Beiträge von Claudia Sisenna

    Sisenna sah funkelnde Augen auf sich gerichtet, aber sie fürchtete sich nicht. In ihrem ganzen Leben war ihr noch nichts Schlimmes zugestoßen. Fast alle Menschen um sie herum - ihre Familie insbesondere - liebten sie. Natürlich konnte auch mal jemand böse auf sie sein, wenn sie nicht hörte oder was Unerlaubtes anstellte. So ganz ernst nahm sie scheltende Worte und böse Blicke aber nie. Im nächsten Moment gingen sie vorbei und wurden durch ein Lächeln abgelöst.


    "Salve, Sofian. Wenn du dich ärgerst, mach es wie ich: Trampel einmal ganz doll mit dem Fuß auf, danach geht es dir besser." Sie lächelte aufmunternd.
    Über den Hinweis auf Verbrecher, den Sofian gab, dachte Sisenna eine Weile nach, ohne ihn zu verstehen. Erst als er zu den Aufsehern blickte, dämmerte es ihr, dass er die Gehilfen des Händlers meinen könnte. Auf alle Fälle wollte er nicht, dass sie gewannen.
    "Du brauchst keine Angst zu haben, dass sie gewinnen", versuchte sie Sofian zu beruhigen. "Ich spiele doch mit." In diesem Augenblick erklang Quintilias Gebot. Da Sisenna unverzüglich das gerade gegebene Versprechen einhalten wollte, rief sie: "Eine Sesterze mehr als 530." Sie lächelte Sofian an. "Siehst du, sie werden nicht gewinnen."


    Anschließend wandte sie sich ihrer großen Spielgefährtin zu. Sie fand es nicht höflich, dass die ihren Namen nicht nannte. Bestimmt klang er furchtbar und die Frau schämte sich. Sisenna zeigte Verständnis und dachte über die Aussage nach, dies wäre kein Spiel. Entgegen dieser Aussage spielte die Frau aber weiter, indem sie vorhin eine größere Zahl nannte. Erwachsene konnten schwierig sein. Sisenna hoffte, sie würde später einmal leichter zu verstehen sein.

    Jemand rief eine neue Zahl und Sisenna erkannte, es musste sich um dieselbe Person handeln wie beim ersten Mal. Sie blickte in Richtung der Stimme, linste an ihren im Sichtfeld stehenden Begleitern vorbei und lächelte die junge Frau an.


    "Schönen guten Tag", grüße sie. "Du bist also meine Spielgefährtin. Wie heißt du denn? Mein Name ist Sisenna." Weil sie aber das Spiel nicht aufhalten wollte, fügte sie an: "Ich erhöhe 520 um eine Sesterze." Was für ein Spaß! So ein Spiel kannte sie bisher nicht, dann aber erblickte sie Sofian.
    Ihr Lächeln verschwand und sie betrachtete den ernsten Gesichtsausdruck. Sie konnte ihn besser als andere erkennen, weil sie klein war und von unten in sein zu Boden gesenktes Gesicht blickte. Um noch besser sehen zu können, senkte sie den Kopf zur Seite und reckte ihn ein Stück vor.


    "Dir macht das Spiel keinen Spaß, oder?", fragte sie leise, aber hörbar. "Wie heißt du denn?"

    Sisenna teilte ab sofort ein Geheimnis mit der Kaiserin. Zuerst staunte die Kleine, danach lächelte sie Serena an. "Ich habe auch ein Geheimnis, das weiß sonst niemand", flüsterte Sisenna. Damit sie trotzdem verstanden wurde, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um dem Ohr der Kaiserin näher zu sein.
    "Ich möchte heute den Kaiser um einen Gefallen bitten." Sie nickte bestätigend und setzte einen verschwörerischen Blick auf. Doch dann beschäftigte sie der Tipp der Kaiserin. Sie wusste nicht, wie sie es anstellen sollte, dass der Kaiser selbst auf die Idee kam, ihr ein Grundstück zu geben. Sie seufzte. "Wo hat er denn sein Ego und mit was bestärke ich es?" Sie schaute zerknittert zu Boden, weil sie den Begriff nicht kannte und auch nicht wusste, wie so ein Plan umzusetzen war. Plötzlich kam ihr ein Gedankenblitz und sie schaute wieder hoch. "Oder meinst du etwa, ich soll ihm Schmeicheleien sagen?" Ihre Brauen rutschten fragend nach oben. "Mein Onkel schlägt mir weniger ab, wenn ich ihn drücke und sage, dass er der liebste und beste Onkel auf der Welt ist."
    Voller Spannung wartete Sisenna auf die Antwort.

