Beiträge von Petronia Crispina

    Crispina musste schmunzeln als sie Lucius anschaute und er einen weißen Milchbart bekommen hatte. Das war schon ein komisches Getränk wenn man danach so ausschaute. Hach ja das war ja wieder klar, dass sein Vater so etwas sagen würde wie es Lucius nun meinte mit dem Wein. Warum lebte sein Vater dann hier in einer Stadt wo eben auch das germanische Volk lebte, auch wenn viele römisch geworden waren. Im Herzen waren sie es doch sicherlich nicht, denn das konnte sie sich nicht wirklich vorstellen.


    Vorsichtig nahm sie ihm den Becher ab und schaute prüfend hinein und roch erst einmal daran. Diese Mischung war neu für sie, denn das hatte sie noch nie gekostet. Also führte sie langsam den Becher an ihre Lippen und nippte daran. Langsam kostete sie das weiße Nass und prüfte sozusagen den Geschmack. Es schmeckte gut und sie konnte sehr schnell verstehen warum Lucius es mochte.


    „Das hat einen guten Geschmack. Das sollten wir öfters trinken aber deinem Vater dann lieber nichts davon sagen. Hmm gibt es hier noch mehr Sachen die ich mal probiert haben sollte?“ fragte sie mit leuchtenden Augen und stahl sich noch einen kleinen Schluck aus dem Becher bevor sie ihn Lucius zurück gab.


    „Ja sicher am Nachmittag, dein Vater würde mir den Kopf abschlagen wenn ich dich aus der Schule lassen würde und wir früher Muscheln sammeln würden,“ meinte sie wobei sie es nicht wirklich scherzhaft meinte auch wenn sie dabei schmunzelte.

    Sie war gefangen in ihrer Wut, in ihrem Zorn und in ihrer Respektlosigkeit ihrem Onkel gegenüber. Sie hätte ihm ja am liebsten noch hundert andere Beleidigungen an den Kopf geschmissen aber dazu sollte sie nicht mehr kommen und bevor sie sich von dannen machen konnte spürte sie seinen harten Griff wie er sie packte und fest hielt. Natürlich tat er ihr weh und sie hatte das Gefühl, dass er ihren Arm zerquetschen wollte, aber viel schlimmer war die Ohrfeige die er ihr gab und die ihr den Kopf zur Seite riss. Das war wohl bis jetzt der schlimmste Schlag den sie von ihm bekommen hatte. Glühend heiß brannte der Schmerz in ihrem Gesicht und der Kopf pochte auf der Stelle, doch noch bevor sie wirklich wieder zur Besinnung kommen konnte hörte sie sein Geschreie und wurde dann fast von ihren Füßen gerissen als er sie mit sich zerrte. Crispina verlor vollkommen die Orientierung, denn er nahm keinerlei Rücksicht auf sie, dass sie sogar über ihre eigenen Füße stolperte und aufjauchzte. Verzweifelt versuchte sie sich gegen ihn zu wehren aber schaffte es nicht, sie hatte gegen ihn einfach keine Kraft und was er mit ihr vor hatte konnte sie sich auch nicht denken, aber sie fürchtete sich davor.


    Es ging alles schrecklich schnell. Immer wieder schrie sie ihn an, dass er sie auf der Stelle los lassen soll und, dass sie ihn hassen tat. Es schien ihm alles egal zu sein. Dann sah Crispina auf und schaute auf und sah was er vor hatte. Er riss die Türe auf, Crispina wollte sich wehren aber schaffte es immer noch nicht. Dann knallte sie mit voller Wucht auf den Boden des Ladens und im nächsten Augenblick war es dunkel. Die Fenster waren vernagelt weil der Laden leer stand, denn wer wollte hier schon freiwillig sein? Bestimmt keiner.


    Crispina hatte sich gerade noch so mit den Händen abfangen können als sie zu Boden gestürzt war und hielt sich nun auf den Knien und den Händen. Ihr Kopf dröhnte und sie konnte hören wie das Blut in ihren Ohren rauschte und ihr Gesicht schmerzte sowie ihr Kopf ohne Ende pochte. Er hatte sie geschlagen und eingesperrt und sie war sich sicher, dass er sie so schnell nicht raus lassen würde. Noch immer schlug ihr Herz schnell und wollte sich nicht beruhigen. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an dieses dämmrige Licht hier drinnen, denn es drang nur durch einige Schlitze hier Licht herein. Mit einem tiefen Seufzen setzte sie sich hin und bemerkte erst jetzt, dass ihr Knie schmerzte, aber sehen konnte sie nichts. Vorsichtig griff sie mit ihren Fingern danach und zog den Stoff hoch. Sie hatte sich das Knie aufgeschlagen als sie auf den Boden gestürzt war. Vorsichtig betastet sie die Stelle und spürte ein wenig von dem Blut.


