Beiträge von Petronia Crispina

    Crispina merkte, dass sie über die Germanen wirklich nichts wusste. Irgendwie hatte sie immer die Barbaren vor Augen wie man sie ihr früher immer beschrieben hatte, aber dieser Mann hier war nicht so, denn sie fand ihn eigentlich ganz nett auch wenn er sehr viel redete, aber wer wusste schon wann er mal dazu kam wirklich viel zu reden.
    Bei den Worten zu seiner Frau musste sie kurz aufkichern, das hatte sie sich einfach nicht verkneifen können. Irgendwie konnte sie sich das sehr gut vorstellen, dass er bei seiner Frau eventuell gar nicht so viel zu sagen hatte, auch wenn sie keine Ahnung hatte wie germanische Frauen eigentlich so waren. Da fiel ihr ein, dass sie ausser Gunde keine Frauen kennen gelernt hatte, und ob Gunde nun Germanin war wusste sie gar nicht mehr. Naja nun war es egal, sie war nicht mehr da und würde Gunda nicht wieder sehen, zumindest sicherlich vorerst, auch wenn sie nicht vor hatte zurück zu gehen…..aber sie hatte ja keine Ahnung zu was ihr Onkel alles fähig war.


    Während er über seine große Familie redete fiel sie kurz in Gedanken wegen dem ganzen Drum und Dran und hoffte, dass sie ihr Ziel erreichen würde und vor allem, dass sie Reatinus treffen würde. Was war wenn er gar nicht mehr da war? Nein diesen Gedanken musste sie einfach abschütteln, es war nicht gut so negativ zu denken, also versuchte sie es zu lassen.


    Etwas erschrocken blickte sie zur Seite als ihr der große Krug angeboten wurde und lächelte dann gleich darauf. Sie nahm ihm den Krug mit einem „Danke,“ ab und auch wenn er schwer war versuchte sie draus zu trinken ohne einen Schluck davon zu verschütten und sie schaffte es auch. Dann setzte sie den Krug wieder ab und verschloss ihn um ihn dann zurückzustellen. Sie lächelte ihn auch weiterhin an als er lachte. „Das sind viele Mädchen das stimmt, aber er ist doch sicherlich dennoch stolz so viele Kinder zu haben oder nicht? Vielleicht kommt ja noch ein Junge,“ meinte sie dahin. Sie wusste ja selber, dass auch bei den Römern ein Sohn gebraucht wurde und viel lieber gesehen wurde, schließlich führte dieser dann später die Familie weiter. „Bist du oft auf dieser Strasse unterwegs? Wohin führt sie?“ fragte sie und deutete auf den Weg vor ihnen. Sie erinnerte sich nicht mehr ob sie bei ihrer Ankunft damals auch hier über diese Strasse gekommen war oder nicht und so wirklich hatte sie auch keine Ahnung wohin diese ganzen Wege überhaupt führten.

    Was hätte er wohl getan wenn sie gesagt hätte, dass sie vielleicht doch mit einem Mann verheiratet war? Sie wollte es gar nicht wissen und zum Glück war sie das auch nicht, denn dann hätte sie es auch niemals gewagt einfach so abzuhauen.
    Crispina fand es nicht einmal so schlimm, dass der Mann sie so zulaberte, vielmehr fand sie es schlimm, dass sie nicht alles wirklich verstehen konnte. Sie musste sich schrecklich anstrengen auch jedes Wort zu verstehen.
    Innerlich seufzte sie deswegen, aber sie wollte ihn nicht darauf aufmerksam machen und hielt aus diesem Grund auch den Mund und hörte ihm stillschweigend zu.


    Sicherlich war er auch froh, dass jemand bei ihm war mit dem er sprechen konnte. Und wenn sie ihm auf diese Weise etwas behilflich sein konnte und ihm Gesellschaft leistete dann sollte es ihr nur Recht sein. „Hast du eine große Familie?“ fragte sie einfach interessehalber drauf los. Zumindest hatte es den Anschein wenn sie ihn bis jetzt richtig verstanden hatte.


    Zwischendrinnen waren ihre Gedanken immer wieder bei Lucius, denn mittlerweile musste er doch den Brief schon gefunden haben und sie fragte sich was er nun dachte und ob er schon zu ihrem Onkel deswegen gelaufen war um es ihm zu sagen.

    Ein wenig zusammengekauert hockte sie neben dem Mann und umklammerte ihr kleines Bündel als hätte sie Angst, dass es hinunterfallen könnte. Es war alles was sie im Moment noch hatte.
    Es verwunderte sie nicht wirklich, dass er dachte sie könnte die Frau eines große Römers sein. Zum Glück war sie es nicht, denn wenn sie sich vorstellte, dass ihr Onkel ihr Mann wäre......nein das würde sie nicht verkraften.


    Crispina schwieg einen Moment lang nachdem er seine Frage gestellt hatte. Wenigstens musste sie hier nicht lügen, denn sie war niemandens Frau, dennoch war sie davongelaufen und sie wusste nicht wie man sie bestrafen würde sollte ihr Onkel das rausfinden.


    "Nein...ich bin nicht verheiratet," sagte sie und war sich nicht sicher ob diese Aussage überhaupt klug gewählt war, denn noch konnte sie sich nicht sicher sein, dass sie ihm auch wirklich vertrauen konnte, schließlich war er ein Fremder. Im Moment blieb ihr aber keine andere Wahl als ihm zumindest etwas zu vertrauen. Liese seufzte sie und blickte nach vorne.