    Der Marktbesuch gehörte zu Sisennas Lieblingsausflügen. Der kindliche Teil in ihr freute sich auf ein Spielzeug oder etwas Hübsches für den Gebrauch. Da sie aber neben ihren Bienen nun auch Ponys und Zierfische züchtete, gab es auch die kleine Geschäftsfrau in ihr. Sie sorgte sich um das Wohlergehen ihrer Schützlinge. Auf ihre Bienen konnte sie selbst achten, aber sie wusste ja nicht, wer ihre Ponys und Fische bestellte. Tauchte ein ihr unbekannter Interessent auf, dann schaute sie ihn sich zunächst an. Das war in Rom sicherlich nicht üblich, aber Sisenna züchtete nicht zum Lebenserhalt, sondern aus Freude. Sie konnte es sich leisten, Interessenten abzulehnen, wenn sie ihr nicht gefielen.


    Auf dem Heimweg kam sie mit ihren Begleitern am Sklavenmarkt vorbei. Das Krakeelen des Versteigerers war nicht zu überhören und was er sagte, machte Sisenna neugierig. Wegen ihrer geringen Größe sah sie aber nichts.
    "Was passiert denn hier?", fragte sie einen ihrer Begleiter, während sie die Menschenansammlung ungläubig bestaunte.


    "Wer will, kann hier Sklaven ersteigern", antwortete Praxo, einer ihrer Gehilfen bei den Ponys.


    "Was bedeutet 'steigern'?" Sie kannte bisher nur kaufen und verkaufen. Wie die Sklaven in die Villa Claudia kamen, hatte sie nie hinterfragt. Die lebten schon immer dort oder zogen neu ein.


    "Jemand sagt einen Preis, der nächste erhöht und wer am Ende vorne ist, bekommt den Sklaven", erklärte Praxo.


    Sisennas Augen begannen zu leuchten. "Das ist ein Gewinnspiel!", rief sie triumphierend aus, als sie begriff. Spiele mochte sie unheimlich gerne, weil ihre großen Verwandten immer Rücksicht auf sie nahmen und sie gewinnen ließen. "Ich möchte mitspielen", entschied sie und begann, eine Hüfte von schaulustigen Menschen nach der anderen zur Seite zu drücken. Ihre Begleiter sprangen schnell ein und bahnten für sie einen freien Weg. Sie hörte jemand 500 Sesterzen rufen und rannte die letzten fünf Schritte.
    Vor der Bühne angekommen holte sie einmal tief Luft. Sie konnte zählen, aber nicht im hunderter Bereich. Und sie wusste, sie musste eine höhere Zahl sagen, um besser zu sein.


    "Ich biete eine Sesterze mehr als 500", rief sie und spürte eine fieberhafte Spannung in sich aufsteigen.

    Sisenna beobachtete, wie der Blick der Kaiserin den Bienen folgte. Das Interesse freute die Kleine sehr. Ebenso freute sie sich, dass Silana nach Aussage der Kaiserin wieder wunderschön aussah. Sie blickte zu Silana hoch, die zuvor zugab, es versäumt zu haben mit Sisennas Onkel, ihrem Opa gesprochen zu haben. Das Mädchen lächelte Silana erleichtert an, weil die so schön wie immer aussah. Zum Glück hatte das Lügengesicht nicht lange angehalten. Vielleicht verschwand es schneller, wenn man bedauerte. Silanas Seufzer konnte keiner überhören. Der Gedanke, dass Silana gar nicht gelogen haben könnte, kam Sisenna nicht. Dafür war ihr kindlicher Geist noch nicht entwickelt genug und ihr fehlte schlicht auch das Wissen über die Unterhaltung zwischen Silana und Onkel Menecrates.
    Nur der Bienen zuliebe hopste sie nicht vor Freude, aber sie drückte Silanas Hand ganz doll.
    Sie fragte sich, ob man im Laufe des Lebens lernen konnte, das verräterische Gesicht zu kaschieren. Dass es bei Lügen ein solches Gesicht gab, stellte sie nicht in Frage. Sie merkte es bei sich selbst. Immer, wenn sie versuchte zu schummeln, wurde ihr ganz heiß und die Wangen brannten. In solchen Momenten erklärte Onkel Menecrates, er könne sehen, dass sie log.



