Beiträge von Charis

    Obwohl die Schnüre um ihre Handgelenke nicht richtig fest saßen, so war es doch für Charis eine Erleichterung gewesen, endlich von den Fesseln befreit zu sein. Sie besah sich die leicht geröteten Stellen und rieb daran.
    "Danke! So ist es besser", entgegnete sie freundlich. Charis atmete auf. Nachdem sie so freundlich begrüßt worden war, war sie am Ende ihrer langen Reise angekommen. Jetzt wartete ein neues Leben auf sie. Sie konnte es kaum erwarten, das herrschaftliche Haus, welches ihr von außen schon großen Respekt eingeflößt hatte, nun auch von innen zu erkunden. Niemals zuvor hatte sie solch begüterten Herrschaften gedient, wie es die sein mußten, die hier in diesem Haus lebten. Allerdings war sie auch nie zuvor in Rom gewesen.


    Auf Sivs Aufforderung hin, trat die Sklavin ein und sah sich neugierig um. Selbst der Eingangsbereich war pompöser und prunkvoller, als es bei den meisten Hausern war, die sie jemals von innen erblickt hatte. Staunend folgte sie Siv und Brix, die sie immer weitere ins Innere des großen Hauses führten. In einem lichtdurchfluteten Atrium blieben sie schließlich stehen. Charis bewunderte die kunstvolle Ausgestaltung des Raumes und konnte kaum erahnen, wie groß die Villa wirklich war. Es beschlich sie eine Angst, sie könne sich hier gar verirren. Doch noch etwas anderes sorgte dafür, daß ein Gefühl der Unruhe sie ergriff. Würde sie den netten Mann von heute Morgen nun wieder sehen, der allem Anschein nach ihr neuer Herr war oder hatte er sie für einen Angehörigen seiner Familie gekauft. Sicher konnten ihr die beiden Sklaven Auskunft geben.
    "Ach bitte, Siv, Brix" wandte sie sich unvermittelt an die Sklavin. "Darf ich euch etwas fragen? Wie ist denn der Herr so?" Ihr Blick wanderte von Siv zu Brix und wieder zurück.

    Der sonst so robuste Gehilfe des Sklavenhändlers, erschrak, als unvermittelt die Tür vor seiner Nase aufgerissen wurde und eine junge blonde Frau zum Vorschein kam.
    Ganz verdattert, grüßte er zurück. "Salve! Sind wir hier richtig? Wir sollen diese Sklavin abliefern. Villa Aurelia. Aurelius Corvinus?" Er hatte noch einmal die Wachstafel hervorgekramt, auf der alle seine Aufträge verzeichnet waren.
    Offensichtlich waren sie das, denn der schwarze Kerl, der hinter der jungen Frau aufgetaucht war, nickte ihm freundlich zu und übergab ihm ein Beutel mit Münzen. Freundliche Gesten waren dem Gehilfen fremd und so machte er sich gleich ans Geld zählen. Während er noch die Summe überprüfte, schob der andere Gehilfe Charis durch die Eingangstür. "Stimmt!" hörte Charis den einen noch sagen und "Vale", als die beiden sich auf und davon machte.
    Sie, Charis, stand nun etwas verloren vor den beiden Sklaven. Ihre Hände waren ihr immer noch auf den Rücken gebunden, da die beiden Gehilfen es nicht mehr für nötig gehalten hatten, sie davon zu befreien.
    Doch Charis setzte ein strahlendes Lächeln auf. "Salve, ich bin Charis!" Sie nickte den beiden freundlich zu. "Habe ich dich nicht heute Morgen schon gesehen?", fragte sie Siv freundlich, deren Gesicht ihr noch in Erinnerung geblieben war.
    "Könntet ihr mich bitte von den Fesseln befreien? Das ist so unbequem."

    Dieser letzte Tag in der Obhut des Sklavenhändlers war recht ereignislos verstrichen. Nachdem sie verkauft worden war, hatte Philonides die Sklavin wieder zurück in ihren Käfig bringen lassen, wo sie nun bis zum Abend warten mußte.
    Um sich die Zeit zu vertreiben, hatte sie mit den wenigen Mitteln, die ihr zur Verfügung standen, versucht, sich etwas herzurichten. Charis wollte am Abend, wenn man sie in das Haus ihres neuen Herrn brachte, einen guten Eindruck machen.


