Beiträge von Charis

    Charis atmete erleichter auf, nachdem sie die Villa verlassen hatte. Sie war froh gewesen, sich wenigstens für eine kurze Zeit aus der Gefahrenzone entfernen zu können. Außerdem war sie nicht alleine losgezogen. Das geschwätzige Soffchen begleitete sie auf den Markt. Gemeinsam sollten sie einige Besorgungen machen. Charis hielt dies für das kleinere Übel und war letztlich froh darüber gewesen, auf dem Weg in die Stadt eine, wenn auch sehr redselige, Begleiterin zu haben.
    Kaum hatten sie die Villa verlassen, begann Sofia, die ja auch Griechin war, mit ihrem Verhör. "Sag mal, stimmt es, was man sich so erzählt, deine Herrin sei so furchtbar streng und immer schlecht gelaunt?" Noch ahnte Charis nichts, außerdem kannte sie Sofia und ihre Schwächen noch nicht lange genug und deshalb antwortete sie ganz freimütig, weil sie dachte, endlich einmal alles von ihrer Seele reden zu können, was auf ihr lastete.
    "Naja, streng. Ich weiß nicht. Gut, sie ist öfters mal schlecht gelaunt. Aber streng? Manchmal kann sie ja auch ganz nett sein. Zum Beispiel in Ostia. Da hat sie uns einen Beutel voll mit Sesterzen gegeben und uns den Rest des Tages frei gegeben, damit wir uns amüsieren konnten."
    "Ach, wirklich wahr? Das hat sie gemacht?", staunte Sofia, mit einem leicht neisdischen Unterton. Mittlerweile waren die beiden schon ein ganzes Stück gegangen. Der Markt war nicht mehr fern.
    Charis nickte. Eigentlich konnte Celerina ganz nett sein, wenn sie wollte. Nur wollte sie nicht immer. Aber die guite Charis hatte auch dafür Verständnis. Denn sie war eine der wenigen Menschen, die die intimsten Geheimnisse der Flavia kannte und deshalb konnte sie schon manchmal nachvollziehen, warum ihre Herrin so war, wie sie eben war. Mit Sicherheit wollte sie auf gar keinen Fall mit ihr tauschen, darin war sich Charis einig. Denn das Leben der Flavia war nicht so schillernd und leuchtend, wie es nach außen hin schien.



    Sim-Off:

    Reserviert! :D

    Es gab keinen Grund mehr, sich Sorgen zu machen! Sie taten genau das, was Celerina ihnen befohlen hatten. Also, warum noch darüber nachdenken? Jetzt waren ja die aurelischen Aufpasser da. Was konnte der Herrin da schon passieren? Und doch, Charis hätte jetzt gerne Mäuschen gespielt, um herauszufinden, was im cubiculum ihrer Herrin vorging. Aber die Verlockungen obsiegten!
    "Na dann, nichts wie los!", sagte sie, nachdem endgültig die Tür mit einem lauten Knall zufiel.



    -->>

    Ohne noch einmal zurückzuschauen und mit recht großen Schritten, als hätten sie es kaum erwarten können, schritten die drei Sklaven der Flavia Celerina in die Stadt hinunter. Der Beutel, den ihre Herrin ihnen mit gegeben hatte, war großzügig gefüllt worden, damit kein Wunsch der Sklaven unerfüllt bleiben mußte (nun ja, wenn es denn bei den bescheidenen Wünschen blieb!)
    Die Stimmung der drei war fröhlich, denn mal ganz ehrlich, wann bekam man als Sklave eine solche Gelegenheit? Shoppingtouren waren ja nichts ungewöhnliches, besonders dann, wenn man sich im Besitz einer reichen Patrizierin wieder fand. Doch dies war die ganz private Shoppingtour der drei Sklaven, die losgeschickt wurden, sich zu vergnügen. Sozusagen auf Befehl!
    Auch Charis war ausgelassen und fröhlich und dachte laut darüber nach, was man sich alles von dem Geld der Herrin leisten konnte. "Also, ich würde mir ja gerne mal ein paar schöne neue Sandalen kaufen. Ich hörte neulich, Schuhe aus Gnuleder wären der letzte Schrei!" Vergessen waren ihre Bedenken und auch ihre Neugier hatte sich gezügelt. Jetzt war Vergnügen angesagt! Ihr Vergnügen! Ob das mal gut ging? Nun ja, sie hatte ja ihren Beschützer dabei - Phraates!