    Was hatte sie nur getan, dass sie hier bei ihrem Onkel gelandet war? Schluchzend blickte sie nach oben als würde sie dort jemanden sehen können. „Vater was habe ich dir nur getan, dass du mich hier her geschickt hast? Was? War ich dir nicht eine gute Tochter? Gut ich habe hin und wieder mal Unsinn gemacht aber mich deswegen so zu bestrafen das ist nicht gerecht? Warum bist du einfach so von mir gegangen?“ fragte sie schluchzend und legte dann ihre Stirn auf das andere unverletzte Knie welches sie angewinkelt hatte und umschlang mit ihren Armen ihre Beine. Sie schluchzte und spürte die Schmerzen in ihrem Gesicht. Ihre Gedanken entglitten ihr und sie dachte an Reatinus, fragte sich ob er sie aufnehmen würde falls sie plötzlich bei ihm stand. Doch dann kamen die Gedanken, dass er sie wohlmöglich gar nicht mehr sehen wollte, schließlich hatte er ihr nichts davon gesagt, dass er ging und seit dem hatte sie auch nichts mehr von ihm gehört.


    Es war alles gemein und ungerecht fand sie und schluchzte leise weiter.



    Ihr Herz schlug immer schneller und sie konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören. Wenn sie eines wirklich hasste dann wenn er anfing ihren Vater so schlecht zu machen. Nicht einmal jetzt wo er tot war konnte er seinen Hass auf seinen Bruder zügeln. Ekel trat einen Moment in ihre Augen, denn genau das fühlte sie wenige Sekunden lang. Mittlerweile war sie das Geschreie gewohnt, denn anders konnten sie beide sich ja nicht mehr unterhalten und scheinbar wurde es immer schlimmer. Er tat gerade so als hätte sie das hier mit purer Absicht gemacht und das war es was sie so annervte. Er tat immer so als machte sie alles mit Absicht damit sie ihn ärgern konnte dabei sollte er wissen, dass sie aus einem solch kindischen Alter schon lange draussen war.


    Sie stieß die Luft zischend zwischen ihren Zähnen hindurch und verengte ihre Augen einen Augenblick zu kleinen Schlitzen. „Hör auf immer wieder auf meinem Vater herumzuhacken. Hast du nichts anderes zu tun??!!!!“ schrie sie ihn fast an, denn es reichte ihr, dass er es immer wieder tat. Ihr Vater war ein guter Mann gewesen, zwar auch immer wieder streng aber er war ihr Vater und nur weil die beiden einen Disput gehabt hatten musste sie drunter leiden, denn das war doch der einzige Grund warum er sie so behandelte, oder nicht? „Und? Soll er doch die Diebe auf dich hetzen vielleicht bringt dich das einmal auf den Boden der Tatsachen zurück. Alter verbohrter Mann!!! Und ich habe Respekt vor den Göttern und auch vor meinem Vater, aber ich habe keinen Respekt vor dir, denn diesen hast du dir nicht verdient,“ fauchte sie ihn an und drehte sich mit einem Ruck herum um wegzugehen, blieb dann aber doch noch stehen um sich wieder zu ihm zu drehen. „Und ich werde gar nichts tun!!!“


    Rote Flecken hatten sich in ihrem Gesicht gebildet und sie atmete etwas schneller. Crispina war nicht dumm und wusste, dass sie Dinge in ihrem Zorn gesagt hatte die alles andere als gesund für sie waren, aber Worte die einmal ausgesprochen waren konnten nicht mehr zurückgenommen werden. Somit hatte sie wohl Pech und das beste war jetzt wohl das Weite zu suchen, wenn sie überhaupt so weit kam.