    Plötzlich blieb Silana stehen und wurde verlegen, was die kleine Claudia nicht verstehen konnte. "Freu dich doch, dass du jetzt wieder schön aussiehst!“, schlug Sisenna vor und legte den Kopf leicht schief. Sie lächelte, dann fiel ihr plötzlich ihr Vorhaben ein, für das sie Worte und Formulierungen lange geübt hatte.



    "Serena", fragte sie zögerlich. Sie traute sich, die Kaiserin dabei anzusehen, den Kaiser später vermutlich nicht. "Wenn du dir etwas von deinem Kaiser wünschst, wie stellst du es an, damit er dir den Wunsch erfüllt?"

    Das Streicheln ihres Handrückens bewirkte, dass Sisenna den Mund schloss. Trotzdem wagte sie nicht den Blick zu Silana, weil sie nicht wusste, wie lange ein Gesicht in dem scheußlichen Zustand verbleibt, wenn eine Lüge ausgesprochen wurde. Silanas Hand fühlte sich jedenfalls normal an, nicht anders als die Hand der Kaiserin.


    Eine Frage warf alle sorgenvollen Gedanken über den Haufen. Die Kaiserin wollte wirklich Sisennas Bienen sehen. Die Kleine sah zu ihr auf und strahlte sie an. Serena wollte wirklich ihre Freundin sein, daran glaubte Sisenna nunmehr fest.
    Da beide Hände nicht frei waren, reckte Sisenna den Kopf nach vorn und zeigte mit der Nase die Richtung.
    "Hinter der Pergola, siehst du die Liebstöckel? Ich habe mir nämlich als Platz die Stelle mit den lieben Stöckchen gewünscht. Ganz viel Liebe macht süßen Honig. Dort müssen wir hin. Aber du darfst nicht mit den Armen schleudern, sonst bekommen die Bienen Angst. Und wenn sie denken, du tust ihnen weh, können sie auch stechen." Sisenna nickte zur Bestätigung, während sie Serena mit großen Augen ansah. "Am besten, wir sind ganz leise und gehen ganz langsam." Sie ging ab sofort auf den Zehenspitzen.


    Während des Gehens erinnerte sie sich an Silana. "Sieht Silana hübsch aus?", fragte sie sicherheitshalber die Kaiserin. Obwohl kaum mit kindlicher Haut möglich, legte sie ihre Stirn in skeptische Fältchen.

    Sisenna wusste, sie durfte Erwachsene nicht unterbrechen. Das änderte aber nichts daran, dass sie Erwachsenengespräche toooodlangweilig fand. Sie summte leise vor sich hin, weil sie sich in der Zwischenzeit nur mit sich selbst beschäftigen konnte. Auf der anderen Seite schnappte sie als Zuhörerin öfters Neuigkeiten oder unglaubliche Einblicke in die Welt der Erwachsenen auf. Sie wusste z. B, was küssen bedeutete und wie es ging, ohne dass ihr das jemand erklärt hätte. Also stellte sie eines ihrer Ohren während der Unterhaltung auf Empfang.


    Und es lohnte sich auch dieses Mal: Silana erzählte über ihren Großvater - Sisennas Onkel - eine Lüge. Erschrocken öffnete Sisenna den Mund. Wenn sie eine Hand frei hätte, würde sie die vor den Mund schlagen. So aber blieb er offen stehen. Ihre aufgerissenen Augen richtete sie nach vorn, bloß nicht zu Silana sehen. Wer log, der bekam ein abscheuliches Gesicht, das hatte ihr Onkel Menecrates einmal erzählt. Sisenna malte sich Silanas Gesicht mit riesiger Nase, fehlenden Zähnen und vielen Runzeln aus. Sie fürchtete den Blick ihrer Nichte und hielt die Luft an.

    Sisenna fühlte sich hervorragend, als sie die Villa verließen und den Garten betraten. Die Kaiserin und Silana befanden sich in ihrem Schlepptau. Wenn die Kaiserin besser zu Fuß gewesen wäre, würde Sisenna sie in ihrem Überschwang am liebsten gleich zu ihren Bienen ziehen. So aber zügelte sie ihre Ungeduld und schritt neben ihrer neuen Freundin Serena, wie diese das Tempo vorgab. Ab und zu zog Sisenna eine Hand aus der Umfassung, um die Richtung anzugeben, dann schlüpfte sie schnell wieder hinein.
    Zwischendurch ruckelte sie auch Silanas Hand, weil sie sich sehr über die schöne Wendung bei diesem Fest freute und es irgendwie zum Ausdruck bringen wollte. Es würde ihr auch nichts ausmachen, wenn sie nicht dauerhaft im Mittelpunkt stand. Sie wusste, sie würde auch Zuhörerin bei den beiden Frauen sein.