    Sim-Off:

    Wenn jemand den Dreien das Leben schwer machen möchte, nur zu! Wem es gelingt, Charis den Geldbeutel abzuluxen, dem droht sogar ein Plus auf dem WiSim- Konto! :D

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    [Blockierte Grafik: http://img353.imageshack.us/img353/7029/sklave1ph0.jpg]


    "Wir sind zur Sicherheit der Herrin hier", sagte Trautwini, als die Tür aufflog und er gefragt wurde, was er denn hier machte. "Aha?" kommentierte er. "Äh, Moment! Ihr geht jetzt? Ist sonst keiner mehr da? Ach. Egal", sagte er und zuckte mit den Schultern. Dann ging er hinein und ließ die drei stehen.


    "Na bestens!", antwortete Charis und winkte Phraates und Marei demonstrativ herbei, damit sie gleich gehen konnten.
    "Ja sicher! Die Herrin hat sogar gesagt, wir sollen jetzt gehen und erst Morgen früh wieder kommen. Aber das ist ja nicht weiter schlimm, denn du bist ja jetzt da! Also, mach´s gut! Bis morgen!"


    Die Makedonierin hatte es plötzlich sehr eilig. Zielstrebig schritt sie zur Tür und erwartete das Gleiche von Phraates und Marei.
    Als sie die Casa verlassen hatte und schon ein Stück gegangen war, hielt sie unerwartet an und wandte sich zu ihren Begleitern um.
    "Tja, also wenn ihr mich fragt, sieht das gewaltig nach Ärger aus! Zum Glück sind wir nicht da, wenn Celerina herausfindet, daß ihr Mann ihr einen Aufpasser geschickt hat!"


    Skeptisch blickte sie noch einmal zurück, bevor sie wieder zu lächeln begann. "He, wo gehen wir hin? Habt ihr Hunger? Wollen wir uns was schönes kaufen? Leute, wir sind reich!", rief sie und hob dabei den Geldbeutel in die Höhe.

    Die Sorglosikeit ihres parthischen Freundes konnte Charis nicht teilen. Er hatte ihr zwar zugestimmt, doch es störte ihn auch nicht besonders. Was Phraates ja aber nicht wissen konnte, war ihr geheimer Auftrag, den sie von Beginn an von Aurelius Corvinus erhalten hatte und den er erst kürzlich wieder bekräftigt hatte. Sie sollte ihre Augen und Ohren offen halten und sollte ihm regelmäßig berichten. Da dies die letzten Tage offensichtlich nicht der Fall gewesen war, hatte Charis ein besonderes Interesse daran, weshalb die Flavierin in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in die Casa ihrer Familie nach Ostia geflohen war.
    Aber vielleicht interpretierte sie auch zu viel hinein in die ganze Sache. Im Prinzip hatte Phraates ja recht. Es ging sie nicht an, jedenfalls so lange es nicht gegen sie ging.
    Seufzend nahm sie auch eine von Mareis Trauben und dankte ihr freundlich. Wenn sie in die Stasdt gingen, dann gingen sie alle. Das war doch klar und nach Mareis Freudenschrei zu urteilen, war das doch ein eindeutiges ja. "Du magst auch mit gehen, Marei? Na, dann kommt! Gehen wir bevor..."
    ..es an der Tür klopfte. Die Makedonierin konnte ihren Satz nicht mehr zu Ende bringen, da das Klopfgeräusch, welches von der Eingangstür kam, sie unterbrach. Wer konnte das nur sein? Fragend sah sie die beiden an, zuckte unwissend die Schultern und nachdem es kein anderer tat, ging sie zur Tür.
    Als sie öffnete, erkannte sie Trautwini und staunte nicht schlecht. "Was willst du denn hier?", fragte sie völlig überrumpelt. Eigentlich wäre sie ja zu dem Germanen viel netter gewesen, wenn sie mit seinem Kommen gerechnet hätte. Der Makedonierin war auch noch gar nicht bewußt gewesen, daß er nicht allein gekommen war, denn Trautwinis Begleiter hatte sie einfach noch nicht bemerkt.
    "Aber das ist gar nicht so schlecht, wenn du jetzt da bist, denn wir wollten gerade gehen!", meinte sie dann und winkte Phraates und Marei herbei.
    "Ach ja, die Herrin ist in ihrem cubiculum - mit dem Thraker." Charis konnte es einfach nicht lassen. Ihre Meinung hinsichtlich des thrakischen Sklaven war nicht die Allerbeste, was sie mit dieser kleinen spitzen Bemerkung wieder einmal zum Ausdruck gebracht hatte. "Und noch eins, sie will nicht gestört werden. Nur so zur Information.", fügte sie schließlich noch an.

