So riesig groß war der Sklaventrakt doch gar nicht! Irgendwo mußte er doch stecken! Oder hatte er sich etwa schon rar gemacht, wie der elende Thraker?
Charis seufzte. Warum blieben solche Aufgaben immer an ihr hängen? Nur widerwillig suchte sie weiter, bis ihr die zündende Idee kam. Brix, der maiordomus wußte womöglich, wo der Neue steckte. Zumindes wäre dies seine Aufgabe gewesen. Schließlich war er dabei gewesen, als er gekauft worden war. Und normalerweise wies er auch die Neuen ein, nachdem sie angekommen waren. Also schlug sie die Richtung zu Brix´ Arbeitsraum ein... und machte dort eine erfreuliche Entdeckung. Vor dem Raum stand ein junger fremder Mann, der wie bestellt aber nicht abgeholt da stand und nichts tat. Rotblonde Haare, besonders helle Haut, grüne Augen - das paßte!
"Bist du der Neue? Der Gallier?", fragte sie etwas forsch. Ihre braunen Augen musterten den musklebepackten Mann, der sie allerdings in keinster Weise beeindruckter. Der Nächste also, dachte sie sich, behielt allerdings ihre Gedanken für sich.
Beiträge von Charis
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Charis wußte sehr wohl, was jener Wink zu bedeuten hatte. Ihre Herrin hatte sie kurz, bevor sie sie ins Bad begleitet hatte, in ihren Plan eingeweiht. Innerlich seufzend hatte sie ja schon die Neuigkeit über den neuen Sklaven aufgenommen, aber was die Flavia nun mit ihm vor hatte, übertraf einmal wieder alles!
Die Makedonierin erhob sich, und bewegte sich zielsicher auf leisen Sohlen zur Tür, die sie hinter sich schloß. Bevor sie weiter ging, atmete sie erst einmal tief durch. Sie konnte sich schon sehr gut vorstellen, was Celerina mit diesem Sklaven vor hatte. Ob sie ihn vorwarnen sollte? Aber warum sollte sie? Sie kannte ihn ja nicht einmal! Geschweige denn wußte sie, wie der neue Sklave aussah, oder wie er hieß. Gallier war er. Doch damit versiegten auch schon ihre Informationen, die sie über den neuen Sklaven hatte.
Zuerst versuchte sie ihr Glück in der Küche. Ein Neuankömmling hatte zumeist Hunger, besonders dann, wenn er von Tranquillus stammte. Allerdings war dort außer der Köchin niemand. Auf die Frage nach dem neuen Sklaven erntete sie nur ein Schultern zucken.
Ihr nächster Versuch führte sie zu den Sklavenunterkünften der männlichen Sklaven. Aber auch hier schlug ihr nur gähnende Leere entgegen.
Noch wollte Charis nicht aufgeben. War nur zu hoffen, daß die Damen im Bad reichlich Gesprächsstoff hatten, bis sie mit dem Sklaven zurück war! So lief sie einfach weiter und schaute sich nach dem neuen Gesicht um. -
Charis´ Wut fand kein Ventil, nichts wohin sie hätte entweichen können und auch Brix Worte vermochten dies nicht. Was ihr Brix sagte, war sicher gut gemeint und auch aufrichtig, aber was nutzte dies alles, wenn er nicht verhindern konnte, was geschehen war. Daß man Phraates nur auf die Plantage geschickt hatte, war dabei nur ein kleiner Trost. Ihr machte es schwer zu schaffen, daß sie nicht den Mut hatte, ihn zu schützen, indem sie die Wahrheit gesagt hatte. Sie allein kannte die Wahrheit. Sie wußte, wer schuldig und wer unschuldig war. Nur war sie wie erstarrt gewesen, als sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte, die Wahrheit zu sagen. War es Furcht? Oder einfach die Loyalität, die sie ihrer Herrin schuldig gewesen war? Sie hatte ihr mit einem Mal alles genommen, was ihr wichtig war. Sie hatte genommen, damit sie nicht hergeben mußte. Und damit auch keine weiteren Fragen aufkamen, hatte sie dafür gesorgt, daß sich ihr Liebhaber in Sicherheit wiegen konnte, allzeit bereit, wenn es ihr nach ihm gelüstete. All das wußte Charis und es ekelte sie. Sie hatte sich oft schon gefragt, was passiert wäre, hätte sie den Mut zur Wahrheit gehabt. Sklaven glaubte man nicht. Celerina hätte ihr die Augen ausgekratzt, und Corvinus?
