Beiträge von Marcus Hadrianus Barbatus

    Einen Moment war er verwirrt angesprochen worden zu sein, da er sich auf die Tiere konzentriert hatte und dann auch noch in diesem Akzent, der ihm unbekannt vorkam. Dementsprechend schaute er kurz etwas irritiert drein und meinte dann: "Salve," hielt einen Moment inne um zu überlegen, ob ihm zu helfen war und zuckte dann, mit einem selbstironischen Lächeln in den Mundwinkeln die Schultern. "Ich bin mir nicht sicher, ob mir zu helfen ist."


    Wieder hielt er einen Moment inne und deutete dann schließlich auf die Tiere. "Ich stehe ein wenig auf Kriegsfuß mit diesen Tieren. Nun ja, ziemlich sogar. Als Soldat sollte man allerdings zumindest ein neutrales Verhältnis zu diesen Tieren besitzen, welches ich mit der direkten Konfrontation zu erschaffen suche. Ob man mir dabei helfen kann... Fraglich," er hob leicht schmunzelnd die Augenbrauen und sah den Knecht oder Sklaven, nein, Sklave, wie er sich wenig später selber korrigierte amüsiert über sich selber an.

    Vom Exerzierplatz kommend, wo die Probati sich heute der Kavallerieübung hatten stellen müssen, begab er sich beinahe direkt zu den Ställen. Eine Weile blieb er vor diesen stehen und betrachtete nur den Eingang ehe er sich aufraffte und sie betrat. Die meisten Boxen waren belegt und es herrschte hier und da Treiben. Er blieb eine Weile da stehen, wo er war und versuchte sich selbst dazu zu zwingen weiter zu gehen und sich den Pferden weiter zu nähern. Es war nicht leicht, aber schließlich trat er langsam vor, ein Schritt nach dem Anderen.

    Sie traten auseinander und jeder ging seine Ausrüstung zurück zu bringen. Marcus blieb noch eine Weile nachdenklich auf dem Platz stehen und sah dorthin, wo die Tiere hin verschwunden waren. Für heute war Schluß und somit hätte er sich jetzt den üblichen Arbeiten und der Muße hingeben können, aber stattdessen wandte er sich in eben jene Richtung und folgte den Tieren. Es war ihm nicht leicht gefallen sich dafür zu entscheiden und er bemerkte auch nicht den eigenartig fragenden Blick seines Freundes Titus, der sich schließlich abwandte und zu den Quartieren ging, aber er selber hatte eine Rechnung mit dem Leben zu begleichen.

    Nun, es war klar, dass es wieder was zu meckern gab. Damit rechnete wohl mittlerweile jeder automatisch. Das angeberische Gerede von Caesar führte hier und da zu einem Augenroller, dort und da aber auch zu erstaunter Bewunderung des Feldherren gegenüber. Ja vielleicht gar zu Entschlossenheit.


    Marcus bemühte sich absolut neutral zu wirken und sah tatsächlich für ein ungeübtes Auge auch so aus. Als der Befehl des Marschierens kam, reihte er sich an seinen Platz und vollzog stoisch jeden Befehl, den man an sie herantrug. Doch dabei schaltete er wahrlich nicht das Denken aus, nein, er dachte nach. Sein Blick war zuletzt noch einmal auf die Pferde gestoßen und er dachte an die Erzählung eines Legionärs in Britannien, der früher einmal auf der anderen Seite des Mittelmeeres gedient hatte. Dieser erzählte ihm und allen, die es hören wollten, von einem Volk dort in der Wüste, wo die Krieger sogar mit ihren Pferden in einem Zelt schliefen, da sie für sie die besten Kameraden sein mussten und sie sich blind vertrauen mussten im Kampf. Auf Grund seiner Abneigung Pferden gegenüber konnte er dies zwar nicht verstehen, bewunderte aber zugleich dieses Verhalten und die damit einhergehende Einstellung des Volkes, das man als Beduinen bezeichnete.


