Beiträge von Petronia Crispina

    Wenn sie gewusst hätte welchen Kummer sie Reatinus eigentlich bereitete und, dass sie ihn wirklich in große Schwierigkeiten bringen konnte….wenn sie das gewusst hätte wäre sie vielleicht gar nicht hier geblieben. Sie wollte ihm doch keinen Kummer machen und schon gar nicht wollte sie ihn gegen ihren Onkel aufbringen, auch wenn es die Wahrheit war die sie über ihren Onkel zu erzählen hatte, schließlich hatte dieser sie eine halbe Ewigkeit eingesperrt und wie eine Sklavin behandelt. Alleine die Vorstellung an diesen schrecklichen Ort ließ ihr eine Gänsehaut entstehen.


    Den Mann den sie auf dem Portrait betrachtete…er hatte Ausstrahlung und sah nach einem guten Mann aus. Sie kannte ihn nicht, woher auch, aber seine Augen hatten etwas Vertrautes was sie nicht beschreiben konnte.
    „Salve,“ hauchte sie ihm ein klein wenig erschrocken wegen seinem plötzlichen Auftauchen entgegen und drehte sich leicht zu ihm. Er sah auch nicht mehr so überrascht aus wie noch vor einer Stunde als sie angekommen war. Sein Kompliment ließ ihr die Röte die Wangen emporsteigen und sie schmunzelte etwas verlegen. „Danke,….ich fühle mich auch schon sehr viel besser, und deine Sklavin war sehr liebevoll gewesen“ gestand sie ihm und strich sich die feuchten Haare etwas aus dem Gesicht.


    Dann blickte sie wieder das Bild an und als er ihr nun sagte wer das war, erkannte sie auch die Augen, denn diese hatte er eindeutig von seinem Vater. „Du siehst ihm sehr ähnlich,“ meinte sie und blickte kurz zwischen ihm und dem Bild hin und her „Was ist aus ihm geworden?“ wollte sie dann wissen und erinnerte sich schmerzlich daran, dass ihr Vater auch nicht mehr lebte und sie eigentlich genau aus diesem Grund in dieser ganzen Lage steckte in der sie war.

    “Ja das dachte ich mir,“ sagte sie wegen dem Männerhaushalt und hatte es auch eigentlich gehofft, dass dem so war, denn sie hatte sich die ganze Zeit keine Gedanken darüber gemacht ob Reatinus vielleicht eine Frau hatte. Der Gedanke ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen, aber wie die Sklavin zum Glück bestätigte gab es hier keine anderen Frauen mehr. „Ich glaube es sind auch keine Frauen wirklich gesehen in einem solchen Castellum,“ dachte sie laut nach. Wie lange würde sie dann hier bleiben können? Diese Frage schob sie lieber gleich ganz weit weg in ihren Kopf.


    Crispina ließ sich in das weiche Tuch wickeln und abtrocknen und fühlte sich wie neu geboren. Vorsichtig zog sie zusammen mit Sine das neue Kleid an und kam sich wirklich wie ein neuer Mensch vor. Der ganze Schmutz war von ihr weg und sie sah wieder aus wie früher. Damit die Sklavin sie leichter kämmen konnte setzte sie sich hin und ließ die etwas schmerzhaftere Prozedur über sich ergehen. Sie war froh als auch der letzte Knoten endlich entfernt war und sie wieder aufstehen konnte. „Danke Sine,“ bedankte sich Crispina und fuhr mit ihren Fingern durch ihre Haare die feucht aber nicht mehr tropfnass waren. „Ich werde deinem Herr sagen wie gut du dich um mich gekümmert hast und ich danke dir für deine Fürsorge,“ bedankte sie sich noch einmal bei der Sklavin. Sicherlich war das etwas was Sklaven nur selten zu hören bekamen, ein Dankeschön, doch Crispina war eben vollkommen anders als andere.


    Als sie in das warme Triclinium kam fühlte sie sich fast wie zu Hause. Es war warm, wohlig und sie freute sich einfach hier zu sein. Nun da es ihr besser ging, schien alles etwas einfacher zu werden, zumindest im Moment. Vor einem Bild blieb sie stehen und schaute es sich an. Noch war sie alleine hier. Ihre feuchten Haare hingen ihr über die Schultern, denn in diesem Zustand konnte man sie nicht hochstecken oder zusammen machen, das würde sie zerstören.

    Wohlig seufzte sie auf, denn sie hatte sich wirklich schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr so wohl gefühlt wie in diesem Moment als die Sklavin sich um sie kümmerte. Es tat einfach nur gut und sie konnte sich endlich einmal entspannen und brauchte an nichts zu denken. Sie ließ sich vollkommen fallen und die Sklavin machen.
    Auch das Haare waschen war in Ordnung, zwar ziepte es einige Male ein wenig, aber es war zum aushalten und man konnte es ertragen. Die Sklavin war wirklich sachte und achtsam und versuchte ihr nicht zu viele Haare auszureißen. Crispina beschwerte sich nicht, denn sie wusste selber wie knotig ihre Haare bei ihrer Ankunft gewesen waren. Es war alles andere als ein schöner Anblick gewesen und umso wohler fühlte sie sich als die Sklavin mit all den Sachen fertig war.
    Freundlich lächelte sie diese an. „Danke, ich denke dank deiner tollen Arbeit bin ich entspannt genug und würde mich gerne abtrocknen und anziehen,“ sagte sie, denn sie freute sich zusammen mit Reatinus zu reden und zu essen.