Brix nahm seine Hand von Charis´ Rücken. Die Wut würde niemals vorbei gehen. Nicht solange sie lebte. Nicht, solange es eine solche Ungerechtigkeit gab.
"Ich hätte ihm alles sagen müssen. Corvinus, er hatte mich angewiesen, ihm alles zu berichten, was mir auffällt. Aber ich habe es nicht getan. Egal was ich tue, Brix, nichts wird vorbei gehen. Gar nichts." Die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage war so erdrückend für sie. Nichts würde wieder gut. Niemals.
"Ich wünschte, ich könnte jetzt bei ihm sein", sagte sie nach einer kleinen Pause, jedoch keiner ihrer Wünsche, sofern sie überhaupt einen hatte, war jemals in Erfüllung gegangen. -
Bist du in heimatlichen Gefielden oder muß du erst noch fliegen?
Ich frag nur, wegen der Vukanaschenwolke, die halb Europa lahm legt.
Falls es damit aber keine Probleme geben sollte, wünsche ich dir auch viel Spaß dabei! -
Wie verzweifelt konnte ein Mensch noch sein? Was konnte unternommen werden, um diesen Schmerz zu lindern? Chris wußte sich darauf keine Antwort und weil sie keine wußte, umso unglücklicher wurde sie. Alsbald hatte sie herausgefunden, wer neben ihr saß. Es war Brix, der maiordomus, der ihr ein wenig menschliche Wärme gab, indem er bei ihr war und sie schließlichzu sich heranzog. Aber was noch wichtiger war, er stellte keine dummen Fragen. Jeder, der nicht mit Scheuklappen durchs Leben ging, wußte was in den letzten Wochen vorgefallen war. Auch wenn nicht jedem die Zusammenhänge klar geworden waren, so war es doch offensichtlich, warum Charis weinte. Vielleicht war nicht jedem bewußt, wie viel ihr der Parther bedeutet hatte, doch spätestens jetzt konnte Brix zumindest eine Ahnung davon bekommen, wie trist und leer es in Charis´ Herzen aussah.
"Sie hat ihn einfach ans Messer geliefert! Einfach so! Und dabei ist er doch unschuldig. Ich hasse sie dafür! Ich hasse sie so sehr! Am liebsten würde ich sie... Ich würde sie...", sagte sie schluchzend doch ihre Wut war deutlich herauszuhören. Charis´ Fäuste ballten sich, doch sie brachte es nicht weiter über ihre Lippen, was sie am liebsten mit ihrer Herrin anstellen wollte, hätte sie denn die Möglichkeit dazu gehabt. Sie war so machtlos und doch tobte die Wut in ihr. -
Charis blickte zum Mond hinauf. Wenigstens konnte sie so bei Phraates sein, was immer er nun auch tat. Vielleicht reckte er ja gerade seinen Kopf im gleichen Moment auch zum Himmel, irgendwo auf Sardinien, und dachte voller Schmerz an sie. Der Fluß der Tränen wollte gar nicht versiegen. Schluchzend setzte sie sich auf eine Treppenstufe und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
Sie wäre mit ihm gegangen, hätte sie nur gekonnt. Hätte sie sich nur aufgelehnt, gegen ihre Herrin, als sie den Parther fälschlich beschuldigte, wäre sie nur zu Corvinus gegangen und hätte sich für Phraates eingesetzt, dann wären sie wohl nie getrennt worden. Dann wäre dieses Leben, so schwer es auch sein mochte, erträglich gewesen.