    Sisenna hüpfte vor Freude, als Silana sagte, sie käme mit in den Garten. Sisenna fand Erwachsenengespräche nicht spannend und freute sich auf den Graten. Außerdem musste sie so die Kaiserin und eine ihrer Nichten nicht mit anderen teilen.
    Sie löste ihre Hand aus dem Griff der Kaiserin und hopste zu Silana. Ohne zu fragen, nahm sie deren Hand und zog die Nichte zur Kaiserin. Hier angelangt, schlüpfte ihre andere Hand wieder in die der Kaiserin.


    "Meinetwegen können wir gehen", jubelte sie.

    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    Der Kaiserin ging förmlich das Herz auf und sie schlag ihre Arme um das kleine Mädchen. Vorsichtig streichelte eine Hand über den Rücken der Kleinen die zweite tat Gleiches und strich Sisenna sanft über das Köpfchen. „Tsch tsch... nicht weinen kleine Sisenna.“ Versuchte die Kaiserin nun das kleine Mädchen zu trösten. Sie griff ihr vorsichtig unter das Kinn, wischte ihr mit dem Daumen sanft die Tränen weg und hauchte ihr einen mütterlichen Kuss auf die Strin. „Wir wollen doch an so einem schönen Tag wie heute nicht weinen.“ Langsam erhob sie sich und nahm die Kleine bei der Hand.


    Sisenna genoss die Zärtlichkeiten und fühlte sich auch sofort getröstet, was nicht gleichzeitig bedeutete, dass die Tränen versiegten. Eine tiefe Traurigkeit, die sie sonst verbarg, bahnte sich mittels Tränen den Weg an die Öffentlichkeit. Sie blickte die Kaiserin an, während diese ihr über die Wangen wischte. Erst als sie hörte, sie könne mit Serena in den Garten gehen, schlug ihre Stimmung um. Sie könnte der Kaiserin ihre Bienen zeigen, denn ein Tonzylinder mit einem Bienenvolk stand in der Gartenanlage.
    "Oh ja", rief sie freudig aus. "Biiitte!" Sie lehnte den Kopf leicht zur Seite und setzte ihren bittendsten Gesichtsausdruck auf, während sie ihren Onkel anschaute. Beim Aedil hatte der auch funktioniert.


    Kurz danach ruckelte sie die Kaiserin an der Hand und flüsterte: "Ich dachte eigentlich, du heißt Augusta." Vorhin stellte sich die Kaiserin mit dem Namen Serena vor.

    Sisenna traf nach dem Gespräch mit ihrem Onkel gut gelaunt im Atrium ein. Ihr schien seit ihrem Geburtstag vieles zu gelingen und sie glaubte, dass sie eine Schutzgöttin besaß. Es musste eine Frau sein, Männer waren streng und zu wenig behütend.


    "Magrus, weißt du also, was Maia erfreut?"

    Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Sofort beugte sich Severus hinab und nahm das Geschenk entgegen. "Das freut mich aber! Der schmeckt bestimmt köstlich!"


    Sisenna nickte zur Bestätigung. "Weil ich meine Bienen sehr lieb habe, sind sie sehr glücklich. Deswegen schmeckt ihr Honig auch so gut." Sie glaubte an das, was sie sagte und freute sich, dass ihr Geschenk offensichtlich gut ankam.


    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    Die Augusta wollte gerade ihrerseits die beiden Frauen begrüßen, als plötzlich ein kleiner fliederfarbener Wildfang eintraf. Ihr Mann nahm das Geschenk entgegen, währen die Kaiserin langsam in die Hocke ging um das kleine Mädchen zu begrüßen. Sie reichte ihr freundlich lächelnd die Hand. „Salve junge Dame. Ich danke dir für deinen Honig. Er wird uns bestimmt besonders gut munden. Verrätst du mir auch deinen Namen? Meine Freundinnen nennen mich Serena. Möchtest du meine Freundin sein?“ Das die Kaiserin kinderlieb war, war sicher allgemein bekannt, da sie nun aber selbst auch bald Mutter war, war dieser natürlich Mutterinstinkt um so mehr ausgeprägt. Sie sah also das Mädchen erwartungsvoll lächelnd an und wartete auf eine Antwort der Kleinen.