    “Das ist ein schöner Name,“ meinte Crispina und lehnte sich im Zuber zurück. Zum Glück konnte sie nicht sehen, da sie ihre Augen geschlossen hatte, wie die Sklavin ihre Kleidung mit Fingerspitzen anfasste und nach draußen trug. Sie hätte sich wohl in Grund und Boden geschämt.
    Trotz allem war sie froh das schmutzige Zeugs endlich ausgezogen zu haben, denn sie wollte gar nicht wissen wie sie gestunken hatte in den Sachen, alleine bei diesen Gedanken ging ein Schauer bei ihr über den Rücken bis hinab in die Füße. Es war ja fast so schlimm wie als wenn sie bei ihrem Onkel eingesperrt gewesen wäre, da hatte sie auch nicht sonderlich toll ausgesehen.


    „Ja Sine bitte mach das,“ sagte sie und beugte sich nach vorne damit die junge Sklavin an ihren Rücken herankam. „Nur zu gerne, meine Haare sie tun mir schon leid. Ich hoffe man kann sie überhaupt noch gut durchkämmen. Ich bin froh wenn sie ordentlich gewaschen sind, das kannst du mir glauben. Gerne sehe ich nicht so aus wie ich es im Moment tue,“ sagte sie leise vor sich hin und genoss das warme Wasser und das Verwöhnprogramm der Sklavin.

    Es hatte wirklich gut getan frischen Saft zu trinken und nicht abgestandenen Wein oder einfach nur Wasser wo man nicht einmal wusste ob es klug war dieses zu trinken. Zum Glück hatte sie sich unterwegs keine Krankheiten eingefangen und schien bis jetzt gesund zu sein.
    Sie war Bashir gefolgt und freute sich auf das anstehende Bad. Dort traf sie auch auf die Sklavin von eben wieder und lächelte sie und dann Bashir freundlich an als dieser dann ging. „Danke, ja das wäre nett wenn du mir helfen könntest. Wie ist denn dein Name?“ fragte sie die Sklavin freundlich und begann sich die schmutzigen Kleider auszuziehen. Crispina schämte sich für die Sachen die sie an hatte, aber was hätte sie machen sollen?


    Dann als sie fertig war stieg sie in den Zuber hinein und setzte sich in das wirklich angenehm warme Wasser. Es war herrlich und wie im Paradies und sie fühlte sich als hätte sie das schönste Geschenk überhaupt bekommen.

    Sie war schon lange nicht mehr so behandelt worden. Crispina erinnerte sich noch genau als sie bei ihrem Onkel die anderen hatte so bedienen müssen, da war selbst Reatinus anwesend gewesen. Wie sehr sie sich doch gedemütigt gefühlt hatte, denn früher hatte sie solche Dinge nie machen müssen und nun war es wieder wie es sein sollte. Man war für sie da und kümmerte sich um sie.
    Ihr tat der Kopf etwas weh und sie freute sich wirklich auf dieses Bad, auch wenn es für andere etwas ganz einfaches war, für sie war es im Moment einfach das Paradies da sie es schon länger nicht mehr hatte kosten dürfen.
    „Vielen Dank Bashir, ich würde gerne einen Saft nehmen,“ sagte sie ihm als er ihr die gebrachten Getränke anbot. Und als sie hörte, dass sie gleich ihr Bad nehmen konnte leuchteten ihre Augen als wäre alles in bester Ordnung. „Natürlich ich komme liebend gerne mit,“ sagte sie und stand sofort auf damit er ihr zeigen konnte wo sie lang gehen musste. Reatinus konnte sich mit diesem Sklaven einfach glücklich schätzen und sie bereute es schon fast ihren Sklaven nicht mitgenommen zu haben.

    Crispina schaute sich in dem Zimmer um. Es war anders als das Zimmer was sie bei ihrem Onkel gehabt hatte, es war um Meilen schöner als das Zimmer bei ihrem Onkel. Sie hatte sich nie bei ihm zu Hause wohl gefühlt in dieser Art Kammer in die er sie gesteckt hatte und zum Schluss hatte sie eingesperrt im vernagelten Laden hausen müssen.


    Ihr war es fast egal was sie zum Anziehen letztendlich hätte, Hauptsache es war etwas was sauber war alles andere spielte dann wirklich keine Rolle mehr, denn in den Sachen fühlte sie sich einfach nur schrecklich. Das Bett sah verlockend aus und in den ganzen letzten Wochen wäre es das erste richtige Bett in dem sie die Nacht verbringen würde. Einfach himmlisch. Sie setzte sich in einen Stuhl da sie das Bett nicht schmutzig machen wollte und lächelte den Sklaven dankbar an. „Mit dem Essen warte ich bis später, solange halte ich aus,“ meinte sie „Aber ich hätte gerne etwas zu trinken.“
    Sie freute sich schrecklich doll auf ein Bad und wäre schon fast in Versuchung gekommen hier an die Waschschüssel zu gehen, aber lieber wollte sie warten bis sie ein halbwegs richtiges Bad nehmen konnte.

