Sie war gefangen in ihrer Wut, in ihrem Zorn und in ihrer Respektlosigkeit ihrem Onkel gegenüber. Sie hätte ihm ja am liebsten noch hundert andere Beleidigungen an den Kopf geschmissen aber dazu sollte sie nicht mehr kommen und bevor sie sich von dannen machen konnte spürte sie seinen harten Griff wie er sie packte und fest hielt. Natürlich tat er ihr weh und sie hatte das Gefühl, dass er ihren Arm zerquetschen wollte, aber viel schlimmer war die Ohrfeige die er ihr gab und die ihr den Kopf zur Seite riss. Das war wohl bis jetzt der schlimmste Schlag den sie von ihm bekommen hatte. Glühend heiß brannte der Schmerz in ihrem Gesicht und der Kopf pochte auf der Stelle, doch noch bevor sie wirklich wieder zur Besinnung kommen konnte hörte sie sein Geschreie und wurde dann fast von ihren Füßen gerissen als er sie mit sich zerrte. Crispina verlor vollkommen die Orientierung, denn er nahm keinerlei Rücksicht auf sie, dass sie sogar über ihre eigenen Füße stolperte und aufjauchzte. Verzweifelt versuchte sie sich gegen ihn zu wehren aber schaffte es nicht, sie hatte gegen ihn einfach keine Kraft und was er mit ihr vor hatte konnte sie sich auch nicht denken, aber sie fürchtete sich davor.
Es ging alles schrecklich schnell. Immer wieder schrie sie ihn an, dass er sie auf der Stelle los lassen soll und, dass sie ihn hassen tat. Es schien ihm alles egal zu sein. Dann sah Crispina auf und schaute auf und sah was er vor hatte. Er riss die Türe auf, Crispina wollte sich wehren aber schaffte es immer noch nicht. Dann knallte sie mit voller Wucht auf den Boden des Ladens und im nächsten Augenblick war es dunkel. Die Fenster waren vernagelt weil der Laden leer stand, denn wer wollte hier schon freiwillig sein? Bestimmt keiner.
Crispina hatte sich gerade noch so mit den Händen abfangen können als sie zu Boden gestürzt war und hielt sich nun auf den Knien und den Händen. Ihr Kopf dröhnte und sie konnte hören wie das Blut in ihren Ohren rauschte und ihr Gesicht schmerzte sowie ihr Kopf ohne Ende pochte. Er hatte sie geschlagen und eingesperrt und sie war sich sicher, dass er sie so schnell nicht raus lassen würde. Noch immer schlug ihr Herz schnell und wollte sich nicht beruhigen. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an dieses dämmrige Licht hier drinnen, denn es drang nur durch einige Schlitze hier Licht herein. Mit einem tiefen Seufzen setzte sie sich hin und bemerkte erst jetzt, dass ihr Knie schmerzte, aber sehen konnte sie nichts. Vorsichtig griff sie mit ihren Fingern danach und zog den Stoff hoch. Sie hatte sich das Knie aufgeschlagen als sie auf den Boden gestürzt war. Vorsichtig betastet sie die Stelle und spürte ein wenig von dem Blut.
Was hatte sie nur getan, dass sie hier bei ihrem Onkel gelandet war? Schluchzend blickte sie nach oben als würde sie dort jemanden sehen können. „Vater was habe ich dir nur getan, dass du mich hier her geschickt hast? Was? War ich dir nicht eine gute Tochter? Gut ich habe hin und wieder mal Unsinn gemacht aber mich deswegen so zu bestrafen das ist nicht gerecht? Warum bist du einfach so von mir gegangen?“ fragte sie schluchzend und legte dann ihre Stirn auf das andere unverletzte Knie welches sie angewinkelt hatte und umschlang mit ihren Armen ihre Beine. Sie schluchzte und spürte die Schmerzen in ihrem Gesicht. Ihre Gedanken entglitten ihr und sie dachte an Reatinus, fragte sich ob er sie aufnehmen würde falls sie plötzlich bei ihm stand. Doch dann kamen die Gedanken, dass er sie wohlmöglich gar nicht mehr sehen wollte, schließlich hatte er ihr nichts davon gesagt, dass er ging und seit dem hatte sie auch nichts mehr von ihm gehört.
Es war alles gemein und ungerecht fand sie und schluchzte leise weiter.