    Ja und dann passierte etwas, womit Sisenna nicht gerechnet hatte. Die Kaiserin begab sich auf ihre Höhe, indem sie in die Hocke ging. Sisenna schaute sie mit großen Augen an und brauchte einen Moment, um zu antworten. "Ich heiße Sisenna. Das da ist mein Onkel." Ihr Zeigefinger wies auf Menecrates, ohne dass Sisenna den Blick von der Kaiserin löste. "Serena", wiederholte sie flüsternd, während sie sichtlich das Angebot, eine Freundin zu bekommen, verarbeitete. Schließlich traten ihr Tränen in die Augen. Aus der kleinen Geschäftsfrau wurde ein ganz normales Kind, das sich nicht mehr an die eigene Mutter erinnern konnte, so lange lebte es schon als Waise.
    Sie schlang die Arme um den Hals der Kaiserin und legte den Kopf auf ihre Schulter - ganz vorsichtig, um der schwangeren Kaiserin nicht weh zu tun. Langsam rollte eine Träne, eine weitere folgte.

    Schon lange vor der erwarteten Ankunft ging Sisenna fertig angekleidet durch den großen Garten. Sie probte die Sätze, die sie an den Kaiser und die Kaiserin richten wollte. Natürlich trug sie Sorge, dass ihr fliederfarbenes Kleid sauber blieb. Sie trug es zum ersten Mal und fühlte sich darin ein Stück älter. Schmuck mochte sie nicht, der störte nur.
    Als der Kaiser schließlich eintraf, hielt sie sich immer noch im Garten auf. Als ihr jemand Bescheid sagte, schnellte sie herum und flitzte ins Atrium. Doch dort fand sie keinen. Eine Sklavin wies Richtung Peristyl.


    Etwas außer Atem traf sie ein. Sie durfte kein Gespräch unterbrechen, das wusste sie. Aber sie wollte auch nicht abwarten, bis sie entdeckt und vorgestellt wurde. Also wartete sie auf eine Gesprächspause und trat heran. Die Hände hielt sie hinter dem Rücken versteckt.


    "Einen schönen Tag Kaiser Augustus und Kaiserin Augusta." Sie hatte gehört, dass der Kaiser Augustus hieß und seine Kaiserin Augusta. Ein lustiger Zufall, wie sie fand. Sie wollte auch einmal einen Mann, der so ähnlich hieß wie sie.
    "Bitte sehr!", sagte sie lächelnd und überreichte voller Stolz eine Tonschale, in der sich Honig befand. "Das möchte ich schenken. Ich habe nämlich Bienen." Der Honig stammte tatsächlich aus Sisennas allererster Produktion.

    Sisenna nickte lächelnd. Der Onkel mochte es als Zustimmung und Versprechen werten, sie aber wollte sich eine Lücke aufhalten. Wer wusste schon vorab, was für Gelegenheiten kamen und wie schnell man entscheiden musste.


    "Da wäre noch was." Sisenna schaute spitzbübisch, weil sie wusste, ihr Onkel würde erneut überrascht sein, aber dieses Mal bräuchte sie sich keine Sorgen machen, dass er böse wurde.


    "Der Mann mit den kurzen Haaren und dem dünnen Bart, weißt du? Der öfters kommt und mit dir spricht. Also der hat mir gerade vorhin einen Getreidehof geschenkt. Er sagt, die Sklaven sind eingearbeitet und bleiben. Außerdem hat er gesagt, du kaufst dort ein. Für diesen Betrieb bräuchte ich dann auch noch deine Zustimmung." Jetzt grinste Sisenna über das gesamte Gesicht. Sie würde reich sein, wenn sie als junge Frau einmal die Ehe eingehen würde.


    "Er soll Sisennas Kornkammer heißen und den Bienenbetrieb möchte ich Sisennas Bienenkorb nennen."

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Da muss ich hier erst extra aus dem Urlaub kommen, damit das erledigt wird? Viel Spaß mit deinen Bienchen. ;) :D


    Supi! Ich komme damit ganz groß raus. :star::D



    Dann wäre noch was: Mir ist ein Getreidehof zugefallen. Bitte einmal auf mich umschreiben und gleich umbenennen, wenn möglich.
    "Sisennas Kornkammer"
    :]


    Daanke. :)

    Das größte Gewitter schien vorbeigezogen zu sein, daher wurde Sisenna mutiger.
    "Natürlich habe ich alles verstanden", erwiderte sie. "Lieber Onkel, ich bin doch nicht dumm." Sie schaute verwundert, hob die Schultern und wies die Handflächen vor. "Es war eigentlich ganz leicht."