    Sie war froh und das nicht nur weil sie heil hier angekommen war, auch wenn er da Recht hatte denn der Weg war alles andere als leicht gewesen und wie lange sie nun unterwegs gewesen war wusste sie nicht, sie war aber auch wirklich froh, dass sie bleiben durfte, bei ihm. Ihr wurde warm ums Herz, schließlich mochte sie ihn, aber würde ihm niemals einfach so um den Hals fallen. Es war nun alles etwas leichter, auch wenn ihr bewusst war, dass das alles nur der Anfang war von…..von? Ja das wusste sie selber nicht so genau.
    Zaghaft zeigte sich ein Lächeln auf ihren Lippen und sie blickte ihn an.


    „Selbstverständlich ist nie etwas. Ich bin sehr froh hier zu sein, denn der Weg war auf keinen Fall umsonst,“ sagte sie sanft und nickte dann auf seine kleine Anweisung wegen einem Bad und der Kleidung. „Ich werde nachher da sein.“ Ja so langsam wurde es wirklich Zeit dafür und sie wollte sich endlich körperlich wieder etwas wohler fühlen als die ganze Zeit.
    Den Sklaven kannte sie und natürlich erkannte sie ihn auch, wie sollte sie auch nicht? Crispina folgte ihm und versuchte immer wieder ihre Blicke durch die Gegend schweifen zu lassen um das ganze hier etwas einzufangen. „Ja ein Bad nehme ich gerne,“ sagte sie zu dem Sklaven und lächelte, dies schien im Moment gar nicht verschwinden zu wollen „Ich glaube mir ist wirklich egal worin ich bade Hauptsache ich bekomme etwas warmes Wasser. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich richtig baden konnte und da erscheint einem alles was nicht kalt und in einer Schüssel ist wie ein Paradies,“ meinte sie und blieb etwas abseits stehen als Bashir sie in ein Zimmer führte und mit einer anderen Sklavin redete.

    Crispina lief ein wenig rot an und schüttelte verlegen ihren Kopf. Vielleicht wurde ihr erst jetzt bewusst was es hieß, dass sie keine Sachen mehr mitgenommen hatte. Sie hatte weder etwas zum Anziehen noch Geld um sich etwas neues zu kaufen. Ja sie hatte rein gar nichts außer dem was sie anhatte. Verlegen blickte sie auf den Boden und schüttelte ihren Kopf. „Ich habe kein Gepäck,“ sagte sie leise und man sah und hörte, dass es ihr schrecklich schwer fiel diese Worte auszusprechen. Was dachte Reatinus nur von ihr? Das interessierte sie aber danach fragen würde sie niemals. Immerhin schmiss er sie nicht einfach raus und das beruhigte sie sehr.


    Man konnte hören wie sie leise durchatmete nachdem er gesprochen hatte. „Danke,“ flüsterte sie und spürte wie immer mehr an Lasten von ihr abfielen. Die ganze Zeit hatte sie ihre Ängste mit sich herumgetragen und nun, nun würde sie bleiben dürfen auch wenn das Wort zunächst dabei gefallen war. Es machte ihr Sorgen, aber diese wollte sie erst einmal verbergen. „Ich danke dir,“ sagte sie noch einmal und blickte Reatinus nun dabei an. Dann wartete sie auf den Sklaven, denn sie wusste nicht wohin er sie führen würde, da Reatinus gesagt hatte sie solle später zur Cena erscheinen, deswegen dachte sie, dass sie wohl erst einmal sich waschen konnte auch wenn sie keine Ahnung hatte was sie anziehen sollte. Sie hatte nichts weiter als das was sie am Körper trug und das war nicht mehr wirklich zu gebrauchen.

    Sie traute sich kaum Reatinus anzusehen und wartete auf ein Donnerwetter. Crispina war es ja nicht mehr anders gewohnt als, dass sie angeschrien wurde oder geschlagen, deswegen wartete sie irgendwie, dass er vielleicht auch toben würde oder etwas Ähnliches. Aber diese schreckliche Ruhe die einen ewiglangen Moment herrschte war ohrenbetäubend. Ihr Herz und Magen verkrampften sich immer wieder, denn sie hatte schreckliche Angst, dass er sie vielleicht abweisen könnte und dann wäre sie wieder vollkommen auf sich alleine gestellt.


    Er stand da, sie stand hier und sie hatte das Gefühl wenn eine Nadel zu Boden gefallen wäre, dass sie diese auf jeden Fall gehört hätte. Wenn er doch einfach nur sagen würde, es wird alles gut bleib einfach hier. Sie hoffte es so sehr und doch ahnte sie, dass das alles sicherlich nicht so einfach werden würde. Oder hatte sie doch einmal vielleicht Glück?