    Original von Appius Pompeius Serapio:


    Ach ja, da werden wieder Kindheitserinnerungen lebendig! Die Serie hab ich damals (in der Erstausstrahlung!*) echt geliebt! =)


    * Ja, ja, ich bin fast vierzig, aber ich fühle mich jung! Logisch, ich nehm ja auch Doppelherz :P

    In gebührendem Abstand folgte sie weiterhin der Herrin. Diese hatte im Garten eine Spur entdeckt. Oder sollte man besser sagen, einen Pfad der Verwüstung? Ein Jemand hatte sich doch tatsächlich erdreistet, alle ihre wunderschönen Orchideen platt zu trampeln. Von der einst so üppigen Blumenpracht war nicht mehr viel übrig geblieben. Je weiter Celerina voran schritt desto schlimmer wurde es und mit jeder weiteren zerstörten Pflanze stieg ihre Wut ins Unermessliche. Der Makedonierin schwante schon etwas, wer hinter dieser Missetat stecken konnte, doch sie sagte nicht. Celerinas Schritte wurden immer größer, so daß die Makedonierin kaum noch mithalten konnte, ohne selbst zu rennen. Da hörte sie auch schon das laute Gekreische der Flavierin und ganz nebenbei bemerkte sie auch die Flucht der kleinen Marei, die sicherheitshalber einmal das Weite suchte. Wie gerne wäre sie doch Marei gefolgt, aber zu diesem Zeitpunkt war das nicht mehr möglich, denn Charis Befürchtungen bewahrheiteten sich. Der Übeltäter war kein anderer als "ihr" Phraates, der von welchen Dämonen auch immer, geritten worden war und sich an Celerinas Katze vergehen wollte.
    Was nun geschah, suchte durchaus seinesgleichen! Die Flavierin setzte zum Sprung an und stürzte sich auf den Parther, nicht ohne diesen auf übelste Art und Weise zu beschimpfen. Phraates ließ die Katze fallen. Die Katze tat, was alle Katzen in dieser Situation taten: Sie machte sich vom Acker, ähm aus dem Staub. Und Charis?
    Charis blieb erst vor Schreck wie angewurzelt stehen, nahm sich aber dann ein Herz und rannte zu den beiden Kontrahenten. Die Flavierin zerrte wie eine wilde Furie an dem armen Parther herum. Sie hatte ihn an der Gurgel gepackt und schüttelte ihn, dabei stieß sie ein wildes Geschrei aus. Wenn Charis ihr nicht Einhalt gebot, dann war Phraates tot. Das war er wahrscheinlich auch so, denn er hatte es gewagt, ihre Katze anzurühren und das war eines der schlimmsten Vergehen, welches sich einer ihrer Sklaven schuldig machen konnte.
    "Herrin bitte!", schrie Charis. "Bitte, halt ein. Er hat es bestimmt nicht mit Absicht gemacht!" Etwas besseres war Charis nicht eingefallen. Natürlich hatte Phraates die Katze mit Absicht beinahe kalt gemacht, denn kein Mensch wäre so dämlich gewesen, dieses Verhalten als typisch pathische Katzenpflege zu interpretieren.

    Zitat

    Original von Flavia Celerina
    Mittlerweile hielt ich ein mittelgroßes ledernes Säckchen in Händen.
    "Das habt ihr gut gemacht! Damit auch für euch diese Tage in Ostia zu einer Abwechslung werden, möchte ich euch das geben!" Ich warf Charis das klimpernde Säckchen zu, in dem sich eine beträchtliche Summe Sesterzen befanden.
    "Wenn ihr hier fertig seid, dürft ihr euch in die Stadt begeben. Für den Rest des Tages seid ihr entlassen. Ich erwarte euch erst wieder morgen früh!"