    Crispina hatte ziemliche Probleme den Dialekt des Mannes zu verstehen. Sie musste sich einige Sachen einfach zusammenreimen denn alle Worte waren fast unmöglich zu verstehen, aber sie bekam das schon hin schließlich war sie nicht dumm.
    Trotz allem sie hasste dieses Land in dem sie war, das hatte sie schon gehasst als sie hier her gekommen war. Der Mann konnte natürlich nichts dafür und irgendwie war sie auch dankbar, dass endlich jemand angehalten hatte und er machte nicht gerade den Eindruck auf sie als wollte er sie gleich auffressen.


    "Ich weiß," sagte sie leise "Aber ich muss diesen Weg gehen, ich kann nicht wieder umkehren. Ich muss nach Italia egal wie weit der Weg ist," sagte sie und zuckte mit den Schultern auf seine eine Frage, wohl auch deswegen weil sie die Worte nicht verstanden hatte.


    Etwas verlegen und ängstlich schaute sie den Mann an, denn sie wusste ja selber wie das hier alles aussah, aber sie hatte keine andere Wahl. Erleichtert sah sie zu wie er auf seinem Wagen Platz machte und ihr Herz machte dabei einen kleinen Sprung, denn wenn er sie mitnahm, und wenn es nicht weit war, so würde sie aber immerhin ein Stück weit kommen bevor ihr Onkel vielleicht jemanden los schickte der sie suchte. Denn wenn er es tat würde er es sicher nur tun um sie dann zu richten wenn er sie hatte, aber sicher nicht der Sorge wegen.


    "Danke," meinte sie und stieg dann auf den Wagen auf und setzte sich hin. "Das ist eine große Hilfe, selbst wenn es nur ein Stück weit sein sollte," sagte sie und war erleichtert, dass sie ihre Füße nun etwas ausruhen konnte. "Ich...heiße Crispina," stellte sie sich vor nannte aber mit Absicht nicht ihre Familie.

    Schon einige Wagen waren hier vorrübergefahren und keiner hatte angehalten und sie hatte es auch nicht gewagt jemanden zu fragen ob er sie mitnehmen könne. Es war schwerer als gedacht und einen Moment hatte sie sogar schon überlegt vielleicht umzukehren, doch ihrer Gedanken hatten ihr dann wieder gesagt, dass es nicht gut war diesen Schritt zu machen. Sie wollte nicht wieder zurück zu ihrem Onkel, sie wollte nicht wieder angekrochen kommen und ihn bitten, dass er sie wieder aufnimmt.


    Crispina hatte ihre Palla fest um sich geschlungen und hielt ihr Bündel, in dem ihre Sachen waren, fest in ihren Armen wie ein kleines Baby. Das Geräusch des ankommenden Wagens versuchte sie zu ignorieren denn sie hatte schon aufgegeben, dass jemand anhalten würde, außer vielleicht um zu versuchen sie auszurauben, solche Horrorvorstellungen hatte sie immer wieder vor Augen, doch aufgeben wollte sie nicht.


    Als der Wagen an ihr vorbei fuhr spürte sie förmlich den Blick des Fahrers und wich ihm aus. Sie wollte sich so unauffällig wie möglich geben, denn sie hatte Angst, dass man sie vielleicht für eine flüchtige Sklavin halten konnte. Doch dann hielt der Wagen an, nachdem er erst etwas vorbeigefahren war.


    Überrascht blickte sie nun doch auf und den Mann auf dem Wagen an.
    "Ich...ich versuche nach Italia zu gelangen," sagte sie dann leise weil sie selber wusste, dass das Unterfangen nicht nur riskant sondern vollkommen irre war....zumindest alleine als Frau und dann auch noch zu Fuß.

    Ihr Herz klopfte schnell schon seit dem Moment als sie das Haus ihres Onkels verlassen hatte. Immer wieder war das Gefühl in ihr aufgekommen, dass man sie beobachtete, dass man sie verfolgte, dass ihr Onkel es schon wusste und ihr Leute hinter her geschickt hatte um sie zurück zu bringen. Cripsina merkte wie sie zitterte und versuchte sich selber immer wieder zu beruhigen.
    Sie hatte doch keine Ahnung letztendlich was sie hier tat. Einen Schritt vor den anderen setzte sie einfach und blickte hinab auf den Boden während sie lief. Noch immer sah sie schrecklich aus. Geschafft und eher wie eine Sklavin die sich und gute Kleider gehüllt hatte und nun auf der Flucht war. Die vielen Tage in Gefangenschaft waren nicht spurlos an ihr vorbeigegangen und das heiße Bad hatte auch nicht alles wegmachen können.
    Unter ihren Augen waren immer noch Augenringe zu erkennen und ihre Haut wirkte noch viel blasse als sonst was ihre Haare noch mehr leuchten ließ.