    Während weiterer Gedanken kam dann der Befehl sich in Formation gegen den Feind aufzustellen und auch dies taten sie alle. Waren es die Worte des Centurio gewesen oder das stoische Marschieren, wie auch immer, sie machten es gut und fast komplett synchron, kaum etwas zu beanstanden und wenn, doch noch nur nichtige Kleinigkeiten. Dann kamen die Angreifer. Der Befehl für die Bogenschützen. Die rasenden Pferde, das Gefühl einem Kampf näher zu sein, als je zuvor im Leben, trotz des Wissens, dass es nur eine Übung war.


    Sie funktionierten! Hier und da gab es Ausreißer, vielleicht gar Anflüge von Panik, aber sie standen. Einer machte sich in die Hose, als das Pferd für ihn viel zu Nahe auf ihn zuraste, aber er blieb stehen und simulierte sogar den Ablauf eines Bogenschützens. Er hatte Angst, aber er ließ sich von ihr nicht vollständig übermannen. Auch andere hatten Angst und man sah es ihnen an, aber nur wenige versagten.


    Titus war der Einzige, der wirkte, als würde er sich sogar freuen und darauf pochen wieder zu kämpfen. Ja, es war das Gefühl des Wieder, was einem da entgegen flog. Marcus gehörte jedoch zu denen, die Angst verspürten. Nicht vor einem Kampf, das wäre wohl nicht so schlimm gewesen, aber vor diesen verfluchten Pferden, die da auf ihn zustürmten. Nicht weil sie den Feind trugen oder tödlich sein konnten, sondern weil es Pferde waren. Als sie vorbei waren, auch er hatte den Befehlen gehorcht, lief ihm der Schweiß zwischen den Schulterblättern hinab und er atmete tief und erleichtert auf. Er wusste, wollte er bestehen, musste er etwas gegen seine Panik vor Pferden machen.

    Bei den Göttern... wieso wählte er denn schon wieder ihn aus? Das gab doch nur wieder eine dieser langen, nicht zu Atem kommenden reden des Centurios, der sich aufplustern musste. Brauchte wohl was um seinen Blutdruck in Schwung zu bringen, dachte er einen Moment bitter, verkniff sich aber jeglichen Kommentar oder Regung. Er hatte sich geschworen es dem Centurio zu zeigen und das würde er auch.


    Noch aber hatte er Schonfrist und so stand er nur in der Formation um seinen Aufgaben nach zu gehen. Gewissenhaft und ernst.


    Dann kam der Ruf, dass die Angreifer nur noch 150 Fuß entfernt waren und fast alle Bogenschützen reagierten. Allerdings leider nur fast alle. Zwei schliefen und begriffen zu spät, dass sie hätten schießen müssen, so das zwei Pfeile den Anderen einsam hinterher flogen und für den Angriff über die Köpfe weggingen. Die Anderen trafen mehr oder minder die Entfernung. Manche gingen etwas zu weit, andere zu kurz, aber ein recht guter Schnitt für die immer noch teilweise einigermaßen ungeübten Männer hätte getroffen.


    Bei 100 Fuß ging es hier und da besser, schneller, aber nicht überall. Wieder gab es Nachzügler, auch wenn ein paar von diesen besser die Entfernungseinschätzung hin bekam und eh schon kürzer warf. Oder war das nur Zufall? Der zweite Wurf wurde entsprechend nicht besser, aber zum Glück auch nicht schlechter. Alles in Allem nicht übermäßig befriedigend, aber auch nicht absolut Grotte.

    Über Umwege hatte der Optio, der den Brief abgab, diesen erhalten, samt einer kleinen Dankesbelohnung dafür, dass er ihn abgab. Der Probatus, der ihn um die Abgabe bat, hatte damit sein Erspartes endgültig aufgebraucht und wartete nun sehnsüchtig auf die nächste Soldzahlung. Aber der Brief ging weg und das war wichtig.


    Ad Medicus Germanicus Avarus,Casa Germanica, Roma, Italia


    Salve Medicus Germanicus Avarus,


    es grüßt Dich Marcus Hadrianus Barbatus.


    Ehrenwerter Senator, über Umwege erfuhr ich, dass Du in gutem Verhältnis zu meinem Verwandten Hadrianus Subdolus stehst. Ich bin ein Neffe von ihm, der Bruder des Aetius Hadrianus Consultor und Sohn des Galeo Hadrianus Poenius und der Hadriana Lartia. Viele Jahre lebte ich in Britannien - soweit ich mich meiner selbst erinnern kann fast immer - und hatte dadurch nur wenig Kontakt zu anderen Familienmitgliedern als den mir direkt anverwandten. Seit dem Tode meines Bruders gab es keinerlei Kontakte mehr.