    Dann, kurz vor Sonnenuntergang war es endlich so weit gewesen. Die beiden hünenhaften Gehilfen des Sklavenhändlers kamen und holten sie aus ihrem Gefängnis heraus. Nur um sicher zu gehen, damit die Sklavin ihnen nicht entfloh, banden sie ihre Hände. Man konnte nie wissen. Manche dieser Sklaven waren einfach zu gerissen. Tagsüber gaben sie das lammfromme Sklavenmädchen und dann, wenn sich die erste Gelegenheit bot, entwischten sie! Nein, die beiden Gehilfen wollten sich auf kein Risiko einlassen. Sie packten Charis links und rechts an ihren Armen und schleppten sie mit sich zur Villa Aurelia.
    Der Weg war nicht gerade kurz, von den Märkten bis hin zu der feinen Villengegend, in der die Villa Aurelia zu finden war.
    Als die beiden dann das richtige Anwesen gefunden hatten, war es bereits dunkel geworden.
    Einer der Schergen löste sich von der Sklavin, während der andere den Druck seines Griffes um Charis ´Arm verstärkte. Jedoch hatte er gelernt, diesen Druck nicht zu stark auszuüben, sonst trug die Sklavin womöglich noch Druckstellen davon, was nicht selten zu Reklamationen führte.
    Charis hörte nur, wie es dreimal recht heftig an der Tür pochte. Gespannt wartete sie, bis die Tür sich öffnete.

    Philonides rang mit sich. Einerseits wäre er mit einem höheren Preis wesentlich glücklicher gewesen, aber andererseits war ein Freund dieser 'Zwischendurchgeschäfte'. So konnte er später in der eigentlichen Auktion noch etwas mehr Ware los werden. Und da der Römer offensichtlich keinen höheren Preis als die vierzehn Aurei akzeptierte, schlug er, wenn auch etwas widerwillig, ein. "Gut, du sollst sie für vierzehn Aurei haben!" sagte er seufzend mit einem leidenden Unterton. Die Gabe der Schauspielkunst hatte in seiner Familie eine lange Tradition. Sie gehörte einfach zum Geschaft dazu. "Willst du sie gleich mitnehmen oder sollen wir sie dir liefern?", fragte Philonides, dessen Leidensdruck schlagartig nachgelassen hatte.
    Charis indes hatte den Verlauf der Verhandlung mit verfolgt. Sie schien aufgeregt, als ihr künftiges Leben per Handschlag besiegelt wurde. Jedoch war sie sich unschlüssig ob sie sich wirklich freuen sollte oder nicht. Aber wie so oft in ihrem Leben, beschloß sie, das Beste daraus zu machen! Doch eines war sicher. In den Käfig mußte sie nicht mehr zurück und wenn doch, dann nur für einige Stunden. Das waren doch schon gute Aussichten!

    Philonides erblaßte. Gut, zweitausend waren vielleicht wirklich etwas zu vermessen. Aber eintausendeinhundert? Das war keine von diesen wilden Barbarinnen, aus dem hohen Norden, die denen man nur noch mit einem Messer unter dem Kopfkissen schlafen konnte, hatte man sie sich erst einmal ins Hausgeholt. Allerdings befanden sie sich hier auf einem Markt und auf einem Markt feilschte man und der Grieche liebte es, zu feilschen. "Aber Herr, sieh nur, diese schöne seidige Haut! Da wirst du keine Schramme und nichts finden! Die Sklavin ist nie gezüchtigt worden, weil sie einfach nur folgsam ist: Du wirst also überhaupt keinen Ärger mit ihr haben." Der Händler hatte nach Charis gegriffen, sie schwungvoll umgedreht und ihre Tunika leicht nach unten gezogen, so daß sein Kunde für einen kurzen Moment nur eine Ahnung von dem schöngeformten Rücken der Sklavin bekam.
    "Eintausendsiebenhundert und sie gehört dir! Das ist ein Freundschaftspreis, den ich heute nur dir mache." Philonides war mit seinem Preis hinunter gegangen. Bevor er an diesem Tag gar nichts einnahm, wollte er noch so viel als möglich herausholen. Er sah sich um und mußte annehmen, daß aufgrund des unbeständigen Wetters heute, der große Ansturm auf seinen Stand ausbleiben könnte. Aber verschenken würde er seine Ware auch nicht.
    Charis indes hatte sich wieder umgedreht und verfolgte das Feilschen um ihren Körper und ihr Leben. Dabei sah sie ganz unbewußt den Römer auf sehr eindringliche Weise an. Sie hoffte, verkauft zu werden. Nur dann mußte sie nicht wieder zurück in den engen stinkenden Käfig.