    Sie hoffte einfach, dass ein Händler sie vielleicht mitnehmen würde und sie heil in Italien ankam. Wie lange diese Reise eigentlich dauern konnte, darüber hatte sie sich keine Gedanken gemacht und wollte es auch nicht.
    Crispina lief einfach weiter ohne zu wissen was im nächsten Moment alles passieren konnte. Immer wieder dachte sie an Lucius was er wohl sagen würde wenn er den Brief las. Ihrem Onkel war es sicher einfach nur Recht, dass sie weg war, darüber wollte sie gar nicht weiter sinieren. Er hasste sie weil sie die Tochter seines Bruders war. Wut stieg deswegen wieder in ihr auf. Es war alles die Schuld ihres Onkels.


    So lief sie einfach weiter.



    Sim-Off:

    Falls irgendwer Lust hat bei mir / mit mir mit zu schreiben darf er das gerne machen =) Crispina ist sozusagen auf der Flucht und versucht nach Italien zu kommen um dort jemanden zu finden *g*

    ....schrieb sie einen Brief für Lucius. Crispina wollte nicht einfach gehen ohne ihm verständlich machen warum sie das tat. Sie hatte keine Ahnung von seinen Gedanken die er seit gestern hatte, ihr und sich gegenüber. Wenn sie gewusst hätte, dass er plötzlich so enttäuscht von ihr war hätte sie vielleicht doch noch einmal mit ihm gesprochen um ihm zu erklären warum sie nun klein bei gegeben hatte. Auf Ewigkeiten konnte es einfach niemand in einer solchen Gefangenschaft aushalten und Crispina hatte es jeden Tag aufs neue gespürt, dass sie es nicht mehr schaffen würde wenn sie es nicht bald beendete.


    Nur durch einige Gedanken hatte sie die Tage herumbekommen. Sie wusste, dass sie vielleicht in ihr Verderben rannte bei dem was sie vor hatte, aber sie musste es versuchen. Immer wieder hatte sie an den Artorier gedacht und immer wieder hatte sie seinen Brief gelesen. Crispina wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass dieser Mann sie nicht vergessen hatte und sie hatte sich vorgenommen irgendwie zu ihm zu gelangen, zwar hatte sie keine Ahnung wie sie es anstellen sollte, aber sie musste es versuchen und sie musste gehen....noch heute.


    Vieles hatte sie sich schon genau überlegt, denn sie würde mitten am Tag gehen. Lucius war in der Schule und ihr Onkel war unterwegs. Somit hatte sie freie Bahn und da sie nicht viel mitnahm würde es auch nicht groß auffallen, dass sie abhaute. Es würde eher danach aussehen, dass sie einfach nur einen Spaziergang machen wollte, vielleicht über den Mercatus um sich zu erholen von den endlos langen Tagen in dieser Baracke. Niemanden würde sie etwas sagen, nur Lucius würde wissen, dass sie weg war und warum und vielleicht auch wohin, aber da war sie sich nicht sicher ob sie es sagen sollte oder ob sie es ihm lieber erst schreiben sollte wenn sie da war.


    Als sie den Brief fertig hatte ging sie zu Lucius Zimmer und legte den Brief auf sein Bett auf das Kissen. Er würde ihn finden und lesen...das wusste sie.



    Mein lieber Lucius,


    bitte sei mir nicht böse wenn Du diese Zeilen gelesen hast. Ich hoffe sehr, dass Du mich verstehen wirst oder es eines Tages verstehst.
    Dein Vater und ich verstehen uns einfach nicht und ich schaffe es nicht mehr mich gegen ihn zu behaupten. Sicherlich hast Du mitbekommen, dass er mich nun seit so langer Zeit gefangen gehalten hat nur weil ich mich für etwas entschuldigen sollte. Ich sehe mich noch heute im Recht, aber das spielt keine Rolle mehr. Ich habe ihn belogen und mich bei ihm entschuldigt damit er mich wieder gehen lässt.


    Lange habe ich mir Gedanken darüber gemacht was ich machen soll und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es besser ist zu verschwinden. Ich bin hier nicht erwünscht, das war ich leider von Anfang an nicht. Es tut mir leid, dass ich Dich im Stich lasse, denn ich hätte Dich zu gerne mitgenommen, aber ich weiß, dass ich das nicht darf, denn Dein Vater würde mich sonst umbringen.


    Lieber Lucius, ich werde Dich niemals vergessen und ich werde Dir versprechen zu schreiben wenn ich dort ankomme wo ich hin möchte. Ich hoffe sehr, dass Dein Vater Dich nicht all zu schlecht und gemein behandeln wird. Mein Weg führt mich zu jemanden der mich versteht und der mich mag wie ich bin. Ich werde Dir nicht schreiben wer es ist, denn ich habe Angst, dass Dein Vater diese Zeilen liest und mich dann einfangen könnte bevor ich dort ankomme. Bitte verzeih mir mein kleiner, großer Lucius.


    Mögen die Götter Deinen Weg auf immer schützen.


    Deine Crispina




    Crispina wollte sich nicht ausmalen wie sich Lucius fühlen würde wenn er das las, aber sie konnte einfach nicht anders. In einen Beutel hatte sie die nötigsten Dinge gepackt und auch etwas wärmeres zum drüberziehen war dabei, aber nicht viel. Gekleidet war sie in ein lindgrünes Gewand mit einigen Stickereien und einer passenden Palla. Wirklich wissen was sie in der Nacht machen sollte wusste sie nicht, denn viel Geld hatte sie nicht mehr über und sie hatte auch so keine Ahnung wie sie hier wegkommen sollte. Doch sie wusste, dass viele Händler umherzogen und hoffte bei einen von diesen unterzukommen und mitgenommen zu werden. Irgendjemand würde schon den Weg nach Italien nehmen, irgendjemand....