    Seit wenigen Monaten befinde ich mich nun in der Legio II in Mogontiacum um dem Kaiser meine treuen Dienste zu bieten und meinem Leben einen vernünftigen Inhalt zu geben. Nach meiner Ankunft schrieb ich meinem Onkel einen Brief nach Ostia, wo er sich laut meinen letzten Informationen aufhalten sollte, jedoch habe ich bis heute keine Antwort erhalten, was mich in Sorge Dir diesen Brief senden lässt. Es mag sein, dass die Sorge umsonst ist, doch erhoffe ich mir von Dir eine Auskunft über den Verbleib meines Onkels. Ich hatte ihm einerseits geschrieben um ihn wissen zu lassen, wo ich nun bin und das es mich noch gibt, andererseits wollte ich natürlich auch mehr noch über ihn und sein Leben und sein Wohlergehen erfahren. Letztlich hatte ich aber auch eine Bitte an ihn herangetragen, auf derer ich mir eine Antwort erhoffte.


    Ein kleiner Funken des Zweifels nagt jedoch gerade wegen der Bitte an mir, denn vielleicht ist er auch wohl auf und mag mir nur wegen meiner Empfehlungsanfrage bezüglich eines Patrons nicht antworten? Du kennst ihn sicher besser als ich es bisher jemals konnte, immerhin haben wir uns das letzte Mal gesehen, als ich noch ein Baby war und ich erhoffe mir, dass Du mir antworten kannst und es auch gewillt bist.


    Verzeih meine Ausschweifungen, die ausschließlich aus der Sorge um meinen Onkel heraus entstehen. Normalerweise neige ich nicht zu solch wortreichen und auch emotionalen Korrespondenzen.


    Ich hoffe, Du kannst mir diese verzeihen und bist gewillt mir mit einigen Zeilen auf meine Fragen zu antworten. Schon jetzt möchte ich meinen größten Dank dazu äussern und erhoffe und wünsche Dir größtes Wohlergehen.


    In tiefer Ehrerbietung
    Marcus Hadrianus Barbatus


    Probatus, Legio II Germanica, Mogontiacum, Germania


    Sim-Off:

    bezahlt

    Der Probatus, der gefragt hatte, hörte aufmerksam zu und nickte zwischendurch immer wieder. Titus wirkte unbeteiligt, als er vom Centurio fixiert wurde, schien ganz in Gedanken gerade aus auf die Puppe zu sehen, während Marcus den Blick erwiderte und in seinen Augen einen Moment lang ein eigenartiger, vielleicht sogar gefährlicher, vielleicht aber auch nur so zu interpretierender Blick erschien. Ansonsten wirkte er jedoch absolut ruhig und entspannt, aufmerksam zuhörend.


    Dann kam der Befehl einen Schildwall zu bilden und mit ihren Scuta standen sie schließlich in der geforderten Formation und warteten ab ob es noch Korrekturbedarf gab und was dann auf sie zukommen mochte.

    Aufmerksam betrachtete er, nachdem er auf dem Platz eingetrudelt war, das Geschehen um sich rum und betrachtete die Puppe. Eine menschliche Nachbildung also. Nun denn. Kavallerieübung hieß, die gehassten Pferde kamen zum Einsatz. Nun, so lange er nicht reiten musste, was er nicht konnte und auch nicht lernen wollte, sollte es ihm egal sein. Er betrachtete, aus sicherer Entfernung die Reiter, die nun auf sie zukamen und die Puppe recht nett zu Boden ritten.


    Ja, wenn er da eine Person gewesen wäre, er hätte keine Chance gehabt, das war sicher. Einer der Probati, einer jener, die bisher zwar nicht brilliert aber absolut ordentliche und konstante Leistungen erbracht hatte, bat ums Wort und als man es ihm erteilte, fragte er nach: Wird in der Legion auch bei der Fußtruppe die Lanze eingesetzt? Als Bodenverankerung um die Pferde und somit die Reiter ausser Gefecht zu setzen? Er meinte damit die Fähigkeit einen Lanzen- oder Pfahlwall zu errichten.