    Nicht nur diese Überstürzte Abreise war kurios gewesen. Auch die Tatsache, daß ihre Herrin alles bereits ohne ihre Hilfe geplant hatte, war ausgesprochen eigenartig gewesen. Aber die Krönung des Ganzen war schlichtweg die unerwartete Großzügigkeit Celerinas, nachdem ihr cubiculum bezugsfertig war und sie der Makedonierin einen Beutel mit Münzen zuwarf. Charis fing den Beutel auf und betastete ihn. Das fühlte sich nach einer Menge Geld an. Und das sollte alles für die Sklaven sein, damit sie sich einen schönen Tag machen konnten?
    Wie es sich für eine gehorsame Sklavin gehörte bedankte sie sich vielmals dafür und zeigte sich sehre erfreut darüber. "Vielen Dank Herrin! Natürlich werden wir morgen früh wieder für dich da sein!"
    Als jedoch Celerina wieder in ihrem cubiculum verschwunden war, sah sie Phraates argwöhnisch an. Mareis Freude konnte sie in diesem Augenblick nicht ganz teilen. "Wenn du mich fragst, stimmt hier irgendetwas nicht! Ich meine, warum macht sie so was? Sonst meckert sie immer nur an uns herum und jetzt..." Zu gerne hätte Charis gewußt, was gerade im cubiculum ihrer Herrin vorging und weshalb sie sie aus der Casa haben wollte.
    "Was meint ihr dazu? Sollen wir wirklich in die Stadt gehen?" Andererseits wann hatten sie denn schon groß Gelegenheit dazu, es sich einmal selbst richtig gut gehen zu lassen?

    Charis sah sich vorsichtig in der Casa um. Das Haus war zwar bei weitem nicht so groß gewesen, wie die Villa im Rom, doch an Prunk und Komfort stand sie dieser in nichts nach. Die Makedonierin hatte kein gutes Gefühl, schon den ganzen Ritt über von Rom nach Ostia. Sie konnte es noch immer nicht fassen, was ihre Herrin getan hatte. Klammheimlich ihr Heim zu verlassen und das auf unbestimmte Zeit. Doch am meisten fürchtete sie den Moment, wenn Corvinus sie zur Rede stellen würde, warum sie ihn nicht vorgewarnt hatte. Dabei hatte Celerina sie genauso wie auch Corvinus mit dieser Aktion überrumpelt.
    Die Anweisungen ihrer Herrin riß sie schließlich aus ihren Gedanken. Glücklicherweise war es ihr und Phraates erspart geblieben, die Casa zu putzen. Denn erstaunlicherweise war es recht sauber. Dieser Ausflug nicht nur so eine Laune gewesen. Er war von Celerina durch und durch geplant worden. Aber was noch unglaublicher war, war die Anweisung, die den thrakischen Sklaven betraf. Was bei allen Göttern hatte er im cubiculum ihrer Herrin verloren? Dieser Sklave war vor noch gar nicht langer Zeit geflohen und offiziell in Ungnade gefallen. Aber nun war er hier, der Herrin ganz nah. Charis schwor sich, sie würde ein besonderes Auge auf den Thraker werfen, damit sie ihr Versäumnis vor Corvinus wieder wett machen konnte.
    Doch vorerst war es an ihr und Phraates dafür zu sorgen, die Casa wieder wohnlich zu machen.
    "Ja, laß uns im cubiculum beginnen!", antwortete sie dem Parther, versuchte aber aufmerksam zu bleiben. Misstrauisch sah sie dem Thraker nach, als der zu den Pferden ging. Später wollte sie sich deswegen Phraates anvertrauen. Irgendetwas stimmte hier nicht!

    Die Herrin hatte Charis am Abend zuvor, bevor sie zu Bett ging einige sehr merkwürdige Anweisungen gegeben, aus der sie nicht recht schlau geworden war. Celerina hatte sich mit ihren spärlichen Informationen sehr bedeckt gehalten. Offenbar hatte sie etwas geplant, ohne dies vorher Charis wissen zu lassen. Die Makedonierin war sich dadurch sehr unsicher geworden. Ob ihre Herrin bereits ahnte, daß Corvinus sie beauftragt hatte, ein Auge auf das Tun ihrer Herrin zu werfen. Sie konnte sich gewiss sein, wenn dies eines Tages der Fall war, dann gnadeten ihr die Götter!
    Am nächsten Morgen hatte sie ihre Herrin sehr früh geweckt, noch lange bevor die ersten Sonnenstrahlen die Erde berührten. Sie befolgte, ohne nachzufragen ihre Anweisungen und informierte dann die anderen Sklaven, die Celerina auf ihrem Ausflug begleiten sollten. Zuerst hatte sie bei Phraates vorbei geschaut, dann hatte sie die kleine Marei geweckt uns zum Schluß hatte sie auch noch Chimerion davon in Kenntnis gesetzt, daß Celerina auch ihn mitzunehmen wünschte. Ausgerechnet den Thraker! Ihr war dieser Sklave nicht ganz geheuer. Erst kürzlich war er geflohen und nun sollte er schon wieder für die Sicherheit der Herrin sorgen? Das war mehr als merkwürdig! Charis würde nicht nur ihr Augenmerk auf Celerina werfen, nein auch Chimerions Schritte würde sie sorgfältig im Auge behalten.
    Im Hof standen bereits drei von Celerinas Pferden bereit, die nur noch darauf warteten, bis es endlich los ging. Nun endlich lüftete die Herrin ihr Geheimnis und verriet zumindest einmal das Ziel ihrer Reise. Ostia! Charis konnte sich nicht viel unter Ostia vorstellen. Dort war sie niemals gewesen.
    Celerinas Ansprache ließ aber auch vermuten, daß sie ihren Gatten nicht von ihrem Ausflug in Kenntnis gesetzt hatte. Ein wenig verwirrt sah sie zu den anderen Sklaven. En wenig mulmig war ihr schon bei der Sache. Doch mit Phraates an ihrer Seite konnte nichts schiefgehen, hoffte sie. Hatte Celerina nicht soeben Phraates als ihren Leibwächter bezeichnet? In gewisser Weise war das eine Art Auszeichnung, hatte sie ihn doch bisher eher gering geschätzt.