    Von ihren anfänglichen Sorgen wollte sie nicht berichten, nur vom Erfolg.
    "Zuerst hat er gesagt, Kinder dürfen nichts haben. Dann hat er gefragt, wer sich um mich kümmert und wie alt ich bin. Ich habe ihn noch einmal ganz lieb angesehen und ganz doll gebittet. Ja und dann hat er gesagt, ich darf Bienen haben." Der Triumph strahlte aus ihren Augen.


    "Er wollte nur, dass du zu ihm gehst und sagst, dass du einverstanden bist."
    Wieder schaute Sisenna mit ihrem liebsten und bittenden Gesichtsausdruck. Der Onkel würde doch hoffentlich kein Spielverderber sein als Strafe, weil sie eigenmächtig handelte.

    Als ihr Onkel so vor ihr stand, schrumpfte Sisenna in sich zusammen. Die Glücksgefühle des Tages schwanden dahin und sie hoffte nur noch, halbwegs heil aus der Situation zu kommen.


    "Ich war beim Aedil", gab sie wahrheitsgemäß zur Antwort. Und weil sie dachte, es wäre gut, fing sie an, sich zu verteidigen. "Ich wünsche mir schon soo lange Bienen und du hast gesagt, ich kann keine Bienen haben, weil du keine", sie suchte nach dem Wort, "Kapsatität mehr hast." In ihrem Blick lag einen Anflug von Anklage, dann aber richtete sie sich auf und blickte ihrem Onkel mutig in die Augen. "Wenn du keinen weiteren Betrieb mehr haben darfst, warum denn ich nicht ich? Ich bin ja auch eine richtige Römerin und ich bin doch jetzt sieben Jahre alt." Der letzte Satz klang trotzig, aber mit der Stille sank Sisenna wieder in sich zusammen.
    "Ich dachte, der Aedil ist vielleicht nicht so streng wie du und gibt nach. Das hat er dann ja auch." Ein kleines Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. Trotz der Schimpfe ihres Onkel spürte sie Stolz in sich aufsteigen.

    Heftig schüttelte Sisenna den Kopf. Ihr Vergehen gehörte gewiss nicht in diese Kategorie. Sie blickte dennoch schuldbewusst auf den Boden und suchte nach Worten der Erklärung.


    "Ich dachte..., also du hast doch gesagt..., nein, also ich hatte doch Geburtstag..." Sie blickte verlegen auf, ohne jedoch den Kopf dabei anzuheben. Sie wollte den Onkel nicht durch langes Warten erzürnen, daher atmete einmal tief durch und nahm allen Mut zusammen.


    "Ich habe einen Ausflug gemacht." Ihr Blick suchte Halt an einer seitlichen Wand. "Aber ich bin in einer Sänfte gereist, hinter dem Stoff verborgen und niemand auf der Straße hat mich gesehen." Ob die Abmilderung Wirkung zeigte? Sisenna linste zu ihrem Onkel.

    Zitat

    Original von Claudia Sassia
    Sassia grüßte alle Anwesenden. Und begab sich zu der Kleinen. Sie streckte ihre Hand aus begleitet von einem liebevollen´m Lächeln. „Komm her zu mir. Du musst doch keine Angst haben.“ Hätte sie gewusst, wovor sich die Kleine fürchtet so hätte sie ihr die Angst umgehend nehmen können, den sie kannte ihren Großvater gut, er würde wohl niemanden aus der Familie derartig vorführen.


    Es tat immer gut, sich an jemanden zu klammern, wenn die Angst kam. Sisenna ergriff die gereichte Hand und drückte sie mit kindlicher Kraft. Sie hoffte, die Ansprache kam bald, denn sonst würden sie die Bauchschmerzen umbringen. Doch alle Anspannung verflog im Nu, als sie hörte, worum es ging. Plötzlich trat sogar ein Strahlen auf ihr Gesicht, denn ihr kam eine hervorragende, wenngleich auch verwegene Idee. Die Gedanken behielt sie jedoch für sich.


    Sie zupfte an Sassias Arm und flüsterte ihr zu: "Ich habe keine Aufgabe bekommen. Das bedeutet, ich muss mich nur darum kümmern, hübsch auszusehen." Sie lächelte.