    Ein letztes Mal atmete sie tief durch und dann verließ sie das Haus ihres Onkels.

    Er gab sich einfach so damit zufrieden, dass sie das gesagt hatte? Nichts weiter sonst hatte sie tun müssen? Crispina hatte eher geglaubt, dass er ihr noch einen Ellen langen Vortrag halten würde um sie zu belehren und noch etwas fertig zu machen bevor er sie dann gehen ließ, aber nun hockte sie hier auf dem dreckigen Boden und starrte in die Tür in der er eben noch gestanden hatte.


    Sie war offen...sie durfte gehen, einfach so.....


    Eigentlich interessierte sie ihr Zimmer nicht mehr wirklich. Ihre Sachen waren nicht mehr drinnen und viel konnte sie ja auch nicht mitnehmen, denn sie hatte den Entschluss gefasst von hier abzuhauen und das würde sie auch machen. Crispina wusste, dass es ein sehr langer Weg war denn sie ab heute gehen würde, aber er musste gegangen werden, denn der Hass auf ihren Onkel war einfach zu groß. Größere Sorgen machte sie sich um Lucius. Am liebsten hätte sie ihn mitgenommen, aber das ging nicht, denn dann würde Crispus sie sicher umbringen.


    Ganz langsam stand die junge Frau auf und genoss das Licht welches durch die Türe reinfiel. Keiner hielt sie auf, keiner bewachte sie, endlich war sie frei nach unendlich vielen Tagen. Sie wusste gar nicht wo sie mit ihren Planungen anfangen sollte oder was sie als erstes jetzt tun musste.


    Doch eines fiel ihr ein.....ein Bad würde sie jetzt erst einmal nehmen um zu Kräften zu kommen, dann würde sie sich einige Sachen zusammensuchen und schon bald wäre sie dann weg. Crispina dachte auch darüber nach noch einmal mit Lucius zu reden, aber das würde den heimlichen Abschied nur noch schlimmer machen, also verwarf sie diesen Gedanken auf der Stelle wieder. Briefe würde sie hinterlassen, zumindest für Lucius einen in dem sie ihm sagte, dass sie weg war.


    Sie stand zwischen Tür und Angel und blickte hinauf in den blauen Himmel und atmete die staubfreie Luft ein. Irgendwann würde sie ihren Onkel dafür büßen lassen was er ihr hier angetan hatte. Vorsichtig strich sie sich einige Haarsträhnen aus ihrem schmutzigen Gesicht und tat den ersten Schritt nach draußen in die Freiheit. Es war komisch sich hier draußen so zu bewegen und sie genoss es einfach, wer wusste schon ob ihr Onkel nicht auf die Idee kam, dass er vielleicht eine Dummheit gemacht hatte und sie doch lieber wieder auf der Stelle einsperrte, denn das konnte sie sich nicht leisten noch länger hier zu versauern, sie musste hier weg so schnell wie möglich und vor allem bevor der Winter Einzug hielt.


    Als erstes begab sich Crispina ins Balneum um sich zu waschen und zu entspannen.........

    Das war eine mehr als nur dumme Frage. Natürlich wusste sie warum dieser Kauz hier war...um sie zu nerven und zu prüfen. Crispina war sich bewusst, dass wenn sie nun wieder anfing zu bocken sie niemals mehr hier aus dem Verschlag raus kam. Er würde sie bestimmt hier drinnen lassen bis sie verfault und vergessen war. Was hatte er wohl Lucius erzählt warum sie nicht mehr draussen zu sehen war? Eine interessante Frage.


    Es gab ein kratziges und schabendes Geräusch als sie ihre Füße an sich zog und die Knie anwinkelte. Immer wieder strichen ihre Finger über ihren Arm während sie ihren Onkel anblickte aus ausdruckslosen Augen. Am liebsten wären ihr die Worte Leck mich am Arsch gewesen, aber jene verkniff sie sich.


    "Es tut mir leid," brachte sie stattdessen leise hervor "Ich werde dir versprechen gehorsam zu sein und dir nicht mehr zu widersprechen und böse zu reden," meinte sie und kam sich wie ein kleines Kind vor welches etwas unartiges getan hatte und nun belehrt wurde. Crispina versuchte so demütig zu klingen wie sie nur konnte auch wenn es schwer fiel, denn fühlen tat sie im Moment irgendwie nichts mehr.

    Crispina hatte aufgehört zu zählen wieviele Tage sie hier schon eingesperrt war, denn es hatte keinen Sinn. Jeder Tag zog sich dahin als würde er Wochen dauern und ihr zeitliches Gefühl war wie weggeblasen. Irgendwann waren die bescheuerten Besuche ihres Onkels immer weniger geworden. Nur Gunda brachte ihr immer wieder das Essen und das Trinken und gab ihr die Gelegenheit sich zu waschen und neu einzukleiden. Nicht einmal anständige Sachen gab man ihr zum anziehen. Die Teile sahen aus wie billigste Sklavenkleidung. So erniedrigt war sie noch nie worden und für Crispina stand fest, dass sie hier weg musste oder noch wirklich als Sklavin endete. Vielleicht war es das was er wollte. Vielleicht wollte ihr Onkel sie zu einer Sklavin machen damit er sie los wurde und sie keine Möglichkeiten mehr hatte zu ihm zurück zu gehen oder nach Rom oder zu irgendeinem Familienmitglied bei dem sie Zuflucht suchen konnte.