    Immer noch stand sie wie versteinert da und überlegte ob sie einfach abhauen sollte bevor es noch jemand bemerkte was hier geschehen war. Vielleicht würde es keiner merken, dass sie es gewesen war, aber dann würde jemand anderes den Ärger bekommen und das wollte sie auch wieder nicht. So hinterhältig war sie nicht, denn sie dachte gleich daran, dass vielleicht Lucius die Schuld bekommen würde. Ihrem Onkel war das natürlich zuzutrauen. Vielleicht einfach alles aufheben du später beichten? Sie war sich schrecklich unschlüssig und wartete eindeutig zu lange, denn plötzlich hörte sie die kalte und harte Stimme ihres Onkels.


    Crispina hatte ihn nicht kommen hören und war so in ihren Gedanken gewesen, dass sie nun zusammenzuckte und sich mit einem Ruck zu ihrem Onkel drehte. Erschrocken blickte sie ihn an. Sein Ton sagte ihr auf der Stelle, dass das nicht mit einer Entschuldigung zu bereinigen war, aber war sie denn wirklich schuld gewesen? Das Teil hatte doch mitten im Weg gestanden, fand sie zumindest ansonsten wäre sie doch nicht dagegen gelaufen oder? Also war es doch im Grunde die Schuld ihres Onkels, denn wenn er die Sachen so aufstellte, dass man dagegen lief, dann war es doch einfach sein Problem und nicht ihres.


    „Ich?“ fragte sie vollkommen perplex und tat einen Schritt auf die Seite, denn sie wollte ihm im Moment nicht zu nahe sein. Dann versuchte sie sich zu fassen und ihre Unsicherheit zu verbannen. „Das Teil stand mitten im Weg. Ich kann nichts dafür, dass es runtergefallen ist,“ meinte sie und ihr Ton klang nicht wirklich besser als seiner. Ihr Herz pochte immer schneller. „Vielleicht hättest du ihn wo anders aufstellen sollen. Nun siehst du ja was geschehen kann,“ meinte sie und deutete auf die vielen Scherben auf dem Boden. Wenigstens war es nur der Gott des Handels gewesen. Sollte er doch Einbußen haben vielleicht brachte ihn das mal auf den normalen Weg, dachte sie sich nur und schnaufte leise auf.

    Autsch das hatte gesessen. Sie wollte den Namen ihres Onkels nicht mehr hören. Immer wieder wurde er ihr genannt, das konnte alles doch nicht wahr sein, das war ja alles wie in einem schlimmen Alptraum. Egal wen sie traf oder kennen lernte alle redeten sie immer wieder von ihrem Onkel. Kannte er denn hier die ganze Welt?
    Italien? Sie stockte und schaute die Wache mit großen Augen an. Das war alles einfach nicht fair und gemein war es auch. Gesprächsfetzen kamen ihr wieder in den Sinn. Er war so nett gewesen und hatte ihr doch versprochen........


    Crispina schloss für eine Sekunde die Augen um sich zu sammeln.
    "Legio I," flüsterte sie leise und wie zu sich selber. Ihr Blick glitt langsam auf die Seite und dann langsam wieder zur Wache zurück. "Ich danke dir dennoch, du hast mir sehr geholfen. Petronius Crispus, ja er wird es sicher wissen," sagte sie leise und mit viel Überwindung "Ich danke dir. Vale," verabschiedete sie sich von dem Mann und wandte sich rasch von ihm ab. Crispina achtete nicht auf Gabriel sondern ging schnellen Schrittes an ihm vorbei.


    Mit einer solchen Neuigkeit hatte sie nicht gerechnet, aber was hatte sie sich denn auch eingebildet. Es war doch nur ein Treffen gewesen redete sie sich den Weg über immer wieder ein, doch ihre Augen straften Sie Lügen, denn in ihnen schimmerte es verdächtig.

    Bei diesen Worten fühlte sie sich als hätte man sie soeben geschlagen. Das konnte sie gar nicht glauben, dass er einfach weg war. Voller Überraschung schaute sie die Wache an und suchte nach Worten. Er war gegangen und hatte ihr nicht einmal einen Brief hinterlassen? Hätte sie sich vielleicht bei ihm schon sehr viel früher melden sollen?
    Sie war sich nicht sicher.
    Enttäuschung lag in ihrem Blick als sie sich räusperte und versuchte den Kloß in ihrem Hals irgendwie weg zu bekommen.
    "Weg? Wohin? Wo kann ich ihn denn finden?" fragte sie ihn, da sie immer noch hoffte, dass er vielleicht gar nicht so weit weg war schließlich hatte sie keine Ahnung von den ganzen Legionen und wo sie verstreut lagen. Sie spürte wie schnell ihr Herz klopfte und wie ihre Hände immer feuchter wurden. Es machte sie traurig, dass sie keine Nachricht erhalten hatte.