Als sich plötzlich jemand neben sie setzte und sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, zuckte sie erst zusammen. Wie schön wäre es gewesen, wäre dies Phraates gewesen, der sich neben sie gesetzt hatte und der seine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte. Sie zögerte, als es darum ging, nachzusehen, wer derjenige war, denn sie wollte sich nicht schon wieder der Enttäuschung hingeben müssen. Ihr Geliebter war weit fort. Zu weit, um ihn zu erreichen. Zu nah, um ihn vergessen zu können. -
Seitdem Phraates fortgebracht worden war, waren dunkle Wolken in Charis Leben heraufgezogen. Er war der einzige, der wichtigste Mensch in ihrem Leben geworden. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten, die sie mit dem Parther gehabt hatte, hatten sie sich doch noch gefunden und sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt. Daß es dem Parther ähnlich gegangen war, hatte er ihr immer wieder in Kleinigkeiten gezeigt. Eine Blume, die er ihr ins Haar gesteckt hatte, kleine Geschenke, die er ihr gemacht hatte, ein leidenschaftlicher Kuß, wenn sie sich tagsüber über den Weg gelaufen waren und wundervolle Nächte, die sie miteinander verbracht hatten. Die Makedonierin fühlte sich, als habe man ihr das Herz aus der Brust geschnitten, nachdem der Parther so schwer bestraft worden und nach Sardinien gebracht worden war. Und es gab niemanden in diesem großen Haus, dem sie hätte ihr Leid klagen können. Siv, die sie seit ihrem ersten Tag in der Villa Aurelia gekannt hatte, war fort gegangen und mit den anderen Sklaven hatte sie einfach zu wenig verbunden, als daß sie sich ihnen hätte anvertrauen können.
Was noch erschwerend hinzu kam, war ihre Herrin. Celerina war für all das Unheil, welches ihr widerfahren war, verantwortlich. Wie konnte sie es für sich vereinbaren, ihr ergeben zu dienen und sie nicht zu hassen, für daß, was ise ihr angetan hatte? Charis war dazu erzogen worden, stets loyal zu ihren Herrschaften zu stehen und ihre eigene Bedürfnisse vollkommen auszublenden. Seit sie jedoch Phraates kennengelernt hatte, der ein freier Mann war, bevor er Sklave geworden war, war das anders geworden. Er hatte ihr beigebracht, ihre eigenen Bedürfnisse zu hinterfragen und diese auch zu stillen.
Seit Phraates fort war, begann in Charis etwas heranzuwachsen, was Tag für Tag, Ohrfeige für Ohrfeige stärker wurde. Doch es gab kein Ventil, das ihr geholfen hätte, das Angestaute abzulassen.Ohnmächtig vor Wut und Kummer, das Gesicht mit Tränen überströmt war sie hinaus in den Hof gegangen, nachdem sie all ihre Aufgaben erledigt hatte, dort wo sie sich früher immer mit Phraates getroffen hatte. Der volle Mond stand schon am Himmel. Der selbe Mond der auch über Sardinien stand....
Sim-Off: Reserviert!
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Es bedurfte nicht vieler Worte, die Charis von sich geben mußte, um den Wartenden endlich einzulassen. Ihr war es sichtlich peinlich gewesen, nicht nur wegen der langen Wartezeit. Auch wegen der geröteten Wange, die ein unmissverständliches Zeichen für Celerinas Wutausbruch gewesen war. Bedrückt sah sie zu Boden, als der Aurelier an ihr vorbeischritt. Dann stellte sie sich in eine Ecke, um dort solange zu bleiben, bis man sie wieder brauchte. Inzwischen würde sie dem nun beginnenden Gespräch lauschen. Normalerweise hörte sie meistens gar nicht richtig hin, was die Herrschaften miteinander zu besprechen hatten. Diesmal aber interessierte es sie brennend. Mindestens genauso brennend, wie sich noch immer ihre Wange anfühlte. Charis´ Verachtung für Celerina stieg mit jedem Mal, da sie sie schlecht behandelte oder sie sogar schlug. Die Flavia hatte einen großen, fatalen Fehler begangen. Ihr den Mann wegzunehmen, den sie geliebt hatte, das hätte sie nicht tun dürfen!