    Doch er schrie nicht als er zu reden begann, aber etwas war in seiner Stimme. Anscheinend konnte er es wirklich nicht fassen was sie getan hatte und Crispina konnte es ihm nicht einmal verübeln. Es war das dümmste was sie hatte machen können, aber in ihren Augen hatte sie einfach keine andere Wahl mehr gehabt denn in Germanien das war kein Leben mehr gewesen.
    Crispina ließ sich einfach ins Innere des Hauses ziehen und war so froh, dass er ihr die Tür nicht vor der Nase zugeschlagen hatte. Seine Worte drehten sich in ihrem Kopf, denn sie wusste selber, dass ihr Onkel nichts erfahren durfte. Sicher würde er dann jemanden schicken der sie wieder mit sich nahm oder etwas ähnliches nur damit man sie bestrafen konnte. Das Zittern wollte dennoch kein Ende nehmen, die Aufregung war einfach viel zu groß. Wie sollte sie ihn das alles nur erklären, schließlich war ihr Onkel sein Freund, aber er würde alles erzählt bekommen, die ganze Geschichte wie er sie behandelt hatte und was er mit ihr getan hatte.
    „Ich weiß nicht,“ flüsterte sie und blickte zu Boden während sie vor ihm stand. Sie wusste, dass sie schrecklich aussah, aber im Moment war es einfach nur egal. „Er hat mich geschlagen und eingesperrt. Ich habe es nicht ausgehalten, es tut mir leid. Ich…hätte schreiben sollen…..aber ich konnte nicht,“ versuchte sie sich zu erklären.


    Bevor sie weitererzählen konnte tauchte der Sklave auf, den sie auch aus Germanien her kannte. Sie schenkte ihm ein freundliches aber sichtlich gequältes Lächeln, nicht so wie damals wo es unbeschwert ausgesehen hatte.
    Crispina war so erleichtert, dass sie bleiben durfte, dass ihr ein Stein vom Herzen fiel.
    "Ich wusste nicht wohin ich sollte," begann sie noch einmal brach dann aber wieder ab da sie einen riesen Kloß im Hals stecken hatte.

    Das Warten schien eine Ewigkeit zu dauern und sie wurde mit jedem Herzschlag nervöser. War er überhaupt da? War es auch der richtige Artorier? Was wenn es mehr mit diesem Namen gab, aber war es nicht unwahrscheinlich, dass einer mit dem gleichen Namen rein zufällig auch hier war wo er sein sollte? Sicher nicht.


    Crispina hatte schreckliche Angst weggeschickt zu werden oder einen unfreundlichen Empfang zu bekommen, schließlich hatte sie sich nicht mehr gemeldet und stand nun plötzlich einfach hier. Sie mochte diese Ungewissheit nicht und das Warten noch weniger, doch dann wurde die Tür geöffnet und am liebsten hätte sie geschrien so schmerzte ihr Bauch in diesem Moment. Die junge Frau biss sich auf die Lippen und starrte ihn an, denn ER hatte die Tür geöffnet und nicht irgendein Sklave und er erkannte sie. Ja er hatte sie erkannt und sie musste an sich halten um nicht anzufangen zu weinen, denn das wollte sie jetzt gar nicht. Trotzdem wusste sie ob der Begrüßung nicht ob sie willkommen war oder ob nun gleich eine Predigt gehalten wurde, denn da musste sie an ihren Onkel denken, obwohl dieser hätte sie gleich verprügelt.


    Etwas verlegen senkte sie ihren Kopf und suchte nach den passenden Worten.
    „Ja,“ flüsterte sie „Ich bin es. Ich….,“ sie blickte zu ihm auf und suchte nach den passenden Worten „Ich bin weggelaufen,“ sagte sie stockend und schaffte es nicht mehr ihn weiter anzusehen, aber verheimlichen wollte sie es auch nicht. Die Wahrheit war bitter, denn man lief nicht einfach so weg. Sie schaute auf den Boden, sah auf die kleinen Steinchen die dort lagen. „Ich wollte zu Dir. Es tut mir leid, dass ich nicht geschrieben habe,“ flüsterte sie weiter und schluckte dann.

    Endlich! Sie konnte es nicht glauben, dass sie tatsächlich von dem Mann geführt wurde. Er würde sie zu ihm bringen, zu Reatinus und dann wäre sie endlich am Ziel. Dann hätte ihre Reise das erfüllt warum sie sie auf sich genommen hatte.
    Trotzdem hatte sie Angst davor, dass er sie vielleicht abweisen würde oder zurückschickte, schließlich war er befreundet mit ihrem Onkel und ein Geschäftspartner soviel sie wusste. Es waren so viele Ängste in ihrem Kopf, dass es sie ganz durcheinander machte und sie immer wieder auf den Boden blickte während sie dem Soldaten folgte.


    Ihre Hände waren feucht geworden und ihr Herz schlug mit jedem Schritt immer schneller und schneller. Sie wollte endlich da sein und ihn sehen und seine Reaktion sehen. Bei allen Göttern was sagte er nur?


    Zum Glück hatte sie wenigstens vorher ihr Gesicht säubern können, wenn auch ihre Kleidung alles andere als neu wirkte, aber es war egal, sie war dennoch sie und hatte sich nicht verändert und sie wollte sich um ihr Aussehen einfach keine Gedanken mehr machen, zuviel hatte sie nun durchgemacht um an ihr Ziel zu kommen.


    Dann wurde geklopft!

    Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte geglaubt man würde sie aufhalten weil sie so heruntergekommen aussah, aber ohne weitere Umschweife nahm man es einfach so hin. Ihr fiel ein riesen Stein vom Herzen und es hüpfte in ihrer Brust auf und ab. Gleichzeitig aber spürte sie wie ihr Magen sich nun verkrampfte und sie immer aufgeregter wurde.
    Was würde Reatinus nun sagen wenn er sie sah?
    "Danke," flüsterte sie fast und folgte dem Soldaten etwas unsicher, denn sicher konnte man sich ja niemals sein.

    Da war es. Sie hatte es geschafft und sie konnte auch einfach nicht mehr. Der Weg war weit gewesen, sehr weit, aber nun hatte sie endlich ihr Ziel erreicht. Doch was würde geschehen wenn er sie nicht bei sich aufnahm oder gar nicht sehen wollte? Was war wenn sie viel mehr in seine Worte reininterpretiert hatte als an ihnen wirklich dran waren?
    Nun sie würde es niemals erfahren wenn sie nun kniff. Schnell begann ihr Herz zu pochen und ihr Magen verkrampfte sich. Würde man sie überhaupt zu ihm lassen so wie sie ausschaute? Sie musste doch wie eine Sklavin oder Bettlerin auf die anderen wirken, doch wenn sie es nicht versuchte war sie verloren, denn hier kannte sie ansonsten niemanden und nach Rom…den Weg würde sie nicht mehr schaffen.


    Ganz langsam schritt sie auf das große Tor zu und als sie die Wachen sah wurde ihr immer banger ums Herz, denn sie wusste gar nicht wie sie ihnen gegenübertreten sollte. In Germanien als sie dort beim Castellum gewesen war, da war es etwas anderes gewesen. Da hatte man gesehen, dass sie eben nicht einfach nur jemand von der Strasse gewesen war, aber heute…..
    Crispina schluckte und war sich nicht sicher ob sie auch die letzten Schritte gehen sollte, doch je länger sie zögerte desto schlimmer würde es mit Sicherheit werden. So nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und ging auf die Wachen am Tor zu.


    „Salve. Mein Name ist Petronia Crispina und ich bin auf der Suche nach Artorius Reatinus,“ sagte sie dann und versuchte dabei das Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen. Eigentlich wartete sie schon fast darauf, dass man sie auslachte, doch sie durfte auf keinen Fall aufgeben nicht wo sie doch jetzt endlich hier war nach einer ewiglangen Reise.

    Sie war schrecklich erschöpft, denn die Reise hatte ihr mehr abverlangt als sie je geglaubt hätte. Aber sie war an ihrem Ziel, oder besser gesagt sie war fast an ihrem Ziel aber unheimlich nahe. Sie konnte es immer noch nicht wirklich glauben, dass sie es bis hier her geschafft hatte. Den ganzen langen, weiten Weg aus Germanien bis hier her. Wie lange sie nun unterwegs gewesen war wusste sie nicht, denn schon früh hatte sie aufgegeben die Tage zu zählen.
    Crispina bedankte sich bei dem Mann der sie mitgenommen hatte und gab ihm den letzten Rest ihres Geldes. Irgendwie musste sie sich doch erkenntlich zeigen und irgendwann würde sie auch Leif noch einen großen Dank zukommen lassen, denn ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen.


    Crispina kletterte vom Wagen hinunter und besah sich die neue Umgebung, denn hier war sie zuvor in ihrem Leben noch nie gewesen. Trotzdem spürte sie dieses Heimatgefühl, denn es war nicht zu vergleichen mit Germanien. Das Land hatte sie von Anfang an gehasst und mit diesen Gedanken kamen auch jene die mit Lucius und ihrem Onkel zusammen hingen. Wie es Lucius wohl ging und wie er es aufgefasst hatte, dass sie einfach gegangen war ohne sich von ihm zu verabschieden? Es machte sie traurig, aber wenn alles geregelt war wollte sie einen Brief schicken. Ihr Onkel war ihr dabei vollkommen egal, aber nicht der kleine Lucius.


    Doch nun galt es erst einmal den Weg zu finden der sie zu Reatinus bringen würde. Sie musste die Legionis I finden, irgendwie. Es würde ihr nichts anderes über bleiben als sich durchzufragen und zu hoffen, dass man sie mitnehmen würde. Ihr Aussehen würde ihr dabei sicherlich weniger helfen, denn sie wirkte auf den ersten Blick mittlerweile doch ziemlich abgerissen. Irgendwo musste sie etwas Wasser finden um wenigstens ihr schmutziges Gesicht zu waschen. Doch so kurz vor ihrem Ziel würde sie sich davon nicht unterbekommen lassen. Wenn Reatinus sie erst einmal sah würde er sie schon wiedererkennen. Es blieb nur zu hoffen, dass er sie nach all der Zeit des Schweigens nicht vergessen hatte, aber sie hatte nie eine Möglichkeit gehabt ihm zu schreiben, nicht nachdem ihr Onkel sie so lange eingesperrt hatte.