    Nicht nur Phraates, auch Charis war glücklich. Um es zu präzisieren, sie war über beide Ohren verliebt und alle ihre Sinne waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein derartiges Erlebnis war ihr in ihrem bisherigen Leben versagt geblieben. Erst jetzt, hatte sie erkannt, was Liebe tatsächlich bedeutete. Ja, sie liebte und nichts und niemand hätte sie in diesem Moment der Vollkommenheit davon abbringen können.
    Dicht an dicht waren ihre beiden Körper gedrängt. Zu eins verschmolzen, auf daß sie niemals mehr getrennt würden. Die Schwierigkeiten die es mit beider Kleidung gegeben hatte, war längst zur Nichtigkeit erklärt worden. Alles was nun noch zählte, war ihre Einigkeit. Niemand konnte sie nun noch trennen und hätte man sie auch räumlich getrennt, so wären sie doch stets durch das Band der Liebe verbunden gewesen.
    "Geh nicht weg, Liebster! Bleibe bei mir, so wie ich bei dir bleiben mag!" flüsterte sie ihm sanft ins Ohr und küsste ihn.

    Die Herrin war außer sich, als sie bemerkt hatte, daß ihre Katze nicht mehr da war. Wie eine Furie hatte sie in ihrem cubiculum herumgewirbelt und jeden aufs übelste beschimpft, der es gewagt hatte, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Wenn es um ihr Katze ging, war mit ihr nicht gut Kirschen essen. Den anwesenden Sklaven brach der Angstschweiß aus, wenn die Herrin zufällig an ihnen vorbei schritt und sie anstarrte. Einfach jeden machte sie dafür verantwortlich, daß es diesem dummen Vieh gelungen war, zu türmen. Was im Grunde ja ganz normal gewesen war, denn weder Mensch noch Tier liebte es, eingesperrt zu sein. Höchstwahrscheinlich wäre die Katze einige Stunden später von alleine wieder zurückgekehrt, nachdem sie ausgiebig ihre Freiheit genossen hatte. Aber da Celerina nun einen Staatsakt daraus machte, war daran nicht mehr zu denken. Da blieb auch Charis nur eines übrig, ihr zu folgen, als sie in den Garten stürzte, um sich nun selbst auf die Suche zu machen. Wie von Sinnen schrie sie nach ihrer Katze. Allein dieses Geschrei hätte jedes normale Lebewesen verscheucht.
    "Beruhige dich doch, Herrin!" beschwichtigte sie die Flavia, die sich allerdings überhaupt nicht beschwichtigen lassen wollte. Mit einem vorwurfsvollen Blick bedachte sie die Sklavin und schritt an ihr vorbei, ohne sie auch noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Leise seufzend folgte ihr Charis schließlich und das war auch gut so, wie sich später noch herausstellen sollte.

