furchtbar über deren Behandlung auf und kreischte mehr als dass sie rief: "Ich will keinen blauen Fleck und keinen Kratzer sehen!"
    Sisennas Nerven flogen. Das Hin und Her der Gefühle verursachte ihr inzwischen Bauchschmerzen.


    Sie blickte zu Sassia. "Bei welcher Zahl stehen wir denn jetzt?" Dann suchte sie Silanas Hand und fragte weinerlich: "Bin ich dran, etwas zu bieten?"
    Wenn sich erwachsenwerden so anfühlte, dass jede Leichtigkeit und jeglicher Spaß wich, dann wollte Sisenna ab sofort nicht mehr älter werden.

    Sisenna sah zu Sassia nach oben und lächelte sie an. Anschließend lächelte sie auch Silana zu. Niemand schimpfte mit ihr und so war ihre kleine Welt wieder ganz in Ordnung... bis Sofian in die Knie ging und eine folgenschwere Frage stellte. Er machte ihr klar, dass die Verantwortung nicht nur ihn umfassen würde, sondern seine gesamte Familie.


    Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, weil sie wohl überlegte Entscheidungen treffen musste. Längst hatte das Spiel seinen Spaßcharakter verloren. Es wurde für die kleine Claudia zu einer Lektion fürs Leben. Zum ersten Mal dämmerte ihr, dass ihr Weltbild unvollständig war. Sklaven wurden Sklaven genannt, aber was das im rechtlichen Sinne bedeutete, wusste sie nicht. Für Sisenna waren Sklaven Menschen, die für Kost, Logis und Kleidung arbeiteten - sowohl in der Villa Claudia als auch in ihren Betrieben. Fast alle Bürger arbeiteten ebenso. Nur die Oberschicht bräuchte es nicht. Und trotz des Wohlstandes arbeitete auch Sisennas Onkel.
    Warum Sofian Teil des Gewinnspiel war, konnte sie sich im Grunde nicht erklären. Dafür fehlte jetzt auch die Zeit.


    Sisenna selbst war Waise. Gern hätte sie eine heile Familie gehabt und umso dankbarer empfing sie die Liebe ihrer größeren Nichten und ihres Onkels. "Mein Onkel sagt immer, die Familie ist das Wichtigste. Ich kann deine Familie aber nicht alleine finden, da brauche ich deine Hilfe." Sie neigte den Kopf zur Seite, was eine unausgesprochene Frage beinhaltete. In Unkenntnis der gängigen Praxis, verhielt sich Sisenna äußert unüblich. Sie entschied nach eigenem Gutdünken. In ihrer Welt gab es gut und böse sowie richtig und falsch. Gesetze über Freie und Unfreie, woher sollte sie die kennen?


    Ein wenig Zweifel kamen ihr doch, angesichts der Tatsache, dass sie vielleicht viele Menschen einkleiden und verpflegen müsste: "Wie groß ist denn deine Familie?", fragte sie zaghaft.

    Sisennas erster Gedanke, als sie Silana und Sassia sah, war Freude gewesen. Wie im Überschwang wollte sie ihnen von ihrer Entdeckung erzählen. Je näher jedoch Silana und Sassia kamen, umso mehr wuchs eine unbestimmte Angst, die Schwestern würden ihr das Spiel verbieten und sie gegen ihren Willen fortziehen. Mit einem ängstlichen und bittenden Ausdruck in den Augen wartete sie auf das Unvermeidliche.
    Doch es kam anders: Sassia ging in die Knie und Sisenna merkte an der Stimme, dass nichts Schlimmes kommen würde. Sie heftete den Blick auf Sassia und folgte jedem ihrer Worte. Dabei verstand sie gut, was die größere Nichte ihr klar machen wollte. Sie schaute Sassia wortlos an, als diese längst schwieg. In ihrem Kopf arbeitete es, weil ihr klar wurde, dass sie Verantwortung auf sich lud, wenn sie weiterspielte. Ihr Blick glitt weiter zu Sofian und blieb an dessen Gesicht hängen. Nichts an ihm war grobschlächtig, er besaß eindrucksvolle Augen und schöne Haare. Sie mochte ihn, von Anfang an. Trotzdem dachte sie bisher nur an den Spielspaß und nicht an die Zeit nach dem Gewinn.