    Der Händler begann vor Freude seine Hände zu reiben. Dieses Mädchen würde ihm sicher noch eine Menge Sesterzen einbringen. Sein kleines Missgeschick hatte sie für ihn aus dem Weg geräumt. Die vorwitzige Art der Sklavin imponierte wohl seinem Kunden. Deshalb und nur deshalb ließ er sie gewähren. Natürlich hatte eine solche Sklavin auch ihren Preis. Doch er zog es vor,damit auf dem Teppich zu bleiben. "Du triffst absolut die richtige Wahl, Herr! Zweitausend und sie gehört dir, Herr! Das ist ein guter Preis für das Mädchen!", antwortete Philomides.
    Charis verfolgte ungerührt das Gespräch. Sie war es gewohnt, wie eine Ware gehandelt zu werden. Aus ihrem Augenwinkel versuchte sie den Römer zu beobachten, versuchte zu ergründen, was für ein Mensch er war. Die Art und Weise, wie er sie angesprochen hatte, war nicht alltäglich. Er war so freundlich, so ruhig, so wie sie es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Natürlich konnte es später ganz anders sein, hatte er sie erst einmal gekauft und war sie dann in seinem Haus. Niemand wußte das.
    Ein weiteres Mal stellte er eine Frage und diesmal richtete er sie direkt an Charis. Die Sklavin sah auf und nickte. "Ja Herr, nähen kann ich. Mein letzter Herr hat mich auch in seinem Garten arbeiten lassen, Herr. Mit Kräutern kenne ich mich besonders gut aus. Wie man sie anbaut, pflegt und was man aus ihnen herstellen kann." Ihr letzter Herr war alt und oft krank gewesen. Mit Hilfe der Kräuter, konnte sein Leiden etwas gemildert werden, bis er eines Tages, vor nicht allzu langer Zeit doch gestorben war.
    Philomides sah in der Antwort der Sklavin nur eine weitere Bestätigung, daß sein Preis gerechtfertigt was. "Du siehst Herr, sie hat viele Talente." Wieder begann er verschmitzt zu lachen. Er war nur noch ein kleines Stückchen von seinem ersten guten Geschäft an diesem Tag entfernt.

    Während Charis nun, zu Boden blickend, vor dem Römer stand, versuchte Phionides seine Ware noch ein kleines Stückchen attraktiver zu machen. Wenn ihm nicht alle Fakten gerade geläufig waren, so wie in diesem Fall, erfand er gerne noch etwas Ausgefallenes dazu. Schließlich konnte keiner überprüfen, was er so alles vom Stapel ließ. Die Sklaven selbst taten gut daran, den Mund zu halten und nicht zu widersprechen, denn im Falle eines Nichtverkaufs konnte das schlimme Folgen für sie haben. Den meisten war es eh gleich, was man über sie erzählte und wenn es der Grieche nicht allzu weit trieb, fiel es sowieso nicht schwer ins Gewicht.
    "Oh ja, Herr! Aber natürlich! Sie spricht ein perfektes Latein, so als hätte sie nie etwas anderes gesprochen.Und schau dir nur ihre zarten Hände an!" Er hob Charis´ Hände empor und zeigte seinem Kunden ihre Handinnenflächen. "Massieren kann sie damit und wie sie das kann! So wie die Orientalen es bevorzugen und natürlich kann sie nicht nur ein Instrument spielen! Neben der Flöte beherrscht sie auch noch andere Instrumente. Und selbst wenn du ganz besondere Wünsche haben solltest, dann wird sie dir die auch erfüllen können." Der Händler war etwas näher an seinen Kunden herangetreten und hatte mit seinen Händen eine recht obszöne Geste gemacht, die keinen Zweifel mehr ließ, worauf er hinaus wollte. Dabei hatte er ein leicht verrucht wirkendes Grinsen aufgelegt.
    Etwas in Charis schien sich zu regen. Der Sklavenhändler hatte, bezüglich ihrer Fähigkeiten etwas übertrieben. "Entschuldige Herr, aber ich kann keine Flöte spielen und beherrsche auch kein anderes Instrument." Sie riskierte einen kurzen Blick auf den Römer, senkte aber gleich wieder unterwürfig ihren Blick. "Wie war das?" Philonides Gesicht färbte sich rot. Niemals zuvor hatte seine Ware es gewagt, zu widersprechen! Doch um die Situation zu retten und um den Kunden nicht zu vergraulen, überspielte er seinen Ärger. "Ach ja richtig, die mit den Instrumenten, das war Irene! Aber die haben wir gestern schon verkauft!" Verschmitzt lächelte er den Kunden an, zuckte mit den Schultern und hoffte, trotzdem noch ein gutes Geschäft zu machen.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus


    Derweil war der Händler auf mich aufmerksam geworden. Es störte mich nicht, dass die anderen Germanisch redeten. Zwar verstand ich nur einige wenige Bruchstücke, aber ich wusste, dass es ihnen gut tat, wenn sie ohne die Tücken des Lateins sprechen konnten, und so ließ ich sie gewähren. Der Händler, ein hochgewachsener Mann mit grauen Barstoppeln im Gesicht, trat seitlich heran. "Edler Herr, darf ich auf dein Interesse an diesem Exemplar hoffen?" sprach er mich an, und ich wandte ihm den Kopf zu. "Vielleicht", antwortete ich ausweichend. Allzu offen bekundetes Interesse trieb nur den Preis in die Höhe. "Woher kommt sie, Germanien? Was kann sie? - Und wie ist dein Name?" fragte ich zunächst den Händler, dann die Sklavin selbst.



    Sie hätte nicht genau erklären, warum sie den Mann mit ihren Augen verfolgte. Gut gekleidete Passanten gab es genug in dieser Gegend. Manche von ihnen hielten auch inne, um sich nach dem Angebot des Händlers zu erkundigen. Aber etwas war an ihm, was sie faszinierte. Auch dem Mann mußte aufgefallen sein, daß er beobachtet wurde. Charis´ neugierige Blicke waren nicht ohne Folgen geblieben. Er kam auf ihren Verschlag zu und blieb davor stehen, so als hätte sie ihn mit ihren Blicken zu sich her gelotst. Mit ihren großen Augen musterte sie ihn nun von Kopf bis Fuß. Kurze Zeit später trat auch der Sklavenhändler hinzu, der auf den potentiellen Kunden aufmerksam geworden war und sprach ihn an. Ein Gespräch bahnte sich an und Charis, die immer noch am Boden ihres Käfigs saß und sich an die Stäbe klammerte, lauschte dem, was gesprochen wurde.
    "Philonides, mein Herr. Philonides von Naxos, stets zu Diensten. Nein, keine Germanin, Herr! Ich habe mich auf Ware aus dem Orient, Aegytus und Archaia spezialisiert. Das gute Stück hat zuletzt in Athen bei einem reichen Kaufmann gedient. Meines Wissens stammt sie aus Makedonien. Sie kann lesen und schreiben, Herr und ist flink im Haushalt und kann dir jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Herr, möchtest du sie einmal aus der Nähe betrachten?" Philonides gab seinem Gehilfen, einem kahlköpfigen Nubier ein Zeichen, worauf er an ihn herantrat. "Criton, hol die da heraus, der Herr hier möchte sich die Sklavin genauer betrachten." Criton nickte untertänig und machte sich an der Tür des Verschlags zu schaffen. Schließlich öffnete er die Tür mit einem quietschenden Geräusch und trat auf Charis zu. Die Sklavin wußte, was dies zu bedeuten hatte. Sie erhob sich und ließ sich von Criton heraus führen. Der Sklavenhändler griff nach ihrem Arm und zog sie zu sich.
    Trotz des recht unsanften Zugriffs Philonides´ konnte Charis nicht anders. Ihre Augen, die eigentlich unterwürfig zu Boden blicken sollten, starrten gefangen den Mann an, dem sie nun so nah gegenüberstand.
    "So, da haben wir ja das gute Stück.", rief Philonides und witterte bereits ein gutes Geschäft. "Sieh nur Herr, wie wohlgestaltet sie ist! Gerade mal zwanzig, höchstens zweiundzwanzig Sommer ist sie alt." Der Sklavenhändler war bester Laune. Erwartungsvoll blickte er zu dem Römer, dann zu seiner Ware, die irgendwie abwesend zu sein schien. "Na los Mädchen, verrate dem edlen Herrn deinen Namen!" Etwas ruppig rüttelte er sie, damit sie endlich aufhörte, seinen Kunden so anzustarren.
    Die Sklavin reagierte erst nicht, bis sie sich endlich losreißen konnte. Als sei sie gereade ertappt worden, senkte sie ihren Blick "Charis, Herr," antwortete sie schließlich zaghaft.
    Philonides lächelte über das ganze Gesicht, so daß man seine weißen Zähne sehen konnte. Er hatte in letzter Zeit ein gutes Händchen für seine Sklaven, gehabt. Nur die beste Ware nahm er mit auf seine Reise nach Roma. Er wußte, wie anspruchsvoll die Leute hierzulande waren. Das hatte sich letztlich bezahlt gemacht. Die Leute bezahlten für seine Ware Höchstpreise.