    Nein, er war ihr nicht böse deswegen. Selbstredend würde sie später wieder dafür Sorge tragen und das kleine Malheur ungeschehen machen. Denn Charis war durchaus handarbeitlich begabt, zu wissen, wie man mit Nadel und Faden umging. Doch vorerst lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Liebsten, der endlich zu verstehen begann, was sie mit dem öffnen, oder besser gesagt, dem zerstören seiner Hose beabsichtigt hatte. Er machte sich daran, ihre Tunika überzustreifen. Mit einem verliebten Lächeln auf den Lippen beobachtete sie jeden seiner Handgriffe und ließ alles mit sich geschehen, was er zu tun beabsichtigte. Je länger er sich dabei Zeit ließ umso prickelnder empfand sie ihr Beisammensein. Ihr Verlangen wurde mit jedem Herzschlag größer.
    Nun hatte er es schon fast geschafft. Ihre Tunika stellte sich dabei als besondere Herausforderung dar. Charis fragte sich, wie es wohl mit den Frauen in Parthien bestellt war. Trugen diese vielleicht „einfacher“ zu öffnende Kleider oder war es einfach Phraates Aufregung, die ihm auch diesmal wieder einen Streich spielen wollte. Mittlerweiler war ihr die Sicht über das Geschehen versperrt, denn er hatte einige Arbeit damit, die Tunika über ihren Kopf zu ziehen. Vielmehr war es ihre Nase, die im Weg war, doch das konnte der Parther unmöglich wissen.
    Plötzlich hielt er inne. In Ermangelung der Sicht, konnte sich Charis dies nicht erklären, noch weniger hätte sie ahnen können, was gedankentechnisch in ihm vorging um das Problem zu beheben. Als seine Anweisung kam, begann sie erst einmal zu stutzen. Oder war es vielmehr eine Bitte? Hochheben? Ihn? Sie war eine Frau, zwar mit einiger Muskelkraft ausgestattet, die allerdings wohl kaum ausreichend war, um ihn hochzuheben, mal ganz davon abgesehen, daß ihre Arme gar nicht frei waren.
    "Ähm, das geht nicht!", gestand sie ihm. Eine bedrückende Pause entstand.
    "Meine Arme! Und … du bist zu schwer!", fügte sie schließlich an, um sich zu erklären. Sie sann kurz nach, wie sie sich beide aus dieser Misere befreien konnten und wurde schließlich selbst aktiv.
    "Moment, ich habe es gleich!" Sie führte ihre Hände, so gut es ging, zum Stoff der Tunika und zog daran. Es war diffiziler, als sie geglaubt hatte, denn Phraates hatte bereits gute Vorarbeit geleistet und den Stoff ziemlich weit nach oben befördert. Es bedurfte einer großen Kraftanstrengung, sich aus dieser Lage wieder zu befreien. Doch schließlich gelang es ihr, die Tunika gänzlich über den Kopf zu ziehen. Das Kleidungsstück landete sehr unorthodox auf dem Boden, wo es vorerst liegen blieb und nicht weiter beachtet wurde. Nun begegnete sie ihrem Liebsten mit einem triumphalen Lächeln, den nun waren, so durfte man doch hoffen, alle lästigen Hürden beseitigt.

    Männer und Technik, dachte Charis scherzhaft und seufzte unmerklich. Oder sollte es doch besser heißen: Phraates und Technik? Die Makedonierin ließ sich nichts anmerken, als er fortwährend an dem Gürtel herumhantierte und das gute Stück partout nicht aufgehen wollte. Doch Beharrlichkeit wurde auch diesmal belohnt. Mit einem Klirren fiel der Gürtel zu Boden und Charis´Kleid hang nun an ihrem Körper herunter. Jetzt wäre es sehr einfach gewesen, auch noch den Rest ihrer Kleidung zu beseitigen, denn das besagte Herzstück, der Gürtel, der die schwierigste Herausforderung dargestellt hatte, war nun weg.
    Wie sich langsam herauskristallisieren sollte, hatten die beiden Sklaven eine unterschiedliche Auffassung davon, wie es denn nun weitergehen sollte. Während Phraates wohl darauf wartete, daß sie nun den Rest erledigte, wartete Charis darauf, daß er die nun tun wollte. Lediglich den Hosen und dem Hemd des Parthers galt nun ihr Interesse. Charis hatte mit Hosen wenig bis gar keine Erfahrung gehabt, da die Herrn, die sie in ihrem Leben schon entkleidet hatte, alle Wert auf Tuniken und Togen gelegt hatten und derartige Beinkleider eher als barbarisch angesehen hatten. Doch sie war offen für Neues und so wagte sie sich daran, die Hose des Parthers zu öffnen, was sich, unglücklicherweise als gar nicht so einfach entpuppte. Lange versuchte sie es mit Geduld. Doch dann verlor sie den Faden derselben und begann daran herum zu zerren. Erst vorsichtig, damit sie nichts kaputt machte, doch dann wurde ihr Zerren immer energischer, bis schließlich ein Geräusch zu hören war. Das von zerreißendem Stoff. Ein kleiner derber Fluch lag auf ihrer Zunge, der allerdings unausgesprochen blieb. Selbstverständlich war ihr dies peinlich gewesen, doch schnell wurde es ihr gleichgültig, denn nun, da der Stoff der Hose an einer Stelle gerissen war, ließ sich diese wunderbar einfach entkleiden, was den beiden Sklaven das angestrebte Ziel um ein Vielfaches näher brachte.