    In den letzten Tagen hatte Crispina viel nachgedacht und vor allem über ihr Treffen mit Raetinus, welchen sie ja auch erst wieder vor noch nicht langer Zeit bei ihrem Onkel gesehen hatte. Leider hatten sie dort keine Gelegenheit bekommen miteinander zu sprechen, schließlich war sie so schnell wie möglich wieder verschwunden als die ganzen Männer dort gesessen hatten und über weniger schöne Dinge gesprochen hatten.
    Natürlich waren die letzten Tage nicht vollkommen ohne Streitereien mit ihrem Onkel vergangen, wie hätte das auch gehen sollen? Sie beide waren einfach wie Feuer und Wasser.


    Nun hoffte sie eigentlich wieder auf Reatinus treffen zu können um vielleicht etwas mit ihm abzumachen wann sie sich treffen könnten. Noch konnte sie ja nicht wissen, dass er gar nicht mehr in Germanien war, dass er gegangen war ohne etwas zu sagen. Crispina hatte sich sehr gerne mit ihm unterhalten und hatte es damals schade gefunden als ihr erstes Treffen so abrupt hatte enden müssen, aber vielleicht würde man es ja nun ausgleichen können.


    Etwas länger hatte sie gebraucht um hier her zu kommen, im Schlepp natürlich Gabriel ihr Sklave der wie immer Stumm neben ihr herlief und darauf achtete, dass ihr niemand zu nahe trat.
    An dem Tor zu dem Castellum angekommen erblickte sie die Wachen, die ihrer Meinung sehr beeindruckend aussahen.


    "Salve," grüßte sie den Mann freundlich und versuchte nicht unsicher zu wirken. "Ich suche Servius Artorius Reatinus und würde ihn gerne sprechen wenn das möglich ist," meinte sie dann und wartete ab.

    Auch weiterhin ging sie ihrem Onkel aus dem Weg so wie sie nur konnte. Crispina kam einfach nicht mit seiner Art und seinem Denken klar und so viele Dinge waren ihr seit dem sie hier war im Kopf geblieben, dass das ja schon nicht mehr feierlich war. Endlich wurde es auch hier angenehm warm so, dass sie nicht mehr so schlimm frieren musste in ihrem Zimmer. Wie er sie da nur unterbringen konnte hatte sie nie verstanden, aber wenn man jemanden hasste dann war er einem auch egal von daher auch wieder verständlich. Aus diesem Menschen wurde sie nicht schlau und sein Sohn war so ganz anders, so liebenswert und wie ein kleiner Bruder für sie, deswegen tat es ihr auch immer wieder aufs neue weh wenn sie zusehen musste wie streng und ungehobelt ihr Onkel doch mit ihm umging.


    Mittlerweile hatte sie hier in Germanien schon eine ganze Menge erlebt und war dabei sich langsam etwas einzugewöhnen, auch wenn sie sich noch lange nicht heimisch fühlte, denn das würde sie niemals, ihre Heimat war und würde immer Rom sein oder einfach Italia. Germanien, da konnte sie nur seufzen denn das war kein Land wo sie auf Dauer sein wollte, zumindest glaubte sie das im Moment.


    Etwas verträumt, vollkommen in Gedanken versunken bewegte sie sich am Morgen durch das Atrium. An was hatte sie eben noch gerade gedacht? Sie konnte sich nicht erinnern und lief langsam weiter, träumte vor sich hin und blickte weder nach vorne noch zur Seite und dann passierte es......


    In ihrer leichten Trance stieß sie gegen einen kleinen runden Tisch, der irgendwie mitten im Weg stand. Das alleine wäre nicht das schlimmste gewesen, aber auf diesem kleinen Tisch befand sich eine kleine Götterstatue, Crispina wusste gerade nicht um welchen Gott es sich handelte, denn irgendwie war ihr die Figur vorher noch nie aufgefallen, und nun......es schepperte ziemlich laut als sie auf den steinernden Boden knallte und in unzählige Teile zersprang....da sie zerbrochen auf dem Boden lag konnte sie auch auf diese Weise nicht mehr erkennen um was es sich hier handelte. Diese Figur war auf jeden Fall vollkommen zerstört und nicht mehr zu retten und dazu noch eine Götterfigur.