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Der Aurelier ließ einfach nicht locker. Auch nicht auf ihr bitten. Charis mußte einmal mehr einsehen, wie machtlos sie doch war und nickte resigniert. "Ich werde sie davon in Kenntnis setzten, Herr. Bitte warte hier!" Die Makedonierin zog vorsichtig die Tür zu und näherte sich mit einer Öllampe ihrer Herrin. Schemenhaft tauchte das verschlafene Gesicht Celerinas vor ihr auf. Fragend sah sie schließlich zu ihrer Sklavin auf. "Und?", fragte sie ungeduldig. "Wer war das, hm? Wer hat mich aus meinem Schlaf gerissen?" Celerinas Stimme klang empört und bedrohlich. Charis kannte das nur zu gut. Unabsichtlich hatte sie gegen den Befehl ihrer Herrin gehandelt, was ihr mit Sicherheit noch teuer zu stehen bekam.
"Aurelius Ursus wartet vor der Tür, Herrin. Er sagt, er möchte dich sprechen." Charis´ Stimme klang eingeschüchtert, obwohl sie versucht hatte, sachlich zu bleiben. Ihre Herrin ließ dies vorerst unkommentiert stehen, doch dann schlug sie los. "Hatte ich nicht ausdrücklich gesagt, ich möchte niemanden sehen? Hier geht es zu, wie in einem Taubenschlag. Heute Morgen warst du nicht da. Nun bist du da und befolgst trotzdem nicht meinen Anweisungen! Ich frage mich, warum ich mich eigentlich mit dir noch länger herumschlage. Du bist so überflüssig!" Celerinas Hand fuhr aus und versetzte der Sklavin eine Ohrfeige.
Der Schlag verursachte Charis einen brennenden Schmerz. Ihre schossen Tränen in die Augen, doch sie klagte nicht. "Es tut mir so leid, Herrin! Ich sagte ihm, er soll wieder gehen, aber...", begann sie sich zu verteidigen, aber Celerina gab ihr keine Gelegenheit, sich auszusprechen "Still! Schweig endlich, du dummes Ding! Los, auf was wartest du noch? Öffne die Vorhänge, lüfte das Zimmer und dann hilfst du mir beim einkleiden!" In Celerina brodelte es. Charis kannte sie ganz genau. Wenn sie nun noch etwas tat, was ihr Missfallen erregte, dann war sie verloren!~ etwa eine halbe Stunde später ~
Charis hatte auf Hochdruck gearbeitet. In kürzester Zeit hatte sie ihre Herrin wesentlich ansehnlicher gemacht, als sie die letzten Tage gewesen war. Außerdem hatte sie provisorisch das cubiculum aufgeräumt, so daß man sich ungehindert auf die Stühle der Sitzgruppe setzen konnte, ohne daß man Gefahr lief, sich auf eine Schriftrolle, auf Kleider oder gar auf Essensreste setzte.
Die Makedonierin war mächtig ins Schwitzen geraten, als sie zur Tür eilte, um den wartenden Aurelius einzulassen. Ihre Wange, auf die sie Celerina geschlagen hatte, war noch gerötet.
"Bitte tritt ein, Herr! Die Herrin möchte dich nun empfangen", sagte sie, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. -
Charis erschrak, als der Aurelier plötzlich seine Hand an die Tür legte, um sie daran zu hindern, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Ein gequälter Blick sandte sie an Ursus aus, doch der hatte kein Mitleid mit ihr. Wieder stellte er sie zur Rede und wieder mußte sie mit sich kämpfen, denn Celerina hatte sie dazu angehalten, kein Wort über all das zu verlieren.
"Nein, Herr, Sie ist nicht krank. Sie ist einfach nur müde." In ihrer Stimme schwang etwas bittendes mit, er möge nicht näher nachfragen, denn je mehr sie sagte umso tiefer geriet sie in den Sumpf, der sie unbarmherzig hinunter ziehen würde.
Ursus Bitte, oder vielmehr war es ein Befehl, bejahte sie nickend, als sie plötzlich im Hintergrund ein Geräusch vernahm, was zweifellos von einem zu Boden gefallenem Glas stammte.