    Charis hatte nur noch Augen für Phraates. Ihr stetiges Verantwortungsgefühl, welchres sie bisher eigentlich noch nie im Stich gelassen hatte, war irgendwo auf der Strecke geblieben. Das mußte wirklich Liebe sein. Und die Liebe ließ sie vollkommen sorglos werden, denn unter normalen Umständen hätte sie es nie zugelassen, daß nicht zuerst die Arbeit getan wurde oder daß sie hier im noch jungfräulichen cubiculum ihrer Herrin mit dem Sklaven ihrer Herren so nah auf Tuchfühlung ging.
    "Ja, das sind wir," raunte sie in sein Ohr zurück. Ob sie das tatsächlich waren, sollte sich noch zeigen. Im Augenblick jedenfalls war es wie in jener Nacht im Hof der villa Flavia. Phraates und Charis standen engumschlungen und lebten den Augenblick der Zweisamkeit.
    Oh, wie lieblich klangen seine Worte. So hatte noch niemand mit ihr gesprochen. Das tat nur Phraates. Charis fühlte sich als etwas ganz besonderes. Sie spürte seine Hände langsam über ihren Rücken gleiten, bis sie ihren Gürtel erreicht hatten. Etwas unbeholfen begannen sie daran herumzuzerren. "Der Gürtel wird vorne geöffnet." flüsterte sie ihm leise zu und grinste dabei. Männer! Sie lernten es nie. Noch Jahrhunderte, nein Jahrtausende später würden sie sich noch mit dem gleichen Problem konfrontiert sehen.
    Gleichzeitig begannen ihre Finger sich ihren Weg unter das Gewand ihres Liebsten zu wandern. Es schien, als sei dabei das weibliches Geschick weitaus erfolgreicher.

    Charis forscher Einwand hatte Früchte getragen. Der Tunichtgut, der sich ihrer Ansicht nach vor der Arbeit drücken und sich einen schönen Tag machen wollte, war stehen geblieben und trat soeben hinter der Ecke hervor.
    Diese jammervolle Stimme, dieser herzergreifende Hundeblick, das wallende parthische Gewand, der komisch anmutende Turban und auch die Person, die darin stak, all das lies Charis in Erstaunen versetzen. Ihre Kinnlade klappte nach unten und blieb dort auch noch eine ganze Weile. Diese Begegnung hatte ihr total die Sprache verschlagen.
    "Phraates??? Du!!!???", kam endlich aus ihrem Mund. "Äh, ich hatte ja keine Ahnung! Ich dachte…" Charis spürte Phraates Hand auf ihrer Schulter und hätte sie sich nicht gut im Griff gehabt, dann wäre sie wahrscheinlich spätestens jetzt dahin geschmolzen.
    "Aber…" versuchte sie dagegenzuhalten. "Aber die Herrin… Sie wird wütend sein… wenn ihr Zimmer…. so schnell fertig wird…" Erst jetzt schmolz Charis dahin, nachdem sie in die unendlich tiefen Augen des Parthers blickte, in denen sie regelmäßig eintauchen und versinken konnte. Sie trat noch ein, zwei Schritte näher an Phraates heran, so daß es für ihn ein leichtes war, sie mit seinen Armen einzufangen und zu umschließen.

    Charis, die die Veränderungen im Gesicht des Aureliers bemerkte, wurde es plötzlich ganz unbehaglich in ihrer Haut zumute. Sie hatte doch nicht etwa etwas Falsches gesagt? Obschon man die Besorgnis eines Ehemanns nachvollziehen konnte, wen ihm bewußt wurde, daß seine Frau sich mit einem fremden Mann vergnügte, auch wenn es sich hierbei um einen Sklaven handelte. Doch womöglich hatte er ganz besondere Vorstellungen von dem, wie sich seine Frau vergnügte. "Ja, ich bin immer zugegen, wenn sich die Herrin im Bad aufhält!" Wer sonst sollte sie dann entkleiden, das Handtuch reichen und sie mit allem versorgen, wonach ihr gerade der Kopf stand? Natürlich konnte sie dann auch immer beobachten, was dort vor sich ging. Allerdings hatte die Herrin ihr gegenüber kaum Skrupel und im Grunde gab es auch nichts anstößiges, was Charis hätte beobachten können. Der arme Minos war dazu verdammt worden, stundenlang zu kneten, Verspannungen zu lösen und wieder zu kneten, bis ihm die Hände schmerzten.
    Auch ihr Hinweis, die Herrin wolle weg, stieß nicht gerade auf Begeisterungswellen. Allerdings konnte sich Charis nicht daran erinnern, daß Celerina von Ägypten gesprochen hatte. Aber das traute sie sich nun gar nicht mehr zu sagen. Als er ihr dann auch noch mehr oder weniger vorwarf, sich keine Mühe gegen zu haben, verstärkte sich noch ihr ungutes Gefühl und sie wurde zudem noch puterrot im Gesicht.
    "Ja, Herr. Äh entschuldige bitte, Herr. I-ich werde mir in Zukunft noch mehr Mühe geben! Ganz bestimmt, Herr.", brach es aus ihr heraus, vor lauter Angst, ihr könne noch etwas Unschönes widerfahren.
    "Wie du wünschst, Herr!" Sichtlich erregt, versuchte sie sich jede Einzelheit zu merken, die ihr der Aurelier sagte. Dann trat sie erleichtert den Rückzug an, um Celerina die Nachricht ihres Gatten zu überbringen.