    Langsam begann sie die Stadt zu durchstreifen und war froh, dass sie anscheinend zwischen den Menschen nicht weiter aufzufallen schien, sie mochte sich gar nicht ausmalen was geschah wenn man sie vielleicht für eine entlaufene Sklavin hielt. Niemals hätte sie das Gegenteil beweisen können, aber das waren Gedanken an diese wollte sie nicht denken. Alles würde gut werden, alles würde gut werden.
    Als sie an einen Brunnen kam tauchte sie ihre Hände in das Wasser und versuchte notdürftig ihr Gesicht zu säubern. Sie schaute schlimm aus, das konnte sie über das Spiegelbild im Wasser sehen. Es erschreckte wie geschafft sie wirklich ausschaute, aber daran konnte sie jetzt nichts mehr ändern, denn sie hatte auch die letzte Sesterze aufgebraucht.


    Ein wenig zog sich ihr Magen und ihr Herz zusammen, denn sie hatte nun doch etwas Angst, dass sie nicht erwünscht war, oder nicht zu ihm kam, oder etwas anderes geschah was nicht geschehen durfte. Crispina trank etwas von dem Wasser aus ihren Händen und straffte sich dann wieder um die schlimmen Gedanken endgültig aus ihrem Kopf zu vertreiben. Sie musste einfach zusehen zum Castellum zu kommen, irgendwie. Zwar fühlte sie sich schwach und kaputt und ihr tat alles weh, aber das letzte bisschen würde sie auch noch auf sich nehmen, also machte sie sich langsam auf den Weg.

    Sie war immer noch müde, denn der wenige Schlaf den sie gehabt hatte der war nicht wirklich erholsam gewesen. Gerne hätte sie noch weiter geschlafen, aber gut es ging nicht anders und sie würde schon irgendwann wach werden, sicherlich spätestens dann wenn sie auf dem Wagen saßen.
    Das Frühstück war in Ordnung auch wenn es wieder einmal anders war als sie es gewohnt war, aber dennoch war sie dankbar für etwas zu essen.


    Über seine Fürsorge, denn dafür hielt sie es als er begann an ihr rumzuzupfen damit sie auch bedeckt war, musste sie lächeln. Das war etwas was sie nicht gewohnt war. Seit ihre Mutter nicht mehr lebte hatte man sich nicht mehr so um sie gekümmert und somit schloss sie den alten Mann noch etwas mehr in ihr Herz, deswegen war es auch nicht schlimm, dass er ihr so viel über seine Familie erzählte. Sie hörte ihm gerne zu, außerdem lernte sie die Germanen auf diesem Weg einmal ganz anders kennen als wie sie es sonst immer in Geschichten gehört hatte. Er musste sehr stolz auf seine Familie sein und konnte sich bestimmt glücklich schätzen eine solche große zu haben. Immer wieder nickte sie und lächelte Leif an wenn er etwas rührendes oder lustiges erzählte und als er dann bei ihr angekommen war musste sie ebenfalls lachen, denn sie wusste diese Geschichte ja selber, denn diese spielte sich ja in diesem Moment noch weiter ab und war sicherlich noch nicht zu Ende.


    Ihre Gedanken gingen immer hin und her wenn mal Pausen zwischen den Gesprächen waren. Sie wusste ja nicht was die Zukunft brachte, es war ein wenig beängstigend und sie musste viel daran denken, wusste aber auch, dass es für sie einfach kein Zurück mehr gab, denn sie wollte nicht schwach vor ihrem Onkel erscheinen und dafür würde er sie halten wenn sie wieder zurückkehrte, außerdem war ihr dann ein Leben im Verschlag sicher.


    Irgendwie war es ihr fast unangenehm, dass er sie mit in eine Taverne nahm und sie würde ihm das auf jeden Fall ersetzen wenn sie dort waren wohin er wollte. Sie konnte es nicht zulassen, dass er einfach so sein hartverdientes Geld für sie ausgab und sie musste sich etwas einfallen lassen.
    Das Zimmer war auf keinen Fall etwas besonderes aber wenigstens hatte jeder seinen eigenen Schlafplatz ohne, dass man kuscheln musste, denn das hatte sie doch sehr befremdlich gefunden. Sie legte ihre Sachen beiseite und machte sich soweit zurecht, dass sie sich hinlegen konnte und spürte, dass sie schrecklich müde war. Seine Frage dann ließ sie erröten und sie war froh, dass man es hoffentlich nicht sehen konnte. „Mein Liebhaber? Nein….nein ich glaube nicht,“ sagte sie lächelnd. „Ich mag ihn und hoffe, dass er mir helfen kann, außerdem hat er mir geschrieben und….ich….ich denke er mag mich auch. Ich weiß es nicht, aber ich werde es sehen wenn ich da bin,“ sagte sie leise und zog die Decke ein wenig höher mit der sie sich zugedeckt hatte. Ja sie hoffte wirklich, dass er sich freute wenn sie bei ihm war.

    Crispina hatte sich ziemlich dazu zwingen müssen das Essen runter zu bekommen aber sie wollte auf keinen Fall unhöflich sein, deswegen ließ sie es über sich ergehen. Zwar ekelte sie sich vor dieser Suppe wie damals bei Gunda, aber sie aß sie letztendlich doch auf und hatte etwas im Bauch der nicht mehr knurrte, denn das hatte dieser eine lange Zeit lang getan.
    Das alles hier war ihr immer noch schrecklich befremdlich und sie fühlte sich alles andere als wohl, aber man nahm sie hier auf und Leif schien eigentlich sehr nett zu sein und immerhin würde er sie noch ein ganzes Stück weit mitnehmen auch wenn sie nicht wusste wie es dann später weiter gehen sollte. Aber das würde sich hoffentlich noch klären wenn es soweit war.