"Charis!!! Wo bist du? Charis, was geht hier vor?" Celerinas Stimme klang noch verschlafen, doch ihre Worte waren voller Jähzorn. Der Lichtschein der geöffneten Tür mußten sie geweckt haben.
Als wäre etwas in Charis gefahren, blickte sie wieder voller Furcht in Celerinas Richtung, dann wieder zu dem Aurelier. "Bitte Herr!" Ihr Bitten war voller Verzweiflung. Sie wußte, was ihr nun blühte, wenn er nun hier eindrang. -
Die Befürchtungen der makedonischen Sklavin bestätigten sich. Weshalb hätte der Aurelier auch sonst klopfen sollen? Natürlich wollte er zu ihrer Herrin und natürlich wollte er sie sprechen. Doch Celerina zu verleugnen, das brachte sie nicht fertig. Sie war nicht gut im lügen und der Aurelier hätte dies sofort gemerkt. Also war es besser, bei der Wahrheit zu bleiben und zu hoffen, Ursus würde sich damit zufrieden geben.
"Es tut mir leid, Herr. Die Herrin ruht. Ich darf niemanden einlassen." Charis sprach nun noch leiser, um zu vermeiden, daß Celerina erwachte und sie dann letztlich ihren Zorn zu spüren bekam. Vorsichtshalber sah sie sich schnell in Celerinas Richtung um. Noch war alles still. Wie gut! Sie schlief noch immer. Die Erleichterung darüber sah man Charis an, sie lächelte sogar flüchtig und wollte die Tür schon wieder schließen. -
Charis lag noch die Schelte ihrer Herrin in den Ohren, die sie bezogen hatte, weil sie nicht zur rechten Zeit am rechten Ort war, wie sie sagte. Die Makedonierin war nicht da gewesen, als es am Morgen bereits zum ersten Mal geklopft hatte und die domina höchstpersönlich zur Tür hatte scheiten müssen, um sie zu öffnen. Nun, da Celerina sich von den 'Strapazen' des Tages erholte und etwas schlief, gab sich Charis besonders viel Mühe, so wenig Radau zu machen wie möglich. Als nun wieder jemand vor der Tür stand und Einlaß begehrte, sprang sie auf, um zur Tür zu eilen. Vorsichtig öffnete die Tür einen Spalt, um nachzusehen, wer Celerina aufsuchen wollte. Sie hatte einen Sklaven erwartet, doch nicht Aurelius Ursus, der angeheiratete Neffe ihrer Herrin. Sie räusperte sich, bevor sie im Flüsterton zu sprechen begann. "Salve Herr, was kann ich für dich tun?" Charis´ Worte waren freundlich, doch merkte man ihr an, daß ein wenig Furcht mitschwang. Celerinas Befehle waren eindeutig gewesen und sie konnte sich schon lebhaft vorstellen, was passierte, wenn sie diese nicht beachtete.
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"Bitte Herrin, du weißt doch, daß Phraates unschuldig ist! Bitte bewahre ihn vor dem Zorn des Herrn, bitte!" Charis flehte ihre Herrin inbrünstig an. Nur sie hatte Macht, den Parther vor dem Schlimmsten zu bewahren. Das Gesicht der Flavierin blieb jedoch wie versteinert. "Ich werde dafür Sorge tragen, daß man ihn nicht in die Minen schickt. Mehr kann ich nicht für ihn tun.", antwortete Celerina eintönig. Die Makedonierin glaubte, in einem Alptraum zu sein, aus dem es kein Erwachen mehr gab. Die Flavierin hatte ihr einen Stich mitten ins Herz versetzt. Etwas starb in ihr an diesem Tag. Das Vertrauen, das sie in ihre Herrin gesetzt hatte, der Glaube, ihr Sklavendasein hätte seine Berechtigung. An diesem Tag lernte Charis zu verabscheuen und zu verachten....