    Tränen konnte die junge Frau keine mehr weinen. Viele Tage hatte sie damit zugebracht zu weinen und sich Fragen zu stellen womit sie das verdient hatte. Augenringe hatten sich unter ihren Augen gebildet und noch viel blasser war sie hier in dem diesigen Licht geworden. Wirkliches Sonnenlicht hatte sie nicht mehr genießen können, schließlich ließ man sie nicht raus und behandelte sie noch schlechter als die Sklaven hier im Hause.


    Zusammengekauert saß sie in einer Ecke und dachte nach, summte leise vor sich hin. Es war wirklich ein Wunder, dass sie noch nicht verrückt geworden war, oder war sie es vielleicht doch schon und wusste es nicht?


    Das Geräusch der Tür als sie sich öffnete nahm sie kaum noch wahr. Sie dachte auch nicht daran, dass ihr Onkel mal wieder hier war um nach ihr zu sehen, doch schnell wurde sie eines Besseren belehrt. Er war es. Seine Stimme ließ sie leicht aufblicken, aber nur ein wenig. Leer war ihr Blick und das Licht welches durch die Tür fiel blendete sie so, dass sie ihre Augen etwas zusammenkniff.


    "Ja?" fragte sie als sie ihren Namen hörte. Ihre Stimme klang teilnahmslos und sie ahnte was er sie fragen wollte. Doch dieses mal würde sie einfach mitspielen damit sie endlich hier raus kam um ihre Pläne zu verfolgen.

    Es war unglaublich, dass sie noch immer hier drinnen sitzen musste und ihr Onkel sie noch immer nicht raus gelassen hatte. Er wusste genau was er tat, denn Crispina hatte langsam keine Kraft mehr gegen ihren Onkel aufzubegehren auch wenn sie ihn noch so sehr hasste. Wirklich gebrochen war sie nicht, aber sie konnte auch nicht mehr und wollte auch nicht mehr eine Gefangene sein, denn nichts anderes war sie als genau das. Nächtelang hatte sie sich die Augen aus dem Kopf geweint und mittlerweile hatte sie ziemliche Schatten unter den Augen. Die junge Frau wirkte sicher nicht mehr wie eine Freie sondern eher wie eine Sklavin aus diesem Hause.


    Ihre Gedanken drehten sich immer wieder darum, dass sie von hier verschwinden wollte, aber sie wusste nicht wie sie es anstellen sollte, denn ohne ihren Onkel kam sie nicht an Geld heran und wie sollte sie sich hier zurecht finden? Sie hatte auch niemanden mehr den sie um Hilfe bitten konnte, schließlich war der einzige den sie näher kannte nicht mehr hier, aber sein Brief war es gewesen der ihr immer wieder ein wenig Kraft geschenkt hatte. Hoffentlich hatte er sie noch nicht vergessen und hoffentlich würde er verstehen wenn sie ihm sagte warum sie bis jetzt nicht auf seinen Brief geantwortet hatte.


    Es war alles zum Verzweifeln. Irgendwie musste sie von hier entkommen und sie würde einen Weg finden.


    Crispina umschlang ihre Beine und kauerte sich in die Ecke. Mehr konnte sie in ihrem Gefängnis auch nicht machen außer wenige Schritte laufen oder sich irgendwo hinkauern. Ihr Onkel würde dafür noch büßen....



    Crispina blickte ihn die ganze Zeit über an und versuchte ihm nicht zu zeigen, dass sie doch Angst vor ihm hatte. Sie hätte lügen müssen wenn sie es abgestritten hätte, denn fürchten tat sie sich sehr wohl vor diesem Mann. Er blieb so schrecklich ruhig, das war sie gar nicht von ihm gewohnt vor allem wenn man eben noch den Ausbruch von ihm mitbekommen hatte, doch jetzt.
    Als er aber einen Schritt auf sie zu tat wisch sie nach hinten einen Schritt zurück und machte sich bereit sich irgendwie zu wehren, wenn sie es denn gegen ihn überhaupt konnte, doch er hielt inne.


    Was ging in seinem Kopf ab? Was dachte er grade? Das waren Gedanken die ihr durch den Kopf gingen in diesem Moment. Etwas herausfordernd glitzerten ihre Augen und sie legte sich schon die nächsten Worte zurecht die sie sich ihm an den Kopf schmeißen wollte, doch er sagte keinen Ton, nichts. Es wunderte sie und es machte ihr Angst, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sich einfach umdrehte und diesen Raum hier verließ. Damit hatte er sie nu wirklich überrascht und so stand sie da und starrte auf die verschlossene Tür und wurde wieder vom Dämmerlicht eingehüllt.


