Es war Elfleda einfach unbegreiflich, wie man so leben konnte. Ihr Heim war ihr Leben, sie kannte es gar nicht anders. Man hegte und pflegte das Haus und die Felder drumherum, hielt alles in Schuss und versuchte, immer neue Verbesserungen anzubringen. In einem Haus lebten drei, vier, manchmal sogar fünf Generationen beisammen. Und schon allein, um zu überleben, musste man mit den gegebenen Ressourcen haushalten.
Und hier war es so anders. Die Römer hatten so viel, was sie eigentlich gar nicht brauchten. Sie waren so unvorstellbar reich! Es war dekadent! Und anstatt, dass sie mit ihrem Reichtum noch mehr auf ihre Umgebung achteten, verschwendeten sie ihn einfach! Jeder gab seinen Wohlstand nur für sich aus, wie es der Germanin schien, und der Rest war ihm herzlich egal. Nun, auch Elfleda war kein barmherziger Samariter, der Brot an alles und jeden verteilte, aber diese Art des Egoismus, den sie langsam erkannte, der war ihr einfach unbegreiflich. Auch nach Landos Erklärung.
Sie kamen zu dem Fluss und Lando führte sie auf einen Steg. Er erklärte weiter, wie der Hafen funktionierte, aber Elfleda hörte nur mit halbem Ohr zu. Ihr Blick war nach unten gewand, auf die kleinen Ritzen zwischen den genagelten Balken, wo das Wasser durchschien. Wie tief es wohl sein mochte? Hielt dieses Konstrukt denn auch wirklich sicher? Was, wenn die Dielen morsch waren? Oder wenn eine große Welle kam?
Instinktiv kam sie näher zu Lando und ergriff seinen Arm, hakte sich eng an ihm ein. Nach seinen Erläuterungen machte sie nur sehr halblaut einmal “Hmhm“ und behielt weiter den Blick bei dem Wasser. Die Brücke, über die sie gefahren waren, um herzukommen, war schon unheimlich gewesen. Aber dieses Gebilde, das nur halb in den Fluss ragte, war noch viel, viel unheimlicher.
Kurz sah sie einmal vom Wasser zu ihrem Mann und meinte, ein wenig Unverständnis in seinem Blick zu entdecken. Für ihn war ihr Verhalten sicher kindisch und albern, aber in diesem Moment hatte Elfleda wirklich etwas Angst. Da war es ihr egal, ob er sie für kindisch hielt.
“Und dieses… Ding hier… ist wirklich sicher? Ich kann nämlich nicht schwimmen“, erklärte sie halbherzig ihre Reaktion und schaute wieder auf den Fluss, der groß und breit dahinfloss.