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Des Schlosses Wände waren gebildet von dem treibenden Schnee und Fenster und Thüren von den schneidenden Winden, da waren über hundert Säle, alle wie der Schnee sie zusammentrieb, der größte erstreckte sich mehrere Meilen lang, alle beleuchtet von dem starken Nordlicht, und sie waren leer, eisig, kalt und glänzend. Nie gab es hier Lustbarkeit, nicht einmal einen kleinen Bärenball, wozu der Sturm aufspielen und die Eisbären auf den Hinterfüßen gehen und dabei ihre Geberden hätten zeigen können; nie eine kleine Spielgesellschaft mit Maulklapp und Tatzenschlag; nie ein klein bißchen Kaffeeklatsch von den weißen Fuchsfräuleins; leer, groß und kalt war es in den Sälen der Schneekönigin. Die Nordlichter flammten so genau, daß man sie zählen konnte, wenn sie am höchsten und wenn sie am niedrigsten standen. Mitten in diesem leeren unendlichen Schneesaale war ein zugefrorener See, der war in tausend Stücke gesprungen, aber jedes Stück war dem andern so gleich, daß es ein wahres Kunstwerk war. Mitten auf diesem saß die Schneekönigin, wenn sie zu Hause war, und dann sagte sie, daß sie im Spiegel des Verstandes sitze, und daß dieser der einzige und der beste in der Welt sei
aus H.C. Anderssen "Die Schneekönigin".Fünf Tage waren bereits vergangen, in denen sich Celerina, einer Mumie gleich in ihrem Mausoleum verschanzt und zu keiner Zeit ihr cubiculum verlassen hatte. Nichts, keinem Lichtstrahl, geschweige denn einem frischen Luftzug war es gestattet, einzudringen. Je länger dieser Zustand andauerte, umso größer wurde es für die Makedonierin zur Überwindung, tagtäglich ihren Dienst zu versehen. Zu ihrer Verachtung gegenüber Celerina kam nun noch der Ekel hinzu.
Still war es um Celerina geworden, totenstill. Die Makedonierin hatte die Flavierin zu einem Gegenstand degradiert, den man versorgen mußte, dem man aber sonst keinerlei menschliche Wärme schenkte. Phraates Schreie waren das Letzte, was ihr Herz zum brennen gebracht hatte, seitdem war es zu Eis gefroren. Eisig, genau das traf zu. Alles in und um Celerina herum war zu Eis geworden. Eisig, kalt und starr. -
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Zitat
Original von Phraates
"Gazellensandalen...", wiederholte Charis verträumt und machte dabei den Eindruck, sie müßte gleich dahin schmelzen. "Das hast du aber schön gesagt!" Ach ja, seufzte sie innerlich. Phraates war immer so um ihr Wohlwollen besorgt. Er würde, wenn er könnte, sie auf Händen tragen und mit allem Luxus überschütten, den sie sich wünschte. War das nicht einfach wunderbar und so romantisch? Freilich, den Luxus konnte er sich als Sklave nicht leisten, aber dafür konnte er ja schon mal anfangen, sie auf Händen zu tragen.
Die Makedonierin war noch ganz in die Vorstellung verliebt, wie sie eines Tages ihre gemenisame Zukunft gestalten konnten, der Parther und sie. Wenn es denn eine gemeinsame Zukunft gab, denn letztendlich lag es ganz allein bei ihrer Herrin und deren Plänen. Wenn es ihr in den Sinn kam, die Makedonierin oder den Parther zu verkaufen, dann gab es einfach keine gemeinsame Zukunft!
Charis hatte solche Situationen schon oft erlebt. Ihrer eigenen Eltern hatte sie auf diese Weise verloren. Es machte sie nun traurig, wenn sie noch länger darüber nachdachte. Besser war es, die Erinnerungen verblassen zu lassen und sich essentiellen Dingen, wie dem Essen hinzugeben.
"Oh lecker, lukanische Würstchen und dazu frisches Brot!", stimmte sie in die allgemeine Begeisterung mit ein.
Die Euphorie wurde jedoch von dieser dunklen Gestalt gebremst und dem, was sie sagte. Der Fremde hatte zwar Phraates angesprochen, doch Charis war es nun gar nicht mehr so wohl, bei dem Gedanken, lukanische Würstchen zu essen. -
Während Charis noch in Gedanken von ihrem allerliebsten Lieblingsparther träumte, fiel ihr Blick rein zufällig auf den Nachbarstand, an dem Schmuck verkauft wurde. Ein junger Mann stand dort und betrachtete sich die Auslagen. Es dauerte nicht lange, bis der Händler Lunte roch und ihn ansprach.