    Jede Ausbildung bot hin und wieder die Zeit sich auch Zeit für Muße nehmen zu können. War es nun jene in den Thermen, bei einer Frau oder bei der hohen Kunst der Literatur. Er wählte, zumindest für diesen Abend, den Weg der Thermen nur für einen kurzen Augenblick, ehe er sich der hohen Kunst der Literatur hingab. Er hatte jemanden gefunden, der so freundlich gewesen war ihm, für fast sein gesamtes Erspartes, auf dem Mercatus zwei Werke griechischer und lateinischer Meister der Literatur mitzubringen: Homer und Gnaeus Naevius, ein sehr altes Werk.


    Homers Werke der Ilias kannte er bereits. Die Übersetzung ins Lateinische war ihm beim Lesen leicht von der Hand gegangen, allerdings quälte er sich danach mit dem griechischen Original. Dennoch war es ihm zumindest in kleinen Teilen gelungen es zu verstehen. Für seinen Geschmack aber noch nicht genug. Doch da er noch jung war, war da ja noch viel drin. Das Werk, welches er nun hier hatte, war die Odyssea, die er noch nicht kannte, die er aber schon voller Spannung erwartete. Dennoch beschäftigte er sich zunächst mit dem Werk von Gnaeus Naevius, beziehungsweise der Abschrift, die ihm hier vorlag: Bellum Punicum. Das Epos über den ersten punischen Krieg konnte ihm vielleicht sogar hilfreich bei seinem Dienst sein. Auch wenn gewisse Centurionen ja anderer Ansicht wären...

    Sein Blick blieb ausdruckslos als der Centurio seine Meinung kund gab, aber innerlich kochte er und stand kurz davor dem Centurio eine zu langen. In alten Zeiten wäre er ausgerastet und hätte sich mit ihm angelegt, aber die wenigen Wochen in der Legion hatten ihn bereits gelehrt seine Selbstbeherrschung zu stärken. Was wollte der Saftsack eigentlich? fragte er sich dennoch innerlich vor Zorn bebend. Er hatte gefragt und eine Antwort erhalten. Eine, seiner Meinung nach, durchaus völlig korrekte und genau auf die Frage des Centurios abgezielt. Und was blabberte der nun da? Wahrscheinlichkeitsrechnung... Disziplin... blablabla! Disziplin enstand schließlich nur aus Übung!


    Was für ein borniertes A...loch. Was für ein kurzsichtiger Vollidiot! Wie war der eigentlich zu einem Centurio geworden? Hatte wohl nach oben gebuckelt und nach unten getreten. Der Zorn war nur langsam zu kontrollieren und er nahm hin, dass der Mann vor ihm Leute nicht mochten, die zeigten, dass sie nicht nur stumpf Befehle befolgen konnten, sondern auch mitdachten. Aber damit war auch klar, dass sie beide niemals Freunde werden würden!


    Schweigend stand er auch noch da, als der Centurio endlich fertig war. Seiner Meinung nach hatte der Kerl keine Ahnung, aber das war seine subjektive und rein persönliche Meinung, die er sicherlich nicht laut ausplaudern würde, schon gar nicht in seinem momentanen Rang. Nein, er war sich sogar sicher, dass Denken und Disziplin sehr wohl Hand in Hand gehen würden. Aber wenn der Depp das so sah, wollte er ihn zunächst weiter blind durch die Welt laufen lassen. Er würde schon sehen, dass es so war, wie er es dachte. Aber dazu sagte er nichts und begann sich statt dessen langsam zu beruhigen. Als sich die Hand von Titus auf seine Schulter legte und dieser ihn angrinste, hob er nur sachte eben jene. Na nun haben wir ja was gemeinsam, grinste sein Freund. Die Beiden können uns nicht leiden. Was Titus ziemlich gelassen zu nehmen schien und letztlich Marcus auch nur zu einem schulterzuckenden Grinsen brachte.