    Gabriel hatte derweil wiederwillig den Befehl von Crispus ausgeführt und die Sachen von Crispina zusammengesucht und zusammengepackt und sie hier her gebracht. Verwundert schaute er den Herrn an als dieser einen neuen Befehl raunte. Was er da sagte konnte auch er nicht glauben. Eigentlich wollte er wiedersprechen doch wollte er nicht, dass das Verhalten dann auf seine Herrin zurückfiel, deswegen schwieg er und tat was verlangt wurde, allerdings schmiss er ihre Sachen nicht in den Lagerraum sondern tat sie ordentlich hinein. Es passte ihm nicht, dass er nicht bei ihr sein konnte und auch, dass er bei dem einen Sklaven nun nächtigen sollte passte ihm nicht, doch ohne zu murren tat er was verlangt wurde.


    Eine ganze Weile stand Crispina einfach nur da und starrte die Tür an. Es musste wirklich längere Zeit vergangen sein denn plötzlich konnte sie von draussen keine Geräusche mehr vernehmen. Sie war alleine. Plötzlich ließ sie den Brief zu Boden fallen und ging an die Tür um nun mit beiden Händen dagegen zu trommeln.


    „Das kannst du nicht machen! Lass mich hier raus!!! Ich bin keine Sklavin und auch nicht irgendeine Gefangene, lass mich hier raus!!!!!!!“ schrie sie immer wieder und klopfte gegen die Tür bis ihre Hände ganz rot waren.

    “Ich bin aber nicht die allermeisten! Und ich habe noch nie so gelebt und werde es sicherlich auch in Zukunft nicht machen. Du würdest so auch nicht leben wollen und genauso gut kann der neue Verwandte von dir hier schlafen schließlich war ich vor ihm da,“ meinte sie und presste die Lippen aufeinander. Erst hatte sie im Winter frieren müssen weil das Zimmer was sie hatte mehr als kalt war und nun sollte sie leben wie eine Sklavin? Darüber kam sie einfach nicht hinweg und seine ganzen Aussagen machten sie nur noch störrischer und wütender als sie ohnehin schon war.


    Sie musste sich einfach zusammen nehmen, einfach still sein und ihn machen lassen, dann konnte sie wenigstens abhauen und dann hatte sie ihre Ruhe…..und kein Geld.


    Crispina zuckte ein wenig als er noch lauter wurde und sah ihn dabei direkt an. „Ich tue was? Was esse ich denn groß? Und du weißt genau, dass das mit der Götterstatue nicht meine Schuld gewesen war nur willst du dir das nicht eingestehen, denn dann müsstest du ja zugeben, dass der große Herr auch einmal einen Fehler machen kann! Aber nein das würdest du natürlich niemals machen. Und irgendwohin verheiratet zu werden ist sicher immer noch besser als hier zu sein,“ fauchte sie ihn an. Crispina sah es natürlich alles anders, denn sie brach keinen Streit vom Zaun, so sah sie es. Er war stur wie ein Esel und selbst wenn es um Lucius oder einfache Dinge ging meinte er doch immer alles besser wissen zu müssen, aber dem war nicht so, denn auch er war nicht perfekt und vielleicht würde er es irgendwann auch einmal begreifen wobei sich Crispina da nicht wirklich sicher war.


    „Lass mich einfach in Ruhe ich brauche dich nicht,“ sagte sie und in ihren Augen schien ein Feuer zu brennen soweit man es in diesem diffusen Licht überhaupt sehen konnte. Crispina merkte nun wie es in ihren Ohren rauschte und sie wusste, dass sie Gesagtes nicht mehr zurücknehmen konnte und vielleicht wollte sie es auch gar nicht, aber vielleicht hatte sie es auch gar nicht so gemeint wie sie es gesagt hatte.

    Was ihr Onkel zu sagen hatte war alles andere als schön und wenn sie ehrlich war hatte sie damit nicht gerechnet.Vielleicht damit, dass er sie noch länger hier drinnen lassen würde, aber sicher nicht damit, dass er sie aus ihrem Zimmer schmiss und hier einquartierte. Das konnte doch alles nicht wahr sein und musste ein Traum sein aus dem sie einfach nicht erwachen konnte.
    „Bitte?“ entfuhr es ihr und sie rutschte vom Tisch hinunter und stellte sich daneben hin, den Brief auch weiterhin in ihrer Hand haltend, da sie ihn ja immer wieder gelesen hatte. „Du lässt mich hier wohnen? Ich bin keine Sklavin und habe ein Recht darauf in einem anständigen Zimmer zu sein, das was du hier machst ist sicher nicht im Sinne wie es Vater gewollt hatte. Ich lasse mich von dir nicht wie eine Sklavin behandeln. Niemals!“ Auf die neue Verwandtschaft ging sie nicht weiter ein, wenn es sein Cousin war, war es auch der Cousin ihres Vaters und somit waren sie auch etwas enger verwandt, aber wenn er wie Crispus war wollte sie nichts mit ihm zu tun haben und sicher würde sie ihn nicht anders behandeln als ihren Onkel wenn er denn genauso war wie dieser.
    Crispina achtete darauf, dass sie genügend Abstand zu ihrem Onkel hielt, denn mittlerweile traute sie ihm einfach alles zu und wenn sie alles meinte, dann meinte sie auch alles. Sie hasste ihn und sie wollte ihm nicht zu nahe treten.
    Doch ihr Entschluss von hier zu fliehen festigte sich immer mehr, nur musste sie sehen wie sie das überhaupt anstellen sollte. Wie sollte sie an Geld kommen, denn umsonst konnte sie sicherlich nicht nach Italia reisen.
    „Ich lasse mir nicht drohen,“ sagte sie, aber dieses Mal war ihr Ton nicht mehr ganz so überzeugend und trotzig wie zuvor.