Charis seufzte innerlich. Wie romantisch, ein Mann der seiner großen Liebe ein Schmuckstück kaufen will. Der Schmuck war, für einen mittellosen Sklaven zumindest, unerschwinglich und so wandte sie sich lieber wieder Sofia zu, die etwas ungestüm ihre Nase in ein buntes Stoffsäckchen, gefüllt mit Lavendel steckte und beinahe im siebten Himmel schwebte.
"Ahhh, riecht das gut!" Der Gewürzhändler rümpfte etwas die Nase. "Ach, das ist nur Lavendel! Das wächst hier überall! Wie Unkraut. Probiere lieber einmal das hier!" Er reichte ihr ein Säckchen mit viel teurerem Sandelholz. Als Sofia es nehmen wollte wurde sie plötzlich von dem nett aussehenden jungen Mann gegenüber umgerissen.
Charis erschrak und Sofia begann zu schimpfen. "He, kannst du nicht aufpassen, du Trottel!? So was dummes aber auch!" Die Makedonierin bot ihrer Begleitung gleich ihre Hand an und half ihr wieder beim Aufstehen. "Sei doch nicht so streng mit ihm!", beschwichtigte sie Sofia. "Er hat es bestimmt nicht mit Absicht gemacht!" Charis sah, wie unangenehm es dem jungen Mann war. Er tat ihr richtig leid und deshalb zwinkerte sie ihm unauffällig zu. -
"Was?", fragte Charis, die gerade mal wieder überhaupt nichts verstand, was das kleine Mädchen von ihr wollte. Dabei übersah sie völlig die Möglichkeit, daß Marei den Ausdruck, der letzte Schrei schlichtweg nicht kannte.
"Nein, keine schreienden Sandalen! Die sind aus Gnuleder! Das hab ich letztens irgendwo aufgeschnappt." Dann meldete sich auch noch Phraates und steuerte gegen -Charis Vorhaben, sich Schuhe aud Gnuleder zu kaufen. "Na, ich brauche das! So was will ich auch haben. Einmal im Leben will ich Gnulederschuhe haben!" Warum sie das wollte, wußte sie selbst nicht so genau.
Weshalb Marei einen roten Mantel wollte, konnte man ja vielleicht nich verstehen. Und ob der unbedingt rot sein mußte? Und was war das miot den Socken? Aber genauso gut hätte sie Phraates fragen können, was er denn mit einer Wasserpfeife wollte.
"Hä? Attilas Socken? Zum kochen? Was ist das denn? Das habe ich noch nie gehört, daß man Socken kochen und essen kann! Apropos essen, ich könnte jetzt einen Happen vertragen! Was hast du vorhin über die Lucanischen Würstchen erzählt , Phraates?" -
Zitat
Original von Silko
ABER im Gegensatz zu den Pferderennen geht halt bei Gladiatorenkämpfen die Sache für mindestens die Hälfte der Teilnehmer tödlich aus. Wie soll man das simmulieren, ohne eben die "Supermännerei" zu machen? Ich meine das Problem ist halt, dass niemand einen Gladiator spielen will, der nach dem ersten Kampf tot ist....
Zum einen sollte man mal festhalten, das nicht alle Gladiatorenkämpfe immer um Leben oder Tod gingen. Außerdem, wozu hat man den NPC´s? Dann müßen die eben ins Gras beißen.
Und außerdem bietet das eine besonders interessante Möglichkeit, seine unliebsam gewordenen Chars ins Elysio zu befördern. Ich verweise da mal auf die ad bestias des Finn Kylian hin.
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Sofia
"Das kannst du laut sagen, Charis!", meinte Sofia kopfschüttelnd. Doch damit wollte sie sich natürlich noch lange nicht zufrieden geben, denn ihre stetig wache Neugier wollte ständig neue Nahrung finden und deshalb scheute sie sich nicht, weiter zu fragen. "Ja, und hast du das gewußt, daß sie und der Thraker... na du weißt schon!" Meine Güte, wenn das rauskam! Aber was dann die Konsequenzen waren, machte sich Sofia gar nicht erst bewußt, sie wollte nur ihre Neugier stillen.