    Man sah hier und dort angestrengte Gesichter und bei dem ein oder anderen auch Probleme mit dem Arm, der Schulter, irgendwas. Als er direkt angesprochen wurde, straffte sich seine Haltung und er erwiderte: "Centurio! Je nach Masse des Körpers, der auf das Schilddach einwirkt, ist es für die Legionäre unter diesen schwierig jenes aufrecht zu erhalten, weil Kraft und Übung fehlen. Während man in der Frontalen durchaus viel mit dem richtigen Stand ausmachen kann und ein Bollwerk zu bilden in der Lage ist, ist es in der Horizontalen vor Allem wichtig, dass die Legionäre über viel Kraft und Ausdauer in den Armen verfügen und die Schilde trotz der zusätzlichen Masse oben halten zu können.
    Sobald ein Schild einzubrechen droht, müssen alle reagieren und die horizontale Fläche eben halten um keine Lücken zu riskieren. Manch einer neigt dazu der Gefahr unbewusst oder instinktiv mit einem Rück- oder Seitswärtsschritt auszuweichen, dies muss die Übung lehren zu vermeiden!" Aufmerksam sah er den Centurio an, beziehungsweise knapp über dessen linke Schulter hinweg und wartete auf eine Antwort.

    Er nickte noch einmal dankend, grüßte dann zackig und wie es sich einem höhren Offizier gegenüber gehörte, drehte sich um, griff nach der Klinke, hielt noch einen Moment inne und zog die Tür dann entschlossen auf.
    Noch konnte er nichts machen um sich zu verbessern, ausser täglich an seinem Körper zu arbeiten, aber er wollte den Geist dabei nicht schleifen lassen und er würde sicher wen finden, der ihm sagen konnte, ob es hier im Castellum eine Bibliothek gab. Sonst würde er um Erlaubnis ersuchen, sobald dies möglich war und es in der Stadt eine gab, dort in seiner freien Zeit studieren zu dürfen. Mit diesen Gedanken verließ er den Raum und schloss die Tür wieder leise hinter sich.

    Er lächelte matt und schüttelte den Kopf. "Danke, aber den Kurs besitze ich bereits. Nun gut," meinte er und die Enttäuschung war nur schwer aus seiner Stimme zu verbannen. "Dann werde ich wohl oder übel einfach warten. Geduld ist der Schlüssel zu rationalem und vernünftigem Handeln. Höre geduldig zu, beobachte ruhig, denke nach und laß dir mit dem Reagieren Zeit," fügte er mit einem Lächeln an und zuckte leicht die Schultern. "Bitte um Erlaubnis wegtreten zu dürfen!"

    Ach Du je, das war doch nun wohl ein Scherz? Titus war dafür ja wohl bedeutend besser geeignet als er. Aber was würde es ihm bringen, wenn er nun dagegen protestieren würde: Nur Ärger! Also besann er sich auf ein Zitat: 'Es ist eine Kriegsdoktrin, nicht anzunehmen, dass der Feind nicht anrücken wird, sondern sich auf die eigene Bereitschaft zu verlassen, ihm entgegenzutreten; Nicht anzunehmen, dass er nicht angreifen wird, sondern Vorkehrungen zur eigenen Unbesiegbarkeit zu treffen.'


    Drum rüste dich; das Schiff liegt schon bereit, Der Wind ist günstig, die Gefährten warten, Und alles treibt nach nach vorn auf und fort, formte er ein weiteres Zitat um und ergab sich dem Befehl, wie auch dem nachfolgenden des Testudos. Als der Optio auf das Dach sprang, rief er laut: "Stärkt die Mitte, behaltet das Dach geschlossen, keiner reisst aus! Lasst die Schilde auf einer Ebene!"


    Immer wenn der Optio sich bewegte, versuchte die Reihe zu brechen, bemühte Marcus sich die Befehle so zu rufen, dass die Reihen geschlossen blieben und zugleich an den Angriffspunkten sich verstärkten. Irgendwie gelang es den Männern sogar, dass selbst ein weiterer Angriff höchstwahrscheinlich abgewehrt werden konnte, zumindest für eine Zeit. Als es plötzlich in den hinteren Reihen kritisch wurde, weil welche am Zurückweichen waren, rief er: "In testudinem tarda movete pergite" Durch die Vorwärtsbewegung schlossen sich die Reihen wieder komplett und das Dach war erneut zu.