    Als man ihr aber auch noch Bier reichte nippte sie nur leicht daran und ließ es dann stehen, denn das war etwas was sie gar nicht runterbekam und daran würde sich auch nichts ändern. Leise seufzte sie und blieb dann einfach still sitzen und versuchte den Leuten bei ihren Gesprächen zuzuhören was wirklich nicht einfach war, also hing sie einfach ihren Gedanken nach und dachte an den jungen Artorier den sie hoffentlich bald wiedersehen würde, wenn er sie nicht vergessen hatte und wenn sie überhaupt bei ihm ankam. So saß sie da bis man ihr sagte, dass man nun schlafen gehen würde und sie hoffet schon ein einigermaßen gutes Plätzchen zu bekommen und war umso überraschter als sie sehen musste, dass man hier sozusagen fast miteinander kuschelte. Was um Gottes Willen musste sie noch alles über sich ergehen lassen? Crispina bekam nur ein schwaches Lächeln zustande legte sich dann aber auf den ihr zugewiesenen Platz und ließ auch das alles über sich ergehen, auch als sie sehen musste, dass die anderen alle unbekleidet ins Bett stiegen. War es das alles wirklich wert? Dieser Gedanke tauchte einmal kurz auf, aber sie wusste, dass ihre Flucht das einzig Richtige gewesen war.


    Irgendwann schlief sie auch ein, aber ihr Schlaf war sehr unruhig, denn diese Nähe war wirklich alles andere als Willkommen und bereitete ihr doch einige Probleme wirkliche Ruhe zu finden. So wachte sie immer wieder auf und hoffte, dass die Nacht bald wieder vorbei war. Erst gegen Morgen schlief sie wirklich ein und dann wurde sie auch schon wieder geweckt und blinzelte als man sie am Arm rüttelte.


    Langsam nur bekam sie ihre Augen auf und spürte, dass ihr jeder Knochen weh tat. Kurz nickte sie Leif zu und stand dann auf, zog sich die Sachen über, was nicht viel war, was sie am Abend zuvor ausgezogen hatte und versuchte irgendwie wach zu werden. „Wie weit werden wir heute fahren?“ fragte sie Leif dann als sie einigermaßen wach war und ihre wenigen Sachen zusammengerafft hatte.

    Crispina hoffte sehr, dass sie den Mann davon überzeugen konnte, dass sie unbedingt nach Italien musste. Ihr war es schon fast egal wie, Hauptsache sie kam aus diesem Land heraus welches sie nicht leiden mochte und welches ihr nur Kummer bereitete seit dem sie hier her gekommen war. Ja manchmal bereute sie, dass sie den Weg hier her gegangen war, aber sie hatte es getan weil es der letzte Wille ihres Vaters gewesen war. Doch was hatte es gebracht? Eine Zeit voller Streit und Unglück mehr nicht.


    „Danke,“ flüsterte sie nach seinen Worten als er meinte, dass sie es irgendwie schon hinbekommen würden. Sie hoffte es wirklich sehr, ansonsten wüsste sie selber nicht mehr was sie machen sollte. Crispina war auf Hilfe angewiesen, das hatte sie mittlerweile verstanden. Wenn sie Pech hatte würde sie vielleicht niemals Italien sehen…


    Stumm hockte sie neben Leif während der Wagen seinem Ziel langsam entgegen schwankte. Sie dachte nach und sprach nicht. Als vor ihr plötzlich ein seltsames Haus auftauchte machte sie große Augen. Das war ein Haus von Germanen also. Bis jetzt hatte sie es nur auf Zeichnungen gesehen, denn in der Stadt waren ´normale´ Häuser und nicht solche vorhanden. Für sie sah es merkwürdig aus, seltsam, klein und eben alles andere als römisch, aber das wollte sie natürlich nicht sagen, schließlich wollte sie Leif nicht auf die Füße treten. Schweigend folgte sie Leif als sie beide vom Wagen gestiegen waren und nickte zustimmen wegen dem Reden. Was hätte sie auch groß sagen sollen?


    Schrecklich fremd kam sie sich vor und sie senkte etwas ihren kopf als sie neben Leif stand und ihnen die Türe geöffnet wurde. Crispina ließ die beiden reden und wartete bis sie aufgefordert wurde mit einzutreten. Irgendwie war es fast ein Kulturschock, sie hatte noch nie ein solches Haus von innen gesehen und sie fragte sich wie die hier drinnen lebten, denn es gab keine Zimmer. Befremdlich schaute sie sich um und blieb dicht bei Leif als hätte sie Angst, dass man sie anfallen könnte. Wohl fühlte sie sich hier auf keinen Fall und am liebsten wäre sie nach draußen gerannt um dort zu warten, aber sie tat es nicht.