"Nein, natürlich nicht!", gab Charis zurück. "Dahinter bin ich erst in Ostia gekommen. Meine Güte, wenn das ihr Ehemann, der Senator erfährt und wenn es erst mal an die Öffentlichkeit kommt. Aber ich kann dir noch ganz andere Sachen erzählen! Eigentlich ist die Herrin ja ganz arm dran! Mit der würde wohl keiner tauschen wollen.", mutmaßte Charis. Obwohl sie nun erst ein Jahr im Dienste Celerinas stand, hatte sie doch schon einiges mit ihr erlebt und kannte auch Ding über sie, die sonst (fast) niemand kannte.
Die beiden Sklavinnen gingen immer noch weiter, bis Sofia schließlich an einem Stand stehen blieb, an dem es frische und getrocknete Kräuter zu kaufen gab. "Oh, riecht das gut! Was ist das?" Sie deutete auf ein buntes Stoffbeutelchen, das mit einem wohlriechenden Inhalt gefüllt war. "Das ist eine Mischung aus verschiedenen Rinden, Samen und Kräutern aus dem Orient, werte Dame!", erklärte sogleich der geschäftstüchtige Händler. Sofia war nicht nur von dem exotischen Duft angetan, auch daß der Händler sie werte Dame genannt hatte, fand sie außerordentlich. "Hier riech mal, Charis!" sagte sie kichernd und hielt der andern das Säckchen entgegen. Charis sog den Duft ein in begann verzück zu lächeln. "Ah Sofia, wie gut das riecht! Das erinnert mich, ähm, an... irgendwie an Phraates!"Natürlich hatten sie immer noch nicht bemerkt, daß jemand sie verfolgte, und was noch schlimmer war, sie belauschte! -
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Sofia
"Sag mal, weshalb wollte sie denn eigentlich nach Ostia? War ja eine Mords Aufregung, als ihr plötzlich weg ward!" hakte Sofia nach, die immer Appetit auf Neuigkeiten hatte und wie es schien, in Charis ein williges Opfer gefunden hatte.
"Ja, das kann ich mir gut vorstellen," meinte sie beipflichtend und begann immer weiter zu erzählen. "Na, wahrscheinlich, weil Ostia weit genug weg ist von Rom und doch so nah ist, daß sie in ein paar Stunden wieder zurück sein kann. Und außerdem haben die Flavier dort eine Casa. Da haben wir gewohnt." Sofia starrte sie fragend an. "Wie meinst du das, weit weg genug von Rom?" Gab es da einen bestimmten Grund, weshalb die Flavia weit genug weg sein wollte von Rom?
"Nun ja, so wie ich es gesagt habe!", antwortete Charis und tat sehr geheimnisvoll. Dann trat sie etwas näher an Sofias Ohr und sprach leise weiter "Mal ganz unter uns, sie hat das alles nur gemacht, um mit diesem Sklaven, dem Thraker, der letztes Jahr geflohen war, allein zu sein!"
"NEIN!!!", rief Sofia laut, so daß alle Umstehenden zwangsläufig auf die beiden Sklavinnen aufmerksam werden mußten. "Die Flavia und der Thraker? Das ist nicht dein ernst!"
Charis sah sich etwas nervös um, nachdem die andere Sklavin so laut losgeprustet hatte. Aber anscheinend hatte niemand größere Notiz von den beiden genommen. Nur ein junger Mann war ihr aufgefallen, der ihnen nachgepfiffen hatte. Aber das hatte nicht viel zu bedeuten und deshalb scherte sie sich auch nicht groß darum. Über die Herrin zu tratschen war viel spannender!
"Psss, nicht so laut! Wenn uns einer hört! Ja, genau! Celerina und der Thraker! Ganz schön verrückt, nicht!" Wahrscheinlich war Charis nicht die einzige in der aurelisch-flavischen Sklavenschaft, die den Thraker nicht besonders mochte.