    Er drehte sich wieder vollauf zum Praefectus um und nahm erneut Haltung an, während er diesen einen Moment nahdenklich musterte. Dann aber sagte er: "Gibt es für jemanden in einem niedrigeren Rang als den eines Optios eine andere Möglichkeit der Fortbildung, welche vielleicht derer der Academia ähnlich ist und gegebenenfalls dort anerkannt werden kann? Oder die einfach nur zu einer weiteren Förderung der Soldaten führen?"


    Aufmerksam sah er ihn an und wartete auf eine Antwort, rechnete aber mit wenig Möglichkeiten.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus


    Reatinus nickte zufrieden ob der Einsicht des Rekruten. Es gab Männer, die zeigten ihre Enttäuschung darüber offen, und Reatinus genoss es nunmal nicht, eine solche Bitte zu verweigern. Kam sie nun von einem Probatus oder einem Centurio.
    "In Ordnung, Probatus Hadrianus.", schmunzelte der Artorier, "Du darfst wegtreten.".


    Er nickte und grüßte den Praefectus ordnungsgemäß und wandte sich zum Gehen. Als er bereits die Hand an der Tür hatte, wandte er sich noch einmal um: "Praefectus, darf ich Dich noch etwas fragen?"

    Sie lösten die Schildkröte auf und liessen, mehr oder minder gelassen die Schimpftirade über sich ergehen. Viel Anderes blieb ihnen auch nicht übrig. Wieder lösten sie das Testudo auf und begaben sich in Ausgangsposition um noch einmal diese Formation zu üben. Sie mussten im Dach schneller werden und man konnte hier und da Lippen sich bewegen sehen, auch wenn man, wenn man weiter weg stand, da nichts hörte. Ausgehend kam das von Titus, aber das würde niemand nachvollziehen können, nur jene in der Mitte, denen diese erste Anweisung galt und von denen das nach aussen getragen wurde, wenn auch nicht ganz nach außen, weshalb Marcus davon zum Beispiel nichts mitbekam.


    Letztlich aber gingen sie wieder in Formation und mit einem Mal ging es recht gut. Sicher, sie waren noch nicht synchron und ja, einige brauchten immer noch recht lange, aber die Meisten schafften es nun halbwegs gleichzeitig hoch zu kommen und das Dach am Ende sogar geschlossen zu halten.


    Was in seinem Rücken vor ging, konnte Marcus nie sehen und wusste deshalb auch nicht, ob es nun klappte oder nicht. Er musste deshalb, wie alle in seiner Reihe auf das Urteil des Centurios warten.

    Nachdenklich lauschte er den Worten des Praefectus Castrorum und runzelte einen Moment die Stirn, ehe er langsam nickte. "Ich verstehe, Praefectus. Das ist natürlich ein wenig ärgerlich, aber was im Gesetz steht, muss selbstverständlich eingehalten werden. Nun gut, dann werde ich mir erlauben, Dein Einverständnis vorausgesetzt, zu einem solchen Zeitpunkt noch einmal vorzusprechen." Sollte er soweit kommen war eigentlich genau der richtige Zusatz, denn man wusste ja nie. Er war kein Überflieger wie Titus. Gut, er war nicht schlecht, aber auch nicht überdurchschnittlich. Schweigend blieb er noch stehen, um zu warten, ob der Praefectus noch etwas sagen wollte, ehe er dann darum bitten würde wegtreten zu dürfen.

    Marcus hob kurz eine Augenbraue und sah zu Titus rüber. War das nun Übereifer oder was war das Thema? Dieser ignorierte ihn und alle anderen aber nach dem Anraunzen und wirkte doch irgendwie völlig entspannt. Zwar war er sein Freund, aber irgendwas war einfach eigenartig an ihm. Aber nun ja, wer wusste schon, was daraus mal werden konnte. Am Ende würde er der perfekte Heermeister oder so.


    Er selber hielt sich nicht für so perfekt, denn er wusste, dass er Fehler hatte und die nicht zu knapp. So lange er vorne stand, war es kein Problem im Testudo, denn da war er gut, wie alle in der ersten Reihe. Die jedoch, die die Scuta über die Köpfe halten mussten, mussten erneut kämpfen im Gleichklang zu funktionieren. Wieder war Titus der Erste, schweigend diesmal, fast gelangweilt wirkend, während die Anderen folgten, wobei einige schon schneller waren.