    Und sie war sich sicher, dass Gabriel es sicher nicht gerne tat was man ihm aufgetragen hatte.

    Auf eine Entschuldigung konnte dieser Mensch lange warten und sie würde ihn niemals wieder Onkel nennen oder irgendwie familiär betiddeln. Sie hatte die Nase gestrichen voll von ihm und sie hasste ih von ganzem Herzen. Bis jetzt hatte sie keine Ahnung, dass jemand neues aus der Familie hier angekommen war und schon gar nicht hätte sie jemals damit gerechnet, dass ihr Onkel ihr das Zimmer nehmen würde. Zum Glück wusste sie von den ganzen Dingen bis jetzt noch nichts sonst hätte sie ihn vielleicht wirklich noch angefallen als er die Tür endlich öffnete.


    Am liebsten hätte sie ihm nicht geantwortet und ihn missachtet aber sie wollte hier raus und das so schnell wie möglich.
    Crispina saß auf einem Tisch und ließ die Beine baumeln, hielt aber den Brief in der einen Hand fest als wäre es das einzigste Stück was sie in der Realität hielt.
    Langsam hob sie ihren Kopf und sagte kein Wort, sollte er doch reinkommen wenn er etwas von ihr wollte, denn eine Entschuldigung würde er niemals von ihr bekommen.


    Verlockend schien das Licht in den dunklen Raum und sie wägte einen Moment ab ob sie einfach losrennen sollte, aber es wäre unwahrscheinlich, dass sie entkam schließlich stand er mitten bei der Türe und würde sie ganz sicher nicht durchlassen.
    "Was willst du?" fragte sie dann doch, blickte ihn aber nicht an sondern sah stur auf den Boden.

    Langsam aber sicher wurde sie hier drinnen wahnsinnig. Sie hatte das Gefühl bald durchdrehen zu müssen. Das alles konnte doch nicht der Ernst ihres Onkels sein, er konnte sie doch nicht für immer hier im Halbdunkel festhalten. Was war er denn nur für ein Unmensch? Ein großer Unmensch das beantworte sie sich im Stillen selber.
    Immer wieder hatte sie sich den Brief von Reatinus durchgelesen und irgendwie gaben ihr diese Zeilen ein wenig Kraft, denn wie lange konnte man denn in einem solchen Gefängnis ausharren und nicht wahnsinnig dabei werden? Crispina wusste eines sie wollte hier raus und sie wollte weg auch wenn sie ein großes schlechtes Gewissen gegenüber Lucius hatte. Ob er wusste was sein Vater ihr gerade antat?


    Crispina war den Tränen nahe und stand wieder an der Tür die versperrt war. In ihren Augen hatte er einfach kein recht dazu sie so zu behandeln, doch er tat es und er meinte sicher, dass es richtig war. Niemals hätte ihr Vater das alles gewollt.
    Mit der rechte Hand wischte sie sich die Tränen aus ihrem Gesicht und mit der anderen flachen Hand schlug sie nun auf die Tür.


    "Lass mich endlich hier raus!!!!!" rief sie so laut sie konnte. Irgendwie würde er dafür bezahlen und wenn sie ihn verfluchen musste, sie würde es tun. So wütend war sie auf einen Menschen noch niemals in ihrem Leben gewesen, denn bis jetzt hatte sie nie einen Grund dazu gehabt jemanden zu hassen. Leider schien es hier ganz anders zu sein.

    Crispina konnte es immer noch nicht fassen, dass er sie tatsächlich hier in diesem „Gefängnis“ hielt. Er hatte sie nicht raus gelassen, er hatte es wirklich gewagt sie wie eine Gefangene, nein wie eine niedere Sklavin zu behandeln. Das würde sie ihm niemals im Leben verzeihen und sie wünschte ihm im Moment einfach nur alles Schlechte an den Hals. In ihrem bisherigen Leben hatte sie so etwas noch nie mitmachen müssen und es war mehr als erniedrigend wenn man in einem Raum eingesperrt war der kaum von Licht berührt würde und es den ganzen Tag dämmrig war. Die junge Petronierin fühlte sich mehr als nur schlecht. Trotz allem versuchte sie einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen und sich zu überlegen wie sie hier verschwinden konnte, denn nun stand für sie wirklich fest, dass sie bei diesem Menschen nicht bleiben konnte. Wer wusste schon was er beim nächsten Streit mit ihr machen würde. Vielleicht zog er dann einen Dolch und stach ihn ihr in das Herz. Im Moment traut sie diesem Mann einfach alles zu.


    In den ersten beiden Tagen wo er sie hier eingesperrt hatte, hatte sie immer wieder versucht mit Tritten und Schlägen die Tür zu öffnen, aber es war vergeblich gewesen und sie hatte sich eher Verletzungen zugezogen als, dass es etwas genutzt hätte. Nachdem weitere Tage vergangen waren, waren auch ihre Tränen versiegt. Es brachte nichts sich die Augen aus dem Kopf zu heulen, denn auch so würde sich nichts daran ändern, dass sie hier in einem Gefängnis saß und ihrem Onkel ausgeliefert war.