    Nun war sie auf jeden Fall hellwach und starrte erschrocken auf den Fußboden. Wenn davon nicht jeder hier im Haus wach geworden war dann wusste sie auch nicht. Aber was sollte sie denn nun machen? Leichte Panik stieg in ihr auf, denn diese Figur war sicher wertvoll und ja und was geschah wenn man eine solche Figur eines Gottes zerstörte? Crispina blickte auf die Scherben am Boden und wagte es nicht sich zu rühren.

    Sim-Off:

    japps ich weiß *winke dir und danke für das schöne spiel*


    Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er viel mehr Ahnung hatte als er wirklich zugeben wollte, denn er sprach von doch interessanten Dingen die sicher nicht jeder wissen konnte. Es machte ihr Spaß ihm zuzuhören und so merkte sie auch gar nicht wie die Zeit wirklich verstrich und auch nicht wie ihr eben noch heißer Wein so langsam aber sicher kaum noch mehr lauwarm war.


    Sie freute sich wirklich, dass er ihr seine Pferde zeigen wollte und auch, dass er wohl glaubte, dass ihr Onkel ihm vertrauen würde, das erleichterte sie etwas, denn sie vertraute ihm auch, auch wenn sie ihn nicht kannte, aber es war eben seine ganze Art und diese war sicherlich nicht gespielt. „Ich hoffe es, dass er das tun wird,“ sagte sie leise und lächelte vor sich hin. Leider wurden sie im nächsten Moment auch schon unterbrochen als der Sklave auf ihn zukam und mit ihm sprach. Es war nur eine kleine Ahnung die sie hatte und die sich gleich darauf zu bestätigen schien, denn er musste gehen.


    „Schade,“ kam es ihr über die Lippen und sie versuchte trotz allem ihre Enttäuschung über seinen Aufbruch weitesgehend zu unterdrücken was ihr aber nicht vollkommen gelang. „Ich werde dich sicher nicht vergessen,“ sagte sie und schmunzelte deswegen ein wenig „Und schreiben werde ich dir auch versprochen.“ Schweren Herzens verabschiedete sie sich von ihm und machte sich gleich darauf zusammen mit ihrem Sklaven Gabriel auf dem Weg zurück zu ihrem Onkel wo sie eigentlich gar nicht hin wollte.

    Bis jetzt schien er nichts bemerkt zu haben, dass sie ihn eigentlich anlog und das war wohl auch ihr gutes Glück. Erleichtert hätte sie fast aufgeatmet aber das wäre wohl ein klein wenig zu auffällig gewesen, deswegen konnte sie es sich gerade noch so verkneifen und lächelte einfach brav vor sich hin. Ein kleines schlechtes Gewissen hatte sie ja schon, aber sie hatte auch keine Lust auf Diskussionen oder Ärger mit diesem Mann oder gar ihrem Onkel.


    Natürlich, das war ja wieder klar gewesen. Nun nannte sie ihren Namen und ihr Onkel schien einfach so bekannt zu sein wie ein bunter Hund. Warum nur brachte man sie auf der Stelle immer mit ihm in Verbindung? Warum nicht mal mit jemand anderen, aber das lag ja auf der Hand, es gab hier niemanden anderen, nein nur ihren ach so tollen Onkel. Und schon wieder das Millitär……auch dieses schien sie hier in dieser trostlosen Welt immer wieder einfach nur zu verfolgen. Leicht nickte sie und versuchte sich ihre innere Unruhe die nun langsam auflam nicht anmerken zu lassen. „Er ist mein Onkel,“ gab sie nur knapp zu verstehen. Was sollte sie auch sonst groß zu ihrem Onkel sagen? Er schlägt gerne zu und sie hasst ihn über alles? Nein das konnte sie nicht bringen das würde für sie mehr als nur eine Strafe bedeuten wenn sie ihn hier vor Leuten schlechtreden würde.