    Charis hatte schon immer irgendjemandem gehört. Als ein Abkömmling von Sklaven, war auch sie seit ihrer Geburt Sklavin gewesen. Im Laufe der Jahre hatte sie einige Herren erlebt, gute wie schlechte. Die, die es gut mit ihr meinten, hatten sie lernen lassen. Charis konnte daher schreiben und lesen. Sie war eine ruhige und sanftmütige junge Frau, die immer versuchte aus allem das Beste zu machen.
    Ihren Namen hatte sie einst von ihrem ersten Besitzer bekommen, damals in Thessalien. Er nannte sie nachdem, was er in ihr sah - Anmut und Liebreiz. Das war lange her.
    Nun saß sie in einem der Käfige, des griechischen Sklavenhändlers, der sie vor einigen Monaten in Delos von seinem Kompagnon gekauft hatte und sie nach Rom mitgenommen, um sie dort gewinnbringend wieder zu verkaufen. Ihre Hände umfaßten die hölzernen Gitterstäbe und sie sah hinaus. Ihre lange Reise, die in Athen begonnen hatte und die sie zu der Kykladeninsel gebracht hatte, auf der sich einr der größten Sklavenmärkte Griechenlands befand, sollte nun hier in Rom ihr Ende finden. Charis würde auch dies wieder ohne zu Murren über sich ergehen lassen.
    Der Tag hatte erst angefangen. Der Platz vor dem Stand des Sklavenhändlers war fast noch leer. Nur einige wenige hatten sich schon eingefunden, um sich über das Angebot zu informieren oder um das eine oder andere Schnäppchen zu machen. Zu Beginn der Verkaufskampagne, versuchte der Händler erst die weniger attraktiven Sklaven los zu werden. Alte und schwache Sklaven, oder unansehnliche, Sklaven mit Gebrechen, solche die nicht viel einbrachten, die er einfach nicht los werden wollte und sie deshalb günstiger verkaufte, da sie dem Händler auf Dauer hohe Kosten verursachte, weil er sie ja nicht verhungern lassen konnte. Später, wenn ganz Rom auf den Märkten unterwegs war, dann würde er seinem Publikum seine Glanzstücke präsentieren. Anmutige Knaben aus Griechenland, starke Nubier, ganz frisch gefangen, Ägyptische Schönheiten, die kein Mann freiwillig von seiner Bettkante stieß.
    Charis´aufmerksame Augen beobachteten eine ganze Weile die Menschen, die vor den hölzernen Gitterstäben an ihr vorbei liefen. Dabei fiel ihr unweigerlich ein gut gekleideter Mann ins Auge. Wahrscheinlich hätte er nicht ihr Interesse geweckt, hätten seine Augen nicht so traurig gewirkt. Sie beobachtete ihn eine ganze Weile und fragte sich, was wohl geschehen war, daß seine Augen so mit Trauer und Bitterkeit gefüllt waren. Offensichtlich hatte er es nicht so eilig, wie manch anderer, der an ihrem Käfig vorbei hastete.


    Sim-Off:

    Für den Käufer reserviert, Zuschauer sind aber willkommen ;)