    In Charis wuchs allmählich die Sorge, etwas könnte nicht stimmen mit ihrer Herrin. Sie war mit Corvinus ganz einer Meinung. Das sollte beobachtet werden, nicht daß sie am Ende doch noch krank war! Vielleicht würde sie, rein interessehalber, ihrer Herrin heute Nacht einmal nachschleichen. Oder sollte sie vielleicht warten, bis man sie dazu beauftragte? Allerdings nur dann konnte man sich wirklich sicher sein, was der Grund für ihre nächtlichen Exkursionen war.
    Die nächste Frage, die Corvinus ihr stellte, brachte sie ein wenig zum Schmunzeln. Offenbar hatte der Hausherr keine Ahnung, was in seinem Haus vorging! Und ob Celerina eine neue Vorliebe hatte! Diese Vorliebe hatte dunkle Augen, dunkles lockiges Haar und war über und über von Muskeln bepackt. Außerdem hörte es auf den Namen Minos! Ja, die Flavierin hatte ihre Drohung wahr gemacht und den Wettstreit der Masseure in den Thermen genutzt und sich einen neuen Sklaven geleistet. Sie hatte sich nicht mit dem Gewinner zufrieden gegeben. Nein, sie hatte den kretischen Stier gewählt, mit dem sie noch eine Rechnung offen hatte! Nie wieder würde er sie übergehen und sein Traum von Freiheit und einem eigenen Massagesalon war zerplatzt, wie eine Seifenblase.
    "Ja, die hat sie wohl! Es ist der Masseur, den sie letztens den Thermen abgekauft hat. Fast täglich verbringt sie nun Stunden im balneum mit ihm, Herr." Der kretische Stier konnte einen wirklich leidtun! Aber schön anzusehen, war er allemal!
    "Nun ja, ansonsten mag sie das Übliche! Teure Kleider, teuren Schmuck, teure Schuhe. Ach ja, ab und zu sprach sie auch davon, sie würde gerne einmal weit weg, vielleicht aufs Land."
    Ob es Celerina tatsächlich aufs Land hinaus zog, konnte die Sklavin gar nicht wirklich sagen, allerdings hatte sie es so für sich interpretiert.

    Offenbar hatte sie ihn nun einem Punkt erwischt, der ihm selbst sehr unangenehm schien und er deshalb schnell das Thema zu wechseln versuchte. Charis war deswegen gar nicht böse, obschon sie gerne gewußt hätte, worauf er die ganze Zeit hinaus wollte. Viel besser war es da, von den nächtlichen Begebenheiten zu berichten, die wie Charis glaubte, völlig belanglos waren. In den Monaten, in denen sie nun schon bei Celerina war, hatte sie ihre Herrin als eine sehr wechselhafte Person kennenlernen dürfen, die ganz nach ihrem Kopf handelte und manchmal alles, was eben noch Gültigkeit hatte, im nächsten Moment verwarf.
    "Ja, das macht sie seit einigen Tagen jede Nacht so, Herr. Meistens dann, wenn alles schon schläft und sich auch die letzten Sklaven zur Ruhe gelegt haben." Charis hatte dafür auch keine plausible Erklärung parat, doch als sie in Corvinus Stimme diesen leicht besorgten Ton heraushörte, begann auch sie sich Sorgen zu machen.
    "Glaubst du, die Herrin ist krank?", fragte sie schließlich. Auch wenn die Flavierin sie manchmal nicht besonders freundlich behandelte, so machte sie sich nun ihre Gedanken.