    Ein leichter rötlicher Schimmer legte sich auf ihre Wangen und diese Unruhe wurde etwas schlimmer, was wohl an ihrem kleinen, schlechten Gewissen nun lag, da er etwas gut machen wollte wofür er ja gar nichts konnte. „Ich weiß nicht,“ sagte sie deswegen leise und blickte kurz zu Boden. Wie sie solche Momente nicht mochte wenn sie so wurde wie jetzt. „Wenn du das wirklich möchtest vielleicht,…..“ sie musste überlegen und blickte ihn nun ebenfalls wieder an „Vielleicht mit einem Essen?“ Toll etwas besseres hatte ihr einfach nicht einfallen können.

    Crispina fragte nicht groß nach, denn wenn sie eines schnell lernte dann, dass hier alles ziemlich anders war egal ob es das Essen, Trinken oder die Menschen waren, deswegen nahm sie es einfach so hin als Lucius ihr sagte er wolle Milch mit Honig trinken. Sie selber hatte so etwas bis jetzt noch nie zuvor probiert und dachte sich gleich, dass das hier sicher viele tranken, aber wissen tat sie es nicht. Letztendlich war es auch eigentlich egal, denn sie würde es Lucius natürlich erlauben davon zu trinken. So nickte sie. „Warte einen Moment ich bin gleich wieder da,“ meinte sie und stellte ihr Essen auf die andere Seite neben sich auf die Bank und stand auch schon auf um zu einem entsprechenden Stand zu laufen an denen Getränke verkauft wurden. Dort fragte sie als erstes nach dieser Milch mit dem Honig wobei die Händlerin, eine dickliche Frau, nickte und dieses Gebräu sofort bereitete. Crispina selber gab sich mit einem Saft zufrieden und bezahlte das Gewünschte auf der Stelle. Mit zwei Bechern in der Hand kam sie zu Lucius und dem Essen zurück und reichte ihm seinen Becher mit der Milch und dem Honig, dann setzte sie sich wieder hin. „Wie schmeckt das eigentlich? Diese Milch mit Honig? Ist das hier üblich? Ich habe so etwas noch nie gekostet,“ fragte sie den Kleinen und stellte ihren Becher nun neben ihr Essen auf die Bank und schaute ihn an.


    „Ich würde mich auf jeden Fall wegen der Muscheln morgen freuen. Das wäre sicher eine schöne Abwechslung und wer weiß was wir dann noch so alles erleben werden,“ meinte sie schmunzelnd wobei das ein klein wenig frech ausschaute. Aber sie wusste, es würde sicherlich Spaß machen mit ihm zusammen. Wahrscheinlich hatte er so etwas mit seinem Vater niemals gemacht.

    Crispina jammerte eigentlich selten. Sie versuchte sich immer wieder mit den ganzen Situationen denen sie ausgesetzt war zu arrangieren, nicht immer gelang ihr das alles, aber sie gab ihr bestes und so würde sie es auch mit diesem Land versuchen, auch wenn es ihr schwer fiel zumal sie nicht wusste was sie wirklich von ihrem Onkel halten sollte.
    „Wenn man das tut, also sich seinen Beschwerden hingibt, dann kann man kein glückliches Leben führen. Man muss immer sehen, dass man eine gewisse Bahn findet mit der man leben kann,“ meinte sie und versuchte nun einen kleinen Schluck wieder zu trinken. Endlich hatte der Wein gute Trinktemperatur ohne, dass man sich Brandblasen auf der Zunge holte.


    Crispina musste schmunzeln. Der Mann hatte Charme und war wirklich nett und …nein verrückt war er sicher nicht. Lächelnd schüttelte sie sanft ihren Kopf und schmunzelte dann weiter. Seine leichte Verlegenheit wegen ihrer Worte war ja nicht zu übersehen.


    „Das ist schon mehr als ich weiß. Nun gut ich denke wenn ich mich schneiden würde wüsste ich auch, dass ich etwas draufdrücken und aufpassen muss, dass kein Dreck hineinkommt, aber alles weitere da bräuchte ich dann wohl einen Medicus,“ sagte sie. Sie war nun mal kein Heiler und man hatte diese Menschen schließlich dafür wenn es einem nicht gut ging.