    Ihre Gedanken waren immer wieder zu Reatinus geglitten und sie fragte sich was er wohl sagen würde wenn er hiervon wusste. Aber was interessierte es ihn schon? Sie wusste ja nicht einmal wirklich genau wo er war, was er machte und wie es ihm ging und vor allem wusste sie nicht ob er sie überhaupt noch einmal sehen wollte. Aber spielte das alles eigentlich noch eine Rolle?


    Die Zeit verstrich hier drinnen schrecklich langsam und sie war froh wenn Gunda immer mal wieder auftauchte, wenn sie ihr Essen und Trinken brachte oder sie sich waschen durfte. In dieser Zeit konnte sie wenigstens ein paar Worte reden, auch wenn sie nicht viel sagte. Crispina war ziemlich still geworden und etwas lag in ihren Augen was nur schwer war in Worte zu fassen.
    Zusammengesunken hockte sie auf dem Boden als der Riegel von der Tür genommen wurde. Das Licht welches durch den Spalt kam tat etwas in den Augen weh und blendete sie einen Moment. Die Worte drangen nur sehr langsam in ihren Kopf, denn was Gunda da sagte klang viel mehr als würde sie träumen. Ein Brief? Bevor Crispina etwas sagen oder sich regen konnte verschwand Gunda auch schon wieder und der Brief lag auf dem Boden, denn sie hatte ihn fallen lassen.


    Mit einem Mal klopfte ihr Herz um einiges schneller. Hatte sie eben Artorius gesagt? Reatinus! Er hatte sie also doch nicht vergessen. Mit etwas Schwung stand sie auf und ging zu dem Brief hinüber den sie schnell aufhob und zu den vernagelten Fenstern ging durch welche trotzdem etwas Licht fiel. Sie rollte den Brief auseinander und begann zu lesen und mit jeder Zeile klopfte ihr Herz etwas mehr. Er hatte sie nicht vergessen. Nun hatte sie wenigstens einen Anhaltspunkt wo sie ihn finden konnte. Ein leichtes Lächeln stand nach ettlichen Tagen wieder auf ihren Lippen.

    Met? Und dieser war auch aus Honig und sollte bitter schmecken? Das konnte sie sich gar nicht vorstellen denn Honig war doch so süß. Wie konnte dann ein solches Getränk bitter schmecken. „Diesen Met sollte ich wohl auch einmal kosten, aber nicht mehr heute, die Milch hat mir dann doch erst einmal gereicht,“ meinte sie mit einem Schmunzeln und aß die letzten Reste von ihrem Teller leer. Dieses Essen hatte wirklich gut getan und es war deutlich besser gewesen als das Essen welches sie bei ihrem Onkel serviert bekommen hatte bis jetzt.


    „Naja das ist klar,“ sagte sie „Ich würde auch nicht wirklich gerne in der Dunkelheit in dieser Stadt herumlaufen auch wenn ich schon neugierig bin wie das Nachtleben hier so ist, aber das lasse ich dann doch lieber. Ich freue mich aber schon auf unseren kleinen Ausflug zum Muscheln sammeln. Dennoch sollten wir auch hier bald aufbrechen nicht, dass wir noch Ärger bekommen weil wir so lange weg waren,“ sagte sie und schaute den kleinen Lucius an. Sie waren schließlich schon ein wenig hier und es wurde langsam Zeit, dass sie sich bald wieder auf den Rückweg machten auch wenn sie keine Lust hatte.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
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    Ihr Kopf brummte wie verrückt und ihr Knie tat etwas weh, aber noch lange nicht so schlimm wie ihr Kopf. Dieser hämmerte vor sich hin und auch ihre Wange fühlte sich glühend heiß an. Das hatte ihr Onkel wieder einmal mehr als nur gut gemacht als er sie geschlagen hatte. Vielleicht sah man es sogar? Wurde es blau? Crispina konnte hier im Dunkeln nichts sehen und fühlte sich mehr als unwohl in diesem Raum. Es war unheimlich, aber wirkliche Angst hatte sie nicht, denn aus diesem Alter war sie doch schon lange draußen. Die junge Petronierin war vor Erschöpfung ein wenig eingenickt und merkte, dass ihr Rücken und ihr Nacken vollkommen verspannt waren, außerdem hatte sie Durst. Wie lange hatte er wohl vor sie hier drinnen eingesperrt zu halten? Wie lange war sie schon hier? Nicht lange, zu dem Schluß kam sie weil ihre Wange immer och glühte.


    Crispina hoffte wirklich, dass dieser Mann eines Tages zur Vernunft kam, denn sie dachte nicht daran sich auch nur ein klein wenig zu ändern so lange er es nicht tat, aber vielleicht sollte sie einfach von hier verschwinden um ihre Ruhe zu haben. Doch dann würde sie sich gegen den Willen ihres Vaters stellen und das konnte sie auch nicht machen, oder doch? Wäre es nicht besser wenn sie verschwand auf nimmer Wiedersehen? Aber was wurde dann aus Lucius? Er war ihr wie ein kleiner Bruder und sie wollte doch auf ihn aufpassen und konnte es doch nicht zulassen, dass er später gar noch vollkommen nach seinem Vater ging.


    Verzweifelt lehnte sie ihren Kopf an die Wand gegen die sie lehnte und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Im Moment wünschte sie ihrem Onkel einfach nur alles schlechte auf dieser Welt an den Hals.