    Ihr Blick heftete sich auf den Boden zu ihren Füßen. Wieder dachte sie nach. Sie besaß ein Gewissen und, so klein wie sie war, auch ein großes Verantwortungsgefühl. Niemand durfte eines ihrer Tiere kaufen, wenn sie befürchtete, dass es geschlachtet werden soll. Das galt insbesondere für ihre Ponys, aber auch für ihre Fische, die sie ausschließlich zum Zweck der Zierde züchtete.
    "Ich würde für ihn sorgen und ich könnte ihn beschützen. Es soll ihm gut gehen. Niemand dürfte ihn schlagen oder beleidigen. Meinst du, das reicht?" Sie suchte Sassias Blick und wartete auf ihre Meinung.

    Plötzlich hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Sie drehte sich um und linste durch die Ansammlung an Schaulustigen, bis sie endlich ein bekanntes Gesicht erblickte.
    Sie legte die Hände an den Mund und rief: "Silana! Ich bin hier!" Danach hüpfte sie mehrmals hoch, wobei sie gleichzeitig die Arme schwenkte. Zu ihren Begleitern einschließlich Marco sagte sie: "Da ist Silana, macht mal den Weg frei."
    Es entstand eine Gasse, durch die Silana laufen konnte. Bestimmt war Sassia auch nicht weit.


    In der Zeit, als Silana sich den Weg bahnte, wandte sich Sisenna wieder an Pina.
    Sie selbst fand ihren Namen nicht ganz so schön, aber es beruhigte sie, wenn andere es taten. Die kleine Claudia hörte, dass Pina kein Geld zum Mitspielen besaß und machte ein bedauerndes Gesicht. Die andere Frau, Sisennas Spielgefährtin, war also die Tante und besaß offensichtlich auch nicht viel Geld. Andererseits mehr als Pina, weil sie ja mitspielte. Die Frage stellte sich nur, wann Sisenna ihre Spielgefährtin verlieren würde. "Hm", erwiderte sie, weil ihr nichts Besseres einfiel. In eine Situation ohne oder mit wenig Geld konnte sie sich nicht hineinversetzen, sie wurde bereits in den Wohlstand hineingeboren.
    Die nächste Frage konnte sie schon leichter beantworten. "Doch, wir spielen zu Hause." Nun ja, nicht alle spielten mit Sisenna, aber irgendjemand opferte sich meist für Würfelspiele und ähnliches, wenn sie fragte. "Ich spiele eigentlich alles gerne, wo man gewinnen kann." Sie lächelte. Gewinnen konnte man bei fast allen Spielen, aber bei den wenigsten gab es einen Preis. Deswegen reizte sie dieses neue Spiel besonders.


    Als Silana heran war, erklärte Sisenna mit leuchtenden Augen: "Silana, hier gibt es ein Gewinnspiel. Ich habe das entdeckt und spiele jetzt mit."

    Zitat

    Original von Quintilia Pina
    Lächelnd schaute sie die kleine an. „Salve mein Name ist Pina und wer bist du?“


    Noch immer betrachtete Sisenna ihre ältere Spielgefährtin, als eine zweite blonde Frau hinzu trat. Da es in Sisennas Familie fast ausschließlich dunkelhaarige Männer und Frauen gab - Sassia bildete mit ihrer roten Haarfarbe bereits eine Ausnahme - bestaunte die Kleine zunächst die blonden Haare. Sie kaute dabei auf ihrer Unterlippe, bevor sie die neue Frau ebenfalls anlächelte.


    "Salve, Pina. Das ist aber ein schöner Name." Wieder glitt ihr Blick zu den blonden Haaren. Zusammen mit den Haaren und dem Lächeln gefiel ihr die neue Frau sehr gut. "Ich heiße Sisenna." Sie hätte jetzt sagen können, dass ihr Onkel als Praetor Roms fungierte, aber sie ließ es lieber. Immer wieder machte sie die Erfahrung, dass Menschen Abstand von ihr hielten, so als wäre ein hohes Amt eine ansteckende Krankheit. Sisenna wollte nur als sie selbst wahrgenommen werden. Schließlich sorgte sie auch bereits mit kleinen Zuchtbetrieben für ihr eigenes Einkommen.
    "Möchtest du mitspielen?", fragte sie Pina. Es galt als Einladung.