    Es überraschte sie, dass er das tun wollte da er sie nicht kannte und es schmeichelte ihr auch sehr. Ihre Augen strahlten und die Freude war natürlich echt und auf keinen Fall gespielt. „Das würde mich freuen wenn du sie mir wirklich einmal zeigen könntest, natürlich müsste ich meinen Onkel fragen ob er mich gehen lässt,“ fügte sie dann nicht ganz so begeistert noch an. Wobei, musste sie das wirklich? Würde es ihn überhaupt interessieren? Sie wusste es nicht


    Das Essen tat gut und Crispina ließ es sich schmecken während sie mit dem kleinen Lucius redete. Zwar war sie noch nie eine wirklich große Esserin gewesen, aber im Moment fühlte sie sich fast als wäre sie vollkommen ausgehungert gewesen und müsste das nun alles nachholen. Ja fast so als hätte sie seit Tagen nichts mehr wirklich anständiges bekommen und eigentlich war es ja auch so, zumindest in ihren Augen.


    "Magst du eigentlich etwas trinken?" fragte sie, da sie bemerkte, dass sie gar nichts zu trinken hatten.


    Crispina lächelte Lucius an und schüttelte dann leicht ihren Kopf. "Nein ich war noch nie Muscheln sammeln. Das ist doch schon ein Grund warum wir das beide einmal machen müssen, oder nicht?" meinte sie und fragte sich ob sein Vater schon jemals etwas so derartiges mit seinem Sohn unternommen hatte, wahrscheinlich nicht.

    Das eigentliche Problem war, dass Crsipina die Wortfetzen aufgefangen hatte bezüglich der Kreuzigung von Kindern. Es waren die Worte ihres Onkels gewesen, seine Stimme, laut und deutlich zu vernehmen für sie. Ein dicker Kloß hatte sich auf der Stelle in ihrem Hals gebildet während sie draußen stand und eigentlich wegen dem Essen hatte fragen wollen. Doch das verkniff sie sich nun jetzt und verschwand schleunigst wieder in der Culina. Ihr war schrecklich warm und kleine rote Flecken zeigten sich auf ihren Wangen, wie immer wenn sie innerlich angespannt und aufgebracht war.


    Wie konnte ihr Onkel nur so herzlos sein? Zwar verstand sie nicht um was es bei dem Gespräch wirklich ging, aber wie konnte er wollen, dass man kleine Kinder ans Kreuz nagelte wo er doch selber einen Sohn hatte?
    Wirklich viel hielt sie nicht von ihrem Onkel, aber das was sie hatte hören müssen ließ ihn auf der Beliebtheitskala mehr als nur in die Tiefe stürzen.


    Ohne Gunda in der Culina zu beachten bereitete sie die letzten Dinge zu damit sie das Zeug endlich den Herrschaften servieren konnte. Lieblos platzierte sie das Essen auf dem Tablett, denn es war ihr egal. Zicklein mit Bohnen, Kohl, Hähnchen und Schinken fanden ihren Platz ein wenig durcheinander auf dem Tablett welches sie nun in die Hände nahm und dann ins Triclinium lief.


    Fest hatte sie ihre Kiefer aufeinandergepresst als sie zu den Anwesenden trat und es auf den Tisch stellte. Niemanden schaute sie an, außer ihren Onkel. Ihr Blick wirkte dabei duster und dunkel und etwas war in ihren Augen was man nicht beschreiben konnte. Ein wenig härter als beabsichtigt stellte sie das Tablett ab. "Ich hoffe es schmeckt dir und hilft beim Denken," zischte sie ihm so leise wie möglich entgegen damit es nicht jeder mitbekam, aber irgendwie war ihr das auch egal......"Wie kann man nur Kinder töten wollen? Du hast selber eines....," zischte sie angewiedert und hätte ihm mehr als nur gerne noch etwas entgegen geschmissen, aber sie wandte sich ab, sah niemanden an und ging langsam Richtung Ausgang des Zimmers. Wild pochte ihr Herz und die rötlichen Flecken leuchteten nun erst recht.

    Sie hielt auch weiterhin die Hände hinter ihren Rücken und überlegte wie sie den Stein in ihnen los bekommen sollte ohne, dass es auffiel. Aber wenigstens hatte sie es geschafft und der Mann schien seinen angeblichen Fehler anzusehen und sich selber dafür zu rügen, dass er eben so schroff gewesen war. Vielleicht hätte er das bereut wenn er gewusst hätte, dass er nicht falsch lag mit seinem Verdacht, dass sie den Stein geschmissen hatte. Crispina lächelte natürlich weiterhin ihr liebreizendes Lächeln, welches sie hatte, wenn sie es wollte.
    Sie musste sich sogar ein freches Grinsen verkneifen als sie sah wie er sich verlegen am Kopf kratzte. Anscheinend hatte er sonst noch nie eine Frau angeschrien, zumindest kam es ihr fast so vor. Sie hingegen war solche Töne ja schon längst von ihrem Onkel gewohnt….und viel schlimmeres.