    Vorsichtig setzte sie sich hin und blickte die Frau dabei kurz an vor allem als sie einen Teller mit der Suppe hingestellt bekommen hatte was sie schon bei Gunda ungern gegessen hatte. Sie erinnerte sich noch genau als sie das Zeug zum ersten Mal vorgesetzt bekommen hatte. Crispina hatte es schrecklich gefunden und war froh gewesen als sie zusammen mit Lucius dann auf den Mercatus gegangen war um etwas Anständiges zu essen, und nun hatte sie wieder einen solchen Teller vor sich. Da sie aber nicht unhöflich sein wollte begann sie zu essen, war nur langsam aber sie tat es. „Danke,“ bedankte sie sich vorher noch

    Eigentlich dachte sie sich schon was sie tat, aber dass man sie schon öfters eher für ein Kind gehalten hatte als für eine junge Frau, das versuchte sie immer zu übersehen, denn ihr Onkel hatte auch niemals etwas anderes in ihr gesehen dabei war sie schon 23.
    Sie seufzte. Irgendwie hatte sie schon fast damit gerechnet, dass der Mann sie noch zurechtweisen würde, aber was hatte sie denn sonst tun sollen? Wie sollte sie ihm denn erklären, dass es das Richtige war was sie da tat?


    „Ich kann aber nicht mehr zurück,“ meinte sie rasch weil sie schon Angst hatte er würde vielleicht auf die Idee kommen sie wieder zurückzubringen. „Wenn mein Onkel mich jetzt in die Finger bekommt, dann sperrt er mich wieder ein. Er hat mich eine Ewigkeit gefangen gehalten und behandelt mich wie den letzten Dreck. Ich will nie wieder zu ihm gehen, zumindest nicht jetzt. Ich kenne jemanden in Italien zu ihm möchte ich gehen, zu ihm muss ich irgendwie gelangen verstehst du?“ Fragend schaute sie den alten Mann an und man konnte regelrecht die Verzweiflung in ihren Augen sehen.


    „Ich bin hier eh nicht erwünscht und ich glaube nicht, dass mein Onkel auch nur den Versuch starten wird nach mir zu suchen. Es ist ihm egal. Ich muss es irgendwie schaffen, egal wie, nach Italien zu kommen, nach Mantua denn dort ist dieser Mann zu dem ich möchte,“ sagte sie und starrte dann stumm und traurig gerade aus.Ihre Gedanken waren auf der Stelle bei Reatinus. Was er gerade wohl tat?

    Nun war ihr die Frage etwas unangenehm, denn anscheinend hatte sie eine dumme Frage gestellt zumindest kam es ihr fast so vor und so deutete sie seinen Blick. Vom Leben der Germanen und der Händler hatte sie einfach keinen Schimmer und bis jetzt hatte sie sich dafür auch noch nicht interessiert, zu fremd war ihr alles in Mogontiacum gewesen als, dass sie darauf ein Auge hatte haben können. Zwar hatte sie Lucius immer wieder mal Fragen gestellt, aber eben eher zu anderen Bereichen als die der Händler, obwohl sie sich noch sehr gut an ihren kleinen Ausflug erinnerte den sie beide wegen dem Essen gemacht hatten. Ein kleines Schmunzeln trat kurz auf ihre Lippen, verflog aber auch schnell wieder.


    Crispina hörte dem alten Mann zu und blickte dann auch sein Auge an auf dem er nichts mehr sehen konnte. Die junge Römerin fühlte sich bei seinen Worten nicht ganz wohl und irgendwie auch schuldig, schließlich war auch sie Römerin und fragte sich warum man einem so netten Mann so etwas antat. Es waren immer wieder viele Dinge die sie nicht verstand und die einem wohl erst klarer wurden wenn man mit den Menschen persönlich zu tun hatte. Zu Anfang hatte sie auch Vorbehalte gegenüber den Germanen gehabt, schließlich hatte sie immer nur Schlechtes von ihnen gehört und eben solche Schauermärchen. Aber in Wirklichkeit schienen sie doch anders zu sein, auch wenn sie schon die Warnung erhalten hatte, dass die Germanen außerhalb ganz anders waren. Da stellte sich ihr die Frage…waren sie hier eigentlich in Gefahr?


    „Ich kenne diese ganzen Orte nicht. Und es tut mir leid, was der Römer gemacht hat…mit deinem Auge,“ meinte sie entschuldigend auch wenn sie sich dafür ja gar nicht entschuldigen musste, aber so war Crispina….eine Seite die ihr Onkel nie gesehen hatte. „Ich war bis jetzt nur in der Stadt und nie hier draußen. Ich kenne, kannte kaum jemanden in der Stadt außer meiner Familie deswegen weiß ich auch nicht viel über dein Volk,“ sagte sie und versuchte zu lächeln.


    Crispina zuckte mit den Schultern. „Ich wollte es nur wissen, da ich hier nichts kenne. Ja ich weiß,“ begann sie und lächelte „das ist klar wegen Italien, aber ich werde auch so schon irgendwie hinkommen,“ versuchte sie optimistisch zu klingen auch wenn es ihr schwer fiel. So viele Gedanken kreisten gerade in ihrem Kopf. Gedanken wegen Lucius, wegen Reatinus, einfach wegen allem.