    Und die junge Petronierin hatte im Moment nicht einmal ein schlechtes Gewissen weil der gute Mann nun so verlegen war und die Situation zu retten versuchte. Vorsichtig kam sie einen Schritt näher und ließ den Stein hinter sich auf den Boden fallen, natürlich in der Hoffnung, dass man es nicht bemerkte, aber die ganze Zeit die Hände auf den Rücken zu halten wäre auch nicht sonderlich klug gewesen.
    „Nein das macht nichts. Ich meine ich wäre auch sauer gewesen wenn mir jemand einen Stein einfach so entgegen schmeißen würde. Das macht man nicht,“ meinte sie und schüttelte etwas mit dem Kopf was ihre Aussage noch unterstreichen sollte.


    Und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass alle Männer hier in der Stadt Soldaten waren, zumindest begegnete sie immer wieder einen. „Ich bin Petronia Crispina und du musst doch nichts gut machen, ich meine es ist doch nichts geschehen, außer, dass dich jemand mit einem Stein beworfen hat,“ sagte sie und dachte sich nur dabei, welchen ich geschmissen habe. War ihr Onkel nicht auch mal Centurio gewesen? Sie hatte einfach keine Ahnung, da sie ihr Onkel einfach nicht interessierte und sie sich diese Dinge sicherlich nicht behielt.

    Crispina hingegen hatte es erst einmal aufgegeben sich weiter um das heiße Getränk zu kümmern und ließ es zwischen ihren Händen stehen. Sicher war es in einigen Momenten soweit abgekühlt, dass man es gefahrlos zu sich nehmen konnte, zumindest hoffte sie es, auch wenn ihr langsam endlich richtig warm wurde, schließlich hatte es hier drinnen doch recht angenehme Temperaturen.
    Nein das konnte sie sich ganz bestimmt nicht vorstellen, dass sie das einmal sagen würde wenn sie in Italien war. Wie sollte sie sich über die Hitze oder einen langen Sommer beschweren wenn es doch die schönste Zeit überhaupt war? Zumindest empfand sie es so und auch wenn sie immer mal wieder unter der brütenden Hitze litt so mochte sie diese tausend mal lieber als diese Kälte die hier zur Zeit herrschte.


    „Ich weiß nicht,“ sagte sie ganz leise, lächelte dabei aber. „Aber mit dem Besten draus machen da hast du auf jeden Fall Recht, etwas anderes bleibt einem ja auch gar nicht über wenn man nicht die ganze Zeit nur jammern will und das möchte ich ganz sicher nicht,“ sagte sie ihm.


    Crispina merkte, dass er etwas unruhig zu sein schien zumindest hatte es den Anschein weil er seine Finger nicht wirklich still halten konnte. War er etwa nervös? Vielleicht wegen ihr? Sie hatte keine Ahnung wollte ihn aber auch nicht danach fragen.
    Weiter zum nachdenken kam sie gar nicht, denn seine Aussage brachte sie erst einmal zum lachen. „Verrückter?“ kicherte sie und war froh einfach einmal etwas ausgelassen sein zu können. „Und ich bin mir sicher, dass du dem Kaiser treue Dienste leistest,“ meinte sie.


    „Puh,“ machte sie, denn seine Frage wegen der Medizin überforderte sie doch etwas. „Ich habe keine Ahnung da ich eigentlich nichts weiß, müsste ich mir wohl eine Frage ausdenken. Ich habe mir halt über Medizin nie wirklich Gedanken gemacht und zum Glück war ich fast immer auch gesund,“ sagte sie wobei sie kurz an ihren toten Vater denken musste.


    „24 das ist eine Menge. Ich würde sie ja gerne einmal sehen,“ sagte sie dann lächelnd und versuchte es nun wieder einmal mit dem heißen Getränk und wirklich man konnte wenigstens einen kleinen Schluck davon nehmen ohne sich die Zunge zu verbrennen. „Ist es weit weg?“ wollte sie dann wissen, da sie nicht wusste wie groß das hier alles war.